Was hat die Psychoanalyse mit dem Kommunismus zu tun? Eine Menge, denn in beidem steckt große Philosophie, historisch herausragende Analyse und ein bahnbrechender geisteswissenschaftlicher Fortschritt. Beide wurden in der Praxis zum Vehikel von Sekten, die aus den Theorien ihre Ideologie schmiedeten und den wissenschaftlichen Fortschritt zu einem Rückfall in Mythologie ruinierten.
Die Psychoanalyse Freuds ist philosophisch ein derartiger Fundus an Ideen und Perspektiven, dass es kaum erschöpfend beschrieben werden kann. Als Analyse psychischer Vorgänge, Modell der Menschheitsgeschichte und Grundlage für das Verständnis der Ordnung des Unbewussten ist sie brillant. Als Psychotherapie taugt sie nichts. Was sie mit der Methode der Übertragung erreicht, haben mittelalterliche Klöster ebenso erfolgreich geschafft, indem sie die Patient/innen in heißen Bädern verbrüht haben. Noch bessere Aussichten hat die Therapie, gar nichts zu tun und zu warten bis der Zustand sich von allein bessert.
Das ist natürlich kein Grund, die Praxis, die Struktur und die Seilschaften zu verändern, die dafür sorgen, dass jeder Arzt mit psychoanalytischer Zusatzausbildung den Firlefanz praktizieren darf, während anständig ausgebildete Psychologen verhungern, weil die idiotische Bürokratie ihnen nicht erlaubt, mit den Kassen abzurechnen. Derweil warten die Patienten Monatelang auf einen Therapieplatz. Aber ich schweife ab.
Von der Wissenschaft zur Religion
Kommen wir also zum Kommunismus: Marx hat eine bis heute unerreichte Analyse des Kapitalismus hingelegt, die jedem, der sich nicht vom Tabu über diese Erkenntnis verblöden lässt, die Einsicht bietet, dass Kapitalismus dauerhaft nicht funktioniert. Er wird zwangsläufig instabil, generiert ‘Krisen’, deren Bewältigung nur auf Zeit und durch rücksichtslose unmenschliche Maßnahmen möglich ist. Die Geschichte hat das dutzendfach belegt, regional und global, in Weltkriegen, Diktaturen und Elend. Es kam und kommt immer wieder zu furchtbarer Armut inmitten grotesken Reichtums, und zwar nicht, weil nicht genug für alle da ist, sondern der Kapitalismus nicht mehr Geld aus Geld machen kann, ohne diese Zustände zu erzwingen.
Die Kommunisten haben das erkannt, in aller Welt. In den Riesenreichen Russland und China haben sie Revolutionen erwirkt, woanders sind sie gescheitert, haben gegen die Faschisten verloren; so in etwa in Spanien, Italien, Deutschland. Die USA lassen wir einmal außen vor, der Exkurs geriete zu lang.
Wie so oft, wurde der Tod aus Angst vor dem Leben gewählt. Die Kommunistischen Parteien, die miteinander und mit dem Kommunismus nur der Name verbindet, wurden zu reaktionären bürokratischen Machtapparaten, mit dem Argument, das mache sie stark gegen den Klassenfeind. Die kommunistischen Parteien und ihre Apparate haben sich dabei der autoritären Strukturen des Militärs bedient – ebenso wie es der Kapitalismus zu tun pflegt, dessen Arbeitshierarchien und Machtstrukturen ebenfalls die Effizienz militärischer Planung nachgeahmt haben.
Die Partei hat immer geirrt
Er hat es aber geschafft, ein Vergütungssystem einzuführen, dass nicht bloß den nächst höheren Rang als Belohnung vorhält, sondern in Form des Lohns einen Teil flüssiger Macht, der zuerst das Überleben sichert und dann Luxus ermöglicht – in den guten Zeiten. Gerade die Phase des Aufbaus und der Vollbeschäftigung hat dadurch eine Identifikation der Lohnabhängigen mit den Besitzenden ermöglicht. Das Stöckchen mit dem Leckerlis war erreichbar, sogar die ganze Dose. Ausbeuter und Ausgebeutete schienen sich in einer Win-win-Situation zu befinden.
Die Party hatte aber ein Ende, schon Mitte der Siebziger Jahre. Bis den Lohnabhängigen deutlich wurde, dass es wirklich ihr Gürtel ist und der verdammt eng zu schnallen war, hatten sie bereits jeden organisierten Widerstand geopfert. Es gibt keine Solidarität mehr, keine Gewerkschaften, keine politischen Streiks, keine Partei, die Lohnabhängige vertritt. Nichts mehr.
