Krieg, Feindrecht und das Ende der Vernunft
Posted by flatter under politik[41] Comments
08. Mai 2016 17:25
Die meisten hier wissen, dass ich an Vernunft und Aufklärung zweifle. Die sich als Rechtsstaaten und Demokratien behauptenden Staaten des freien Westens® haben sich vom Ballast der Aufklärung in dem Maße getrennt, wie nachvollziehbare allgemein gültige Gesetze durch Verabredungen abgelöst werden (TTIP ist hier nur ein Beispiel von vielen.). Sie haben sich nach den Ereignissen von „9/11“ von allem verabschiedet, was humanistische Aufklärung ausmacht.
Im Kern steht das Feindrecht, das uns als Sonderfall und Ausnahme untergejubelt wurde, unter dem Applaus der Dümmsten, die sich immer schnell hinter vermeintlich starken Männern sammeln. Es geht. Es lässt sich mit einer Mehrheit der Verblödeten nach Belieben regieren. Wo das Sondergesetz, die Sonderbehandlung, der Ausnahmezustand, die Sondermethoden herrschen, geht alles. Die Menschenrechte sind allgemein oder gar nicht.
Die Ausnahme ist die Barbarei
Allgemein sind sie nicht mehr. Vernunft ist ein universelles Prinzip oder gar keins. Selbst im Kriegsrecht hatte das einmal seinen Ort, daher erfand die Oligarchie den „feindlichen Kämpfer“. Der hat kein Recht und ist daher nach den Prinzipien der Vernunft kein Mensch mehr. So definiert sich Barbarei. Wenn man einmal das geistige Mittelalter erreicht hat, werden auch wieder Kreuzzüge geführt und Kriege gegen die Unwürdigen. Deutsche Soldaten an die Grenzen Russlands, zur Abschreckung!
Die Millionen Killer der Nazis haben Russland nicht erobern können, aber 1000 Bundeswehraffen sollen Putinputinputin „abschrecken“. Das ist so offensichtlich idiotisch, dass man gleich erkennt, welchen Stellenwert Vernunft und Aufklärung für solche Politik und ihre gedungenen Trommelschläger haben. Wer dem zustimmt, hat sich der Hysterie willig hingegeben oder wird dafür entsprechend gut bezahlt.
Niemand will Krieg, niemand will Russland abschrecken, niemand will, dass ein paar Affen im Tarnhemd als Provokation herhalten, damit ein Irrer wie Trump Europa seinem Größenwahn und dem Sieg des Imperiums opfern kann. Nicht einmal die Halbgescheiten Islamfeinde, die für „Pegida“ und „AfD“ zum Parolen Grölen durch braune Dresden marodieren, wollen einen Krieg mit Russland. Das routinierte transatlantische Mietmaul schließt daraus messerscharf, dass nur Putin selbst dahinter stehen kann. Vernunft? Aufklärung? Damit verdienst du doch nichts!
Gestatten, Hydra
Die Idee war trotzdem gut, und ihre Verweser haben mangels Verständnis, sprich: Verstand, keine Ahnung, dass sie niemals dort wären, wo sie heute sind, wäre diese Idee nicht über Jahrhunderte lebendig geblieben, bis sie jüngst zum Tode verurteilt wurde. Es gibt immer eine Generation, die alles in den Staub tritt, was die vor ihnen aufgebaut haben. Heute ist es übrigens die der „68er“, welch grobe Ironie!
Ganz Gallien? Eine sehr gute Frage. Wen hört man denn schon? Diejenigen, deren Hormonspiegel sie bei der ersten Gelegenheit vor die Tür treibt, um kaputt noch kaputter zu machen. Diejenigen, denen die Konzerne gehören – vor allem die Medienkonzerne. Deprimierend für alle diejenigen wiederum, die noch Hoffnung haben, dass es das doch nicht ganz gewesen sein mag mit der Vernunft und den Menschenrechten. Depression macht leise.
Doch leise ist nicht stumm, und es gibt sie immer noch und immer wieder, die widerstehen, sich in den Weg stellen, vielleicht auch der Vernunft eine Stimme verleihen. Gegen Faschismus, gegen Krieg, gegen die Zerstörung der Menschheit durch das Kapital, für Vernunft, Menschenrechte und Solidarität. Sie können uns verdampfen und sich selbst gleich mit oder sie müssen uns alle einzeln erschlagen. Das war auch schon immer so, und wir wachsen immer wieder nach, zur Not noch in Jahrhunderten. Auch das ist ein universelles Prinzip.
