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Sie glauben, dass ein unsichtbarer Mann alles über uns weiß, dass er uns Regeln gibt und wir uns zu unterwerfen haben. Wer sich unterwirft, kommt ins Schlaraffenland; wer nicht, der wird geschunden, gequält und wird ewig brennen. Andere glauben, dass jeder kriegt, was er verdient und alle das so akzeptieren müssen. Demokratie ist zwar eine der schlechtesten aller Gesellschaftsordnungen, die Menschen haben sich aber aber mangels echter Autorität denen zu unterwerfen, die herrschen. Das Unsichtbare Wesen, das uns das abverlangt, liebt uns*. Man kann ihm Wünsche antragen, und wer sich besonders eifrig unterwirft, darf auf Erfüllung hoffen.

Kretschmann betet und hat einen Schutzengel. Göring-Eckardt ist Präses der Evangelischen Kirche. Die Grünen haben dafür gesorgt, dass ein Pfarrer Präsident wurde. In ihren Reihen haben Geistliche überhaupt immer wieder Konjunktur. Giegold verlangt einen “Europäischen Kirchentag” und “christliche Werte“, er würde die EU gern zur religiösen Instanz machen:

Lasset uns beten

Die [Kirchen] haben doch ein großes Kompetenzplus und viel zu sagen: Dass die Schwächsten nicht zurückgelassen werden, dass die Ungleichheit nicht zu groß wird. Europa braucht das für seine Legitimation.
[...]
Die europäische Idee entspricht auch deshalb christlichen Ideen, weil sie Grenzen überwindet und Menschen letztlich, zumindest in Europa, zu Gleichen macht.

Es ist also nicht etwa so, dass die Idee der Menschheit selbst eine von Gleichen wäre. Es sind die Christen, und sie sind nur durch die Christlichkeit gleich. Ungleichheit werde durch die Kirchen weniger ungleich.
Diese hemmungslose Geschichtsklitterung hält keinem Blick in eine beliebige Epoche stand. Die protestantische Ethik hat die Ungleichheit zu Gottes Willen erklärt. Christen haben den Feudalismus, den Absolutismus und jede Diktatur gesegnet, es sei denn die der kommunistischen Gleichmacher. Giegold ist ein Missionar übelster Sorte.

Die Grünen haben gemeinsam mit der SPD ihre Klientel brutal verraten, stehen für Angriffskriege, Laufzeitverlängerung, Hartz IV und das Führerprinzip in ihrer Partei. Ihr Pietismus, der moralische Daueramok – Gesundheitsfanatismus, Genderirrsinn, Sprachpolizei, Bürokratismus, ihr Eifer bei der Erfindung neuer Ge- und Verbote, sind derselbe alte Muff, der schon zu Adenauers Zeiten herrschte. Eine Mischpoke aus Kirchen und Autoritätshörigen weiß stets, was gut ist für alle, schreibt es vor und sieht zu, dass es eingehalten wird. Man unterwirft sich der Macht, selbstverständlich auch der militärischen. Allerdings ist inzwischen die Hemmung abgelegt, mit Bomben zu missionieren.

Vor Gott und Kaiser

Wir übernehmen, so der christliche Duktus, “Verantwortung”. Gegen Russland, gegen den Moslem und selbstverständlich fürs Kapital. Sie haben keine Berührungsängste mit Faschisten, Frau Beck möchte eine von deren Heldinnen gern persönlich kennenlernen. Wenn es im Interesse der NATO ist, dann ist es gut. Die Konstellation ist dieselbe wie in der Nachkriegszeit, als Christen, Nazis und Alliierte das Geschäft gemeinsam besorgten. Auch der Feind ist derselbe, dazu ist keine Propaganda zu dämlich (dringende Leseempfehlung!).

Kurzum, das Grüne Menschenbild ist das eines auf den Knien rutschenden Befehlsempfängers, dessen Verantwortung® vor Gott und den Autoritäten Selbstaufgabe bis in den Tod (gern der anderen) verlangt. Nichtchristen und andere von der Autorität benannte Feinde sind mit allen Mitteln zu bekämpfen. Glaube ersetzt Aufklärung, Vorschriften den Diskurs. Es gibt eine höhere Wahrheit, die man zu glauben hat. So denken sie und so handeln sie, als Eiferer und Nützliche Idioten für das Regime, das sich ihnen gerade als von Gott gegeben offenbart.

*Für den Spaß die Langfassung von George Carlin