Journalismus und Verschwörung
Posted by flatter under journalismus , narrativ , vt[12] Comments
11. Dez 2015 15:22
Ein Journalist, der keine verschwörerischen Vorgänge sucht, taugt nichts. Ich wollte eigentlich schreiben “ein politischer Journalist”, aber ich weite es durchaus auf alle aus. Der Grund ist schlicht: Egal ob in der Politik, im Sport oder in der Mode, es gibt überall den Kampf um Profite; Einfluss, Geld, Aufmerksamkeit und Macht – in diesem Zusammenhang auch Deutungsmacht. Das Ganze System wird durch eine billionenschwere PR-Maschinerie beeinflusst; sicherlich nicht, weil die Guten, die uns damit versorgen, wollen dass wir prima informiert sind.
Nehmen wir einen Sportreporter, der über Veranstaltungen im Leistungssport berichtet. Hat er auch nur den Hauch einer Ahnung vom Objekt seiner Reportagen, so weiß er, dass es unter der polierten Oberfläche eine Kanalisation gibt, in der Tonnen von Dope transportiert werden. Er darf berichten, dass es Dopingkontrollen gibt und wer dabei ‘erwischt’ wird. Er darf aber keinesfalls auch nur mutmaßen, dass flächendeckendes Doping die Bedingung für Leistungssport ist. Da muss man sich entscheiden: Wirklich recherchierten und berichten oder den Job behalten?
Woodward-Bernstein-Syndrom
In der Politik ist die Sache noch einfacher. “Watergate” wird bis heute als Sternstunde des Journalismus gefeiert. Woodward und Bernstein haben dabei nichts anderes als eine Verschwörung aufgedeckt. Heute dürften sie nicht einmal die Vermutung äußern, dass es so etwas gibt. Wohlgemerkt: Nicht weil staatliche Zensur das verbietet, sondern, weil die lieben Kollegen über sie herfielen und die Redaktion für solche Spinnereien kein Verständnis hätte.
Dabei gibt es immer wieder mal einen, der plaudert und dem man doch nur zuhören müsste. Wenn ein hochrangiger Journalist von “Veranstaltungen, von denen nicht berichtet werden darf” spricht (wir hatten das auch hier schon), muss einem doch der Hut wegfliegen. Es ist dann nicht weiter überraschend, dass die Herrschaft permanent zu geheimen Treffen lädt, um den Edelhurnalisten das Gefühl zu geben, Elite zu sein und ihnen mit solchen Trüffeln das Maul zu stopfen.
Geisteskrank
Natürlich haben diese Funktionäre der öffentlichen Meinung Angst davor, wenn wer nach geheimen Absprachen, sinistren Zirkeln und hinterfotziger Einflussnahme fragt. Das fängt doch schon damit an, dass kein Journalist sich als Lohnschreiber verstehen darf, der im Auftrag von Geldgebern arbeitet. Da ist für Realität wenig Platz, also schiebt man sie am besten komplett auf die andere Seite: Wer nach der Wahrheit fragt, muss irre sein; wer zweifelt, lügt.
In diesem Club der hirntoten Dichter ist derweil alles unmöglich, was nicht sein darf, während die Guten das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bewohnen, sprichwörtlich. Da kommt dann wie gerufen eins zum anderen, und das Kapital, das sich die Wahrheit kauft, bestimmt, was gesunder Menschenverstand zu denken hat. Nämlich, dass man alles kaufen kann und alles uns gehört. Was pfeift der Verschwörungstheoretiker da: “… und morgen die ganze Welt“? Der ist doch reif für die Psychiatrie!
Dezember 11th, 2015 at 17:33
Gerade ein investigativer Journalist (und was sollte er sonst sein) muss doch per Definition ein kapitaler Verschwörungstheoretiker sein, dessen Recherche die Theorie bestätigen oder widerlegen oder im Zweifelsfall die Festlegung einer Wahrscheinlichkeit ermöglichen sollte.
O.K., so jemanden gibts natürlich nicht (mehr). Und selbst wenn, dann wird die Sache eben geleugnet, ignoriert, unter den Teppich gekehrt oder normalisiert (Das war doch schon immer so). Diesbezügliche Schamgrenzen gibt es seit Jahren nicht mehr.
Zur Goldgräbermentalität der US-Regierung: Wenn wir gemeinsam mit allen anderen rechtswidrig Krieg gegen souveräne Staaten führen, warum sollte sich Amerika an internationale Verträge halten. Wegen mir dürfen sie sich ruhig beim Versuch der Nutzung finanziell überheben oder versehentlich einen Nickel-Eisen-Klotz von 500m Durchmesser auf Washington abladen.
