Es hätte so schön werden können, in den 90ern. Der Kalte Krieg war beendet, die Truppen der Warschauer Vertragsorganisation sind heim gegangen. Es gab keinen Existenzgrund mehr für die NATO. Man hätte sie auflösen können, vielleicht eine Außenverteidigung Europas organisieren. Mancher träumt von den verpassten Chancen eines demokratischen Neuanfangs in Deutschland, bei dem ein Gemeinwesen hätte entstehen können anstelle eines “marktkonformen” Albtraums.
Es kam anders. Die NATO wurde zu einem Militärbündnis für völkerrechtswidrige Operationen aller Art. Sie marschiert ein, wo es ihr gefällt und fragt die UNO entweder gar nicht oder belügt sie nach Strich und Faden. Ihre Methoden sind brutal, Menschenrechte wurden ausgesetzt; Folter, Mord und Totalüberwachung installiert. Derweil hält man es für opportun, sehr wohl die Einhaltung von Völker- und Menschenrechten bei anderen einzufordern, unter der Androhung von Krieg und Terror.
Die Wende
Erklärtes Ziel dieser Maßnahmen sind ein – wie absurd – ‘Krieg gegen den Terror’ und die “Sicherung der Handelswege”. Das Konzept ist eingebettet in den anderen großen Trend nach dem Lüften des des Eisernen Vorhangs: Der Durchmarsch des sogenannten “Neoliberalismus”, die Durchsetzung aller denkbaren Maßnahmen zur Sicherung der Kapitalinteressen: Lohndumping, Privatisierungen, Förderung von Transaktionen jedweder Art, mithin sogenannte “Deregulierung”, Abschaffung von Sozialleistungen, Senkung der Steuern für Unternehmen und ‘Investoren’, drastische Kürzung staatlicher Leistungen, dafür Haftung der Staatshaushalte für Verluste bei Banken und Versicherungen.
Es reicht eigentlich, diese Maßnahmen aufzuzählen, um zu erkennen, was dort passiert ist. Genannt sei allerdings noch im Gegenzug das Versprechen, diese Maßnahmen schafften Arbeitsplätze bzw. bauten Arbeitslosigkeit ab. Das Gegenteil ist in dramatischem Maße der Fall, worüber man sich in Deutschland, das bislang davon profitiert hat, vielleicht noch hinweg betrügen kann. Allerdings auch schon nicht mehr, wenn man einen Blick auf den Rest Europas wirft.
Nehmen wir die Ukraine: Das Volk ist tief gespalten. Viele wollen mit dem alten Partner Russland verbunden bleiben, viele andere Teil der EU werden, wieder andere eine starke Nation sein und noch andere sozialistisch bleiben. Die Ukraine ist Spielball der Interessen von NATO, Russland, Kapital und EU, liegt an der neuen Grenze des Einflusses jenes “Westens” aus Banken und Militär zum neuen Russland aus Banken, Militär, Öl- und Gasmultis. Jene Grenze, an der auch das schon vergessene Georgien liegt, das mit ein wenig Pech einen Atomkrieg hätte auslösen können.
The Name of the Game
In der EU sieht es nicht viel besser aus. Warten wir mal den Sommer ab, ob das nicht noch ganz finster wird. Was in Griechenland und Spanien derzeit gärt und rumort (siehe den letzten Artikel und die Kommentare dazu), die Maßnahmen der Staaten und ihrer Geheimpolizeien, Hand in Hand mit korrupten Politikern und denen, die sie schmieren, bilden ein einziges Pulverfass. Wer glaubt, die Entwicklung in der Ukraine habe nichts mit ‘uns’ zu tun, übersieht die Gemeinsamkeiten.
Dieser von Abhängigkeiten und Interessen im Äußeren wie im Inneren zerrissene Staat ist bloß eine Art Avant Garde des Untergangs. Was sich dort zeigt, ist die Unversöhnlichkeit von Kapitalismus mit Menschenrechten, Frieden, Demokratie und am Ende mit Politik überhaupt. Es ist die Blaupause der aufkommenden Barbarei und hat nichts mit einer sogenannten “Krise” zu tun, wie es auch generell keine “Krisen” gibt, wie solche Symptome seit 2007 täglich genannt werden.
