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Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen, hoch verehrte Arbeitschaffende!

Die SPD ist mit ihren mehr als 100.000 Mitgliedern eine Säule der deutschen Demokratie. Sie war es nicht immer, wir wissen das, aber keine andere Partei hat aus ihren Fehlern so gründlich und nachhaltig gelernt wie die Sozialdemokratische Partei Deutschlands.

Es hat fast eineinhalb Jahrhunderte gedauert, bis wir dort ankamen, wo wir heute stehen, nach Verirrungen, die sich gutgemeinten, aber falschen Idealen verdanken. In den Anfangsjahren, bis hinein in die junge Bundesrepublik, hat die SPD sogar noch mit dem Marxismus geliebäugelt. 1959 war die erste epochale Wende zur Verantwortung mit dem Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft.

Aber noch am Ende des 20. Jahrhunderts waren Kinderkrankheiten nicht abgelegt. Unsere Vorsitzenden und die immer etwas gefühlsduselige Basis hatten bis dahin stets den Hang, das Negative zu betonen, herzerwärmende Einzelschicksale von Arbeitslosen und Zurückgelassenen in den Fokus zu rücken. Selbst als die SPD zum letzten Mal den Bundeskanzler stellte, waren die Märkte überaus beunruhigt, obwohl mit Gerhard Schröder ein Mann für die neue Sozialdemokratie stand, der wie kein anderer die Wende zur Mitte verkörperte.

In dieser Zeit haben wir unser wirtschaftspolitisches Profil schärfen können. Die Begleitung durch erfolgreiche Manager aus Industrie und Finanzmärkten hat die SPD zu dem gemacht, was sie heute ist: Eine Säule von Staat und Markt, uneingeschränkt regierungsfähig, kurzum: die erste Dienerin von Demokratie und Sozialer Marktwirtschaft. Wir haben gelernt, dass das Soziale, die Arbeit, die Identität unserer Partei, nur in Eigenverantwortung zu verwirklichen ist und nicht durch Alimentierung oder falsche Rücksicht auf vermeintliche Freiheiten.

Wir streben nicht nach dem Thron oder höheren Weihen. Sozialdemokraten und -demokratinnen stehen auch in der zweiten Reihe ihren Mann und ihre Frau. Wo wir gebraucht werden, übernehmen wir Verantwortung auch ohne Führungsanspruch. Die Verantwortungsträger der Partei haben in der Vergangenheit vielfach bewiesen, dass sie auch eine mürrische Basis auf den Weg zu leiten wissen, den die Regierung vorgibt. Die Freiheit des Einzelnen, Sicherheit und soziale Rechte und Pflichten sind nirgends besser aufgehoben als in den Händen demokratisch gewählter Regierungen. Diesen wollen wir dienen, in enger Partnerschaft und Treue zu unseren transatlantischen Partnern.

Wir haben dafür Opfer gebracht. Viele haben der SPD den Rücken gekehrt. Das faule Fleisch war mehr als wir befürchtet hatten, aber wir haben es uns abgeschnitten, Schicht für Schicht. Heute ist die Sozialdemokratie die modernste Partei der Welt, bereit, jede Aufgabe mit jedem demokratisch gewählten Partner anzugehen, flexibel in der Haltung, koalitionstreu auch unter schwierigen Bedingungen, frei von Prinzipienreiterei und romantischen Illusionen.

Wer in einer globalisierten Marktwirtschaft für Wohlstand, Wachstum und Arbeitsplätze werben möchte, findet in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands eine Partnerin, die keine überzogenen Ansprüche stellt, sondern liefert, was bestellt wird. Dafür stehe ich, dafür stehen alle Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen in Fraktion und Parteispitze.

Ich danke Ihnen!