Es ist nicht leicht, ein politisches Blog zu betreiben, wenn man sich für das, was andere unter “Politik” verstehen, nicht mehr interessiert. Spätestens 2013, als ich hier ein paar Wochen Pause gemacht habe, wurde mir das deutlich. Während des langen Abschieds von Uena, der schon kurz darauf begann, brauchte ich Feynsinn als Anker und Fenster zur Welt [Wie so etwas aussieht? Keine Ahnung, darf ich vielleicht auch mal ne Metapher brechen?], daher ging es hier schon weiter, weil es musste und die Mischung, die dabei herauskam, finde ich gar nicht mal so schlecht.
Den Bezug zur Tagespolitik kann ich nicht wirklich mehr herstellen. Über Trump etwa schreiben, das geht nur, wenn man dabei völlig abhebt. Vielleicht muss man ja ordentlich was kiffen, um sich dem adäquat zu nähern. Erlauben wir uns aber eine kleine Fingerübung zu Martin Schulz, dem Großwurm von Würselen, Politpappnase vom Spaßbad, nur halt mit ganz viele Pappe und ohne jeden Spaß. Der Mann hat schon ein Charisma irgendwo zwischen Rudolf Scharping und einem Aktenarchiv aus den 60er Jahren, aber bei den Sozen reicht das für eine Euphorie, die die Mehrheit ihrer Mitglieder seit den frühern 80ern nicht mehr kennen – als sie das letzte Mal Sex hatten.
Demogrotschr Schulzialismus
Ach ja, die EsPeDe! Reminder, das sind die hier:
“Den Menschen verpflichtet, in der stolzen Tradition des demokratischen Sozialismus, mit Sinn für Realität und mit Tatkraft stellt [sie] sich in der Welt des 21. Jahrhunderts [...] ihren Aufgaben“.
Ein Kracher jagt den nächsten, und wer den Fußpilz zwischen den Zeilen kennt, liest hier richtig: “Sinn für Realität” bedeutet: “Alles Bullshit, wir regieren mit jedem und tun, was uns gesagt wird”. Sozialismus! In der SPD! Geile Ansage. Hatte ich neulich noch geunkt, die kommen jetzt bestimmt mit “sozialer Gerechtigkeit”, kommt ausgerechnet Griechenschredder Schulz mit – “sozialer Gerechtigkeit”. Wie das bei Puff-Peters Hartz-Agenten geht, wissen wir ja schon, aber wo ist BehleSchulz? Hier:
“Griechenland wird damit leben müssen, dass diejenigen, die viel Geld für die Sanierung des Landes geben, an Entscheidungen, wie es verteilt wird, maßgeblich beteiligt sind“. Jahaa, wer die Kapelle zahlt, bestimmt, was gespielt wird. Demokratie? Ähm, ja, aber Finanzierungsvorbehalt, wissens schon. Wenn also wer Staatsanleihen kauft oder ehemaliges Staatseigentum einkauft, dann hat der Bürger, zumal der faule Grieche®, das Maul zu halten. “Wie es verteilt wird” heißt: “Investoren” investieren, um Gewinne zu erzielen. In der verbotenen Sprache von früher heißt das: Kapital will Profit. Darüber kann man nicht abstimmen. Das lässt sich nicht einfach abwählen.
Same Ass the Old Boss
Noch ein kurzer Kommentar von einer eher sozialdemokratischen Zeitung:
“Aber welches Europa? Wie sieht das Gegenkonzept zur Strategie Merkel/Schäuble aus, die jedes konsequente Investieren in die ökonomische und soziale Zukunft der EU verweigern und sich lieber an die alte neoliberale Lesart von „Wettbewerbsfähigkeit“ klammern? Martin Schulz hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren im Europaparlament nichts anderes getan, als eine informelle große Koalition zu managen, die diese Politik im Großen und Ganzen durchgewunken hat. Das immerhin weiß man. Ob er auch die Alternative dazu repräsentieren kann, ist unbekannt.”
Also wenn der nicht Kanzler kann … seine größte Aufgabe ist der Nachweis, dass er die Alternative zu sich selbst ist, also quasi sein Gegenteil und sowieso nicht seiner Meinung. Kann er von Siggi lernen. Sozialismus halt bei freier Fahrt fürs Kapital, Demokratie nach Kontostand, demokratischer Sozialismus im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Schuldenbremse, Eigenverantwortung und Lohnabstandsgebot. Schuulz! Der Mann ist doch super, jedenfalls, wenn man der Verlagspresse folgt. Eine echte Alternative zu Rauten-Chucky. Endlich wieder Richtungswahlkampf.
