Ich hatte ohnehin schon den Gedanken gefasst, mich zu der widerwärtigen Missgunst zu äußern, die mir nicht eben untypisch erscheint für den Michel, jenen sadomasochistischen Volkskörper, aus dem es stetig hervor furzt, anderen solle es gefälligst nicht besser gehen als ihm selbst. Dann las ich das hier, wie zur Bestätigung.
Es begegnet mir ständig, und obwohl ich wahrlich andere Sorgen habe, vor denen solcher Quark in subatomarer Irrelevanz versinkt, muss ich es regelmäßig in die gammeligen Rachen zurück stopfen, denen es entfährt. Sobald der Michel von wem hört, der mehr hat als er selbst, ruft er nach Korrektur, nach dem Weniger für alle anderen, denen er noch das trockene Brot neidet, weil seines angeblich noch trockener ist. Er fühlt sich übervorteilt, und anstatt eine Welt zu fordern und zu fördern, in der man nicht ausgebeutet und weggeworfen wird, will er immer schlimmere Ausbeutung, damit er seine eigene für den Moment erträgt.
Sadomaso
Die schlichte Lösung, es könnte mehr und genug für alle geben, dass man sich zusammentun könnte und sich holen, was einem genommen wird, käme ihm niemals in den Sinn. Er ist seit Jahrhunderten darauf gedrillt, dass das blasphemisch wäre, ein Verrat am Vaterland, todsündige Anmaßung, Sozialismus, Kommunismus, Teufelswerk, Sodom, Gomorrha und Verderben.
Stellt euch vor, da kriegen welche zweitausend Euro im Monat und wollen noch mehr! Das nehmen die mir weg. Das ist alles Geld, das mir zustünde und das ich nicht kriege, weil die es haben. Hier vermischt sich die tumbe Unterwürfigkeit des geborenen Untertanen mit der eingetrichterten Ellbogenmentalität, die er als “Freiheit” kennt und einem Geldfetisch der blödesten Ausprägung. Der Michel denkt das wirklich so: Es gibt eine bestimmte Menge Geld, mit der kann man alle die Dinge kaufen, für die das Geld da ist, und das wird eben verteilt – immer ungerecht, weil eben dauernd wer kommt und einem von der eigenen Portion was wegnimmt.
Dieser monetäre Fressneid erzeugt die bizarrsten Wahnbilder, am Ende muss der Irrsinn dann meist so organisiert werden, dass man die unwerte Konkurrenz am Trog ausmerzt. Da kommen noch mehr, die haben gar nichts verdient und wollen auch noch unser Geld! Was können die schon hier wollen außer unser Geld? Zigeuner von links und Afrikaner von unten, unter denen natürlich massenhaft Kriminelle und Terroristen. Was wir mit unserem Fleiß gesammelt haben, wollen die uns einfach wegnehmen!!11!
Eat this
Halt die Fresse, Michel, und geh’ sterben! Dein Neid, deine Blödheit, deine Eiseskälte und die dumpfe Wut auf alles, was du nicht kapierst, mit der du eifrig geifernd an dem Ast sägst, auf dem du sitzt, reißt nicht dich allein in den Abgrund. Das ist das Problem, sonst ginge ich dir gern zur Hand. Also halt’ die Fresse und spring’ einfach! Die Welt ist ungerecht – natürlich nur zu dir. Alle, die zu wenig haben, haben das verdient, außer dir. Alle in deinem Baum, die mehr haben als du, nehmen es dir weg. Nur die da ganz oben, die Gott dort haben will, die haben es verdient. So hat man es dir eingebläut, und so lebst du.
Geh’ sterben, du Radfahrer, du Denunziant, du Bückling, Streikbrecher, Streber, Schleimer, du glücklicher Müllfresser, Mitläufer, Mobber, du Petze, du Claqeur, du Idiot! Geh’ mir aus dem Weg, denn ich bin euch leid. Ich hab es satt. Wenn du Angst hast, die Armen nehmen dir was weg, dann bedien’ dich einfach reichlich an ihrem Elend. Wenn du meinst, Flüchtlingen gehe es so gut, dann hau’ endlich ab! Wenn du willst, dass es wem schlechter geht, dann sauf’ doch Gift!
Fürs Erste aber: Halt’ die verfickte Fresse!
