Die Zeiten sind hart, und oft tut es mir leid, dass ich nicht umhin komme, das hier auch noch zu betonen. Obendrein bin ich aus privaten Gründen nicht so schrecklich unterhaltsam in den letzten eineinhalb Jahren. Hier ist Leben in jeder Hinsicht auf Notstrom, davor scheut die Muse wie das Reh vor dem Investor. Oder so. Sorry for that.
Immerhin, ich muss feiern, da hilft ja nix. Immerhin, das zehnte Jahr ist auch rum, und Kummer oder Jammern hin oder her, es ist noch immer nicht genug. Ich bin recht froh, dass ich Ende 2013 einen guten Dreh gefunden habe, mich nicht weiter unter Druck zu setzen, sodass mir das Blog inzwischen wieder guttut. Kann ich gut gebrauchen, und es ist kein großes Geheimnis, dass das an euch liegt. Die inzwischen gängige Bezeichnung “Opener” für meine Texte sagt da alles.
Those were the Days
Alle Jahre wieder ein Blick zurück. Das mache ich natürlich aus meiner Sicht, wie auch sonst. Vor zehn Jahren habe ich begonnen, die alte Idee eines politischen Tagebuchs umzusetzen, die recht bald zu einer Vernetzung mit ‘linksliberalen’ Bloggern geführt hat. Ich bin noch immer links und liberal (das kommt für mich von „Toleranz“), aber in den Jahren wieder bei Marx, einem anarchistischen Fundus mit radikaldemokratischem Einschlag und jenseits der parlamentarischen Demokratie gelandet. Andere trampeln auf der Stelle oder haben sich nach rechts in die transatlantische Gemütlichkeit verabschiedet. Farewell!
Was hatten wir nicht alles: Kommentarschlachten mit und ohne Trolle, Wahlaufrufe, Linksrutsche, Albereien, Stalker, Spender, Präsidentenrücktritte, beleidigte Journalisten, Kongresse, Relaunches, Duelle, Todesfälle, Blogschließungen, Drohungen, Blues, Pausen, Aufstieg und Abstieg, Kritiker, Anhänger, Neider, Gitarren, Bilder, Preise und die Diele des Grauens – um nur das Wichtigste in einer ausgeklügelten Reihenfolge zu nennen.
Eine große Zukunft
Auch nach zehn Jahren gibt es noch Ideen, die nicht zur Sprache kamen und Möglichkeiten, die nicht genutzt wurden. Die Friedhofsbank, auf der man wartet, bis man dran ist, steht woanders. Der Mensch lebt auch in einer Zukunft, die nach ihm kommt. Schmeichler haben mich mit Ossietzky und Tucholsky verglichen. Ich Pfau hab’ mir einen drauf gehobelt, bis ich bemerkte, dass man mir wohl nur ein gewaltsames Ende wünschte. Die Einladung zum Suizid muss ich aber ebenso zurückweisen wie ein Ende als Märtyrer.
Neben dem ganzen Konfettiregen, der in den Kommentaren gleich über mir niedergehen wird, bin ich nach wie vor dankbar für Anregungen. Vielleicht mache ich ja sogar ein Fashion-und Beautyblog aus Feynsinn. Kommt, ihr wollt es doch auch!
p.s.: Bei der Gelegenheit einen besonderen Dank an meine edlen Spender und der dezente Hinweis auf die geänderte Kontoverbindung.
September 26th, 2015 at 19:03
»Apologize a lot but don’t change!«
September 26th, 2015 at 19:16
Schön, dass du immer noch nicht genug hast von uns. Ist ein besonderer Platz hier, mit besonderen Menschen, auch wenn das ein bisschen abgenudelt klingt.
Ansonsten bin ich ganz klar für das Konzept Homestyling-Blog unter dem Namen “Diele des Schreckens”. Fottos von Möbeln kannze und für den Schrecken sorgt das Stammkommentariat, wie sonz auch ;-)
Danke, für vieles.
September 26th, 2015 at 19:45
Herzlichen Glückwunsch zum Zehnten! Ich wünsche weiterhin ein so “glückliches Händchen” was Themen, Texte und natürlich polemische Praxis angeht. Ich sehe auch gewisse Tucholsky-Ähnlichkeiten, ohne jedoch auf dessen trauriges Ende zu schielen. Im Gegenteil: Ich hoffe, dass die private Malaise bald ausgestanden ist.
