4,4 Millionen erwerbsfähige Hartz IV-Empfänger
Posted by flatter under journalismus , kapital[54] Comments
01. Jun 2016 12:13
Alle Tage wieder werden wir mit Auszügen aus Statistiken besäuselt, die uns die Welt wiedewiedewie sie ihnen gefällt präsentiert. Gerade gestern bejubelte die freie Presse® einen neuen Tiefstand der Arbeitslosigkeit. Nur noch 2,66 Millionen! Ein Lehrstück über den Umgang mit Zahlen.
Bei der Gelegenheit: Bitte verschont mit dem Spruch “Ich glaube an keine Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe”! Churchill hat das nie gesagt, und es ist auch Unsinn. Statistiken werden nicht gefälscht, das ist auch gar nicht nötig. Sie werden falsch interpretiert, und zwar häufig so falsch, dass die Erhebung sich gar nicht auf das bezieht, was nachher ausgesagt wird. Im vorliegenden Fall liegt das Problem bereits im Begriff “Arbeitsloser”. Arbeitslos ist nämlich, wer in der Erfassung erfasst wird. Erweitern wir unser Blickfeld ein wenig:
Wie aus 6 Millionen eine wird
Heute wird der Stuss nämlich ergänzt durch die Meldung, “mehr als eine Million Menschen” lebten dauerhaft von Hartz IV, und wir landen mitten in der nächsten Verharmlosen, diesmal gar einer doppelten. 1,4 Millionen sind in der Tat mehr als eine. ein paar mehr und wir könnten auf zwei aufrunden. Aber geschenkt, viel besser ist das, was hier als “dauerhaft” gilt. “Mehr als neun Jahre” nämlich. Nach neun Jahren dürfen Unvermittelbare, die nie wieder einen Job bekommen werden, als “dauerhaft abhängig” gelten. Wer ein Jahr arbeitslos ist, fliegt bereits aus dem Arbeitslosengeld, aber “dauerhaft” ein Sozialfall ist er offiziell erst nach zehn Jahren.
Nach neun Jahren haben die JobCenter gemeinhin allerdings schon alles zwangsverrentet oder sonstwie aus der Statistik geschoben, das sich irgendwie loswerden lässt. Ein Rest von 1,4 Millionen ist da verdammt sportlich. Übrigens reichen zwei mickrige Monate in irgendeiner Beschäftigung aus, um den Zähler auf Null zu stellen. Noch schöner ist allerdings die Zahl von 4,4 Millionen erwerbsfähigen(!) ALG II-Empfängern. Diese Zahl schafft es leider in keine Überschrift der Qualitätspresse. Insgesamt sind es stabil um die 6 Millionen. So. Wir haben also fast viereinhalb Millionen Hartzer im Arbeitsmarkt bei 2,66 Millionen “Arbeitslosen”. Wachstum! Wohlstand! Vollbeschäftigung!
Die Kunst des Pianoforte
Ich hatte dabei bereits darauf hingewiesen, dass die neoliberalen Konzepte, beginnend mit dem Lambsdorff-Papier, eine Arbeitslosigkeit von mehr als zwei Millionen Menschen in der BRD/West zur Katastrophe erklärt hatte. Dies führte zunächst zum Sturz von Helmut Schmidt, und derselbe Irrsinn wurde später durch Schröder dazu genutzt, den größten Niedriglohnsektor in Europa zu verwirklichen. In der Tat ein Riesenerfolg: Der Druck auf die Löhne hat nicht nur zu einem sozialen Kahlschlag geführt, es werden auch Millionen Jobs staatlich subventioniert.
Die Jubelmeldungen der Medien sind also keineswegs gefälscht, die Lüge liegt schlicht in der sehr sorgfältigen Auswahl der Zahlen, mit der eine Meldung austrompetet wird und dem Flüstern der Wahrheit, die sich dahinter verbirgt – wenn sie nicht gleich verschwiegen wird. Was lernen wir also? Obwohl selbst wer keinen Job sucht, einen bekommt, wenn sich das irgendwie einrichten lässt und obwohl immer mehr solcher Sklaven nicht davon leben können, bleiben noch Millionen übrig, die trotzdem keine Arbeit finden. Die darf dann sogar der SpOn “Arbeitslose” nennen.
