Kaum jemand weiß, was “Narrativ” bedeutet. Das ist ein Anzeichen dafür, dass diese Gesellschaft nicht aufgeklärt ist. Es müsste auch gar nicht das böse Fremdwort sein, es wäre völlig ausreichend, diskutierte man über die “Erzählung”. Dass die – vor allem politische – Wirklichkeit in eine Erzählung eingebunden ist, einen Orientierungsrahmen oder auch Filter, der bestimmte Aussagen zulässt, andere nicht, einige Fakten einfach transportiert und andere blockiert, ist jedem selbstverständlich, der sich intensiver mit Politik und Medien beschäftigt. Es gehört aber keineswegs zur Allgemeinbildung.
Der Umgang mit politischen Informationen ist im westlichen Kapitalismus (und nicht nur hier) geprägt von einer Jahrzehnte währenden Funktion der Massenmedien, insbesondere der Zeitungen. Die haben die Erzählung besorgt, wozu sie Informationen gesammelt, ausgewertet und dargestellt haben. Ein gewisser Pluralismus sorgte dafür, dass diese Darstellung nicht völlig einheitlich geschah. Allerdings gab es dabei immer Tabus und einen ‘Common Sense’, etwa Antikommunismus, die Geschichte von der “Sozialen Marktwirtschaft”, oder der “deutsch-amerikanischen Freundschaft”.
Vom Glauben abgefallen
Jahrzehnte lang glaubte eine überwältigende Mehrheit an die Produkte dieser Erzählungsindustrie. Die lieferte im Gegenzug eine gewisse Qualität, unterfütterte mit Fakten und stritt intern über den rechten Weg. Je weniger sie nunmehr streiten, je mehr sie die Fakten sieben, bis ihnen die Geschichte passt, desto greller werben sie mit ihrem Status als “Qualitätsjournalismus”. Die enttäuschten Leser, die zur einfachen Wahrheit erzogen wurden, kontern mit der Erkenntnis, dass da etwas nicht stimmt in der Wahrheitsproduktion und folgern, dass da eine “Lügenpresse” am Werk ist. Die reagiert beleidigt und erklärt die Opfer ihres Versagens für irre, “Verschwörungstheoretiker”.
Es gibt noch immer Schulen in diesem Land, und die lehren lesen. Klassische Lektüre wird gelehrt; wie man sie auslegt, was sie sagt, wie sie geschichtlich einzuordnen ist. Diese Fähigkeit aber soll offenbar um keinen Preis auf die Gegenwart angewendet werden. Das exakt ist der Kern der organisierten Lüge einer Presse, die sich ganz dem Narrativ verschrieben hat. Sie erzählt nicht nur eine bestimmte Geschichte, sie will sie mit ihren Mitteln erzwingen.
Das Ergebnis dieser publizistischen Gewalt ist z.B. der Unterschied zwischen der Lektüre von Orwells “1984″ und dem Umgang mit den eigenen Erzeugnissen. Was haben wir nicht alles gelernt über die Manipulation der Sprache durch die böse Diktatur in Orwells Roman, aber wenn uns dieselben Techniken in den Zeitungen begegnen, sollen wir das für “Information” oder gleich “Aufklärung” halten. Beinahe vollständig enthält 1984 alle Herrschaftstechniken, mit denen sich ein Regime an der Macht hält und das Volk so verdummt, dass es nicht aufbegehrt.
Heiliger Krieg
Eines der wichtigsten Mittel, um das Volk von der Idee der Revolte abzuhalten, ist der dauernde Krieg gegen einen Feind, von dem man nicht weiß, ob er wirklich existiert. Das Ziel dieser Kriege besteht nicht in Eroberung oder Sieg, sondern eben darin, das eigene Volk bei der Stange zu halten. Sofern es die Schullektüre angeht, durfte das plausibel sein. Es war logisch, weil es funktioniert.
