Ich habe hier mehrfach betont, dass ich mich als Deutscher nicht zur Politik des Staates Israel äußern möchte, insbesondere nicht zu Verbrechen israelischer Sicherheitskräfte an Palästinenser/innen. Das können andere besser, die keine Nazienkel sind, selbst wenn sie dasselbe sagen.
Ich muss das inzwischen aus einer anderen Perspektive betrachten, inspiriert durch Hartmuts Artikel[edit: Artikel wurde gelöscht]. Dazu ein kleiner Bogen:
Ein Staat wie jeder andere
Ich habe mit hartem Kopfschmerz eine Menge Beiträge von Herrn Broder gelesen und gehört; sie fielen fast allesamt in Kategorien wie Schwachfug, Provokation, reaktionärer Geifer, kurzum: rechtes Getrolle. Es war aber auch eine Formulierung darunter, die eines Zitats würdig ist, nämlich, dass weder die Juden noch der Staat Israel eine weitere „Sonderbehandlung“ wollen.
Das bedeutet für mich noch immer nicht, dass jeder Stammtischprediger etwas fruchtbares zum Diskurs beiträgt, indem er sich zum Schutzpatron Palästinas aufbläst. Es gibt aber einen anderen Ansatz, der es verbietet, die Politik des Staates Israel und seiner Regierungen zu ignorieren. Die traditionell reaktionären Kriegstreiber in den Kabinetten und dem Militär sind nämlich Teil geostrategischer Konzepte, die global dieselben Ziele verfolgen: die Vormacht der herrschenden Kapitalmacht zu sichern.
Dabei spielen Herkunft und Religion höchstens eine Nebenrolle und sind ebenso Mittel zum Zweck wie alles andere, das inzwischen wieder hoffähig ist: Mord, Folter, Krieg und Chaos. Dabei ist Israel keine besondere treibende Kraft, schon gar nicht „die Juden“. Als Intimpartner der USA ist Israel allerdings einer näheren Betrachtung wert.
Bedingt verzichtbar
Die Orwellschen Dimensionen rein destruktiver Kriegsführung durch die NATO und ihre Verbündeten ist kein Versehen oder eine Serie von Pannen. Dass zuletzt ganze Regionen ins Chaos gestürzt wurden, ohne jeden Gewinn an Boden oder Ressourcen, ist Kalkül im Kampf um Profite. Die USA verschaffen sich so auf Kosten ihrer ‘Partner’ einen kontinentalen Standortvorteil. Gleichzeitig ist das Durchregieren in den verkrusteten Strukturen der Despotien aller Art ein Leichtes, denn schließlich ist man dauerhaft „im Krieg“.
In der Folge treiben regierende Vasallen stabile Staaten in unüberwindbare Krisen. Für Israel bedeutet dies – jenseits aller depperten Diskurse um ein „Existenzrecht“ – eine zunehmende Bedrohung. Sowohl Scharfmacher wie Netanjahu und ähnliche ‘Falken’ als auch die losgelassenen Weltkrieger in Washington D.C. sind jederzeit bereit, die Existenz Israels und jedes anderen Landes – mit Ausnahme der Mutter des Imperiums – für ein paar Prozent ‘Wachstum’ aufs Spiel zu setzen. Deutschlands Rolle dabei ist die, willenlos absolut alles zur Unterstützung des Großen Bruders zu tun. Sollte dazu die Vernichtung Israels gehören, wird auch dafür keine Ausnahme gemacht. Freundschaft sieht anders aus.
August 4th, 2015 at 19:27
Hallo Flatter,
” Deutschlands Rolle dabei ist die, willenlos absolut alles zur Unterstützung des grossen Bruders zu tun.”
Dann würde ich sagen wird auch die Rolle der EU nicht richtig verstanden und auch nicht die Aufrüstung Deutschlands zur konkurrierenden Weltmacht und möglicherweise auch das nicht, was gerade die Krise in Griechenland in diesem Zusammenhang bedeutet.
Das die Vernichtung Israels aus geostrategischen Gründen dazu gehören könnte, das hat dieser “Alt-Stalinist” Hermann L. Gremliza bereits vor Deinen Gedanken schon lange ausgesprochen.
August 4th, 2015 at 20:01
Was, es gibt gar keine Wertegemeinschaft? Du meinst, die Politiker belügen uns?
August 4th, 2015 at 21:45
Da möchte ich mich mal Troptard anschließen – es bröselt krisenhaftig auch in dem Gefüge, und ich sehe da in einigen Punkten auch durchaus ‘Unbotmäßigkeiten’ des deutschen Betragens, nicht zuletzt auch was Griechenland angeht. Dass es in Sachen Überwachung etc weiterhin nach Willfährigkeit aussieht, ist mE schlicht auf in dem Punkte gemeinsames Interesse bzw vermutlich auch auf eine gewisse Abhängigkeit von den anglischen Diensten zurückzuführen.
