
Vor knapp dreißig Jahren wurde ich Zeuge folgender Szene in einer ebensolchen Kneipe: Ein Gast hatte sich etwas zu essen bestellt und machte sich daran es zu verspeisen. Sein Tischnachbar, ein junger Mann, den er persönlich nicht kannte, fragte kurz und rhetorisch, ob er einmal die Kartoffeln probieren dürfe und fingerte sich eine von dessen Teller. Der Gast war gar nicht amüsiert und machte deutlich, dass er die Finger des anderen nicht in seinem Essen haben wolle, worauf der meinte, das sei eine “völkische Paranoia”. Die Antwort war nicht der verdiente Kinnhaken, sondern ein väterliches: “Bekämpf’ deinen Faschismus woanders!”.
Es sind nicht alle selbsternannten Antifaschisten so behämmert, aber es gibt genug davon. Dasselbe gilt für alle anderen Gruppierungen, die einen selbt gezimmerten Moralkodex – der obendrein mühelos der Tagesform anpassbar ist – pflegen, mit dem sie die Welt überziehen. Sie tun das am liebsten dort, wo sie sich in einer Position der Stärke wähnen, wo sie die Mehrheit stellen oder die Instrumente haben, um einen Raum zu dominieren. Dies wiederum schließt Gewalt in jeder Form ein.
Ich halte es für grundfalsch, sich dem zu stellen, vor allem, wo es sich um Getrolle reinsten Wassers handelt. Wer zuletzt “Die Anstalt” gesehen hat, konnte zum Beispiel eine nette Zusammenfassung der Wirklichkeit von Frauenrechten erleben. Ja, es gibt mehr als genügend Probleme, die kapitalistische Gesellschaft ist männlich dominiert und dagegen gibt es reichlich zu tun. Twitterkommentare oder Metakommunikation über dümmste Neumythologien wie gewaltsame Eingriffe in Wort- und Schriftsprache gehören nicht dazu.
Der Feind schlägt links
Genauso verhält es sich mit einem “Antifaschismus”, der es tatsächlich verbieten will, Verbrechen des Staates Israel “Verbrechen” zu nennen. Ich bin zwar nach wie vor der Ansicht, dass man als Deutscher dazu einfach die Klappe halten sollte, aber die Speerspitze der Antisemitismuspraxis sucht und findet ihn überall, wo er nicht ist, um damit unmittelbar jedem Faschisten ein Beispiel dafür zu geben, wie ‘die Wahrheit von Linken unterdrückt’ wird. Das Niveau solcher Schlagabtausche schreit geradezu nach einer Plattform wie Twitter, denn schon die Fähigkeit Nebensätze zu bilden zerstört den nötigen Mangel an Differenzierung. 140 Zeichen sind nicht viel, wenn zehn Prozent schon für Ausrufungszeichen draufgehen.
Diese Charge der Antifaschisten und Anttifaschiteninnenxe besetzt einen Begriff, dessen Bedeutung keineswegs leer sein müsste, im Gegenteil! Faschismus ist. Wo suche ich danach, wenn ich ihn suche? Da fange ich doch mit dem in Reinform an, wo echte Faschisten sich organisiert haben, Nationalsozialisten mit Parteibuch zum Beispiel. Wo sie kontinuierlich gegen Grundgesetz und Menschenrechte verstoßen, wo aus ihren Organisationen heraus rassistische Morde verübt werden, wo sie sich der staatlichen Kontrolle ebenso entziehen wie der Strafverfolgung und sich inzwischen wieder auf einen Befehlsnotstand (via fefe) berufen.
Na, habt ihr vielleicht eine Idee, wie ihr so etwas bekämpft, ihr Helden? Oder ist euch das zu müßig, weil solcher Widerstand nicht einmal notwendig ‘links’ wäre?

Mai 8th, 2015 at 17:23
Aber warum gerade der Verweis auf “dem zu stellen”?
Der zitierte Blogherr ist doch bekennender “Nichtlinker?” und für mich gab es dort, nachdem ich zum wiederholten Male unter Beifall seiner Claqueure als Deutschlands führender Antisemit entlarvt wurde
https://kritikundkunst.wordpress.com/2014/12/14/aus-aktuellem-anlas/#comments
einfach nichts mehr zu sagen. :-(
Mai 8th, 2015 at 19:18
Ich weiß nichts über die Hintergründe eines Drewermann, kann das daher nicht beurteilen. Hartmuts Einlassung dazu erscheint mir auch nicht gerade klar. In einigen Bereichen bin ich fundamental anderer Ansicht als er.
Wenn ich auf einen Beitrag verlinke, heißt das, dass er etwas mit dem Thema zu tun hat. Es heißt weder, dass ich der Meinung des Autors bin noch das Gegenteil.
