Trümmerjournalismus bei der Sueddeutschen
Posted by flatter under geostrategie , journalismus[45] Comments
16. Aug 2016 12:59
Die Sueddeutsche hat ein dolles Feature: Wenn man die Scripte blockiert, sieht man keine Grafiken. Keine Bilder, nichts, das beim Lesen stört. Das Einzige, das stört, sind die halbhirnigen Texte. Heute drei Beispiele aus unterschiedlichen Ressorts, die aufzeigen, wie Qualitätsjournalismus Meinung ins Hirn trümmert:
Beim Spocht gibt es eine Jubelarie über den deutschen Fußballtrainer Jürgen Klopp, der in Liverpool arbeitet. Man vergleicht ihn mit den Beatles. Popstar, der Typ, ganz groß! Was macht nun ein deutscher Trainer in Engeland? Er siegt nicht einfach, sein Spieler schießt nicht einfach ein Tor, nein, der hat “mit einem fabelhaften Solo die Arsenal-Abwehr zertrümmert“.
Wie gesagt, ein Tor geschossen, das heißt für die SZ, dass alles in Scherben fällt. Komisch, dass die Trümmerabwehr danach kein Tor mehr kassiert und ihre Mannschaft noch zwei geschossen hat. Aber so wird das nichts mit dem Identität stiftenden Wochenschaustil. Für den Rest wird die Premier League zu einer Angelegenheit weniger großer Befehlshaber gemacht. Einer ist der unsrige. Möge er gleich bis Moskau durchmarschieren.
Finden Sie das lecker!
Bevor er dort auf den heiligen St.Einmeier trifft, nehmen wir aber eine kurze Auszeit bei Nussnougat-Creme. Wir sollen zur Kenntnis nehmen, welche “die beste” ist, wozu ein raffiniertes Testverfahren eingesetzt wird: Ein “Experte” sagt es uns einfach und probiert “neben dem original Nutella” einige weitere. Damit wäre auch geklärt, wer die Kapelle bestellt hat. Einleitend berichtet die Redaktionsheeresleitung von einem “Schock“, da “die Produktion von Nuss-Nougat-Cremes in Gefahr” hätte gewesen sein können.
Nein! Doch! Gähn! Wir erfahren im der Eloge des Testsiegers (keine Sorge, der potent(iell)e Anzeigenkunde liegt knapp dahinter), dass der Experte “berufsbedingt” die dunklen Schoko-Noten lieber mag. Experte halt, sieht man’s doch! Um dies lesen zu können, muss man dann aber doch Scripte freigeben, wenn auch nur 3 von 18. Dafür wird man mit der einträglichen Symbiose aus Product Placement und Klickstrecke belohnt.
Endlich in Moskau angekommen, erfahren wir, wie der unfassbar beliebte Außenminister Steinmeier mit sprichwörtlicher Engelszunge (gemeint ist hier nicht der Kommunistenhund, sondern das Flügeltier, Säzzer) vergeblich auf einen garstigen Russen einzuwirken versucht. Mal sehen, mit wem wir es zu tun haben:. “Die Zuhörer fächeln sich Luft zu. Steinmeier hat einen roten Kopf. Nur sein Kollege Sergej Lawrow (unglaublich, Putin hat sogar einen eigenen Außenminister!), der neben ihm sitzt, strahlt etwas Kühle aus.”
Eiskaltes Moskau
Menschen schwitzen, nicht so der Russe. Der guckt “mit bewegungsloser Miene” und hat “jenen mürrischen Gesichtsausdruck zu seinem Markenzeichen, in dem niemand mehr lesen kann.” Magisch, dunkel, unheimlich! Von einem nicht minder mürrischen Uhu auf der anderen Seite, der im immer gleichen Tonfall Wortblasen absondert, erfahren wir derweil nichts. Das wäre mein Serviervorschlag zum Ausgleich gewesen.
Die Rollen sind klar verteilt, der eine müht sich mit rotem Kopf ab, der andere lässt ihn eiskalt abblitzen: “Eine Abfuhr nach der anderen muss der deutsche Außenminister einstecken. Aber er hat es wenigstens versucht. Hat geredet, zugehört, die russische Seele gestreichelt. Er hat goldene Brücken gebaut und nicht gezuckt, wenn sie vor seinen Augen sogleich zertrümmert wurden.”
