Das Offensichtlichste ist manchmal das Unauffälligste. Die Sprachverätzung durch die neoliberale Ideologie ist seit Jahren immer wieder hier Thema, auch wenn viele es nicht mehr hören können. Nein, vor allem deshalb. Die politische Depression funktioniert ganz wie die echte: Ein wichtiges Symptom besteht darin, sich nicht mehr aufzuregen; taub zu sein an allen Sinnen. Das Dauerfeuer der Dummheit, seit 30 Jahren angefacht von sogenannten “Think Tanks” wie der unsäglichen INSM, über ihre Medien und dressierte Politfunktionäre, hat längst alle mürbe gemacht, die noch hören und sehen könnten.
Arbeitsplätze, soziale Marktwirtschaft, Wohlstand, Wachstum, Eigenverantwortung, Leistung, Reformen, Globalisierung, Wettbewerb bla bla bla. Ich hatte bei der letzten Show vor der Bundestagswahl schon in den ersten 5 Minuten zehn mal “Arbeitsplätze” notiert. Wie ein Roboter hat Merkel das Wort wiederholt. Bemerkenswert ist nicht, dass sie es tat, sondern dass der Begriff, von dem sie glaubt, er wirke ‘positiv’, hier draußen niemanden mehr interessiert. Niemand glaubt, dass eine Merkel “Arbeitsplätze” schafft. Alle wissen, welche “Arbeitsplätze” entstehen und dass der Unterschied zur Sklavenhaltung darin besteht, dass man die Sklaven wenigstens durchgefüttert hat.
Tschingbummtäterää
Plapperzombies liefern die Beschallung, über die dann Zahlen erhoben werden. Zuhörer unnötig, mit irrsinnigen Forderungen wie der nach Inhalt wollen wir da gar nicht kommen. Es ist aber nicht wirklich alles egal, wobei daran erinnert sei, dass “egal” “gleich” heißt. Nein, es gibt selbst im Orwellschen Neusprech Vokabeln, die herausragen. Vor dem Hintergrund ihres eigenen gleichgültigen Rindfunks übersehen sie, dass es doch noch Nachrichten gibt, die sie durch den Sermon verbreiten, in denen ihre Absichten ungewollt deutlich werden.
“Ergebnisgerechtigkeit” ist ein semantischer Schlag ins Gesicht, der noch trifft. Ich habe einmal ein Interview besprochen, in dem Lafontaine zwar auf die “Lügenwörter des Neoliberalismus” hingewiesen hatte, aber die Gelegenheit verpasste, den Begriff zu zerpflücken. Er beließ es dabei, das neoliberale Konstrukt der “Chancengerechtigkeit” zurück zu weisen, und zwar nicht als solches, sondern weil die nicht gegeben sei.
Aber genau dieser Ansatz der “Chancengerechtigkeit” ist schon eine üble Falle. Das beginnt damit, dass der Begriff “Chancengleichheit” der Gleichheit beraubt wird, die es nämlich auszumerzen gilt. Darauf setzt dann die Idee auf, dass man alle “gerecht” an den Start stellt, also Große und Kleine, Arme und Reiche, Gesunde und Kranke, und sie dann in den “Wettbewerb” entlässt. Das ist Chancengerechtigkeit. Früher nannte man dieses Kind “Sozialdarwinismus”. Das Konstrukt “Ergebnisgerechtigkeit” ist das Horrormärchen von der “Gleichmacherei”, die Vorstellung, dass die Fleißigsten am Ende alles den Faulsten abgeben müssten.
Fair is Foul
Oh warte, das ist ja tatsächlich so. Während Millionen inzwischen für einen Hungerlohn ackern, können sich andere den ganzen Tag in die Sonne legen. Nur eines ist da anders: Es haben wenige alles und viele nichts. Warum mögen wohl die Trommelschläger der Ergebnisgerechtigkeit (wie etwa der sympathische Herr Straubhaar) nicht von “Ungerechtigkeit” sprechen, von organisierter und systembedingter Ungerechtigkeit? Ergebnisungerechtigkeit, meine Damen und Herren, bei der es im Übrigen egal ist, wie die Chancen verteilt sind. Dass die obendrein ungleich sind, sei hier geschenkt.
Die ganze Ideologie ist ungerecht, brutal und dient dem Klassenkampf. Die Idee der Gleichheit muss vollständig zersetzt werden. Gleichheit ist ungerecht, Ungleichheit ist gerecht, das ist die Botschaft. Sie ist absurd und paradox obendrein, denn am Ende beruft sie sich auf die bürgerlichen Ursprünge. Dort hieß es aber “Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit”. Daraus wurden Zwang, Ungleichheit und Konkurrenz. Das beschreibt die Wirklichkeit dann wohl wesentlich treffender, darum muss es übertüncht werden.
September 4th, 2015 at 11:59
»…sondern dass der Begriff, von dem sie glaubt, er wirke ‘positiv’, hier draußen niemanden mehr interessiert…«
Uns (kleines Häufchen Gleichgesinnter) nicht und auch viele andere (Resignierte) nicht mehr. Aber da sind noch mehr als genug. Z.B. alle, die noch von guten Renten profitieren die sie sich in Unkenntnis eines Umlagesystems ja “selbst© hart™ erarbeitet®” haben. Und jene, denen das Wasser bis zum Hals steht (aber noch nicht weiter) und die aus Angst nach einem Strohhalm greifen, der tatsächlich ein Stacheldraht ist. Oder jene, die noch dem schwindenden Mittelstand angehören. Habe letztens erst mit einem ansonsten netten, intelligenten und (aus eigener Sicht) sozial denkenden Menschen (Inhaber eines gut gehenden Betriebes mit >20 Mitarbeitern) gesprochen, der tatsächlich der Ansicht ist, dass Merkel und sogar Steinbrück (!!!) echt gute Arbeit leisten und geleistet haben (Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze, Rhabarber…). Fakten werden da schlichtweg geleugnet. Da ist kein Durchkommen mehr.
