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Es ist nicht leicht, ein politisches Blog zu betreiben, wenn man sich für das, was andere unter “Politik” verstehen, nicht mehr interessiert. Spätestens 2013, als ich hier ein paar Wochen Pause gemacht habe, wurde mir das deutlich. Während des langen Abschieds von Uena, der schon kurz darauf begann, brauchte ich Feynsinn als Anker und Fenster zur Welt [Wie so etwas aussieht? Keine Ahnung, darf ich vielleicht auch mal ne Metapher brechen?], daher ging es hier schon weiter, weil es musste und die Mischung, die dabei herauskam, finde ich gar nicht mal so schlecht.

Den Bezug zur Tagespolitik kann ich nicht wirklich mehr herstellen. Über Trump etwa schreiben, das geht nur, wenn man dabei völlig abhebt. Vielleicht muss man ja ordentlich was kiffen, um sich dem adäquat zu nähern. Erlauben wir uns aber eine kleine Fingerübung zu Martin Schulz, dem Großwurm von Würselen, Politpappnase vom Spaßbad, nur halt mit ganz viele Pappe und ohne jeden Spaß. Der Mann hat schon ein Charisma irgendwo zwischen Rudolf Scharping und einem Aktenarchiv aus den 60er Jahren, aber bei den Sozen reicht das für eine Euphorie, die die Mehrheit ihrer Mitglieder seit den frühern 80ern nicht mehr kennen – als sie das letzte Mal Sex hatten.

Demogrotschr Schulzialismus

Ach ja, die EsPeDe! Reminder, das sind die hier:
Den Menschen verpflichtet, in der stolzen Tradition des demokratischen Sozialismus, mit Sinn für Realität und mit Tatkraft stellt [sie] sich in der Welt des 21. Jahrhunderts [...] ihren Aufgaben“.
Ein Kracher jagt den nächsten, und wer den Fußpilz zwischen den Zeilen kennt, liest hier richtig: “Sinn für Realität” bedeutet: “Alles Bullshit, wir regieren mit jedem und tun, was uns gesagt wird”. Sozialismus! In der SPD! Geile Ansage. Hatte ich neulich noch geunkt, die kommen jetzt bestimmt mit “sozialer Gerechtigkeit”, kommt ausgerechnet Griechenschredder Schulz mit – “sozialer Gerechtigkeit”. Wie das bei Puff-Peters Hartz-Agenten geht, wissen wir ja schon, aber wo ist BehleSchulz? Hier:

Griechenland wird damit leben müssen, dass diejenigen, die viel Geld für die Sanierung des Landes geben, an Entscheidungen, wie es verteilt wird, maßgeblich beteiligt sind“. Jahaa, wer die Kapelle zahlt, bestimmt, was gespielt wird. Demokratie? Ähm, ja, aber Finanzierungsvorbehalt, wissens schon. Wenn also wer Staatsanleihen kauft oder ehemaliges Staatseigentum einkauft, dann hat der Bürger, zumal der faule Grieche®, das Maul zu halten. “Wie es verteilt wird” heißt: “Investoren” investieren, um Gewinne zu erzielen. In der verbotenen Sprache von früher heißt das: Kapital will Profit. Darüber kann man nicht abstimmen. Das lässt sich nicht einfach abwählen.

Same Ass the Old Boss

Noch ein kurzer Kommentar von einer eher sozialdemokratischen Zeitung:

Aber welches Europa? Wie sieht das Gegenkonzept zur Strategie Merkel/Schäuble aus, die jedes konsequente Investieren in die ökonomische und soziale Zukunft der EU verweigern und sich lieber an die alte neoliberale Lesart von „Wettbewerbsfähigkeit“ klammern? Martin Schulz hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren im Europaparlament nichts anderes getan, als eine informelle große Koalition zu managen, die diese Politik im Großen und Ganzen durchgewunken hat. Das immerhin weiß man. Ob er auch die Alternative dazu repräsentieren kann, ist unbekannt.”

Also wenn der nicht Kanzler kann … seine größte Aufgabe ist der Nachweis, dass er die Alternative zu sich selbst ist, also quasi sein Gegenteil und sowieso nicht seiner Meinung. Kann er von Siggi lernen. Sozialismus halt bei freier Fahrt fürs Kapital, Demokratie nach Kontostand, demokratischer Sozialismus im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Schuldenbremse, Eigenverantwortung und Lohnabstandsgebot. Schuulz! Der Mann ist doch super, jedenfalls, wenn man der Verlagspresse folgt. Eine echte Alternative zu Rauten-Chucky. Endlich wieder Richtungswahlkampf.

Meet the new boss