Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1989-0718-501 / CC-BY-SA 3.0
Wenn Rechte über ‘Linke’ dozieren, meinen sie einen Mix aus dem angepassten sozialdemokratischen Diätenverbraucher und der Twitter- und Genderspralleria, die am liebsten die ganze Welt in eine bürokratische Hölle verwandeln würden, in der jede erdenkliche Verhaltensweise katalogisiert, moralisch bewertet und bestraft wird. Derweil kommunizieren die demokratischen Vertreter® dieser ‘Linken’ in einem Jargon, der sie am Ende immer mit dem Problem hinterlässt, sich nicht gut genug vermittelt® zu haben, während die andere Fraktion nur mehr Trolltechniken bedient und ihre vermeintlichen Siege stets auf den rauchenden Ruinen eines sinnfreien Schlagabtauschs feiert.
Beiden ist gemeinsam, dass sie leicht wahrzunehmen, vielmehr: nicht zu überhören sind. Die Einen kommen schließlich im Fernsehn, die Anderen besorgen die tägliche Empörung® im den Sozialen Medien®. Dieselben sogenannten seriösen Medien®, die sich jetzt über sogenannte “Soziale Medien” jämmerlich aufregen, weil dort “die Feinde der Freiheit triumphieren“, kommen gar nicht erst auf die Idee, Informationen im Zusammenhang zu liefern. Das Zitat ist einer von tausenden Belegen, dass sie nicht bloß Propaganda liefern, sondern schlicht permanent ihr Glaubensbekenntnis wiederholen. Sie ahnen nicht einmal wie lächerlich das auf jemanden wirkt, der diesem Glauben nicht anhängt.
Drei Mal rechts ist links
Sie predigen aus der Sicht ihres Katechismus, woraus auch folgt, wer unter welchem Label firmiert. SPD und Grüne sind dann etwa “linke” Parteien, ganz gleich ob ihre Promis, Programme und Entscheidungen den Klassenkampf von oben besorgen, kapitalistische Kriege führen, Rassentheorien verbreiten oder die Ehrfurcht vor Gott predigen. Das ist dann halt alles “links”. Genauso ist es “links”, wenn sich an ein paar Universitäten esoterische Spinner eine Nische für ihre Pseudowissenschaft erobern und von dort die Welt mit einer Opfermythologie und krudem Sexgeschwafel überziehen. Das ist auch “links”, weil?
Es ist zweitens “links”, weil sich diese Esoterik in den oben genannten Kreisen entwickelt hat und erstens, weil man diesen Spaten jederzeit zum Vergnügen des Publikums in die Groschen hauen kann. Wenn aber die Kreise schon nicht “links” sind und dieser Unsinn ohnehin keinerlei Anbindung zu irgend einer politischen Theorie hat, kann man dann nicht einmal die Luft anhalten und sich fragen, wovon man hier eigentlich redet? Ohooh, er hat schon wieder “Theorie” gesagt!
Ja, als rechter Hanswurst brauchst du keine, da reicht “mia san mia”, “so war das hier schon immer” und jemand, zu dem alle aufschauen sollen. Diese Struktur gilt eins zu eins für SPD und Grüne, großenteils auch für die PdL. Keiner von denen will den Kapitalismus abschaffen, alle denken sie in nationalen Kategorien, sie sind Rassisten oder paktieren mit welchen, verfolgen gnadenlos Arbeitslose, haben ein autoritäres Staatsverständnis und folgen blind ihren Führungsfiguren. Das alles ist eindeutig rechts.
Ausradiert
Schön, dass es da ein paar Clowns gibt, die mit komplett wirren Thesen für Unterhaltung sorgen und eben autoritär ihre Ansprüche durchsetzen wollen; siehe „Gender“ und „N-Wort“. Schön, dass das Spitzenpersonal der ‘Linken’ bis zur Vollbräune neoliberal ist. Schön, dass diese ‘Linke’ noch nie eine gute Idee hatte. Da freut sich die Rechte, dass sie auf dem Abziehbild ihrer eigenen Blödheit herumtrampeln darf und nicht merkt, wie sich selbst damit trifft.