Juni 1st, 2016 at 12:58
Irgendwo bei SpOn sitzt bestimmt ein mutiger Typ, der “Zahl der vom Arbeitsamt erfassten Erwerbslosen…” statt “Zahl der Arbeitlosen..” in die Überschrift setzt. Dann kommt der verantwortliche Redakteur und haut ihm auf die Finger. Man will ja nicht selbst dazu gehören.. ach wart, Verschwörung.
Juni 1st, 2016 at 13:13
Rein zufällig wurde bei dem Spiegel-Artikel auch die Kommentarfunktion abgeschaltet. Verständlich. Denn bei diesem Thema würden wieder nur Putin-Trolle mit anderen Zahlen jonglieren, und damit der westlichen Wertegemeinschaft schaden.
Juni 1st, 2016 at 13:25
Uns geht’s doch gut. Guckt mal nach Russland! Oder Syrien!
Juni 1st, 2016 at 13:41
@flatter
Wie du immer wieder und wieder aus dieser ganzen trostlosen Gegenwartsscheiße ein Quentchen rationalisierbarer Substanz herauspräparierst, das nötigt mir höchste Achtung ab. Eingestandenermaßen gehöre ich zu denen, die zwar sehen, auf welchen Abgrund die Menschheit zutaumelt, aber weder die Zuversicht noch eine Idee haben, den absehbaren crash irgendwie verhindern zu können. Ist vielleicht auch dem Alter geschuldet.
Juni 1st, 2016 at 13:54
@tux: Ja, diese Syrer, die wissen, wie Vollbeschäftigung geht!
Juni 1st, 2016 at 13:56
Wir brauchen also mehr syrische Verhältnisse. Vielleicht lässt der IS da mit sich reden.
Juni 1st, 2016 at 14:01
Klar, die sind doch jetzt in Libyen, wo wir doch unsere Waffen für den Frieden® hin schicken, so haben alle was davon. Klassische
kill-killwin-win-Situation.Juni 1st, 2016 at 14:10
Und wie kriegen wir das Freihandelsabkommen dort unter?
Juni 1st, 2016 at 16:48
OT: Die Polizei fängt so eine Dreadlockschwuchtel und schneidet ihm “definitiv nicht” die Haare ab, entfernt sie aber irgendwie, weil der Typ sich damit strangulieren will. Daher musste er natürlich in die Geschlossene. Dass man dieses Hippiepack nicht einfach erschlagen darf, ist eine Schande.
Juni 1st, 2016 at 18:01
[...] „SPIEGEL ONLINE” und die Nach-Schröder-SPD freuten sich jüngst über die vermeintlich gesunkenen Arbeitslosenzahlen. flatter resümiert [...]
Juni 1st, 2016 at 18:51
@flatter
Zeit mal wieder zu loben: ein rundum gelungener und stimmiger Artikel.
Zu (9.) und Stichwort “Hippiepack” fällt mir ein, das sowohl die offizielle Interpretation, wie auch Deine Aufzählung eine ganze Menge Menschen unterschlägt.
Obdachlose und “Hippies” (in meinem Freundeskreis bezeichnen diese Menschen sich wirklich so) die zwar keinen Broterwerb haben sich aber irgendwie ohne ALG I oder II durchschlagen, weil sie ihre Freiheit lieben oder andere Probleme mit Ämtern, Obrigkeit etc haben.
Dürften wohl auch ein paar Hunderttausend sein.
Juni 1st, 2016 at 19:00
Dass die aus der Statistik fallen, halte ich für verzeihlich, wie will man sie auch einbeziehen?
Juni 1st, 2016 at 19:31
1 bis 8: Ich unterschreibe.
(“Ich unterschreibe” wurde präsentiert von “Schreib mal wieder”)
Aber was um Hümmels wüllen ist 9 ein/eine Dreadlockschwuchtel?
