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Der De Lapuente ist diese Art linker Spießer, der aufpasst wie ein Spitz, ob einer nicht zu radikal daherkommt. Nachher wird noch das Geld abgeschafft oder die Marktwirtschaft®, wie furchtbar! Solche sind “Fundamentalisten”, die müssen angezeigt werden. Aktuell pinkelt er Jutta Ditfurth ans Bein, weil er die Gelegenheit hat, derart an ein wenig Aufmerksamkeit zu kommen für sein ödes Genöle.

Da bei ihm daheim niemand mehr liest und sowieso niemand kommentieren darf (es sei denn liebedienerisch), verbreitet er sich bei seinem Kollegen Jens Berger. Sogar der hat immer viel mehr Aufmerksamkeit, obwohl er selbst den Esprit eines Versicherungsvertreters des Linksliberalismus versprüht. Egal, wenn man erst mal dort unten ist, macht man alles: Facebook, PayPal, Gastautor.

Bis hierher soll die Fingerübung reichen. Was davon ich wörtlich meine und was nicht, interessiert mich im Grunde selbst nicht. Es ist nur das, was herauskommt, wenn einen Inhalt nicht mehr anficht und man sich stattdessen einen ‘Standpunkt’ sucht, wo der eine gut ist und der andere halt nicht, Die Nichtguten sind dann rhetorisch zum Abschuss freigegeben. Ditfurth hat Blödsinn erzählt? Dann haue ich ihr den um die Ohren, wenn es mich interessiert. Welche Motive sie angeblich hat, ihre politische Haltung in meine womöglich kleinkarierten Kategorien zu klemmen und sie dafür zu verurteilen, wozu soll das gut sein? Wem nützt das?

Meine Freunde, meine Feinde

Einen ähnlichen Fehler begeht Wolfgang Storz, der auch schon gute Arbeit abgeliefert hat, in – ja was eigentlich? Eine Studie ist das nicht. Ich kann das nur in der Luft zerreißen, denn es verfehlt nicht nur jeden wissenschaftlichen Standard, es lässt auch nicht erkennen, worum es eigentlich geht. Storz will eine “Querfront” gefunden haben. Die Kriterien für das, was dazugehört und was nicht, bleiben aber diffus. Bliebe er bei den eingangs genannten Akteuren (Kopp Verlag, Compact, Jebsen), wäre das Ganze halbwegs stimmig, der Gegenstand wäre aber eine Art Rechtspopulismus.

Dass vor allem Jebsens Interviewpartner, der suggeriert, sie wären irgendwie Weggefährten, das Zentrum der Betrachtung bilden, führt zur unauflösbaren Konfusion, wenn dies zum politisch aktiven Netz aufgeblasen wird. Hier wäre Akribie vonnöten, denn es gibt keine benennbare Beziehung von Jebsen zu seinen Gästen. Auch dessen (ehemalige?) Nähe zu Elsässer und dessen Umfeld bleibt assoziativ. Storz besorgt hier Jebsens Arbeit, indem er solche Assoziationen auffährt ohne zu klären, wer da mit wem was zu tun hat. Das ‘Wer’ ist Jebsens Visitenkarte und leicht zu erkennen, aber das ‘Was’ eben nicht. Damit kann jeder Demagoge arbeiten, indem er eben heute dies andeutet, morgen jenes und sich immer im Bunde weiß mit welchen, die er so kennt.

Ich habe keine Lust, mich mit Jebsen zu befassen. Seine Vorträge sind strukturlos, öde und überengagiert. “Der Wald braucht keine Demokratie“? Mir reicht der eine Satz. Seine Interviews wiederum sind immer wieder suggestiv, er gibt dauernd Input aus seiner Sichtweise, aber dennoch ist es ihm gelungen, Menschen einzuladen, die etwas zu sagen haben. Daher bleibt es für viele Zuschauer interessant. So einfach ist das. Querfront? Was soll das sein? Die Rede ist hier von einem, der sich effizient ranwanzt, ohne relevante Verbindungen zu schaffen.

Was, nicht wer

Auch die anderen Anlaufstellen (Kopp-Verlag, Compact, was da sonst noch rechts und links abfällt wie der unvermeidliche Albrecht Müller) bleiben assoziativ und entsprechen keinen gemeinsamen Kriterien, weder inhaltlich noch bezüglich der Reichweite. Für eine Studie wäre es darüber hinaus wichtig zu wissen, wer warum nicht genannt wurde (z.B. PI, Fefe, Netzpolitik oder “Freiheit statt Angst”) – wenn das Inhaltliche schon auf der Strecke bleibt. Verwirrt lässt mich vor allem der Schlußsatz zurück:

In dem Untersuchungsgegenstand kann ein Beispiel für eine zwar vergleichsweise (noch) begrenzte, aber gut funktionierende und leistungsfähige eigenständige ‚Gegenöffentlichkeit‘ jenseits der traditionellen Massenmedien gesehen werden.
Das also war der Untersuchungsgegenstand? Worin genau besteht dann die “leistungsfähige eigenständige ‚Gegenöffentlichkeit‘”?

Der Fokus auf Personen und deren Verbindungen führt zu gar nichts, zumal nicht im Internet und mit Blick auf politische und publizistische Strukturen. Für die Analyse von Organisationsstrukturen haben wir schon die NSA, für ‘wer-mit-wem’ gibt es Watchblogs und Stalker, die täglich aufschreiben, wer vor wessen Tür parkt, und für charakterliche Bewertungen haben wir unsere Trolle. Wenn ich etwas erfahren will über politische Entwicklungen, Ansichten und Anschlussfähigkeit, muss ich Inhalt mit Inhalt und Meinung mit Meinung abgleichen. Das ist das Potential des Internets. Daraus kann man dann lernen oder eben auch nicht.