Das Verbot der Kommunisten, vor allem die eifrige Verfolgung jedes wirklich linken Denkansatzes durch die Sozialdemokratie, hat dafür gesorgt, dass Linke in Deutschland schon lange kein Gehör mehr finden. Wer hier Klassenbewusstsein zu schaffen versucht, erst recht wer über solches Klassenbewusstsein hinaus zu gehen versucht, muss nicht einmal mehr bekämpft werden. Stattdessen hauen sich unterschiedliche Geschmacksrichtungen derselben schwarzbraunen Ideologen ihre Wimpel rechts und links um die Ohren. Was wirklich links ist, ist dabei ganz leicht zu erkennen: Es ist verboten oder zumindest Tabu. Guckt doch einfach mal rein!
November 20th, 2016 at 18:29
Yup ist so.
Wobei sich mir die Frage stellt, ob die 68er-Bewegung (deren Spätausläufer ich mit erlebt habe) jemals kapitalismuskritisch waren.
Was dem vielleicht noch am nächsten kam war die Theorie StaMoKap (Staatsmonopolkapitalismus) der SPD-Studentenorganisation SHB. Immerhin ein theoretischer Ansatz, ob blöd oder clever sei dahingestellt.
November 20th, 2016 at 18:37
Nein!
Wir haben selber schuld, wenn schon wer schuld haben muß.
Das ist nämlich eines unserer Probleme, daß immer die anderen schuld an etwas (was auch gerade immer) sind, wir aber mal überhaupt nicht, odda so.
Wir haben Fehler gemacht, einer davon wäre mE zb. der, uns lange für Kommunisten gehalten zu haben, aber nur Sozialdemokraten sind/ gewesen sind.
Das wäre vergleichsweise weniger schlimm, würden wir es wenigstens heute begreifen…
Wer sich jetzt vom Wir ohne Tüddelchen angegriffen fühlt, kann sich diese ja zu meinem Post dazu denken. Für mich wenigstens gehören sie da nicht hin.
Für mein Aha-Erlebnis hat es lange gebraucht, ich bin aber immer noch recht allein mit diesem. Und ich denke, das scheint mir nicht nur so.
November 20th, 2016 at 18:46
“Schuld” mit Verlaub ist ja noch die Steigerung von Moral. Nee, das lasse ich so nicht stehen, als Neulinker quasi. Wenn ich da oben von “Verbot” spreche, meine ich das so. Im Westen standen Knast und Berufsverbot darauf, und was mit dem Osten passiert ist, haben wir alle erlebt. Glaubt wer, dass die Antikommunisten hier wirklich Angst vor einer Diktatur hatten oder sich dafür interessierten, was sie da für Sozialisten vor sich hatten? Es musste ganz schnell ein Deckel gerade auf die möglichen Alternativen, also das, was sich auch im Osten nicht entfaltet hat, aber nach dem Fall der SED hätte werden können.
November 20th, 2016 at 18:48
Hätte nicht, aber das ist ein anderes Thema.
Mit dem Deckel drauf das stimmt wohl, aber wir machen es ihnen auch verdammt leicht.
November 20th, 2016 at 18:51
Das stimmt, zumindest für die letzten Jahrzehnte.
November 20th, 2016 at 21:16
Was ist denn auf der kulturellen Dimension eine gerechtfertigte linke Forderung? Und wo wird es dann schon zur Opfermythologie? Gibts da ne Faustregel?
Vielleicht mal als Beispiel, wenn jemand sagen würde: “Ich finde den Begriff “Zigeunerschnitzel” nicht ok”. Ist das legitim und links, oder autoritäre pc-esoterik?
Man kann doch nicht Linkssein nur auf das materielle reduzieren finde ich.
Tut mir leid, falls ich den Text falsch verstanden habe, aber ich hab das so in der Art rausgelesen.
November 20th, 2016 at 22:48
Ein Schuh wird daraus, dass jemand, der “Zigeunerschnitzel” sagt, ein Rassist sein soll, eine Spackeria dergleichen zum Lebensinhalt macht und kein Problem mit einer ‘Realpolitik’ hat, die Sarrazin in Regierungsämter bringt.