Februar 3rd, 2017 at 20:04
Ein gerechter Kanzler, wie für Bürger Blöd gemacht.
Februar 3rd, 2017 at 20:55
Lucas Zeise fasst zusammen: “Der Mann will partout nichts anders machen als Merkel. Er ist vollkommen zufrieden mit der Politik, die die Regierung jetzt betreibt. Er würde sie fortsetzen, selbst wenn seine Partei mehr Stimmen erhielte als die Union und er tatsächlich zum Kanzler einer Koalition, zusammengesetzt aus welchen Parteien auch immer, gewählt würde.”
Alternativlos eben.
Februar 4th, 2017 at 10:10
Martin…my love seit 1992!
http://www.dailymotion.com/video/x44i8x_diether-krebs-ich-bin-der-martin-ne_music
Februar 4th, 2017 at 11:45
Ist wohl ein Test, wie viel Propaganda-Potenzial die Leitmedien noch besitzen. Wenn sie angesichts dieser Person tatsächlich einen messbaren Stimmenzuwachs für die SPD erreichen, haben sie ihre Daseinsberechtigung erfolgreich bestätigt.
Februar 4th, 2017 at 11:56
Es gab 2008 das letzte Mal kurzzeitig den Ansatz einer sinnvollen Diskussion in D-land, nämlich als Hans Herbert von Arnim sein Buch “Deutschlandakte” vorstellte: Die Angst der Politiker vor der Wählermacht
Der Mann ist nun wahrlich kein Linker oder ein Anarchist, sondern entwickelt seine Kritik aus dem und für das bürgerliche Lager.
Wenn aber so einer hingeht und sagt:
“Die Bürger haben keine Möglichkeit, wirklich ihre Meinung kundzutun; sie werden eher entmündigt. An ihre Stelle sind die politischen Parteien getreten, die aber ihre Funktion als Sprachrohre des Volkes nicht erfüllen. Sie wirken nicht an der politischen Willensbildung mit, sondern beherrschen sie weitgehend und unterlaufen die Gewaltenteilung.” (Quelle),
dann finde ich, man hätte ihm zuhören müssen. Das geschah auch, allerdings nur, um ihn zum enfant terrible zu stilisieren und ihm zu unterstellen, er wolle den Führerstaat (sic!).
Vor Arnim gab es schon andere, die inhaltsgleich argumentieren, wie z.B. Richard von Weizsäcker und Hans-Jochen Vogel: Wo bleibt das Prinzip Verantwortung?
Das wollte jedoch auch 1992 niemand zur Kenntnis nehmen. Konsequenzen? Ach iwo.
Lieber arbeitet man derzeitig an der Zerstörung föderaler Strukturen: Der Abschied vom Föderalismus und die Zentralisierung der Sicherheitsbehörden
Wenn die spd uns nun einen Kandidaten präsentiert, der nicht einmal von der Gesamtheit der eigenen Mitglieder gewählt wurde, dann ist das aus meiner Sicht mal wieder ein schönes Zeichen für den Zustand dieser “Demokratie”.
Spätestens seit dem Führer sollte doch klar sein, dass jeglicher Personenkult abzulehnen ist. Aber wenn man keinen Plan hat, dann ist das der sicherste Weg von der eigenen Inhaltsleere abzulenken.
Es ist außerdem zum Kotzen, dass die allgemeine Kritik an der afd dazu dient, alles zu übertünchen, was an struktureller Kritik sonst möglich wäre.
Ich fürchte tatsächlich, diese “politische Klasse” wird nicht einmal im Nachhinein verstehen, warum es irgendwann geknallt haben wird.
Februar 4th, 2017 at 14:24
Ich habe ja wegen dieses besch…enen Werbeblockers kaum noch Zugang auf deutsche Meinungen, Sichtweisen und Kommentare der deutschen Medien.
Sind das jetzt Fake News, dass dieser Kanzlerkandidat der SPD ,Martin Schulz, es geschafft hat, dass die SPD in der sog Wählergunst gegenüber der CDU so rasant aufgeholt hat und er inzwischen als Kanzlerkandidat grössere Sympahtien als Merkel geniesst?
Kann ich nicht glauben, will ich nicht. So blöd ist doch der deutsche Bürger nicht.
Der lässt sich doch nicht von diesen schmalen Bekenntnissen von “sozialer Gerechtigkeit” und “wir haben zu lange den sozialen Wohnungsbau vernachlässigkeit…” und, und, noch ein zweites mal verarschen lassen, wo die Sozzen ihm schon einmal vorgeführt haben, “yes we can”, selber Schuld, wenn ihr so bekloppt seid uns zu vertrauen..
Dann allerdings gilt: Die nächste Strafe muss noch härter ausfallen.