Mai 9th, 2016 at 06:29
So ist es. – Und nun?
Diese Frage stelle ich mir seit gefühlten 20 Jahren, ohne jemals eine auch nur annähernd befriedigende Antwort gefunden zu haben. Wahrscheinlich liegt sie – falls die zukünftigen Entwicklungen denn eine Fortsetzung des Experiments “Mensch” erlauben – weit jenseits der heute lebenden Generationen.
Wenn man Fatalismus hasst, ihn aber gedanklich nicht mehr umgehen kann, bleibt wohl nur die Flucht in den Zynismus, die Resignation oder die “innere Emigration“.
Mai 9th, 2016 at 08:47
Die Daten der “Panama-Papers” stehen in durchsuchbarer Form zur Verfügung: offshoreleaks.icij.org
Angekündigt sind sie für den heutigen Abend um 20:00 Uhr unserer Zeit, aber man erhält schon jetzt eine Menge Namen und Firmen, wenn man “Germany” als Filterkriterium eingibt. Die Daten im csv-Format kann man herunterladen. Die Größe der Datei beträgt momentan 13,7 MB. Da stehen aber nur Sachen wie z.B. Ländertabellen drin.
Die Info hatte ich bei Reiner Wandler gefunden: Oh wie schön ist Panama
Mai 9th, 2016 at 10:07
Solange wir uns nicht trauen, klar zu sagen, dass zu einer sinnvollen Betätigung der Vernunft unbedingt ‘Gefühlstugenden’ wie Liebe, Empathie und auch sowas wie Demut vor der Komplexität des ‘Ganzen’ und der Winzigkeit unseres Wissens gehören, wird das nix. Es ist eine eklatante Schwäche ‘der Linken’, ihre Forderungen immer möglichst ‘objektiv’ zu begründen und als rein von rationalen Argumenten bestimmt darzustellen, als ‘harte und unwiderlegliche Fakten’ im Gegensatz zur ‘Schwammigkeit’ von ‘Gefühlsduseleien’. Ohne diese Grundlage aber lässt sich Rationalität schlicht für beliebige Zwecke einsetzen, inklusive planvoller Menschenvernichtung im industriellen Maßstab.
Woran liegt’s? Vermutlich nicht zuletzt an der ‘verdächtigen’ Nähe solcher Forderungen insbesondere zur Religion. Die Aufklärung scheint historisch den großen Fehler gemacht haben, hier das Kind mit dem Bade auszuschütten, ihre eigenen Beweggründe und humanistische Grundierung weitgehend vergessen bzw zugunsten eben ‘harter Fakten’ und rationaler Folgerichtigkeit verdrängt zu haben. Eine solche Folgerichtigkeit kann sich aber nur aus grundlegenden Voraussetzungen ergeben, für die eine ‘rationale Letztbegründung’ selbst aber nicht möglich ist. Die Naturwissenschaften, an dessen Methode man sich hier offensichtlich orientiert hat, haben das paradoxerweise schon länger erkannt, auch wenn das leider längst noch nicht in den ‘Alltagsverstand’ durchgesickert ist.
Und weil wir uns nicht trauen, diese Voraussetzungen offen zu benennen, kommt an dieser Stelle auch immer wieder Macht und Herrschaft in’s Spiel. Weil auch wir als Linke uns dann nur noch auf den Standpunkt zurückziehen können, doch ‘die Guten’ zu sein und also alle Rechte zu haben, unsere Vorstellungen durchzusetzen. Genau das behauptet die Gegenseite natürlich auch, und da Argumente hier letztlich nichts mehr entscheiden können, wird die Machtfrage als ‘Gegenmacht’ zum letzten diskursiven Aufgebot, können auch nur noch utilitaristisch ‘Interessen’ angeführt werden, die zur ‘Mobilisierung’ (sic!) führen sollen.
Das ist aber keine ‘Negation’ der Macht, sondern wieder nur ihre Verstetigung, mit wiederum allen Gefahren ihrer Selbstläufigkeit selbst im Falle eines ‘Sieges’. Lektüreempfehlung zB Arno Gruen, ‘Realismus als Krankheit’.