Derselbe Schuh trägt die unbedingte Forderung, das ‘Materielle’ und die damit verbundene Kapitalismuskritik nicht auszusparen, sondern zum zentralen Anliegen zu machen. Aus dem Zigeunerschnitzel wird keine tragfähige Theorie, Idee oder Konzeption. Es ist zwar keineswegs irrelvant, aber marginal. Das Elend, das der Kapitalismus über die Welt bringt, verhält sich zum Alltagsrassismus wie der Holocaust zum Stammtischgeprahle eines besoffenen CDU-Wählers.
November 21st, 2016 at 01:01
Zigenunerschnitzel, Negerküsse (Mohrenköpfe in der Steigerung). Berliner und Hamburger.
Bald kann man ja gar nix mehr essen!
Da könnte ich echt in das Transgender-Klo kotzen!
Aber das liegt auf der anderen Straßenseite.
Und das Ampelweibchen zeigt immer noch rot.
Ich bin durchaus für die Gleichberechtigung und für die Genauigkeit der Sprache.
Aber, haben wir keine anderen Probleme?
Nichts ist dumm genug, um linke Opposition zu trennen und zu spalten.
Femminismus, Veganismus, Religion, ungelesene Bücher.
Es wird sich schon was Trennendes finden.
Kann man links sein, und sich gleichzeitig ein Big Mac-Menue bestellen?
Und wieviel Wasser könnte ich zum Kochen bringen, mit der Energie, die benötigt wird, um diesen Scheiß zu schreiben?
Ich habe es aufgegeben, keine Angriffsfläche für linke Apostelwächter mehr bieten zu wollen.
Aber auch dann ist es frustrierend, diesen ganzen Bullshit wahrzunehmen.
Und wie heißen Zigeunerschnitzel jetzt eigentlich politisch korrekt?
Sinti-Schnitzel?
Roma-Schnitzel?
Schnitzel mit ein paar Paprika-Streifen in der braunen Sauce?
November 21st, 2016 at 08:25
Blick auf das Weltgeschehen: Global Trumpism
[..] The global revolt against elites is not just driven by revulsion and loss and racism. It’s also driven by the global economy itself. This is a global phenomenon that marks one thing above all. The era of neoliberalism is over. The era of neoliberalism is over. The era of neonationalism has just begun.
November 21st, 2016 at 08:43
Die bunten Flecken in der heutigen Politlandschaft sind die Erben eines ehemals „linken“ Drifts in der Gesellschaft. Spätausläufer der 68er-Bewegung. Von allen wirklich politischen Inhalten entkernt blieb übrig eine gestaltlose Mixtur aus Romantik, Berufsopfertum und verbaler Militanz.
Zum Begriff „Links“: entweder er ist – wie viele Begriffe – einer Bedeutungsveschiebung unterlegen, also im ursprünglichen Sinn entwertet.
Oder er bedeutet das gleiche wie vor 50 Jahren. Dann gibt es heute neben den „Rechten“ keine „Linken“ mehr, sondern etwa „bunte Bekloppte“ (schlage ich sowieso vor für den Feminismus, Dritte Welle).
Wir müssen entscheiden, wie wir mit dem Begriff umgehen: entwertet oder unzutreffend? Für beides sind Argumente denkbar.
November 21st, 2016 at 09:37
tinyurl.com/zaq2c9e
„[…]“Darum fragt Wowereit, ob es konkreter geht. Und Maaz sagt: “Der Kapitalismus in dieser Form ist am Ende!” Spätestens da ist der Moment gekommen, wo die Runde auch nicht mehr wirklich weiterweiß.
Zur gestrigen Sendung: >Anne Will: Herr Maaz und Merkels “narzisstische Störung”<
Schramm hatte für diese Sendungen eine sehr passende Formulierung, dürfte hier bekannt sein.
__________
10 Minuten aus der Anstalt (4.10.16)zur dt. Parteienlandschaft:
tinyurl.com/j2h2w7c
November 21st, 2016 at 16:24
M.E. ist eines der Probleme, der von dir angesprochenen “Spackeria”, ihr krampfhafter Versuch einer Sprache die nicht ausschließt.
Es gibt aber sehr viele Ursachen die zu Ausschlüssen führen, so dass ein Scheitern dieses Versuches schon zwangsläufig erscheinen muss.
Peinlicherweise wird dieser Ansatz von moralischer Empörung getragen statt gestützt auf einer wirklichen Analyse. Vielleicht ist das auch auf die von dir oft gescholtene Theorielosigkeit zurückzuführen.