Februar 4th, 2017 at 14:54
@Troptard: Dann stimmt etwas mit deinen Einstellungen nicht. Ich nutze uBlock Origin und NoScript. Allerdings gebe ich NoScript “Skripte allgemein erlauben” mit auf den Weg, wenn ich zum Einstellen der Einzelfreigaben zu faul bin.
Februar 5th, 2017 at 04:12
Wenn der Soze meint, er sei einer von uns….denke ich aber auch so!
Martin, Du hast mich “öhäm” überzeugt!
Eigentlich brauche ich mich nicht zu verstecken! Ich war, bin oder besser gesagt, ich halte mich mit dem Alkohol zurück.
Werd ich jetzt auch Kanzler? Lobt man mich? Trägt man mich in Sänften in der Innenstadt herum?
Ehrlich gesagt, gelegentlich sauf ich weiter…;-)
Irgendwie, ja, auch wieder falsch, aber ehrlich gesagt, der Martin kennt nicht den diskreten Charme der Bourgeoisie! Nee, der nimmt das nicht wahr!
Aber den armen Martin trifft es doppelt, er darf nicht mehr saufen, muß sich benehmen wie seine Herrschaften es wünschen,
aber nachts heimlich pinkeln darf er noch…..;-)
In “Europa” konnte er saufen wie ein Schwein, sich vom Juncker auf die Glatze küssen lassen, und fort war alles….;-)
Soweit ist die SPD, ich meine damit nicht die Sozialdemokratie!!!
So langsam verstehe ich warum die KPD verboten ist und bleibt.
Februar 5th, 2017 at 09:40
@ Troptard:
Ich bin ohnehin sehr zurückhaltend, was Umfragen anbelangt. Hier ist es aber nun so, dass nach Chulz´ Kür als Kanzlerkandidat die Umfragewerte des Kandidaten CHULZ im Verhältnis zu Merkel gegenüber dem vorangegangenen SPD-Vorsitzenden GABRIEL angestiegen sind. Von der SPD war, soweit mir erinnerlich, keine Rede.
Ich bin sowieso der Meinung, dass ein weiteres Mal eine neue Spielart der Manipulation der öffentlichen Meinung betrieben wird. Die Medien lassen sich Chulz jetzt ein bisschen profilieren, vermelden Aufwind für eine (vermeintliche) Alternative zur bleiernen Kanzlerin. Und irgendwann früher oder später vor der BT-Wahl wird Chulz in ein kurzes mediales Dauerfeuer aus allen Richtungen geraten, das ihn heftig abstürzen lässt. Und die SPD wird an der 20-Prozent-Marke kratzen. Von unten.
Solange die SPD nicht komplett mit ihrer Politik der vergangenen 15 Jahre bricht, wird sich auch nichts ändern. Dies wird aber solange nicht passieren, solange sich neue Parteivorsitzende, neue Kanzlerkandidaten, neues Führungspersonal aus altgedienten, durch die Parteitretmühle gegangene Parteisoldaten rekrutiert. Eine neue Politik bräuchte auch völlig unbelastetes, für einen Neuanfang williges und fähiges Personal. Chulz ist einfach nur der 37. Aufguss desselben Tees Schröderscher Prägung. Der Tee wird jedes Mal immer dünner, aber keinesfalls besser.
Februar 5th, 2017 at 10:45
Ja, die SPD müsste sich nur noch abschaffen und als etwas völlig anderes wiederkehren, das uns dann weiter verarscht.
Februar 5th, 2017 at 11:10
Böse Zungen behaupten ja sogar, bereits die Gründung der spd wäre ein Placebo gewesen, das die Interessen der Arbeiter kanalisieren und steuern sollte – ein anti-emanzipatorisches Projekt also.
Euphorie für den «Kümmerer»
Die Umfragewerte der deutschen Sozialdemokraten sind stark geklettert, seit klar ist, dass Martin Schulz für sie in den Wahlkampf geht. Was führt der 61-Jährige wirtschaftspolitisch im Schild?
zl;ng: Welcher Schild?
OT. Mal eine gute Nachricht: Rumänische Regierung zieht umstrittenes Dekret zurück
Februar 5th, 2017 at 13:59
Dir ist natürlich klar, dass ich das SO nicht meine.
Ich bin strikt dagegen, von irgendjemanden verarscht zu werden. Weder von einer alten oder neuen SPD, von keiner CDU, von keiner FDP, keiner AfD, keinen Grünen und auch keiner alten oder irgendwie neuen LINKEN. Oder wem auch immer. Da reagiere ich äußerst allergisch.
