sky

Erbschaftssteuer, so lassen es uns die Herren Multimillionäre wissen, ist eine Form der Enteignung, die als Menschenrechtsverletzung kurz nach Kindsmord und Holocaust kommt. Furchtbar, wenn ein Betrieb, der Millionen wert ist und Gewinn abwirft, verkauft werden muss, weil die Erben nicht warten wollen, bis sie Steuer wieder eingefahren haben. Meist wird so ein Betrieb übrigens verkauft, weil die Erben ihn nicht haben wollen, aber gerade dann ist es umso besser, wenn die Steuern niedrig sind. Oder die 80-Zimmer-Villa, in der Tante Hermelin nach dem Krieg ihr Asyl bezog; das soll jetzt geräumt werden, weil der Freibetrag einfach nicht reicht für die Zigmillionen, die die Hütte wert ist. Grauenhaft!

Wenn es um ihre Dynastien geht, das sich Festkrallen am wohlverdient ergaunerten Mehrwert, können sie auf Kommando eimerweise heulen. Ein bisschen Schmiergeld hier, eine ganzseitige Anzeige dort, ein gutes Essen mit Bespaßung da, schon findet sich die adäquate Masse an Lohnschreibern, die das Elend der Bourgeoisie dunkelblau ausmalen und es zu tiefster Rührung verquirlen – sie, die so viel getan® haben für Stadt und Vaterland, müssen so schrecklich leiden; all die Erinnerungen, für immer verloren, weil der Fiskus mit dem Bagger kommt. Den Rest besorgt die strategische Demenz.

Die dunkle Seite des Mehrwerts

Es ist an dieser Stelle tatsächlich nicht zu vermeiden, von “Mehrwert” zu sprechen, denn es sind solche ‘Verdienste’, die vererbt gehören, die geschützt werden müssen und das Thema der Rührstücke aus der Feder von INSM und den angeschlossenen Verlagen sind. Wer nämlich spräche von Erbe und Enterbung ganzer Berufsstände, über Generationen hinweg, bis hin zum Sturz ins tatsächliche Elend, einschließlich der ihnen ins Gesicht gerotzten “Eigenverantwortung”? Ein fürwahr perverses Spiel.

Nehmen wir einmal die Kumpel von Zeche vor Ort, die Helden nostalgischer Heuchelei. Seien es die Jungs von der Ruhr oder die aus England; mehr als eineinhalb Jahrhunderte sorgten sie für die Industrialisierung, schufteten bis zur finalen Staublunge und befeuerten sprichwörtlich den gesamten Kapitalismus. Reich geworden sind nur ihre Bosse und deren Erben. Als es etwas gab, das mehr Geld aus dem Geld schöpfen ließ, effizienter, billiger, einträglicher, warf man sie weg. Ganze Landstriche versanken in Arbeitslosigkeit. Was von der Kohle noch gebraucht wurde, gab es woanders billiger, auch die angeschlossene Stahlproduktion brach ein.

Eine Krise, in der das Kapital und seine politischen Verwalter eines gar nicht gebrauchen konnte: Eine Arbeiterschaft, die fähig wäre, für ihre Interessen zu kämpfen. Das historische Verdienst von Maggie Thatcher und ihren Pionieren des Neoliberalismus kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie haben den Zeitpunkt genutzt, die Arbeiterschaft niederzuringen, zu teilen, zu korrumpieren und effektiv zu entmachten. Es gibt heute keine Gewerkschaften mehr, nur mehr handzahme Kleintiere im Tarifzoo.

Helden? Versager!

Vollstreckt haben den Plan vor allem sogenannte “Sozialdemokraten”; Schröder, Blair, Riester, Müntefering, Gerster und andere. Sie konnten gar nicht schnell genug vergessen, wessen Erben sie selbst waren, auf wessen Ticket sie fuhren, wer all das geschaffen hatte, das sie im Auftrag des Kapitals vernichten sollten. Millionen, die nichts geerbt haben und für die es in Deutschland nicht einmal zu eigenen vier Wänden reicht, werden heute von gehirngewaschenen Bürokraten schikaniert. “Eigenverantwortung” heißt das heute, wenn in einer Region, die sich nie mehr vom Niedergang der Kohle erholen konnten, jemand keine Arbeit findet. Denen muss man Beine machen, die muss man in Ausbeutung zwingen.

Das sind alles keine neuen Erkenntnisse, im Gegenteil. Es ist in diesen Zeiten viel wichtiger, sich zu erinnern und sich nicht blöd machen zu lassen von der gewollten Geschichtslosigkeit. So lange ist das alles noch nicht her, und teils sind es dieselben, die zu den Helden der Vergangenheit verklärt werden, während man sie in der Gegenwart bespuckt. Sie sind nämlich eben keine Helden. Sie haben den entscheidenden Krieg verloren und nie wieder die Kraft und den Mut gefunden, in die Schlacht zu ziehen.