August 15th, 2015 at 21:26
Der Klassiker des tumben Michels: “der hat mehr als ich.”. Die Masche funktioniert prima. Ob die es hiermit kapieren:
Auf dem Tisch 20 Kekse. Am Tisch ein Banker, ein Michel (s.o.) und, um praktisch zu bleiben, eine KITA-Betreuerin. Nimmt sich der Banker 19 Kekse und sagt dem Michel: “Paß auf, die nimmt Dir Deinen Keks weg.”. Schon läuft der Geifer.
Nicht neu, ich weiß. Aber sooooo wahr. Und, wie gesagt, es funktioniert total zuverlässig. Siehe referenzierten Post. q.e.d.
August 16th, 2015 at 00:34
Der Michel muss weg. Der Typ ist ja ‘ne Katastrophe.
August 16th, 2015 at 01:07
“Einige zentimeter über meinem kopf zog die zeit dahin …” (Michel Leiris) – auch wegen bald 10 jahre:
“‘I bet I’m the only man in this town that’s been mad – I’m talking about really mean mad – for ten solid long years. I damn near got in a fight just a little while ago. Sometimes it seems to me like I might even be crazy. I just don’t know.’
Singer pushed the wine towards his guest. Jake drank from the bottle and rubbed the tog of his head. ‘You see, it’s like I’m two people. One of me is an educated man. I been in some of the biggest libraries in the country. I read. I read all the time. I read books that tell the pure honest truth. Over there in my suitcase I have books by Karl Marx and Thorstein Veblen and such writers as them. I read them over and over, and the more I study the madder I get. I know every word printed on every page. To begin with I like words. Dialectic materialism – Jesuitical prevarication’ – Jake rolled the syllables in his mouth with loving solemnity – ‘teleological propensity.’
The mute wiped his forehead with a neatly folded handkerchief.
‘But what I’m getting at is this. When a person knows and can’t make the others understand, what does he dog’.
Singer reached for a wineglass, filled it to the brim, and put it firmly into Jake’s bruised hand. ‘Get drunk, huh?’ Jake said with a jerk of his arm that spilled drops of wine on his white trousers. ‘But listen! Wherever you look there’s meanness and corruption. This room, this bottle of grape wine, these fruits in the basket, are all products of profit and loss. A fellow can’t live without giving his passive acceptance to meanness. Somebody wears his tail to a frazzle for every mouthful we eat and every stitch we wear – and nobody seems to know. Everybody is blind, dumb, and blunt-headed – stupid and mean.’
Jake pressed his fists to his temples. His thoughts had careened in several directions and he could not get control of them. He wanted to go berserk. He wanted to get out and fight violently with someone in a crowded street.” – Carson McCullers, The Heart Is a Lonely Hunter (Sorry, ich hatte keine lust die übersetzung abzutippen)
WHERE IS MY MIND?
August 16th, 2015 at 11:08
Ob ein gepflegter Hass auf die teutsche Mentalität die Dinge und Menschen verbessert bezweifele ich stark, aber die grobe Analyse von flatter ist auch m.E. so falsch nicht.
Radfahren, Arschkriechen, Solidarität mit den “Leistungsträgern”, Neid und Missgunst, Sündenböcke schlachten usw. ist nicht nur sehr unappetitlich sondern ergibt IMO in Summe eine hoch brisante Mischung.
Allerdings ist es leider auch nur eine Beschreibung der gesellschaftlichen Symptome, die Krankheitsursachen liegen tiefer und betreffen im Grunde nicht nur die Teutschen:
Quelle
Die gesellschaftliche Brisanz ergibt sich m.E. nun aus dem Fakt, dass der von Herrn Fromm definierte gesellschaftliche Charakter an sein absoluten Grenzen stößt, vermeintliche materielle Verheißungen als “Belohnung” greifen für viele nicht mehr sie sind unerreichbar, und als Ersatz müssen halt die Sündenböcke ihren Kopf hinhalten, denn wir haben ja alles richtig gemacht.
Beste Grüße
August 16th, 2015 at 11:23
OT: Da ich ja versuchen möchte, mehr positive Dinge zu verlinken – Hier wäre ein Beitrag aus dem Bildungsfernsehen mit “Galileo” (veoh, < 3 Min.)