Im Rahmen des sogenannten “Kriegs gegen den Terror”, der so abgefeimt wie lächerlich ist, wenn man nur einen Schritt zurücktritt, darf diese Logik aber nicht aufkommen. Schon die Frage, ob diese Wirkung nicht längst real eingetreten ist, sei es auch nur versehentlich (es werden ja gern die deutlichsten Muster als eine Serie von Pannen dargestellt), ist eine Art Ketzerei. Wer so etwas denkt und es ausspricht, ist eben Verschwörungstheoretiker. Dieselbe Logik mit denselben Inhalten wird plötzlich zum Irrsinn erklärt. Oh warte, das beschreibt Orwell ja ebenfalls.
Kollege epikur hat hier ein paar ‘Berichte’ dokumentiert. Darunter sind nicht nur willfährige Werke des falschen Alarms, es sind auch handfeste Erfindungen und Verdrehungen von Tatsachen darunter, vulgo “Lügen”. Wie fast immer, schreibt hier ein Presseprodukt vom anderen ab. Man kann dabei wissen, dass auch eine irgendwann korrigierte Falschmeldung politische Meinungen beeinflusst. Dass der Ruf der Zunft längst ruiniert ist, sei nur am Rande bemerkt.
Ende der Debatte
Es ist also eine Entscheidung, die wiederholt getroffen wurde: Man kann die Erkenntnis, dass alle Information in eine Erzählung eingewoben wird, selbst zur Diskussion stellen. Man kann darlegen, wie so etwas geschieht, dass es unvermeidlich ist und ganz offen sagen, wo die Information aufhört und der künstlerische Eingriff anfängt. Man kann berichten, wer daran beteiligt ist, welche Interessen einfließen, warum jemand einer Darstellung zuneigt und die andere ablehnt,
Stattdessen aber unterdrückt die Lüge von der “kritischen Berichterstattung” und der “Qualität” genau das, was sie behauptet. Im Gegenzug erlaubt sich eine längst entmündigte Leserschaft, es mit gleicher Münze heimzuzahlen und erzählt ihre eigene krude Geschichte, nicht ohne das “Wahrheit” zu nennen. Der kleinste gemeinsame Nenner steht derweil zur Verfügung: Der brutale Feind aus dem finsteren Ausland. Nach Machtverhältnissen wird nicht gefragt. Guten Abend, das Wetter.
November 23rd, 2015 at 15:15
Hy,
ich hoffe, ich hole mir mit meinem Widerspruch kein Troll-Image!
Ich denke, „1984“ ist kein gutes Beispiel für die Kritik/Analyse von Manipulation. Die Welt von „1984“ ist ein in sich geschlossener Kosmos, der nur einem einzigen Willen gehört und ihm untertan ist. Ich denke, erfolgreiche (das heißt dauerhafte) Manipulation ist tatsächlich nur in solch geschlossenen Systemen möglich: In Sekten oder in Ländern wie Nordkorea mit abgeschirmten Grenzen.
Überall sonst leben wir in einer „offenen Welt“ mit widerstreitenden Interessen: Widerstreitenden Interessen innerhalb der Machtausübenden, widerstreitende Interessen zwischen den Machtausübenden verschiedener Staaten und Regionen und widerstreitende Interessen zwischen Rechtshändern und Linkshändern, zwischen Männern und Nichtmännern, zwischen Oben und Unten etc. Ein einheitliches und damit überzeugendes Narrativ ist da gar nicht machbar. Jedes Narrativ stellt ein anders in Frage.
Ich sehe das gegenwärtige Paradigma für unsere (westliche) Welt nicht in „1984“, sondern im Nahen Osten: Krieg aller gegen Alle. Dieses Narrativ ist allerdings nicht schöner als „1984“, liegt aber m. E. näher an unserer Wirklichkeit.
Ich sehe gegenwärtig weniger eine „entmündigte Leserschaft“ (wer nutzt denn Zeitung/TV noch als einzige oder hauptsächliche Informationsquelle?), als vielmehr eine tief verunsicherte, rat- und hilflose Elite, siehe die VW-Oberen oder Frau Merkel neben Herrn Seehofer, Beckenbauer neben den DFB-Herren oder gar die KandidatInnen für den Oberbefehl der weltgrößten Atomarmee.