Die Kommunisten und Kommunistinnen, die vielen, die sie in die KZs gesperrt hatten, die im Untergrund waren oder der inneren Emigration, selbstverständlich auch die, die in Osteuropa ihre Idee der Bonzenpartei geopfert haben, sie hatten uns gewarnt. Sie wussten, wo der Kapitalismus endet, dass seine Versprechen reines Blendwerk sind und am Ende immer Hunger, Krieg und Tod stehen. Sie wollten etwas Besseres als den Kapitalismus, etwas das nicht das Leben dem Mehrwert zum Fraß vorwirft. Ihre Parteien sind im großen Irrtum gescheitert, nur eine möglichst mächtige Organisation könne eine bessere Zukunft schaffen. Das war ein fataler Irrtum. Welche Ironie: Die Partei hat geirrt, nur die Kommunisten hatten recht.
September 21st, 2015 at 23:25
Nun, die Kommunisten hatten/haben Recht damit, dass sie eine bessere Welt wollen.
Da bin ich auch direkt dabei!
Aber: Wie soll diese bessere Welt denn aussehen, wie soll sie nachhaltig garantiert werden?
Kann der Kapitalismus gezähmt werden?
Kann man stattdessen in einer post-kapitalistischen Gesellschaft verhindern, dass Macht gewonnen wird, bzw. Einfluss verloren?
@Feynsinn:
Wie sieht denn Dein von Dir angestrebtes Utopia genau aus? Kannst Du das beschreiben/umreissen?
Wie ist sich dem zu nähern?
Diese Fragen sollen Dich nicht vorführen, nein, ich suche selbst Antworten auf diese Fragen.
Genau diese Fragen treiben mich gerade um…
(http://aufzeichnungen-eines-gutmenschen.blogspot.de/2015/09/apokalypsen-und-andere-katastrophen.html)
Grüße
Dude
September 21st, 2015 at 23:41
“Kann der Kapitalismus gezähmt werden?”
Ähm, das sollte der Titel schon beantworten, für den Rest empfehle ich den Artikel.
“Wie sieht denn Dein von Dir angestrebtes Utopia genau aus?”
Utopisch, also sieht es eben extrem ungenau aus. Du liest hier lange genug mit, um eine extrem ungenaue Vorstellung haben zu können. Die zehn Jahre lassen sich so schlecht auf ein paar Sätze reduzieren.
p.s.: Es ist nicht hilfreich, einfache Antworten zu suchen oder die Dinge so zu vereinfachen (“Nun, die Kommunisten hatten/haben Recht damit, dass sie eine bessere Welt wollen.” – omfg), dass man sie nicht wiedererkennt, wenn man hinschaut. Fernsehserien sind dabei gemeinhin wenig hilfreich, da verweise ich stur auf Wissenschaft (steht auch im Artikel; manchmal erwarte ich etwas mehr Mühe).
September 22nd, 2015 at 00:55
Nun, mein lieber Flatter:
Dein Duktus lässt für mich nur zwei Möglichkeiten zu:
1.) Du fühlst Dich von mir angegriffen
2.) Du hälst mich, respektive meine Ausführungen, für nicht ernst zu nehmen.
Mit beiden Varianten kann ich leben.
Beide Varianten halte ich für gleich wahrscheinlich.
Wenn man denn zu der Erkenntnis gelangt ist, dass der K. nicht zähmbar ist, dann sollte man doch zumindest eine weit umzäunte Vorstellung davon haben, wie diese Welt jenseits des K. denn aussehen soll, bzw. wie sie anzustreben, wie sie erreichbar sein könnte.
Genau diesen Ansprüchen werde ich selbst nicht gerecht!
Ich glaube (wie Du) nicht, dass der K. zähmbar ist, habe aber auch nicht die geringste Ahnung, wie sich Gerechtigkeit/Gleichheit nachhaltig etablieren kann.
Wenn sich die letzten zehn Jahre so schlecht auf ein paar Sätze reduzieren lassen können, dann mache ich Dir folgenden Vorschlag:
Schreibe ein paar mehr Sätze dazu und mache einen Post daraus! Ich bin mir sicher, dass Deine Leser gerne Deine momentare Vorstellung zu einer post-kapitalistischen Gesellschaft verfolgen würden. Und Deine Ratschläge, wie man dahin kommen kann.
Dies ist nicht herausfordernd gemeint, sondern neugierig.
Ich persönlich hänge nämlich momentan total in den Seilen.
Ich strauchle, und suche nach Halt und Antworten.
Ich suche nicht nach einfachen Antworten, sondern vielmehr nach ernst gemeinten, mögen sie auch komplizierter sein.
;-)
P.S.:
Du kennst mich doch auch schon lange genug, um zu wissen, dass ich meine Meinungsbildung nicht aus Fernsehserien beziehe. TWD und Lost habe ich lediglich der Veranschaulichung von selbstverwalteten Kleingruppen angeführt. Meine persönliche Definition von Anarchie.
Dies zu trivialisieren (weil US-Serie), ist meiner Meinung nach nicht zielführend und lenkt vom Thema ab.
Grundsätzlich bin ich vollkommen konform mit Dir.
Nur diese verdammten Details!
September 22nd, 2015 at 01:03
“Schreibe ein paar mehr Sätze dazu und mache einen Post daraus!”
Nö; ich schreibe, was ich schreibe, nich für irgendwen, nicht auf Zuruf.