In punkto ‘Freundschaft’ zwischen Staaten hat Egon Bahr schon kurz und knapp alles gesagt – es gab und gibt sie nicht, nur Interessen. Und es wird ‘systematisch’ daran gearbeitet, das auch für die Ebene der persönlichen Beziehungen von Menschen zu installieren, Stichwort ‘Eigenverantwortung’.
August 4th, 2015 at 23:14
Schön, düster wenn sich eine Welt auftut die es seit dem erstem Imperium gibt.
Diesmal im Livestream für jedermann.
Wir dürfen in Interessanten Zeiten leben.
MfG Dexter
August 4th, 2015 at 23:23
@ Dexter
Wenn überhaupt, dann wohl historisch gesehen… ;-)
August 5th, 2015 at 09:21
Moinsen,
Hartmuts Artikel ist verschwunden.
August 5th, 2015 at 09:36
@ Hagnum 09:21
War ja zu erwarten, da ein sonst sehr geduldeter Kommentator das Finkeldey-Unwort “Zionismus” erwähnt hat.
August 5th, 2015 at 10:47
Wenn das so einfach ist, das zu erreichen, kann also jeder, der “Jehova” schreit, Artikel aus dem Netz labern?
August 5th, 2015 at 11:47
Deutschlands Rolle dabei ist die, willenlos absolut alles zur Unterstützung des Großen Bruders zu tun. Sollte dazu die Vernichtung Israels gehören, wird auch dafür keine Ausnahme gemacht.
Gibt gibt es dafür Belege und Quellen? Mir scheinen nämlich sehr oft die Interessen der USA und Israels deckungsgleich, und wenn wir nun dem großen Bruder “willenlos” folgen würden, machte es demnach doch keinen großen Unterschied?!
Bester Gruß
August 5th, 2015 at 11:57
Wie können die Interessen Israels und der USA dieselben sein, wenn es Israel ist, das im Zweifelsfall vernichtet wird? Die Interessen der Netanjahus, die sich rechtzeitig ausfliegen lassen, mögen das sein, so wie es die Interessen der Pahlevis waren, aber sicher nicht die Interesse der Israelis – wie übrigens auch nicht der allermeisten US-Amerikaner.
August 5th, 2015 at 12:08
@flatter
Wie können die Interessen Israels und der USA dieselben sein, wenn es Israel ist, das im Zweifelsfall vernichtet wird?
Nach meinem jetzigen Verständnis der Dinge, wobei ich mich da natürlich von was anderem überzeugen lasse, ist Israel die mit Abstand mächtigste Militärmacht im nahen Osten, mit umfangreichen Sicherheitsgarantien des großen Bruders, wie bitte kann also deren Existenz gefährdet sein?
Beste Grüße
August 5th, 2015 at 12:26
Ja genau, die haben das doch schriftlich!!11! Und Bomben schützen ja bekanntlich vor Raketen. Kann also gar nix passieren.
August 5th, 2015 at 13:15
Stichwort israelische Raketenabwehrsysteme: Neben dem bekannten Iron Dome haben sie in naher Zukunft auch Arrow 3 zur Abwehr, und zudem noch hunderte A-Bomben auf wirksamen Trägern, darunter auch U-Boote aus Teutschland.
Welcher Gegner würde de facto gegen so eine ganz erhebliche Macht militärisch etwas unternehmen wollen?
Wie gesagt ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber diesbezügliche Thesen sollten m.E. mit Quellen belegt werden.
Beste Grüße
August 5th, 2015 at 13:25
“Welcher Gegner würde de facto gegen so eine ganz erhebliche Macht militärisch unternehmen wollen?”
In welcher Welt lebst du? Bei Clausewitzens? Um Israel herum tobt ein Flächenbrand. Das ist kein “Gegner”, das sind Menschen, und die werden Israel irgendwann schlicht überrennen. Was nützen “A-Bomben” dagegen? Was nützen Abwehrraketen gegen Granatwerfer, Steine und Selbtsmorattentate? Ach ja, Israel könnte sich selbst von der Landkarte Bomben. Oder wenigstens die Region verseuchen. Geiles Konzept.
August 5th, 2015 at 13:44
@flatter
Sorry, auf meinem Planten zählen bedauerlicherweise nicht die friedlichen auf Koexistenz bedachten Menschen sondern die, die die meisten und größten Waffen haben, wie sonst könnte z.B. unser aller großer Bruder mit seinen relativ wenigen Menschen seine globale Hegemonie aufrecht halten und stetig erweitern?
Im übrigen bin ich mit der Kategorie “Vernichtung” überhaupt nicht einverstanden, aber wenn man so denkt sollte man sich auch mal Gedanken machen, wer hier wen am ehesten vernichten könnte.