November 21st, 2016 at 17:38
Ich gestehe Leuten zu, bei der Neuverhandlung des gesellschaftlichen Diskurses auch mal ein bisschen übers Ziel hinaus zu schießen.
Vielleicht, um besser gehört zu werden, oder eine bessere Verhandlungsposition zu haben.
Bei der organisierten Linken muss aber ohne Zweifel die Verteilungsfrage an erster Stelle stehen, verbunden mit der Hoffnung, dass sich der kulturelle Konflikt dadurch auch entspannen würde.
November 21st, 2016 at 18:06
Ich bin schon wieder dagegen: Es geht um die Systemfrage, “Verteilung” ist immer noch Sozialdemokratie, die den Kapitalismus bis zur letzten Kugel verteidigt.
November 21st, 2016 at 18:29
Ach schade, ich dachte, ich kann das so reinmogeln.
November 21st, 2016 at 18:30
:-P
November 21st, 2016 at 22:09
Links verboten oder tabu.. Was haste denn erwartet, jetzt wo der Kapitalismus die letzten Zipfel dieser Kuller für sich in Beschlag genommen hat? Und hier in Europa ist schon seit ein paar Generationen länger links nix (mehr?) zu holen. Hier links zu leben hieße doch nichts anderes, als mit nem Stein umn Hals an die andere Seite eines Brunnens zu tauchen.. Dass vor diesem Hintergrund die Verteilungsfrage ‘reinrutscht’ ist da hinnehmbar – sonst hätte @Wat. dann doch recht mit der Schuld. In einem familiären Rahmen bei minimal-Produktivität kann ich mir den ganzen Kommunismus wunderbar funktionierend vorstellen. Aber wenn du 7,5 (viele Nullen) Mennecken gesund durchbringen willst (und das ist doch hoffentlich dein Anspruch), musste mir den Lösungsansatz über die Systemfrage noch mal erklären. Mir geht das ja auch so, dass ich ein längerfristiges, wahrscheinlich generationsübergreifendes, prozessorientiertes Vorgehen extrem unsexy finde. (Schon die schiere Unzahl an sich teilweise gegenseitig ausschließenden Theorien, furchtbar.) Sind wir uns überhaupt über das (eine?) Ziel einig? Nicht wirklich. Was bleibt, ist der eigene kleine Versuch es nicht schlimmer (vielleicht sogar besser) zu machen wie es ist. Gelingt leider nicht allen…
November 21st, 2016 at 22:22
Ich habe ja im Gegensatz zu Wat. nix gegen einen Übergang via Staatssozialismus, den ich nicht für eine Sackgasse halte. Nur rasseln bei mir sämtliche Wecker, wenn ich “Verteilung” höre, weil das nicht mal einer wäre, sondern der idiotische Versuch, kapitalistisch zu wirtschaften und dann ‘gerecht’ zu verteilen. Das kann ich nicht mitmachen, weil es drölf mal da geendet ist, wo wir gerade mal wieder stehen – weil es gar nicht anders enden kann.
November 21st, 2016 at 22:42
Oben steht ja drüber: Die Linken der Rechten. Wenn da stünde: Die Rechten der Linken.
Dann aber… nee, mach ich nicht, steht ja nicht drüber ;)
November 21st, 2016 at 22:49
Na den Staats’sozialismus’ wie ihn Wat. kennt, den willste auch nicht. Der war ja quasi das mit der Verteilung. Den anderen (gibts da einen anderen?) müssten wir ja auch erst erfinden. Für wieviele Insassen würdest du dir das Erfinden denn zutrauen? Bin ja sozialwirtschaftlich nicht so gebildet, so dass ich mit dreistellig schon nicht klar käme.
November 21st, 2016 at 23:36
Ich meine auch nicht den bekannten, sondern den möglichen. Der taugt für alle, bei einer halbwegs intakten Infrastruktur. Ich “erfinde” derweil gar nix, das ergibt sich wie in einer ganz normalen Nachkriegszeit, in der es um Versorgung geht. Wird kein wünsch-dir-was, aber da regelt der Markt auch nix mehr.