Mai 8th, 2015 at 19:35
“Dies wiederum schießt Gewalt in jeder Form ein.”
Dit is’ jewollt, oda?
Mai 8th, 2015 at 19:53
Nö, ich habe dicke Finger und blinde Augen.
Mai 8th, 2015 at 19:56
Auch wenn sich einige einen prima Spaß daraus machen einen Antifa e.V. virtuell hochleben zu lassen, damit die ganzen AFD,Pegidioten bis Junge Union etc. darauf abspritzen mögen – DIE Antifa gibt es nicht. Alle größeren Zusammenhänge haben sich aufgelöst, es klamüsert zumeist kleinklein. Und wo die antideutschen Frickel horsten ist Hopfen und Malz eh verloren. Weder links noch antifaschistisch. Elsässer war da ja auch mal so ein Vordenker. Wo ist der jetzt ? Wenn ich mich da noch zu motivieren kann, dann gibt´s ein paar argumetative Schellen, aber sonstens verschon ich mich mit diesen Leuten. Gibt aber zahlreiche Andere dafür. Muß man halt ne scharfe Linie ziehen. Aber nicht immer das bräsige Antifa-Bashing der “Altblogger” (sorry). Szenepolizisten gab´s schon immer, die die Meinungshoheit beanspruchen. Und ? Stehen lassen. Eigenes Ding machen.
Mai 8th, 2015 at 20:00
Hätt’ ich mal nix gesagt… (schwärme ja immer noch für “beten” vs. “bieten”). sry für OT.
Mai 8th, 2015 at 21:48
Es ist gut dass es solche Foren gibt, das was einen erwürgt, zerdrückt oder auch `niedermacht`will verarbeitet sein. Das Unverständnis `da draussen`was einem entgegenschlägt…werd morgen nicht bei Enkel seiner Jugendweihe dabei sein, es geht nicht.
Anfang September S. unter die Erde gebracht, war so alt wie ich. S. war herzkrank, war bekannt, mit dem Infarkt musste jederzeit gerechnet werden. Warum auch immer, es gab keine Möglichkeit medizinischen Eingreifens. Zurück blieb eine Mutter, mittig der 70iger, die ihr einziges Kind verlor, Enkel hat er keine gemacht.
Als ich die näheren Umstände erfuhr schlug meine ohnehin permanente Wut in Hass um. Perspektive 50+ ist das Zauberwort. S. hat sich überreden lassen doch Initiative zu ergreifen, landete bei einem Sklavenverleiher, ab in Akkordarbeit, jetzt beweise mal diesen nicht beweisbaren Mord…
Ist die P.50+ faschistoid? Ja, was denn sonst!
Wörtliches Zitat der Mutter: “Die DDR hat sich um S. gekümmert, die BRD hat ihn umgebracht.” Dem ist nichts hinzuzufügen.
Ich will nicht unterschlagen das die Firma wo S. beschäftigt war sich hoch anständig verhalten hat, schickte nicht nur einen Vertreter zu Beerdigung, hat auch mitgebekommen das mit S. was nicht stimmt und nahm ihn vom Akkordplatz weg, es war einfach zu spät. Aber das `Jobcenter`muss um die Krankheit gewusst haben…
Irgendwann die Tage werden wir Mutter unter die Erde bringen, 81, das ist ok, aber da sind Fragen…
Mai 8th, 2015 at 23:37
@langlode: Ja, das kann ein Trost sein hier. Ein Grund, es noch zu machen.
Mai 8th, 2015 at 23:39
@piet: Sehe ich tendenziell auch so, aber die Frage am Ende ist es wieder einmal, die mich beschäftigt. Das jüngste Ding bei The Intercept geht auch in die Richtung: Wir können als als “geheim” einstufen, und uns hält keiner auf. Will ich nicht akzeptieren, aber wo ist der Weg?
Mai 9th, 2015 at 01:43
Es gibt bzw. ich sehe keinen weg (mehr); es gibt nur ein unaufhörliches, weil man nicht anders kann oder wie du schreibst nicht akzeptieren will, dagegen-anrennen, möglich, dass das mal einen weg eröffnet.
Zu deiner antwort an langlode (lange nichts von dir gelesen): das ist nicht der schlechteste grund, es noch zu machen.
So, jetzt erst ein gedicht von Günter Bruno Fuchs
Unser Land
gipfelt in einer ungeheuren
Stempeluhr
mit Kuckucksstimme. Jedesmal,
wenn eine Kolonne
schwerbepackter Menschen vorbeikommt,
hebt die Uhr zu singen an:
Von Rosen-
umrankten Ketten
in tiefer
Handschellennacht.
und dann noch ergänzend zu faschismus (08. Mai und heute 09. Mai gedenkfeiern in Rußland):
Adorno wird dieser satz zugeschrieben:
“Ich fürchte nicht die Wiederkehr des Faschismus gegen die Demokratie, sondern ich fürchte die Wiederkehr des Faschismus als Demokratie.”