Beste Grüße
August 5th, 2015 at 13:47
“wie sonst könnte z.B. unser aller große Bruder mit seinen relativ wenigen Menschen seine globale Hegemonie aufrecht halten und stetig erweitern?”
Das ist der Kern meiner Betrachtung: Indem er dafür sorgt, dass anderen eine der wichtigsten Ressourcen fehlt: Ordnung und territoriale Integrität. Was glaubst du, wieso sie mit Cuba kuscheln? Lass den Krieg auf anderen Kontinenten stattfinden und liefere ihnen die Waffen!
August 5th, 2015 at 19:04
Ich weis nicht warum ihr immer so einen Vorbehalt habt, wenn es um Juden, Israel, Synagogen, Schtetl oder ähnliches geht.
Uns war war das auch Scheissegal als wir gegen Bubis und die Spekulanten 1972 demonstrierten…
August 5th, 2015 at 19:59
Bubis ist kein Staat, der von Holocaust-Überlebenden gegründet wurde, wenn ich nicht völlig danebenliege.
August 5th, 2015 at 20:14
@flatter
#18: Da bin ich vollkommen de acord! Aufgrund unserer unselig schwarzen Vergangenheit darf mein besonders hier im Kontext nicht Äpfel mit Birnen verwechseln!
#16: Was glaubst du, wieso sie mit Cuba kuscheln?
IMO würden sie sogar mit des Teufels Großmutter in die Kiste springen, wenn es ihren Belangen nützt. Im übrigen würde es mich gar nicht wundern, wenn in absehbarer Zeit in Havanna eine farbige Revolution stattfindet.
Beste Grüße
August 5th, 2015 at 20:32
Im übrigen würde es mich gar nicht wundern, wenn in absehbarer Zeit in Havanna eine farbige Revolution stattfindet.
Das ist doch gar nicht nötig. Amis reisen seit Jahrzehnten über Canada oder Mexico ein. Über diese Länder werden schon immer auch us-Produkte importiert. Als ich vor 20 Jahren dort war, ging es schon los mit dem zaghaften Erlauben von Privatwirtschaft.
Nö, ich glaube nicht, dass dort etwas passiert, zumal seit 1 1/2 Jahren auch das Reisen erlaubt ist, was für manche den Druck reduzierte.
Das Kapital hat das Land längst in Absprachen aufgeteilt und Yoani Sánchez wird helfen, den freien Markt zu etablieren, bis man ihrer überdrüssig wird.
Darauf einen Mojito oder besser einen Daiquirí in Hemingways Stammkneipe El Floridita.
August 5th, 2015 at 20:59
Egal wer da konkret (in persona) hilft, das ist nach meiner Logik und der Bestätigung dieser in der Praxis der ganz normale Weg von Staatssozialismus – farbige Revolutionen könn(t)en später kommen, dazu muß der ‘Ruf’ nach Kapitalismus aber erst mal durch sein. Farbig wird es dann erst u/o nur, wenn die Einflußsphären ‘ungünstig gelaufen’ sind…
August 5th, 2015 at 21:00
Mmh, ja.
@Heldentasse: By the way: Du erfährst hier relativ oft Gegenwind, aber Du schlägst dich immer freundlich. Das finde ich prima von/an dir.
August 6th, 2015 at 07:49
@R@iner
Danke für das Lob und wünsche mir auch weiterhin “freundliche” und konstruktive Dispute mit Dir und anderen, hier oder auch im Spiegelfechter- Blog!
Beste Grüße
August 6th, 2015 at 08:03
Frage in die Runde, wie sind folgende Nachrichten im Kontext “Sicherheitsbelange Israel” einzuordnen:
1. US-Präsident Obama versucht mit allen Mitteln, den Atomdeal mit Iran durchzusetzen. Israels Ministerpräsident Netanjahu macht Front dagegen.
2. Obama warnt vor Krieg als Alternative zum Iran-Deal
Eine Blockade des Atomabkommens im Kongress wäre laut dem US-Präsidenten so folgenschwer wie der Irakkrieg. Ein besseres Ergebnis erreichen zu können, sei eine Illusion.
Es macht den Eindruck, dass Israel versucht eine mögliche Annäherung der USA mit dem Iran durch Einsatz von harten Bandagen zu vereiteln. Obama pokert auch sehr hoch, ist doch ein Krieg in dieser Region etwas, was sich stramme US- Neocons doch sehr wünschen?!
Beste Grüße
August 6th, 2015 at 09:10
@ flatter #8
Nur Herr Finkeldey kann das aufklären und er hat es ja inzwischen wieder einmal getan.