Meine Hoffnung geht mehr und mehr dahin, dass eine neue, gewaltige Finanzkrise der Sache ein schnelles Ende bereitet oder ein kapitaler Vulkanausbruch in der Eifel…
September 4th, 2015 at 13:04
‘Die Menschen sind nun mal nicht gleich’ heisst zur Begründung gerne. Als ob sie dann dadurch gleich würden, dass sie dasselbe bekommen. Jemand, der das meint, muss ein gewaltiges Problem mit seinem sogenannten ‘Selbst’ haben. Sein ganzer ‘Individualismus’ wäre offenbar völlig ausgelöscht – dabei kann er sich doch immer noch den Kamei-Spoiler für seinen Serien-GTI bestellen…
Die ‘Ergebnisgerechtigkeit’ präsentiert sich derweil noch ein bisschen gerechter als gedacht. Wir peilen die 1 an und ruhen nicht eher!
September 4th, 2015 at 13:34
“Siehst Du, es gibt zwei Arten von Menschen auf dieser Welt. Die einen haben einen geladenen Revolver. Und die anderen … buddeln.”
September 4th, 2015 at 14:30
Ich glaube, zu diesem Thema fiel mir auch schon etwas ein: Klick. Das Wort “work” wäre hier, wohlgemerkt, mehr wie “agieren” zu verstehen. Was der Kapitalismus nicht geschafft hat, ist, unabhängig von seinen Eltern zu agieren können. Wer aus einem weniger begüteten Hause stammt, hat es systembedingt schwer, z. B. ein Arzt zu werden, und umgekehrt, jemand, der aus einem besser begüteteren Haushalt stammt, hat es schwer, nicht seinen Eltern nachzufolgen, zum einen wegen der psychologischen Idee von einem “Stammhalter” bei den Eltern, zum anderen aber auch, weil er bei der Bildungsförderung wieder auf ihr Vermögen reduziert wird, unabhängig davon, ob er mit ihnen noch redet oder nicht. Studenten, deren Eltern “zu reich” sind, bekommen kein Befög.
Oder, wie es schon bei Beerdigungen der Fall war, wurde der Elternteil auf Staatskosten beerdigt (Sozialbegräbnis), versuchte man sich das Geld von den hinterbliebenen Kindern wieder zu holen – und es wurde als rechtens von den Gerichten bestätigt.
Ich wäre mir nicht sicher, ob dies explizit ein Merkmal des Kapitalismus wäre oder doch eher ein Merkmal deutscher Unterhaltsgesetze, was es aber wäre, ist eventuell ein Beitrag dazu, was Leute mit dem Begriff “Chancengleichheit” eigentlich meinen oder sich vielleicht sogar wünschen würden.
Die Möglichkeit zu haben, sich effektiv von der Last der eigenen Herkunft loslösen zu können.
September 4th, 2015 at 17:00
@flatter
Wat hattu nur? “Darauf setzt dann die Idee auf, dass man alle “gerecht” an den Start stellt, also Große und Kleine, Arme und Reiche, Gesunde und Kranke, und sie dann in den “Wettbewerb” entlässt.” Iss doch ‘n guter Trick (durchschaut garantiert NIEMAND): Gleiche Wettbewerbsbedingungen für ungleiche Wettbewerber! Na und?
September 4th, 2015 at 17:10
150 Millionen Arbeiter im Generalstreik. Doch, das gibt’s.
September 4th, 2015 at 19:44
Wollte mich nur mal bedanken für den wirklich guten Text. Muss auch mal sein.
Zu 6.:
Generalstreiks gibt es ja häufiger auf der Welt. Selbst in Ländern wie Frankreich, Italien oder Großbritanien soll es so was Gerüchte weise schon gegeben haben. ABER:
Politische Streiks sind in Schland verboten. Keine Gewerkschaft würde es daher wagen zum Generalstreik aufzurufen. Die Folge wären Klagen ohen Ende die alle verloren gingen und eine Kreischende Presse.
Und wer sollte sonst so was organisieren? Eine Partei???
Generalstreik in Deutschland? Vielleicht wenn der letzte Deutsche endlich ausgestorben ist …
September 4th, 2015 at 21:09
[@flatter(6) - Es gab auch schon mal Menschen einer ganzen Großstadt, die ihr Leben gemeinsam ohne Geld und Waren organisiert haben...]
September 4th, 2015 at 21:26
@Wat.: Wenn Du Barcelona meinst, dann kannst Du auch gleich Zaragoza hinzunehmen:
[..] Es gab etliche Varianten des Anarchismus in Spanien: den ländlichen Anarchismus Andalusiens, den urbanen Anarchosyndikalismus in Katalonien, besonders in seiner Hauptstadt Barcelona, und den Anarchismus, der gelegentlich als der „reine“ Anarchismus benannt wurde, in Saragossa. Diese Formen waren komplementär und hatten miteinander große ideologische Ähnlichkeiten. [..]
Mehr bei Anarchopedia: Anarchismus in Spanien
p.s.: Hat eigentlich jemand mitbekommen, dass diese Woche ein Arbeiter bei Volkswagen/Navarra in Spanien ums Leben kam? Da stand das Werk auch fast einen Tag still. (Quelle)
Aber 150 Millionen … Wow!
September 4th, 2015 at 21:37
@R@iner – Ich dachte an Paris.
… aber schön, wenn ich von Großstadt auf Großstädte erweitern ‘muß’ – mach ich doch gern.
Aber auch sowas von ;)
September 4th, 2015 at 21:51
@Wat.: Das sind +/- 2 Monate gegen 3 Jahre + funktionierende großindustrielle Produktion.
