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Germany’s blogosphere: Ein kluger Artikel über Wirtschaft und Politik nach dem anderen. Aber zu Erotik, zu Sexualität findest du nichts auf ihren Seiten, völlige Stille.
Ich hatte einmal etwas mit Franzi Bieber. Sie hat geblasen wie eine Virtuosin der Querflöte aus dem Stabsmusikkorps der Bundeswehr. Will irgendwer das wissen? Ach.

Für mich ist Sex etwas schlicht Intimes, will heißen: Es geht nur mich und die Dame, mit der ich es treibe etwas an. Damit sind wir mitten im Problem. Ich kann und will erstens nicht postulieren, Sex sei quasi natürlicherweise intim. Ich muss sogar vom Gegenteil ausgehen. Die kultivierte, religiös geprägte Gesellschaft verbannt Sex aber doppelt aus der Öffentlichkeit: Gerade das Zeigen sexueller Handlungen und Nacktheit sind sündig. Sex uns Lust sind sündig oder anderweitig nicht gottgefällig (auch und gerade in der weniger tabubehafteten protestantischen Moral, weil Lust die Askese stört). Daher muss sich, wer Spaß haben will, zurückziehen.

Das können Freigeister nicht befürworten, tun sie auch nicht. Nacktheit ist weder sündig noch verboten, und auch wenn es Gründe dafür gibt, nicht unbekleidet umher zu laufen, sollte es nicht verboten sein. Bei der Intimität bleibe ich dennoch stur. Es gibt eine Sphäre zwischen (zwei) Menschen, die nur ihnen gehört und ihre Beziehung geradezu definiert. Das können Gespräche sein, gemeinsame Theaterbesuche oder Sport; jede weitere Person, die eingeweiht ist, verdirbt ggf. das Ereignis.

Unter uns

Beim Sex ist das nicht nur aus Gewohnheit so, dass zwei gern unter sich bleiben. Wie jemand, der sich in der Kneipe ungefragt dazu setzt, wäre es recht befremdlich, ließe man Dritte beiwohnen. Zudem kann man auch nicht so tun, als sei es unverfänglich, Intimes öffentlich zu machen. Das ruiniert regelmäßig Karrieren, Freundschaften und die Gemütlichkeit. Ich kann auch schlecht hier über Datenschutz faseln und dort mein Sexleben ausbreiten, das ja nicht allein meines ist.

Im völligen Kontrast zu diesen vielleicht etwas altbackenen Vorstellungen steht die vermarktete Sexualität, der allgegenwärtige Analverkehr, Blowjob, Fisting, Schlampe in die Nase gepisst. Ja richtig, dazu muss man in der Regel einschlägige Angebote besuchen. Man kann aber auch die Blogstatistiken aufrufen oder einen Blick in den Browserverlauf des Jüngsten werfen. Es ist so alltäglich wie die strikt am Rande der „Pornographie“ (eine juristische Albernheit) tänzelnde Werbung. Klar, die muss man jetzt ganz verbieten, wenn man SPD ist. Aber wenn man SPD ist, hat man halt diesen Pfeil im Kopf.

Öffentliche Intimität, so etwas kann nur Kapitalismus in Vollendung. Dieses Paradoxon führt zu der Absurdität einer Rückkopplung ins Private vor allem der Jüngeren. Was sie da an Anschauung haben, nehmen sie für Realität und glauben, sie müssten das auch tun. Hätten sie doch bloß ein ‘Making of’ geschaut und überhaupt sich darüber orientiert, was Professionalität bedeutet. Das ist Sex heute, wo er sich öffentlich gibt. Das sind die Referenzen. Gibt es dazu etwas zu sagen?

Dem Ganzen setzen diejenigen die Krone auf, die für all das kein Bewusstsein haben und einen Mix aus Leistungsperversion und religiöser Sexkontrolle für politisch halten. Politisch “links”, wohlgemerkt. Es gibt da nicht nur ein Punktesystem, in dem die Abweichung von der Norm den Score bestimmt. Wer besonders pervers ist, steht ganz oben, ist das ärmste Opfer der Diskriminierung und damit das neue Heilig.

What’s Your Perversion?

Nicht nur werden hier katholische Maßstäbe angelegt, bloß als Negativ, es wird auch genau unter die Bettdecke geschaut: Ist da wer schwul, transsexuell, schwul und transsexuell, transgender, so geboren oder selbst gewählt, wer hat also welchen körperlichen und psychischen Status und treibt es mit wem? Das Resultat wird dann als Gender notiert und in die Tabelle eingetragen.

Diese sexuelle Gesinnungsschnüffelei soll also die naturwissenschaftliche Bestimmung des Geschlechts ersetzen. Damit ist dann was erreicht? Dass es keine Geheimdienste braucht, um eines jeden sexuelle Vorlieben zu kennen und bei Gelegenheit zu verwenden? Damit niemand mehr sagen kann: “Das geht euch nichts an!”? Und wenn man damit so weit ist, dann wird im nächsten Schritt „Post Privacy“ Bürgerpflicht?

Nein danke. Ich gehöre zu denen, die überdies glauben, die deutsche Sprache sei nur sehr bedingt dazu geeignet, sich dem lustvollen Treiben der Körper und ihrer hoffentlich im Wortsinne betörten Gehirne zu widmen. Ich jedenfalls kann es nach meiner Einschätzung nicht. Daher bin ich auch nicht geneigt, auf diesem Terrain publizistisch tätig zu werden. Den Verwesern höherer Moral oder sonstig jede Lust tötenden Scharlatanen begegne ich auf dem Feld der Mittel, die sie dazu einsetzen. Das kann ich besser und muss niemandem eine Vorstellung davon aufdrängen, was der alte Mann in seiner Sitzgruppe veranstaltet.