Mai 9th, 2016 at 12:11
Die “Demut vor der Komplexität des ‘Ganzen’ und der Winzigkeit unseres Wissens” gehört zu einer zeitgemäßen Vernunft. Vernunft muss reflexiv sein, der Bezug auf sich selbst muss ihr innewohnen. Sie muss sich begrenzen, überprüfen, korrigieren. Nicht erst Adorno hat das deutlich gemacht. Vernunft weiß, dass es immer ein ihr Äußeres geben wird, das sie im Wortsinne zu berücksichtigen hat. Der holde Marxismus kann dazu durchaus beitragen, indem er weiß, dass Theorie ohne Praxis und Vernunft ohne Fressen sinnlos sind.
Eines der Kernprobleme der Geisteswissenschaft ist Gleichheit. Schon Nietzsche hat erkannt, dass es eigentlich keine zwei gleichen Dinge gibt. Bezogen auf Gesellschaft bedeutet das, dass man entweder hemmungslose Ungleichheit walten lässt oder Gleichheit immer wieder mit Leben füllt. Will die Menschheit nicht so weit auseinander driften, dass sie ihre Artgenossen nicht mehr als solche erkennt, ist das Projekt Gleichheit eines der wichtigsten.
Mai 9th, 2016 at 12:29
Aber warum sollte jetzt Gleichheit erstrebenswerter sein als hemmungslose Ungleichheit? Liegt dem nicht ein Bedürfnis zugrunde, dass letztlich im Fühlen, in Empathie gründet? Es ist alles richtig, was du sagst – aber klingt es nicht leider auch irgendwie hohl? Eben wie eine reine Rationalisierung dessen, was man sich irgendwie schämt zu benennen?
Mai 9th, 2016 at 12:59
Ein Bedürfnis? Sehr wahrscheinlich. Sicherheit, Geborgenheit, Fürsorge. Die kannst du nicht haben, wenn irgendwann nur den Ersten die Hunde nicht mehr beißen. Aber das bleibt der Vernunft äußerlich. Die kann nur Wahres formulieren und Mögliches in die Praxis umsetzen. Sie kann klar formulieren, dass alle ein enstpsanntes Auskommen haben können oder immer weniger im Krieg gegen den Rest Reichtümer horten. Diese Optionen kann sie zur Entscheidung dem Verstand und den emotionalen Ressourcen vorlegen. Oder sie lügt und betrügt halt als Ruine ihrer selbst und geht mit der Herrschaft unter, der sie die Rosette leckt.
Mai 9th, 2016 at 14:00
Am Rande: Wieder so ein Auswuchs. Wird der Michel wenigstens für sein Bier auf die Straße gehen?
Mai 9th, 2016 at 15:15
Nicht einmal die Halbgescheiten Islamfeinde, die für „Pegida“ und „AfD“ zum Parolen Grölen durch braune Dresden marodieren, wollen einen Krieg mit Russland.
Meine Meinung ist, man sollte diese Expertise eines fundierten Kenners meiner Heimatstadt zweimal lesen. Mindestens. In dem Satz fehlt wirklich nichts.
Mai 9th, 2016 at 15:18
@Peinhart #3/5
Weil auch Ungleichheit logisch betrachtet schlechter ist als Gleichheit. Dafür braucht es nichtmal Fühlen oder Empathie. Das müsste sogar den “Gewinnern” soweit klar sein, denn wenn irgendwann eine Grenze erreicht ist, wo die Schere zuweit auseinander geht und eine gewisse Masse nicht einmal mehr genug zum Überleben hat, aber im Gegenzug dazu eine überbordende Menge an Ressourcen bei einer Minderheit sieht, dann wird das zwangsläufig zu Unruhen und womöglich einem Bürgerkrieg führen. Ob die privaten Söldnerarmeen und Gated Communities ausreichen werden, wird sich dann zeigen. Alle wegbomben wird schwierig. Wer soll dann für sie putzen, ihre Villen bauen, Nahrung produzieren, etc… Da gibts genug Arbeiten, für die sie sich zu schade sind, unsere “Leistungsträger”.
Noch was zu deinem Argument bezüglich, dass jeder sich als “der Gute” sieht und meint seine Argumente und Systeme wären das nonplusultra und daher “alle Rechte zu haben, unsere Vorstellungen durchzusetzen”. Nein, genau hier liegt schon der Fehler und zu diesen “Linken” möchte ich auch nicht gehören. Man sollte endlich begreifen, dass auch Wirtschafts- und Systemtheorien nichts statisches sein sollten, sondern lebendig. Sie müssen verändert, negiert, erweitert und was weiss ich können. Sie dürfen NIEMALS zum Dogma werden, denn dann hast du deine erwähnte Ersatzreligion.