Der faschist als demokrat, das ist etwas, was man sich vorstellen kann und erlebt hat nach dem “zusammenbruch” 1945 – als befreiung ist das nie empfunden worden. Dass das ganze “wir spielen demokratie” einmal bzw. gegenwärtig – und ausweglos erscheinend – würde umschlagen können in die wiederkehr des faschismus als demokratie, deutlicher, dass die europäische sozialdemokratie und die deutsche im besonderen, sich einmal unter dem deckmantel von `reformen´ als wegbereiter und umsetzer der wiederkehr des faschismus als demokratie entpuppen würde, das ist doch etwas, was man sich nicht hat vorstellen können oder wollen. Ich bin heute so weit, in dem bewußtsein bis an die grenze auszureizen, zu sagen, dass die spd eine entwicklung hin zu einer genuin faschistischen partei genommen hat.
Georg Schramm hat in einem interview von verzweiflung gesprochen; Volker Pispers sieht/merkt man selbige inzwischen an, wenn er auf der bühne steht. Doch wenn auch die unmenschlichkeit eine noch so große zukunft haben mag (Paul Valery) und “sie” machen, was “sie” wollen, aufhören, das geht nicht, also weitermachen, sonst heißt es noch:
“Der, der aus Verzweiflung hinausrennt, wird nachher noch betitelt: ‘den hab’n wir los jetzt’.” (Thomas Bernhard)
Musik:Moscow nights – The Feelies
und den hier noch:
“Und so gelangte die Polizei zu immer größerer Macht. Ganz Europa litt ja an chronischer Verrücktheit. Es ist durch das Zeugnis glaubwürdiger Zeitgenossen vollkommen erwiesen, daß kein einziges öffentliches Gebäude – auch das kleinste nicht – ohne polizeiliche Erlaubnis gebaut werden durfte. Und die Polizei verlangte, daß jedes Haus und jede Bude bei etwaigen Straßenkämpfen den Polizisten einen Stützpunkt böte. … Ist es nicht merkwürdig, daß die Völker Europas über alle diese Dinge noch lachen konnten?”
Na Prost! so der titel des romans von Paul Scheerbart und na prost sag auch ich – eins noch.
Mai 9th, 2015 at 09:57
@flatter 9 – Eine Antwort, die mir immer mal wieder durch den Kopf geistert, mit ihren eigenen Waffen. Täuschen. Als Nächstes blinkt dann “zersetzen” auf und …upps … ist man schon da angekommen, wo man nicht hin will. Auf der dunklen Seite. Als wirkungs- u. lustvoll (das eine muß mit dem anderen einhergehen) empfinde ich immer noch die vielen Formen von Kommunikationsguerilla. Hält allerdings nur begrenzt vor und lockert die Wurzel kaum. Ehrlich, ich kenn den Weg nicht, schade. Und ich bin echt bessorgt, daß wir z.Zt. einen Konformitätsglauben bei den Jungen haben (nicht nur bei denen, zugegeben), daß da auch kein kritisches Denken mehr nachwächst.
Mai 9th, 2015 at 12:40
Da schreit einer nach “Differenzierung” und leitet doch seinen Artikel mit einer Anekdote ein, nur um dann ohne Nennung von Organisationen und Namen auf irgend einen unbestimmten Teil der Antifa einzuschlagen…
Wenn Du was gegen die Antideutsche Antifa hast, schreib es doch einfach.
Ich mag diese Strömung auch nicht, sehe es aber trotzdem als albern an, zu behaupten, Antideutsche AntifaschistInnen täten nichts gegen Nazis (mit und ohne Parteibuch).
Mai 9th, 2015 at 13:21
Was du iest, steht da schon wieder nicht. Ich nehme Bezug auf eine Qualität von Debatte, die unter Titeln und Schlagworten wie “Antifa” oder “Feminismus” stattfindet, aber weder das eine noch das andeere ist. Nicht nur Antideutsche sind Deppen, es gibt auch andere, und vor allem die Art der Kommunikation kann dem Anspruch nicht gerecht werden. Seltsam, aber wenn ich dir antworte, ẃiederhole ich regelmäßig, was schon im Artikel steht.
Es geht darum. dass sich Antifaschismus gegen Faschismus und Faschisten richten sollte, und zwar, wo die Stiefel längst wieder ihre Gesichter treffen. Niemand braucht da eine “Antifa”, die den Faschismus in der Linken bekämpft. Auch ist Glatzen vermöbeln zwar ehrenhaft, aber die Wolfsschanze liegt woanders.
