Ich muss mich immer wieder zurückhalten, wenn ich über Herrn De Maizière schreibe, weil der Mann für mich ein Braunes Tuch ist. Ich sehe in ihm das Konzentrat einer faschistischen Gesinnung; was immer der Machterhalt verlangt, wird von ihm unbewegt vollstreckt.
Sein Ministerium empfiehlt jetzt also, wieder Vorräte anzulegen. „Wie im Kalten Krieg“ lese ich in den Medien iund frage mich, wieso „wie“. Was soll das? Eine Infrastruktur wie die der BRD lässt eine effektive Vorratshaltung gar nicht zu. Sie ist so komplex, dass sie steht oder fällt, aber sicher nicht für ein paar Tage ausfallen kann, die man mit ein paar Konserven übersteht. Für welchen Fall sollte man „Vorräte für zehn Tage“ brauchen? Ist der Atomkrieg dann um? Und was zur Hölle soll ich mit „Bargeld“? Kennt der nicht „The War Game“? You can’t eat a pound note, moron! Vielleicht wollen sie aber auch nur irgendwie die Armen töten, denn die können sich keine Vorräte leisten.
Wozu das Ganze?
Ansonsten ergibt das alles keinen Sinn. Natürlich kann man das jetzt mit den anderen Maßnahmen in Verbindung bringen, einem Weißbuch der Bundeswehr etwa, das auf Eroberung und Zivilistenjagd ausgelegt wurde. Geplante Übungen der Bundeswehr mit der Polizei; allesamt nicht mehr nur verfassungswidrige Vorgänge, sondern verfassungsfeindliche. Eine verfassungsfeindliche Bundesregierung bringt mit verfassungsfeindlichen Landesregierungen die Parlamente zum Abnicken ihrer Machtpolitik.
Bei der Gelegenheit: Hat sich das eigentlich in den letzten Jahren noch irgendwer gefragt, was das für ein Parlamentarismus ist, in dem die Abgeordneten nur mehr abnicken, was ihnen vorgelegt wird? War das nicht mal undemokratisch, als man das dem Ostblock vorgeworfen hat? Mein Problem besteht jetzt darin, dass ich auch bei sich aufdrängenden Zusammenhängen nach dem Sinn frage. Wozu soll das alles gut sein?
Ignoranz ist Stärke
Hier kreuzen sich die Brüche und Widersprüche wie Bruchlinien an der San-Andreas-Spalte. Es ist allenthalben ein „Terror“, vor dem wir Angst haben sollen, aber der schlägt punktuell und blitzartig zu. Mir ist kein Fall bekannt, in dem eine Vorratshaltung dagegen nützlich gewesen wäre. Weiterhin dürfen wir, während die Bundeswehr für unsere Freiheit Terroristen produziert, demnächst keine Rucksäcke mehr tragen. Ich weiß zwar nicht, wie man das kontrollieren soll, wo man nicht kontrollieren kann, ob jemand Sprengstoff dabei hat, aber so ist das jetzt eben.
Es wird geherrscht, kontrolliert, überwacht und verboten ohne erkennbares Ziel. Es ist nicht einmal eine Ideologie im Angebot, zu der man sich bekennen könnte, um in Ruhe gelassen zu werden. Ist eigentlich egal, und die Menschen ignorieren den ganzen Zirkus. Eine Handvoll Omas wird die Enkel Konserven einkaufen schicken, der Rest schüttelt den Kopf und spielt weiter Pokémon Go. Vielleicht ist ja genau das der Zweck der Übung: den Alarm auf ein völlig absurdes Niveau zu heben – nicht um die Menschen zu verängstigen oder Verteidigungsbereitschaft zu wecken, sondern um ihre Ignoranz zu stählen.
Der nächste Bundeskanzler wird Stock und Hut bei sich führen; die kommen nach der übernächsten Wahl dann auch ohne ihn zurecht.
