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Die Einkaufsgemeinschaft deutscher Kolonialwarenhändler verleibt sich Tengelmann/Kaiser’s ein. Das darf sie, weil der Siggi ein Sozi ist. Als Chefsozi, aufgestiegen vom Wahlversager über den kleinen Popbeauftragten bis zum Boss der Bossgenossen, muss er sich ganz wichtig darum kümmern, was die Leute sagen. Dass sie nicht sagen, die Sozen, das seien Vaterlandsverräter. Die verstünden nichts von Wirtschaft. Die wären mit dem Russen im Bunde.

Nein, wer den Siggi kennt, der weiß, dass sie alles und jeden verraten, aber nie nicht das Vaterland. Das wird eifrig verteidigt, zum Beispiel gegen die Fremden. Da wissen die Sozen: Die müssen erst mal ihr Vermögen abgeben, weil das Vaterland sonst in Sorge ist, dass die alles umsonst kriegen. In guter deutscher Tradition nimmt man ihnen also alles weg, ehe sie umsonst mit der Bahn fahren dürfen. Fordern und Fördern® heißt das in Deutschland hier, oder auch Chancengerechtigkeit®.

Walhallkampf

Der Siggi sorgt dafür, dass unbedeutende Kleinunternehmer oder vorlaute Gewerkschafter (wo kommen die eigentlich noch her?) keinen Stunk machen, wenn das KapitalVaterland große Pläne hat. Da steht er drüber, der Sigmar, ganz auf Augenhöhe mit den ganz Großen.

Der ganz Große neben ihm, das ist der Erivan Haub, Millardär und Erbe von Erivan Haub, Millardär undsoweiter. Dessen Familie hatte schon immer Probleme mit den Sozen. Die Haubs haben erst Kohl unterstützt, dann Merkel. Jetzt will der Sigmar es ihm zeigen, seine ganze geballte Wirtschaftskompetenz. Der Sigmar hat verstanden, was Haub meinte, als er davon sprach, man müsse “Opfer bringen“. Schließlich sieht man ihm an, was “den Gürtel enger schnallen” bedeutet und vor allem: für wen. “Wir sind auf derselben Seite”, sagt das bezaubernde Lächeln des sympathischen Funktionärs.

Der Sigmar weiß: Wenn fast alle dagegen sind, wenn es fast niemandem nützt und die Kohlen immer schneller vom kleinen Haufen auf den großen schaufelt, dann braucht es Arbeiterführer wie ihn, um den entscheidenden Schritt vor dem Abgrund zu tun. Er weiß sich damit in einer langen Tradition von kämpferischen Sozialdemokraten: Gustav Noske, Philipp Scheidemann, Helmut Schmidt, Franz Steinkühler, Wolfgang Clement, Gerhard Schröder, Klaus Volkert, Hans-Jürgen Uhl, Franz Müntefering, Norbert Hansen, Walter Riester. Florian Gerster, Tilo Sarrazin, Peter Hartz und und und. Lieb Vaterland, magst ruhig sein!