” “… Der Zionismus ist Schuld am Nah-Ost-Konflikt” sind so dumm, dass, mit Karl Kraus zu sprechen, nicht einmal ihr Gegenteil wahr sein kann. Mit solchem semantischen Müll darf ich mich nicht länger befassen – schon aus Gründen legitimen Selbstschutzes nicht. …”
Ein weiteres Versatzstück aus seinem diffusen Polemikbaukasten: ” Antisemitismus (korrekter Begriff: Judenhaß) und Antiamerikanismus (korrekter Begriff: Haß auf alles* US-amerikanische) waren, sind und bleiben die Kapitalismuskritik des dummen Kerls.”
Zur gesellschaftliche Situation in Israel heute Morgen im DLF ein Interview mit einem, den nicht einmal Herr Finkeldey Judenhass/Antisemitismus unterstellen kann?
August 6th, 2015 at 22:18
Lieber Flatter, Du hast total recht. Aber Du wirst sehen, wie einsam man wird, wenn man dieses Faß auch noch aufmachen will. Einsamer geht gar nicht, ausser man ist – wie ich – auch noch auf der arabischen Seite verwandtschaftlich liiert, dann kann man eigentlich nur noch ausweichen und Slalom laufen, Tag und Nacht: kein Platz nirgends. Und auch diese Kommentare jetzt lese ich nur noch mit Bauschmerzen. Natürlich wird Israel geopfert, wer jemals in der Region war, der weiß, dass selbst die härtesten militärischen Möglichkeiten (welche sind das denn: ein Atom-Dom?) nicht darüber hinwegtäuschen können, dass Israel ein Fliegenschiss auf der Landkarte ist und die Abneigung weltweit so riesengroß, dass man eigentlich sich nur wundern kann, dass es überhaupt noch existiert. Ausgelöscht ist es längst, es hält sich nur noch verzweifelt am allerletzten Strohhalm über dem Abgrund, mehr nicht. Und wer hier von der stärksten militärischen Macht (überhaupt? weltweit?) schreibt, der verfolgt ein ganz anderes Ziel: eines über das sich nicht zu diskutieren lohnt. Auch nicht in moderatem Tonfall, gerade nicht in einem moderaten Tonfall. Schade.
August 7th, 2015 at 00:57
@ Manfred Peters #25
Danke für Deinen Hinweis auf das Interview mit Moshe Zuckermann (es gab kurz zuvor noch ein anderes IV auf DLF-Kultur – Hinweis auf NDS vom 5.8., wo er, m.E. irrigerweise, als Historiker an der Uni Jerusalem bezeichnet wurde, er ist aber Soziologe an der Uni Telaviv). Zuckermann ist auch ab und zu mal in HH, zu Vorträgen oder Podiumsdiskussionen. Da sollte Finkeldey vielleicht mal hingehen – oder eins von seinen Büchern lesen, z.B. “Wider den Zeitgeist 1″, bevor er phrasendreschend “Proseminar Logik 1″ anfordert – darum geht es nämlich überhaupt nicht!
Was seine Antisemitismus- und Antiamerikanismusphobie betrifft, gehört er wohl einem speziellen Milieu an: Dort werden Leute wie z.B. M. Zuckermann, Ilan Pappe, N. Chomski, Norman Finkelstein, Rolf Verleger, Evelin Hecht-Galinski etc. pp. als “selbsthassende Juden” bezeichnet. Und Kritik am Zionismus “geht schon mal gar nicht”! Das zeugt nicht gerade von tiefschürfendem Nachdenken über die Zeitläufte. Lassen wir’s dabei…
August 7th, 2015 at 08:39
@Istvan #26
dass Israel ein Fliegenschiss auf der Landkarte ist und die Abneigung weltweit so riesengroß, dass man eigentlich sich nur wundern kann, dass es überhaupt noch existiert.
Israel ist sehr klein und im nahen Osten (gelinde gesagt) unbeliebt, dass ist auch m.E. unbestreitbar. Aber wie wäre es mit einer seriösen Quellengabe die belegt das Israel weltweit unbeliebt ist. Und dann wäre da auch noch die Frage, wie die Existenz eines Staates mit mit seinen Sympathiewerten korrelieren kann? Oder sind gar Attribute wie “Ab/ Zuneigung” sinnlos wenn man diese auf Staaten bezieht?
Beste Grüße
August 7th, 2015 at 08:39
@bernd_r
Kann es sein, daß es um M.Zimmermann geht? Aber Zuckerman von Roth ist auch empfehlenswert.
August 7th, 2015 at 13:08
Nein, es ist Moshe Zuckermann, wie der Link auf das DLF-Interview von M. Peters ja deutlich ausweist. Es gibt auch einen Eintrag in der dt. Wikipedia über ihn. Dort kannst Du gerne nachschauen, um näheres zu erfahren.