Die bekannten Eisenberge am Nordpol … Na klar, das weiß doch jeder. m(
August 16th, 2015 at 11:46
Na klar doch, die schmelzen doch und sickern in den Erdkern, wo sie das Magnetfeld erzeugen, du Noob!
August 16th, 2015 at 12:00
Du hast natürlich recht, auch wenn dein Wissen schon etwas älter ist: Magnetberg
Oder heißt es “veraltet”? *kopfkatz*
August 16th, 2015 at 13:23
OT für @Uena: Cosmos Laundromat – First Cycle. Official Blender Foundation release. (yt, 12 Min.)
August 16th, 2015 at 13:42
Moin HAHAHAHA da hat aber einer einen Hals .. meine Rede,leider sind diese Typen in der Überzahl und solange man denen einen gibt auf den sie spucken können wird’s nix mit Veränderung.
Nach oben buckeln nach unten treten , gehe nicht zu deinem Fürst wenn du nicht gerufen würst so will’s die Tradition darauf einen Carl Friedrich von Weizsäcker,
Der Deutsche: “absolut obrigkeitshörig, des Denkens entwöhnt, typischer Befehlsempfänger, ein Held vor dem Feind, aber ein totaler Mangel an Zivilcourage!”
cheers
August 16th, 2015 at 23:43
Habe dieses Stück soeben gebookmarked mit neuem Ordner: Geniale Texte.
Wie ein frischer Windstoß nach all der Hitze im Michelland. Beim Lesen musste ich ständig an den alten verbitterten Mann im Rollstuhl denken, dieser Apotheose des Gartenzwergs mit monetärem Fressneid. Ich hasse dieses Land mit seinen Korinthenkackern und Kleinkrämerseelen. Meine Schmerzgrenze ist bald überschritten.
August 17th, 2015 at 05:40
Einfach wunderbar! Ein Artikel, dessen suggestive Kraft unglaublich ist. Ich kann ihn nur mit geradezu gierig-sabbernder Lust ohne abzusetzen in einem Zug die dürstende Kehle herunterschütten, danach zärtlich seinen meinen Dampfkessel lüftenden Ingredienzien nachspüren – und vor allem meine verfickte, aber zutiefst dankbare Fresse angesichts dieses seltenen Trunks halten.
Vielen, herzlichen Dank!
August 17th, 2015 at 08:22
R@iner, das macht mich seufzen.
Seit dem Start ist Blender reichlich weit gekommen. Irgendwie scheinen alle, die Blender nutzen und unterstützen Mitglieder im Club Melancholie zu sein. Bin ich ja auch. Danke für das schöne OT.
@Duki Du sprichst (kotzt?) mir aus der Melancholiker-Seele. Halt nur mit mehr knatterndem Knack und Knirsch als ich. Und weil du oller Egoist bist, haste im letzten Absatz, dritte Zeile, bisken viel ich drin.
August 17th, 2015 at 11:35
OT: “Mit der Operation «Fuchsjagd» setzen chinesische Agenten geflüchtete Landsleute im Ausland unter Druck, um sie zur Heimkehr zu zwingen. Das geht Washington zu weit, berichtet die «New York Times».”
Disclaimer: Nein, das rechtfertige ich nicht, was die Partei da macht, aber dass die Amis, die in aller Welt Leute verhaften, foltern und ermorden lassen, die Stirn haben, sich dafür zuständig zu fühlen, ist mal wieder echt Popcorn.
August 17th, 2015 at 15:29
Ach zu Nr. 1 … mit den Keksen … geht weiter …
ein anderer sagt – dort schau, der Bänkster hat sich (in dem Fall) 19 Kekse genommen, alle schauen dem Bänkster hinterher, und der, der darauf zeigte, nimmt sich schnell den Keks, bevor es die anderen merken. Wenn die sich dann umdrehen, ist kein Keks mehr da. Dann wird – beliebiges Opfer einsetzen – verdächtigt, der “Mahner” dagegen nicht, der war doch so ehrlich auf den “Hauptdieb” zu zeigen.
Der Bänkster mit den 19 Keksen bezahlt dann zwei oder drei mit einem Keks, die anderen daran zu hindern, ihm die Kekse wieder weg zu nehmen.
Einen Keks bekommt die Regierung … der Bänkster darf 2 oder 3 behalten, als Ausgleich für den schlechten Ruf, den Rest kassieren die “Bankeigentümer”, die nicht in Erscheinung treten.
