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Man kann in der Geschichte der BRD beliebige Löcher buddeln, es kommt stets der Antikommunismus als Leitmotiv der Staatsgründung ans Tageslicht. Auch und gerade Nordrhein-Westfalen, das sich heute wofür auch immer feiert, ist ein Kind des Kalten Krieges. Am Rande erwähnt wird dieser Umstand in einigen regionalen Blättern wie der RP und der WAZ, während der echte Qualitätsjournalismus sich die Sache passend zurechtbiegt.

Nach dem Krieg, eigentlich schon währenddessen, so ist weithin bekannt, entwickelten die USA einen schon zwanghaften Antikommunismus. Dies veranlasste sie u.a. zur Gründung und Führung der NATO und einer Reihe weiterer vor allem militärischer und geheimdienstlicher Maßnahmen im Kampf gegen den neuen Feind. Politisch aber waren es vor allem die Briten und vor allem im Westen der Westzone, die dafür sorgten, dass die BRD ganz sicher wäre gegen kommunistische Machtansprüche.

Das Ruhrgebiet mit seinem immensen wirtschaftlichen Potential und den Arbeitermassen sollte unbedingt unter Kontrolle gehalten werden. Dazu wurden einige Szenarien durchgeplant, darunter auch eine Sonderzone Ruhr. Am Ende aber sollte es Teil des föderalen Westdeutschland werden, nur eben nicht rot. Die FAZ will von dergleichen freilich nichts wissen und fabuliert:

Ziel war es, das rheinisch-westfälische Industrierevier mit ausreichend großen agrarischen Gebieten zu verbinden, um so die Versorgung der menschenreichen Städte an Rhein und Ruhr mit Lebensmitteln sicherzustellen.

Die Rote Ruhr

Wieso ein politisches Gebilde wie ein Bundesland quasi autark sein muss, erschließt sich mir nicht. Hätten die ländlichen Regionen rund um das Ruhrgebiet den Städtern keine Kartoffeln verkauft, wenn sie einem anderen Bundesland angehört hätten – zumal sie ohnehin unter der Kontrolle der Alliierten standen? Brauchten sie keine Kohle, keinen Stahl und keine anderen Industrieprodukte?

Im Gegenteil wäre ein abhängiges Ruhrgebiet keine wirkliche Bedrohung für die Stabilität Westdeutschlands gewesen, die ging eher von einem unabhängigen lebensfähigen Kleinstaat aus. Den Briten war es aber offenbar wichtiger, die Rote Ruhr zu verhindern, daher entschieden sie sich für folgende Strategie: Dem tendenziell roten Pott wurden ausreichend tiefschwarze Regionen an die Seite gestellt, Kommunisten wurden zunächst aus dem Prozess ausgeschlossen und später verfolgt, die SPD wurde als ‘linke’ Kraft gehätschelt und ein Zentrums-Mann zum ersten Ministerpräsidenten ernannt. Dieser vielschichtige Puffer ist tatsächlich das Gerüst, aus dem NRW entstand.

Democracy at its best: Es wurden Schienen gelegt, Weichen gestellt und Abzweige stillgelegt; gefüttert und bestraft, ernannt und kontrolliert. Die Konstruktion war so durchdacht und stabil, dass sie einige Jahrzehnte lang hielt. Im Zweifel gehorcht der Arbeiter der Autorität und stellt keine Ansprüche, die ihn in die Nähe von Aufrührern stellen. Ein paar kleine Updates von Schröder und dem von ihm aus Düsseldorf abgeworbenen Ministerpräsidenten Clement haben den Klassenkampf später endgültig entschieden. Herzlichen Glückwunsch, Nordrhein-Westfalen!