September 26th, 2015 at 19:50
Es ist ein gutes Zeichen für die eigene Kreativität und Beobachtungsgabe, dass einem nicht die Ideen ausgehen und eine schlechte Metapher für den Zustand unserer Welt. Denn das Unheil wächst schneller, als die eigene Leere. Geht mir sehr ähnlich. Weiter so! :-)
September 26th, 2015 at 21:50
Heut is schon später als sonst um die Zeit, deshalb erstmal nur: Konfetti! – wie viele Einsen braucht’s bei elf Ausrufezeichen…?
September 26th, 2015 at 22:56
Lieber Herr Flatter,
Alles, alles gute weiterhin, Ihr Blog ist toll, Sie sind toll, bleiben Sie stark und wenn Sie wieder zu den Fashionblogs rüberlunsen, dann lassen Sie uns an Ihren Erfahrungen teilhaben.
Ansonsten, wenn es Ihnen gar zu dunkel wird, dann schauen Sie mal wieder in die Diskursethik rein, die Lektüre zwingt jeden anständigen Menschen zum Lachen, das ist garantiert, ich berufe mich hierbei auf den zwanglosen Zwang des besseren Argumentes, Sie verstehen schon.
Hoch die proletaroiden Mittelschichten und viele herzliche Grüße an Sie!
September 27th, 2015 at 03:22
Von wegen suizid und märtyrer – möge dir bei deinem homöo… äähhh, wenn ich mal die kategorien betrachte, “ganzheitlichen ansatz” das denken zum “tanzen” zu bringen das schicksal dieses kollegen erspart bleiben:
Tod des Tänzers (von Günter Bruno Fuchs)
Er kommt durch die Straßen, alle Leute erkennen ihn, er schwingt eine Zeitung, er hat sie gelesen, er hüpft über Autos, klettert an Dachrinnen entlang und ruft: O Leute, nun freut euch mit mir, der Staatshenker ist wieder im Amt! Nun gelangt endlich Sinn in unser Leben, wir wollen vergnügt sein. Nun weiß ein jeder, wofür er sich plagt. Der Lohn ist ihm sicher. Auf auf, sprecht mir nach: Unser Kopf gehört dem Henker, dem Mann der altbewährten Ordnung!
Sie sammeln sich alle zum Chor, sie sprechen: Wem sonst … als nur dem Mann der altbewährten Ordnung!
Der Tänzer faltet verwundert die Zeitung zusammen. Sie lächeln, sie küssen und liebkosen sich, sie sind ein Reigen der Zufriedenheit. Der Tänzer tanzt nicht mit.
Er läuft ihnen nach und schreit: Hört mich an, ihr habt die Sache wörtlich genommen! Die Freiheit wird verkümmern, die Wahrheit verbluten!
Da rücken sie gegen ihn vor und machen Fäuste aus ihren Händen. Sie rufen, während sie schlagen: Du beleidigst den Henker, den Mann der Barmherzigkeit, der uns von der Freiheit erlöst!
Sie lächeln wieder, küssen und liebkosen sich, und der Tänzer stirbt inmitten ihrer Dankprozession.
Btw: In deinem ersten text schriebst du: “Sie kann es nicht”. Nun, es kümmert sie nicht, sie macht einfach weiter. Und wer will in diesem land schon wahrnehmen, zugeben gar, dass die “kaiserin” nackt, will sagen klottenhohl ist. Wo man einem Bethmann Hollweg beim weg in den krieg “immerhin” noch geist nachsagen mochte, wird man von der physikerin nur sagen können, dass ihr vakuum allenfalls noch atome oder moleküle von geist aufwies.
Dank, lob und konfetti für – oft genug – lesevergnügen und anregungen in openern und kommentaren und darauf jetzt noch ‘nen shooter – prost.
Dazu gehört musik: The Band and Muddy Waters
September 27th, 2015 at 07:49
Wenn die Kosten für die Kerzen höher sind, als die der Torte darunter, merkst Du, dass Du alt wirst.
Meinen Glühstrumpf zum Zehnjährigen aus früherer Verbundenheit.
September 27th, 2015 at 09:06
Auch von mir den Allerherzlichsten! Auf die nächsten zehn und was man an solcher Stelle immer sagt.