November 22nd, 2016 at 14:21
“Schön, dass das Spitzenpersonal der ‘Linken’ bis zur Vollbräune neoliberal ist.” Bei Leutz wie Wagenknecht und Co. bin ich mir einfach nicht sicher. Ist es nur ein “man muss die Leute erstmal abholen und sie sanft an grössere Wandel und Änderungen heranführen” oder doch eher ein “Kapitalismus light”. Bin mir teils wirklich unschlüssig, ob sie das nur als “Show” machen um nicht gleich in der Schmuddelecke zu landen oder wirklich weiterhin am System festhalten wollen.
#6
Ich sehe das wie flatter in #7. Das Zauberwort hier heisst Relation. Gendersprache, rassistische Kindergeschichten und welcher PC/SJW Kleinkrams auch immer, ist alles Nebenschauplatz des Nebenschauplatzes und manche bauschen das auf, als hätten wir quasi schon eine Utopie mit kleinen Schönheitsfehlern. Derweil lachen uns die rechten Populisten und Dogmatiker aus in was für lächerliche Debatten wir uns verwickeln und auch noch deshalb auseinander dividieren, anstatt ne breite Front gegen die Dummheit und Ignoranz aufzubauen. So ein paar gemeinsame Nenner bei den großen Themen müssten wir doch finden und dann auch wirklich dahinter stehen.
#8
Das traurige ist eher was wir alles an Ballast bei manchen Wörtern mitschleppen. Wenn ein Kleinkind ein anderes Kind mit dunkler Haut sieht, dann sagt es aus was es sieht “guck mal Mama, der/die ist schwarz”. Die Reaktion der Mutter wird vermutlich sein, dass man sowas nicht sagen darf. Ich kann mich bis heute nicht entscheiden, ob diese Form der Empathie korrekt ist. Also sollte man eher Konnotation oder Denotation fördern. Das Problem am ersteren ist, dass sich das pro Kultur, Zeitgeist, Ideologie, Ort, usw. permanent wandelt und dadurch auch Definitionen teils brutal verschoben werden. Wurde doch sogar schön im Artikel aufgezeigt, was heute alles als “links” deklariert wird. Gut, das ist Neusprech und nochmal bisschen was anderes, aber ich finde Konnotation ist eher ein Katalysator für babylonisches Sprachgewirr, als eine Hilfe. Wenn mich jemand als “weiß” oder “Pole” bezeichnen will, kann er das ruhig tun. Ob der Sender damit was implizieren möchte, mir egal. Ich als Empfänger werte es nur als Beschreibung eines äusseren Merkmals oder eben meines Geburtslandes. Nicht mehr und nicht weniger.
#14
Ich verstehe worauf du hinaus willst, aber Hodor hat schon irgendwie recht. Wenn du die “Systemfrage” stellst, aber die Verteilung nicht explizit ansprichst/erwähnst, dann findest nicht viele Zuhörer. Ich weiss, dass es mit deinen Vorstellungen automatisch zu einer besseren Verteilung führen würde (daran glaube ich jetzt einfach mal), aber trotzdem musst du das kommunizieren, weil das würde dann auch mehr Gehör und Akzeptanz finden. Man muss die Leutz abholen und hochtrabende Systemtheorien ohne konkreten Bezug auf die Bedürfnisse, Wünsche, Sorgen, … sind für viele ein Buch mit sieben Siegeln.
Das ist wo uns die “rechten” voraus sind. Sie lügen, betrügen und manipulieren dabei wie wild, aber sie sprechen zumindest die Themen an, welche die Menschen berühren und das wiederum gibt ihnen ein Gefühl (an)gehört zu werden und das man sich um ihre Belange kümmert. Sie können eher ein Bezug dazu aufbauen und sich identifizieren. Die größte Kunst ist und wird es sein die Leutz abzuholen, aber sie dennoch auf ihre zahlreichen Denkfehler und Faktenunkenntnis hinzuweisen OHNE sie dabei zu beleidigen. Wie soll man jemand freundlich beibringen, dass die Welt keine Scheibe ist, ohne ihn als Vollidioten hinzustellen?