Ein Abwehrbollwerk zertrümmern, wie es der Landser pflichtgemäß vollstreckt, ist eine Sache, aber goldene Brücken?! Auf all die Güte reagiert der Russe nur mit Ablehnung, Grausamkeit und Vernichtung.
Was wir nicht erfahren: Irgend einen Zusammenhang, nachvollziehbare Gründe und Motive, Belege für die Einschätzung der Situationen an der Krim und in Syrien – zwischen beiden mäandert der Artikel sinnfrei hin und her. Es stellt sich vor allem die Frage, welche strategischen Absichten Russland und die NATO in Aleppo jeweils verfolgen und wo die konkreten Unterschiede in der Analyse der Situation liegen. Nicht einmal eine blasse davon Ahnung erlaubt der Artikel. Dafür haben wir ein detailliertes Bild davon, wie die handelnden Personen zu bewerten sind. Man möchte Steinmeier am liebsten zum Trost knuddeln. Böser, böser Russe!
August 16th, 2016 at 15:52
Das sind doch auch keine journalistischen Produkte für jedermann. So ein Rotz ist einzig für Bürger Blöd konzipiert. Dieser Kübel Mist verfügt nämlich weder über eine eigene Einschätzung noch über eine eigene Meinung. Er ist demnach darauf angewiesen, dass der journalistische Pisspott ihm derart zuarbeitet.
August 16th, 2016 at 17:39
Meine Einschätzung:
Nutella rules!
Fußball ist ein Sack Reis in China.
Lawrow ist Profi.
Steinmeier is’n Besorgnis triefender Laiendarsteller.
Die Sueddeutsche ist auch nicht mehr das, was sie früher schon nicht war.
August 16th, 2016 at 18:07
Was die SZ mir noch nicht beantwortet hat ist, ob dass jetzt in Aleppo mit der Mülltrennung noch klappt, wegen der Umwelt.
Was sie dagegen sehr anschaulich durch ihre sog. Experten rüberbringt, ist das mit der Rente. Man darf nicht einfach nur so älter werden ohne auch entsprechend länger zu arbeiten.
Also sehr geschätzter Lohnarbeiter, in einer freien Gesellschaft hat der Mensch auch das Recht am Arbeitsplatz seinen Abschied von dieser Welt zu nehmen.
Man muss nicht Zuhause oder im Krankenhaus sich von seinen Lieben verabschieden müssen.
Und die neueste Idee dieses mangelernährten Sozzen Gabriel, über die Einführung einer Flexisteuer auf Energiepreise.
Wenn es darum geht, den Bürger darauf einzustimmen was das Kapital als Souffleur der Politik an Grausamkeiten noch alles bereit hält, so hält sie nichts davon ab, jede Grausamkeit noch als unverzichtbares Geschenk zum Nutzen der Allgemeinheit zu verkaufen.
Und damit das nicht zu offensichtlich wird, gibt es dazu auch manchmal ein paar leise kritische Töne.
August 16th, 2016 at 18:22
@Troptard 18:07
Gabriel lässt nichts aus die sPD unter die 5% zu drücken. Dafür gebührt ihm unser Dank! ;)
August 16th, 2016 at 21:31
Seien Sie anspruchsvoll. Süddeutsche Zeitung.
August 16th, 2016 at 21:38
Also, wenn man die Ansprüche nicht allzuhoch schraubt, so als Romanepisode, oder wenigstens doch für die daily soap, hat der Belletrist von der SZ diese Szene da in Moskau doch recht anschaulich imaginiert, nöch? Und genau so, bringt man im Roman Aussage rüber. Erzählen, erzählen! Man muss das vor sich sehen! Sagt man jedem Anfänger, der einen Roman, eine Erzählung, schreiben will.
Wer braucht da noch Dreigroschenhefte. Seien Sie anspruchsvoll. Gönnen Sie sich was Besonderes: Finden Sie Unterhaltung im Polit-Teil der SZ. Sie suchen da Information? Warum?
August 17th, 2016 at 11:58
Nach Gabriels Statement habe ich mir überlegt, was man noch einführen könnte. Wie wäre es denn mit einer Flexi-Diät für Abgeordnete im Bundestag? Sobald ein Abgeordneter Dummfug brabbelt, weltfremde Ideen absondert oder einfach nicht seiner Arbeit nachgeht, sinkt entsprechend die Diät. Und mir ist klar, dass dann wohl fast der ganze Bundestag nach recht kurzer Zeit diätenlos sein könnte. Aber (!!!) wir sparen dadurch mächtig viel Geld.