“Und Deine Ratschläge, wie man dahin kommen kann.”
Habe ich nicht, gebe ich nicht.
“Du kennst mich doch auch schon lange genug”
Ich kenne dich überhaupt nicht. Spielt für mein Blog auch keine Rolle.
“Grundsätzlich bin ich vollkommen konform mit Dir.”
Wie das? Sehe ich anders, wäre auch traurig. Vielmehr verstehst du mich offenbar nicht im Ansatz. Macht auch nix. Ich verstehe dich ja auch nicht. Versuch’s mit Verstehen und Beiträgen zur Sache, nicht mit persönlichen Ansprachen. Für die ist das hier nicht gedacht.
September 22nd, 2015 at 01:13
Schätze wir haben verschiedene Frequenzen, auf denen wir senden.
Sphärisches Rauschen.
Nehme bei Dir eine Abwehrhaltung wahr, die ich nicht überwinden will. Ich stelle sie nur fest und bedaure sie.
Eine “persönliche Ansprache” übrigens, ist auf dieser Seite keine Ausnahme.
Dass Du diese von mir nicht haben willst, mag inhaltliche oder personenbezogene Gründe haben.
Oder beides.
Letztendlich egal und nicht von Bedeutung.
Ich wollte Dich übrigens auch nicht manipulieren, über was Du Nachzudenken, oder zu Schreiben hast. Ich habe nur einen Wunsch formuliert, von dem ich der Meinung bin, dass andere Deiner Leser ihn teilen.
Na ja, wie auch immer.
Nix für ungut!
Naive Grüße
vom
Dude
September 22nd, 2015 at 07:57
flatter: Jetz komme ich auch mit einer persönlichen Ansprache. Ob es dir passt, oder nicht.Einen feinen Artikel hast du da geschrieben. Nur der letzte Absatz passt meiner Meinung nach nicht ganz.
Zuerst einmal rein formal gesehen. Er wirkt ein wenig “angeklebt”. Auch inhaltlich passt er in meinen Augen nicht. Die Kommunisten in den Parteien hatten sich niemals mit der Frage der Macht beschäftigt. Hätten sie das, hätten sie den Apparat abgeschafft. Sie wollten keine Machtstrukturen abschaffen, sondern nur durch andere ersetzen. Sie haben nie die Idee einer tatsächlich freien Gesellschaft vertreten und deswegen kannst du so nicht sagen, dass sie recht hatten.
September 22nd, 2015 at 08:26
@Thelonious
Angeklebt würde ich nicht sagen, – eher, – weise.
Das pragmatisch-praktische Endresultat der Organisatoren der vorherigen Träume derer, die es besser wollten, aber den Suchern nach einer Erklärung eine Praxis bieten mussten, welcher genauso die Geduld fehlte alle mit zu nehmen, wie den Suchern die Geduld sich dem selbstständig anzunähern. Darob ist die Praxis meist schneller, wie die Theorie zur Praxis werden kann und die Träume landen im Apparat.
September 22nd, 2015 at 08:29
Für die Suche nach einer Lösung des Gordischen Knotens fühle ich mich echt zu doof.
Zu versuchen zu begreifen wie die Welt um mich herum Funktioniert. Vom einzelnen über Muster, Verhalten (Seiten von Geschwurbel hier einfügen). Das ist für mich schon mühsam genug. Und was ich dabei lerne setze ich ein um mich im hier und jetzt wo ich lebe einzurichten.
Ich tue was ich kann um es meinen Mitmenschen leichter zu machen.
Aber der Rest ist Toleranz gegenüber der Gesellschaft wie sie von den Menschen eben Gestaltet wurde. Von denen die Gestalten und von denen die Gestalten lassen.
Toleranz, ich ertrage es.
Ich würde auch gerne in einer anderen Welt leben, wo die Spezies Mensch eine andere ist. Geht aber nicht.
Absenden oder Löschen….nicht schweigen
September 22nd, 2015 at 08:58
Moin Leutz .. schon tausendfach gepostet,also einfach überlesen ;-)
Wie aber soll eine neue Welt entstehen, wenn jeder an der alten festhält? Wenn die Beamten sabotieren, die Kaufleute die Gesetze brechen,die Großgrundbesitzer und Finanzmächte nur den Zielen ihres Eigennutzes dienen und die Hunderttausende der kleinen Bauern, der Kulis und Handwerker jedem Schlagwort,jeder Verdächtigung,jeder Hetzparole glauben?
Kanzler Wang An-schi,zu Zeiten der Sung Dynastie
[ aus Otto Zierer, Weltgeschichte]
..wie man sieht … sieht man nichts.
September 22nd, 2015 at 10:58
@Thelonoius: Selbst wenn es den ‘kommunistischen’ Eliten nur darum ging, eine Macht durch eine andere zu ersetzen, mussten sie sich mit Macht befassen. Die perverse Interpretation der ewigen Revolution, für die man ständig Konterrevolutionäre jagen musste, ist sehr nah am “Krieg gegen den Terror”. Die offizielle Legitimation war eben der Krieg gegen den Klassenfeind, der im Kalten Krieg auch reichlich Futter bekam.
edith: Sie hatten recht in bezug auf den Kapitalismus, egal, wie falsch ihre Versuche waren, es anders zu machen.