Der Punkt ist, dass es ohne einen wirklichen personellen Neuanfang definitiv keinen imhaltlichen Neuanfang geben KANN. Nirgends, bei niemandem. Insofern ist der ganze Kladderadatsch um Chulz auch nur großer Theaterdonner. Viel Lärm um das große Nichts.
Februar 5th, 2017 at 14:08
Ja, @Lutz, das glaube ich dir, aber so wie die Institutionen in den “entwickelten Demokratien” aufgestellt sind, wird Einzelnen immer noch zu viel Macht verliehen. Fehlende Mitbestimmung und Transparenz sind doch eigentlich die wiederkehrenden Themen. Die eu-Gelder landen im Falle Rumäniens in ein paar privaten Taschen. Konsequenzen? Fehlanzeige!
Deshalb ist mir nicht nur der Chulz egal, sondern seine Interessengemeinschaft und die anderen gleich dazu.
Außerdem geht es immer um die Ökonomie und nicht um ein nicht vorhandenes “Primat der Politik”. Was könnte eine fiktive neue Partei “Die Guten” denn überhaupt erreichen?
Februar 5th, 2017 at 14:38
Eigentlich habe ich flatter mit meiner Antwort gemeint, macht aber nichts.
Die Frage ist eigentlich nicht so sehr, was sie erreichen könnte. Denn erreichen könnte sie sehr, sehr viel! Müsste sie sogar! Die Frage ist eher, wie müssten diese Personen beschaffen sein, wie müssten die Strukturen, die Bedingungen sein, damit am Ende die ursprünglichen Ziele überhaupt noch erreicht werden können? Denn die schon in en Strukturen bedingten Verzerrungen, Abweichungen oder auch Verlockungen für den Einzelnen führen ja immer wieder dazu, dass am Ende eine so große Diskrepanz zwischen Ziel und Ergebnis liegt.
Ich traue zumindest einem gewissen Teil der jeweiligen Polit-Elite sogar zu, dass sie ganz am Anfang ihrer politischen Betätigung, noch vor den ersten Pöstchen, wirklich einmal Ziele gehabt hat, die auch ich gutheißen würde. Am Ende des Prozesses ist aber davon überhaupt nichts mehr übrig geblieben.
Ich erzähle da aber ja nichts Neues. Das ist das beständig wiederkehrende Muster. In allen Parteien.
Februar 5th, 2017 at 15:50
Wir hätten eigentlich auch beim Absolutismus bleiben können. Wichtig wäre nur, dass der König dieses Mal gut zu allen ist.
Februar 5th, 2017 at 18:19
OT – Ein verhältnismäßig breit angelegter Artikel ‘Trump und die Zukunft des Westens‘, der es aber nicht einmal schafft, auch nur an der Overfläche zu kratzen. Wenn Telepolis damit die absolute ‘cluelessness’ unserer ‘Eliten’ dokumentieren wollte, so ist ihnen das wohl gelungen.
Februar 5th, 2017 at 21:43
@ Lutz Hausstein: Ich sehe das genau so wie in #13 gesagt. Einen solchen “Neuanfang” halte ich aus strukturellen Gründen auf mehreren Ebenen für unmöglich. Das mag man wollen, aber es geht eben nicht.
Februar 5th, 2017 at 22:32
R@iner #11, der erste link führte mich über die kommentare zu diesem Schulz – wem der artikel zu lang ist, in kurzform:
“Wenn die Sozialdemokratie einmal nicht mehr sein wird, eines wird man ihren Führern nachsagen können: Auto sind sie gern gefahren.” (zu finden in Karl Kraus, Ich und Wir)
“Franz Helmer war beim Apfelstrudel. Kauend und schluckend schüttelte er den Kopf. Er sollte eigentlich wegen Fettleibigkeit nicht zuviel essen, denn er war ein gewichtiger Mann – um es unverschlüsselt zu sagen: er war zu dick. Aber es schmeckte ihm halt eben immer wieder.” (Karl Wiesinger)
‘Und der Martin absolut, wenn er der märkte willen tut.’ Und das heißt hier, diesen willen dem “Michel” besser als alternativlos vermittelt, als Merkel das noch kann oder zugetraut wird – momentan.
Bis zum september kann sich das wieder ändern; für die nrw-wahl als ‘testwahl’ war die installierung des “beschwichtigungsonkels” Schulz alternativlos. Die groko muss weitergehen, zur not eben mit einem kanzler Schulz, der das weitermacht, was Merkel tut, weil Merkel laut Schulz ja bereits das tut, was er, Schulz, ohnehin machen will und würde.