August 7th, 2015 at 14:12
Ich würde mich in diesem Fall Troptard und Peinhart anschließen, versehen mit dem Hinweis, dass Interessen, zumal solche, die Profit zum Gegenstand haben, auf der Ebene von Staaten kaum darstellbar sind, weil die Staaten selber eben keine ‘nationale’ Interessen vertreten bzw. durchsetzen, sondern immer nur partikulare, die von Interessengruppen (propagandistisch) zu ‘nationalen’ gemacht werden. Der Staat ist folglich Instrument zur Durchsetzung bestimmter Interessen.
Die Frage ist für mich eher, ob man sich als Staatsbürger Gedanken zur Politik von Staaten macht oder als Systemkritiker zum System. Im letzteren Falle sind zumindest die Skrupel von Staatsbürgern unangebracht.
August 7th, 2015 at 16:29
@Samson, 14:12
“Die Frage ist für mich eher, ob man sich als Staatsbürger Gedanken zur Politik von Staaten macht oder als Systemkritiker zum System.”
Meine Antwort: “Sowohl als auch!” Beides schliesst sich für mich nicht gegenseitig aus.
Aber hier ist man doch schon ganz woanders, hat ein neues Fass aufgemacht. In dieses Fass schaue ich nicht gerne rein.
August 7th, 2015 at 17:12
Die Politik sollte der Weichensteller zu Systemveränderten Massnahmen sein und die dafür rechtlichen Grundlagen verfügen.
August 7th, 2015 at 19:09
Sehr gut, Herr Kandidat! Verfügen Sie rechtliche Grundlagen! Die Verfügung der Grundlegung zur Systemveränderung wird unser aller Zukunft sein. Sobald die Verfügung ergeht, wird die Zukunft als begonnene gelten. Es wird ein großer Sieg sein für Demokratie und Menschenrechte im Einklang mit freiem Handel und Güterverkehr.
August 7th, 2015 at 19:19
Wenn das nicht passiert, gibt es irgendwann einen Bürgerkrieg, oder wir bekommen Verhältnisse wie bei THX1138..von George Lukas….
August 7th, 2015 at 19:23
@Publicviewer: Du enttäuschst mich: Ich dachte, Du hättest schon ’42 im U-Boot kapiert, warum das Quatsch ist, was Du schreibst. Frag’ bitte nicht warum, sondern schreib’ einfach ein Gesetz und schicke es deiner zuständigen
WehrsportgruppeAußenstelle des Zentralkomittees.August 7th, 2015 at 19:27
Dann frage ich dann halt was Du so prognostizierst, wie sich unsere Zukunft gestalten wird?
August 7th, 2015 at 19:33
Darum geht’s nicht. Gegenfrage: Was würde passieren, wenn in Europa ein linke Regierung gewählt würde? Au Backe, das ist ja schon passiert. Verstehste?
August 7th, 2015 at 19:37
Worum geht es denn dann…hm?
Wer sollte denn deiner Meinung nach die rechtlichen Grundlagen schaffen wenn nicht eine wie auch immer geartete Regierung?
August 7th, 2015 at 19:48
@Publicviewer: Ich weiß nicht, was ich jetzt darauf antworten soll, außer, dass ich gar keine Regierung will. Regierung + Militär + Konzerne = Na was wohl?
August 7th, 2015 at 19:52
Ich denke nicht, das es ohne Regierung mit mehr als 7 Milliarden Menschen funktionieren würde.
August 7th, 2015 at 19:59
@Publicviewer: Ja, jeder denkt halt irgendwas. Hast Du dich mal mit Noam Chomsky oder Erich Mühsam ein wenig beschäftigt? Es geht nicht darum, dass ich alles wüsste, aber es gibt schon ein paar nicht dumme Gedanken, die Staaten als solche in Frage stellen. Ich stehe halt den Anarchisten, genauer den Anarchosyndikalisten am Nächsten, wenn es darum gehen soll, dem Kapitalismus ein Ende zu bereiten.
p.s.: Z.B. Fanal Nr. 1, 10/1926 (pdf) S. 2: “Staatsverneinung”
August 7th, 2015 at 20:00
@Troptard
“Meine Antwort: “Sowohl als auch!” Beides schliesst sich für mich nicht gegenseitig aus.”
Jein, meint praktisch ja, perspektivisch nein. ‘Unsereins’ könnte versucht sein, den Staat für ‘soziale Zwecke’ zu instrumentalisieren (was gegenwärtig unbedingt notwendig wäre, in den Metropolen aber aussichtslos erscheint, weswegen derartige Versuche in der Peripherie stets auf Resultate wie in #21 beschrieben rauszulaufen scheinen, was aber seine Ursache hier und eben nicht dort hat). Andererseits stellt sich die Frage, in welcher Ökonomie man überhaupt ‘soziale Zwecke’ reklamieren muss, die ja offenbar von denen der Ökonomie verschiedene sind, andernfals wären sie deren Gegenstand.