Mai 9th, 2015 at 13:21
@flatter: Du wirfst die Frage der kollektiven Verantwortung auf, inkl. Erbschuld. Ich denke, man sollte unterscheiden, ob das Kollektiv eine Entscheidung trifft gegenüber einem anderen Kollektiv (Staat, Verbände, große Vereine) oder ein Individuum (gegenüber wem auch immer).
Im Kollektiv finde ich es gut über kollektive Verantwortung zu reden, auf individueller Ebene dagegen lehne ich dieses Konzept komplett ab.
D.h. kollektiv z.B. über Förderung jüdischer Gemeinden reden, finde ich richtig. Israel als Konstruktion ist tatsächlich schwierig im Kollektiv zu behandeln, da einerseits jüdischer Gottesstaat und andererseits imperialistische Speerspitze im nahen Osten.
Individuell macht es aber keinen Sinn sich Maulkörbe aufzuerlegen, weil man Teil eines bestimmten Kollektivs ist. Die Wahlfreiheit des Kollektivs ist üblicherweise ja recht eingeschränkt möglich. Das ist üblicherweise durch Geburt schon festgelegt.
Mai 9th, 2015 at 13:28
“Du wirfst die Frage der kollektiven Verantwortung auf, inkl. Erbschuld”
Nö, definitiv nicht.
“sich Maulkörbe aufzuerlegen” ist auch nicht mein Ding, aber man kann einfach mal die Fresse halten und das Wort denen lassen, die über einen bestimmten Verdacht erhaben sind. Ich betrachte mich nicht als Deutschen und nicht als Nazierben, andere aber tun das, und ich bin nicht frei von Verständnis dafür, dass sie es tun. Die Assoziation zum Antisemitismus ist überdies nicht zu vermeiden, wenn ich als Deutscher z.B. Palästina verteidige. Ich lasse das also, wohlwissend, dass Palästina mich nicht braucht und dieselben Argumente, die ich formulieren kann, von Norwegern oder Mexikanern wirksamer vorgebracht werden.
Das ist aber eh ein Unterthema.
Mai 9th, 2015 at 13:37
@flatter: “man kann einfach mal die Fresse halten”
Als deine Entscheidung finde ich das total in Ordnung, man könnte das aber auch als dringende Empfehlung, wenn nicht Anordnung, verstehen gegenüber allen, die zufällig die deutsche Staatsbürgerschaft haben.
Warum auch ein Deutscher darüber reden sollte? Weil es geht. :-)
Mai 9th, 2015 at 13:39
Wer sich von mir Anordnungen erteilen lässt, dem ist eh nicht mehr zu helfen.
Dein letzter Satz hat ein bisschen was von “muss man ja wohl drüber reden dürfen” :-P
Klar kann man das, aber die Frage ist immer wie und wo.
Mai 9th, 2015 at 14:01
@ SalvadorArachnor
“Wenn Du was gegen die Antideutsche Antifa hast, schreib es doch einfach.”
Da habe ich den Text anders verstanden als du. Wo glaubst du diese Einstellung herausgelesen zu haben?
Einer Gruppe ein Etikett anzuhängen ist doch gerade undifferenziert, weil Reduktion auf eine Eigenschaft.
Wieso sollte demjenigen Undiffernziertheit vorgeworfen werden, der eben keine Etikettierung vornimmt, sondern gerade diese kritisiert und verlangt, faschistoides Verhalten da zu erkennen und zu kritisieren, wo es auftritt, egal von welchem Menschen/welcher Gruppe es ausgeht?
Wenn eine “gute” Idee zur Ideologie verkommt, geht es um Macht und Deutungshoheit, aber niemals um den Menschen.
@langlode44 schrieb: “Das Unverständnis `da draussen`was einem entgegenschlägt…” So ist es: Weil es eben auch manchem selbst Erkorenen “Gesellschaftsverbesserer” nicht um das Verstehen menschlicher Situationen und Probleme geht, sondern (im besten Fall) einzig darum Recht zu haben und sich auf der “richtigen” Seite zu wähnen.
Mai 9th, 2015 at 15:57
@flatter: “Wird man ja mal darüber reden dürfen” hat ja auch einen gewissen Geschmack, weil es öfter in einem Kontext benutzt wird als Formulierung, den ich eher abstoßend finde. Da geht es dann ja eher um Revanche und/oder Kompensation von Minderwertigkeitsgefühlen im Nationalgefühl.
Frei sein im Denken, heißt ja nicht frei von Denken. Aber im Denken frei zu sein (und natürlich dann auch sich im Diskurs befinden), halte ich für eine sehr wichtige Eigenschaft und ich vermute fast, dass du mich auch so verstanden hast.
Wie gesagt, ich sehe einen klaren Unterschied zwischen Kollektiv und Individuum und ich mache mich als Individuum nicht zum Stellvertreter des Kollektivs (es sei denn, ich würde mich wählen lassen als Stellvertreter zu fungieren für ein Kollektiv).
