Wenn derzeit wieder einmal aufgerufen wird, an irgendwen irgendwas zu spenden, um “für Flüchtlinge” zu sein, kann ich mich nur am Kopf kratzen. Uiuiui, zehntausend Euro! Wofür noch gleich? Für Blogger? Zumindest einem wäre damit ein Weilchen geholfen, aber Flüchtlingen?
Wenn man etwas für Flüchtlinge tun will, sollte man vielleicht zuerst damit aufhören, die Kriegstreiber zu legitimieren, die für die Ursachen verantwortlich sind. Man sollte wohl das “Supergrundrecht Sicherheit” einmal in Relation setzen zu den Menschenleben, die es kostet. Damit Omma Kawuppke sich sicherer fühlt in ihrem Schaukelstuhl hinter der dreimal verriegelten Tür, wählt sie CDU oder ÖVP, SVP, SPD oder inzwischen auch die Olivfarbenen. Jeder, der so etwas wählt, weiß, dass er den Krieg wählt, und der führt zu Vertreibung und Flucht.
Es ist mein Geld
Nun ja, reden wir aber einmal über das, was zählt, nämlich Geld. Wir sind die Guten, und wenn wir Sozialdemokraten sind, kümmern wir uns sogar. Wir sind die Schwesig und hauen satte 21,5 Millionen raus für die Betreuung von Flüchtlingen. Damit sollen 5000 Ersatzzivis eingestellt werden. Selbst wenn man jetzt annähme, das da nicht ein Dollar in Mehrwert und Verwaltung versickert, sind das ganze 358,33 Euro pro Nase und Monat.
Wenn ich mir die bisherigen Ansprüche an Helfer in diesem Segment anschaue, dann ist das bemerkenswert sparsam. Den sozialpädagogischen Mitarbeiter/innen in der Flüchtlingsbetreuung werden bislang sogar strikt entsprechende Sprachkenntnisse abverlangt in den Stellenausschreibungen. Bald tut es also auch ein Schnösel, dem sie dafür nicht einmal 400 Euro in die Hand drücken.
Die Kosten werden anderswo in anderen Dimensionen veranschlagt. Davon darf man dem Michel aber eben nichts sagen, denn der ist ja der Meinung, das gehe alles von seinem Brot ab, das sei dann weg und er müsse darben. Schon gar nicht gehen sie also hin und rechnen diese schrecklichen Kosten dorthin, wohin sie gehören: in die Kriegskasse. Dafür ist ja immer genug da, die Raucher wissen, was ich meine:
Internationale Solidarität
17 Milliarden gingen bereits mindestens drauf, weil Thunder Struck “unsere Freiheit am Hindukusch verteidigen” ließ. Anfang 2008 hat Joseph Stiglitz die Kosten des Irakkriegs auf drei Billionen Dollar geschätzt. Wissens’ schon, unsere Freunde, die Koalitionäre gegen den Terror, Weltpolizei, die Guten®. Während sich für die amerikanischen wie deutschen Bürger das Ganze zu einem teuren Vergnügen entwickelt hat, lacht das Kapital: Selten so viele Waffen fürs Wachstum® verkauft.
Tja, und während Europa die Flüchtlinge unterbringen muss, schreien die europäischen Michels “Haltet den Dieb!”, denn sie wissen, dass die Elenden ihnen auf der Tasche® liegen werden. Seltsam: Als der Billionen-Kuchen auf die Flugzeugträger geladen wurde, hat sie das nicht gestört. Milliarden für die Tötungsmaschinerie, da schweigt er. Aber wenn die Überlebenden hier integriert werden sollen (was sich ganz nebenbei sehr positiv auswirken kann), da hat er Angst um sein Schnitzel. Da ist dann keine Rede mehr von “uneingeschränkter Solidarität”, und der “Krieg gegen den Terror” weicht dem Applaus vor brennenden Unterkünften. Na dann spendet mal schnell ein paar Euro, damit ihr das alles wieder vergessen könnt!
August 27th, 2015 at 14:18
Für solche texte “liebe” ich dein blog. Danke.
August 27th, 2015 at 14:44
Soeben auf stepstones entdeckt:
Wir suchen zum 1. Oktober 2015 befristet auf zunächst zwei Jahre eine Fachkraft für die Beobachtung von Abschiebungen am Flughafen in Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld / ggf. zukünftig BBI (Stellenumfang 50%). Von der Caritas.
http://www.stepstone.de/stellenangebote–Fachkraft-m-w-fuer-die-Beobachtung-von-Abschiebungen-Berlin-Caritasverband-fuer-das-Erzbistum-Berlin-e-V–3441915-inline.html?cid=partner_oeffentlicher-dienst___SP
August 27th, 2015 at 14:51
Guter Text, aber der Satz ist natürlich Unsinn: “Jeder, der so etwas wählt, weiß, dass er den Krieg wählt, und der führt zu Vertreibung und Flucht.”
August 27th, 2015 at 14:52
Magst du mich erleuchten, inwiefern?
August 27th, 2015 at 15:02
Äh, ja, das hätte ich vielleicht gleich tun können…
Ich glaube nicht, dass das irgendjemand weiß. Wissen sollte, vielleicht, wenn man die Einschätzung dahinter teilt. Deine Formulierung, wörtlich verstanden, würde meinem Verständnis nach heißen, dass Leute sagen würden: “Wenn ich die Parteien wähle gibt es hier und da Krieg, aber das ist mir ganz recht so oder egal, also wähle ich die.” Das ist aber ja nicht so. Das wird entweder, wenn es Anzeichen dafür gibt, die wahrgenommen werden, verdrängt, oder aber gar nicht so gesehen. Daher ist die Formulierung so zumindest wörtlich aus meiner Sicht nicht zutreffend. Von Wissen im Sinne von sich dessen bewusst sein, welche Folgen die Wahl möglicherweise dahingehend konkret hat, kann meines Erachtens keine Rede sein.
August 27th, 2015 at 15:05
Okay, insofern hast du recht. “kann/sollte/muss wissen” wären präzisere Formulierungen.
August 27th, 2015 at 15:05
Yep, flatter, schließe mich da ganz @oblomow an.
1x Horst: Bald tut es also also
August 27th, 2015 at 22:55
Lief bis eben Willkommen auf Deutsch und zeigte, dass in dem Punkt, wenn’s um die Dahergelaufenen aus aller Welt geht, der ‘Michel’ sich durchaus mit seinen Staat einig sein kann, der Fisch stinkt halt immer vom Kopf.
August 28th, 2015 at 07:49
@flatter
Hast Du einen Faible für letzte Absätze? ‘Mal wieder obergenial.
Weiter machen!!!
August 28th, 2015 at 08:18
Geld, ach ja. Die EZB pumpt zZt immer noch 2 Milliarden ‘frisches Geld’ in den ‘Markt’®. Täglich. Sinnigerweise wartet man dabei nicht erst ab, dass dieses Geld irgendwie und sowieso in der Finanzsphäre ankommt, sondern injiziert es intravenös lieber gleich direkt dorthin. Und hofft naiverweise, dass es über Kredite etc dann irgendwie in die sog. ‘Realwirtschaft’ heruntertrickelt. Das Geld über die ‘Sozialsysteme’ inkl. ‘Flüchtlingshilfe’ einzuspeisen kommt natürlich nicht in Frage – es würde bei der Klientel ja nur den Sinn für den ‘Wert des Geldes’ untergraben, der bei Bankern aber bekanntlich vorausgesetzt werden kann.
Aber dann werden diese Flüchtlinge ja auch noch frech wie Artikel: “Uns passt die Richtung der Hilfe nicht, die immer mehr in Mode kommt. Die Fluchtursachen werden nicht thematisiert. Die Leute leisten humanitäre Hilfe, oft ohne darüber nachzudenken, dass sie auch Ursache des Problems sind.” Vielleicht sollte man die ‘Flüchtlingsquoten’ einfach mal anhand des Anteils an den weltweiten Rüstungsexporten berechnen. So mal als Anfang.
August 28th, 2015 at 10:26
“Vielleicht sollte man die ‘Flüchtlingsquoten’ einfach mal anhand des Anteils an den weltweiten Rüstungsexporten berechnen. So mal als Anfang.”