September 4th, 2015 at 22:01
Gegen “Kann ja gar nicht sein und geht nicht” sind sogar 2,5 Monate ‘ne Wucht. Daß länger und ‘produktionsumfassender’ noch mehr ist – keine Frage. Ich würd’s trotzdem nicht als besser oder schlechter nehmen wollen – es waren praktische Versuche, die für mich Beweiskraft haben, daß es ginge…
Edit:
Auch die 70 Jahre haben Beweiskraft, nicht daß mich da einer falsch versteht. Die Frage ist immer wofür.
Mich interessieren Beweise dafür, daß und ob Menschen in der Lage sind gemeinsam ihre Leben zu gestalten ohne übergeordnete Aufsicht/ ‘Kommando’/ Erziehungshilfe, whatever etc. oä.
Edit2:
Ich halte aber inne. Schließlich möchte ich @flatter nicht den Thread zerschießen, wir mäandern immer schon genug – unter #25 scheint mir gemein.
@flatter:
*palmwedelwedel*
September 4th, 2015 at 22:03
… wenn es viele wollten. Yes, Sir. Yes!
Aber in einem Land, in dem man automatisch die Lohnsteuer abgezogen bekommt und der Staat sogar noch die Kirchensteuer eintreibt, mache ich mir keine allzu großen Hoffnungen. Die Wahrheit ist: Null. Die Angebote an Fertignahrung in den Supermärkten werden auch immer größer … Was soll’s.
Gib’ mal ‘n Kaffee Togo, dann sehe ich wenigstens so aus, als ob ich wichtig wäre.
September 4th, 2015 at 22:52
[Typisch Anarcho, nichtmal richtig salutieren *schmunzel* - Sir, Yes Sir!]
September 4th, 2015 at 22:53
Hast Du neuerdings einen Klammeraffen als Haustier?
Btw.: Ach ja, heute habe ich wieder prekäre Arbeiter aufgehetzt. Macht richtig Spaß! Okay, es war nur einer. Noch 2 Monate und der Laden steht still. Irgendwo zu arbeiten, wo einem die Bude nicht gehört, ist halt sinnlos.
September 4th, 2015 at 23:02
Und… wie ‘funktioniert’ das besser – wenn Du auf der anderen Straßenseite stehst oder wenn Du mit ihnen… prekäre Arbeit verrichtest…
Btw. der Klammeraffe ist von flatter stiebitzt, den setzt er mE immer dann, wenn er selbst merkt, dat iss off topic oder “tut nicht wirklich zur Sache”.
September 4th, 2015 at 23:04
Letzteres natürlich. Zum Affen: Okay, die “Codes” sollten halt vorab geklärt sein.
September 5th, 2015 at 09:49
Ich mag den letzten Satz hier. Aber wie so oft bin ich mir nicht sicher ob er so gemeint ist wie ich ihn lese…
September 5th, 2015 at 10:15
Alle diese ‘Prinzipien’, ob sie nun das Ergebnis betreffen sollen oder nur die Chance, ob sie Gleichheit fordern oder nur Gerechtigkeit, zerschellen an dem einen der Konkurrenz. Und die meint nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, sich durchzusetzen, der ‘Stärkere’ zu sein. In einem Krieg aller gegen alle ist nichts davon gefragt. Es gibt eine Chance, und es gibt ein Ergebnis. Das war’s.
September 5th, 2015 at 12:21
Also ist der Krieg selbst gerecht, quasi heillig®.
September 5th, 2015 at 13:25
Amen. :p
September 5th, 2015 at 13:27
@flatter(20)
Ich spring’ mal über das Stöckchen:
Es gibt keine gerechten Kriege(r) und keine ungerechten Kriege(r) – gibt nur Scheiß-Kriege(r).
September 5th, 2015 at 13:37
Deshalb lauf ich lieber unten durch. :D
September 5th, 2015 at 13:54
@Wat.: Magst du das mal durchgendern? Ich fühle mich grad totaal ungerecht behandelt!!zwodreivier! Amazone Du!1! *duck&wech*
September 5th, 2015 at 13:57
@Stony(24)
:P
Olle Petze, immer verraten andere, daß ich gar kein Mitglied bin, menno :o
September 5th, 2015 at 14:09
@Wat.: Friss das – wenn du bereit bist, Marketingverantwortung® zu unterstützen!
September 5th, 2015 at 14:20
Eh, eh, darf ich nicht, nicht einmal zur Altersangabe dort bin ich ‘befähigt’.
September 5th, 2015 at 14:38
Stony, etwa so?: SoldatInnen sind MörderInnen.
#20 klaro, mann, nach zwei vorbereitungskriegen (Horstmann) der finale ausrottungsschlag, denn von wegen heilig: “das paradies ist die abwesenheit des menschen.” (Cioran) – Sag bescheid, wenn’ s losgeht. Andererseits hängt man am leben und darum: “De grace, monsieur le bourreau (den ich hier mal mit kapitalismus übersetze – ich bin so frei), encore un petit moment.” – Comtesse du Barry
Daran arbeiten neocons und neolibs, weiterzuquälen, den zeitpunkt des finales hinauszuzögern, das man selbst nicht erleben will, nachdem man auch nichts anderes will und zulassen will, das gönnt man dann den “kindern”, der eigentliche sinn des ausrufs ‘aber die kinder, mein gott, wer denkt an die kinder’, ihnen gehört die zukunft, lassen wir ihnen doch auch etwas, auf das sie sich freuen können, das infernalische finale, wir müssen ja nicht alles haben.
“Etwas riesenhaftes rollt auf uns zu, etwas ungeheuerliches, ein mächtiger sturm wird unserer gesellschaft die trägheit aus den knochen schütteln und sie aus allen fugen krachen lassen.” – Tschechow, Drei Schwestern, lief gestern nacht bei arte.