August 17th, 2016 at 20:35
OT: Ich habe eben festgestellt, dass staatliche Stellenausschreibungen (keineswegs nur solche die inhaltlich damit zu tun haben, sondern u.a. als Ingenieur/in – Sicherheitstechnik oder beim Statistischen Bundesamt) ausdrücklich “Genderkompetenz” einfordern. Ich frage mich ja, ob es dazu reicht, diesen Stuss in der Luft zerreißen zu können oder das auf ein Glaubensbekenntnis hinausläuft.
August 17th, 2016 at 20:50
@flatter
St.Einmeier *rofl* (Gattin und ich rollen immer noch durch’s Zimmer).
@Balken
“Gönnen Sie sich was Besonderes: Finden Sie Unterhaltung im Polit-Teil der SZ. Sie suchen da Information? Warum?” *kicher* Yo, warum in der SZ suchen “denn das Gute liegt so nah”
August 17th, 2016 at 22:41
“…denn das Gute liegt so nah” – ja, einen Klick entfernt. Da liegt das Gute, das eigentlich die”Qualitätspresse” selbst hätte liefern sollen, und laut märchenhaften Erzählungen alter Leute auch mal geliefert hat: Information. Information über Vorgänge und über verschiedene Sichten auf dieselben aufgrund verschiedener Interessenlagen, so dass dem Leser ein Urteil freigestellt und möglich ist, das nicht nur ein untergeschobenes Vorurteil ist.
Warum bloß wundern die sich von der SZ, dass man über sie lacht? Hat die Qualitätspresse noch nicht bemerkt, dass sie die Deutungshoheit nicht mehr hat? Das ist ja schwer denkbar. Warum also macht man sich trotzdem lächerlich, und wie fühlt sich das dann an? Also gesund kann das nicht sein. Irgendwie ein gefahrgeneigter freiwillig gesundheitsgefährdender Beruf. Aber die Krankenkasse zahlt wohl noch.
August 17th, 2016 at 22:54
“Aber die Krankenkasse zahlt wohl noch” – das ist ohne Ironie das tragende Element. Die ‘Presse’ ist ja weder Subjekt noch Kollektivsubjekt, sondern ein Subsystem des Kapitalismus. Dessen einstmals relevante Qualitätskriterien greifen nicht mehr im Business oder den ideologischen Leitmotiven. Die Angestellten oder Textlieferanten tun es, weil sie keine Alternative® sehen.
August 18th, 2016 at 11:41
Manchmal geht´s ja noch bei der sz, hier ein schöner treffer des Lateinamerika-Korrespondenten Boris Herrmann: “Deutschland …, wo gerade mit wilhelminischer Pickelmützenhaftigkeit ein Diskus-Olympiasieger gerüffelt wurde, weil er bei der Hymne zappelte …” – nicht jeder journalist gebärdet sich wie ein Diederich Heßling, darüber kann man sich freuen, rettet die untertänige journaille aber auch nicht mehr.
August 18th, 2016 at 11:48
Hätte ich wohl diesen Stil zu bemäkeln – ein siebensilbiges Ungetüm von Substantivierung, lass das nicht den Burks lesen!
August 18th, 2016 at 11:52
OT: “Ökonomen aber sehen keinen anderen Weg” als die Rente mit 69, spont der Spon. Ich sehe keinen anderen Weg als die totale Steuerbefreiung und null Lohnnebenkosten®. Es gibt keine Alternative. Es gibt keine Alternative. Es gibt keine Alternative.
OT 2: Totalitarismus-Nolte ist tot, ein wahrer Held des deutschen Narrativs.
August 18th, 2016 at 11:58
Back on Topic und zum Narrativ: Sehr interessanter Blick auf die Produktion desselben durch Leitbegriffe wie “Wirtschaftswachstum”.
August 18th, 2016 at 12:30
#14 Paul ist der neue Ernst – Totalitarismus-Nolte hat einen würdigen nachfolger in Neocon-Nolte.
August 18th, 2016 at 20:07
OT: Microsoft beantragt die Rechte auf den Lacher des Jahrzehnts: Die Sicherheitsupdates würden ohne die Weitergabe von Daten nicht richtig funktionieren, meint das Unternehmen.