Immobilien-, Banken-, Kapitalmarkt-, Euro- und Staatsschuldenkrise? Ist irgend eine davon je überwunden worden? Hat derweil jemals wer steigende Armut und obszönen Reichtum eine “Krise” genannt? Ist irgend etwas besser geworden? Als nächstes werden sie uns “Arbeitsmarkt”- und “Inflations-” oder “Deflations-” Krise servieren, wenn es nicht gar der “Verteidigungsfall” oder sonst ein allgemeiner “Notstand” sein wird. Egal, wie sie es nennen; nur wer sich nicht verblöden lässt, kennt den wahren Namen.
Januar 24th, 2014 at 16:45
Nett war diese Tage die Meldung von Oxfam, dass 85 Leute so viel besitzen, wie die ärmere Hälfte der Menschheit.
Die da unten sollten sich jetzt aber echt mal anstrengen.
Januar 24th, 2014 at 16:46
Du Optimist; wären die nicht so faul, wären die doch nicht so arm!!1!
Januar 24th, 2014 at 16:48
Das verstehe ich jetzt nicht. Jeder kann doch selbst bestimmen, was er in seinem Leben macht. Manche wollen eben reich werden. Da ist doch nichts schlimmes dran…
Ich hatte ja insgeheim gehofft, dass dich mein Hinweis auf das Essay von Hayek dazu bringen würde, hier mal so ein paar krude Ideen zu posten. Dann wäre vielleicht eine Diskussion mit neuen Lesern zustandegekommen. Na gut, es hätte auch Morddrohungen hageln können.
Januar 24th, 2014 at 17:20
Ich hatte heute noch ein Gespräch darüber, was ich von einer “Diskussion” erwarte, um sie so zu nennen. Wenn ich mir anschaue, was woanders darunter firmiert, bin ich hier sehr glücklich. Auch dass das hier zu einer kleinen Nachrichtenagentur avanciert, gefällt mir gar nicht schlecht. Wer hat denn noch Spaß am x. ernsthaften Aufguss absurder Theoreme? Die sind ja auch nicht mehr zu überhöhen; da kommt Satire schon lange nicht mehr mit. Das da oben sind die verdienten realsatirischen Albereien, alles andere macht nur schlechte Laune.
Januar 24th, 2014 at 17:22
Fefe hat eben die Nummer mit dem Uranabbau nach DDR-Recht bemerkt. Das liegt bei mir seit Wochen auf Halde. Es ist zwar auch nur ein Symptom, aber schon witzig, dass ausgerechnet DDR-Recht sich als besonders marktkonform erweist.
Januar 24th, 2014 at 17:30
@4: Haste auch wieder recht. Die Diskussionen um den adac oder Lanz führen bei mir auch nur zu anhaltender Aphasie und Erektionsstörungen.
An den Spätfolgen der Arbeit in der Wismut ist einer meiner Onkel gestorben.
Januar 24th, 2014 at 17:35
@fatter, no. 5
frei nach pippi langstrumpf:
… wir machen uns die welt, widde widde wie sie uns gefällt.
Januar 24th, 2014 at 18:09
In den französischen Fernsehnachrichten TF1 oder TF2:
“Es gibt immer mehr Millionäre auf der Welt, dass sei auch der Grund dafür, dass es immer weniger Armut auf der Welt gäbe.”
Ich ziehe mir solchen Dünn…iss nicht mehr rein. Aber meine Beste kann nicht vom Fernsehen lassen.
@6 An den Spätfolgen … . Ob ich das so nennen darf? Mein Vater ist qualvoll gestorben. In jungen Jahren Bleivergiftung, nur noch Haut und Knochen, dafür, dass die Autos rollen. Fast 45 Jahre in drei Schichten gearbeitet. Der dumme Kerl war auch noch Stolz darauf.
Aber die Ärzte waren prima! Die wussten die Säge zu benutzen.