September 22nd, 2015 at 13:25
Die Leute wollen oder müssen immer hinter irgendeinem der sich aus sonst was legitimiert nachlaufen .. vielleicht wie Kinder ihren Eltern,Lämmer ihrer Mütter in der Herde,egal.
Solange dieser Zustand anhält wird sich wohl auch ansonsten nichts ändern. Ob man das System dann Familie,Staat,Kapital-Kommun-sonstwas-ismus,Demokratie oder Diktatur nennt ist egal.
Es profitieren zuerst die und deren Umfeld, hinter denen der Rest nachläuft.
September 22nd, 2015 at 14:21
Lazarus09
Wenn ich mal jemanden nachgelaufen bin, dann war das fast immer eine Frau!
Heute laufe ich niemanden mehr hinterher, ausser unserem Hund.
Grüss Dich!
September 22nd, 2015 at 17:12
@ flatter,
“Gerade die Phase des Aufbaus und der Vollbeschäftigung hat dadurch eine Identifikation der Lohnabhängigen mit den Besitzenden ermöglicht.”
Ob das so stimmt, ich habe daran meine Zweifel. Für mich eher wahrscheinlich, dass sich die Lohnabhängigen bereits vor WK II für einen reformistischen Weg entschieden haben.
Die Nachkriegszeit war ja nun nicht gerade ein Lichtblick für die Lohnarbeit. Zwangsbelegungen in den Wohnungen. Ich habe das selbst noch miterlebt, mit zwei Familien auf 59 qm.
6 Tage Woche für einen wirklich miserablen Lohn. Schlüsselkind, und das Essen was auf den Tisch kam war wirklich armselig: Kartoffeln mit ausgelassener Rinderwurst.
Ich habe Schrott gesammelt, um beim Schrotthändler ein paar Pfennige fürs Taschengeld zu bekommen.
Nach 14 Jahren gab es mal den ersten Fernseher
und einige Jahre später für meinen Vater den ersten gebrauchten VW. Bis dahin ist er bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zur Maloche und hat bei dem Quandt den Bleistaub eingeatmet.
Sicher ist es richtig wenn Du schreibst, dass es Vollbeschäftigung gab, relative.
Im Gegensatz wohl zu heute, hatte ich als 15-jähriger keine Schwierigkeiten eine Ausbildungsstelle zu finden. Und auch atmosphärisch war das ganz anders.
Nur wie wurde diese kurze Phase von wirtschaftlicher Prosperität erkauft.
September 22nd, 2015 at 17:32
Das habe ich ja auch hier schon geschrieben, dass die Jungs damals mit Staublunge vom Pütt kamen. Der Trick war aber, dass es eben stetig bergauf ging. Es gab immer mehr, gearbeitet wurde immer weniger, die Gewerkschaften waren stark und hatten sogar eigene Konzerne. Das ging halt vom “Wirtschaftswunder” bis zu Willys mehr-Demokratie. Da reden wir von etwa 15 Jahren. Es sind diese 15 Jahre, auf denen der Mythos der Sozialen Marktwirtschaft® aufsetzt – als sei das er Normalfall, als könne man diese Phase mal eben zurückholen, wenn man “nur will”.
Die Sozen waren immer reformistisch und vor allem untertänig. Daher erwähne ich eben die Kommunisten. Die sind und werden in ihrer historischen Formation nicht meine Freunde, schon gar nicht die autoriäten Deppen, die meinen, man müsse eben mit Gewalt und Zwang das Gute durchsetzen. Aber wie gesagt: Den Kap. betreffend haben die sich nichts vorgemacht.
September 22nd, 2015 at 18:18
Hi Troptard hoffentlich alles klar bei dir ..?
14. flatter
..schön dann auch wie lange die ersten Staublungen-Opfer rummachen durften bis die ” Berufskrankheit” mal anerkannt war.Bei Asbestose bei den Bauarbeitern die massig in den 50′-60′Eternit verarbeitet haben, werden heute soweit ich weiß noch Klimmzüge gemacht..die einen hatten die Taschen voll die anderen die Lungen, Aufschwung gute alte Zeit,wie du schon sagst ein paar Jahre hat’s gedauert bis man wieder feste dran war den Arbeitern ihre Villen im Tessin wegzunehmen.
September 22nd, 2015 at 18:18
@ flatter
…Hinzuzufügen wäre noch (um das Bild abzurunden): Das sogenannte “Wirtschaftswunder” war auch nur ein Ergebnis dessen, dass es die Londoner Schuldenkonferenz gab, wo der größte Anteil der Kriegsschulden West Germany erlassen wurde. Zusätzlich zum Marshall-Plan.