… und bei allem “Hätte/ Wenn/ Würde/ Sollte” daran denken, daß Geld die umgewandelte Form der Ware ist und bleibt ;)
August 28th, 2015 at 10:56
Mit Waffengeld kann man nicht schießen.
August 28th, 2015 at 10:57
“Ay, caramba!”
August 28th, 2015 at 11:32
@flatter(12) – Man kann es auch nicht essen :P
… es verschöbe aber Eigentumsverhältnisse, wenn es woanders hinginge als getan… und das geht ja mal gar nicht, odda so.
August 28th, 2015 at 12:17
@Wat. – Sorry, ich wusste nicht, dass Flüchtlingsquoten auch in Währungseinheiten berechnet werden… :p
Im übrigen ist historisch die Entstehung des Geldes schon mal nicht an die Ware gekoppelt – die Ware in der von Marx analysierten Form entsteht erst mit und durch die Kapitalbewegung – andererseits ist Geld, ob’s uns passt oder nicht, im hier und jetzt die einzige Möglichkeit, an Dinge des täglichen Bedarfs zu kommen, die man nicht mal eben selber machen kann, weil man ua weder Zugriff auf die Rohstoffe noch auf die Produktionsmittel hat. Was ich dir eigentlich ja auch nicht erst erklären muss… ;)
August 28th, 2015 at 12:52
Eben :P
Allerdings – woran ist denn die Entstehung des Geldes sonst gekoppelt als an den (Waren-)Tausch?
August 28th, 2015 at 13:18
An Opfer, Gabe und Abgabe. Es hat in früheren Gesellschaften keinen (Waren-)Tausch in unserem Sinne gegeben, auch nicht in ‘Nischen’. In religiös statt kapitalistisch ‘überbauten’ Gesellschaften hatten ‘Geldangelegenheiten’ eine ganz andere Konnotation – wie eben auch reproduktive Tätigkeiten, die wir heute ‘Arbeit’ zu nennen pflegen. ;)
August 28th, 2015 at 14:11
Der “Verfassungsschutz [prüft] jetzt einen bundesweiten Zusammenhang zwischen rechtsextremistischen Anti-Asyl-Aktivitäten” – die prüfen ihre eigene Existenz, das nenne ich mal postmodern!
August 28th, 2015 at 15:58
@Peinhart:
Es hat in früheren Gesellschaften auch keine Trennung zwischen Produktionsmitteln und Produzenten dergestalt gegeben, dass die sich um des puren Überlebens willen als Arbeitkraft an die Eigentümer des ganzen, zur Produktion notwendigen Krams hätten verkaufen müssen. Der Witz ist eben, sobald dieser Zwang da ist, wird daraus ein materielles Herrschaftsverhältnis, ganz gleich, wie der jeweils offizielle Okkultismus das interpretiert.
August 28th, 2015 at 23:15
Ich glaubs nich, ich habe Netz…
August 29th, 2015 at 02:40
Einige Lebensmittelausgabestellen der Tafel verzeichnen einen stetigen Anstieg von Flüchtlingen, die nun auch noch zusätzlich um die eh schon immer knapper werdenden Lebensmittelspenden anstehen. Einige Ausgabestellen haben die Neuaufnahme von Bedürftigen vorübergehend eingestellt, da es sonst nicht für alle reicht. Die Bedürftigen sind darüber nicht glücklich.
Und es geht weiter…
August 29th, 2015 at 12:34
Wenn man etwas für Flüchtlinge tun will, sollte man vielleicht zuerst damit aufhören, die Kriegstreiber zu legitimieren,
An diesem Punkt wird die Doppelmoral der Aktionisten offenbar.
Schon gar nicht gehen sie also hin und rechnen diese schrecklichen Kosten dorthin, wohin sie gehören: in die Kriegskasse.
Jetz reduzier das mal nicht auf Polemik. Die Zurückverdummung der Massen gepaart mit dem Verlust an den Glauben an das System, sind auf grösserer Ebene betrachtet ein Mittel zum Zweck und Teil dieses perfiden Spiels. Man bedenke: die Herrschaften haben einen Exklusivzugang zu Informationen und Wissen, sowie die nötigen Resourcen die Massen zu lenken. Will sagen, ein ‘selbst Schuld’ sollte erweitern werden zu: ‘Niemand ist unschuldig’.
da hat er Angst um sein Schnitzel. Da ist dann keine Rede mehr von “uneingeschränkter Solidarität”, und der “Krieg gegen den Terror” weicht dem Applaus vor brennenden Unterkünften.
Schon Göbbels wusste es:
“Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben. Man kann die Lüge so lange behaupten, wie es dem Staat gelingt, die Menschen von den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Konsequenzen der Lüge abzuschirmen. Deshalb ist es von lebenswichtiger Bedeutung für den Staat, seine gesamte Macht für die Unterdrückung abweichender Meinungen einzusetzen. Die Wahrheit ist der Todfeind der Lüge, und daher ist die Wahrheit der größte Feind des Staates.”
August 29th, 2015 at 13:17
Falls noch jemand Sinn für schwarzen Humor hat, der Postillion bringt es wieder auf den Punkt:
Alles wieder gut: Österreich versenkt Lastwagen mit 71 toten Flüchtlingen im Mittelmeer
August 29th, 2015 at 23:39
@Marktmaler:
Lügen hatten immer schon kurze Beine, “Der Tag, an dem sie die Demokratie beerdigten”
August 30th, 2015 at 00:32
Link in #24
Hm…[Syrizas]“größter strategischer Fehler die Wahlen zu gewinnen”…
Ging nur, weil sie da angetreten ist.
Mußte sie wohl, weil sie in der Rechtsform Partei ist.
Sie war mal nur ein Wahlbündnis, in dem aber schon Parteien waren.
…
Möglicherweise, weil es so schön in meine ‘Vorurteile’ paßt, fühle ich mich bestätigt – meine ich zu wissen – warum das schief gehen mußte:
“Partei werden” – meint eben gerade nicht – “Partei gründen”!
August 30th, 2015 at 00:34
So! – weil´s hier so ruhig ist:
“So Da Sein in seiner Menschlichkeit als einzelner: Inständig horchte ich in die Welt hinaus, als könnte ich mir von dorther begegnen.” Peter Rosei, Von Hier nach Dort (nach vielen jahren mal wieder gelesen, weil hier im blog vor einiger zeit ein kommentar reingeplatzt ist, der mich an den roman erinnert hat)
There must be some way out of here
August 30th, 2015 at 08:20
In meine ‘Vorurteile’ wiederum passt, dass Varoufakis an einer entscheidenden Stelle nicht mehr wirklich nach dem ‘Warum?’ fragt bzw es vorschnell und leichtfertig mit persönlicher Gier und Machttrunkenheit beantwortet. Das mag für mehr als nur einzelne Akteure auch zutreffen, entscheidend ist aber, dass dahinter der, wenn man so will, gierigste und gefrässigste Götze steht, den menschliches Bewusstsein bis dato geschaffen hat. Der hat schon immer Opfer gebraucht, mindestens in Form der Lebens- bzw ‘Lebensarbeitszeit’ seiner mehr oder minder willigen Gläubigen, aber sie reichen nicht mehr hin.
Man hat ihm bereits die Zukunft zu fressen gegeben, und ein ‘Schuldenschnitt’, der Schule macht, würde bedeuten, dass er’s wieder auswürgen müsste und womöglich kollabiert. Platzen hingegen wird er nicht, er wird so lange weiterfressen, bis nichts mehr zu fressen da ist. Der ganze unsägliche Druck, von HartzIV bis zur Verödung ganzer Kontinente, dient nur dazu, dem leeren Stroh wenigstens noch etwas ‘Substanz’ beizumengen, um ihn auch weiterhin noch gnädig zu stimmen und weiteres Stroh akzeptieren zu lassen. Priester wie Krugman und Messdiener wie Schäuble spielen nur verschiedene Rollen, aber das gleiche ‘Spiel’.