D.h. aber dann auf politische Stellvertreter gemünzt, dass ich von denen ein anderes Verhalten erwarte, als von dir oder mir (natürlich nur in der Theorie und nicht in dieser Schmierenkomödie). Sie nehmen gerade die Rolle des Kollektivs ein (wie gesagt, nicht hier, aber theoretisch).
Die Reflektion bei Journalisten, wieviel Teil dort Kollektivvertreter ist und wieviel Individuum, darüber habe ich nicht reflektiert. Er spielt sicher in beiden Welten, aber eher den Kollektivvertreter kann man natürlich eher als eine zugeschriebe Rolle sehen, denn die werden ja nicht gewählt.
Ich würde da nicht abschließend eher die Individualrolle betont sehen wollen. Im Sinne der Kritik auch sicher eine bessere/nützlichere Rolle, um die Weiterentwicklung der Gesellschaft zu fördern.
Mai 9th, 2015 at 16:09
PS: aber vielleicht ist dein Gedanke nicht so verkehrt sich fremden Angelegenheiten, je fremder sie sind, sich weniger Verantwortung selbst dafür aufzuerlegen.
Das müsste man dann aber analog dann zu China, Russland, USA usw. auch ähnlich behandeln. Wenn man das unterscheidet, würde ich fragen wollen, warum.
Man sieht, ich bin ganz klar 2 verschiedener Meinungen. :-P
Mai 9th, 2015 at 17:45
Ich habe keine Lust, mich bei jedem kritischen Einwand mit billigen rhetorischen Mitteilungen a la “Du kapierst meinen Text nicht, alles muss ich für Dich wiederholen” anblaffen zu lassen. Entweder schreib so, dass deutlich wird wen und was Du meinst, oder lass es eben bleiben.
Bezeichnenderweise beklagst Du gleichzeitig angebliche Mängel in der Kommunikation der von Dir mehr oder weniger anonym adressierten “Antifas” – da frage ich mich schon, wann Du das letzte mal in die Bahamas oder in aktuelle feministischen Texte aus der radikalen Linken geschaut hast – diesen Leuten einen geistigen Horizont und eine Politik zu unterstellen, die gut zur Länge von Twitter- Botschaften passt, ist nachgerade lächerlich, was auch immer man inhaltlich von ihnen hält.
Wer glaubt, dass es keine Antifa braucht, die Antisemitismus, Nationalismus, Sexismus, Rassismus und andere Scheisse in der Linken bekämpft, weil die institutionellen und sozialen Vorläufer einer neuen Art des Faschismus überall handgreiflich werden, der denkt wohl auch, eine Feuerwehreinheit sei bei der Ausübung ihres Berufs nicht zu kritisieren, so sie nur guten Willens ist, auch wenn sie statt Wasser Öl auf das Feuer spritzt.
Wenn ich mir die gängisten bundesweiten Publikationen anschaue, die auch von Antifas rezipiert werden, also Konkret, Jungle World, Junge Welt, dann kann ich nirgendwo einen Mangel an Reflektion und Kommunikation über die Verschärfung staatlicher Repression im Recht sowie bei der sozialen Frage, die Aushöhlung der letzten Rechtsstandards, dem Aufkommen von Faschisten in Nadelsstreifen usw. usf. erkennen.
Es scheint mir eher so zu sein, dass Du überhaupt nicht an den Debatten teilnimmst, ausser durch passiven Konsum via twitter/facebook/whatever, Dich hier aber zum Richter über die Beteiligten, die Du bezeichnender Weise nie beim Namen nennst, aufschwingen möchtest.
Dein ganzer Text wimmelt von Allgemeinplätzen, die eingeklagte Differenzierung finde ich nirgends.
Drehen wir die Frage mal um: Willst Du mit dem was landläufig als “Die Linke” firmiert, also staatsgläubigen Linkssozialdemokraten, Öko- Hippies, sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften oder der gesammelten ML- Resterampe was gegen den bundesdeutschen Neofaschismus tun?
Viel Erfolg.
Mai 9th, 2015 at 17:58
Ich habe keine Lust, mich mit blöden Unterstellungen auseinanderzusetzen, die du dir aus dem Hut ziehst, während du entweder definitiv nicht liest, was ich schreibe oder es ignorierst. Also geh’ auf meinen Schrieb ein oder rede weiter mit dir selbst, du Troll.
Mai 9th, 2015 at 21:54
Hallo flatter!
Diesen Satz von Dir finde ich ziemlich dürftig :
“Genauso verhält es sich mit einem “Antifaschismus”, der es verbieten will, Verbrechen des Staates Israel “Verbrechen” zu nennen.”
