facpaIn den Kommentaren hat mich jüngst jemand auf einen Artikel aufmerksam gemacht, in dem das Autofahren der Zukunft angepriesen wird: Man könne dann auf allen Wegen “das Büro” ins Auto verlegen, im Auto leben quasi, das ganz von selbst fährt. Ein Grund, Neuländern wieder einmal zu erklären, was “Facepalm” bedeutet (siehe Abbildung). Doch, das gibt es schon. Es nennt sich “Eisenbahn”. Ich lasse die Hand einfach an Ort und Stelle, wissend, dass aus gut gewaschenen Schädelschwämmen jetzt der Befehl ans Plapperwerk ergeht, etwas von “unpünktlich” und “Streik” zu faseln.

Mein Lieblingspropagandabrei ist übrigens: “längster Streik in der Geschichte der Bahn AG”. Haben sie gesagt, überall. Ich habe einige beliebige Personen gefragt, wie lange es denn schon die Bahn AG gebe, die meisten antworteten mit dreistelligen Zahlen. Richtig ist: 21. Die Bahn AG wurde 1994 gegründet. Nächstes Jahr werde ich einmal nach dem längsten Streik in ihrer Geschichte fragen. Mal sehen, wer da mit sechs läppischen Tagen auskommt. Im übrigen bitte ich hier einmal um einen Vergleich der Verzögerungen im Schienenverkehr mit denen auf der Straße. Aber zurück zum Thema …

Die geniale Idee, man könne gar zu mehreren in einem Z-Auto sitzen, finde ich ebenfalls großartig. Ähm, das geht nämlich bislang nicht? Man könnte nicht einfach die Autos besteigen, die es schon gibt, jemanden ans Lenkrad lassen und fröhliche Dinge tun? “Lieber saufe ich einen Eimer Bremsflüssigkeit”, wird sich der Pneuteutone sagen, der wilde Einzelgänger, nein -fahrer, dessen Individualität auf zwei Säulen beruht: Seiner Karre und seinem Fahrstil. Spätestens letzterer ist in der Regel ein guter Grund, nicht zuzusteigen. Er will ja aber auch gar nicht. Der große Isolator ist die Allegorie auf das zum Lebensstil verklärte Prinzip “divide et impera”.

Sparprogramm

Was bleibt, ist der Fahrspaß, zumal im Land der Freiheit qua Tempo unlimited. Wem fällt da ein solcher Tinnef aus dem zerebralen Regal, dass er Selbstfahrautos für eine gute Geschäftsidee hält? Ich will gar nicht auf das Problem eingehen, wenn so ein Ding einen Bums baut oder großangelegtes Hacken der Elektronik die Straßen in Schrotthalden verzaubert. Das sei mal alles geschenkt. Ich frage mich eben nur, wie man darauf kommt, den einzigen Aspekt zu erwürgen, der Autofahren attraktiv macht.

Vielleicht habe ich auch wieder keine Ahnung und verpenne den Trend. Vielleicht ist Carrerabahn ohne Regler viel geiler. Man könnte auch einfach anhand medizinischer Parameter errechnen, wer gewinnt und nur noch das Ergebnis auf einem Händi anzeigen. Fußball ohne Spieler geht doch auch. Man geht ins Stadion, frisst Würstchen, säuft Bier, rülpst Wikingerlieder in den Wind und liest auf der Anzeigetafel die Zahlen vom Toto. Das schont auch den Rasen.

Vielleicht ist Golf ohne Ball der neue Renner. Schnaps ohne Alkohol. Sex ohne Partner. Gassi ohne Hund. Kauen ohne Essen. Häuser ohne Bewohner. Arbeit ohne Lohn. Strafe ohne Vergehen. Justiz ohne Recht. Demokratie ohne Volk. Sender ohne Empfänger. Warte, ich erkenne da ein Muster …