Und so meint auch ein Varoufakis nur, ihn nicht nur noch retten zu können, sondern sogar zu müssen. Auch wenn die ‘Substanz’ gar nicht mehr beigebracht werden kann, oder nur noch Reste davon unter Opfern, die er zwar ablehnen möchte, aber nicht wirklich kann.
August 30th, 2015 at 10:29
@Peinhart(27)
Die ‘Reklamation’ der Strategie kommt ja auch nicht von Yanis Varoufakis; vom ehemaligen US-Finanzsekretär Larry Summers.
Allein diesen Gedanken/ diese Erwägung vermisse ich schon bei vielen Linken bzw. den wenigen, die ich sehen, lesen und hören kann…
August 30th, 2015 at 18:16
@ Peinhart #27:
U.a. wg. deiner ‘Vorurteile’ hatte ich das Interview überhaupt verlinkt, Marktmalers Anmerkungen bezgl. ‘Wahrheit’ vs. Lügen waren nur der Anlass ;-)
Der Witz, den ‘Experten’ von Krugman bis Varoufakis immerzu untern Tisch fallen lassen, bei all ihren Erklärungs- resp. Rettungsversuchen, ist ja, dass ‘Schnitte’ in der produktiven Substanz, i.e. Vernichtung von Sachkapital zum Kapitalverhältnis quasi naturgesetzlich dazugehören. Ganze Fabriken werden ‘entsorgt’, weil sie keinen Profit mehr abwerfen, und die Leute halt entlassen, weil ihre Arbeit demzufolge nicht mehr rentabel ist. Demgegenüber braucht es halt ‘außerökonomischer’ Gewalt, um Forderungen nach Rendite in Geld aufrecht zu erhalten, obwohl jeder weiß (der es wissen will), dass derlei Forderungen unmöglich zu erfüllen sind. Wenn einer wie Varoufakis an Hardlinern wie Schäuble politisch scheitert, blamiert er gerade seine Behauptung, den Saftladen retten zu können.
Btw, die Einzigen, die von Anfang an ziemlich nervtötend darauf rumhackten, dass SYRIZA nichts würde ändern können und am Ende klein beigeben täte, waren die MLer. Blöderweise ist der ‘Bewusstseins-Stand’ trotz Austeritäts-Politik der Gegenseite gerade auf einem historischen Tiefpunkt und der Organisationsgrad quasi nicht messbar.
August 30th, 2015 at 18:37
Weil ein Organisationsgrad gemessen an Parteistrukturen auch besser nicht meßbar ist, denn er würde nichts anderes ‘produzieren’. Der Staat würde durch Staat ‘ersetzt’ und die Ausbeutung der Menschen beibehalten.
… im übrigen bin ich kein ML-er (mehr) und kann mich nicht erinnern auch nur eine Sekunde was auf Syrizas Weg ins Parlament gegeben zu haben.
Das war ‘nur’ Sermon, aber mindestens hier genauso nervtötend :P
August 30th, 2015 at 23:53
@ Wat.:
“Der Staat würde durch Staat ‘ersetzt’ und die Ausbeutung der Menschen beibehalten.” Ach was, für ‘ne Weile kann man vom Mehrwert was für soziale Zwecke ‘abzwacken’, und wenn man dazu die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel + Ressourcen hat, können bspw. Räte bestimmen, was wofür warum wann mit wieviel Aufwand betrieben werden soll/kann/muss und diesbezüglich planen. Wie die Räte strukturiert sein müssen/sollen/können, wäre eine ganz andere Frage, und noch was ganz anderes, welche historischen Erkenntnisse/Erfahrungen dabei zu berücksichtigen wären.
Die Voraussetzung ist aber die politische Macht und die muss notfalls verteidigt werden können. Man kann den Staat erst beseitigen/abschaffen, wenn er keine ökonomische Funktion mehr hat. Andernfalls geht es so wie bei Arbenz Guzman, Lumumba, Allende, etc. Varoufakis ist insofern ein ‘Sonderfall’, nicht weil er den Kapitalismus ‘retten’ will (Arbenz Guzman wollte sowas ähnliches), sondern weil Griechenland keinerlei ‘Pfand’ hat und daher umso leichter erpressbar war/ist.
Die einzig wirkliche Alternative wäre in der Tat die Arbeiterklasse, und zwar in den Metropolen. Um deren ‘Bewusstseins-Stand’ sieht es halt beschissen aus, andernfalls brauchte niemand über die ‘Michel’ zu sinnieren. Man kann von den MLern halten was man will, Marx-Interpretationen gibts wie Sand am Meer, aber die einzige, die dem Kapital auf der sozialen Ebene was praktisches entgegezusetzen hatte, war halt die auf ML-Basis. Ich bleibe dabei, ohne diese Praxis hätte es weder einen ‘New Deal’ noch eine ‘Soziale Marktwirtschaft’ gegeben.
Der Witz daran ist, diese Praxis ging nie von den Arbeitern selber aus, sondern immer von ‘Empathie’-geladenen bürgerlichen Akademikern, Priestern oder Militärs. Und womöglich ist darin auch der Grund zu suchen, warum diese Praxis über die kleinbürgerliche Konsumidylle als Ideal nie hinauskam.
August 31st, 2015 at 00:16
Ich nicke.
August 31st, 2015 at 00:41
“Die einzig wirkliche Alternative wäre in der Tat die Arbeiterklasse, und zwar in den Metropolen”.
Erzählt mir einer, der nicht mal weiß, was ein produktiver und was ein unproduktiver Arbeiter ist. Also nicht mal weiß, wer zur Arbeiterklasse resp. Proletariat ‘gehört’.
“Um deren ‘Bewusstseins-Stand’ sieht es halt beschissen aus, andernfalls brauchte niemand über die ‘Michel’ zu sinnieren. Man kann von den MLern halten was man will, Marx-Interpretationen gibts wie Sand am Meer, aber die einzige, die dem Kapital auf der sozialen Ebene was praktisches entgegezusetzen hatte, war halt die auf ML-Basis. Ich bleibe dabei, ohne diese Praxis hätte es weder einen ‘New Deal’ noch eine ‘Soziale Marktwirtschaft’ gegeben.
Jo klar, von Surplus hatte Marx ja auch nichts geschrieben.
“Der Witz daran ist, diese Praxis ging nie von den Arbeitern selber aus, sondern immer von ‘Empathie’-geladenen bürgerlichen Akademikern, Priestern oder Militärs. Und womöglich ist darin auch der Grund zu suchen, warum diese Praxis über die kleinbürgerliche Konsumidylle als Ideal nie hinauskam.”
Der Witz ist ein ganz anderer – Du meinst wohl, wenn Du diesen Blödsinn noch x-mal wiederholst, könnte der wahr werden.
Wird er aber nicht.
Die Praxis machten 1871 andere und Räte (Sowjets) erfanden auch andere.
Aber versprühe ruhig weiter Dein unsägliches Gift, was Ausbeutung verklärt – wenn die so toll ist, daß sie weiter bestehen kann, dann bleib ich hier im Kapitalismus. Da kann ich Dir das wenigstens noch um die Ohren hauen, ohne daß ‘Du’ die Macht dazu hast, mich dafür aufzuhängen oä.
Oder willste mir nun noch einreden, daß bißchen Mehrwert ist keine Ausbeutung.
… womöglich, weil der ja dann viel besser eingesetzt wird.
Menno, träum weiter.
Ausbeutung richtet sich nach Mittelherkunft; nicht Mittelverwendung.
Da Du ja immer so absolut ökonomisch wissend dastehen möchtest: Planen kann nur und muß der, dem die Produktionsmittel gehören.
Wo genau paßt da ein Mehrwert rein?!
@flatter(32) – das war ja auch das Ziel. Mehr sollste auch nicht machen :P
August 31st, 2015 at 00:55
Hihi, nee, es gibt 2 Aspekte, die ich wichtig finde: Das “Proletariat” ist (selbst) da, wo es sich zu befreien schien, immer wem hinterher gelaufen. Ich stelle die Frage ganz offen: Was lernen wir daraus?
Und zweitens: wie sieht eine Übergangsphase aus, die nicht aus nuklear verseuchten Ruinen stattfindet?