Bedeutet das, wenn man den deutschen Faschismus, die deutsche Volksgemeinschaft kritisiert, auch die Wiedererweckung der deutschen Volksgemeinschaft dies nur dann erlaubt ist, wenn man gleichzeitig den heutigen jüdischen Staat kritisiert.
Andererseits halte ich das auch für eine vollkommene Fehlinterpretation. Der Staat Israel wird ständig kritisiert und besonders von den sog. Linken. Wer lässt sich denn von einem Verbot da behindern?
Was diesen Linken nicht so gut gefällt ist wohl eher, dass sie sich wegen ihrer oft einseitigen Parteinahme oft dem Vorwurf aussetzen lassen müssen antisemitisch zu sein.
Ich halte diesen Vorwurf nicht für unberechtigt, zumal die Kapitalismuskritik in der Linken nicht unerheblich von einem strukturellen Antisemitismus geprägt ist.
Und wenn ich dann, wie auf Burks-Blog den Staat “Israel” in Anführungszeichen gesetzt sehe, dann habe ich Zweifel, wo ich mich befinde.
Also Deutschland in Anführungszeichen, das fände ich allerdings keine schlechte Idee.
Mai 9th, 2015 at 22:10
Übrigens 8.Mai in unserem kleinen 1.300 zählenden französischen Dorf. Waffenstillstand 1945! Mir kamen englische und amerikanische Jeeps mit riesigen Flaggen entgegen.
Keine alten Veteranen am Steuer, sondern junge Männer mit freundlichen Gesichtern.
Mir ging es bei dem Anblick gut. Kein Deutschland, keine Merkel, kein Schäuble, kein Gabriel und keine Nahles im Kopf, für einen kurzen Moment.
Mai 9th, 2015 at 22:22
@23: Ichhabe den Satz “Bedeutet das …” jetzt dreimal gelesen und verstehe ihn nicht. Vielleicht kannst du das noch einmal anders formulieren?
Mai 9th, 2015 at 23:22
Vielleicht erklärst Du mal erst Deinen Satz, wie er gemeint ist: “…Antifaschismus, der es verbieten will, Verbrechen des Staates Israel “Verbrechen” zu nennen.”
Vielleicht kommen wir uns dann näher. So habe ich keine Lust darauf.
Mai 9th, 2015 at 23:34
Scheint ja heute sehr von Unlust geprägt zu sein, das hier.
Was ich meine, ist, dass es durchaus linke Reflexmenschen gibt, die hinter jeder Äußerung zu Verbrechen und Grausamkeiten, die im Dienste des Staates Israel begangen werden, Antisemitismus sehen. Das ist Schwachsinn. Das Problem liegt nun darin, dass jeder kleine Nazi wiederum darin nicht die Kritik an einem System sieht, das genau wie in der BRD und den USA für seine Interessen über Leichen geht, sondern den Juden und sich freut, weil er sich bestätigt fühlt.
Deinen Satz verstehe ich inhaltlich und grammatikalisch nicht. Ich verstehe nicht, was diese “Wiedererweckung” ist und welche Verbindung mit der Kritik am “jüdischen Staat” da besteht. Ich hätte auch einfach “nein” sagen können, (bedeutet es nicht), aber ich möchte erst einmal verstehen, was du damit sagen willst.
Mai 10th, 2015 at 14:57
@flatter #22 Du schreibst:
“Ich habe keine Lust, mich mit blöden Unterstellungen auseinanderzusetzen, die du dir aus dem Hut ziehst, während du entweder definitiv nicht liest, was ich schreibe oder es ignorierst. Also geh’ auf meinen Schrieb ein oder rede weiter mit dir selbst, du Troll.”
Du hast da einen ganz schönen Ton drauf gegenüber jemandem, der diesen blog seit Jahren meist sympathisierend und manchmal kritisch verfolgt und kommentiert. Merkst Du eigentlich, dass Du mit Deiner Antwort behauptest, dutzende Male auf einen “Troll” reingefallen zu sein?
Nun aber nochmal zu Deinem Text, um unmissverständlich deutlich zu machen, was mich daran stört.
Du schreibst:
“Es sind nicht alle selbsternannten Antifaschisten so behämmert, aber es gibt genug davon. Dasselbe gilt für alle anderen Gruppierungen, die einen selbt gezimmerten Moralkodex – der obendrein mühelos der Tagesform anpassbar ist – pflegen, mit dem sie die Welt überziehen. Sie tun das am liebsten dort, wo sie sich in einer Position der Stärke wähnen, wo sie die Mehrheit stellen oder die Instrumente haben, um einen Raum zu dominieren. Dies wiederum schließt Gewalt in jeder Form ein.”
Einen “selbstgezimmerten Moralkodex” hat erstmal jeder, auch Du mit Deiner Verurteilung eben jener Leute, die genauso wie Du Deine Gegner ihrerseits “die Welt” mit Urteilen “überziehen”.
