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Personaler (P): Also, da wollen wir doch mal schauen, was wir da haben … fangen wir hinten an, ja?

Bewerber (B): Ja, meinetwegen.

P: Okay. Nehmen wir mal den amtierenden US-Präsidenten … waren Sie für ihn? Hätten sie etwas getan, um ihn zu verhindern?

B: Also, das ist nicht so einfach. Ich bin auch nicht so oft für oder gegen jemanden oder für oder gegen etwas. Ich lasse die Dinge eigentlich meist laufen. Ich finde, Herr Trump ist ein schönes Beispiel. Er hält sich für sehr mächtig. Vielleicht ist er das auch, aber ganz sicher nicht so mächtig wie er denkt. Wissen Sie, was seine große Stärke und gleichzeitig seine große Schwäche ist?

P: Sagen Sie’s mir!

B: Er schert sich nicht um die Konsequenzen seiner Entscheidungen. Ist ihm völlig egal, was passiert, vordergründig. Er hat auch überhaupt keine Ahnung, welche Folgen sein Handeln hat. Schlimmer noch: So wie er sich verhält, weiß niemand, was am Ende dabei herauskommt. Sollte er also etwas wollen, ist das die schlechteste aller Vorgehensweisen, weil er niemals ein Ziel erreichen wird. Er weiß aber vor allem, was er nicht will. Dann guckt er Fox News, sieht, was passiert und haut die nächste krasse Entscheidung raus, wobei er gar nicht auf die Idee käme, dass das, was schiefläuft, teils auf sein eigenes Versagen zurückzuführen ist.

P: Warum erzählen Sie mir das?

B: Na hören Sie mal, wenn ich je so entschieden hätte, wenn ich mich nicht interessieren würde für die Konsequenzen, was glauben Sie wohl? Dann würde ich mich jetzt hier nicht bewerben.

P: Sie meinen also, sie könnten das besser – Entscheidungen treffen?

B: Ja sicher. Ob das gut genug ist, weiß ich nicht, aber so wie dieser Trump regiert, geht es nun wirklich nicht.

P: Gehen wir ein bisschen weiter zurück, ja? Hitler …

B: Ach kommen Sie mir doch bitte jetzt nicht mit dem; immer Hitler, Hitler, Hitler!

P: Nun ja, war es richtig, ihn tun zu lassen, was er tat?

B: Die Frage ist ja berechtigt, aber jetzt sagt doch jeder: “Auf gar keinen Fall!”. Kann ich auch, und dann? Wer stellt sich aber die andere Frage, die nämlich, wie man das hätte verhindern können. Glauben Sie, man hätte ihn einfach ermorden können und das hätte die Geschichte geändert? Nicht ernsthaft, oder? Glauben Sie, Goebbels wäre besser gewesen? Himmler? Heydrich? Hören Sie doch auf! Und wie hätte man das sonst machen sollen? Mit Feuerregen? Sintflut?

P: Vielleicht gab es auch etwas Einfacheres?

B: Ja sicher. Aber heute tun alle so, als sei das noch schlimmer gewesen. Ihr habt das doch so entschieden, dass Kommunismus nichts ist für euch. Jetzt hadert ihr mit der Entscheidung.

P: Na gut, Hitler ist vielleicht auch nicht so ein gutes Beispiel. Gehen wir noch etwas zurück. Neuzeit, Sie wissen schon: Dreißigjähriger Krieg, Pest, Europa in unfassbarem Elend.

B: Ja, richtig. Was wäre denn denn die Alternative gewesen? Noch mal tausend Jahre katholische Kirche? Wirklich? Diese Orgie der Dummheit, dieser Muff, diese Anmaßung! Wissen Sie, was mir wirklich Bauchschmerzen bereitet? Dass diese andere Kirche, die sich auf den Nazarener beruft, dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt hat. Aber das war der Preis. Was hätte ich denn machen sollen? Haben Sie nicht kapiert, dass jedes Eingreifen von außen die Dinge immer nur schlimmer macht? Warum, glauben Sie, hat man diese Versuche als “Plagen” bezeichnet oder von meinem “Zorn” gesprochen? Weil es die Welt besser gemacht hat? Wollen Sie vielleicht einen Kometeneinschlag? Das können Sie doch inzwischen ohnehin alles selber. Im Übrigen tun Sie hier so, als gäbe es nur Europa. Woanders, wo sie mich gar nicht erst gefragt haben, da lief es doch viel besser. Bis ihr auch dorthin kamt mit eurem selbstgerechten Getue.

P: Ich fasse also mal zusammen: Sie haben nach der ersten Schaffensphase nur noch korrigierend eingreifen können, indem Sie zerstört haben, was aus dem Ruder lief. Sie haben die Dinge also entweder von vornherein schlecht gemacht oder sie später noch verschlimmert. Sie haben episch versagt, über Äonen hinweg, und jetzt wollen Sie, dass ich Sie einstelle?

B: Wer sagt denn das? Diesmal tue ich nur meine Pflicht und bin pünktlich zum Gespräch erschienen. Sie können mit mir weitermachen oder ohne mich, aber das ist dann ganz allein Ihre Entscheidung.