Ich wäre sehr dafür, dass die Ausgebeuteten sich erhöben im vollen Bewusstseins des ‘Seins’, aber wie wahrscheinlich ist das? Ich sehe bei dir tendenziell das Flassbeck-Syndrom: Wo er meint, “man müsste nur” und nicht sieht, dass Kapitalismus nicht von Willen abhängt, magst du nicht sehen, dass alles auf einmal nicht zu haben ist. Was mich interessiert, ist, wie man den Kap. so knacken kann, dass Überleben möglich ist und es schrittweise weitergeht.
p.s.: Sleep well!
August 31st, 2015 at 01:21
@flatter(34)
[Was lernen wir daraus] – Eines der Hauptprobleme; wer ist “wir”.
Was gab und gibt es denn so – die ganze Gesellschaft ist hierarchisch aufgebaut, die ‘Heilsbringer’ meinen und meinten das Führerprinzip durch das Führerprinzip ersetzen zu müssen wie den Staat durch den Staat.
Da wo sie (die ‘normalen’ Menschen) das nicht so wollten, wurden sie…. ‘zur Ruhe gebracht’ – (zb. Kronstadt)
Was lernen wir daraus – das wir lernen müssen. Ja, ich auch – nämlich mit ‘denen da draußen’ gemeinsam.
Wir haben eben nicht das Superrezept. Wir wissen, woran es hier krankt, wir könnten wissen (die ‘draußen’ wissen es) warum die bisherigen Versuche in die Hose gingen.
Haut in Griechenland oder Spanien gerade einer Atombomben rein, weil sie dort an vielen Ecken und Enden Alternativstrukturen aufbauen/ nutzen?
Nee, aber es könnte sein, daß sich herausstellt (hat sich für mich schon, denn sie rennen ja gerade nicht jedem hinterher, sonst wären die ganzen Sekten ja nicht so michelverdrossen) daß sie/ wir anderen keinen Bock haben uns erklären zu lassen, was wir für Leben, lebenswert und wichtig halten.
Von jetzt auf gleich geht Knacken nicht, nicht (nur) wegen des Kapitalismus, wegen uns selber (der s.g. Michel genauso wie wir), die keine Idee haben, aber meinen zu wissen, was für andere gut ist…
… natürlich ist der knackbar durch Praxis, ‘ökonomische’ und soziale Praxis.
Auf einmal ist nirgends was zu haben und zu kriegen, nicht mal in der Samson-Variante, da wirste auch und dann sogar auf immer und ewig auf die Zukunft vertröstet.
Mit ‘eigener’ Praxis schaffen wir aber ein Fundament, auf dem sich dann weiter schrittweise was weiterentwickeln kann.
Dieses blöde Thema: Gemeinsam Machen. U know.
Btw. am Anfang aber eben existentielle Dinge – sorry, ich bin nunmal Materialist – und ich vermute – ‘die da draußen’ auch.
Sleep well, too.
August 31st, 2015 at 09:10
So, und nun komm ich wieder mit der allseits beliebten These, dass eine Mehrwertproduktion auf dem gegenwärtigen ‘Stand der Produktivkräfte’ gar nicht mehr möglich ist, dass wir uns nicht in einer der üblichen und naturgesetzlichen Überproduktionskrisen befinden, die nur wieder ihrer ‘Bereinigung’ mit den üblichen Opfern harrt, sondern dass diese Bereinigung ‘strukturell’ gar nicht mehr möglich ist. Das würde für Samsons Persepktive bedeuten, dass auch eine ‘Mehrwertproduktion für soziale Zwecke’ nur noch illusorisch ist, und für die der Wat. (mit der ich grundsätzlich eher sympathisiere), dass womöglich schlicht nicht mehr genug Zeit bleibt, rein von unten etwas aufzubauen, bevor uns der Saftladen ‘auf seiner eigenen bornierten Grundlage’ vollends um die Ohren fliegt, von den allfälligen ökologischen Verheerungen mal ganz zu schweigen, ebenso wie von der beginnenden Völkerwanderung, um das Eingangsthema aufzugreifen. Was aber natürlich nicht heisst, dass man es nun nicht tun sollte, ganz im Gegenteil.
Das könnte oder würde bedeuten, dass auch der Staat nach einer ‘politischen Machtübernahme’ gar keine weitere Ausbeutung mehr betreiben könnte, und schon gar nicht zu irgendwie noch ‘humanen’ Bedingungen. Der Versuch müsste notwendig ein weiteres Mal scheitern, genauso wie die fruchtlosen Bemühungen, die gegenwärtige Krise auf der Grundlage des Kapitals noch mal zu lösen. Der Versuch würde nicht mal mehr sowas wie eine ‘nachholende Modernisierung’ noch anstoßen, er müsste, ebenso wie inzwischen selbst die kapitalistischen Zentren, zum Verzehr sowohl der in der Vergangenheit aufgebauten Substanz (Infrastruktur und ‘Soziales’) als auch der Zukunft (in Form von uneinlösbarer Verschuldung) greifen, um eine ‘Mehrwertproduktion’ noch weiter zu simulieren.
Die ‘Machtübernahme’ müsste und könnte also nur dazu dienen, diesen einstmals angedachten aber mittlerweile schon schlicht nicht mehr möglichen ‘Zwischenschritt’ – die Frage, ob das überhaupt klappen könnte oder nur neue Herrschaft zementieren würde stellt sich gar nicht mehr – zu überspringen und stattdessen gleich das ‘Gemeinsame Machen’ zu organisieren und zu helfen, die notwendigen Vernetzungen etc als direkten Ersatz der ‘Wertvergesellschaftung’ zu implementieren.
Er würde also in der heutigen Form (als ‘bürgerlicher Rechtsstaat’ gleich ob kapitalistischer oder ‘sozialistischer’ Prägung) tatsächlich ‘absterben’ müssen, auch wenn Machtausübung zumindest vorübergehend keinesfalls ausgeschlossen werden kann. Allein schon, weil der Götze am Weiterfressen gehindert werden muss, wenn wir nicht auf die ‘nukleare Wüste’ warten wollen. Man denke nur an die ‘Bereinigungskosten’ der letzten großen Krise und wie lange – bzw kurz – der Saftladen dann auf eigener Grundlage wieder ‘prozessierte’ bevor er bereits die nächste, gegenwärtige aufbauen musste.
Es spricht mE alles für die eingangs zitierte These, zumindest habe ich noch kein Moment gefunden, was sie ‘falsifizieren’ würde. Auch nicht zB der angebliche Aufstieg Chinas, dessen Industrie genauso kollabieren wird wie die spanische Bauindustrie, wenn auch leider nicht so vergleichsweise ‘lautlos’. Wer solche Momente dennoch weiter sieht, immer her damit…
August 31st, 2015 at 11:13
Wer fühlt sich denn noch überhaupt als Proletarier? Von den Malochern die ich so kenne keiner. Höxtens ein paar junggebliebene Altlinke.
August 31st, 2015 at 11:43
Ich kann das auch noch mal pointierter fragen: Nehmen wir an, wir hätten eine sozialistische Regierung, die als legitim betrachtet wird; am Ende vor allem vom Militär und den anderen Knarrenträgern. Nehmen wir an, die wenden sich nicht gegen die Regierung. Wenn eine solche Regierung also entsprechende Freiheiten hätte, was sollte sie dann tun? Die Anarchie ausrufen? Staassozialismus organisieren? Oder womöglich weiter Kapitalismus betreiben, weil Staatssozialismus schlecht ist?
August 31st, 2015 at 11:49
Wer oder was ist/ bezeichnest Du als “Sozialistische Regierung”…
Eine, die uns dahin bringen will?
August 31st, 2015 at 11:51
Na wat denn sonz, also eben eine, die keine Marktwirtschaft® mehr will.
August 31st, 2015 at 12:03
Wenn sie keine Marktwirtschaft mehr will, hat sie nur die Option Staatssozialismus…
… verbunden mit der einzigen Option an der Macht bleiben zu müssen, daß das irgendwann auch mal was mit dem freien Leben wird.