Dass Antifas und andere linke Gruppen sich “in einer Position der Stärke wähnen”, und sei es auch nur im Internet, kontrastiert total mit meinen Erfahrungen – überall außerhalb der eigenen Szene sind radikale Linke völlig marginalisiert und sich dessen bewußt, Diskurshoheit haben sie höchstens in ein paar Vorlesungen und den eigenen Veranstaltungen/blogs. Machst Du denen (wer auch immer konkret gemeint ist) nun zum Vorwurf, dass sie ihre eigenen kleinen Räume dominieren, oder was genau ist Dein Punkt?
Hier zeigt sich, dass verallgemeinernde Rede gegenüber einem so komplexen Phänomen wie der Antifa- oder gar der linksradikalen Szene nicht weiterführen, wie ich in meinen früheren postings kritisiert habe. Wenn Dich der Kram so aufregt, dass Du darüber postest, wird Dir doch neben einer Anekdote von Anno-Tobak und einem ebenfalls wenig aussagekräftigen link zu einem Hegel schwingenden Gegner von angeblicher “Rassismus-Riecherei” wohl noch mehr einfallen, was an dieser Stelle zur Exemplifizierung dienen könnte.
Du schreibst weiter:
“Genauso verhält es sich mit einem “Antifaschismus”, der es tatsächlich verbieten will, Verbrechen des Staates Israel “Verbrechen” zu nennen. Ich bin zwar nach wie vor der Ansicht, dass man als Deutscher dazu einfach die Klappe halten sollte, aber die Speerspitze der Antisemitismuspraxis sucht und findet ihn überall, wo er nicht ist, um damit unmittelbar jedem Faschisten ein Beispiel dafür zu geben, wie ‘die Wahrheit von Linken unterdrückt’ wird.”
Wer ist diese (aus Antifas bestehende?) “Speerspitze” und wo genau ist denn dieses “überall”, wo sie Antisemitismus finden? Die Verwendung der unbestimmtesten möglichen Form macht ratlos. Sprechen wir über eine große, sozialwissenschaftlich immer wieder erhobene Teilmenge der deutschen Bevölkerung, doch eher Herrn Augstein, oder über die aggressiv “antizionistischen” geistigen Nachfahren von Böse und Kuhlmann in der Linken? Wenn die Genannten das “Überall” sind, so sind sie allerdings Antisemiten.
Weiter im Text:
“Das Niveau solcher Schlagabtausche schreit geradezu nach einer Plattform wie Twitter, denn schon die Fähigkeit Nebensätze zu bilden zerstört den nötigen Mangel an Differenzierung. 140 Zeichen sind nicht viel, wenn zehn Prozent schon für Ausrufungszeichen draufgehen.”
Hier tust Du so, als handele es sich bei den Twitter benutzenden “Speerspitzen der Antisemitismuspraxis” um Leute, die zu Differenzierungen nicht in der Lage sind – ohne eine einzige twitter- Botschaft dieses Kalibers zu zitieren, zu verlinken oder zu belegen, warum bestimmte Urteile aus dem “selbstgezimmerten Moralkodex” von ungenannten AntifaschistInnen gegenüber dem “überall” falsch sind.
Klar gibt es da Leute, die aus der Hüfte schießen, und es scheint mir plausibel, in der völligen Identifizierung mit dem Staat Israel eine Projektion des eigenen Bedürfnisses nach Schuldlosigkeit und einem “guten Kollektiv” zu sehen – aber das kann man auch anhand von Belegen aufzeigen, und es bleibt die Frage, wie viele der von Dir gar nicht erst genannten Antifa- Gruppen oder Individuen diesen Grad an Kompensation tatsächlich erreichen. Es gibt sie, aber sie sind inzwischen eine kleine Minderheit in der linksradikalen Szene, soweit ich diese überblicke.
Der ärgerliche Schluß:
“Diese Charge der Antifaschisten und Anttifaschiteninnenxe besetzt einen Begriff, dessen Bedeutung keineswegs leer sein müsste, im Gegenteil! Faschismus ist. Wo suche ich danach, wenn ich ihn suche? Da fange ich doch mit dem in Reinform an, wo echte Faschisten sich organisiert haben, Nationalsozialisten mit Parteibuch zum Beispiel. Wo sie kontinuierlich gegen Grundgesetz und Menschenrechte verstoßen, wo aus ihren Organisationen heraus rassistische Morde verübt werden, wo sie sich der staatlichen Kontrolle ebenso entziehen wie der Strafverfolgung und sich inzwischen wieder auf einen Befehlsnotstand (via fefe) berufen.
Na, habt ihr vielleicht eine Idee, wie ihr so etwas bekämpft, ihr Helden? Oder ist euch das zu müßig, weil solcher Widerstand nicht einmal notwendig ‘links’ wäre?”