Worauf sich dieser Mythos bis heute noch begründet, ist eigentlich eine Illusion. “Luftnummer”.
Die Effektivität der frühen sozialistischen Wirtschaft kann man wahrscheinlich bestreiten, aber dagegen hat sich dieses Gebiet vergleichsweise regelrecht aus den Trümmern gewühlt – stark bombardiert im Krieg, nach dem Krieg wurde das Inventar von den Sowjets mitgenommen und großzügige Notkredite gab es auch nicht, weil der potentielle Geldgeber selbst mit den Kriegsschäden zu tun hatte.
Einzige Sache, die sie grundlegend in dieser Zeit vergeigt haben, war die Nahrungsmittelproduktion, was dann auch zu der Aktion Juni ’53 in Berlin beigetragen hat.
(Später hatten sie daraus gelernt mit der ganzen privaten Gemüse- und Kleintierzüchtung, die man gegen Entgeld in den gewöhnlichen Vekaufsablauf bringen konnte.)
September 22nd, 2015 at 18:39
Natürlich hat Herr Marx in seiner Analyse des Kapitalismus recht wie jede/r sehen kann, auch an den aktuellen Zuständen. Aber bietet er auch eine gangbare Alternative an? Und was nützt die beste Theorie, wenn deren praktischen Umsetzungsversuche auch (gelinde gesagt) nicht zu menschenwürdigen Gesellschaften führten?
Beste Grüße
P.S.: IMO hatte man damals in der Wendezeit ernsthaft versucht eine Alternative zu schaffen, bekanntlich wurde jedoch nicht daraus.
September 22nd, 2015 at 18:49
@matrixmann #16
Das westteutsche Wirtschaftswunder basierte auch auf den Raubzügen des 1000. jährigen Reiches sowie dessen Kriegswirtschaft. Und natürlich auch darauf, dass “wir” als westlicher Frontstaat gegen das Reich des Pösen uns es nicht leisten konnten, dass das Volk vom rechten marktkonformen Glauben abfiel.
Beste Grüße
September 22nd, 2015 at 18:56
@ Heldentasse Nr. 18
Das auch noch dazu. Ich wüsste nicht, dass irgendein Unternehmen, welches vom 2. Wk profitiert hat, irgendwelche Reperationszahlungen zahlen musste.
Umsonst gäbe es nicht mit der Deutschen Bahn immer noch die Streits darum, dass deren Sünden überhaupt öffentlich erwähnt werden dürfen.
September 22nd, 2015 at 19:10
@Lazarus: Ja, das ist praktisch, wenn das Gros der Opfer rechtzeitig verreckt. Ich weiß derweil, dass ich in einer völlig PCB-verseuchten Uni studiert hab; Asbest wurde wohl auch großzügig verbaut. Sollte es mich erwischen, werden das die Kippen gewesen sein.
September 22nd, 2015 at 20:32
Hey flatter..oder darf ich dich Genosse (im Leiden)nennen. Erst ab den Ende 90′ wurden “asbestfreie” Reibbeläge für Bremsen und Kupplung einsetzt, wegen der armen Umwelt,nicht der Monteure die damit rumhantieren.Hab ja in den 70′ bei MAN gelernt und was macht man am LKW ..richtig Bremsen und zwar dauernd,BU & BSU. Also sollte ich mich irgendwann verfrüht von der Verpflegung abmelden wird man keinesfalls Asbest als Ursache ausmachen…zu lang am Grill gestanden oder so ..schätze ich.
September 22nd, 2015 at 21:12
@ Heldentasse, 17
Ich finde es immer wieder erfrischend, was dem Rauschebart so alles auferlegt wird.
Jetzt also die Rechthaberei! “Hatte Karl Marx doch Recht, Karl Marx hatte Recht, oder hatte er doch nicht recht?”
Wenn er jetzt also auch mal recht haben darf, dann hat’s dennoch an etwas gefehlt: “Aber bietet er auch eine gangbare Alternative an?”
“Was nützt die beste Theorie, wenn deren praktischen Umsetzungsversuche auch(gelinde gesagt)nicht zu menschenwürdigen Gesellschaften führten.”
Ömme, wo gibt es denn in den drei Bänden des Kapitals Anweisungen für praktische Handlungsanweisungen, so eine Art Wegweiser für politisches Handeln?
Allenfalls hatte er eine Vorstellung davon, wer das Subjekt zur Überwindung des Kapitals sein könnte und davon, was der Mensch nicht sein sollte: ein abhängiges, vereinsamtes und erniedrigtes Wesen.
Und das verbunden mit notwendiger Skepsis. Sonst hätte er sich wohl nicht so geäussert:
Die Krise kann, weil sie objektiv ist auch eintreten, sogar die innere Schranke, wenn alle Menschen gar nichts mehr anderes wollen als Kapitalismus.
Wenn es also nicht gelingt, dass ein gesellschaftlicher Wille, eine soziale Bewegung ensteht, die bewusst den Kapitalismus in seinem ganzen inneren Zusammenhang überwinden will und dies auch praktisch tut, dann stürzt die Menschheit zurück in die Barberei.