November 23rd, 2015 at 15:28
@frosch
Und ob Orwells “1984″ auf die heutigen Verhältnisse passt. Genauso wie Huxleys “Schöne Neue Welt”. Ob Neusprech, Soma oder Datenüberwachung. Alles ausreichend vorhanden.
Ich sehe auch keinen Gegensatz zwischen vermeintlich offener und geschlossener Welt. Geschlossene Weltbilder oder geschlossene Diskursgrenzen, geschlossene Narrative (Neoliberalismus) können genauso effektiv wirken und sein, wie geschlossene Grenzen in Nordkorea.
November 23rd, 2015 at 15:36
ich kenne noch das narrentief von der deutsch-sowjetischen freundschaft …
November 23rd, 2015 at 15:39
@zu epikur. mit dem narrativ des neolib ist es wie mit macdonalds: wo immer man hinkommt, bei offenen grenzen, macdonalds, coca cola usw.: sie sind immer schon da.
November 23rd, 2015 at 15:43
ich habe noch immer schwierigkeiten, den begriff des narrativs zu verstehen. wäre es denn ein narrativ, wenn man vater mir erzählt hätte, wie abenteuerlich der krieg in russland war, abenteuerlich schön.
November 23rd, 2015 at 16:07
@klaus baum (5): Es wäre eines, wenn es Common Sense würde, der vollständige Name des Narrativs ist ja ach “Major Consensus Narrative”.
November 23rd, 2015 at 16:16
@frosch: Du hast merkwürdige Vorstellungen von einigen Begriffen. Ein Narrativ gibt es in allen abgrenzbaren Gesellschaften. Die Begriffe “offen” und geschlossen” machen m.E absolut keinen Sinn in diesem Bezug. Was soll denn auch bitte “geschlossen” sein im “Nahem Osten” mit unterschiedlichen Religionen und Konfessionen, unterschiedlichen Staaten und Herrschaftsformen, unterchiedlicher Historie et cetera? Gehst du da vielleicht einem sehr schlicht gestrickten Narrativ auf den Leim? Im Übrigen sind oben “gegensätzliche Interessen” ein Zeichen für “offen” und unten “Krieg aller gegen alle” aber das Gegenteil. Wo ist denn da die Logik?
Schließlich; Ich spreche ausdrücklich von Herrschaftstechniken, die sind völlig unabnhängig vom konkreten Narrativ.
Ein bisschen mehr Mühe beim Textverständnis, bitte!
November 23rd, 2015 at 17:24
Das passt auch hierzu, finde ich… http://logon-echon.com/2015/10/19/das-grosse-bild-hinter-den-taeglichen-nachrichten/
November 23rd, 2015 at 19:16
@ klaus baum,@ 5
ich habe da auch so meine Schwierigkeiten, den Begriff des Narrativs zu verstehen.
So wie ich den Begriff verstehe,ist es der Versuch, die Geschichte der Menschheit auf eine für alle Menschen allgemeingültige Form und Inhalt herunterzubrechen.
Sie einzubinden in einen allgemeingültigen auch historisch nicht mehr hinterfragbaren Konsens von Markt und Geld.
@Flatter
Was im “Proche Orient” ein “geschlossesnes” Weltbild ist, damit habe ich mich mal beschäftigt und weil das Thema wenig ergiebig ist für die Diskussion und überwiegend das befördert, was man dann so in schwarzgekleideten Frauen auf europäischen Plätzen sieht, mit den grossen Schildern im Arm, darum ist es besser, dass man sich von den Narrativen, von den Geschichtenerzählern fernhält.
November 23rd, 2015 at 19:53
Was dabei immer wie ein Unding erscheint – Leute, die nicht müde werden, 1984 für alles in der Welt heranzuzitieren, die klug genug sind, das Konzept von “Matrix” auf die Realität zu übertragen, und auch noch anderer kultereller Erzeugnisse, die den subtilen zu Grunde liegenden Charakter der westlichen Welt offen legen, beginnt man plötzlich ein Gespräch über das Thema Russland oder China, dann ist es, als hätten diese Personen nicht ein einziges Buch von den unzähligen gelesen. Dann eröffnen sich die selben Ressentiments, die die westliche Welt seit dem Kalten Krieg immer wieder predigt. Ganz besonders, wenn es in den Raum UK-United States geht.