Frei nach F.J.D. Schlechte Zeiten …
http://www.golyr.de/franz-josef-degenhardt/songtext-schlechte-zeiten-630033.html
… die richtigen kriegt er nie vors Gesicht …
August 17th, 2015 at 18:45
Noch ein Otee: Den Namen Jeremy Corbyn kennt hier kaum jemand, aber wenn über den geschrieben wird, ist er bestenfalls ein “Lafontaine”, ein “Tsipras” oder ein “Albtraum”. Das ist ganz spannend zu beobachten, wie ein Labour-Soze zur Gefahr für Europa aufgeblasen wird. In GB ist das geradezu hysterisch, aber es geht ja auch um die Frage, ob dieser blöde Parlamentarismus noch irgendwas zu röcheln hat, wenn Rupert Murdoch ihm die Socken ins Maul stopft. Ich werde hier bald mal was von den Kumpels an der Ruhr und auf der Insel tippern, schon der Nostalgie wegen.
August 17th, 2015 at 19:12
Auch ein Otee:
http://tinyurl.com/nh7x8l5
August 17th, 2015 at 19:25
Fuck..Fuck..Fuck … We will soon pay in rubles, accost us with comrade, and they will take us our mansions in the Highlands away.. in fact we’re fucked time to panic
August 17th, 2015 at 20:31
@ Katze (2)
Der Michel muss nach “Arbeit macht frei” :-(
__
Hatte letztens beim Doppelkopf die Diskussion am Nachbartisch: “Der Asylant mit zwei Kindern bekommt soundsoviel!” Als ich dann laut rübergeBRÜLLT hatte: “Das Geld bleibt doch hier, was soll das? Das Geld bleibt hier!!” war Ruhe.
August 17th, 2015 at 20:41
@ flatter (17)
Jeremy Corbyn? Kennt doch jeder! Ja wo her denn? Aus der ständig laufenden Serie des ÖR “Die nächste Sau durch’s Dorf!” Ganz gefährlicher Albtraum/Kommunist!1!!
August 18th, 2015 at 07:26
Endlich mal wieder einer “dieser” Texte, auf die ich hier so abfahre. Mit eloquenter Stringenz der MMM (Massive Michel Mischpoke) den Scheiß ins Maul zurückgestopft.
Hätte ich den doch gestern schon gelesen, dann wäre meine Nacht viel ruhiger verlaufen. *seufz*
August 18th, 2015 at 16:50
Lass die Radfahrer da raus, die Mehrheit von denen sind nicht die typischen Michels!
August 18th, 2015 at 18:16
Sagt wer? Sicher so ein Montanreiter mit Maria-Hilf-Gang …
August 18th, 2015 at 22:19
Mit positiven Links kann ich nicht aufwarten und auch nicht mit kurzen Beiträgen.
mea culpa
Dein Beitrag in lang:
wie gerecht ist dieGesellschaft
“Das ist die Denkrichtung, in die der Gerechte drängt. Er fordert mehr Gewalt gegen andere, als Heilmittel für Schäden, die von eben dieser Gewalt und der von ihr in Kraf gesetzten Wirtschaftsweise angerichtet werden.”
August 19th, 2015 at 00:55
Danke für den Link @Guest.
August 19th, 2015 at 09:52
@ Flatter 21
Einer, der auf alle mögliche Arten verkehrt.
Maria-Hilf-Gang, tzzz – trotzdem sind mir die lieber als SUV-Fahrer.
August 19th, 2015 at 11:22
Ich wollte nur ein bisschen spalten, du weißt schon: Divide et impera. Wer mehr als zwei Kettenblätter fährt, ist Feind. Außerdem Hundehalter, Autofahrer, Kinder … das implementiert um die Ecke auch den nötigen Selbsthass, um ein guter Michel zu sein ;-)
August 19th, 2015 at 15:20
Ja, diese potentiellen Gegner -ob im Straßenverkehr, in der Schlange beim Bäcker oder auf dem Arbeitsmarkt- sie lauern überall. Sie sind eine Plage, kaum zu ertragen.
Aber der Michel hat ein Recht auf seinen Freiraum, indem er sich individuell und völlig selbst bestimmt entfalten kann. Und dieses Recht fordert er ein, unerbittlich.