Und die Pharma hat auch noch ordentlich verdient, an seinem Ableben in Tranchen!
Man muss nur Wissen, wie das Geschäfte machen geht !
Januar 24th, 2014 at 18:17
@Rainer, No. 1
Der Trickle-Down-Effekt wird’s schon richten!
Das soll ja im Neo/Turbokapitalismus angeblich so toll funktionieren.
Januar 24th, 2014 at 18:43
Trickle down? Ja, super. Großartig, wie das funktioniert.
Januar 24th, 2014 at 18:52
@9 Radiotrinker
Ja der Adam Smith und die unsichtbare Hand! Gottvater hat die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen. Welch ein Graus, wenn es stimmen würde. Jesus als Opfer, für die Befreiung von der menschlichen Schuld, an’s Kreuz genagelt.
Welch ein symphtischer Anblick, welcher einem von den Christenmenschen da serviert wird.
Kapitalismus als Fortsetzung dieses Opferprinzipes in christlicher Tradition. Der Kapitalismus fordert, verlangt ständig Opfer. Ein interessantes Thema, über das es sich lohnen würde weiter nachzudenken.
Ansätze gibt es dafür angefangen bei Walter Benjamin und wieder aufgegriffen von Robert Kurz.
Januar 24th, 2014 at 19:50
Den Feudalismus in seinem Lauf, halten weder Arbeiter, noch Bürger auf!
Januar 24th, 2014 at 19:54
@1, R@iner:
Das erinnert mich an ein Video neulich, wo ein Mann wütend durch die Ruinen von Detroit geht und davon labert, die Verkommenheit der früheren Bewohner habe zu diesen Zuständen geführt.
In den Köpfen solcher Leute kommen systembedingte Ursachen gar nicht erst vor, es gibt für sie nur verantwortungslose Menschen.
Januar 25th, 2014 at 03:11
In den verantwortungsvollen Menschen kommen unsystemische Ursachen gar nicht erst vor, es sei denn, sie sind anerzogen und gemein gewollt.
Januar 25th, 2014 at 08:13
Bissines äs juschel! :-( Das Kapital denkt, die Politniki lenkt, das Volk interessiert sich nicht!
Januar 25th, 2014 at 08:19
@Radiotrinker, @R@ainer
Trickle down? “Sind die Pferde recht gefüttert, ist auch an die Spatzen gedacht!” So stellen sich die Trickle-Downer das vor: Das Volk als Schar zankender Spatzen auf ‘nem Haufen Pferdeäppel!
Januar 25th, 2014 at 08:25
@Maxim
“In den Köpfen solcher Leute kommen systembedingte Ursachen gar nicht erst vor, es gibt für sie nur verantwortungslose Menschen.” Das ist es!1!! Wenn man mit “solchen Leuten” redet, können die einen gar nicht verstehen, völlig anderer Erfahrungs-Horizont: Groß geworden mit Hauspersonal, Privat-Schule, Privat-Uni, Job durch Vitamin B, verheiratet in der eigenen Schicht, Konkubine aus der eigenen Schicht … oder er iss ein Handlanger und Lohnempfänger dieser. Was willste mit denen besprechen? No Tschäns!
Januar 25th, 2014 at 10:02
Erstaunlich, was alles möglich sein soll. Schon dass es versucht wird ist mehr als bemerkenswert.
Januar 25th, 2014 at 13:48
Die aktuelle Rede Camerons: World Economic Forum (Davos) 2014: speech by David Cameron
[..] We have set out a long-term economic plan to secure our country’s economic future.
It has 5 parts.
First, getting the fundamentals right – cutting the deficit so we deal with our debts, safeguarding our economy for the long-term and keeping mortgage rates low.
Second, reducing taxes to help hard-working people become more financially secure.
Third, capping welfare and reducing immigration so our economy delivers for people who want to work hard and play by the rules.
Fourth, delivering the best schools and skills for young people so the next generation can be best placed to win the jobs of the future.
And fifth, driving job creation by backing small business and enterprise with better infrastructure and lower jobs taxes.
[..]