September 27th, 2015 at 10:28
Da regnet auch aus dem Orbit n’Ballen Konfetti runter und von Notstrom zu Notstrom, wenigstens eine mental positive Überladung guter Wünsche.
September 27th, 2015 at 13:46
Danke und Glückwunsch auch von mir. Hoch die Tassen! Die paar Jährchen, die ich beiwohnen durfte, will ich nicht missen, auch nicht etliche der Kommentarverläufe. Und dein Durchhaltevermögen bewundere ich, ehrlich.
September 27th, 2015 at 16:16
Glückwunsch und auch alles Gute!
Falls es dereinst einmal “Fashion und Beauty” würde, müsste ich aber wohl so kommentieren wie es beim Postillon Sitte ist (oder war!?): ein Leser weniger :D :D
September 28th, 2015 at 06:40
Schließe mich dem Konfettiregen an und den Hip-Hip-Hurrays; freu’ mich, dass das hier open end weiter geht; wünsch’ Dir und dein Deinen alles Gute, Gesundheit und stets eine glückliche Hand.
September 28th, 2015 at 07:58
Mach bitte unbedingt weiter, Dein Blog wäre ein großer Verlust.
September 28th, 2015 at 09:31
Weiterhin, alles Gute!
September 28th, 2015 at 11:09
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September 28th, 2015 at 11:11
*lol*
September 28th, 2015 at 13:54
Aber irgendwann solltest du dann doch die endgültige Apokalypse verkünden dürfen. Solange bleib ich dran. Alles Gute bis dahin. -Feynsinnsche Volksfront, fliegendes Suizidkommando-
September 28th, 2015 at 15:28
Beautyblog is klasse. Aber bitte mit regelmäßiger YouTube-Performance und viel Gewedel, sonst ist es nicht TRVE.
September 28th, 2015 at 22:08
Good Luck, weiterhin.
September 29th, 2015 at 08:44
10 Jahre sind echt ne Hausnummer. Und ein Blog über diesen Zeitraum durch alle Höhen und Tiefen zu betreiben eine Leistung. Dafür meine Anerkennung und meinen Glückwunsch. Und auch dafür, dass hier eben nicht immer eine (lt. fefe) “Echokammer” ist, in der sich alle nur gegenseitig bestätigen. Vielen Dank, dass ich (auch) mit Feynsinn in die Lage versetzt wurde, kritischer und radikaler zu denken. Halte durch – das alte System geht zunehmend schneller dem Ende entgegen.
BTW – Beauty & Fashion als marktkonforme Bedürfnisbefriedigung und Gleichschaltung wäre ein gutes Thema. ;-)
September 29th, 2015 at 09:56
Ich bin zur Zeit schreibfaul und frei von Einfällen, deshalb schließe ich mich einfach ninjaturkeys Kommentar an.
September 29th, 2015 at 13:13
Von mir auch noch mal vielen liebsten Dank, für Reibflächen aller Art auch an’s streitbare Mitkommentariat, vor allem aber an den Hausherrn für tatsächlich nicht weniger als so etwas wie eine ‘Heimat’ im Netz. Unbedingt weitermachen, bitte!
Und natürlich wollte ich von Anfang an die 23 haben. :p
September 29th, 2015 at 14:46
Da schließe ich mich ausnahmsweise mal Lazarus09 (16) an. Alles Gute!
September 29th, 2015 at 22:53
Gern bin ich einer der Konfettischnipsel und segele hernieder.
September 30th, 2015 at 08:07
Glückwunsch und vielen Dank für das äußerst bereichernde und anregende Blog.
Es verursacht Hirnjucken und fördert die Horizonterweiterung.
Unbedingt weiter so und alles Gute!
September 30th, 2015 at 08:23
Möchte mich auch herzlich bedanken für die Jahre mit deinem Blog, wo die Artikel mindestens genauso interessant wie die darauf folgenden Diskussionen in der Kommentarspalte sind. Schliesse mich ninjaturkey (21) bezüglich “Echokammer” an.
September 30th, 2015 at 09:01
10 Jahre, wow ! Da muss ich selbst als (meist) stiller Mitleser (der vermutlich letzten ~6 Jahre) mal rauslinsen und gratulieren !
Danke für all die “schönen” Texte, ich les die gern auch in den nächsten x Jahren !