September 5th, 2015 at 15:59
Ich wollte doch auf keine ‘korrekte’ Antwort hinaus, Oblomow.
September 5th, 2015 at 17:49
#29 Das weiß ich doch, aber die gelegenheit einmal einen Tucho-satz zu gendern konnte ich nicht auslassen. ;-)
September 5th, 2015 at 17:54
:)
September 5th, 2015 at 19:21
Warum soll der Faule so viel bekommen wie der Fleißige? Der Unbegabte so viel wie der Begabte? Nur wenige können das, was ich kann. Darum fahren auch nur wenige so ein schönes Auto. Für mich zeigt sich darin der Wille Gottes.
September 5th, 2015 at 19:23
Ich werde häufig derart missinterpretiert.
September 5th, 2015 at 20:06
Wieso flatter, ist doch nicht der einzige, der denkt, daß Essen vom Himmel fällt – er vertreibt sich eben die Zeit mit Auto fahren und dem machen, was nur wenige können.
September 5th, 2015 at 22:29
…der Friederich der Friederich :-D
Nette stand up comedy … Hahahaha
September 5th, 2015 at 23:18
Flatter goes Shakespeare: fair is foul and foul is fair (Macbeth): freiheit, gleichheit, brüderlichkeit – zwang, ungleichheit, konkurrenz; eine medaille, zwei seiten oder die große lüge eines versp(b)rechens, das durch affirmative unterwerfung und selbsttäuschung verdeckt wird: capitalism – too foul to be fair. Und wer weiß es am besten?: die neolibs und neocons, stupid, hier zum beispiel Irving Kristol: Two Cheers for Capitalism. Wenn jetzt jemand meint wieso, üblich sind doch three cheers – jaaa, so kennt man das wohl.
Doch das gilt nicht für den kapitalismus, denn: kapitalismus verbessert die lebensbedingungen der menschen – first cheer; kapitalismus verschafft und gewährleistet ein höchstmaß an persönlicher freiheit – second cheer; das dritte cheer muss Kristol versagen, da der kapitalismus dadurch, dass er die befriedigung der existentiellen menschlichen bedürfnisse nicht erfüllt, die feine herrschende gesellschaftsordnung, das feine herrschende gesellschaftssystem, also sich selbst in seiner ganzen behaupteten eleganz, potentiell ständig infrage stellt, bedroht und sich mit gewalt, physischer und struktureller, verteidigt, durchsetzt, nimmt, was ihm der `kapitalistische´ mensch, das `kolonisierte bewusstsein´, erleichtert, sodass der kapitalismus auch noch Rosa Luxemburgs satz von der revolution “verwerten” kann: ich war, ich bin, ich werde sein – alternativlos.
Übrigens habe ich Rendueles gerade erschienenes Soziophobie gelesen, ein Buch, das ich gern weiterempfehle, es ist anregend, passt zu den diskussionen hier, “ergänzt” Scheidler und es kommt aus dem süden:
“… dass materielle Gleichheit – nicht nur Chancengleichheit oder die Verbesserung der Lebensbedingungen der Ärmsten – eine grundlegende Voraussetzung freier und solidarischer sozialer Beziehungen ist.
Der Kapitalismus hingegen ist sehr viel weniger flexibel. Das Bemühen, Konkurrenz, Egoismus und Angst in Motoren des sozialen Verhaltens zu verwandeln, ist nicht nur unmoralisch, sondern auch unpraktisch. Der Kapitalismus steckt in einer permanenten Krise und ist unglaublich empfindlich, vor allem wenn man ihn mit Produktionsweisen vergleicht, die Tausende von Jahren Bestand hatten. Wenn er uns dennoch anpassungsfähig vorkommt, dann weil er eine extreme Pfadabhängigkeit hervorbringt. Hat man den Weg der Privatisierung und der individualistischen Ellenbogenmentalität einmal eingeschlagen, ist es ziemlich schwer, ihn wieder zu verlassen.
Eine postkapitalistische Gesellschaft sollte in der Lage sein, je nach Kontext unterschiedliche Institutionen für ihre produktive Umgebung zu entwickeln. In diesem Sinne ist es von zentraler Bedeutung, jene ökonomischen Optionen zu identifizieren, die, wie beispielsweise die Privatisierung der Grundversorgung oder die autoritäre Planung, selbstzerstörerische Prozesse in Gang setzen, die man später nur stoppen oder umkehren kann. Doch auch hier gilt: Es gibt kein praktisches Organisationsprinzip, das unabhängig vom Kontext immer funktioniert. Die Befürworter egalitärer und emanzipatorischer Alternativen zum Kapitalismus müssen daher kein komplettes postmerkantiles System austüfteln. Sie sollten vielmehr über einen gesellschaftlichen Rahmen nachdenken, in dem alle ökonomischen Institutionen jederzeit Gegenstand demokratischer Deliberation werden können. Und – im nächsten Schritt – ein System skizzieren, in dem es Schranken für jene ökonomischen Phänomene (Einkommensungleichheit und Technokratie beispielsweise) gibt, die besonders schnell zu einer Bedrohung für die Volkssouveränität und ihr materielles Fundament, die Care-Praktiken, werden können – und zwar selbst dann, wenn dies auf Kosten organisatorischer Effizienz geht.
Wir sind Tiere, die immer wieder mit Kummer, Krankheiten, Problemen und Beeinträchtigungen zu kämpfen haben. Ohne die Hilfe anderer Menschen können wir schlicht und ergreifend nicht überleben. … Wenn wir uns hingegen als fragile und voneinander abhängige Wesen begreifen, sind wir gezwungen, Kooperation als etwas zu verstehen, das nicht weniger grundlegend für die menschliche Natur ist als die Vernunft – vielleicht sogar noch mehr.”