Juni 1st, 2016 at 20:16
Ja so, Bruchmüller, bei Wieaussieht macht’s grad keinen Spaß, bricht nun hier zum Müllen ein, hat aber die Stelle zum Lachen irgendwie nicht gefunden. Mach ihm doch mal Ironietags an den Text, den er nicht versteht. Vielleicht klappt es ja dann mit seinem Witzischkeitsversuch.
Juni 1st, 2016 at 20:50
@ 14, Balken
>>> “bricht mit nun hier zum Müllen ein…” Das kannst du zweifellos besser.
Es gibt in der Tat etwas, das ich, mit oder ohne Ironietags, nicht verstehe. Es ist das die gefühlt zehntausendste Umdrehung um denselben Punkt, der sich wiederum auch um sich selbst dreht. Es sollte wenigstens kenntlich sein, dass es um den Schweif einer Utopie geht. Ich glaube, du
…findest die Stelle zum Lachen, eigentlich Heulen, schon irgendwie.
Juni 1st, 2016 at 20:56
@Balken – Richtig Spaß macht Bruchmüller ‘nur’ mit Treidelstein… also wenn schon – denn schon.
Da braucht niemand die Stelle zum Lachen suchen.
Ei verbischt, ich treulose aller treulosesten Tomaten, dat Jung hab ich schon ewig nicht mehr angeklingelt – (Edit) – zur Strafe gab’s Frau Anrufbeantworter, blöde Tusse, als würd’ die mir je ‘nen Anruf beantworten, tz tz tz.
Allerdings im Dezember mal reneé…, ist auch schon wieder gefühlt 2.000 Jahre her.
@Bruchmüller fragst Du wegen Dreadlocks Tante Google und Schwuchtel ist ja wohl ‘eingedeutscht’.
Juni 1st, 2016 at 21:01
OT – Die EU zweifelt an der Rechtsstaatlichkeit in Polen – obwohl die ja gar nicht links sind. Entsprechende Vorwürfe an Spanien allerdings scheint man sich, wie auch schon bei den eigentlich längst fälligen Sanktionen für’s Reißen des Budgets, dann aber doch für eine kommende Linksregierung aufzusparen.
Juni 1st, 2016 at 21:06
@Peinhart – ich hatte im anderen Thread ‘aufgedröselt’.
Juni 1st, 2016 at 21:10
@Wat. – Wo? Was?
Juni 1st, 2016 at 21:15
Guxu hier
Juni 1st, 2016 at 21:21
Ah ja, danke. Hatte ich gelesen und keine Einwände soweit. :)
Edit: Sorry, ich wollte dich damit nicht abbügeln, aber die Folgebeiträge hatten eigentlich auch schon ausgeführt, was ich noch dazu hätte beitragen können.
Juni 1st, 2016 at 21:30
Gut, dann bleibt mir hier wohl nur noch an der Überschrift des Openers herum zu mäkeln:
SGBII – § 7 Leistungsberechtigte
(1) Leistungen nach diesem Buch erhalten Personen, die
1. das 15. Lebensjahr vollendet und die Altersgrenze nach § 7a noch nicht erreicht haben,
2. erwerbsfähig sind,
3. hilfebedürftig sind und
4. ihren gewöhnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland haben
(erwerbsfähige Leistungsberechtigte). Ausgenommen sind
1. Ausländerinnen und Ausländer, die weder in der Bundesrepublik Deutschland Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer oder Selbständige noch aufgrund des § 2 Absatz 3 des Freizügigkeitsgesetzes/EU freizügigkeitsberechtigt sind, und ihre Familienangehörigen für die ersten drei Monate ihres Aufenthalts,
2. Ausländerinnen und Ausländer, deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergibt, und ihre Familienangehörigen,
3. Leistungsberechtigte nach § 1 des Asylbewerberleistungsgesetzes.
Satz 2 Nummer 1 gilt nicht für Ausländerinnen und Ausländer, die sich mit einem Aufenthaltstitel nach Kapitel 2 Abschnitt 5 des Aufenthaltsgesetzes in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten. Aufenthaltsrechtliche Bestimmungen bleiben unberührt.
