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Die Sueddeutsche hat ein dolles Feature: Wenn man die Scripte blockiert, sieht man keine Grafiken. Keine Bilder, nichts, das beim Lesen stört. Das Einzige, das stört, sind die halbhirnigen Texte. Heute drei Beispiele aus unterschiedlichen Ressorts, die aufzeigen, wie Qualitätsjournalismus Meinung ins Hirn trümmert:

Beim Spocht gibt es eine Jubelarie über den deutschen Fußballtrainer Jürgen Klopp, der in Liverpool arbeitet. Man vergleicht ihn mit den Beatles. Popstar, der Typ, ganz groß! Was macht nun ein deutscher Trainer in Engeland? Er siegt nicht einfach, sein Spieler schießt nicht einfach ein Tor, nein, der hat “mit einem fabelhaften Solo die Arsenal-Abwehr zertrümmert“.

Wie gesagt, ein Tor geschossen, das heißt für die SZ, dass alles in Scherben fällt. Komisch, dass die Trümmerabwehr danach kein Tor mehr kassiert und ihre Mannschaft noch zwei geschossen hat. Aber so wird das nichts mit dem Identität stiftenden Wochenschaustil. Für den Rest wird die Premier League zu einer Angelegenheit weniger großer Befehlshaber gemacht. Einer ist der unsrige. Möge er gleich bis Moskau durchmarschieren.

Finden Sie das lecker!

Bevor er dort auf den heiligen St.Einmeier trifft, nehmen wir aber eine kurze Auszeit bei Nussnougat-Creme. Wir sollen zur Kenntnis nehmen, welche “die beste” ist, wozu ein raffiniertes Testverfahren eingesetzt wird: Ein “Experte” sagt es uns einfach und probiert “neben dem original Nutella” einige weitere. Damit wäre auch geklärt, wer die Kapelle bestellt hat. Einleitend berichtet die Redaktionsheeresleitung von einem “Schock“, da “die Produktion von Nuss-Nougat-Cremes in Gefahr” hätte gewesen sein können.

Nein! Doch! Gähn! Wir erfahren im der Eloge des Testsiegers (keine Sorge, der potent(iell)e Anzeigenkunde liegt knapp dahinter), dass der Experte “berufsbedingt” die dunklen Schoko-Noten lieber mag. Experte halt, sieht man’s doch! Um dies lesen zu können, muss man dann aber doch Scripte freigeben, wenn auch nur 3 von 18. Dafür wird man mit der einträglichen Symbiose aus Product Placement und Klickstrecke belohnt.

Endlich in Moskau angekommen, erfahren wir, wie der unfassbar beliebte Außenminister Steinmeier mit sprichwörtlicher Engelszunge (gemeint ist hier nicht der Kommunistenhund, sondern das Flügeltier, Säzzer) vergeblich auf einen garstigen Russen einzuwirken versucht. Mal sehen, mit wem wir es zu tun haben:. “Die Zuhörer fächeln sich Luft zu. Steinmeier hat einen roten Kopf. Nur sein Kollege Sergej Lawrow (unglaublich, Putin hat sogar einen eigenen Außenminister!), der neben ihm sitzt, strahlt etwas Kühle aus.”

Eiskaltes Moskau

Menschen schwitzen, nicht so der Russe. Der guckt “mit bewegungsloser Miene” und hat “jenen mürrischen Gesichtsausdruck zu seinem Markenzeichen, in dem niemand mehr lesen kann.” Magisch, dunkel, unheimlich! Von einem nicht minder mürrischen Uhu auf der anderen Seite, der im immer gleichen Tonfall Wortblasen absondert, erfahren wir derweil nichts. Das wäre mein Serviervorschlag zum Ausgleich gewesen.

Die Rollen sind klar verteilt, der eine müht sich mit rotem Kopf ab, der andere lässt ihn eiskalt abblitzen: “Eine Abfuhr nach der anderen muss der deutsche Außenminister einstecken. Aber er hat es wenigstens versucht. Hat geredet, zugehört, die russische Seele gestreichelt. Er hat goldene Brücken gebaut und nicht gezuckt, wenn sie vor seinen Augen sogleich zertrümmert wurden.”
Ein Abwehrbollwerk zertrümmern, wie es der Landser pflichtgemäß vollstreckt, ist eine Sache, aber goldene Brücken?! Auf all die Güte reagiert der Russe nur mit Ablehnung, Grausamkeit und Vernichtung.

Was wir nicht erfahren: Irgend einen Zusammenhang, nachvollziehbare Gründe und Motive, Belege für die Einschätzung der Situationen an der Krim und in Syrien – zwischen beiden mäandert der Artikel sinnfrei hin und her. Es stellt sich vor allem die Frage, welche strategischen Absichten Russland und die NATO in Aleppo jeweils verfolgen und wo die konkreten Unterschiede in der Analyse der Situation liegen. Nicht einmal eine blasse davon Ahnung erlaubt der Artikel. Dafür haben wir ein detailliertes Bild davon, wie die handelnden Personen zu bewerten sind. Man möchte Steinmeier am liebsten zum Trost knuddeln. Böser, böser Russe!