Im Übrigen ist es m.E. schon noch dasselbe Fass wie ehedem. Vermutlich ist es eher sinnestäuschend, nicht reingucken zu wollen, weil wir, ohne dass wer unsere Zustimmung eingeholt hätte, alle drinstecken. Und dass es darin zunehmend ungemütlicher wird, liegt an der Beschaffenheit des Fasses.
August 7th, 2015 at 20:15
@R@iner
“7 Milliarden Menschen” sind der Gemeinplatz derer, die “es” nicht spezifizieren mögen. Ginge es um Lebensverhältnisse wären B. Traven oder der vorrevolutionäre Gorki wg. ungebrochener Aktualität ebenso zu empfehlen
August 7th, 2015 at 20:17
@Samson: “Das Totenschiff” habe ich zur Zeit immer im Rucksack dabei. :-)
August 7th, 2015 at 21:15
@Publicviewer: Deine Beiträge sind so verschachtelt falsch, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Bei der Grammatik? Geschenkt.
Beim Subjekt des ersten Satzes? “Die Politik”? Was soll das sein?
Bei der Aussage? Politik soll Gesetze erlassen? Ja was macht sie denn sonst? Aber “systemverändernd”? Das System soll sich also mithilfe seiner Mittel abschaffen, um weiter zu bestehen (es soll ja noch “Verfügungen” geben, die wieder irgendwer für irgendwen mit Macht durchsetzen muss)?
Schießlich: Selbst wenn man das als den üblichen sozialdemokratischen Ansatz nimmt (ein Gesetz, dasss alles gut werde, quasi), wie ignorant muss man sein, hier so einen “die Politik müsste nur”-Quatsch anzubieten, den wir schon hundert mal auf höherem Niveau in die Tonne getreten haben?
August 7th, 2015 at 21:21
Mit anderen Worten, keine Politik oder Politiker, Regierungen und keine Gesetze, also eine freie Anarchie…oder was?
August 7th, 2015 at 21:37
@Publicviewer: Ist zwar doof, weil der Tipp scheinbar “von oben” kommt, aber besorg dir das Buch, das @Peinhart ab dem dritten Absatz hier bewarb. Es sind gut angelegte 20 Euro und das Lesen macht wirklich Spaß.
August 7th, 2015 at 21:40
@Publicviewer: Mit anderen Worten: Ich werde nicht die letzten zehn Jahre in diesem Thread wiederholen.
August 7th, 2015 at 21:47
@Publicviewer(47) – Na, “oder was” selbstverständlich ;)
Btw. Die letzten zehn Jahre ‘Nachleben’ ist unnötig und vielleicht auch unmöglich, aber die letzten 1 – 2 Jahre hier nachlesen, das brächte es vielleicht.
Vielleicht auch, daß Du nicht immer ‘verschollen’ bist, wenn es hier zu solchen Themen geht…
August 7th, 2015 at 21:57
Die leute brauchen Einsicht in neue ökonomisch und ökologische Verhaltensmußter.
Dazu bedarf es Bildung und Aufklärung.
Da wir diese aber nicht haben auch mittelfristig in dem Maße wie sie gebraucht würde nicht zu den erwünschten Ergebnissen führen wird, muss es eine von oben gelenkte Richtungsänderung geben.
Denn wenn es nicht alsbald passiert, sind wir schopn rein ökologisch am Ende…
August 7th, 2015 at 22:05
@pv – Dazu bedarf es Bildung und Aufklärung.
Dann mach das, wo und wie immer es geht. ‘Von oben’ kann und wird gewiss nichts dergleichen kommen. Und bevor du dir morgen das Buch besorgst ;) – kannst du heute schon mal das hier lesen, es enthält schon die wesentlichen Einsichten in den Charakter unserer ‘Demokratie’… und zwar nicht zuletzt direkt ‘von oben’.
August 7th, 2015 at 22:05
@Publicviewer: Du gehen kaufen Buch und lesen. Bis dahin hören Musik mit Volker Kriegel, wo tot sein seit 12 Jahre: Volker Kriegel & Mild Maniac Orchestra – Bahia Next Year
@Peinhart: Yep. Guter Hinweis. An den dachte ich auch.
August 7th, 2015 at 22:12
Gutes Idee das, ich gleich mal rauskramen ‘Fehlende Verbindung’. ;)
August 7th, 2015 at 22:20
@Publicviewer: Achso; auch jetzt wird her nicht die Leier gedreht von wegen Überbevölkerung und Diktatur zur Rettung des Planeten, sonst werde ich deinen Nick erschießen.