SGBII – § 8 Erwerbsfähigkeit
(1) Erwerbsfähig ist, wer nicht wegen Krankheit oder Behinderung auf absehbare Zeit außerstande ist, unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes mindestens drei Stunden täglich erwerbstätig zu sein.
Dh. da ist was doppeltgemoppelt. Wenn Hartz4, dann auch erwerbsfähig, wenigstens 3 h/d
Edit – OK, die in der Bedarfsgemeinschaft außerdem zählen dazu… – fallen also unter “mindestens”
Juni 1st, 2016 at 21:35
Nö, das erkennst du btw. schon and der Satistik. Das liegt vor allem an den “Bedarfsgemeinschaften”, in denen sind auch nicht Erwerbsfähige (Kinder).
Juni 1st, 2016 at 21:36
@Wat. #22 – …auf absehbare Zeit…
Dh. es gibt auch ‘Karenzzeiten’, in denen du sozusagen geparkt wirst.
Juni 1st, 2016 at 21:59
Ne Statistik fälschen is eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Ne einmalige Fälschung is schnell entlarft. Eine statistische Reihe fälschen, über Jahrzehnte gar, wie soll das gehen? Es bleibt bei der Lüge, Goebbels lässt grüßen…
@Wat: “Wenn Hartz4, dann auch erwerbsfähig, wenigstens 3 h/d”…ich soll EU Rente beantragen…ich werds nich tun…
Liebe französische Artgenossen, lasst die EM platzen, bitte tuts…
Juni 1st, 2016 at 22:06
@flatter Nro. 23 : das sind grob übern Daumen 4 Millionen, und die gehörn in die Statistik…
Nich die Kinder, meine Schwägerin z.B…
Juni 1st, 2016 at 23:05
@ Wat.
3 Stunden arbeiten? Kann ich so gut wie ich es schlecht kann. 3 Stunden auf einem bequemen Bürodrehstuhl sitze ich auf einer Arschbacke ab. 3 Stunden lang Möbel schleppen halte ich keine 30 Minuten durch. Es soll sogar Arbeiten geben, da genügen bereits 15 Minuten, und man müsste mich dann mit dem Lasso einfangen.
Juni 1st, 2016 at 23:15
@langlode: Yo, wer halt inner Bedarfsgemeinschaft lebt – in der der Langzeitarbeitlose noch als erwerbsfähig gilt. Geschenke an die anderen Hilfebedürftigen sind btw dennoch Einkommen. Das unterliegt der 100%igen Vermögenssteuer.
Juni 2nd, 2016 at 01:54
“Das unterliegt der 100%igen Vermögenssteuer”
Geil…das wäre mal ne Maßnahme… ;-)
Juni 2nd, 2016 at 06:17
OT: Das Lama, der Dalai Laber, hat mal wieder seine Glueckskeksweisheiten rausgehauen…
https://www.washingtonpost.com/news/worldviews/wp/2016/05/31/the-dalai-lama-says-too-many-refugees-are-going-to-germany/
…denn, so seine “High-ligkeit”:”‘Europe, for example Germany, cannot become an Arab country,’ he said with a laugh…”.
Solche “Weisheiten” aus so “qualifizierten” Munde duerften seinem Duzfreund Roland Koch doch hoechst erfreuen.
Juni 2nd, 2016 at 10:58
Ich möchte hier noch einmal zusammenfassend denen antorten, die darauf beharren, ALGII-Empfänger seien grundsätzlich erwerbsfähig.
Im Opener weise ich bereits auf das Problem des Begriffs “Arbeitlose(r)” hin. Das gilt genau so für “HartzIV-Empfänger”. Bloß weil hier ein paar Leute ins SGBII geguckt haben, werden die Menschen im Allgemeinen jetzt erwerbsunfähge Bezieher von Sozialgeld nicht als nicht-Hartzer betrachten. Es ist auch sehr sinnvoll, diese Unterscheidungen so nicht zu treffen, denn Angehörige von Erwerbsfähigen leiden z.B. unter Sanktionen, wodurch wiederum der Druck auf die Erwerbsfähgen steigt. Mir geht es hier vor allem darum zu verdeutlichen, dass diese 4,4 Millionen nicht irgendwelche Großfamilien sind, sondern echte Arbeitslose und falsche Beschäftigte.