Dann ist es auf einmal wie ein blinder Fleck. Konzept nicht übertragbar. Nur auf bestimmte Dinge.
…Irgendwie gerät man dann dazu, diese Literatur und diese Medieninhalte besser aus dem näheren Umfeld auszuschließen und sich nicht näher damit zu beschäftigen. Weil scheinbar das Gehirn der Leute damit verklebt wird und sie sich, wie so oft, nur das herauspicken, was sie gern sehen wollen. Was sie bemerken wollen.
November 23rd, 2015 at 20:24
@Troptard
FACK; (gebührender) Sicherheitsabstand zu Erzählungen (Sagen, Mythen, Narrativen [alles 'was anners unn doch so gleich]) und Erzählern scheint mir zwingend.
November 23rd, 2015 at 21:55
Ich kann zu dem von Flatter angesprochenen Themenkomplex des Narrativs nur den Essay von George Orwell “On Nationalism” empfehlen.
http://orwell.ru/library/essays/nationalism/english/e_nat
Die Probleme sind die selben geblieben.
November 24th, 2015 at 08:25
Narrativ ist eine Hülle.
Aber wie der Dichter sagt:
“There is a crack in everything. That’s how the light gets in.”
November 24th, 2015 at 10:21
Ganz netter Vortrag: 24C3: Die Wahrheit und was wirklich passierte (de) (yt, 1:04 h)
Jede Geschichte hat vier Seiten. Deine Seite, Ihre Seite, die Wahrheit und das, was wirklich passiert ist.
p.s.: Die Türken haben (angeblich) einen russischen Kampfdingens abgeschossen. Dabei haben doch die usa weltweit vor Reisen gewarnt.
November 24th, 2015 at 11:10
Zu den letzten Sätzen oben. Gustave M. Gilbert schrieb in seinem Buch “The Nuremberg Diary”:
“Why, of course, the people don’t want war,” Goering shrugged. “Why would some poor slob on a farm want to risk his life in a war when the best that he can get out of it is to come back to his farm in one piece. Naturally, the common people don’t want war; neither in Russia nor in England nor in America, nor for that matter in Germany. That is understood. But, after all, it is the leaders of the country who determine the policy and it is always a simple matter to drag the people along, whether it is a democracy or a fascist dictatorship or a Parliament or a Communist dictatorship.”
“There is one difference,” I pointed out. “In a democracy the people have some say in the matter through their elected representatives, and in the United States only Congress can declare war.”
“Oh, that is all well and good, but, voice or no voice, the people can always be brought to the bidding of the leaders. That is easy. All you have to do is tell them they are being attacked and denounce the pacifists for lack of patriotism and exposing the country to danger. It works the same way in any country.”
(Hinweis gefunden bei @ggreenwald)
@Tante Edith: Link geändert.
November 24th, 2015 at 16:03
@flatter
Schau mal in Deine E-Mails!
Troptard
November 24th, 2015 at 16:47
“There is a crack in everything. That’s how the light gets in.”
Eine ‘kritische Berichterstattung’, käme sie ihrer Aufgabe denn nach, würde solche Risse gezielt suchen und in jeden der sich zeigt nicht nur gründlich hinein leuchten, sondern ruhig auch noch gehörig stochern. Vielleicht, oder wahrscheinlich, läuft ja noch eilig etwelches Geziefer, dem nachzuleuchten ebenfalls lohnt. Und über jeden Versuch seitens der ‘Herrschaft’, solche Risse sogleich zu kitten und zu überpflastern, wäre ebenfalls ausführlich zu berichten.
Stattdessen sind unsere Medien offenbar längst dazu übergegangen, letztere Aufgabe nicht nur ‘systemwidrig’ höchstselbst zu übernehmen, sie haben anscheinend auch schon die nächste Stufe erklommen, spinnen selbst ein erweitertes Narrativ und versuchen ihrerseits, die Herrschaft darauf zu verpflichten. Mit anderen Worten, sie sind, statt die Herrschaft zu kontrollieren, nicht nur längst dienstbarer Teil derselben, sondern versuchen selbst aktiv, sozusagen Herrschaft über die Herrschaft zu gewinnen.