Okay, wer’s nicht kennt: Der Witz
August 18th, 2016 at 21:29
OT – Narrativ: 17. August 1956 – Bundesverfassungsgericht verbietet KPD (via Charlie: Die Freiheit, die sie meinen)
August 19th, 2016 at 07:42
Noch einmal zurück zu #12 und 13, weil es mir gerade passt, von wegen ungetüm, es ist ein siebengetüm und auch ein Burks schreibt manchmal murks, hier aber mit einer perle und ich frage mich: meint der nicht zu unterschlagende autor Michael Sontheimer das ernst oder ist das ganz besonders feine ironie:
“Dem 1923 in Witten als Sohn eines Volksschuldirektors geborenen Nolte fehlten von Geburt an drei Finger an einer Hand; ihm blieb deshalb im Zweiten Weltkrieg das Soldatentum vorenthalten.”
Bleibt noch die frage, ich kann da ja gar nicht anders: etwa die schwurfinger?
August 19th, 2016 at 13:01
omg, Püntes redet wieder mit seinem Erdmann. Vielleicht leiht er mit den mal, dass ich ihn auch kennenlerne.
August 19th, 2016 at 13:05
Er schreibt z.B.: “Für mich ist es allerdings Vermessenheit, wenn jemand so tut, als könne man alles, was es schon gibt, einfach so überwinden, wie wenn es nie da gewesen wäre.”
Genau das haben doch die Neocons in nur vier Jahrzehnten geschafft, denke ich mir dann.
August 19th, 2016 at 13:40
Dieser Satz ist ja wieder nur einer, der komplett schwachsinnig ist. Überwinden kann so vieles heißen, nur eben nicht Beharren. Die Paranoia eines Lampenputzers vor der “Revolution” geht so weit, dass er mir in jedem Aufsätzchen wieder damit kommt, obwohl ich nie davon gesprochen habe. Abgesehen davon wette ich, dass er “Das Kapital” noch nie in der Hand hatte.
August 19th, 2016 at 13:44
Ich glaube, mir isses egal.
August 19th, 2016 at 13:48
Wem nicht …
August 19th, 2016 at 14:02
Mir, ich bin so doof. ;)
August 19th, 2016 at 14:11
Und bereue es schon mächtig, nachdem ich seinen ersten ‘Rückkommentar’ gelesen habe… :(
Zitat: “Es gibt Instrumente und Mittel, um das vom Menschen gemachte kapitalistische System zu bändigen, tun wir bitte nicht immer so, als sei der Mensch nicht mehr Herr über seine Schöpfungen.”
Aber sicher doch. Selbst Atomkraft wird so wieder beherrschbar.
August 19th, 2016 at 14:22
Währenddessen schreitet die Reaktion fröhlich voran – Neues vom ‘Vorauskommando Austria’: “Ein-Euro-Arbeitsplätze für Migranten könnten seiner [Außenminister Kurz] Ansicht nach beispielsweise in Asylbewerberheimen, bei Behörden, in Sozialeinrichtungen und in der Landschaftsgärtnerei geschaffen werden. Durch die Beschränkung auf diese Bereiche ist seiner Meinung nach ausreichend sichergestellt, dass keine regulären Arbeitsplätze wegfallen.”
Alles Irreguläre, die bei sowas arbeiten tun. Sofort entlassen!!1!
August 19th, 2016 at 17:25
Habe mich auch auf den Roberto eingelassen. Mal sehen, ob er das veröffentlicht.
August 19th, 2016 at 23:32
Was Berger unter kapitalismus versteht: omfg – grüße an die Noskes war schon passend (bei den grünen heißen die Joschkas und vespern sich bei olympischen spielen durch) – was und warum will und sollte man denn mit sozialdemokraten diskutieren? “Der Konformismus, der von Anfang an in der Sozialdemokratie heimisch gewesen ist, haftet nicht nur an ihrer politischen Taktik, sondern auch an ihren ökonomischen Vorstellungen.” – Walter Benjamin
Wer sich auf das niewo begibt, kann nur verlieren und noch einmal omfg
“Alles ist geblieben, wie es war, alles ist schlechter geworden, als es war, doch so identisch links und rechts, daß es der Sozialdemokratie gewährt ist, durch den geringern Grad an bürgerlicher Korruption aufzufallen! – (nicht mal mehr das) -
Aber der höhere an bürgerlicher Heuchelei ist beträchtlicher. Ihre Taten oder Nichttaten mögen sie gesellschaftsfähig gemacht haben – ihre Sprache entlarvt sie und bekehrt den Freund ihres Wollens zum Feind ihres Seins. Das ist der Gestus, der nicht wahr haben will, was er tut, und den Beweis als Lüge ächtet.” Karl Kraus und wer es ganz lesen mag: Hüben und Drüben
August 20th, 2016 at 00:24
Meine Fresse, Berger! Im Kapitalismus geht es um Güter!!11! Aargh! In seiner verblödeten ‘Definition’ kommt Geld nicht einmal vor, und dann trollt er noch, ich verriete nicht, was ich unter Kapitalismus verstehe. Dieser Offenbarungseid ist tatsächlich noch dazu geeignet, mich zu frustrieren. Was willst du mit solchen Drogenopfern noch anfangen?