Juni 2nd, 2016 at 11:29
Die Fehlinterpretation von Statistiken ist keine Lüge, aber der Orwellsche Neusprech bei der Umdefenition von Begriffen – wie z.B. “arbeitslos” – führt zu Fehlvorstellungen über den durch den Begriff beschriebenen Sachverhalt: und wenn solche Fehlvorstellungen gezielt erzeugt werden, dann handelt es sich um Täuschung; und wenn die Täuschung bezweckt den richtigen Sachverhalt zu verschleiern, dann ist es doch eine Lüge!
Juni 2nd, 2016 at 16:16
Und immer wieder “Lügen”? Nur einmal so nebenbei bemerkt Lügen ist nicht strafbar, wenn man Beschuldiger ist. Nur als Zeuge muss man die Wahrheit sagen.
Ganz ehrlich die Mehrheit in Deutschland will auch nicht die “Wahrheit” hören. Es ist doch eigentlich für jeden, auch für Menschen die an Dyskalkulie leiden, leicht zu errechnen. Bei ca. 600 Tsd. offen gemeldete Stellen und ca. 2,6 Mio. Arbeitssuchende lt. offiziellen Zahlen, eine Differenz von ca, 2,0 Mio. Arbeitssuchende für die es schlicht und ergreifend keine Arbeit gibt, und auch nicht geben wird, es sei denn man steckt alle in zentrale Arbeitshäuser. Dezentrale haben wir ja seit Hartz IV schon wieder.
Juni 2nd, 2016 at 16:36
Kleiner Bericht aus dem Leben:
Kollege wollte ins Ausland, hat in Skandinavischen Ländern nach einem Job gefragt, er hat einen Uni-Abschluss. Der Gehaltsvorschlag, den er bekommen hatte, war gering, das hat er auch gleich gesagt, denn er habe mehrere Kinder, denen er Ausbildung/Studium finanzieren müsse. Daraufhin wurde ihm geantwortet, “die Ausbildung bzw. das Studium bezahlt der Staat”. Und das ist dort tatsächlich so. Bafög in den skandinavischen Ländern ist “großzügiger” also “realistischer” als in Deutschland. Keine Studiengebühren.
Nett, gelle.
Und hier streitet man sich, ob Arbeitslose sich einen Kaffee leisten können sollten oder ob Internet drin ist. Und gestritten wird, ob man den Kindern von Sozialhilfeempfängern jetzt die “Kulturpauschale” von 60€/Jahr in bar gibt oder doch lieber als Gutschein-Plastikkarte, damit es nicht “verschwendet” werden kann.Für letztere Idee wird ein Lesegerät gebraucht, das verkauft wird von Bekannten der … . Muss ich es weiter erklären?
Wir könnten uns skandinavische Zustände in Deutschland auch leisten. Aber gewisse Leute wollen keine Steuern zahlen und dann haben wir immernoch ein recht großzügig bemessenes Militär und dann … .
Man denke mal drüber nach, wofür in diesem Land Geld ausgegeben wird. Müssen wir wirklich in Afghanistan Frieden machen?
Juni 2nd, 2016 at 18:39
Einfach mal die Lohnquote angucken:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/LohnquoteBRD50plus.png
Das hilft mal schnell zur Eichung, wieviel “Erfolg” der Kahlschlag brachte.
Die alte Erzählung war ja: wir kürzen euch jetzt alles weg, aber dafür wird dann später alles gut.
Man beachte das “alles gut” ab 2001.
Juni 2nd, 2016 at 20:39
Wie viele Euros die Regelsatz-Empfänger im Monat für Bildung ausgeben wollt ihr wissen? 1,54 €! Mehr ist gar nicht vorgesehen: http://uploads.hartziv.org/regelsatztorte2016.jpg
Beklagt dort jemand mangelnde Bildung?
Juni 2nd, 2016 at 20:44
@ 34: Die Bezeichnung “skandinavische Länder” ist arg schwammig. Um welches Land geht es? Und die Angaben, die du da machst, klingen mir sehr nach “aus der Luft gegriffen”.