Narrative sind, das schrob der werte Hausherr schon, immer im Spiel, nicht nur wo Herrschaft ist, sondern auch wo ‘nur’ eine Gruppe sich ihrer selbst und ihres Zusammenhalts versichert. Kritik bedeutet ständige Infragestellung, sie hat im ersten Fall die Aufgabe, Herrschaft möglichst im Zaum zu halten, zusätzlich noch im zweiten zu verhindern, dass selbstzufrieden im eigenen Saft geschmort wird. Diese Funktion ist für jedes Gemeinwesen, mit Herrschaft oder eher ohne, sozial genauso wichtig wie die Funktion, die sie jeweils kontrollieren soll. Sie ist die treibende Kraft jeder Weiterentwicklung.
Fehlt das notwendige Gegengewicht, wird es zunehmend dysfunktional, stagniert und droht irgendwann, an irgendeinem dann nicht mehr vernünftig zu behandelnden Riss einfach auseinander zu brechen. Die Widerspruchsfreiheit, die Macht und Medien offenbar vortäuschen wollen, existiert nie, in keiner Gemeinschaft. Der Versuch erzeugt nicht zuletzt dieses irritierende Gefühl der Unwirklichkeit, das ‘den Westen’ zunehmend auszeichnet. Und es holt irgendwann auch noch den letzten Michel ein, hierzulande nicht zuletzt jeden Montag abend zu besichtigen.
Dass die Analyse der Unstimmigkeiten dann derart fehlerhaft abläuft darf ebenfalls noch unter ‘Medienversagen’ verbucht werden.
November 24th, 2015 at 19:45
Narrative sind, das schrob der werte Hausherr schon, immer im Spiel, nicht nur wo Herrschaft ist, sondern auch wo ‘nur’ eine Gruppe sich ihrer selbst und ihres Zusammenhalts versichert. Kritik bedeutet ständige Infragestellung, sie hat im ersten Fall die Aufgabe, Herrschaft möglichst im Zaum zu halten, zusätzlich noch im zweiten zu verhindern, dass selbstzufrieden im eigenen Saft geschmort wird.
Sollten sich Linke auch hinter die Ohren schreiben.
November 24th, 2015 at 21:03
“Sollten sich Linke auch hinter die Ohren schreiben.”
Wie viele Menschen kennst Du, denen in aller Konsequenz klar ist, dass sie die “Realität” nie erkennen werden, allenfalls eine “Wirklichkeit” mit ihren beschränkten Sinnen erfassen können, deren Konstruktion zudem noch in hohem Maße von kulturellen Mythen und Archetypen bestimmt wird?
Wie sieht das mit dem Verständnis des Ich-Konstrukts aus, wenn man weiß, dass man nichts weiß?
Was hat das mit links, rechts und mittenmang zu tun?
Okay, noch etwas Musik, nein, eher eine Geschichte: Tomatito | Tribute to Paco De Lucia
November 25th, 2015 at 00:25
Offensichtlich nicht genügend, die sich das hin und wieder mal eigenmächtig zu Gemüte führen.
November 25th, 2015 at 00:40
Kann man etwas tun, um das zu fördern?
November 25th, 2015 at 05:04
Vielleicht… Aufhören mit dem eigenen nur begrenzten Verstand an den Verstand anderer Menschen ‘appellieren’ zu wollen und sich damit/ dadurch abgrenzen? Sich erinnern, daß ‘man’ selbst eine Menge nur mit ‘Bauch, Herz und Gedärm’ kompensiert.
Gemeinsamkeiten suchen, nicht Unterschiede.
… wäre mal was gaaaaanz anderes ;)
November 25th, 2015 at 08:21
Kann man etwas tun, um das zu fördern?
Ich würde behaupten, “Feedback geben”. In Erinnerung rufen, dass es auch noch andere Facetten neben ihnen gibt und das als Input geben “Leute, ich glaube, ihr habt dort ‘nen Tunnelblick”.
@ Wat.