August 7th, 2015 at 22:26
Ich weiß, wir könnten locker auch 20 Milliarden Menschen ohne weiteres ernähren…lol
Edith… das dachte ich mir…lächel
August 7th, 2015 at 22:29
Tja, wer meine zweite Warnung so kontert, geht auf die Tribüne. Schüss dann!
August 7th, 2015 at 22:30
@Publicviewer: Dein Problem ist aus meiner Sicht, dass Du dich vor vielen Jahren davon verabschiedet hattest, dass linke Ideen sich weiterentwickeln könnten.
August 8th, 2015 at 13:21
Zu: Peinhart meint: August 7th, 2015 at 22:05
Zum verlinkten Beitrag von Mausfeld.
Da reicht doch ein Blick noch weiter in die Vergangenheit. Also wegen der Demokratie. Die hat es nie wirklich gegeben, noch wird es sie je geben. Denn es wäre dann statisch. Nur, nichts ist wirklich statisch.
So lange es keinen echten Minderheitenschutz gibt, so lange wird jede Form des Zusammenlebens, wie auch immer sie geartet ist, in einem Fiasko enden.
Nur eine “Patchworkwelt”, in der alle irgendwo eine “Gegend” finden können, deren Lebensweise einem zusagt, kann es einigermaßen angemessen zugehen.
Ich muss da an Jack Vance denken – Der Mann ohne Gesicht – Der Kampf um Durdane – Die Asutra – OK, Sience Fiction oder Fantasy) – ich könnte auch Morus nennen – Utopia.
Dazu müssen dann aber die Grenzen abgeschafft werden, damit auch jeder aus der “Lebensweise”, in die er hineingeboren wurde, austreten kann.
Und an Flatter – Demokratie IST auch eine Diktatur – die der Stimmenmehrheit – so wie in Russland damals – Menschewiki – Bolschewiki –
Da kann dann auch wieder einmal Henry David Thoreau genannt werden – die Mehrheit ist nicht gerecht – denn sie unterdrückt immer eine Minderheit. Auch wenn es zum Beispiel im Grundgesetz einen Schutz gibt … nur, wenn der nicht beachtet wird …
nun denn … das war es dann wohl … mehr ist nicht zu sagen.
August 8th, 2015 at 15:12
@Rainer N.(59)
“So lange es keinen echten Minderheitenschutz gibt,”
Hä?
Wo lebst Du denn.
Wenn es (von der Urgesellschaft mal abgesehen) eines immer gab, dann war das echter Minderheitenschutz.
August 8th, 2015 at 17:09
@Wat.
Der “echte” Minderheitenschutz® ist so exorbitant gut, dass eine weitere Verbesserung in Teutschland offensichtlich blockiert wird.
Und wie bekannt ist, leben wir ja in einem total toleranten Land, kein Mensch muss sich diesbezüglich Sorgen machen.
Beste Grüße
August 8th, 2015 at 17:14
Sie meint die kleine Minderheit, die vor uns geschützt wird. Alles andere sind eh wieder solche staatsgläubigen Jammereien, aus Unkenntnis jenes Minderheitenschutzes, für den der Bürgerliche Staat konstruiert wurde.
August 8th, 2015 at 17:44
@flatter
Also den Begriff des Minderheitenschutz auf Herrschaft und Eliten anzuwenden ist m.E. sehr fragwürdig. Und leiden tun de facto diejenigen, die der Staat nicht schützen will oder kann z.B. vor gewaltbereiten Nazis.
In meiner Welt entwickelte sich zudem der Minderheitenschutz zunächst aus dem Völkerrecht.
Beste Grüße
August 8th, 2015 at 18:00
@Heldentasse(63)
Ja, sicher ist das fragwürdig.
Jedenfalls für denjenigen, dem bisher nicht aufgefallen ist, daß jede Herrschaft Minderheitenschutz ist.
Leiden tuen die (sorry), die Ursache und Wirkung nicht kennen (wollen).
(Edit – und die anderen Menschen, die wegen dieser Menschen mit ihnen zusammen keine Mehrheit bilden können)
Btw. ich wollte Dich ganz bestimmt nicht schon wieder anpiepsen, aber was Du schreibst, widerspricht so derart allem, was in meinem Kopf und Bauch rumgeht, da mußte ich…
August 8th, 2015 at 18:31
@Heldentasse(63)
“Also den Begriff des Minderheitenschutz auf Herrschaft und Eliten anzuwenden ist m.E. sehr fragwürdig.”
Fragwürdig ist hoffentlich nahezu alles, was ich hier treibe.
August 8th, 2015 at 19:21
OK, dann etwas genauer – für mich ist die Minderheit eben die Menge, die ausgebeutet wird.
Also ALG-2-Bezieher, Grundsicherungsempfänger, Sozialhilfebezieher.