Alan Posener hat in der “Welt” nach Trumps wahl am 30.11. geschrieben: “Man könnte über eine SPD schimpfen, die sich vom Versprechen der Meritokratie ab und dem Klassenkampf wieder zuwendet – ahnte man nicht, dass eine solche Partei vermutlich die einzige Barriere wäre gegen die Welle des Ressentiments, die schon David Cameron und Hillary Clinton hinweggefegt hat und schon bald Matteo Renzi und François Fillon hinwegfegen könnte.” – Na, Renzi weg, Fillon so gut wie – läuft.
“Es ist nur eine Frage der Zeit, daß die Nazis wieder an der Macht sind, alle Anzeichen sprechen dafür, die Roten und die Schwarzen spielen alles den Nazis in die Hände.” – Thomas Bernhard, Heldenplatz
Ja und ach was: in ihrer abwehr der braunen gehen sie so weit, die rote kruste, die schwarze auch und ich nehme die grüne nicht aus, abzuschlagen, damit das braune darunter auch sichtbar wird.
Und so wird die spd heil- und lichtgestalt in den medien zur zeit dargestellt, der Schulz, der Martin (aus Österreich geklaut): neu, attraktiv, zielstrebig, ideenreich – hoppala, abkürzen darf man das aber nicht.
@Peinhart #16
Zum Benedikter: hallelujah, gepriesen sei der triple doc – auf der ersten seite 9 mal russ*, 8 mal Putin und sätze wie diese:
“Mit Trumps Amtszeit könnte dem Westen, und damit auch der globalen Gemeinschaft der Voll-Demokratien, die bereits heute eine Minderheit in der Welt darstellen, tatsächlich ein Umbruch bevorstehen, wie ihn noch vor wenigen Monaten niemand erwartet hätte.
Am 21. Oktober durchschnitt der veraltete, Ruß und Kohle keuchende russische Flugzeugträger Admiral Kusnetzov den Ärmelkanal. Laut englischen Regierungsquellen hatte Russlands Präsident Putin persönlich angeordnet, dass die zehn Schiffe starke Flotte den Kanal in Sichtweite zur englischen Küste passierte.”
Und so geht das über fünf seiten. Meinte der Benedikter sich selbst als er an anderer stelle sagte, dass “es zum Beispiel in der österreichischen Literatur diesen Hang dazu gebe, die Schmerzen bis ins letzte Detail zu zelebrieren.”? In der literatur kann das qualität haben, kann man das goutieren; texte eines trottels zelebrieren nicht den schmerz, sie schmerzen den leser.
Februar 5th, 2017 at 23:12
@ flatter 17 (und #13): So ganz verstehe ich die Statements nicht. Ist das jetzt die fortschrittliche Variante von TINA? Ist es wirklich so, dass auch eine (hypothetische und illusionäre) “gutwillige” und fortschrittliche Partei (ich nenne sie nicht SPD, das wäre zu absurd) keine Handlungsalternativen hätte? Muss es Austerity und Agenda sein, Kriegseinsätze, Nato, Ostausdehnung?
Und gewiss, auch die wohlgemeinten fortschrittlichen und humanen Ansätze werden von der kapitalistischen Realität eingeholt, so sie mal versucht werden, und die Aussichten auf solche Ansätze von Politik und Mobilisierung sind derzeit unterhalb von Null. Aber bei aller Bedeutung der Ökonomie vermag ich keine Unmöglichkeit politischer Praxis zu sehen.
Februar 5th, 2017 at 23:27
Wir sprechen hier erstens über die SPD und einen “Neunanfang” in dieser verkrusteten autoritären neoliberalen Partei. Die hat keine Alternativen, und zu denken, sie hätte welche, ist für mich indiskutabel, weil ich im Rahmen dieser Welt denke und nicht in Lalaland, wo plötzlich ausgerechnet diese Kapitalanbeter sich ändern, weil sie der Heilige Geist umschmeichelt.
“Politische Praxis” ist etwas völlgig anderes, aber auch diesbezüglich haben wir die 100. Diksussion (keine Metapher bei 2500 Beiträgen hier) durch, ob die innerhelb dieses Parteiensystems zu relevanten Änderungen führen kann. Insofern ist deine Anfrage auf einer anderen Ebene als die Kommentare, auf die du dich beziehst.
Politische Praxis, auch das ist hier hinreichend durchgekaut, ist selbstverständlich möglich, vor allem weil und wenn sie Praxis ist – aber eben auch eine, die “Ökonomie” berücksichtigt. Innerhalb des Kapitalismus kann sie Säen, aber nie nicht ernten. Wie weit sind wir damit aber entfernt von allem, was jemals von der “SPD” zu erwarten ist?
