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Es ist immer dasselbe. Wer nach Meldungen oder Berichten zu dem oben genannten Herrn sucht, wird nur bei den üblichen Verdächtigen fündig: Neues Deutschland, Junge Welt und heute das OXI-Blog. Zuletzt hatte ich in den Kommentaren danach gefragt, ob wer Jeremy Corbyn kennt, und als man den Mann wirklich nicht mehr ignorieren konnte, ließ sich auch die deutsche Verlagspresse dazu herab, seinen Namen zu erwähnen. Selbstverständlich fanden sie den Mann furchtbar, denn seine Positionen waren links von der Linie, an der entlang SPD und Grüne den Stechschritt üben.

Syriza, Podemos, Corbyn, Sanders – wenn welche auch nur altbacken sozialdemokratisch oder vorsichtig sozialistisch daher kommen, werden sie so lange es geht ignoriert, dann diffamiert und schließlich korrumpiert. Am schlimmsten dürften zweifellos solche Bewegungen und Kandidaten sein, die von vornherein versuchen, ihre eigene Macht effektiv zu begrenzen. Mélenchons Ticket ist eine Art imperatives Mandat, hat er sein Programm doch von seinen Unterstützern erarbeiten lassen. Seine Prioritätenliste ist keine der Sachzwänge, nicht seine persönliche und keine einer Parteiagenda, sondern eine derjenigen, die er zu vertreten sich anschickt.

Da war doch was …

Ja richtig, das hatten wir auch schon, die Trennung von Amt und Mandat, die befristete Wahrnehmung solcher Aufgaben, Gehaltsobergrenzen, Primat der Basis, den ganzen schönen Zierrat, der verhindern sollte, was die Grünen als Musterbeispiel eines schlimmsten Falls inzwischen geworden sind. Es würde sich lohnen, allein anhand der Entwicklung dieser Partei in den 25 Jahren von 1980 bis 2005 das Wirken des Narrativs, der Institutionen und ihrer Anpassungsmechanismen zu erläutern.

Wenn man sich anschaut, wie eine ganze Partei die Perspektive wechselt vom engagierten Bürger hin zum Funktionär, von Pazifisten, die die Abschaffung der NATO auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges forderten, hin zu Bellizisten, die Wirtschaftkriege befürworten; von ökologisch-bäuerlichen Naturschützern zu Förderern einer Umweltindustrie; von Kommunisten und Sozialisten zu dogmatischen Kapitalisten, kommen einem je nach Charakter die Tränen oder die letzten drei Mahlzeiten hoch.

Ich frage mich daher, warum die Hofschranzen der Sozialen Marktwirtschaft® jedesmal so einen Aufriss machen, wenn es der nächste Kandidat versucht oder die nächste Bewegung. Das habt ihr doch noch immer gefressen mit euren Seilschaften und Klubs, dem Zuckerbrot und der Peitsche eurer medialen Machtmaschine. Habt ihr immer noch Angst? Oder wird dieses Ritual aus Gründen des Timings durchlaufen, damit in den Phasen der Ignoranz und der Diffamierung schon mal fleißig Kompromat gesammelt werden kann und gut vernetzte ‘Unterstützer’ aufgebaut werden? Ich frag’ ja nur. Das ist noch keine Theorie!