#17
Ja, das ist ein Problem. Wieviel Wohlstand geht für 7.5 Mennecken (tendenz ab 18.Jh. exponentiell steigend) und muss man dennoch Unterschiede zulassen (im gewissen Rahmen, also nicht so drastisch wie heute) oder gibts den einen Kamm für alle? Sind wir vielleicht schon zuviele? Man muss ja nicht gleich mit Genozid oder beschleunigter Alterung um sich werfen, aber zumindest das “Tabu” der Geburtenkontrolle wäre dann vielleicht schon mal weltweit zu diskutieren. Kann jeder einfach mal 5 Balgen in die Welt setzen oder müss ma schauen, was die natürlichen Ressourcen unsere Vorstellung von einem “normalen” Wohlstand überhaupt hergeben. Das sind die richtig ekligen Themen, weil schön emotional, subjektiv und so. Da wirste bei den 7.5 Mennecken schon knapp 100.000 Meinungen haben was denn “gesund durchbringen” ist.
November 22nd, 2016 at 16:08
@Umdenker:
“Ich weiss, dass es mit deinen Vorstellungen automatisch zu einer besseren Verteilung führen würde”
Wie bitte? Wie käme ich denn wohl darauf? Nein, das Problem mit dem Thema “Verteilung” bleibt negativ; es ist schlicht indiskutabel – weil sie im Kapitalismus nicht funktionieren kann und ich nicht eine Verteilung in einem System diskutieren kann, das (noch) gar nicht existiert. Diskutabel wäre allenfalls, wie ein System aussehen muss, das die Versorgung aller ermöglicht und die Schieflage nicht von vornherein in sich trägt. Ich kann nur sagen, was nicht geht, nämlich das, was alle, die man hier wählen kann, dummerweise glauben.
Das Problem “Überbevölkerng” diskutiere ich nicht in diesem Zusammenzang, weil es irrelevant ist. Wir könnten die Weltbevölkerung versorgen, und Kapitalismus funktioniert auf lange Sicht nicht einmal in einem Dorf, egal wie viele Einwohner es hat. So lange fast alle Staaten der Welt kap. wirtschaften, werden sie ohnehin nichts gebacken kriegen, was international koordiniert werden muss – außer eben Oligopoly.
November 22nd, 2016 at 19:38
OT, wie so oft: US-Studie: Schüler können fundierte Nachrichten nicht erkennen
Mit einer Umfrage unter Tausenden Kindern und Jugendlichen haben US-Forscher deren Medienkompetenz überprüft. Der großen Mehrheit fällt es demnach schwer, richtige Nachrichtentexte zu erkennen und beispielsweise von Werbung zu unterscheiden.
Äh, okaaay. Kennt ihr eigentlich den Film “Idiocracy“?
November 22nd, 2016 at 20:13
Was ich noch gut fand: “Ja, als rechter Hanswurst brauchst du keine, da reicht “mia san mia”, “so war das hier schon immer” und jemand, zu dem alle aufschauen sollen.”
Rechte rechtfertigen sich nie und Linke zu häufig. Wichtiger Punkt.
November 22nd, 2016 at 21:20
Die Rechtfertigung der Rechten besteht schlicht in den Verhältnissen. Sie brauchen da nix extra. ;)
November 22nd, 2016 at 21:41
“Bis auf einmal …” – das Beharren auf das Bestehende schlägt dann um in Wut. Die Anhänger der rechten Ideologen sind gar keine, wovon sie genau so wenig wissen wollen wie von der Realität und dem Möglichen. Unreflektierter Egoismus.
November 23rd, 2016 at 10:20
OT. Aus der Reihe “Dinge, mit denen wirklich niemand rechnen konnte”: Albuquerque police illegally deleted, altered videos of police shootings: report
[..] The memory cards for Scorpion body cameras were often times “bleached,” deleted or altered, Chavez said in his affidavit. In the case of the homeless man, Chavez alleges that he was told to “deny, withhold, obstruct, conceal, or even destroy records” involving that case and any others. [..]
November 23rd, 2016 at 10:34
Mit der Christentrulla Göring-Exkardt bleiben die Grünen alternativlos. Wer wählt so etwas?
November 23rd, 2016 at 10:52
Wer wählt so etwas?
Leute, die “Tchibo-Werbung mit dem eingebauten Wort zum Sonntag” mögen, befand Jutta Ditfurth.