Die “Minderheit” der Ausbeuter ist leider nicht so klein. Denn auch die, die sich mit dem “Pfennig” oder den “Krumen” vom Tisch der Reichen abspeisen lassen, sind an und für sich auch Gewinner, so lange sie nicht in die “Gruppe der Verlierer” abgeschoben werden.
Tafelkunden sind auch Verlierer. Leider wehren die sich nicht richtig. Hab ich mal in der örtlichen Tageszeitung als Leserbrief vorgetragen:
Alle Tafel”kunden” sollten eine Klage vor dem Sozialgericht einlegen – denn zum sogenannten soziokulturellen Existenzminimum gehört auch ein Betrag, der ausreichend ist, sich nicht mit Tafelessen abspeisen lassen zu müssen.
Machen die aber nicht. Ich schon. Meine Berufung ist inzwischen beim LSG gelandet … und dort soll nun entschieden werden … und ich habe einen Befangenheitsantrag eingereicht … gegen die Richterin. Denn mit der hatte ich schon eine Auseinandersetzung als die noch am SG war.
Wer kämpft, kann gewinnen. Auch auf dem Rechtsweg. Und wenn es nur dazu dient, zu beweisen, der Rechtsweg ist kein Rechtsweg.
August 8th, 2015 at 20:48
@Rainer N.(66)
[Ich schieb mal den Gedanken an Ignoranz oder Trollerei beiseite, wenn's mir auch schwer fällt]
“OK, dann etwas genauer – für mich ist die Minderheit eben die Menge, die ausgebeutet wird.
Also ALG-2-Bezieher, Grundsicherungsempfänger, Sozialhilfebezieher.”
1) Wird die Mehrheit ausgebeutet
2) Werden die, die Du nennst nicht alle ausgebeutet, nur die, die in Lohnarbeit sind.
3) Sind von denen, die Du nennst auch einige in Lohnarbeit.
4) Mag ja sein, daß sich der eine oder andere als Gewinner fühlt, wenn er einen Job hat, der nicht ins Amt zwingt, er ist es trotzdem nicht – er ist der Ausgebeutete – ohne Amt und mit Amt, wegen des Jobs.
@flatter, ich geh mal Geduld tanken…
August 8th, 2015 at 21:30
@Rainer N. – Tatsächlich gibt es in diesem System längst Schlimmeres, als ausgebeutet zu werden, und zwar nicht einmal mehr zur Ausbeutung zu taugen.
August 9th, 2015 at 13:03
Um ehrlich zu sein, beim Lesen von #66 befallen mich ähnliche Gedanken wie Wat. Gegen Nicht-Argumente wie “Wer kämpft, kann gewinnen. Auch auf dem Rechtsweg. Und wenn es nur dazu dient, zu beweisen, der Rechtsweg ist kein Rechtsweg.” wird nie ein Kraut der Aufklärung wachsen.
August 9th, 2015 at 13:23
Berechtige Frage: “Zu fragen ist vielmehr, warum die Deutung der Eurokrise von Angela Merkel und Wolfgang Schäuble, die Deutschland als vernünftige Wohlstandsinsel und die Krisenländer als wirtschafts-, finanz- und arbeitsmarktpolitische Sündenfälle hinstellt, bei so vielen Menschen plausibel ist und als sinnfällige Beschreibung der Wirklichkeit ungeprüft hingenommen wird.”
August 9th, 2015 at 13:56
Link in #70 funzt net, hier entlang (bitte schön), oder den kurzen Umweg nehmen.
August 9th, 2015 at 16:59
@Wat.
Leiden tuen die (sorry), die Ursache und Wirkung nicht kennen (wollen).
Z.B. die Opfer von Nazi- Gewalt wissen leider meistens vorher sehr genau was Springerdstiefel und Baseballschläger als Ursache für schlimme Verletzungen bewirken können. Trotz dieser Kenntnis leiden sie, wenn die braunen Schlägern in die Fänge geraten.
Sorry, ich sehe keinen unmittelbaren kausalen Zusammenhang zwischen Leiden und der Erkenntnis von Ursache und Wirkung. Mittelbar kann es ganz klar Zusammenhänge geben, nämlich wenn Erkenntnis politische Prozesse zum Besseren ermöglicht, aber da ist m.E. im wesentlichen der “Drops schon gelutscht” die anstehende multiplen globale Krisen werden meiner Meinung nach nicht stemmen können.
Beste Grüße
P.S.: ich wollte Dich ganz bestimmt nicht schon wieder anpiepsen,
Nun ja, hier ist ja auch keine Piepschau. ;)
August 9th, 2015 at 21:01
@Heldentasse(72) – Du wirst mich auch mit der xten Nachfrage nicht dazu bewegen (können), das Dach zu reparieren, wenn Grundwasser in den Keller drückt…