Ich lebe in Schweden und studiere da. Richtig ist, dass das schwedische Bafög (CSN) etwas höher bemessen ist als das deutsche, wobei auch die Lebenshaltungskosten in Schweden höher sind (vor allem bei Alkohol, wovon Studenten ja bekanntlich hauptsächlich leben :-P). Falsch ist, dass der Staat das bezahlt. CSN besteht zum grössten Teil aus einem Kredit, der vom Staat bezahlte Teil liegt bei etwa 30% (in D ist die Hälfte des Bafög Kredit, die andere bezahlt der Staat). Ausserdem ist das schwedische CSN nicht an das Einkommen der Eltern gekoppelt, im Gegensatz zum Bafög. (http://www.csn.se/hogskola/hur-mycket-kan-du-fa/belopp-heltid-1.2560 – auf Schwedisch, ziemlich deutlich sind aber die Balken mit dem Kredit(Lån)anteil und dem Beitrags(Bidrag)anteil)
(Ich selbst bin im Übrigen nicht CSN-berechtigt.)
Auch sonst geht hier das vielbeschworene tolle Sozialsystem auf den Knien, privatisiertes Schulsystem (am Abkacken), Gesundheitssystem pfeift auf dem letzten Loch, Infrastruktur wie z.B. das Eisenbahnnetz ist uralt und man hätte eigentlich schon vor Jahrzehnten in einen Ausbau/Erhalt investieren müssen. Etc. etc.
Die Probleme sind nicht die “gierigen Steuersünder” oder Flüchtende oder wem sonst man gerne den schwarzen Peter zuschieben möchte (wobei die reichen Leute mit Steuerphobie mir persönlich natürlich unsympathisch sind im Gegensatz zu denen, die um ihr Leben fliehen müssen), der ganze Laden hier bricht uns langsam aber sicher über dem Kopf zusammen. Da ist mit gutem Willen und ein paar Steuerreförmchen kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
Juni 3rd, 2016 at 18:46
Frauen! Müssen immer das letzte Wort haben …
Juni 3rd, 2016 at 20:16
Wenn es darum geht, positive Vorurteile über andere
europäische Länder zu relativieren, dann bin ich unbedingt dafür, wenn sie das “letzte Wort haben”.
Mir geht das so was von auf den Keks, wenn ich von meinen deutschen Freunden immer wieder zu hören bekomme, “dass in Deutschland doch alles noch viel schlimmer sei.”
Juni 3rd, 2016 at 20:40
Weil Freitag is…
Ein schönes Beispiel deutsch-deutscher Kooperation zum Beginn der Systemkonfrontation. Dass es ausgerechnet Marx ist der via Ostberlin aus Zehlendorf in ein Dorf in den USA reiste, alle Achtung, ich konnt nich nee sagen…
Nich durch die Reklame verwirren lassen, runterleiern die Seite, der Brief is großartig…
Juni 3rd, 2016 at 21:00
OT – Weil wir’s hier ja neulich auch mal kurz mit dem Streeck hatten, und der seine Finger wiederum in dem, um das es hier geht:
Storz: [...] Vor allem haben Sie zu Beginn der Ära von Kanzler Gerhard Schröder an bedeutender Stelle im Kanzleramt mitgearbeitet, den Arbeitsmarkt umzubauen. Ihnen wird heute hinter vorgehaltener Hand auch vorgeworfen, Sie wollten mit Ihrer jetzigen Altersradikalität das wieder gut machen, was Sie früher in der Nähe der Einflussreichen mitgemacht haben.
Streeck: [...] Auch an der britischen Diskussion über den »Dritten Weg« war ich beteiligt, in der Einschätzung, dass das vielleicht die letzte Möglichkeit sein könnte, die Sozialdemokratie regierungsfähig zu halten. Anfang der 2000er Jahre zeigte sich jedoch, dass das ein Irrtum war und die Liberalisierungstendenzen des finanzialisierten Kapitalismus zu eigensinnig waren, als dass man als Sozialdemokratie auf ihnen hätte reiten können. Insbesondere die Finanzkrise hat mir dann endgültig die Augen dafür geöffnet, dass eine »radikalere« Perspektive vonnöten ist, also eine, die auf die kapitalistischen Wurzeln geht. Heute denke ich, dass die sozialdemokratische Wette, auf die ich lange gesetzt habe, verloren ist.[...]