Februar 6th, 2017 at 00:28
@aquadraht
Versuch dir klar zu werden, wie “politische” Entscheidungen zustandekommen. Falls dir dabei so etwas wie ‘Diskurs’ über den Weg läuft bist du noch ganz tief im Theorieteil. Politik, ist in ihrem öffentlich einsehbaren Bereich ausschließlich Kaspertheater. Entscheidungen werden in Hinterzimmern gefällt und was überhaupt zur Entscheidung steht, wird sich dort weder ausgedacht noch hat das etwas mit irgeneiner Partei zu tun. Die Machtstrukturen die sich im “Westen” etabliert haben sind ein bisher nicht hinreichend erforschtes Konglomerat aus Wirtschafts- und Informationsmacht. Geheimdienste, Mafia, Militärs, Industrielle, Geldsäcke – mit arg verschwimmenden Grenzen. In so ein Netzwerk wird man nicht gewählt, da hat man sich lange hineingearbeitet. Und so ein Netzwerk lässt man sich von irgendwelchen Dahergewählten auch nicht kaputt machen oder in seiner Funktion einschränken, denen gesteht man allenfalls die Verkünder- und Erklärbärrolle zu. Warst du das nicht, der schon wegen eines überambitionierten jugendlich-leichtsinnigen Ausleihwunsches gleich mal Besuch von der höheren Behörde hatte. Dann frag dich mal wie das läuft wenn du ernsthaft mitspielen möchtest.
Februar 6th, 2017 at 11:07
OT. Streit um “Institut für gesellschaftlichen Zusammenhalt”
An der TU Dresden soll ein „Institut für gesellschaftlichen Zusammenhalt“ entstehen. 37 Millionen Euro für fünf Jahre stellte der Bundestag Ende 2016 bereit. Doch obwohl schon so viel Geld vergeben ist, ist noch keine Konzeption für die Forschungsfragen bekannt. Stattdessen gibt es einen handfesten Streit um das Institut.
Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) findet die Konzeptionslosigkeit ebenso „befremdlich“ wie die Tatsache, dass ihr Haus in die Planung nicht einbezogen ist. Dies kritisieren auch die Grünen und die Linken im Sächsischen Landtag, ebenso wie die sächsische SPD-Bundestagsabgeordnete und Hochschulexpertin Simone Raatz. [..]
Voll demokratisch das.
Oskar Lafontaine fordert konsequentere Abschiebungen
Wählerstimmen, sie brauchen Wählerstimmen …
@aquadraht: Bei Gelegenheit könntest du ein paar Sätze dazu schreiben, wie du das alles siehst. Den anderen den schwarzen Peter zuzuspielen, funktioniert nur ein gewisse Zeit.
Februar 6th, 2017 at 11:42
OT. Christoph Butterwegge: Warum werden die Reichen immer reicher, und die Armen immer zahlreicher? (via Nachdenkseiten; yt, 23 Min.)
Februar 6th, 2017 at 12:04
R@iner 22: Solche Verlinkungen wie auf Lafo bergen die Gefahr des pawlowschen Reflexes in sich:
“hat er doch gar nicht so gemeint…”
“aus dem Kontext gerissen..”
“sich hinterher korrigiert”
“musse ma richtig lesen!…”
Ist ja schließlich nicht alles schlecht, was …setze einen Namen Deiner Wahl oder alle ein….(Lafo, Trump, Petry, Schulz, Wagenknecht) sagt.
Oskar hat ja schon 2004 Auffanglager an der Nordafrikanischen Küste (Libyen) gefordert, die die EU jetzt umsetzt. Steht so auch wortwörtlich im AfD-Programm Ziff. 9.1.1. Und bei jeder Sauerei ist die SPD dabei.
Quelle: Fast alle Bild- und TV-Medien.
Februar 6th, 2017 at 12:28
@altautonomer: In Katalonien z.B. warten sie seit Sommer 2015 auf die Zuteilung von Flüchtlinge aus anderen europäischen Ländern: Barcelona returns to Europe to welcome refugees
Warum es kein europäisches Handeln in der Sache gibt, darüber kann ich nur spekulieren oder wie George Orwell vielleicht sagen würde: Kommunen gut, Staaten scheiße.
Wenn Lafontaine und Oppermann sich das nächste Mal darüber unterhalten, warum es immer mehr Terrorismus auf der Welt gibt, dann sollten sie vorher eines der KZ in Libyen besuchen.
Schalten Sie auch das nächste Mal wieder ein, wenn Tom Wellbrock sagt: Wählt endlich links, Ihr Nasen! *Lacher vom Band*
Februar 6th, 2017 at 13:02
Na, dann hängen wir doch den noch dran: Das große Schweigen und Kneifen
Februar 6th, 2017 at 13:39
Ein schöner Fall von “Wenn doch nur die richtigen an der Regierung wären”: Apple-Steuernachzahlung: Auch irische Regierung kommt auf 13 Milliarden Euro
Sowohl Apple als auch die irische Regierung haben Berufung gegen den Bescheid der EU-Kommission eingelegt.