You´ll never walk alone on Desolation Row.
September 5th, 2015 at 23:36
@Wat: Ich meinte nur, dass es nicht mein Wille ist, dass wer Auto fährt. Ich lasse den Menschen halt ihren freien Willlen®
September 6th, 2015 at 12:43
SpOn lässt wen einen Artikel über den CSU-Paten Atrauß Schreiben? Markus Söder. So geht kritischer Journalismus® heute, halt ausgewogen® und mit Respekt® vor großen Deutschen®.
September 6th, 2015 at 12:50
Apropos Strauß – Markus Kompa auf Telepolis: War Strauß Agent des OSS?
September 6th, 2015 at 14:08
Opener:
“Oh warte, das ist ja tatsächlich so. Während Millionen inzwischen für einen Hungerlohn ackern, können sich andere den ganzen Tag in die Sonne legen. Nur eines ist da anders: Es haben wenige alles und viele nichts. Warum mögen wohl die Trommelschläger der Ergebnisgerechtigkeit (wie etwa der sympathische Herr Straubhaar) nicht von “Ungerechtigkeit” sprechen, von organisierter und systembedingter Ungerechtigkeit? Ergebnisungerechtigkeit, meine Damen und Herren, bei der es im Übrigen egal ist, wie die Chancen verteilt sind. Dass die obendrein ungleich sind, sei hier geschenkt.
Die ganze Ideologie ist ungerecht, brutal und dient dem Klassenkampf. Die Idee der Gleichheit muss vollständig zersetzt werden. Gleichheit ist ungerecht, Ungleichheit ist gerecht, das ist die Botschaft. Sie ist absurd und paradox obendrein, denn am Ende beruft sie sich auf die bürgerlichen Ursprünge. Dort hieß es aber “Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit”. Daraus wurden Zwang, Ungleichheit und Konkurrenz. Das beschreibt die Wirklichkeit dann wohl wesentlich treffender, darum muss es übertüncht werden.”
Freiheit der Person,
Gleichheit vor dem Gesetz,
das mit der Brüderlichkeit ‘begründete’ das neue Gemeinwesen, konstituierte den Staat.
Ich mein’, wir müssen die Schlagworte schon in den damaligen (historischen) Kontext stellen.
Wir interpretieren diese heute mit unseren heutigen Erfahrungen, unseren Wünschen, Sehnsüchten, etc.
Zum damaligen Gebrauch gab es irgendwann einen gesellschaftlichen ‘Konsens’, zum heutigen aber nicht.
Die Worte werden ja auch jeweils ganz anders ‘gefüllt’ und ‘gefühlt’.
… und nach dem alten ‘Konsens’ war mE Ergebnisgerechtigkeit, daß die, die Machen auch Haben (und nicht der Adel).
Das ‘weitergesponnen’, nimmt ihnen das heute nicht der Adel weg sondern Staat.
Und das stimmt sogar, wer sonst macht ‘Ihnen’ denn ihren Erfolg streitig?
Die, die nüscht ‘abkriegen’, wenden sich ja an den Staat, er möge Geben und Sorgen.
Btw. ich wollte nur mal meine Gedanken aufstrippen, warum das gar nicht so ‘verkehrt’ ist.
Ideologie ist der herrschende Gedanke, denn das sind die Gedanken der Herrschenden. Mit dem Kopf kannste dagegen mE allein nicht an.
Das wäre Bekämpfung einer Ideologie mit Ideologie.
Einmal die tatsächliche und einmal die von außen hineingetragene… die eh nicht ‘ankommen’ kann. Weil sie dafür schon erstere sein müßte.
September 6th, 2015 at 14:11
@oblomow: Danke für den den Hinweis auf César Rendueles’ Buch.
Die spanische Originalausgabe erschien bereits im Juni 2013 und wurde von den Lesern des El País zum besten Essay des Jahres gewählt.
Infos hier: Netzdiskurs in Europa: Soziale Medien zwischen Nutzen und Hegemonie
September 6th, 2015 at 14:33
@Wat.: “Bekämpfung einer Ideologie mit Ideologie“.
Richtig, denn das ist etwas, das man auch ohne große Ressourcen tun kann. Ich interpretiere das aber nicht als Gegen-Ideologie, also als die bessere, sondern als ein Nutzen der Ideologie gegen sich selbst. Es ist derweil nicht richtig, die Bürgerlichen Werte seien von vornherein so angelegt gewesen, dass sie sich wieder gegen die Mehrheit wenden. Zumindest, wenn nicht gar entscheidend, war das ‘Missverständnis’, dass alle frei sein sollten, Bedingung für den Erfolg der Revolution. Insofern war bestenfalls die Lüge der Befreiung aus der Sklaverei konstitutiv für den Bürgerlichen Staat. Diese Lüge ist eine Schwachstelle und wartete von Anfang an darauf, das Konstrukt zu zersetzen. Diese Aufgabe ist noch aktuell.
Wie schon hier gesagt, erging es dem Kommunismus ja ähnlich, der Gleichheit (jetzt noch mehr davon!!11) versprach, aber als ‘realer’ verschwieg, dass es die Gleichheit der Gehorsamen sein sollte. Gleichheit ist die Säge an der Macht, daher muss sie so lange gefordert und rekalibriert werden, bis sie endlich hält.
September 6th, 2015 at 14:45
“Es ist derweil nicht richtig, die Bürgerlichen Werte seien von vornherein so angelegt gewesen, dass sie sich wieder gegen die Mehrheit wenden. Zumindest, wenn nicht gar entscheidend, war das ‘Missverständnis’, dass alle frei sein sollten, Bedingung für den Erfolg der Revolution.”