Also Heldentasse, nicht die Leiche aus dem Keller ziehen, um von den “eigenen” Schwächen abzulenken.
September 22nd, 2015 at 22:07
@Heldentasse #17: Vermutlich hast du bezügl. Marx was falsch verstanden. Wäre seine Absicht gewesen, eine ‘Alternative’ zu verfassen, warum hätte er sich der Mühe unterziehen sollen, die kapitalistische Praxis zu untersuchen und einen allgemeinen Begriff von dieser zu geben? Das ‘Kapital’ beschreibt eben auf welcher Basis Kapitalismus wie funktioniert, nicht mehr, nicht weniger.
Die Vorschläge, die seinerzeit das ‘Neue Forum’ machte zeigen, dass die Leute noch weniger begriffen hatten als die von ihnen kritisierten ‘Staatsozialisten’, die immerhin nachrevolutionäre Klassenkämpfe als, wenngleich vermutlich idiotisches, Argument anzugeben wussten. Aber Lohnarbeit, Eigentum und Konkurrenz als Mittel von mehr Effizienz zu fordern, stand ebenso wie Phrasen ala “die Verwaltung muss den Bürgern dienen” noch in jedem ‘liberalen’ Parteiprogramm.
@flatter: Ich halte deine Ausführungen allgemein sachlich für zutreffend, würde ‘objektiv’ anmerken, dass der ‘Fehler’ der ‘Staatssozialisten’ auf einem meinetwegen historischem Missverständnis beruht (das nichts ‘entschuldigt’, aber einiges erklärt): Die Revolutionen waren eben trotz aller theoretischen Erklärungskrücken nirgendwo proletarisch, daher die ‘Versuche’ mittels ‘Avantgarde’ dem ‘Geschichtsverlauf’ quasi auf die Sprünge helfen zu wollen. Keine Ahnung ob Freuds Methoden zur Erklärung taugen, warum Lenin ff. ausgerechnet den Wert als geeignetes Mittel ansahen, die Produktion für die Gesellschaft anzukurbeln. Dabei hatte Marx doch bewiesen, dass das Kapital quasi ‘autonom’ gegenüber den Zwecken menschlicher ‘Gesellschaft’ agiert, und diese umgekehrt seinen Zwecken unterwirft.
Die Konsequenz aus der bisherigen Geschichte ist m.E. weniger die Frage, wie eine ‘Alternative’ aussehen müsste, sondern ob die Leute an der ‘Peripherie’ nochmal den ernsthaften Versuch machen, sich aus der Umklammerung der Metropolen zu befreien. Im Moment sieht es danach aus, dass ein paar Promille der dortigen halbprivilegierten Mittelschicht versuchen, die Metropolen zu erreichen. Die Frage ist, was macht der ‘Rest’. Fraglich, ob für die Marxens These zutrifft, wonach ein Zustand Revolution hervorruft, worin die Mehrheit der Bevölkerung außer Kurs gesetzt ist. Diese analytische Überlegung hat die Bestimmung der Bevölkerung nach ökonomischen Klassen zur Voraussetzung, rassistische resp. nationalistische oder religiöse Motive spielen darin keine Rolle. Nach solchen Kriterien setz(t)en sich aber alle ‘vorbürgerlichen’ Gesellschaften mehr oder weniger zusammen (irgendwer schrieb mal, das größte Verdienst der SU sei im Nachhinein, dass unter der Fuchtel der KPdSU die Völker aufgehört hatten, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen). Insofern gehe ich weitgehend mit Peinhart konform, der hier irgendwo mal die Möglichkeit neofeudaler Banden- resp Clanwirtschaft in Betracht gezogen hat. Abwarten zu wollen, bis auch der letzte Metropolenbewohner begriffen hat, dass es nichts taugt, sich in den obwaltenden Verhältnissen irgendwie einrichten zu wollen, halte ich für aussichtslos. Auch wenn es zeit- und nervtötend ist, bleibt wohl im Augenblick nichts anderes, als bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf zu verweisen, warum dieser ganze Saftladen abgeschafft gehört, ob im www oder beim Bäcker ist ganz egal.
September 22nd, 2015 at 23:27
Dieses Kippbild macht uns immer wieder Schwierigkeiten. Motive, Theorie und Praxis durchdringen sich wie Filz. In der Theorie wie in den geschichtlichen Erfahrungen wird deutlich, dass der Kap. ein Monster ist. Die Versuche von Alternativen (allesamt kommunistische/sozialistische – der Anarchismus hat nie etwas Stabiles hervorgebracht) sind wiederum an der Schnittstelle von der Theorie zur Praxis gescheitert. Der Kap. hat eine Praxis hervorgebracht, die Produktion begünstigt und extrem stabile Motive, die an jeder ernsthaften Theorie scheitern müssten.
Jetzt analysiere daraus einnmal die Kernprobleme und schmiede dann die so gern geforderte “Alternative”!