Es gibt aber sehr wohl Methoden um nicht in diese Schemata zu verfallen. Diese bedeuten aber viel Arbeit und zwar besonders an uns allen selbst. Ich kann es gerade schwer in Worte fassen (ihr könnt wage Konzepte irgendwie besser formulieren). Ein guter Ratschlag ist pauschal immer kritisch und zweifelnd zu sein. Ist Kapitalismus wirklich alternativlos? Ist es wirklich das beste aller Systeme. Was gibt es für andere Theorien? Was verstehe ich unter einem guten Wirtschaftssystem? Stimmt eigentlich alles, was ich aus der Schule darüber gelernt habe? Betrachte ich alle Aspekte, also nicht nur die Vor- sondern auch die Nachteile?
Es geht also eher um eine Einstellung als um ein spezifisches Thema, denn das funktioniert allgemeingültig. Es wäre schon viel erreicht, wenn die Menschen nicht einfach pauschal nachplappern würden, sondern versuchen sich anhand möglichst viel Bildung (auch hier wenn möglich verschiedene Quellen um nicht in die ideologische Falle zu tappen) ein eigenes Bild und somit aus eigener echter Überzeugung zu handeln.
Ich versuchs mal an folgendem Beispiel. Wir wissen aus geschichtlicher Erfahrung und Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften, dass gierige, egozentrische Menschen (erstmal völlig egal wieso sie geworden sind wie sie sind) sich alle Mühe geben an Positionen mit viel Geld und Macht zu kommen und diese auch zu halten. Das heisst, sie werden dort angekommen auch so handeln um ihren Status mindestens zu halten oder gar noch zu verbessern, unabhängig davon wie vielen ihre Mitmenschen darunter zu leiden haben (mit Ausnahme der eigenen Familie, Freunde). Wir wissen aber auch, dass Macht korrumpiert. Es kann also auch ein Prozess sein, der den Menschen verändert.
So oder so, wenn wir das als Gesellschaft wissen, dann müssen wir uns a) Methoden überlegen, die von Haus aus niemand solches an die Macht lässt und b) Machtkonzentration bei einzelnen oder Minderheiten verhindert. Das ist schwer und auch gar nicht in Perfektion möglich. Aber wie flatter schon nett in Bezug auf Gleichheit geschrieben hat, man muss das immer wieder mit Leben füllen. Das gilt für Bildung, Aufklärung, Demokratie (oder was vielleicht zukünftiges, hoffentlich besseres folgen wird). Wenn man nix tut, dann schnappen sich das eben Leutz, denen die Allgemeinheit oft am Arsch vorbei geht. Auch das ist logisch und überrascht mich nicht wirklich. Eher schon, dass man das Muster sowie Ursachen nicht erkennt und sich an den Symptomen abrackert.
Mai 9th, 2016 at 18:28
Empathie? Ja, hätte ich auch gerne. Kann mir das bitte mal vor gemacht werden. Damit jemand wie ich weiss wie das überhaupt geht. Nur immer so zu tun als ob (jemandem etwas vor machen) ist doch auch doof.
Mai 9th, 2016 at 18:41
Autist-sein ist bestimmt nicht wirklich schön, zumal die oft damit verbundene Hochbegabung nicht allein bei den Autisten liegt…
… so wie diese Hochbegabung durchaus auch ein Fluch sein kann.
Versuch Dir vorzustellen; daß jemand der intelligent ist, so tuen kann als wäre er doof – umgekehrt ist das ungleich schwerer ;)
Mai 9th, 2016 at 19:20
@ Wat.
Um mit Nichtgestörten überhaupt interagieren zu können, muss ich nur eure Normalität nachäffen. Und das ist sehr ermüdend. Ich kann mir Dein Beispiel also sehr genau vorstellen.
Ich habe aber auch einige Rückschläge erlebt. Zum Beispiel ermahnte man mich oft zu mehr Wertschätzung gegenüber meinen Mitmenschen. Ich schätze diesen Wert übrigens immer noch, in das jeweilige Extrem wertvoll und wertlos, wie gewünscht.
Mai 9th, 2016 at 20:02
Ich finde Grundkurs Empathie gar nicht schwierig, nicht einmal für Autisten. Lerne Schmerz, Hunger und Durst kennen und erbringe die Leistung zu erkennen, dass andere das auch scheiße finden. Ob man die Launen anderer erkennt, ist tertiär und gelingt meist nicht einmal in sogenannten “Paarbeziehungen”.