Oh, dann halt doch nicht.
Februar 6th, 2017 at 14:14
OT. Die Rumänen setzen neueste Waffen gegen die korrupte Regierung ein: Foto
Al Jazeera: Romania’s government under pressure as 500,000 protest (yt, 3 Min.)
Februar 6th, 2017 at 15:14
OT – Jetzt fängt der doch tatsächlich schon wieder an, die Dinge beim Namen zu nennen: das ‘Killer-Interview‘. Wohin soll und wird das wohl noch führen? – Nicht vorschnell beantworten…
Februar 6th, 2017 at 17:29
Zitat des Tages in der JW_
“Man könnte meinen, die SPD habe die letzten Jahrzehnte mit Kräuterpflücken in der Toscana verbracht und sei nicht für die »Unwucht bei der Gerechtigkeit« mitverantwortlich, die Schulz nun beheben möchte.”
Henryk M. Broder in der Welt am Sonntag über die Wahlversprechen des Kanzlerkandidaten der Sozialdemokraten
Februar 6th, 2017 at 18:21
@altautonomer: Der ist alt. Schrecklicher Verdacht: Die spd hat seit 1998 selbst nicht gemerkt, dass sie zwischenzeitlich die meiste Zeit an der Regierung war.
OT. Der hier ist auch gut: fefe
Februar 6th, 2017 at 18:35
@ altautonomer
Gabriel als auch Schulz meinten ja, ohne die Beteiligung der SPD wäre die Unwucht bei der Gerechtigkeit noch viel wuchtiger ausgefallen.
Februar 6th, 2017 at 18:39
R@iner #22 Warum sollte für das Lafontaine interview nicht das gleiche gelten wie für das Assange interview neulich, also hier geht es zum original in der “Welt” und ich setze jetzt keinen expliziten disclaimer zu Lafontaine, Wagenknecht, der ‘Linken’ oder Berger, von dem der link stammt (also in gewisser weise dann doch ein disclaimer). Im übrigen liefert die überschrift in der “Zeit” ein schönes beispiel dafür wie “framing” funktioniert, nicht wahr und dazu gehören dann auch die fotos bzw. kein foto (die überschriften im vergleich):
Zeit 8:51: Oskar Lafontaine fordert konsequentere Abschiebungen
Welt 7:14: Staat muss entscheiden können, wen er aufnimmt
Welt 0:45 (wie oben schon verlinkt): Mich stört schon die Bezeichnung Rot-Rot-Grün
Wer Bergers kommentar lesen will, findet diesen auf den Nachdenkseiten.
Februar 6th, 2017 at 18:42
@oblomow: Lafontaine immer noch ganz der Alte
Ich verstehe, was Du meinst und will mich nicht an der Suche nach dem heiligen Gral beteiligen. Aber Lafontaine ist nicht ganz so straight und gut, wie man gerne denken möchte. Möglicherweise quatscht er auch einfach zu viel, wenn irgendwo ein Mikro eingeschaltet ist. Ich weiß es nicht.
Mir isses aber langsam auch schnuppe. Wir sehen, die Reise geht nach rechts. Eine Wohlfühldemokratie, in der nur eine erwählte Kaste das sagen hat, mag ein paar Jahrzehnte funktioniert haben. Mir scheint, diese Zeit ist vorbei.
Wenn die Leute Frieden haben wollen, dann muss etwas passieren. So einfach und bequem wie bisher geht das zukünftig vielleicht nicht mehr vonstatten.
Februar 6th, 2017 at 19:26
R@iner, es geht mir um das interview und was daraus gemacht wird. Ich verteidige nicht Lafontaine usw. und schon gar nicht sozialdemokratie jeglicher couleur, also ‘Die Linke’ inclusive.
Bei der deutschen sozialdemokratie handelt es sich um eine zutiefst sozialnationale – Karl Kraus würde sagen sozialnationalistische (er hat’s gesagt) und ‘Thomas Bernhard hätte geschossen’ – volksgemeinschaftspartei, da kann man auch zur lichtgestalt Brandt zurückgehen und ich hatte das hier schon zwei oder drei mal und bringe es gern noch einmal für die, die eine minute zeit haben und das nicht kennen: Kofferkinder von minute 30:45 bis minute 31:45. “Rückführung” , meine ich, lautete das zauberwort.
Deinem letzten absatz schließe ich mich mal an.