1) Wie kann Dich oder irgendwen diese “Charge der Anttifaschiteninnenxe” denn daran hindern, den Begriff selbst “zu besetzen” und so zu füllen, wie Du es für richtig hälst? Deine Behauptung läuft darauf hinaus, dass die “Speerspitze der Antisemitismuspraxis” (auf Twitter? lol!) so dominant ist, dass sie den Begriff Antifaschismus kontaminiert oder “entleert” in den Augen von irgendwem, den Du wieder nicht nennst.
2) AntifaschistInnen, auch antideutsche AntifachistInnen, tun alles, was von Dir als echter Antifaschismus (TM) charakterisiert wird, sie bekämpfen NPD, AfD, Die Rechte, Identitäre, Kameradschaften, völkische und andere Burschis, Salafisten etc. pp. Sie weisen seit Jahrzehnten auf die Kontinuitäten des deutschen Postfaschismus hin.
Dabei kommen multiple Strategien und Taktiken zum Einsatz, von öffentlichen Aufklärungsveranstaltungen, über regelmäßige Blockaden von Naziaufzügen (auch in breiten Bündnissen mit Bürgerlichen) bis hin zu direkten Aktionen verschiedenster Art.
Auf der letzten (sehr zeitnahen) Demo die ich besuchte, und auf der auch Antifas anwesend waren, konnten Parolen wie “Nazis morden, der Staat schaut zu/Verfassungsschutz und NSU” regelmäßig gehört werden, auch dieser Teil des fachistischen Komplexes ist inzwischen also in der Antifa bewußt.
Deine Ansprache, die “Helden” hätten “keine Idee” wie man sowas bekämpft, blamiert sich an der Realität der Antifa, auch der Antideutschen Antifa, jedenfalls so lange, wie Du nicht bereit bist, konkrete Gruppen oder Individuen zu nennen, sondern generalisierst.
Eine politisch relevante Kritik von spezifischen Antifa- Gruppen, die sich nicht in Allgemeinplätzen über im Dunkeln bleibende Ausfälle von Twitter – “Speerspitzen” ergeht, hätte in meinen Augen an ganz anderen Stellen anzusetzen – etwa bei der unbestrittenen Tatsache, dass die “Dönermord” – Serie in antifaschistischen Kreisen vor dem Auffliegen des NSU kaum Beachtung fand, und den Gründen dafür.
Anhand der NSU- Terrorserie zeigte sich, dass die häufig aus Kindern der Mittelschicht bestehenden Antifa- Grüppchen in der Fläche wenig Bezug zu den proletarischen oder prekarisierten Milieus haben, in denen MigrantInnen leben, die Opfer der Nazitäter wurden und sich dessen sehrwohl bewußt waren.
Auch ist eine systematische Staatskritik in vielen der oft sozialdemokratisch oder traditionskommunistisch geprägten Gruppen häufig nicht anzutreffen, immer wieder hört man positiven Bezug auf Gesetzgebung, Parlamente und Parteien wie PdL oder gar Jusos.
Allgemein mangelt es in vielen Gruppen an Klassenbewußtsein und einem an Marx geschulten Verständnis der Gesellschaft, was dann den Volleinstieg in die bürgerliche Verwertung nach Schule/Studium noch einfacher macht.
Dass sind alles Punkte, die in einer Antifa- und Szenekritik aufzugreifen sind, ebenso wie Machotum, Militanzfetisch und mangelndes Verständnis für die soziale Frage. Und es sind Bruchstellen, die ich für weitaus wichtiger halte als irgendeine von dir im vagen gelassene, über das Ziel hinausschiessende Antisemitismuskritik auf twitter oder in Kommentariaten liberaler blogs.
Mai 10th, 2015 at 16:25
Ähm … ich weiß nicht, ob ich dazu komme, das alles zu lesen. Das ist auch wieder so eine Art.
edith: Das wird nicht besser. Du redest kilometerweise am Text vorbei. Wenn ich von Twitter rede, meine ich Twitter. Wenn ich Hartmut verlinke, nehme ich bezug auf das, was er sagt. Wenn ich fefe erwähne, meine ich fefe. Außerdem schreibt auch Don Alphonso ständig davon, nach außern hin dann noch Martenstein, Fleischhauer und diese Charge. Sie arbeiten sich am Twitter-feminismus und Twitter-antifaschismus ab. Ich sage, dass das nix bringt und verweise auf die Bekämpfung von Faschismus, wo er wirklich tobt. Steht alles im Artikel. Gehst du nich drauf ein. Stattdessen Konstrutionen, mit denen ich nichts zu tun habe, dafür episch. Stell dir vor, du schriebest dieses Blog, wie würde dir das wohl gefallen?