Noch mehr aus der Welt der Dinge, die wirklich niemand …: Banken bezahlten offenbar „Maulwurf“
Deutschlands Banken haben vor einigen Jahren einen Helfer im Finanzministerium positioniert, berichtet die Bild-Zeitung. Sogar an Gesetzestexten soll er mitgeschrieben haben.
Was’n Quatsch. Wer soll denn Gesetzestexte schreiben? Jesus?
Hier wundert sich einer, dass er bei facebook rausfliegt: Facebook-Zensur geht weiter – eine Chronologie
November 23rd, 2016 at 12:52
@ R@iner: Wobei ich mich dann meinerseits schon wundere, dass der Typ da einerseits so einen Aufwand betreibt, die Infos zugänglich zu machen und den Heckmeck mit facebook auszufechten, aber dann andererseits meint, dass er das vermutlich nicht hinkriegt, das stattdessen auf dem Blog (den er ja sogar offensichtlich schon hat und also schon irgendwie in der Lage dazu ist) zu publizieren. Bin ich inzwischen auch zu alt, das zu verstehen?
November 23rd, 2016 at 13:01
@Amike: Ich glaube, der ist nur sauer, weil seine Inhalte über f*book eine höhere Verbreitung finden. Technisch jedenfalls ist sein Argument haltlos.
Und aus der Tatsache, dass sich der halbe Planet dort tummelt, abzuleiten, man hätte ein wie auch immer geartetes Recht bei einer Privatfirma gelistet zu sein, halte ich ja generell für Blödsinn.
November 23rd, 2016 at 13:40
OT – Der nu wieder: “Richter arbeiteten in einem Rechtspflege-Kokon“ – er hätte sie vermutlich lieber als Schnellrichter direkt der Exekutive, sprich seinesgleichen, untergeordnet.
So ist das mal wieder. Der Schamberger unterliegt praktisch einem Berufsverbot – hier noch ein Interview – der Wendt hingegen, der offenbar noch nicht einmal das grundlegende Prinzip der Gewaltenteilung verstanden geschweige denn verinnerlicht hat, natürlich nicht, im Gegenteil.
November 26th, 2016 at 12:34
Thema “PC”: ich bewege mich nicht in akademischen Kreisen, kriege auch nix von der Twitter-Krawalleria mit (Wieso auch? Zwingt mich ja keiner, das mitzulesen), deshalb mag mein Blick darauf etwas eingeschränkt sein.
Allerdings scheint mir, dass die Kritik daran aus einer vollständig empathiefreien Position erfolgt.
Wer möchte gerne tauschen, z.B. mit meiner besten Freundin, die in den 80ern als Kind eines Afro-Brasilianers in einem durch und durch weißen und bürgerlichen Teil Hamburgs aufwachsen durfte?
Natürlich ohne irgendwelchen SJW-Scheiss, sondern noch ganz handfest und bodenständig mit offenem und verborgenem Rassismus.
Ergebnis: Mobbing, Gewalt, Ausschluss. Trauma, schwerste psychische Erkrankung, Selbstmordversuch. Ein weiteres Menschenleben im Arsch.
Wenn eine Kultur der Politischen Korrektheit solche Monstrositäten vermeiden hilft, sollten wir als Gesellschaft es auch abkönnen, wenn manchmal über’s Ziel hinaus geschossen wird. Und gemessen daran, wie groß das Bohei auch in den Massenmedien ist, wenn mal wieder jemand aus dem Elfenbeinturm ‘ne bescheuerte Idee hat, ist mir vor einer Dominanz der SJWs wirklich nicht bange.
Und wieso schließt die Frage nach einer gerechten Wirtschaft die Frage nach einem anständigen Umgang miteinander aus? Ich halte es für ziemlich naiv, zu glauben, eine andere Form des Wirtschaftens ließe automatisch auch jahrhundertelang gelernte rassistische und sexistische Muster vergessen.
November 26th, 2016 at 16:16
Ich bin empathiefrei, das steht in meiner Geburtsurkunde.
Es geht hier um politische Konzepte sowie die Wahrnehmung dessen, was unter dem Label “links” firmiert, nicht darum, ob hier wer Rassismus scheiße findet. Dazu findet sich übrigens ein wichtiger Hinweis im Text, siehe “Sarrazin”.