Dem stimme ich gern zu. Sonst hätten die damaligen Habenichtse nicht mitgemacht.
Der Reale hat nicht nur die Gehorsamen gleichgemacht, gerade die am wenigsten – er hat allerdings alle beinahe schön ‘gleichmäßig’ ausgebeutet.
Darum frage ich mich, ob die Gleichheit (der Verteilung) tatsächlich die Säge an der Macht sein kann…
… wenn nämlich, wo führte das hin.
… wenn nicht, wohin dann.
Denn es bringt doch mE nichts, wenn Ergebnisgerechtigkeit wörtlich genommen, mit Argus-Augen darüber ‘wacht’, daß da einer mehr oder weniger nimmt/ kriegt.
Ich werde mir immer mehr oder weniger nehmen wollen als ein anderer, schon weil meine Bedürfnisse ganz anders sind.
(Ich will vielleicht kein Auto brauchen, aber mehr als ein Paar Schuhe)
September 6th, 2015 at 15:01
Ich meine nicht “Ergebnisgerechtigeit”; das, was ausgemerzt wird, ist dadurch nicht automatisch richtig. Ich meine permanenten Asgleich und gleichen Einfluss auf relevante Entscheidungen.
September 6th, 2015 at 15:10
Gleichheit ohne Freiheit ist Mist. Freiheit ohne (Chancen-) Gleichheit ist nicht möglich. Persönliche Freiheit darf sich nur solange ausbreiten, bis die Freiheit anderer eingeschränkt (Luxemburg) bzw. etwas zuleide getan wird (Mill).
Ich glaube, dass der Kampf um die Nähe zu einem der Pole noch lange währen wird.
September 6th, 2015 at 15:24
…wenn Ergebnisgerechtigkeit wörtlich genommen, mit Argus-Augen darüber ‘wacht’, daß da einer mehr oder weniger nimmt/ kriegt.
Die Einhaltung eines solchen Prinzips könnte ja auch gar nicht mehr gelingen, wenn der einheitliche ‘Wertmaßstab’ dem Orkus überantwortet wäre. Dann bliebe ohnehin nur noch ‘Bedürfnisgerechtigkeit’.
September 6th, 2015 at 16:02
@Peinhart(46)
Wenn er dem Orkus überantwortet wäre.
Aber wie wird er das?
Ich wollte @flatter da so verstehen, daß durch Gleichheit an der Macht gesägt würde und setzte das erstmal in den heutigen Kontext des Warentausch.
Ich mein’, es muß ja erstmal was geben, daß der nicht mehr als Grundlage der Beteiligung gilt…
Btw. Irgendwie fehlt mir(!) hier zwischen (theoretischer) Kritik und (theoretischer) ‘Lösung’ (Lösungsvorschlag) immer das Bindeglied: Wie von einem zu anderen gelangen.
Urknall und Geistesblitz fallen mE als Möglichkeiten aus.
September 6th, 2015 at 16:15
@R@iner(45): Ich stand neulich rauchend an einer Ampel. Die Fahrerin eines wartenden Cabrios starrte mich bös’ an und hielt sich demonstrativ die Nase zu, während ich hustend auf ihren Auspuff deutete. :)
September 6th, 2015 at 16:30
@Wat.: Um etwas zu verändern, ist es häufig hilfreich, dass andere nicht alles dafür tun, die Veränderung zu verhindern. So weit sie sich auf Gründe dafür berufen, kann man sie ggf. mit Zweifeln impfen.
Materiell wiederum sind die Widersprüche der Grund für Verwerfngen, die man erkennen und prognostizieren kann. Man hat dadurch eien Wissensvorsprung. Ob und wie man den nutzt, hängt dann von anderen Ressourcen ab. Ich finde das bei Fefe oft so nett: “Das hätte denen doch mal jemand sagen müssen! Oh wait …”. Steter Tropfen halt, und vielleicht hört man irgendwann ja doch mal denen zu, die nicht bloß Lügen auffädeln wie Perlen.
September 7th, 2015 at 00:26
Im Ergebnis stelle ich das beständige Fehlen von Gerechtigkeit fest. Aber man sei auf einem guten Weg, hin zu noch mehr Gerechtigkeit, die man herstellen würde. “Jeden Tag ein bisschen besser.” Weil es schneller und besserer eben nicht geht.
Aber egal was man auch tut, es wird nicht allen gefallen. Soll man sich aus dem Gezänk nun heraus halten, oder einschreiten? Was erwartet man von einer Führung, die auf eine Führungsrolle verzichtet?
September 7th, 2015 at 12:41
‘Gleichheit als Säge an der Macht’ gefällt mir immer besser. Wenn allerdings Gleichheit schon ausreicht, um effektiv Machtausübung und Herrschaft zumindest auf der ‘interpersonellen’ Ebene zu verhindern, dann stellt sich die Frage nach Wesen und Funktion der Freiheit. Als ‘Gegenpol’ zur Gleichheit kann sie eigentlich eh nur die ‘Freiheit zur Macht’ sein, was dann andererseits die etwas merkwürdig anmutende ‘Freiheit zum Gehorsam’ impliziert, von der aber auch schon Hannah Arendt meinte, sie wäre kein Recht.
Bliebe noch die Freiheit von unpersönlichen Zwängen, was dann wohl wieder auf diesen kryptischen Satz verwiese, Freiheit sei ‘die Einsicht in die Notwendigkeit’. Wobei die Kunst dabei natürlich wäre, tatsächliche Notwendigkeiten von eingebildeten bzw in erster Linie ‘gemachten’ zu unterscheiden.
September 7th, 2015 at 13:19
Ich muss dringend mal diesen Text aus meinem Studium ausgraben, da hab ich Freiheit als so etwas wie den Gegenpol zu Integration vorgestellt. Könnte ich natürlich auch rekonstrieren, aber ich bin doch so senil ;-)
September 7th, 2015 at 21:40
Flatter sagt:
“Dort hieß es aber “Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit”
xefix sagt:
Freiheit und Brüderliches geht niemals mit Gleichheit.