And we are proud that in the first half of last year the UK became the world’s largest recipient of inward foreign direct investment.
We have made choices. Difficult choices.
In a time of austerity we have chosen to maintain our spending on science and innovation.
And we have chosen to cut business taxes.
Corporation tax will soon be as low as 20%, the lowest in the G7 and as low as 10% for companies that turn innovation into manufacturing.
This is the country that is so committed to cutting burdens on business, that no government Minister – not even me as Prime Minister – can propose a new regulation that affects business without getting rid of 2 others in return.
This is Britain. Open, pioneering, creative, innovative – and ready for your investment. [..]
Steuern senken, Sozialausgaben senken, faule Ausländer müssen leider draußen bleiben.
Der Mann ist ein echter
GebrauchtwagenverkäuferRevolutionär im stetigen Kampf für die Higher Upperclass.Januar 25th, 2014 at 15:14
Nicht vergessen:
http://www.youtube.com/watch?v=3XA7T44kNxA
(;
Januar 25th, 2014 at 15:19
Spanien/Teneriffa: Die Ankunft des Bildungs
kürzungsministers Wert auf der Insel wird freudig von den Anwohnern begrüßt, indem sie seinen Rücktritt fordern.Kurze Durchsage einiger Militärs am vergangenen Donnerstag in Spanien: Falls die Monarchie fällt, werden wir nicht gegen das Volk kämpfen
Huch!?
Antonio Maira, capitán de Fragata de la Armada: “El Estado está creando mecanismos represivos contra el pueblo que no toleramos”. (Quelle)
Er sagt: Der Staat kreiert Unterdrückungsmechanismen gegen das Volk, die wir nicht tolerieren.
Er sagt weiter, dass die Zahl derer, die für eine dritte Republik wären, innerhalb des Offizierskorps steigen würde. Es werden aber weder Zahlen noch Namen genannt.
Januar 25th, 2014 at 16:15
@Vogel: Über die Großbürger braucht man gar nicht erst reden, es sind vor allem kleingeistige Lohnempfänger mit einer ausgeprägten Sklavenmoral, die so unheimlich abfahren auf Zucht und Ordnung. Die machen alles mit, Hauptsache Arbeit, Hauptsache was wert. Deren Gerechtigkeitsempfinden erschöpft sich im Streiten um “faire Löhne”, auch bekannt als die Krümel, die ihnen ihre Herren auf dem Teller übrig lassen.
@Rainer, 21:
Es bleibt zu hoffen, dass den Spaniern nicht eines Tages ägyptische Verhältnisse blühen, falls sie doch mal tabula rasa mit ihrer Politik machen.
Januar 25th, 2014 at 16:49
Passender Soundtrack dazu:
Gelöscht; bitte keine Youtube-Disco hier einrichen; hatte ich schon oft hier erklärt und steht auch in den NB.
Danke! Säzzer
Januar 25th, 2014 at 17:23
@Vogel, 16
Der Unterschied der neoliberalen Rössäpfeltheorie zur Realität besteht darin, dass in der Realität die Spatzen nicht den Hafer für das Pferd heranschaffen müssen.
@R@iner, 19
Also ich bin nicht generell gegen Steuersenkungen. Die Kirchensteuer zum Beispiel könnte man meinetwegen sofort und vollständig abschaffen.
@Maxim, 22
Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit – Marie von Ebner-Eschenbach
Januar 25th, 2014 at 17:50
@R@iner, #19
Die Äußerungen Camerons in ein besseres Licht rückt folgender Beitrag von G. Trappe (mit freundlicher Unterstützung der querschuesse): http://georgtsapereaude.blogspot.de/2014/01/dekadenz-verdeutlicht-einem-fluss.html
Insbesondere “And we are proud that in the first half of last year the UK became the world’s largest recipient of inward foreign direct investment.” sieht man so im Gesamtzusammenhang. Die einen gehen “schaffe” und die anderen drucken bunte Scheine im Gegenzug. Aber das hat sich das UK nur vom großen Vorbild USA abgeschaut, die machens ja vor.