Quelle – recht merkwürdiges Magazin übrigens…
Aber immerhin – ein lernfähiger Sozialdemokrat. :p
Juni 3rd, 2016 at 21:55
Und noch schnell zwei weitere Frohbotschaften des Abends: Berlins neueste Höhenflüge und – sogar wieder on topic – BVerfG kneift mal wieder.
Juni 4th, 2016 at 09:09
@Peinhart(41) – dazu hätte er mehr sagen (oder Du vielleicht mehr zitieren?) müssen, als daß ich so einfach an dessen Lernfähigkeit glaube. Was sind denn die kapitalistischen Wurzeln für ihn… Kapital oder Kapitalisten, oder vielleicht der Markt?
Diese Lernfähigkeit hätten dann ‘einige’ Sozialdemokraten schon vor 100 Jahren gehabt; dann benannten sie sich um und ritten uns in die nächste Schiete – auf die ‘radikale’ Lernfähigkeit daraus warte ich bisher mit wenigen Ausnahmen auch noch vergeblich…
Juni 4th, 2016 at 10:27
OT: Der Tod des Neoliberalismus
Nun haben selbst führende Wirtschaftswissenschaftler gemerkt, dass die neoliberale Ideologie den Kapitalismus nicht retten kann. Weiter gemacht wird trotzdem
Live-Blog aus dem Geheimdienst-Untersuchungsausschuss: „Der Verfassungsschutz hat keine ortungsfähigen Daten.“
tl;dr: Sie wussten von nichts oder: Not my department.
Juni 4th, 2016 at 11:19
Der Spon kratzt an Information: Die Adenauers haben hunderte Strafanzeigen wegen Majestätsbeleidigung gestellt, Das ist den Superjournalisten ein paar Zeilen für die Öffentlichkeit wert; tatsächlich war das ein probates Mittel gegen Kommunisten, Pazifisten, Antifaschisten und anderes undeutsches Pack.
p.s.: Milliardär Messi soll nach Wunsch der Staatsanwaltschaft bezüglich Steuerbetrugs freigesprochen werden. er wusste nicht,
dass man den Fahrschein stempeln mussdass er da Anweisungen zu systmatischem Betrug unterschrieben hatte.Juni 4th, 2016 at 12:24
Auch spon: Bundestagswahl 2017: Scholz schließt Kanzlerkandidatur nicht aus
[..] PD-Parteivize Olaf Scholz sieht für seine Partei noch Chancen, die Bundestagswahl 2017 zu gewinnen. In einem Gespräch mit dem SPIEGEL sagte er, die Partei müsse auf die Herausforderungen nicht nur die richtigen Antworten geben, “sie muss einen klaren Kurs verfolgen, den jeder verstehen kann, ohne dass er die Details des Programms kennt”. Zehn Prozentpunkte Rückstand auf die Union seien aufholbar. [..]
Hört sich irgendwie nach Zen-Buddhismus an. Jedenfalls ist es gut, dass es den Konjunktiv zur Distanzierung gibt.
Juni 4th, 2016 at 13:28
Ich weiß nicht, ob wir diesen Text von Krisis mal hatten: Die Arbeit hängt am Tropf des fiktiven Kapitals – Google says no. Das pdf hat 35 Seiten.
Die zentrale krisentheoretische Aussage der Gruppe Krisis, dass es im Gefolge der Dritten industriellen Revolution zu einer absoluten Verdrängung von Arbeitskraft aus den kapitalproduktiven Sektoren und damit zu einem säkularen Abschmelzen der Wertmasse gekommen sei, ist vielfach in Frage gestellt worden. Der vorliegende Text stellt eine Auseinandersetzung mit einer zweiteiligen Artikelfolge von Christian Siefkes dar, welche den Versuch unternimmt, diese Aussage empirisch zu überprüfen. Siefkes wertet darin die Beschäftigungsstatistiken der ILO im Lichte der Fragestellung aus, ob das für die Kapitalverwertung relevante globale Arbeitsvolumen seit den 1980er Jahren gesunken ist oder nicht. Sein Fazit fällt uneindeutig aus: zwar sieht er die These vom Abschmelzen der Wertsubstanz als nicht bestätigt an, glaubt aber eine Tendenz in diese Richtung zu erkennen. [..]