Also das ‘langweilige’ ausgelatschte Spiel, die Ressourcen in die ‘Hand’ zu nehmen und versuchen den Menschen zu erklären, daß Ihr Leben dadurch besser wird.
Blöderweise, wird’s das aber nicht – weil dann nämlich das was das Leben der Menschen bestimmt, nicht mehr ‘nur’ Gesetzmäßigkeiten sind, denen sie bisher unterworfen waren und sich haben, Menschen sind.
Menschen, die wissen, was besser ist, was gut ist – die aber nicht den leisesten Schimmer haben…
Macht personifiziert.
August 31st, 2015 at 12:21
Verstehe ich nicht ganz, das ist so abstrakt, und habe auch mit dem Sinn meine Probleme. Die Frage ist doch sehr konkret, nimm dir meinetwegen eine beliebige europäische Regierung – es sind nun einmal verfasste Staaten, die über die Ressourcen entscheiden, mit dem oder gegen das Kapital. Was macht man mit diesem Staat? Der ist da, egal, ob ich das will oder nicht. Warte ich also ab, bis er weg ist? Ignoriere ich, dass er qua Gesetz jede Altrnative unterdrückt bzw. das kann? Oder nutze ich ihn? Das sind doch sehr konkrete Fragen.
August 31st, 2015 at 12:24
OT: Fefe hat Jeremy Corbyn entdeckt. Man sollte mehr SpOn lesen ;-)
August 31st, 2015 at 12:35
@Wat. – Worauf genau willst du eigentlich warten, und wie lange? Bis wirklich alle und der letzte, und womöglich noch ganz von selbst, also ohne irgendeine Form von Agitation sprich Manipulation, auf den Trichter mit dem gemeinsam selber Machen kommen? Und den Staat dann in dem Moment auf ein Mal und schlagartig fallen lassen können wie die berühmte heiße Kartoffel, die er natürlich nun mal ist? Ich kann mich da der flatterschen #42 (sic!;) nur anschliessen…
Gegen personifizierte Macht helfen im übrigen, so grausam das ist, am ehesten formelle Strukturen, die ollen Räte würden sich immer noch anbieten. ‘Führerpersönlichkeiten’ hingegen züchtest du dir hingegen am ehesten durch den Verzicht auf sowas, durch ‘informelle Basisdemokratie’ bis zum Umfallen und in jeder popeligen Frage.
August 31st, 2015 at 12:37
@flatter(42)
Ja, die Fragen sind sehr konkret.
Der Staat entscheidet mE überhaupt nicht über die Ressourcen, das macht das Kapital. Der Staat ‘sorgt nur’ dafür, daß es das kann.
Was man mit dem Staat macht? Ich kann Dir sagen, was ich gern würde – ihn ‘links’ liegen lassen.
Der wird nicht einfach verschwinden, solange ‘wir’ den brauchen, bleibt der – egal wie er ist im übrigen.
Ja, ignoriere, daß er jede Alternative wegdrücken kann/ könnte – denn noch hast ‘Du’ keine!
… nicht mal in Ansätzen.
… und weißt demzufolge auch nicht, ob das eine wäre.
Denn dazu gehören Menschen, die mehr und anderes machen, als in Blogs schreiben ;)
August 31st, 2015 at 12:38
@flatter #38 – Ich kann das auch noch mal pointierter fragen…
Habe ich schon erwähnt, dass ich dich hasse…? :p
August 31st, 2015 at 12:42
@Wat.:
“Der Staat entscheidet mE überhaupt nicht über die Ressourcen, das macht das Kapital.”
Ich wollte davon ausgehen, dass es kein Kapital mehr geben soll. Hat in der DDR auch das Kapital entschieden?
August 31st, 2015 at 12:52
@Peinhart(45)
Worauf ich warte?
Fragst Du mich nicht das erste Mal…
Ich könnte fies sein und sagen: bis Du endlich raffst, daß eine Welt, die Dir besser erscheint, lange keine ist oder wird, wenn es die anderen Weltbewohner ganz anders sehen oder möchten :P
Agitiere von mir aus, mache ich hier anderes als Propaganda – ich würd’ mal meinen – Nee.
Aber Redenschwingen allein kann es mE nicht bringen. Praxis, Praxis, Praxis – Du hast doch eigentlich die theoretische Unterfütterung, ne gute Analyse, warum das hier nicht läuft, aber wenn ‘Du’ nicht wenigstens im Kleinen zeigen/ beweisen/ machen kannst, daß es ohne diesen ganzen Kram geht, ist die ganze Theorie, so ‘toll’ sie ist, für Eimer.
Menschen lernen aus Erfahrungen, auch Du und ich.
… und halten wir uns bitte nicht für klüger.
Das was wir an Büchern mehr ‘intus’ haben, sind uns andere (zusammen erst recht) an praktischer Erfahrung, das Zeug zum Leben zu machen, voraus.
August 31st, 2015 at 12:56
@flatter (47) –
Du schrubst oben auf meine Nachfrage explizit von europäischen Regierungen, das meinte mir im hier und jetzt.
In der DDR hat nicht das Kapital entschieden, sondern ‘erleuchtete’ Menschen.
Kapital gab es in der DDR, es sollte nur keiner mehr ausschließlich davon leben können.
August 31st, 2015 at 13:16
Yo, und im Hier und Jetzt hatten wir neulich mal darüber spekuliert, ob eine Syriza z.B. verstaatlichen kann und aus dem Kap. einen Staatssozialismus basteln könnte, für den Übergang.
In mir verfestigt sich der Eindruck, dass Second Best oder Third Best eine reale Möglichkeit sein kann, schrittweise aus dem Kap. heraus zu kommen. Ich habe keine Hoffnung auf dein “Machen”, weil ich es erlebt habe, weil ich sehe, dass es keine Alternative im Kapitalismus geben kann. Dafür sorgt nicht nur die Konkurrenz, sondern vor allem der Staat, der keine Organisation zulässt, die sich nicht ins Kapitalgefüge einpasst.
August 31st, 2015 at 13:38
So oder so – die Praxis wird’s zeigen.
C’est la vie.
August 31st, 2015 at 13:46
@Wat. – Diese Praxis ist richtig und wichtig, auch die gescheiterte und weiterhin scheiternde, sage ich ja auch immer wieder, aber es wird nicht reichen. Zeitlich nicht, und ‘strukturell’ auch nicht, auch aus den schon von flatter angeführten Gründen. ich habe das hier in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wendland auch ähnlich erfahren und erleben dürfen.
Und wenn ich nach reiflicher Überlegung zu der Ansicht gekommen bin, dass etwas ‘richtig’ oder gar ‘geboten’ erscheint, dann versuche ich danach zu handeln, und wenn das andere nicht so wollen, dann sollen und werden sie sich artikulieren und ggf auch wehren. Wird nicht ausbleiben. Die ‘große Masse’ aber sitzt derweil vorm Fernseh und ‘will’ eigentlich so wirklich weder dies noch das, sondern nur irgendwie ihre Ruhe… die sie aber so oder so nicht mehr bekommen wird, egal ob ich nun auf sie warte oder nicht.
August 31st, 2015 at 13:51
@flatter: Jetz nicke ich ;-)
“Erzählt mir einer, der nicht mal weiß, was ein produktiver und was ein unproduktiver Arbeiter ist.”
Hihihiiii, erzählt ausgerechnet eine, die behauptet, im Kapitalismus was entwickeln zu wollen, worin diese an Abstraktion nicht zu überbietende Sortierung, und die daher immer schon gewaltgesetzt daher kommt, nix (mehr) gelten soll.
@Peinhardt # 36:
Nur ganz kurz, hab wenig Zeit im Moment:
Ein ‘in sich geschlossenes’ System kommt freilich an derlei Grenze, dann bleiben zwei ‘Optionen’: Mittels ‘Festpreis’ einen Markt zu simmulieren und allen ‘Lebensstandard’ unter Kurratel zu stellen oder die Planung nach anderen Prämissen zu machen. Dann merkt man halt, wie idiotisch die Unterteilung in produktiv vs. unproduktiv ist, wenn die Arbeit trotzdem gemacht werden muss. Nicht von ungefähr sind im Kapitalismus für Lebensnotwendiges zunehmend ‘Hilfsorganisationen’ zuständig, die bis auf paar ‘Amtsinhaber’ von ‘Freiwilligen’ ‘ehrenamtlich’ betrieben werden.