Januar 25th, 2014 at 21:14
@ Harry T
Guter Treffer! (Kann ich die Körner jezz zurück nehmen? *g*)
Januar 26th, 2014 at 01:15
@Warum brennt Europa?
Für Susan George ist es die Frage, ob die Austeritätspolitik, durchgedrückt von den europäischen Regierungen ohne Rücksicht auf soziale Verluste, Fehler sind, oder bewußte Politik. Sie ist vom Letzteren überzeugt, und argumentiert, es gibt eine Klasse in Europa [Yay, austerity!], die niemals die Fortschritte, welche die arbeitende Bevölkerung seit des II Weltkrieges erreicht hat, akzeptierte, und beschlossen hat, jetzt ist der perfekte Moment dies rückgängig zu machen.
Political scientist and veteran global justice activist Susan George | tni.org
“Ordinary people in the [global] south from the late 1970s until today have had to pay for the crimes and the greed and the odious debts of the dictators of their own governments, of their own upper classes, and they know very well what this means for the population: it means deep cuts in housing, education, culture, health, …” she says.
“Now it’s our turn. Now it’s called austerity. Call it what you like, but it’s the same policy – it’s socialise losses, privatise profits … [and] this has been pushed to a point where, although we began richer than the countries of the south … we are really creating now a situation where there are desperately poor people in Europe, in Britain, in normally wealthy countries.”
Susan George: austerity means socialising losses and privatising profits – video | the guardian.com
Immobilien-, Banken-, Kapitalmarkt-, Euro- und Staatsschuldenkrise? Ist irgend eine davon je überwunden worden?
“The drive for austerity was about using the crisis, not solving it.
It still is.” [ Paul Krugmann ]
Transnational corporations, particularly gas & oil industry, and banking have continued to benefit extraordinarily from the ongoing economic and financial crisis …
Insights into the Power of Corporations
A speech by Brid Brennan, at the Public Eye Awards Press Conference, Davos, Switzerland January 23, 2014
~~~
Link zu der hier erwähnten Oxfam Studie:
Working for the Few
Political capture and economic inequality
Link zu dem von Brid Brennan anläßlich des “Public Eye Awards” präsentierten TNI Report
“State of Power 2014″
~~~
À propos
Auch dass das hier zu einer kleinen Nachrichtenagentur avanciert …
Na ja …
ein “Spanienkorrespondent” alleine macht noch keine Nachrichtenagentur ;~)
Januar 26th, 2014 at 06:46
@R@#19:
“the world has collapsed”
“only britain soldiers on”
weia. ich seh mir jetzt nochmal “children of men” an. vorbereitender weise.
Januar 26th, 2014 at 11:30
Was sich dort zeigt, ist die Unversöhnlichkeit von Kapitalismus mit Menschenrechten, Frieden, Demokratie und am Ende mit Politik überhaupt.
Und trotzdem firmiert das ganze Gebilde immer noch als ‘Zivilisation’. Wenn ich mir die Ereignisse des letzten Jahrhunderts, allein zwei Weltkriege inklusive industrieller Menschenvernichtung, und die aktuellen Aussichten und Gegebenheiten so ansehe – warum eigentlich…? Weil wir – noch – fliessend Wasser haben?
Januar 26th, 2014 at 12:05
@Ahadaschaurija: Wenn du die anderen Kommentare auch liest, wirst du bemerken, dass da sehr viel mehr zusammengetragen wird als nur Nachrichten aus Spanien. Wörtlich gemeint war das btw nicht, aber ich fühle mich hier immerhin besser informiert als durch die Tagesschau, und die gilt sogar als Nachrichtensendung; die beste und seriöseste gar!!1!