Wäre leichter Gemeinsamkeiten zu finden, wenn man nicht bemerken würde wie unterschiedlich man von anderen ist und sich die Sorge macht, ob man überhaupt mit den anderen zusammenpasst, die sich dort offenkundig aus der Masse hervortun.
Nach X und nach Y zu rennen sind nun einmal unterschiedliche Wege.
November 25th, 2015 at 09:07
„Narrativ“ wurde in diesem Thema als Manipulationsinstrument entlarvt. Spaßes- oder interessenhalber können wir „Narrativ“ mal neutral als ein „Sinnzusammenhang“ auffassen – so wie das Auge wenige Eindrücke unmittelbar zu einem kompletten (vorgefertigten) Bild ergänzt. In den meisten Fällen ist das für unser Hirn nützlich, weil es Denkzeit einspart.
In seinem Starttext schreibt flatter: Dieses oder jenes Narrativ „ist eines der wichtigsten Mittel, um das Volk von der Idee der Revolte abzuhalten.“ Solche Narrative gibt es, aber ich sehe sie als Machthaber-Wollen. Sind sie auch wirksam, sind sie ein Machthaber-Können? Das bezweifle ich.
Ich denke, „die Idee der Revolte“ ist ebenfalls ein Narrativ. Die „Idee der Revolte“ ist derzeit nicht mächtig. Warum nicht? Flatter sucht die Ursache bei den angeblich mächtigen Narrativen der Machthaber. Ich denke wir sollten lieber die Ursache bei den schwachen Narrativen der Widerständigen suchen. Ich habe die Revolten der 70er Jahre mitgemacht. Die Narrative der 70er Jahre (Freiheit, Jugendlichkeit, Feminismus, Maoismus, 3. Welt, Rock, Folklore, Spaßkultur etc.) waren ziemlich mächtig, aber auch voller Illusionen. Die Illusionen sind weg, die Narrative auch.
Die meisten Linken wollen gescheiterte und/oder autoritäre Narrative wieder beleben. („Wir schaffen saubere Arbeitsplätze mit Ökologie, wir halten Ordnung und garantieren sichere Renten, wir haben uns lieb“).
Libertäre (=emanzipatorische) linke Narrative sind kaum vorhanden. Das sehe ich als die Hauptursache, die „das Volk von der Idee der Revolte“ abhält.
November 25th, 2015 at 11:04
@frosch: Du zitierst mich falsch, wo jeder einfach nach oben scrollen kann. Wenn du so mit Texten umgehst, ist es kein Wunder, dass du sie nicht verstehst. Da steht nicht, das Narrativ halte von der Revolte ab, sondern
“der dauernde Krieg gegen einen Feind, von dem man nicht weiß, ob er wirklich existiert”.
Das ist nicht das Narrativ, das ist nicht einmal ein Narrativ, das ist ein Teil des Narrativs. Dieses ist auch kein “Mittel”, so wie Geld kein Tauschmittel ist, auch kein “Manipulationsinstrument” und ich habe auch nichts “entlarvt”. Das Narrativ kann auch keines der “Machthaber” sein, wenngleich die sich alle Mühe geben, es zu beeinflussen.
November 25th, 2015 at 11:18
@Wat.(22): Ich hatte gehofft, dass du antwortest. Mein Probem ist hier nur: Ich grenze mich doch schon durch Wahrnehmung ab. Ich bemerke, dass jemandes Meinung mit meiner nicht kompatibel ist. Wie komme ich dann zu Gemeinsamkeit? “Du bist Schalker. ich Dortmunder, komm’, wir jubeln für Bayern!”? Der Verstand und dessen Grenzen ist wirklich ein Problem. Ich will ja auch gar nicht irgendwem meine Meinung aufzwingen, aber was mache ich denn mit Menschen, die die Grenzen ihrer Welt in Beton gießen, die sie gar nicht erweitern wollen, so dass auch andere dort hinein passten?
November 25th, 2015 at 11:24
Vergessen bei Nr. 23, erster Abschnitt:
Feedback setzt allerdings auch vorraus, dass die Seite, denen man den Input gibt, auch gewillt ist, damit etwas anzufangen. Die Rede ist nicht von ungewolltem oder ungefragtem Feedback, sondern von Input, der durchaus gewünscht wurde, aber dann wegen Starrsinnigkeit und ideologischer Immobilität ignoriert oder sogar verteufelt wird.