Dezember 11th, 2015 at 18:06
Die Rolle von investigativen Journalisten, also Aufklärern und Wahrheitssuchern, haben heute Whistleblower (und ja, auch vereinzelt Blogger) übernommen. Assange, Snowden, Deltour, Wikileaks. Für ihre Nicht-Käuflichkeit werden sie denunziert, verfolgt und verurteilt.
Dezember 11th, 2015 at 18:08
Die vierte Gewalt erfüllt schon lange nicht mehr ihren Auftrag!
Die s. g. MSM drucken im politischen Teil der Zeitungen nur noch das ab, was im Auftrag des „Bundesministeriums für Wahrheitsfindung“ zu Reklamezwecken abgedruck werden muss und beim Leser „Glücksempfinden durch Aktivierung der Gehirnbotenstoffe Dopamin in Verbindung mit Noradrenalin“ mit irrelevanten Informationen auslösen soll.
Mein Tipp an die Redaktionen der überregionalen Zeitungen bzw. was davon noch übrig geblieben ist: investigativer Journalismus, welcher den Auftrag einer unabhängigen, freien, sachlichen und seriösen Berichterstattung erfüllt. Hierzu empfehle ich in die Rede vom 27. April 1961 von John F. Kennedy anzuhören.
Dezember 11th, 2015 at 18:44
OT: Ich dachte heute eigentlich, dass ich nach der bescheuerten Offenbarung vom dicken Siggi nichts blöderes mehr hören würde, aber man soll den Tag nicht vor Mitternacht einsortieren.
Du hast Paranoia, bist auch sonst ein wenig verschroben, onanierst vielleicht gerne in der Öffentlichkeit, findest Stalking und Voyeurismus okay? Dann hätten wir einen Job für dich, wenn Du folgenlos tun willst, nach was dir die Sinne stehen: Verfassungsschutz-Chef wirbt Arbeitnehmer: Endlich straflos überwachen
Hört euch mal das Interview im mdr an. Das Sozialistische Patientenkollektiv hatte damals recht: Diese Gesellschaft ist krank.
Dezember 11th, 2015 at 18:53
Stasi goes PR, meine Fresse, ist das traurig.
Dezember 11th, 2015 at 19:29
Die Journaille rätselt, warum Siggi “nur” 74% geholt hat. Huahuahua. Drei Viertel dieser Idioten sind so entkernt, dass sie ihn wählen, schaffen es aber immerhin ihre Stimme korrekt abzugeben, womit sie exakt so verblödet sind wie die Herrschaft sie braucht. Drei Viertel! Ich finde, das ist phänomenal. Was erwarten die denn?
Dezember 11th, 2015 at 19:41
Dazu finde ich den folgenden kurzen Dialog ganz passend: tweet
Parteiendiktatur – No gracias!
Dezember 11th, 2015 at 22:16
Und stellt einer doch mal unbequeme Fragen und arbeitet investigativ, dann wird er sofort zum “Querfrontler”, Antisemiten und Nazi gestempelt. Schlimm daran ist, dass zunehmend aus der “linken” Ecke auf solche Journalisten gefeuert wird.
Dezember 11th, 2015 at 22:43
@totschka: Ich halte nichts von solchen (pauschalen) aussagen. Wenn wir uns hier (ich habe keinen Einfluss auf Diskussionen, an denen ich nicht teilnehme) darauf einigen können, dass Argumente zählen, dann haben wir das Problem nicht. Wenn ich also z.B. jemandem Antisemitismus vorwerfe, dann seiner Aussage, anhand derer ich das auch begründe. Es gibt durchaus auch Personen, die sich durch anhaltende Argumente aus derselben Richtung disqualifizieren.
Dezember 12th, 2015 at 09:27
@flatter
Es macht zornig, dass Du das in der hundertsten Variante schon wieder bringst; es macht Freude dass Du das in der tausendsten Variante wieder bringen wirst: Man kann es nicht oft genug sagen – vllt. wird dann ja auch mal die Wahrheit geglaubt.
Dezember 12th, 2015 at 11:13
OT: Der größtmögliche Primat: tweet
Dezember 13th, 2015 at 16:56
@Voltaire(3)
Soweit ich Kennedys Rede verstanden habe, spricht er von den (bösen) Anderen und deren Untaten, nicht von den Amerikanern, den Guten.
Mr. President: Setzen, Sechs!