Januar 26th, 2014 at 12:35
@Ahadaschaurija, Nachschlag:
“continued to benefit extraordinarily from the ongoing economic and financial crisis” (=sie profitierten weiterhin außerordentlich von der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise”)
Dieser Satz ist falsch, weil er implizit eine Alternative suggeriert. Was sollen sie denn sonst machen? Erstens fallen diejenigen aus dem Blickfeld, die nicht profitieren, deren Reichtum sich nicht vermehrt. Das sind die Verlierer auf der höheren Ebene, die (bzw. deren Familien) nach unten durchgereicht werden. Das wiederum ist das Resultat der aktuellen Phase des Kapitalismus. Es gibt keine “Krise”®, es sei denn die des Übergangs in die letzte Konzentrationsphase. Wer noch kapitalistsich wirtschaften will, muss sich die Profite in bestehenden Märkten sichern, mithin andere niederkonkurrieren. Das ist übrigens der internationale Wettbewerb®: Der zwischen Großkonzernen, Großbanken, Konglomeraten aus Staaten und deren Oberklasse. Das sind die, die profitieren, die logischerweise hohe Gewinne machen, weil sie sich die Substanz der Konkurrenz einverleiben, während alle ohnehin den Rest der Menschheit ausbeuten. Anders ist aus Geld nicht mehr mehr Geld zu machen. Danach kommt systembedingt der Zusammenbruch.
Januar 26th, 2014 at 12:58
Für Susan George ist es die Frage, ob die Austeritätspolitik, durchgedrückt von den europäischen Regierungen ohne Rücksicht auf soziale Verluste, Fehler sind, oder bewußte Politik.
Weder noch, würde ich sagen. Es ist mehr der verzweifelte letzte Versuch, ‘den Märkten’ zu signalisieren, dass man gewillt ist alles zu tun, um die jeweiligen Bevölkerungen bis auf’s letzte auszubluten – damit die Verschuldung weiter gehen kann. Und das wiederum ist die letzte Möglichkeit, Kapitalakkumulation weiterhin wenigstens zu simulieren, da die reale Wertbasis seit den 70ern des letzten Jahrhunderts kontinuierlich schrumpft. Die einzig ‘richtige’ Politik, die es noch gäbe, wäre das zuzugeben und nach Lösungen explizit ausserhalb des kapitalistischen Systems zu suchen. Das aber würde den Mut einer Bankrotterkärung erfordern, nicht nur des Systems, sondern auch seiner handelnden ‘Eliten’ der letzten 30-40 Jahre.
Januar 26th, 2014 at 15:18
Aus der Reihe “Bücher, die hoffentlich niemand kauft”: Telepolis, “Die positiven Effekte der Agenda 2010 drohen wieder verspielt zu werden”
Ich habe mich mit 20-jährigen Studenten unterhalten, die wesentlich mehr geblickt haben als dieser Typ und wahrscheinlich rafft jede/r [beliebige Berufsbezeichnung einfügen] mehr.
Und der ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Uni Bonn. Unglaublich.
Herzliches Beileid, Uni Bonn!
p.s.: Jetzt ist alles klar. Er war WiMa am Lehrstuhl von Prof. Dr. Arnulf Baring.
Januar 26th, 2014 at 15:48
@18
Sie rüsten auf. Sie ahnen, dass sie kritisiert werden und dass die Resonanz darauf langsam stärker wird. Also rüsten sie auf, so wie das immer der Fall war. Das Kapital verlangt von allen die Tugend der Flexibilität. Aber seine Vertreter sind so mit der inneren Sicherung ihrer Ideologie beschäftigt, dass sie lieber ignorieren, dass sie falsch sein könnte. Und innere Sicherung heißt hier innerlich. Sie ahnen alle etwas. Sie glauben durch ihre Sozialisation zunächst einfach, die Worte des Protests seien unwahr, er hätte keine guten Argumente. Aber sie übersehen, dass der Protest schon das Argument ist: Man will sie nicht, die Ausbeuter. Und weil dieser Zusammenhang spürbar ist, reagieren sie nicht mehr irritiert oder verständnislos, sondern rüsten auf.
Januar 26th, 2014 at 16:01
@R@iner: Passend auch wer das Vorwort zu seinem Büchlein geschrieben hat. Allein was man zu dem in der allwissenden Müllhalde findet, ist – nun ja – bezeichnend.
Keine Ahnung ob man die Jungs direkt als Mietmäuler von INSM & Co. bezeichnen kann, abfeiern werden die sie auf jeden Fall.