September 23rd, 2015 at 00:46
Deswegen hat der Alte ja so unerbittlich darauf bestanden, den Filz gegen den Strich zu bürsten, um sein Wesen unter der Oberfläche freizulegen. Das Blöde an der Erkenntnis (die deswegen auch niemand recht wahrhaben will) ist offenbar, dass das ‘automatische Subjekt’ aus den Menschen lauter Marionetten macht, die folglich auch andauernd ‘Sachzwänge’ exekutieren, und in aller Regel genau wissen, welche ‘Kollateralschäden’ dabei unvermeidlich sind. Je mehr das Monster sie hätschelt, um so eher sehen sie über ‘Kollateralschäden’ hinweg, und je mehr Prügel sie vom Monster beziehen, um so eifriger bemühen sie sich um seine Gunst, wohl wissend, wie schnell die entzogen wird. Es ist wie in den Religionen, und Glaube ist nunmal rational nicht beizukommen.
[Edit] In der Soziologie arbeitet man m.E. nicht von ungefähr mit verschiedenen Varianten von ‘Konditionierung’, die aber auch nicht so sehr erhellend sind. Und spätestens seit Physiker auf ‘Weltformel-Suche’ sind, gilt die Philosophie als Disziplin wie jede andere.
Zudem stellt sich die Frage, ob nicht eher die ‘gesellschaftliche’ Praxis den Kap. hervorgebracht hat, und wenn, warum. ‘Historisch notwendig’, wie die MLer unterstellen, würde einen ‘historischen Zweck’ voraussetzen
September 23rd, 2015 at 08:24
Das Kapital – der erste Fetisch, der es geschafft hat, sich hinter ‘Sachzwängen’ zu verstecken und darum nur um so unerbittlicher regiert. Die ganze Aufklärung hat Religion nie überwunden, sondern sie bestenfalls nur woanders versteckt oder auf eine Weise geleugnet, dass sie unweigerlich an andrer Stelle wieder aufploppt. Und eben selbst noch Marxens Ausgang aus der Vorgeschichte samt Beginn der wirklichen atmet im Geiste christlicher Eschatologie mit der Revolution als jüngstem Gericht, in der Teleologie des ‘Histomat’ nochmal gesteigert. Und doch meine ich – in Bezug auf’s Kapital – einen allmählichen Abfall vom Glauben beobachten zu können, ohne dass allerdings das ‘Monster’ bislang schon zur Gänze in den Blick geraten wäre.
@Samson – ‘gesellschaftliche Praxis’ stünde dann für eine Art historischen Zu- bzw Unfall, für eine ‘nun mal’ so entstandene Konstellation, die den anscheinend schon im Gelde selbst steckenden Selbstzweck ‘übergreifend’ (übergriffig?;) freigesetzt hätte? Wobei es zB in China eine ganz ähnliche gegeben zu haben scheint, die aber tatsächlich durch so etwas wie ‘Primat der Politik’ verhindert, während sie in Europa im Gegenteil begünstigt wurde. War da dann nicht schon so etwas wie ‘Bewusstsein’, das aber leider mal wieder nicht so recht wusste was es tat?
September 23rd, 2015 at 08:52
OT, Teaser: ” Man hat nicht den kompetenten Staat gewollt, der die Regeln durchzusetzen und zu kontrollieren in der Lage ist, sondern den schwachen Staat, der die Wirtschaft machen lässt und dafür sorgt, dass es keine „unangemessenen“ Störungen im Betriebsablauf gibt. [...] Ich will nicht auch noch über die Tatsache reden, dass wir in diesen Tagen mit höchster Inkompetenz in Verwaltungsabläufen konfrontiert werden, die verhindern, dass es irgendwann einmal einen modernen Flughafen in der deutschen Hauptstadt gibt. Es wäre aber gut, wenn die Deutschen von ihrem hohen Ross herunterkämen, mit dem sie tagtäglich durch Europa galoppieren und den andern erzählen, wie gut doch alles in Deutschland ist und wie viel man von diesem Land lernen kann.”
Der im Post verlinkte Artikel von Wolfgang Hetzer iss lang, interessant und zeigt, dass es auch anners geht.
Btw zur Korruption noch dies hier.
September 23rd, 2015 at 09:20
OT und alle Achtung: “Ich kann doch nicht einen Flüchtling, der nichts weiter hat als das, was er trägt, mit einem Kind auf dem Arm durch NATO-Draht laufen lassen.”
Mit diesen Worten lehnte Talat Deger, Geschäftsführer der Neuköllner Zaun- und Drahtfirma Mutanox, laut Berliner Zeitung vom Dienstag, einen 500.000 Euro schweren Auftrag der ungarischen Regierung ab. (via jW)
@Vogel – Das Zitat – ‘Wirtschaft findet in der Wirtschaft statt’ – kenne ich allerdings nur von einem Knilch namens Rexrodt. Was ‘strukturelle Korruption’ angeht, halte ich D aber auch für einen ‘Vorreiter’. Ist vielleicht sogar sein ‘Erfolgsgeheimnis’.