Okay, ich kann die psychischen Leiden einiger Zeitgenossen sehr gut nachvollziehen, sie beinahe selbst emfinden, aber ich habe nie verstanden, was daran empfehlenswert sein soll.
Mai 9th, 2016 at 21:00
@ flatter
Diese Leistung ist wirklich leicht zu erbringen. Allerdings fragt man sich doch, warum sie dennoch nicht zur geübten Anwendung kommt. Würde das empathische Bewusstsein wie beschrieben funktionieren, gäbe es doch diese vermeidbaren Plagen gar nicht.
Ich verfüge wohl über Empathie. Man kauft sie mir nur nicht ab. Man will sie auch gar nicht, kann nichts damit anfangen. Keine Nachfrage. Angebote fehlen.
Mai 9th, 2016 at 21:25
Empathie wurde den Menschen regelrecht abtrainiert. Jeder ist seines Glückes Schmied. Eigenverantwortungs-Rhetorik. Wenn man an sich denkt, ist an alle gedacht. Unterm Strich zähl ich und so weiter.
Wer dennoch empathisch ist, wird dafür bestraft, wo es nur geht. Tafeln verfestigen unsoziale Zustände. Wer im sozialen Bereich arbeitet, wird niemals soviel verdienen, wie ein egomaner BWL-Schnösel, der seinen spitzen Ellenbogen perfekt einsetzen kann.
Wenn heute Menschen betteln oder Babys/Kinder in der Öffentlichkeit weinen, fühlen sich Menschen genervt. Die große Ausnahme sind Haustiere und Cat Content auf Facebook. Hier gibt es Empathie in Hülle und Fülle. Ein Zeichen für die Infantilität des Bösen.
Mai 9th, 2016 at 23:46
Vielleicht ist es eine Schlacht von Kranken gegen Kranke. Gegen anders kranke.
Menschen ohne das geringste Vermögen, Empathie zu empfinden, völlig außerstande sich einzufühlen, wenn sie anderen etwas Wertvolles zerstören oder gar deren ganze Lebensgrundlage, solche Exemplare werden im Extremfall von der Mehrheit als Psychopathen wahrgenommen. Ist es nicht denkbar, dass die zum Ganzen fehlende Minderheit es umgekehrt als Krankheit ansieht, wenn andere ihre Fähigkeiten an Gefühle wie Empathie verschwenden?
Verschwendung allein schon im Sinne des Aufwands, (sprich Kosten) also unwert, krank.
Es ist nicht schwer herauszufinden, wie die Vorteile beim Kampf um Machtpositionen verteilt sind, sie liegen schon ohne Betrachtung irgendwelcher Eigenschaften bei der Minderheit, weil sie sich effektiver organisiert.
So entsteht Schlagkraft, die nicht weiß, dass sie bis zum Punkt ohne Umkehr alles zerschlägt.
Noch ein „Vielleicht“. Eine meiner Lieblingsvokabeln. Vielleicht liegt darin eine späte Chance, etwas zu lernen.
Mai 10th, 2016 at 00:37
Noch mehr vom Rand: Wir sind alle Irre, die sich dauernd belogen fühlen. Kniet nieder und sprecht mir nach: “Es gibt keine Verschwörungen.”!
Mai 10th, 2016 at 10:00
“Es gibt keine Verschwörungen.” (Nur Verschwörungstheorien)
Böses Hochwasser!
Mai 10th, 2016 at 15:15
@epikur #15
Du verwechselt gerade einige verschiedene Fähigkeiten/Eigenschaften mit Empathie. Sie ist nicht pauschal positiv. Aus der Psychologie weiss man, dass z.B. Soziopathen oft überdurchschnittlliche Empathiefähigkeiten aufweisen. Sie nutzen das um Menschen beispielsweise besser manipulieren zu können oder ihnen einen Gefühlszustand vorzugaukeln.
Empathie ist quasi nur das Verstehen, jedoch ohne Mitgefühl wie es bei der Sympathie ist. Dein Beispiel mit Tafeln ist realistisch betrachtet sowas wie berechnende Empathie mit bisschen Sympathie. Oder salopp gesagt “gut gedacht, schlecht gemacht”. Die Sache mit den sozialen Berufen und BWLer. Das Umdrehen der finanziellen Situation wäre nix anderes als das Hütchenspiel. Wo das Bällchen (Geld) liegt ist völlig egal, am Prinzip ändert sich ja nix. Gut, das war jetzt stark vereinfacht, denn ein Sozialarbeiter wird von seiner Grundeinstellung her das Geld dann vermutlich eher nicht in Finanzprodukte oder sinnlose Luxusgegenstände pumpen und somit wird sagen wir sinnvolleren Bereichen des Wirtschaftskreislaufs zur Verfügung gestellt.