Juni 4th, 2016 at 20:52
Krisis kommt mir immer ein wenig so vor, als wäre man der Ansicht, dass es die Geschichte schon richten wird.
Juni 4th, 2016 at 20:59
@Guest: Spoiler: Wir werden alle sterben.
OT: Die fantastische Badi Assad kommt mal wieder nach D-land: Tourdaten
Um was es geht: Badi Assad | Valse d’Amelie (Yann Tiersen) | Instrumental SESC Brasil oder Badi Assad – While My Guitar Gently Weeps oder Badi Assad – Bacharolette.
Ölt die Räder eures Rollators. Es lohnt sich!
Juni 4th, 2016 at 22:23
OT: Die müssen dieses “Basken-Gen” haben, wie dieses blöde Nazischwein der spd sagen würde: The Rosenberg trio & Michael Paouris – Minor Swing (Official video) 15/12/2012
Juni 4th, 2016 at 23:29
So viel oder wenig zur Agenda-Reform und der damit in Zusammenhang stehenden Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe, die angeblich dem Abbau der Arbeitslosigkeit dienen sollte.
Zahlenmäßig waren vor der “Reform” so viele “Leistungsbezieher” auf zwei Pötte verteilt wie heute auf einen. Wer mindestens drei Stunden pro Tag arbeiten kann, landet heute in der Arbeitslosenhilfe und kann trotzdem nicht weg weil z.B. Angehörige gepflegt werden oder Kleinkinder daheim sind. Diese Leute hatten früher ihre Ruhe in der Sozialhilfe. Heute werden sie gepiesackt und mit Sanktionen bedroht ohne an ihrer Lebenssituation etwas ändern zu können. Die Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe war eine Nullnummer. Daran gibt es im statistischen Mittel nichts schönzureden.
Juni 5th, 2016 at 11:22
Ich brauche mehr journalistsiche Vorkoster. Sonst lese ich etwa von den Wadenbeises der SZ, ein BGE “schafft neue Probleme“, ohne zu lesen, welche denn. Unten steht dann nur raunend, es sei “kein Allheilmittel“. Ach was?! Bemerkenswert der Satz: “Roboter werden in den nächsten Jahren einfache Tätigkeiten übernehmen. Ein soziales Sicherungssystem, das Arbeitslosigkeit als Versagen begreift, passt nicht mehr dazu.”
Wir schreiben das Jahr … 1980? Und wenn das also nicht mehr passt, bedeutet das dann, Roboter sollten besser nicht zum Einsatz kommen, damit wir die Orientierung behalten? Wer liest so etwas? Warum?,
p.s.: Etwas mit Substanz zum BGE, Buterwegge und die sozialdemokratische Sicht, also leider knapp am Problem vorbei.
Juni 5th, 2016 at 12:58
Ich las gerade den Gesetzentwurf zur 9. Änderung der sogenannten Hartz-Gesetze. Dort erkenne ich das Menschenbild ja gar nicht wieder; man beschreibt dort viel eher das Vorgehen gegen eine niederträchtige Kreatur, welche unter Raison gebracht werden müsse. Und es werden noch mehr absurde Bedingungen gestellt, an denen Betroffene ihre Existenzberechtigung werden beweisen müssen, soll ihr karges Existenzminimum nicht auf minus null minimiert werden.
Juni 5th, 2016 at 14:11
@ flatter
Das BGE von unten substanziell zu realisieren, hat sich die (haftungsbeschränkte) Gesellschaft zur Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens vorgenommen. Die BGE-Lobby.de wartet nicht auf parlamentarische Entscheidungsfindungen, die eh in die entgegen gesetzte Richtung gehen.