August 20th, 2016 at 08:32
Die Diskussion beim SF ist nur schwer zu ertragen. Falls WAT diese naiven Kommentare liest, wäre sie vermutlich für mindestens 2 Wochen wegen seelischer Grausamkeit arbeitsunfähig.
Ich habe in der Vergangenheit hier bei feynsinn Texte und Kommentare zum Kapitalismus, zum “Was kommt nach dem Umsturz”?, “Wie könnte eine humane Gesellschaft aussehen?” und so weiter aufmerksam mitgelesen und etwas dabei gelernt. Als altauto weiss ich, wie wichtig die Theoriebildung ist (die Theorie ist radikal, die Praxis oft reformistisch). Literaturtipps (“Feuer und Flamme” etc.) spare ich mir.
Nach dem Ende der Sommerferien werden die I-Dötze eingeschult. Da möchte Püntes auch dabei sein (der tut nix, der will nur provozieren) und den Diskurs wieder auf Anfang setzen. Langweilig, öde und ewig grüßt die eierlegende Wollmilchsau…
Als Teilzeitverschwörungstheoretiker fällt mir auf, dass die Diskussion nicht vom Autor des Textes, sondern von Berger bestritten wird. In meinen Augen eine intellektuelle Bankrotterklärung (von Püntes). Er kann es nun mal nicht.
August 20th, 2016 at 09:59
Es ist wirklich verstörend. Heute früh bringt er dann noch so schöne Dinge wie ‘Chancengerechtigkeit’, ein Begriff, der selbst auf den NDS schon mehrfach demontiert wurde und der noch dazu seiner Auffassung nach kein Bestandteil der ‘sozialen Frage’ sein soll, sondern ein weiterer ‘Pfeiler linker Politik’. ‘Teilhabe’ darf natürlich auch nicht fehlen.
Am dicksten aber kommt es hier: auf den Einwurf “Kapitaleigner wollen dieses vermehren – willst Du das etwa leugnen? Daraus ergibt sich ein Wachstumszwang.” kommt allen Ernstes die Antwort: “Weil irgendwer etwas will, ergibt sich dadurch ein ‘Zwang’? Unsinn. Wir müssen vor allem lernen, dass in einem Wirtschaftssystem nie alle Wünsche umgesetzt werden können.”
Baff.
August 20th, 2016 at 10:12
Jens’ Äußerungen sind lediglich ein Beleg dafür, dass flatter recht hat, wenn er sagt, es mangle an einer Theorie.
Das Video mit A. Müller neulich, in dem er erklärte, was seiner Meinung nach zu ändern sei, lieferte schon sehr deutlich den Hinweis, dass es den Machern der nds vor allem darum geht, die Zustände der Siebziger wieder herzustellen.
Ein Reförmchen hier, an einer Stellschraube dort gedreht und fertig ist die gerechte Gesellschaft.
Was Jens hier abgelassen hat, zeigt einfach, dass er ab einem gewissen Punkt mit dem Fragen aufhört. Ich denke deshalb, Zusammenhänge interessieren ihn grundsätzlich nicht, sonst hätte er etwas naturwissenschaftliches oder meinetwegen Philosophie studiert.
Neulich bei reddit:
- Leben eure YPS Urzeitkrebse noch?
- Der eine studiert BWL und die andere macht was mit Medien.
- Kopf hoch, aus meinen Krebsen ist auch nichts geworden.
August 20th, 2016 at 10:38
…dass es den Machern der nds vor allem darum geht, die Zustände der Siebziger wieder herzustellen.