August 31st, 2015 at 13:53
@Peinhart
Ich glaub, die Friedhofsbänke werden langsam knapp *schmunzel*
… und solange sie/ wir ihre Ruhe kriegen, gibt es auch keinen Grund was zu ändern.
Nee, wirklich nicht.
Im übrigen will ich die Planung nach anderen Prämissen machen. Dazu müssen die, die Planen aber die Produktionsmittel haben.
… und nicht erst dazu erzogen werden müssen, daß sie, wenn sie sie haben, auch das richtige damit machen.
Bis dahin haben sie sie nämlich nicht und damit fällt schon mal die entscheidende Prämisse für die andere Planung weg.
Edit: Aber ok, jeder hat seine Erfahrungen und daraus seine richtigen Schlüsse. Das gilt aber eben für alle Menschen, auch die, die vermeintlich nur ihre Ruhe wollen.
August 31st, 2015 at 14:24
@Samson – OOT: ich frage mich nicht das erste Mal. ob du bei unserem letzten Disput nicht vielleicht Kurz mit Heinrich verwechselt bzw ihm zugeschlagen hast…?
August 31st, 2015 at 15:35
@Peinhart: War der Heinrich nicht der, der das ‘Kapital’ quasi neu lesen wollte, und dabei den Profitratenfall bestritten hatte, i.d.S., der sei ‘empirisch’ nicht nachweisbar o.s.ä.?
Was mich bei Kurz so genervt hat, war diese Abspaltungsgeschichte. Mal abgesehen davon, dass er damit dem ganzen Wertkram eine Bedeutung beimisst, die sehr ähnlich der ML-Version ist (deren politischer Fehler es m.E. war, den Mehrwert quasi ‘missbrauchen’ zu wollen), lässt sich allein aus dem Profitratenfall kein meinetwegen ‘finales’ Szenario entwickeln. Eben weil der ganze Laden politisch, also gewaltsam strukturiert ist.
Im Übrigen hat Wat. ja recht, die, die planen, müssen über die Produktionsmittel verfügen, nur müssen Planer und Plan Ausführende nicht in jedem Fall identisch sein. Das ist wirklich die einzige, wenn man so will, ‘historische Errungenschaft‘, die man dem Kapital anhängen kann, dass nämlich alle kapitalistische Produktion a priori gesellschaftlich stattfindet. Und zwar nicht, weil Produzent und Werkzeug getrennt sind, sondern weil kapitalistischer Zweck der Produktion eben nicht Eigenbedarf ist.
August 31st, 2015 at 16:31
Gesellschaftlich identisch können sie schon sein.
Ok, das ist zu kryptisch, ich denk mal über eine andere Formulierung nach.
Dh. eben auch, daß es dann eine ‘Vermittlung’ geben muß, die sich nicht verselbständigen kann.
Denn wenn mir das Zeug in Stuttgart quasi genauso gehört, wie das in Schwedt/Oder, muß es irgendwas – wenn es das nicht gibt – eben irgendwen geben der vermittelt.
Ich für meinen Teil würd’ lieber gern darüber reden, wie die Vermittlung von “irgendwas” erfolgt. Ich hab’s da eher so mit den sich selbst tragenden Prozessen, da ich finde, nur aus denen kann sich was weiter (vorwärts) entwickeln.
Was könnte das sein, wenn es kein Geld oä Äquivalenz ist?
August 31st, 2015 at 17:06
Ich spinne mal ein wenig (provokativ?) weiter…
Die gesellschaftliche Produktion wird also dann über irgendwas oder irgendwen vermittelt. Die vorhandene?
Leg ich mich dann in einer Investitionswüste (mein lieber Osten) in die Sonne und erwarte, daß die Menschen, die wo wohnen, wo noch was produziert wird, für mich mitmachen, wenn ich einen Bestellschein abgebe?
Oder soll hier am Ort was neues entstehen, daß ich mich nicht nur bediene? Woher kommen die Mittel, wer sagt, was das sein soll, wer baut auf und wer arbeitet dann darin/ daran.
Binne fiese Möb, ich weiß ;)
August 31st, 2015 at 18:12
“Binne fiese Möb, ich weiß ;)” Frauen sind halt Zicken ;-)
Im Ernst: “Die gesellschaftliche Produktion wird also dann über irgendwas oder irgendwen vermittelt. Die vorhandene?” Die vorhandene ist ja in Wahrheit Erpressung. Und die Erklärung hierfür ist ganz einfach: Der Grund, warum wer Nahrung/Bekleidung/DachübermKopf braucht, hat mit den Umständen/Gegebenheiten der Produktion nicht das Geringste zu schaffen. Genau deswegen taugen Nahrung/Bekleidung/DachübermKopf auch so vorzüglich als Gegenstand von Erpressung. Und deshalb wird in der Kritik des Gothaer Programms eben auch erstmal aufgeführt, wer alles ‘mitzunehmen’ ist, ohne an der Produktion irgendwie beteiligt zu sein. Das wusste in vorkapitalistischen Epochen ‘jeder’, wenn man aber buchstäblich alles kaufen muss, um es überhaupt benutzen zu ‘dürfen‘, geht derlei ‘Menschenwissen’ offenbar verloren. Der ‘Sprung’ wäre womöglich, die individuellen Bedürfnisse als Teil der gesellschaftlichen vorauszusetzen. Vielleicht (ganz abstrakt und weit hergeholt) wie jedes Kind weiß, dass Mama das Abendessen auch dann nicht verweigert, wenn der Müll nicht runtergeschafft wurde und/oder die Hausaufgaben wegen Fußballspielen/Fernsehen etc liegenbleiben mussten.
August 31st, 2015 at 18:17
In Anlehung an die Idee aus dem “Modell”-Artikel kann ich mir gut vorstellen, dass Bedarf in Foren verhandelt wird. Das hieße, man müsste sich einigen auf außergewöhnliche Bedarfe und die entsprechende Beteiligung. Wäre etwas völlig Neues: Eine Diskussion unter Gleichen, die etwas bewirkt. Da wäre reichlich Raum für Entwicklung.
p.s.: Die Ressourcen müsste man aus dem Gemeineigentum an Boden schöpfen. Das kann man auch kooperativ überregional regeln.
August 31st, 2015 at 18:21
@Samson
[Frauen sind Zimtzicken und Männer Mimosen ;) Paßt schon. Zusammen können sie trotzdem Dreamteam(s) sein]
Zu #59
Wie?!
Daß es das ‘bräuchte’ ist den hier im Blog Beteiligten mE soweit klar – Wie kriegen wir das hin macht die fünf Fragezeichen auf der Stirn.
Davor/ -bei/ -mit muß mE noch ein Aneignungsprozeß sein.
Wo und wie ist der.
Btw. Meine Meinung und meinen Vorschlag kenne ich, ich würd’ gern mal andere hören/ lesen.
Ich will nicht in der eigenen Suppe kochen, weder der alten noch der neuen.
Verstehste.
August 31st, 2015 at 19:15
Link zu dem “Modell”-Artikel
September 1st, 2015 at 00:05
@flatter #60:
‘Nachrevolutionär’ auf jeden Fall, die praktische Frage ist m.E. eher die: Angenommen, die ‘Peripherie’ wird abgehängt, die Einheimischen lassen sich das nicht gefallen, irgendwer von den ‘Empathie’-geladenen dort bringt ein ‘Unidad-Popular’-Revival o.s.ä. zustande, gewinnt Wahlen oder bekommt einen erfolgreichen Generalstreik zustande. Wie bekommt man dann hier die Leute soweit, sich mit denen wenigsten ‘solidarisieren’ zu wollen? Und zwar so, dass sich daran nicht diverse ‘Hilfsorganisationen’ ‘ne goldenen Nase verdienen.
@Wat.:
“Davor/ -bei/ -mit muß mE noch ein Aneignungsprozeß sein.
Wo und wie ist der.”