Mobbing und Gewalt zu verhindern, sind derweil keine linken Konzepte, sondern eher genuin rechte, siehe “härtere Strafen®”.
“Und wieso schließt die Frage nach einer gerechten Wirtschaft die Frage nach einem anständigen Umgang miteinander aus?”
Keine Ahnung, wer sagt das denn? Was sich ausschließt, ist dass etwas politisch links ist und ohne Kapitalismuskritik auskommt.
November 26th, 2016 at 17:44
Stimmt, explizit hat das keiner gesagt. Aber mir scheint, dass oft die Diskussion über wirtschaftliche Themen über alles andere gestellt wird – so, als wäre es ein leicht dekadenter Luxus, sich für Minderheiten und gegen Sexismus einzusetzen.
Nach dem Motto “Erstmal die harten Themen, dann das ganze weiche Gedöns”.
Was ich da geschrieben hatte war weniger auf den ursprünglichen Text bezogen, eher auf vorhergehende Kommentare und die Stimmung in anderen Blogs.
November 26th, 2016 at 18:08
Es geht nicht um “wirtschaftliche Themen”. Kapitalismus ist kein “wirtschaftliches Thema”, sondern das alles beherrschende System.
Letzteres aus #36 kann ich verstehen, zumal ausgerechnet Reaktionäre wie Herr Fonsi von der FAZ nix anderes mehr besprechen; das sind aber genau die Experten, die eben das Bild von einer “Linken” prägen, die nur aus Zensoren und sexbesessenen Bürokraten besteht. Entweder haben die recht und wir sind ganz schön am Arsch oder wir machen ihnen und anderen klar, was die vorrangigen Probleme sind und wir sie erkannt haben.
Ich mag auch nicht mehr lesen, “eine andere Form des Wirtschaftens ließe automatisch auch jahrhundertelang gelernte rassistische und sexistische Muster vergessen.”. Interessiert mich nicht. Mit dem Kap. werden auch die Zahnschmerzen und Haushaltsunfälle nicht verschwinden. Aber wenn wir ihn nicht loswerden, müssen wir uns mit ‘Sexismus’ nicht mehr befassen. Im Übrigen ist der sehr wohl kapitalistisch geprägt, und wenn ausgerechnet die Hanseln, deren Dauerthema das ist, das nicht kapieren, sollen sie bitte erst recht die Fresse halten. My 5p.
Dezember 6th, 2016 at 23:26
Zum foto von Noske und zur sozialdemokratie noch ein loblied von Erich Mühsam
Das Neue Deutschland
Sich empfehlend den Genossen
für die nächste Reichstagswahl,
saßen viele deutsche Sozi
jüngst bei Sklarz im Speisesaal.
Grinsend rief der dicke Ebert
von dem Präsidentensitz:
»An mein Volk: Du hältst die Schnauze!«
Und gleich schrie man: »Bravo, Fritz!«
Scheidemann, der mit der Glatze,
sprach in überlegnem Ton:
»Ich erwürgt’ zwar nicht die Feinde,
doch die Revolution!«
Dann erhob sich Parvus-Helphand
und begehrt’ das höchste Lob,
weil im ganzen Land kein Schieber
soviel in die Tasche schob.
Erhard Auer sprach aus München:
»Ich bin meines Siegs gewiß.
Mir bestätigt Lindners Kugel,
daß ich Bayerns Volk beschiß.«
Aber plötzlich ward es stille,
Noske ballte seine Faust,
und es rollten seine Augen,
daß es den Genossen graust,
und er rief: »Euch lobt der Bürger,
denn ihr meint’s ja alle gut.
Aber hier, seht meine Hände:
Jeder Finger trieft von Blut.
Ruhe, Sicherheit und Ordnung
tun dem Kapitale not.
Fünfzehntausend Proletarier
schlugen meine Garden tot.«
Stürmisch schrien: »Prosit, Noske!«
Ebert, Parvus, Scheidemann.
Bauer, David, Landsberg, Heine
stießen mit dem Sektglas an.
»Heil dir, Justav, Held und Sieger,
dir verneigen wir uns stumm.
Wir betrügen unser Volk nur,
aber, du, du bringst es um!«