Februar 6th, 2017 at 19:29
Ah, okay.
Februar 6th, 2017 at 20:07
Nochmal OT: Überraschung! – jetzt öffnet er offenbar auch noch die letzten Schleusen, um den Finanzsektor noch mal so richtig zu fluten. Wenn schon Sintflut, dann richtig.
Februar 6th, 2017 at 21:08
@ Peinhart
Der macht Amerika eben gross und stark. D.h. für ihn, andere dementsprechend kleiner und schwächer zu machen.
Februar 6th, 2017 at 23:12
Mal zu 20-22: Zur SPD ist das meine Rede seit der Massenstreikdebatte (wie schnell doch 105 Jahre vorbeigehen), das ging für mich aus den Beiträgen nicht hervor (kann mein Fehler sein).
Allgemein zu parlamentarisch-politischer Praxis ist klar, dass das eine Tretmühle mit Selektionsmechanismen ist, es gibt aber schon ein paar Einwendungen.
Klar ist, dass gesellschaftlicher und politischer Wandel oder gar Umsturz nicht dort initiiert wird (wer zum Teufel erwartet das?). Also viele offene Türen eingerannt.
Zu dem Lafo-Geschrei verweigere ich jegliche Kommentierung.
Februar 8th, 2017 at 19:02
SPD will mit Hackathon die Welt retten und den Schulz-Hype kanalisieren
[..] Die Idee für den Programmierwettbewerb sei freilich schon “lange vor dem Schulz-Hype” geboren worden, betonte Barley zur Vorstellung des Projekts am Mittwoch. Für sie ist es nach eigenen Angaben schon seit über 20 Jahren ein Anliegen, zu vermitteln, dass “Politik Spaß macht”. Alle müssten sehen können, “es ist so geil, in der SPD zu sein”, dass sie auch rein wollten. [..]
Na freilich hatten sie diese und andere Ideen schon lange vor Chulz. Sie haben ja auch diesen fähigen äh … irgendwas mit Medien-Typen:
[..] Immer wieder seien auch technisch versierte Leute auf ihn zugekommen und hätten signalisiert, sich politisch engagieren zu wollen, berichtete Tobias Nehren, Leiter digitaler Wahlkampf der SPD. Er könne sich vorstellen, dass bei dem Hackathon etwa Apps herauskommen, über die “Genossen auf eine Plattform Bilder hochladen können”. [..]
Echt irre, was denen alles so einfällt. Scheint ja ein echter Kreativitätsfreak zu sein. Bilder hochladen … ausgerechnet ins Internet. Da muss man erst mal drauf kommen. Anderen würde so etwas nie einfallen.
Zu gewinnen gibt es vor allem Ruhm und Ehre.
Ja, so war das schon immer bei denen. Zahlen die ihren Praktikanten eigentlich den Mindestlohn?
Februar 8th, 2017 at 19:37
Die Titanic hat einfach Recht.
Februar 8th, 2017 at 21:27
@R@iner, wenn man diesem Affenzirkus (ich mein nich Titanic) was Humoristisches abgewinnen könnt dätsch lachen…
Ansonsten steht die Welt Kopf, neben den üblichen Verdächtigen ( Graureiher, Gänsesäger and so on ) überwintert hier ein Silberreiher, musst du sehn, irre und wunderschön…
Februar 9th, 2017 at 11:19
Wo Sozialdemokraten wirken (von Tsipras bis Schulz): Existenzminimum? Ach was, jeder Euro wird besteuert. Diese faulen Griechen® haben doch schon unsere Euromillionen, davon können sie doch was zurückgeben!
Februar 9th, 2017 at 11:42
Die ‘Motivation’ von Tsipras und Mittätern ist mir auch schleierhaft. Derweil spekuliert der Herr Tichy, dass die CDU, wenn’s eng wird, auch auf den letzten Metern noch das Pferd wechseln könnte, auf den alten Klepper Schäuble nämlich. Ich habe eigentlich schon länger – spätestens seit dem berüchtigen Herbst ’15 – das dumpfe Gefühl, dass der schon die ganze Zeit eigentlich und de facto Kanzler ist und die Merkel eh nur ein Blechschild.
Februar 11th, 2017 at 10:32
Die Demontage beginnt: Schulz’ Wahlkampfmanager profitierte von fragwürdigen Zahlungen
OT. Andernorts allerdings auch: Podemos-Projekt am Abgrund?
Bei der Empörten-Partei fliegen die Fetzen, Schlammschlachten und Machtkämpfe haben sie so geschwächt, das schon von “Selbstmord” gesprochen wird
Das muss irgendeine Naturkonstante sein. Werde mal dazu in Physikbüchern blättern.