August 22nd, 2016 at 20:44
Wasser also, zwei Liter pro Tag also, pro Person. Plus Wasser zum Kochen und wohl auch zum Waschen. Sonst ist man nach der ersten Woche im Keller versucht, die Fenster aufzureißen. Ist man ohnehin, denn wenn kein Wasser aus der Leitung kommt, dann auch nicht auf dem Klo. Na, dann mal viel Spaß zu viert im Keller. (Als alte Camper sind wir eh auf die Zombi-Apokalypse vorbereitet, wenns richtig schlimm wird sogar auf eine weitere Legislaturperiode mit Merkel und Gabriel)
August 22nd, 2016 at 21:15
Wie wäre es mit folgender Hypothese:
Die ganze Infrastruktur (Strom, Gas, Wasser) ist marode und die Versorgungs- und Liefereinrichtungen (Lieferketten für Lebensmittel, Just-in-Time-Fertigung und -Lieferung, “rollende Warenlager”, Geldautomaten, bargeldlose Zahlungen) sind hochvernetzt, voneinander abhängig und keine Sau hat den Kram robust entworfen bzw. Toleranzen und Redundanzen vorgesehen. Ist ja nicht wirtschaftlich. Alles ist kostenminimal so zurechtgeschustert, daß es eben irgendwie läuft. Mehr schlecht als recht und oft genug halt auch gar nicht. Siehe Bahn. Irgendwo ein kleiner Pups und alles bricht zusammen. Siehe VW. Keine Lager, keine Puffer. Ein Zulieferer mag nicht umd prompt ist Staatskrise. Was wäre, wenn der Zulieferer stattdessen mal einen IT-Totalausfall hätte? Andere Ursache, selbes Resultat.
Jetzt stelle man sich mal kurz vor, daß eine dieser IT-Waffen vom Schlage Stuxnet, Duqu, Flame & Co. irgendwo in dieser o.g. windigen sensiblen Gemengelage loslegt. Wasserversorgung beispielsweise. Gab es nicht unlängst Berichte, wie viele Steuerablagen übers Internet erreichbar und faktisch umgeschützt sind? Dann ist Party. Nun, da allenthalben Cyberwar! trompetet und eskaliert wird, geht auch den politisch Verantwortlichen auf, wie zusammengepfuscht und verwundbar o.g. Dinge sind. Siehe IT-Sicherheitsgesetz.
Statt jetzt für eine robuste und fehlertolerante Auslegung zu sorgen, wird ganz im Sinne der Eigenverantwortung™ jeder Einzelne dazu vergattert, selbst für das Vorhersehbare vorzusorgen. Ob das funktionieren kann, sei dahingestellt. Wichtig ist nur, daß man im Fall der Fälle sagen kann: ihr habt keine eigenverantwortliche Vorsorge getroffen. Wie bei der privatwirtschaftlichen kapitalgedeckten “Altersvorsorge”: Altersarmut? Selbst schuld. Wir haben Dich gewarnt.
tl;dr
Politik und Wirtschaft haben ein wackeliges Kartenhaus errichtet und mit der Deklaration des Cyberwar merken sie, daß ihnen der Kram auch gut selbst um die Ohren fliegen könnte. Daher die Parole: ein jeder rette sich selbst.
August 22nd, 2016 at 22:31
Während die Bundesregierung – ebenso wie die NATO – die Notwendig der “Resilienzbildung” mit der vermeintlichen “Aggressivität” Russlands und der Bedrohung durch den “Islamischen Staat” (IS/Daesh) legitimiert, verwies das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) schon 2010 auf einen ganz anderen Grund für die aktuell stattfindende “konzeptionelle Fortentwicklung der Zivilen Verteidigung”. Diese sei dem “sich in den vergangenen Jahren deutlich steigernde(n) außen- und sicherheitspolitische(n) Engagement Deutschlands” geschuldet, hieß es. Quelle
Also die Befürchtung, der vermehrt von ‘uns’ ausgehende Terror könnte irgendwie doch auf uns zurückschlagen. ‘Ein jeder rette sich selbst’ versteht sich eh von selbst. Eigenverantwortlich.