Yep, revolutionär? Es wird eine Enteignung geben, schon eine ‘kollektive’ Absage an einen Privateigentumsanspruch wäre das, selbst wenn der sich auf ‘geschriebene Gesetze’ beriefe, das einzige Mittel diesen Anspruch durchzusetzen, ist immer schon Gewalt gewesen.
@Peinhart:
[OOOT]: Kannst du ggf. damit was anfangen? Im Disput zwischen Heinrich und (GSP)Decker gings damals explizit darum, ob Erfahrungen (in Lohnkämpfen) zu was taugen oder ob man agitieren soll. In dieser Beziehung ist mir (selbst wenn ich in dem konkreten Fall eher zu Decker tendiere) dann Heinrich wieder ‘sympathischer’ als Kurz, und zwar wegen des praktischen Ansatzes, selbst wenn er in dem Fall das Lenin-Verdikt bestätigt, ‘aus sich’ heraus kämen die Arbeiter über ‘trade-unionistische’ Forderungen nicht hinaus. Das ist immer noch was anderes, als den ‘Arbeiterbewegungsmarxismus’ pauschal zu verteufeln.
September 1st, 2015 at 03:14
@Samson
Wer macht die ‘kollektive’ Absage?
(Die hast Du in Tüddelchen gesetzt, die Frage hätte ich schon ohne diese gestellt, mit kommt sie erst recht)
Wie kommt es zu dieser?
Urknall?
Geistesblitz?
Plötzliche Einsicht?
Einsicht in was?
September 1st, 2015 at 10:18
@Wat. – Ich glaube nicht, dass sich das vorhersehen oder gar planen lässt. Denkbar sind zB spontane ‘Bemächtigungen’ von Fabriken etc, wenn eine kritische Masse entweder keinen Zugang mehr zu den dort produzierten Waren mehr hat oder dort, weil ‘aufgegeben’, schon gar keine mehr produziert werden. Und dann kommt es natürlich auf die Haltung und Reaktion des Staates an, ob er das Privateigentum überhaupt noch schützen kann und will. Am ‘geordnetsten’ würde und könnte das natürlich verlaufen, wenn ‘man’ sich schon des Staates bemächtigt hätte…
@Samson [oooot] – Mit einem ‘Finale’ der Wertvergesellschaftung, dh ihrem funktionellen Ende selbst für die globale Minderheit, die noch einigermaßen davon profitieren konnte, ist natürlich noch nichts ‘automatisches’ über die politische Herrschaft gesagt. Nur, dass sie sich verändern wird und muss. Wahrscheinlich wird sie sich in Richtung eines ‘Neofeudalismus’ entwickeln wollen, wofür man mehr als deutliche Anzeichen ja schon erkennen könnte. Die Frage ist natürlich auch, wie ‘bewusst’ ihr dieses Ende überhaupt ist.
Dazu findet sich bei Kurz selbst nicht viel, nur immer wieder die Aufforderung, doch ‘unsererseits’ möglichst unverzüglich auf’s Ganze zu gehen. Seine ‘Verteufelung’ des ABM (hihi) hat sicher auch dort ihren Ursprung, wie auch in seiner Haltung, dem Kapitalismus zuletzt eigentlich gar keine positive ‘historische Mission’ mehr zuzuschreiben. Dir fällt in #56 ja auch nur noch eine einzige ein…
Und was die ‘Abspaltung’ angeht, weist du doch eigentlich auch immer wieder darauf hin: Nicht von ungefähr sind im Kapitalismus für Lebensnotwendiges zunehmend ‘Hilfsorganisationen’ zuständig, die bis auf paar ‘Amtsinhaber’ von ‘Freiwilligen’ ‘ehrenamtlich’ betrieben werden.
September 1st, 2015 at 10:41
Was mir nicht so richtig in den Kopf will, warum ‘Hilfsorganisationen’ von ‘Freiwilligen ehrenamtlich’ für Lebensnotwendiges zuständig sein können sollen, wenn ich aber meine: “Dann sind das eben in Absprache wir für uns selber”, da Atombomben fallen sollen…
September 1st, 2015 at 11:05
OT: Wenn du glaubst, es ginge nicht mehr blöder, kommt einer von der CSU und beweist das Gegenteil. Entertainment pur, diese Freakshow.
September 1st, 2015 at 13:57
@flatter – Meinst du den gegenwärtigen Inhaber der Top of the Tropfs, Herrn Herrmann…?
@Wat. – *kopfkratz*?
September 1st, 2015 at 14:54
@Peinhart(69) – Meine ‘Alterrnativstrukturen’ haben doch zu den ‘Hilfsorganisationen’ mit ‘Freiwilligen’, die mit ‘Ehrenamtlichen’ für ‘Lebensnotwendiges’ zuständig sind, ‘nur’ den Unterschied, daß das gegenseitiges Geben und Nehmen (gemeinam füreinander Machen) ohne Geld dazwischen ist.
Also z.b wie ‘ne Art Tafel ohne ein oder zwei Euro fürn Beutel zu bezahlen, stattdessen den ‘Kram’ gleich zusammen machen. Daß es noch keine ‘Tafeln’ für zb. Strom gibt, kann sich ja ändern ;)
‘Annexion’ des örtlichen Schulgartens für solche Zwecke fand ich schon immer eine gute Idee…
September 1st, 2015 at 15:24
@Peinhart: Ja sicher. Die Realsatire, der die andere Realsatire mit sprachpolizeilichen Mitteln begegnet.
September 1st, 2015 at 15:54
Soviel realsatire und dann noch sprachpolizei – der begriff trifft hier ins (africola- ooohhh und aua) schwarze.
September 1st, 2015 at 16:10
@Wat. – Ahso. Ich bringe zwar die Atombomben immer noch nicht unter, aber wenn man feststellt, dass im Kapitalismus Lebensnotwendiges wieder zunehmend gar nicht mehr in den ‘reproduktiv dafür vorgesehenen Strukturen’, dh der Wertproduktion, geleistet werden kann, sondern er hierfür andere instrumentalisieren muss und auf diesen sogar von Anfang an auch ‘parasitär’ aufgesetzt hat, dann ist das doch eben nur Kritik am Kapitalismus und nicht an den anderen Strukturen. Man könnte vielmehr doch gerade dadurch auf die Frage kommen, warum man denn dann nicht gleich alles so organisiert.
@flatter – In der Tat Realsatire von allen Seiten, man findet sich immer öfter geradezu umzingelt. Aber er hat ja auch noch was Schönes gesagt.
September 1st, 2015 at 18:40
Hier ist ein Bericht über den Terror gegen Jemen, wo Amis, Saudis und dieses Pack Menschen abschlachten – offenbar, um irgendwie Iran zu treffen. Rafft eh kein Mensch, das alles, Hauptsache es wird ein Maximum an Terror verübt.
September 1st, 2015 at 19:00
@Wat.: Deinen ‘Alterrnativstrukturen’ mangelt es an dem was du weiter oben selber anführst, “Davor/ -bei/ -mit muß mE noch ein Aneignungsprozeß sein.”
Die ‘Hilfsorganisationen’ sind der ‘humanistische’ Deckmantel a priori barbarischer Strukturen, die beides vervorbringen: buchstäblich unermesslichen Reichtum und gleichzeitig unerträgliches Elend, unverkäufliche Lebensmittel und gleichzeitig nach Millionen zählende Verhungernde, leerstehende Wohnhäuser, die abgerissen werden, um den lokalen ‘Mietspiegel’ für Investoren ‘attraktiv’, d.h. renditeträchtig zu machen und gleichzeitig immer mehr Leute, die beengt zu hausen gezwungen werden und/oder gar kein Dach überm Kopf haben. Die ‘Hilfsorganisationen’ helfen nicht wirklich, sie beruhigen bloß das schlechte ‘Gutmenschen’gewissen, das gegen’s Karrieremachen innerhalb der Konkurrenz solange nichts einzuwenden hat, wie es sich den eigenen kleinbürgerlichen Besitz als Resultat vermeintlich ‘eigener Leistung’ einzubilden imstande ist.