(Links ist dagegen auch nicht immun.)
November 25th, 2015 at 11:29
@matrixmann: Es geht hierbei auch nicht um “Starrsinnigkeit” u. dergl., sondern darum, dass Weltbilder sinn- und identitätsstiftend sind. Wenn Du jemandem deine Perspektive der Dinge mitteilst, dann gerät evtl. die Scholle auf der seine/ihre Persönlichkeit steht ins Wanken. Das ist eine Bedrohung und deswegen geht er/sie auf Defcon Level Max.
Man kann das sehr schön an diesem Beispiel sehen: GERÜSTBAU Systemfeind GmbH
November 25th, 2015 at 11:52
Boah, und schwul sind die auch noch (siehe Startseite).
November 25th, 2015 at 12:53
Würg. Das Narrativ der Freiheits-Narren.
November 25th, 2015 at 13:23
Tja, Dieser Beitrag kann nicht mehr kommentiert werden.
Ein Teil der Antworten scheint sie beunruhigt zu haben.
November 25th, 2015 at 15:41
@ R@iner Nr. 28
Ich denke, ich muss wohl etwas weniger subtil werden…
Du hast auch für dich ein Narrativ wie die Welt funktioniert, nehme ich an? Fang damit an, was dort für dich überall in Stein gemeißelt steht, und denke einen Moment, inwiefern dort die Rechtmäßigkeit für dich besteht.
Für alle anderen Beteiligten, die willig darauf sind, eine Attacke auf ein gängiges Narrativ in deutschsprachigen Politikblogs und deren Kommentarspalte zu lesen (vielleicht verdeutlicht es das, worauf ich hinaus wollte):
http://matrixmann.livejournal.com/163992.html
Helm auf, Luke zu, die Steine können kommen.
November 25th, 2015 at 16:17
@flatter(26)
“Ich grenze mich doch schon durch Wahrnehmung ab. Ich bemerke, dass jemandes Meinung mit meiner nicht kompatibel ist. Wie komme ich dann zu Gemeinsamkeit? “Du bist Schalker. ich Dortmunder, komm’, wir jubeln für Bayern!”?”
Der Wald und die Bäume ;)
Ja, es ist mE Deine ‘trainierte’ Wahrnehmung, die die vielen unterschiedlichen Bäume – hier zb. den spezifischen Verein – wichtiger nimmt, als den großen Wald – also den Fußball als Spiel, die spielerische Auseinandersetzung zu gleichen Regeln mit einem anderen beim Gleichen, etc.
“Der Verstand und dessen Grenzen ist wirklich ein Problem. Ich will ja auch gar nicht irgendwem meine Meinung aufzwingen, aber was mache ich denn mit Menschen, die die Grenzen ihrer Welt in Beton gießen, die sie gar nicht erweitern wollen, so dass auch andere dort hinein passten?”
Gar nichts!
Diese ‘dürfen’ sein wie sie sind und denken, wie sie sind, erst recht, wenn sie Dir gleiches zugestehen.
Ihre Welt wird sich durch Deine, meine, unsere Worte nicht erschüttern lassen. Die kriegt durch das Leben Risse, wenn da mal welche kommen, dann kannst Du versuchen, evtl. Fragen zu beantworten.
Bitte immer mit dem Hinweis, daß Du sie Dir so beantwortest, nicht damit, daß das doch so anders schon immer sonnenklar war.
War es nicht, auch Dir und mir nicht. ;)
Ihre Welt wollen doch Menschen aus einem bestimmten Grund erhalten, ich denke mir, da gibt es mehr Gemeinsamkeiten, als Dir ad hoc offensichtlich sind… finde es heraus, interessiere Dich für sie, einfach für sie.
November 25th, 2015 at 21:20
… und sei offen dafür, daß sie ganz sicher etwas wissen und kennen, wovon Du bisher keinen Schimmer hattest bzw. es nicht in Deine Welt paßt(e).