Weshalb sie den Gedanken, der Keynesianismus könnte damals – allein schon wegen Bretton Woods, aber natürlich längst nicht nur – tatsächlich gescheitert sein, einfach nicht zulassen dürfen. Und vermehrt Zuflucht suchen in Verschwörungstheorien, die noch dazu zunehmend ‘rechts offen’ sind. Natürlich wird und wurde der Neoliberalismus von ‘interessierter Seite’ massiv gepusht, natürlich wird und wurde dabei nach Kräften auch manipuliert, aber der Gedanke, dass es da auch ökonomisch-materielle Gründe gab – in erster Linie natürlich die zunehmende Eliminierung der Arbeit aus dem Produktionsprozess – die sich auch nicht wieder in die Flasche zurück drücken lassen, dieser Gedanke darf eben nicht zugelassen werden.
@flatter – Was ist für dich eigentlich Revolution? Oder anders – welche Art der Abschaffung des Kapitalverhältnisses verdient diese Bezeichnung nicht? Es wäre vielleicht doch ganz gut, das noch mal etwas zu verdeutlichen.
August 20th, 2016 at 10:47
Was mir auffällt: Wenn die Herren vorm Kreidestrich stehen oder an der Grenze ihres Intellekts, kommen die reifsten Argumente. Püntes ausgerechnet wirft mir dann “Geschwurbel” vor, Berger “unverständliches Gebrabbel”. Ich würde mich in Grund Boden schämen – und den kann ich mir nicht leisten.
August 20th, 2016 at 10:49
Ha, Du willst also auch nur die Doppelhaushälfte und das Auto vor der Tür … Ich wusste es doch!elf!
p.s.: Ich hörte in letzter Zeit öfter, dass viele junge Leute ganz begeistert von Marc Uwe Klings Känguru-Geschichten sind. Es gibt also Hoffnung.
August 20th, 2016 at 11:38
35. Kommentar Püntes auf seinem eigenen Blog:
“Ich würde mich freuen, wenn Erdmann, wenn Duke zu uns kommen würde. (“Geh doch nach drüben!”)
Nicht, weil ich ihn in die Pfanne hauen will. (“Er will mich also nicht behandeln wie ein rohes Ei?”
Nochmals: Der Mann macht gute Arbeit. (Das ist doch mal ein Prädikat.)
Er setzt Punkte und Marken.” (Wie ein Köter.)
(Klammersätze von mir.)
August 20th, 2016 at 13:25
@Peinhart(34): Ich habe die Frage am Ende jetzt erst gelesen. Ich habe dazu wenig im Köcher, da die nächste m.E. eine ohne Subjekt sein wird bzw. schon ist (vielleicht ist das auch die Antwort). Der Kap. fliegt uns um die Ohren und hinterlässt Chaos, Vakuum oder Spielarten des Faschismus.
Die Linkshalbhirne sind für das Thema eh nicht zu haben, weil sie eben gar nicht anders denken können als in Kategorien wie Willen und Handlung. Wenn du denen sagst, es gibt eine Revolution, die niemand anzettelt und kein Ziel hat, lassen die dich einliefern.
August 20th, 2016 at 17:05
@altautonomer(31) – Danke, für die vorsorgliche Warnung ;)
August 20th, 2016 at 19:02
Nachtrag zu #39: @smukster ‘drüben’ hat bei aller evtl. eigenen Verwirrung echt was kapiert – ein cut von jetzt auf gleich ist eher unwahrscheinlich.
August 20th, 2016 at 22:08
@20 ff
Im Harz brennt ‘ne Lampe!
Btw @30
Ich find’s ganz okay, dass der SF als abschreckendes Beispiel in der Blogroll überdauert. :-p
August 21st, 2016 at 13:37
Forscher streiten über steigende Ungleichheit
[..] Damit wirksame politische Lösungen für das Problem der steigenden Ungleichheit von Einkommen und Vermögen gefunden werden können, die nicht nur die Symptome bekämpfen, werden Ökonomen und Soziologen aber noch ziemlich viel puzzeln müssen.
Amen.
August 21st, 2016 at 14:00
Puzzeln können sie halt besser als lesen.
OT: wo Fefe recht hat …
“Der beste Weg, die Linken ineffektiv zu machen und ihre Kräfte aufzureiben, ist sie in Räume zu setzen und reden zu lassen. Wer schonmal bei einer Asta-Sitzung beiwohnen durfte, weiß, wovon ich rede.”
Yip!
August 21st, 2016 at 15:49
Der soll erstmal deutsch lernen. Woll!
August 21st, 2016 at 16:20
OT: Derweil gibt’s in der Türkei weitere Umstrukturierungen (der Demokratie©) … hat das Bedenkenskäutzchen schon gekrächzt?