Dein letzter Absatz bezüglich der Entwicklung zu immer weniger Empathie/Sympathie und immer mehr Ellbogengesellschaft stimme ich anhand eigener subjektiver Beobachtungen auch zu. Das ist aber auch ein komplexes Thema, da sich hier eine eigene Dynamik durch bestimmte Ereignisse entwickelt. In Deutschland hat sich für eine Mehrheit der Wohlstand in den letzten 20 Jahren eher verringert, auch wenn nur minimal. Es geht aber um die Tendenz. Angst, Wut, Frust. Wenn Menschen eine schlechte Zukunft sehen, dann wird halt erstmal nur auf sich und die nahen Mitmenschen geachtet.
Paart man diese Informationen mit denen aus dem vorigen Artikel und dem Brainwashing bezüglich Eigenverantwortung, Schuld, Fleiß, usw. dann entsteht hier ein Mix wo einfach nicht mehr viel Raum für Mitgefühl herrscht. Die plumpen Tricks mit “Sau durchs Dorf” funktionieren leider auch immer noch, obwohl ich gedacht hätte das spät. im 21. Jh die Mehrheit nicht mehr so “doof” ist und sich immer wieder von den echten Ursachen ablenken lässt.
Mai 10th, 2016 at 21:57
Arbeitsmarktreform am Parlament vorbei
Die französische Regierung drückt eine der wichtigsten Reformen ihrer Amtszeit ohne Abstimmung im Parlament durch. Premierminister Manuel Valls hat nach einer außerordentlichen Kabinettssitzung in der Nationalversammlung an diesem Dienstagnachmittag in erster Lesung zum Notparagraphen 49,3 der französischen Verfassung gegriffen, um die geplante Lockerung des Arbeitsrechts durchzusetzen.
Denn: Eine Gruppe von linken Abgeordneten in der Sozialistischen Partei will nicht für das Gesetz stimmen, womit der Regierung die Mehrheit fehlt. [..]
Mai 11th, 2016 at 00:33
Ach ja, die enddarmbewohner, aka (europäische) sozialdemokratie: auf der suche nach gleitmitteln um voranzukommen, greifen sie panisch zum klistier und welch wunderbare verwechslung, so sorgen sie selbst dafür, dass sie endlich in den orkus der geschichte geschissen werden können – es gibt kein halten mehr.
Die einen wollen sie nicht mehr (wählen); die anderen brauchen sie nicht mehr (zu schmieren) – in beiden fällen tendenz steigend und, wie ich hoffe, unumkehrbar.
“… wir müssen uns endlich klar werden, dass es, seitdem sich menschheit von politik betrügen lässt, nie ein größeres misslingen gegeben hat als das tun dieser partei, und dass die entehrung sämtlicher ideale, die sie benützt haben, um mit der bürgerwelt teilen zu können, vollendet ist.” (Karl Kraus)
Mai 11th, 2016 at 11:22
@ oblomow
Von den rund 50 % der Berechtigten, die noch wählen gehen, malen immer noch 20 % ihr Kreutzchen bei dieser völlig obsolet gewordenen Partei.
Die Groß- und Kleinbonzen und deren Angehörige mal ausgenommen, bleibt die Frage, was deren Motivation sein mag. Sind das alles Traditionsgespenster, die schon vor hundert Jahren SPD gewählt haben?
Mai 11th, 2016 at 16:10
Leute, gegen die wegen Korruption ermittelt wird, schubsen Dilma Roussef weg, weil es unter ihr Korruption gebe. Die Frau wurde während der Militärdiktatur gefoltert und sei, wie Glenn Greenwald an anderer Stelle sagte, eine der wenigen Menschen in der Regierung Brasiliens, die nicht korrupt wären. Und wer hilft dabei kräftig mit, dass der die Korruption erhaltende Putsch stattfinden kann? Die Presse natürlich.