Die ‘Hilfsorganisationen’ selber sind aber nach der selben Aufwand/Kosten-Rendite/Nutzen-Masche strukturiert wie letztlich jedes Geschäft im Kapitalverhältnis, deswegen ‘beschäftigen’ die haufenweise ‘Ehrenamtliche’, die kosten halt weniger als ‘Profis’. Ihre Berechtigung ergibt sich aus ihrer sozusagen ‘staatstragenden Funktion’. Andernfalls müsste der Staat ggf. so agieren wie die engliche Krone im 17. Jahrhundert, als massenweise schottische Bauern von Landadeligen vertrieben wurden, von Land, das vorher zumeist Gemeineigentum war, und gleichzeitig wg. ‘Erhalt öffentlicher Ordnung’ o.s.ä. auf ‘Landstreicherei’ der Galgen stand. Auf die ‘Art’ sind die englischen Textilbuden-Besitzer seinerzeit zu relativ ‘günstigen’, weil ziemlich rechtlosen Arbeitskräften gekommen. Wenn ich nicht ganz falsch liege, gehts in den Gemüseplantagen um Almeria, wo die ganze EU das Grünfutter her bezieht, derzeit ähnlich zu, nur dass die ziemlich rechtlosen Arbeitskräfte i.d.R. schwarz sind …
@Peinhart [ooooot] – für den ABM gebührt dir der Blog-Pulitzer, und falls es den noch nicht gibt, erhält flatter die unmissverständliche Aufforderung, sich unverzüglich darum zu kümmern, behelfsweise ganz ohne irgendwelche Gegenstimmen … ;-)
Was die ‘historische Mission’ in #56 betrifft, würde ich halt sagen, dass man bislang ‘Historie’ immer auch mit ‘irgendwie-dumm-gelaufen’ gleichsetzen kann, einen ‘Lerneffekt’ sehe ich da wirklich nicht, andernfalls hätte es bspw. ’89 keine ‘runden Tische’ zwecks ‘Modalitäten’ bezügl. ‘Treuhand’ geben dürfen, sondern einen Generalstreik dagegen geben müssen.
September 1st, 2015 at 21:04
@Samson(74)
Aneignen ist mehr als Enteignen, Enteignen alleine überhaupt nichts.
Aneignen geht in geringem Maße sogar ohne Enteignen.
Ok, sind für Dich wahrscheinlich Böhmische Dörfer… muß es auch, denn ein Staatssozialismus kann das nicht wirklich gebrauchen, jedenfalls (solcher, einen anderen gibt es erst, wenn ich es erleben muß) nicht wenn er aus einer Rev. erwächst, die Wenige machen und einzig von Vielen ‘geduldet’ bzw. von ihnen als Versorgungssystem ‘erwartet’ wird.
@Peinhart(72)
Sie lehnten sich an @flatters nuklear verseuchte Ruinen aus #34 an ;)
September 1st, 2015 at 21:39
OT: Wahlkampfhilfe des Monats. Ralf Streck auf Telepolis: Merkel versucht mit Lob die Rettung des spanischen Regierungschefs Rajoy
[..] Deutschland könne sich davon “eine Scheibe abschneiden”, meinte Merkel. [..] Geht der Griff in die Rentenkasse so weiter wie bisher, sind alle Reserven 2018 aufgebraucht, rechnen Experten vor. 38 Milliarden hat die Regierung Rajoy seit 2012 entnommen. [..]
Dazu bei “querschuesse”: Spanien: Central Government Debt Juni 2015
Ja, äh, verstehe.
September 1st, 2015 at 23:30
@Wat:
Die Aneignung, die du mir als “wahrscheinlich Böhmische Dörfer… muß es auch, denn ein Staatssozialismus kann das nicht wirklich gebrauchen” andichtest, geht überhaupt nur kommun, und das ist weit mehr als ‘wir-bestimmen-mal-was-wir-brauchen-und-produzieren-das-dann-für-uns’, es muss die Aufgabe der Kleinteiligkeit vorausgesetzt sein, i.e., das Vertrauen darin bestehen, das der Gegenüber nicht Gegener ist. Folglich auch die Aufgabe des Gedankens, jemand der plant, ohne mich zu involvieren, hege Absichten, die für mich nachteilige Folgen haben könnten. Sowas mag partiell im ‘hier und jetzt’ gelingen, wenn es gerade nicht um existenzielle Dinge geht. Aber schon dein immer wieder gebrachter Einwand, du müsstest grad lohnarbeiten gehen, hebt dich aus Milliarden, die das gar nicht mehr können exponentiell heraus. Um die geht es primär. Und denen zu sagen, du wolltest auf Grund deiner Erfahrungen mit einer Variante von Staatssozialismus nichts mehr damit zu tun haben und tätest dann lieber noch bischen im Kapitalismus auf ‘bessere Bedingungen’ o.s.ä. warten, halte ich für blöde, anmaßend, borniert etc. such dir was raus. Wenn du dich im Kapitalismus einrichten kannst, hast du nichts ernstliches gegen den St.Nimmerleinstag vorzubringen. Nur dass es dir nicht passt, ist nicht mal ein Zickenargument, es ist das Haar in der Suppe, das man ggf. selber reinschmeißt, wenn man’s finden will.
September 2nd, 2015 at 08:52
@Samson(77)
Die sind auch ich!
Hartz4 gibt es seit über 10 Jahren, die allermeiste Zeit davon war ich dabei. Manchmal mit Aufstockung.
Seit drei Jahren hänge ich im Niedriglohn. Seit zwei Jahren wegen meiner sehr kleinen Wohnung ohne ‘Zulage’. Seit Januar habe ich den gesetzlich befohlenen Mindestlohn.
… und irgendwann werde ich wieder ohne Job sein, ohne Mindestlohn, vielleicht sogar dann ohne Hartz4.
Was ich so anmaßend von Dir finde @Samson?
Andere sind blöde, borniert etc. und meistens ohne sich das aussuchen zu dürfen.
Auf jeden Fall immer die Anderen.
Du weißt, was andere zu denken haben, zu fühlen haben… und zu tun haben.
In genau dem Film war ich schon mal. Danke, kein Bedarf.
September 2nd, 2015 at 10:04
Ja, Aneignung geht nur kommunal.
Wenn ich also die Aufgabe(!) der Kleinteiligkeit voraussetzen muß, muß ich also die Zentralisation von allem voraussetzen bzw. anstreben.
Nee, ums Verrecken nicht noch einmal.
Wer hat denn dann das nächste Mal immer Recht?
Wieder die Partei oder diesmal umgetarnte Experten?^^
September 2nd, 2015 at 23:01
Hallo Wat,
seit 8 Jahren war ich mit meiner Familie wieder mal in Deutschland, in einer kleiner Stadt in der Nähe des Bodensees.
Unser Gastgeber hat die Region als Speckgürtel Deutschlands bezeichnet, wo es den Menschen im Vergleich zu anderen Regionen noch recht gut gehen würde.
Um ehrlich zu sein, kam ich mir vor wie jemand, der aus einem Entwicklungsland ins gelobte Land eingereist ist. Oder wie ein Östler, der zum ersten Mal in den Westen gereist ist, um dort das Warenangebot anzuglotzen.
Was für ein unglaublicher Kommerz dort! Mehrere Drogeriemärkte mit meterlangen Regalen voll von Nahrungsergänzungsmitteln, Biomärkte, Cafés in denen ich gefragt wurde, ob ich meinen Kaffee mit lactosefreier Milch haben möchte oder normaler Milch, Kaufhaus neben Kaufhaus.
Weil mich das alles wenig interessiert hat, habe ich auch ziemlich schnell herausgefunden, wo sich die
“Tafeln” befinden.
“Leider sind wir von Spenden abhängig und können nicht immer garantieren, dass ein ausreichendes Nahrungsangebot zur Verfügung steht.Wir bitten um ihr Verständnis.”
Ich bin wieder zurück in meinem Entwicklungsland und möchte mit niemanden tauschen!
September 4th, 2015 at 14:10
Mir sei dieser Hinweis auf eine schon etwas ältere Diskussion hier auf Feynsinn erlaubt, vielleicht, so hoffe ich, beschreibt der etwas besser und weiter, worum es mir zu geht.