Gibt es eigentlich schon einen Award für dieses ‘Das System an sich ist super, wir haben nur die falschen Menschen dafür’-Gebrabbel? -.-
Januar 26th, 2014 at 16:14
@R@iner 33.
Ändere einen buchstaben et voila: nomen est omen. In Berlin sitzt noch so eine leuchte: Paul Nolte (der jüngere) – furchtbar.
Januar 26th, 2014 at 16:14
@Rainer #33 – Besonders in solchen Fällen bewundre ich den Jellen – er überlässt es den Leuten einfach selbst, sich blosszustellen. Ich könnte mich wohl selbst nicht so zurückhalten…
@Karl Kraus – Erschwerend kommt hinzu, dass ihr theoretisches Rüstzeug – um das Wort ‘Ideologie’ zu vermeiden – es ihnen tatsächlich gar nicht erlaubt festzustellen, was Sache ist. Auch auf dieser Ebene aber sehen sie immer weiter klaffende Widersprüche, die sie aber auch immer weniger noch irgendwie einordnen können. Auch aus dieser Unsicherheit wächst Aufrüstung. Leider gilt das aber auch in hohem Maße für den Protest, der von einer Rückkehr zu ‘normalen’, lebbaren Verhältnissen träumt. Keine guten Voraussetzungen.
Januar 26th, 2014 at 16:52
Bewusste Politik. Teile, herrsche, erobere – wobei Letztes eher am Fleischgewicht der Jungfrauen und persönlichen Moneten zu messen ist.
Januar 26th, 2014 at 16:54
@32 Peinhart
“Die einzig ‘richtige’ Politik, die es noch gäbe, wäre das zuzugeben und nach Lösungen explizit ausserhalb des kapitalistischen Systems zu suchen. Das aber würde den Mut einer Bankrotterkärung erfordern, nicht nur des Systems, sondern auch seiner handelnden ‘Eliten’ der letzten 30-40 Jahre.”
Lauscht man einem Prof. Hartmann, rekrurtiert sich die Finanz- und demnach Machtelite überwiegend aus sich selbst (Herkunft statt Leistung).
Da sie ausschließlich ihre eigenen Interessen – Kapital- und Machterhaltung und Machtmehrung – im Sinn hat führt sie “ihre” Demokratie “verantwortungsvoll” eben auch in diesem Sinne.
Das unser Parlament im Gegensatz zu früher eben nicht mehr representiv besetzt ist, zeigt sich dieses in allen markanten und relevanten Machtschaltstellen (Ministerposten Steuer,- Wirtschaft-, Arbeitsmarkpolitik etc.).
Hab übrigens letztens irgendwo gelesen, dass knapp die Hälfte der US-Kongressabgeordneten aus Millionären besteht.
All die Camerons und Co. haben elitäre und entsprechend idealistisch geprägte “Spitzen”-Unis besucht.
Aus welchem Grund sollten von den Krisenprofiteuren irgendwelche Umdenkprozesse für bessere Zustände ausgehen?
Gerade in GB hegt man doch als “upper class” traditionell noch immer eine tiefe Verachtung fürs Fussvolk.
Allerdings frage ich mich bei Hartmann, warum er einerseits internationale operierende Eliten negiert (um wohl nicht durch über die BB in den Ecke VT geschoben werden zu können) und wie er anderseits das Projekt Währungsunion EU, ESM und Co. erklärt.
Januar 26th, 2014 at 17:23
@Markus: Soweit ich mich erinnere, negiert er diese Eliten nicht. sondern er sagt, genau wie Krysmanski, dass er “dort oben”, weit über den Wipfeln demokratischen Handelns und Denkens, keine gemeinsamen Interessen wahrnehmen kann. Adorno und Foucault sagen übrigens ähnliches.
Stell dir vor, Du hast irgendwas mit Wirtschaft oder Medien studiert und suchst einen Arbeitsplatz. Zufällig stolperst Du über eine freundliche Stellenanzeige der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Du bewirbst dich und bekommst die Stelle auf Anhieb.