Zudem klingt Gleichheit wie ein Weichspüler.
Das sollten wir präzisieren.
Wo ist die eloquente Frau aus “Bochum” wenn Mann! sie mal braucht, um ihm über die Strasse zu helfen?
September 7th, 2015 at 21:43
Bitte übt Nachsicht. War eine Affekthandlung.
Habe kommentiert ohne Kommentare zu lesen:(
Hallo Wat ;)
September 7th, 2015 at 22:11
@WAT:
“Mich interessieren Beweise dafür, daß und ob Menschen in der Lage sind gemeinsam ihre Leben zu gestalten ohne übergeordnete Aufsicht/ ‘Kommando’/ Erziehungshilfe, whatever etc. oä.”
Dazu gibt es Dokumente. Konstantinopol/Istanbul hat eine Umfangreiche Bibliothek (um deren Zukunft ich mich sorge) die in den Sprachen des Balkan beschreibt, was
du nachfragst.
Im Übrigen lebten alle Völker autark, bis Kriegsherren auftraten. Die letzten waren ein Inselvolk auf einer Insel nördlich des “Ärmelkanals” 1066 oder so;)
im Zweifel “ipsum1 bei web in Deutschland”
Da gibt es auch Rufnummer.
nixfürungut
September 8th, 2015 at 02:33
@xefix(55) – Re-Hallo ;)
Daß in dieser Jahrhundert(e)-Bibliothek schon Beweise für ein solches Zusammenleben zusammengetragen sind, die kapitalistisch ‘sozialisierte’ Menschen betrifft, ist denn doch eher neu.
Was sollte ich denn sonst ‘suchen’.
Ihr Zusammenleben ‘zu organisieren’, schaff(t)en auch schon Primaten…
Ebenfalls nixfürungut.
Btw. im übrigen geht es (mir) gerade nicht um autarkes Leben, weder von Gruppen noch einzelnen.
September 8th, 2015 at 11:32
OT: Der Tag, an dem ich aufhörte, youtube zu verlinken: Google starts punishing AdBlock users with unskippable YouTube video ads
September 8th, 2015 at 11:44
“YouTube relies on adverts to generate revenue that helps cover the cost of running all those video-serving servers.”
Mensch, und ich Noob dachte, die machen Kohle damit!
September 8th, 2015 at 12:06
OT: Ich frage mich zur Zeit eher, ob bald jeder bewaffnete Drohnen zur “Selbstverteidigung” benutzen darf. Falls ja, dann brauche ich auch so’n paar Dinger.
September 8th, 2015 at 13:25
Vergiss es, du brauchst ne Aufstiegsgenehmigung.
September 8th, 2015 at 13:41
OT: Der BND berichtet, “ISIS” habe Senfgas eingesetzt. Das von Assad vermutlich, Verzeihung, Saddam, nein das war russisches, äh … aus dem Iran, nein, warte …
September 8th, 2015 at 16:11
@61 flatter,
… von da kommt, wo ich nicht mehr wohne? Also bitte !
September 8th, 2015 at 19:18
psst!!
September 8th, 2015 at 20:58
OT: Die SPD protestiert gegen Kopp-Verlag.
Popcorn! Kann mal jemand fordern, dass sich die spd von den letzten 100 Jahren distanziert? “Krude Theorien” – Selten so gelacht.
Immer dieser Stress: Stimmzettel müssen wieder ins Altpapier
Die Stadt Köln muss 20.000 neu gedruckte Wahlzettel erneut vernichten. Zwar entsprachen sie dieses Mal den Layout-Vorgaben des Landes, jetzt war jedoch das Datum falsch. Dies bestätigte die Stadt dem Kölner-Stadtanzeiger. [..]
Thomas Fischer schreibt über die Wahrheit
September 8th, 2015 at 21:25
@Rainer [VOT] – Wie spricht man eigentlich korrekt den Namen ‘Carlos I’…? Auf der Suche nach Hinweisen stiess ich aber immerhin schon mal auf folgende schöne Blüte: “Carlos I gilt als Kopf des ersten großen europäischen Expansionsstaates der Neuzeit und als Pionier der europäischen Idee.” Skol!
September 8th, 2015 at 21:28
@Peinhart: “Carlos Primero“ – Salud! (Ich find’ den lecker.)
Dein Tipp damals mit Uruguay war richtig gut. Das Land “läuft” inzwischen zu fast 100 Prozent mit regenerativer Energie und aus den tisa-Verhandlungen sind sie gestern auch offiziell ausgestiegen, nachdem dort von Regierungsseite bereits im Juni 2015 Kritik geäußert wurde.
OT: Tomasz Konicz auf tp: Anatomie einer Liquiditätsblase
September 8th, 2015 at 21:57
@Rainer – Danke. Und ja, ich find’s auch weiterhin verlockend. Wie lange sollte man vernünftigerweise auf einen Lottogewinn warten…?
September 8th, 2015 at 21:59
Maximal 4 Tage, aber es ist in der Regel nicht deiner.
September 8th, 2015 at 22:00
Nee, echt jetzt mal: Ihr spielt Lotto?
September 8th, 2015 at 22:01
Nö, aber ich bin gebildet ;-P
September 8th, 2015 at 22:03
Okay, Mulder. Du kannst lesen.
September 8th, 2015 at 22:05
Spuren, Kienzle, und Wein.
September 8th, 2015 at 22:08
OT: Sz: Türkischer Premier kündigt “Auslöschung” der PKK an
Wein habe ich bisher noch nicht gelesen. Gute Idee für den Herbst.