August 23rd, 2016 at 00:23
Übrigens sind in den Bedarfssätzen zu Hartz-IV die von der Bundesregierung angeratenen Hamsterkäufe nicht vorgesehen. Nicht mal Hamsterfutter und Streu.
SGBII-EmpfängerInnen sind eh überflüssig und verzichtbar, da nicht verwertbar.
The richest survive.
Nettes Fundstück dazu übrigens:
“Nun kommen die Advokaten der Ärmsten sogleich mit der rhetorischen Frage, was denn aber mit den Hartz-4-Empfängern und den Rentnern sei, die sich die Einlagerung von Mineralwasser und Fischdosen nicht leisten können? Diese Frage offenbart den tief sitzenden Egoismus der Fragenden mehr, als denen lieb sein dürfte. Denn die einzige Antwort kann doch sein: Lagere selbst ein paar Liter Wasser mehr ein, denn in der Not wirst du doch wohl denen gern abgeben, die für sich selbst nicht sorgen konnten.”
http://diekolumnisten.de/2016/08/22/zivilschutz-dekadenz/
August 23rd, 2016 at 08:33
Old Fart 2: Das wäre auch meine Hypothese. Cyberattacken auf Wirtschaftunternehmen steigen kontinuierlich. Großräumiger Stromausfall wäre daher das naheliegendste Katastrophenszenario, weil die Abhängigkeit von dieser extrem störanfälligen Energieform alle gesellschaftlichen Bereiche durchzieht.
Dazu kann sich jeder aus diesem Bericht etwas Passendes heraussuchen:
http://www.tab-beim-bundestag.de/de/pdf/publikationen/berichte/TAB-Arbeitsbericht-ab141.pdf
August 23rd, 2016 at 09:15
altautonomer, 5:
Wir hatten in den letzten 5 Jahren bei uns in der Straße 3 Mal Kabeldefekt des Erd-Haupstromkabels. Jedesmal mehrere Tage Totalausfall. Ich sag nur: Warmwasseraquarium, Tiefkühltruhe, Elektroherd und elektronische Steuerung der Gastherme für Heizung/Warmwasser.
Die Wasserversorgung unseres Ortes wird aus einem Hochbehälter bedient. Das Teil wird aus dem Brunnen im Tal mit elektrischen Pumpen befüllt. Super. You get the idea.
Kürzlich hatten wir E.coli in der Wasserversorgung. Über geraume Zeit hinweg sollten wir das Wasser vor Benutzung abkochen. Und jetzt stelle ich mir mal in dieser Lage einen weiteren Stromausfall vor …
Lange Rede, kurzer Sinn: das ganze Gelump hält nur noch mit Klebeband und Spucke zusammen. Dazwischen noch ein Haufen ungewarteter remote-steuerbarer IT, da ist doch klar, daß alles kollabiert, wenn mal wer etwas am Gebälk rüttelt. Und dann macht unsere Junta munter in “Cyberwar”. Das ist schon ziemlich kamikaze-like. Deshalb der Arbeitsauftrag ans Fußvolk: wappnet euch! Eigenverantwortung™.
August 23rd, 2016 at 09:33
An dieser Stelle kann “Blackout” von Marc Elsberg erneut zu gefälligen Lektüre empfohlen werden. Sauber recherchierte Endzeitbeschreibung wegen großflächigem Stromausfall. Nur die im Buch beschriebene, weitgehend zügige und zielgerichtete Handlung von Politik und Sicherheitsbehörden halte ich für all zu euphemistisch.
August 23rd, 2016 at 09:50
Jeder Motivationstrainer kann Dir erklären, wie wichtig das Mitmachen ist. Ein Fackelzug mag nett anzuschauen sein, aber selbst eine Fackel zu halten ist noch etwas ganz anderes. Wer jetzt Konserven und Mineralwasser kauft ist für geraume Zeit gegen pazifistische Umtriebe immunisiert. Ganz nebenbei liefern die Warenwirtschaftssysteme verläßliche Daten, die für den kommenden Wahlkamp von Nutzen sein werden.