Nach ein paar Jahren fängst Du dort an deinem Schreibtisch an, ganz tolle Ideen zu entwickeln und man lässt dich an der langen Leine laufen, weil deine Einfälle messbar Umsatz bringen. Du wirst fürstlich für deine Arbeit entlohnt und hast nach einer Zeit relativ viele Freiheiten.
In Wahrheit fährst Du aber eine Kampagne für die Privatisierung der Krankenversicherung quer durch alle Medien. Politiker springen von dir eingeladen auf den Zug auf, die privaten Versicherer schalten Anzeigen bei dir, dass es nur so kracht. Man kennt sich mit der Zeit. Die Stimmung bei den Treffen ist einvernehmlich positiv.
Frage: Wer hat sich das in der Außenwahrnehmung alles ausgedacht? Liz Mohn?
Januar 26th, 2014 at 18:26
@R@iner “Soweit ich mich erinnere, negiert er diese Eliten nicht. sondern er sagt, genau wie Krysmanski, dass er “dort oben”, weit über den Wipfeln demokratischen Handelns und Denkens, keine gemeinsamen Interessen wahrnehmen kann. Adorno und Foucault sagen übrigens ähnliches.”
Keine gemeinsamen Interessen? Da irren beide: Bei denen “dort oben” scheint zumindest Golf ganz beliebt zu sein.
Anderseits ist der kleinste gemeinsame Nenner besagter Machtelite wohl auch die Erhaltung und Ausbau des Status Quo.
Diese Marschrichtung ist vorgegeben – die kleien Rädchen funktionieren entsprechend konditioniert und motiviert, ohne das Große und Ganze sowie deren negativer Auswirkungen zu realisieren.
Die Kunst besteht darin die Illusion zu schaffen, dass die Eliten in unser aller Interesse entscheiden und handeln. Und das trotz aller erkennbarer Widrigkeiten.
Muss mich mehr mit Soziologie befassen…..
Januar 26th, 2014 at 18:34
@Markus: Golf spielen ja, aber sonst? Tipp: Nachdenkseiten, Videohinweise v. 20. Januar 2014, KenFM im Gespräch mit: Hans-Jürgen Krysmanski
KenFM wird zwar vor allem im zweiten Video immer nerviger, weil er Krysmanskis Antworten in Richtung Verschwörung drehen möchte, was ihm aber nicht gelingen will. Deshalb fand ich es insgesamt okay.
Januar 26th, 2014 at 19:39
@R@iner: Mir fehlten bei den NDS-Tips die Hartmann-Vorträge. Sind eine prima Ergänzung zu seinem Buch, da er thematisch weit ausholen kann. Leider sind wohl nur zwei bei YT zu finden. Einer davon in Wien.
Danke für den Tip: Ins Krymsmanski-Interview hatte ich schon mal reingeschaut – werde es mir aber demnächst in voller Länge anschauen.
Denke auch, dass Jebsen bei Hartmann angefrag hat und sich eine Absage holte.
Januar 29th, 2014 at 17:42
“Das Problem in der Wirtschaft ist der Mensch.”
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) laut der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag bei einer Buchvorstellung von IWF-Chefin Christine Lagarde
Endlich weiss einer die Antwort auf die Eingangsfrage…
Januar 29th, 2014 at 20:28
Schäuble hat aber sicher nicht diesen Menschen gemeint.
Januar 29th, 2014 at 20:54
@44 Peinhart
Die Wirtschaft ist das “Goldene Kalb” um das herumgetanzt wird, das gefälligst jeder anzubeten hat und dem oft reichlich blutige Opfer dargebracht werden müssen. Der Mensch wird ausschließlich zu dem Zweck geboren, um ein Leben lang der Wirtschaft zu dienen. Noch Frgen, Kienzle…
cu
renée
Januar 30th, 2014 at 11:24
War das jetzt eigentlich eine Aufforderung vor allem an ultrarechte bis offen faschistische Gruppierungen in Werteuropa, auch noch ein bisschen radikaler hinzulangen?