Schon toll, wenn man so eine Vertreterdemokratie hat. Ach fuck: Brazil’s Democracy to Suffer Grievous Blow Today as Unelectable, Corrupt Neoliberal is Installed
@Bruchmnüller: Bei BT-Wahlen wählen etwa 70 Prozent. 50% davon sind 35%. 20% davon sind 7%. Irgendwas stimmt an deiner Rechnung nicht oder ich stehe gerade auf’m Schlauch.
Mai 11th, 2016 at 19:55
@Rainer – Eindeutig Schlauch. Bruchmüller rechnet gar nicht, dafür stimmt aber deine nicht: es wären immerhin noch 14. ;)
Mai 11th, 2016 at 22:58
Währenddessen, drüben..
“emails released from Reed’s office indicate that the column, which pilloried Sanders as out of touch with the poor, was primarily written by a corporate lobbyist, and was edited by Correct the Record, one of several pro-Clinton Super PACs”
Clinton zieht die Handschuhe aus und kämpft mit schmutzigen Tricks. Diese Wahlkämpfe sind nur noch bizarr.
Mai 12th, 2016 at 07:35
@Peinhart: Nee, so auch nicht, denn 0,7 * 0,5 * 0,2 = 0,07. War aber eh ‘n Scherz.
Auch ‘drüben’: Kremlin Has Hillary’s Emails
The Kremlin is considering whether or not to release some 20,000 hacked Clinton emails reportedly in its possession.
Russian security services apparently obtained the emails as part of their investigation into the Romanian hacker Marcel Lehel Lazar, known as “Guccifer” — now in U.S. custody in relation to the Clinton email scandal. [..]
Mai 12th, 2016 at 23:38
Klingt ja irgendwie ‘vernünftig’: Pakt rettet Leben
Auf der Heimfahrt im Radio gehört, nicht glauben wollen. Eimerchen voll. Laune da, wo die Sonne nicht scheint.
Mai 13th, 2016 at 08:09
@Stony: Interessant, wie das formuliert ist. Natürlich sind im “Meer zwischen der Türkei und Griechenland” weniger ertrunken. Dafür waren es an anderer Stelle mehr, weil die Leute sich jetzt nach Italien aufmachen: A mass grave in the Mediterranean
Der Friedensnobelpreisträger Europa ist so unglaublich effizient, dass z.B. Spanien bis heute ganze 18 Leute aufgenommen hat. (Quelle)
Am besten können wir Autos bauen und Konzentrationslager betreiben.
Mai 13th, 2016 at 10:08
OT: Reiner Wandler: Unidos Podemos
Spaniens politische Landschaft könnte sich bei den Neuwahlen am 26. Juni erheblich verändern. Denn die junge Antiausteritätspartei Podemos und die postkommunistische Vereinigte Linke (IU) treten mit einer gemeinsamen Liste an. In einer zweitägigen Abstimmung ratifizierte die Basis das Abkommen. Bei IU beteiligten sich knapp über 23.000 Mitglieder. 87,8 Prozent stimmten für die gemeinsame Liste. Podemos zählte über 144.000 Stimmen – 98 Prozent davon “Ja”. [..]
Mai 13th, 2016 at 11:42
Hurra, der nächste Christopher Street Day findet länderübergreifend in Marokko, Algerien und Tunesien statt.
Mai 13th, 2016 at 12:26
Dieser Planet kann ja wohl nicht als unsicher gelten.
btw.. Ich habe eben diesen Aufsatz vom Püntes gelesen. Mannmannmann …
Mai 13th, 2016 at 13:07
@flatter(31) – Hatte kurz überlegt, ob ich Roberto mal Marx’ Satz mit den herrschenden Gedanken und den herrschenden Verhältnissen übersetze und es wieder verworfen.
Mannmannmann… er (Püntes) hat sich mal in guter anarchosyndikalistischer, spanischer Tradition gesehen.
Scheint irgendwie Lichtjahre her zu sein.
Mai 13th, 2016 at 13:28
Was stört euch da so?
Mai 13th, 2016 at 14:12
Der Muff, die komplett falsche Analyse, das Dogma eines parlamentarischen Demokratismus als Zentrum der Betrachtung, die daraus folgenden Implikationen, die daraus folgende Beschränktheit – für den Anfang. Das Resultat betsteht dann darin, die falsche Kritik der ‘Antifa’ deren Extremismus zuzuordnen. So sind sie, die Extremen, die Gammler, die Totalitären. Man weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll, diesen Schwachsinn zu zerpflücken.