Das Alphabet (südamerikanische Aussprache): Learn how to say the letters and sounds in Spanish
September 9th, 2015 at 12:12
*Neid* Der Somuncu schreibt für den Spiegelfechter, und wer schreibt für mich?
September 9th, 2015 at 12:23
Flatter, wo bleibt deine genauigkeit, soll ich sagen “wissenschaftlichkeit” – die wirtschaftswoche, er schrieb für die wirtschaftswoche und das groooßartich. Für dich, an dich, gegen dich (auha) oder auch mal nich – “dein” kommentariat.
September 9th, 2015 at 12:32
Nö, effektiv schrub er (auch) für den Spiegelfechter. Oder haben die über den Kommentaren etwas Relevantes zu sagen, das mir entgangen wäre? Siehste!
September 9th, 2015 at 12:43
Um des effektes willen zitierte/ verlinkte ihn der spiegelfechter mit kommentieroption, kann man effektiv nennen von wegen klicks und kommentaren – selber siehste. ;-)
September 9th, 2015 at 12:52
Wenn ich das totdifferenziere, klappt das mit dem unreflektierten Vorwurf aber nicht mehr, siehst DU?!!11!!
September 9th, 2015 at 13:00
Nichts ist unreflektiert und fürs totdifferenzieren ist nur zu wenig platz im internet – ich sehe es (ein) und schweig jetzt still (wie auch sonst). Das war jetzt ein reflex.
September 9th, 2015 at 21:15
Tut mir leid @flatter, daß Du nur uns hast…
September 10th, 2015 at 11:26
Sehr interessanter Artikel über Arbeit und Freiheit bei Marx und Hannah Arendt. Auch Integration als Gegenpol zur Freiheit wird dabei zentral thematisiert, auch wenn das Stichwort so nicht fällt. Aber eine ‘eliminierte Pluralität’ als Folge der (Selbst-)Eingliederung in eine nachkapitalistische, nur noch von den materiellen Notwendigkeiten des ‘Stoffwechsels’ determinierte Gesellschaft könnte man mE wohl genau so verstehen.
September 10th, 2015 at 12:04
Diese Angst verkehrt freilich die realen Verhältnisse. Es ist doch gerade so, dass die Überhöhung einer angeblichen Individualität, einhergehend mit buchstäblich raffinierten Techniken des Divide-et-impera, die Menschen völlig vereinzelt. Dies wiederum – Vereinzelung – ist adäquat totaler Freiheit, der des Selbstsorgers, der kein Kollektiv mehr braucht, in das er sich integrieren müsste. Das ist in aller Kürze die Gesellschaftspsychose der kapitalistischen Postmoderne.
September 10th, 2015 at 12:23
Und das, was man als den geistigen Nährboden von amerikanischer Kultur bezeichnen kann.
Nette Grüße aus den diversity-Minderheitenbewegungen.
September 10th, 2015 at 13:06
Aber nicht gelesen, oder?
September 10th, 2015 at 13:15
Wer jetzt was?
September 10th, 2015 at 13:19
Den in #81 verlinkten Artikel. Ich gehe davon aus, dass #82/#83 eine Antwort darauf sein sollte. Es geht darin aber ja gerade nicht um die jetzt realen Verhältnisse.
September 10th, 2015 at 13:33
Letzteres ist richtig, aber der Artikel, der Arendt/Marx kritisiert ist aktuell, und die Entwicklung des Kapitalismus amerikanischer Art kannte auch Arendt. An dem hat sich bis heute nichts prinzipiell geändert, nur ggf. graduell. Ich habe den Artikel nicht nur gelesen, ich spreche von Arendts Angst vor der “eliminierten Pluralität”.
Selbst der Nationalsozialismus hätte darüber hinaus Stoff geliefert für den Unsinn einer Tilgung des Indivduellen/der Pluralität. Würde jetzt hier zu weit führen, aber ein Zwang ins Kollektiv – zumal unter Todesdrohung – ist keine Integration. Solcher Zwang tilgt auch nicht Pluralität, sondern unterdrückt sie, das ist etwas völlig anderes.
Nun zu postulieren, Marx befürworte quasi die Uniformität (als Gegenpol zur “Pluralität”), ist m.E. das kapitalistische Ressentiment gegen jede Alternative, der er stets das Böse andichten muss. Was hat ein von der Ware befreites Wirtschaften (meinetwegen auch “Allozieren”) mit “eliminierter Pluralität” zu tun? Das sind solche Interpretationen, die den Herrschaftsanspruch der KP den dollen Freiheiten im Kapitalismus gegenüberstellen, aber weder eine Analyse der politischen Uniformität im Kap. (z.B. USA, aber auch die faschistischen Staaten der 30er Jahre) anstellen noch sich mit dem utopischen Kern des Kommunismus befassen.
September 10th, 2015 at 14:05
@ Peinhart Nr. 86
War eine Antwort auf Nr. 82; hätte ich vielleicht dazuschreiben sollen.
September 10th, 2015 at 14:25
@flatter #83 – Ok, so gehe ich natürlich mit, mein (Lese-)Fehler. Wäre aber schön, wenn du deinen alten Text noch fändest.
@matrixmann – Danke, hatte ich auch als Ergänzung verstanden.
September 10th, 2015 at 23:08
Thilo Sarrazin macht sich auch Gedanken über die Gleichheit: “Ein Asylrecht wie das gegenwärtige bedeutet, dass im Grunde 80 Prozent der Weltbevölkerung wegen ihrer heimatlichen Verhältnisse bei uns sein können. Das ist auf Dauer nicht haltbar.” Soso, aha.
September 10th, 2015 at 23:18
Bestechende Argumentation. Wir müssen jetzt 6 Milliarden Menschen hier aufnehmen. In unserem Schlafzimmer.