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Es reicht nicht, sich zu schminken als Weibchen, es muss schon der Blowbusting Double Evesdropping Skyline Massaker von Meppelin Schade sein. Die junge Dame von Welt weiß, dass das kein psychotisches Gestammel ist, sondern das neueste Beautyprodukt. Solche Monstren, in denen das Bullshitbingo drogenzerfressener PR-Fuzzi-Hirne freidrehen darf, sind ‘heutzutage’ Marke. Das Gestammel konterkariert in Länge und oberflächlicher Komplexität die Orgie der Irrelevanz, deren Teilnehmer das leider für ihr Leben halten.

Ich habe mir Germany’s Next Topmodel angeschaut. Was mich tatsächlich am meisten beeindruckt, ist nicht das, was üblicherweise im Kontext für Empörung sorgt. Klar sind die Mädels zu dünn und animieren zur Bulimie. Sie sind auch viel zu jung, um zu checken, wie sie da in einem knallharten Business verheizt werden. Die Klum ist komplett unerträglich und offenbar in den Bereichen, wo ihr gerade nicht ein paar aktive Synapsen fehlen, grandios zynisch. Skripted Reality schließlich hinterlässt auch in diesem Format blamiertes Jungvolk, das sich nicht klarmacht, wie teuer ein ruinierter Ruf ist.

Alles pillepalle aber gegen die Haupthandlung, das Marketing für „Mode, Beauty und Shopping“. Warum? Weil das nicht nur die Medien von Print bis TV durchgängig prägt. Es ist auch das aktuelle Leitmotiv der Blogs und der Youtube-Kanäle, der kurzfristig einmal als unabhängig und alternativ missverstandenen Medien. Wer politische Nischenblogs liest, weiß davon vielleicht gar nichts.

Völker, stürmt die Regale

Konsequent hat der Hauptsponsor, ein Autohersteller, sich auch einen Youtube-Star geholt, um die Spots zu produzieren. Der ist mit mäßig originellen Gimmicks für Kenner ein Langeweiler, für die Kids aber supercool. Ich habe regelmäßig mit Studentinnen zu tun (Männer sind kaum darunter), die gern Bloggerinnen werden wollen. Mittelschichtskinder, so gebildet wie man das heute haben kann. Was glaubt ihr, was die im Portfolio haben? Richtig: Mode, Beauty, Shopping, Reisen.

Das ist die Piste, auf der die Agenturen in den letzten Jahren immer wieder billig junges Volk einkaufen, das sich ein bisschen Stammleserschaft zusammen gebloggt hat. Die Qualität dieser Auftritte ist gemeinhin erbärmlich und zwar bis in solche Gefilde, wo große Zahlen große Zahlen schaffen. Wen soll das auch wundern, wo der Kaufbefehl das Bewusstsein ersetzt, wenn es nur noch darum geht, etwas zu haben, am besten als Erster zu haben.

Eine Welt, aus Konsum gegossen, wo alles dem sinnlosen Kauf nutzloser Waren dient und gar nicht mehr erkennbar ist, was Ware ist, was Arbeit und was Person. Letztere hat als Model, so wird dauernd betont, „Äddituud“ zu haben, muss auf Kommando posen, lachen, geil machen, und zwar „authentisch“. Der Auftraggeber dieser Mädchen, die dort auch nur Vornamen haben, kauft sie, damit sie andere zum Kauf anregen. Dargestellt wird das im Rahmen eines Produktes, das Produktion und Absatz darstellt, wobei es selbst Produkt ist mit dem Ziel, den Absatz anderer Produkte zu fördern.

Schuhe kaufen ich

Die Rahmenhandlung ist hierbei die Bewertung handelnder Personen, als ginge es dabei um deren wie auch immer menschliche Qualitäten. Die Vorgaben macht die Verwertungskette; wer sich am besten eignet den meisten Mehrwert zu schaffen, wird belohnt. Dieses schnöde Spiel begeistert nicht nur Massen junger Frauen und Mädchen, es schafft auch ein Identitätsraster, das keinerlei Abstand mehr bietet zwischen Mensch und Konsum. Dieser ist völlig in jenen eingebettet, Konsumieren ist keine Handlung mehr, sondern die oberste menschliche Dimension.

Es ist völlig zwecklos, in diesem Schleudertrauma durch die Gehirnwaschmaschine über Rollenklischees, Magersucht oder Kindeswohl zu räsonieren. Das kann man nämlich alles nicht kaufen, und bunt ist es auch nicht. Die verblödete Unterschicht findet hier kleine Träume, die sie sich exemplarisch sogar verwirklichen kann. Die Mittelschichtsdrohnen, die sich vormachen müssen, das Ganze sei etwas anderes als eine hocheffiziente Irrenanstalt, finden auf diesem Level ihrer Bewusstlosigkeit gar das Paradies. Sie wissen, dass wenn sie fleißig bleiben, sie sich das alles leisten können, sogar in verschiedenen Farben. Dieser Ausdruck ihrer Überlegenheit ist sogar sichtbar. Wenn die teuren Schuhe schmutzig werden, zieht man halt andere an, die auch nicht billiger sind.