Mai 13th, 2016 at 17:32
@Peinhart
Sein Schlußsatz paßt mE überhaupt nicht zu dem, was ansonsten in seinem Text steht. In seinem Header steht der Ideologie- bzw. Bewußtseinsbegriff von Marx schlechthin. Wenn er auch die zwei Sätze davor ‘mitgenommen’ hätte, stünde da folgendes:
“Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d. h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht. Die Klasse, die die Mittel zur materiellen Produktion zu ihrer Verfügung hat, verfügt damit zugleich über die Mittel zur geistigen Produktion, so dass ihr damit zugleich im Durchschnitt die Gedanken derer, denen die Mittel zur geistigen Produktion abgehen, unterworfen sind. Die herrschenden Gedanken sind weiter nichts, als der ideelle Ausdruck der herrschenden materiellen Verhältnisse, die eben die eine Klasse zur herrschenden machen, also die Gedanken ihrer Herrschaft.”
Daraus dann zu schlußfolgern, daß Verteilung und Vertretung verbessert werden müssen, ist mir zum Haareraufen – ja, auch die auf den Zähnen.
Mai 13th, 2016 at 20:44
Ihr wollt sie doch auch, die guten Nachrichten: Stephan Sturm ist der Top-Verdiener unter den Dax-CFOs
Und wer freut sich nicht, wenn er Namen wie Fresenius hört. Das Salär mal eben verdoppelt – Da könnte sich die IG-Metall eine dicke Scheibe abschneiden.
Mai 13th, 2016 at 21:32
Weiß nicht, ob es hier oder woanders war, wo ich etwas ähnliches schon mal geschrieben habe. Jedenfalls halte ich es mir manchmal zugute, eine Diskussion nicht zu verstehen. Dabei ist natürlich naheliegend, dass ich sie nicht verstehen will.
Helft mir mal, ihr Halblinken, Linken, Linksaußen, Nahe- und Danebenstehenden (wo ihr auch steht), zu ergründen, weshalb das so ist.
Mai 14th, 2016 at 01:10
@R@iner(28): thx for the links!
Diese Methode des Lügens ist ja nicht neu, manchmal schlägt mir deren (mehrfache) Dreistigkeit nur besonders schwer aufs Gemüt. Neben den Ertrunkenen sind es zudem noch die an der Grenze abgeknallten Flüchtlinge und all die inner- und außerhalb der Türkei ermordeten Kurden, über die mit diesem Abkommen der Mantel des Schweigens gehüllt werden soll.
Und dann hört man so ‘nen Scheiß.
Der Kopf ist durchaus in der Lage es zu begreifen (oder meint es zumindest), allein das Herz kann es nicht.
Hinter uns mein Land
Mai 14th, 2016 at 09:17
@Bruchmüller(37) – Soll vorkommen, wenn der Diskussionsinhalt nichts mit einem selbst zu tun hat und ist nicht unbedingt eine Frage des Intellekts. Oder willst Du unbedingt verstehen? Dann stelle bitte konkrete Fragen an die Diskutierenden.
Mai 14th, 2016 at 13:22
In Brasilien herrschen jetzt Alte, Reiche, Weiße und Rechte
Nach dem institutionellen Putsch in Brasilien zögern die neuen Machthaber nicht, das politische Ruder brutal herumzureißen
Brasiliens De-facto-Präsident Michel Temer hat nach dem vorläufigen Sturz der gewählten Präsidentin Dilma Rousseff eine “Regierung der nationalen Rettung” ausgerufen. Sein Kabinett lässt eine massive politische Zäsur erkennen. Brasilien wird in den kommenden 180 Tagen – solange ist Rousseff mindestens suspendiert – von alten, reichen, weißen und rechten Männern regiert. Die Massivität des politischen Bruchs erinnert an Argentinien unter Präsident Mauricio Macri. Und sie lässt erahnen, dass sich die neuen Machthaber nicht mit ihrer zeitlich begrenzten Macht zufriedengeben werden. [..]
Hat unsere Regierung eigentlich schon jemandem die Hände dafür geschüttelt?
Mai 14th, 2016 at 15:46
@R@iner,
wenn ich “Regierung der nationalen Rettung” lese, dann weiss ich doch schon ohne weiter zu lesen, was
da gerettet werden soll.
Sie gönnen der eigenen Bevölkerung nicht den Dreck unter den Fingernägeln und bekommen dafür noch Beifall von ihren Gesinnungsbrüdern aus dem Norden.