September 23rd, 2015 at 12:53
Zum OT in 27 passt dann wohl auch das:
http://tinyurl.com/odvpuc2
September 23rd, 2015 at 13:38
@Leselotte et al.: nach wie vor hätte ich ganz gern einen Hinweis auf das, was sich hinter einem link verbirgt. Danke.
September 23rd, 2015 at 16:08
@#24: “der Anarchismus hat nie etwas Stabiles hervorgebracht”
Gibt es den A. erst, seitdem es ein paar Definitionen/Richtungen von ihm gibt? Ich glaube nicht und behaupte im Gegenteil, dass die Menschheit den weitaus größten Teil ihrer Zeit in A. verbrachte.
Was die Stabilität angeht – mit der war es schon vorbei, nachdem es einen zweiten Menschen auf dem Erdenrund gab.
OT: Update auf Ghostery 5.4.6 aktiviert Anzeigennetzwerk im beliebten Privacy-Addon
September 23rd, 2015 at 16:35
Irgendwie wurde die Psychoanalyse, hier sehr richtig als philosophischer Ansatz vorgestellt, bei 1-31 arg unter den Tisch gekehrt. Schade, denn einige Fragen ..zähmen..aber wie?.. sind darüber eigentlich klarer (als mit Marx/Lenin..)zu beantworten.
Der Kommunismus beschäftigt sich dann doch zu sehr mit den existierenden o. zu schaffenden Strukturen, und die menschlichen Wesenszüge, welche uns diese erschaffen oder erträumen ließen, kommen leider nicht zur Sprache.
Muss jetzt leider weg, vielleicht kommt ja aber dazu auch noch was zustande.
September 23rd, 2015 at 16:39
@Lycalopex: Zweiter Absatz bei dir: Such’ mal nach ‘Bilderverbot’ bei Adorno.
September 23rd, 2015 at 17:16
@R@iner (31): Kann man so sehen, aber in quasi vorzivilisatorischen Zeiten, das kann ich nicht mit der Gegenwart vergleichen.
September 24th, 2015 at 11:13
Oh, die Presse hat recherchiert:
“Elyas M’Barek: Wie gut ist er als Liebhaber?“
September 24th, 2015 at 13:48
Oh weia, ein Grund mehr, die Presse zu fürchten.
September 24th, 2015 at 21:08
Wer, kaum empfiehlt jemand Marx’ Kritik der politischen Ökonomie, die Frage stellt, wie würde denn eine kommunistische Alternative ausschauen, der gibt damit zu erkennen, daß ER gar keine Änderung will. Sonst würde er ja eine ganz andere Frage stellen, nämlich die, wo setze ich an, wenn ich “etwas” aendern will. Bin ich mir überhaupt im klaren darüber, was ich aendern will? Gibt es da nicht Widerstände, die sich der beabsichtigten Änderung verschließen, ja sie bekämpfen?
Wer nun die obige Frage stellt, steht freilich selber einer Veränderung im Wege. Sich um solche dummen Fragesteller zu kümmern, ist deshalb falsch. Solche Dummheit ist vorsätzlich.
September 25th, 2015 at 17:37
Nachtrag:
Wer meint, Marx habe es versäumt, eine Alternative zu entwerfen, irrt. Jeder, der Marx’ Werke studiert hat und nicht bloß irgendwelche Meinungen über ihn nachplappert, kann nicht umhin festzustellen, dass er eben jene Sozialisten schärfstens kritisiert hat, welche Modelle einer geheilten Welt entworfen haben und damit versucht haben, Jünger um sich zu scharen. Marx bestand auf einem notwendigen Bruch mit solchen utopischen Auffassungen. (Was nicht einmal sein Genosse Engels kapiert hat, der vom utopischen zum wissenschaftlichen Sozialismus eine gerade Linie zeichnete.)
Im übrigen hätte sich Marx ebenso sehr gegen Lenin gestellt, welcher seine Kritik wieder auf eine Glaubensfrage heruntergebracht hat, indem er die angesichts der Leiden der Arbeier dringend notwendige Revolution gegen das gleichwohl ebenso notwendige Begreifen der Verhältnisse gestellt hat. Letzteres wurde dann in der Sowjetunion bekanntlich auch nie nachgeholt.
Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, was Brecht in seinem Lied zur Verteidigung des im Stalinismus aufgegangenen Leninismus zusammenfabulierte: “Im Gefängnis zu singen” aus “Die Mutter” lässt er den Feind symbolisch schon mal zusammenbrechen, um so ihm seine bevorstehende Niederlage deutlich zu machen. Zizek weist zurecht darauf hin, dass die Waffen des Feindes so gesehen KEINEN Zweck erfüllen. So idiotisch also realsozialistische Theorie! Ganz ganz weit weg von Marx!
September 26th, 2015 at 13:07
@KoKa(##37+38) – Danke. Erzählte ich hier jahrelang reichlich erfolglos. Die Durchblicker kann da nichts erschüttern…