August 23rd, 2016 at 09:51
Die Regierung weiß nicht, was sie will. Neulich noch das, und jetzt das Gegenteil.
August 23rd, 2016 at 10:06
Vielleicht soll die Binnenwirtschaft damit angekurbelt werden? Vielleicht ist das (mal wieder) ein Testballon, um die Belastbarkeit der Bevölkerung zu testen? Vielleicht weiß der Innenminister tatsächlich etwas, dass wir noch nicht wissen? Vielleicht ist das aber auch nur weitere Panikmache? Denn ängstliche Bürger, sind gut zu kontrollierende Bürger.
Davon abgesehen kann es generell nicht schaden, ein paar Vorräte zu haben. Not-Medikamente, ein Erste-Hilfe-Set, Tabletten zur Wasser-Entkeimung, Taschenlampen, einen Gaskocher, ein Brecheisen, womöglich gar etwas NRG-5 und etwas, um das Ganze auch verteidigen zu können. Pfefferspray oder einen Kubotan. Es muss nicht immer gleich ein Terror-Anschlag oder eine Naturkatastrophe sein. Ein Stromausfall über mehrere Tage oder viele andere Szenarien genügen bereits. Die Decke unserer Zivilisation ist dünn und sehr empfindlich.
August 23rd, 2016 at 10:15
link in #8 So wenig sorgfalt – LEMO, “schäme dich”: “rationalisierte Produkte” – “Volksgemeimschaft” und darunter die logos von Haus der Geschichte, DHM und Bundesarchiv.
August 23rd, 2016 at 10:30
So, und schon kommt das nächste Thema – Die Reaktivierung der Wehrpflicht. Ja, ist denn schon Wahlkampf und braucht man Themen, die man vorgeben kann?
Ich halte das alles für Bullshit.
August 23rd, 2016 at 11:07
ninjaturkey:
Blackout kenn ich. Habs auch schon mal irgenwo als Gastautor vorgestellt.
flatter: wenn ich darf, ein Verweis auf die Narrenschiffbrücke zum selben Thema heute.
August 23rd, 2016 at 11:29
OT – Ein kurzer Seitenblick auf das Demokratieverständnis unserer ‘Eliten’ am Beispiel Kretschmann: Größere Probleme für die bundesweit erste grün-schwarze Landesregierung sieht er nach dem Bekanntwerden der geheimen Absprachen nicht. “Es ist verhandelt worden von den Koalitionsspitzen. Insofern, wieso soll jetzt ein Verhandlungsergebnis die Koalition belasten?” (Quelle tagesmärchen)
Und weitergehen, gibt nix zu sehen.
August 23rd, 2016 at 12:34
@altautonomer: Warum solltest du nicht, der steht ja hier in der Blogrolle.
August 23rd, 2016 at 14:58
Moin,
zum Dude(4)seinem Link, “Dekadenz”
Wenn der Harzer auch was essen und trinken will. Frage nicht was der Staat für dich tun soll sondern was du für Ihn tun kannst.
Jippi ey jey Schweinebacke.
Zusammengefasst sieht die staatliche Daseinsfürsorge im Kernbereich wie folgt aus:
Jeder ist sich selbst der Nächste. Und willst du nicht mein Kumpel sein, so schlag ich dir den Schädel ein.
Willkommen im 21zigsten.
Wie war das nochmal bei den Impfseren?
August 23rd, 2016 at 15:59
ja, blackout war ganz nett, abgesehen vom “”held-konfrontiert-docEvil-ende”…
August 23rd, 2016 at 17:42
…ansonsten halte ich mich exakt an die Empfehlung des Postillon, und habe schon lange Körperfett für 2-3 Wochen eingelagert. ;-)
August 23rd, 2016 at 18:29
“De Maizière fordert Grenzen für Verschlüsselung“. Tolle Formulierung! Außerdem bald im Kino: Grenzen der Menschenrechte, Grenzen des Schweigerechts, Grenzen der Unschuldsvermutung, Grenzen der Unversehrtheit, Spiel ohne Grenzen.