apoc

Im folgenden werde ich noch einmal kurz und einfach zusammenfassen, was Kapitalismus ist und warum die naive bis verdummende Vorstellung von „Marktwirtschaft“, wie sie von vielen sogenannten Ökonomen und vor allem von politischen Vorbetern gepflegt wird, kompletter Unsinn ist. Für die meisten Leser/innen hier ist das nichts Neues, aber ich versuche mich an einer möglichst einfachen Argumentation.

Kapitalismus ist der Zwang, aus Geld mehr Geld zu machen. Egal, ob ich Geld auf ein Konto lege, einen Kiosk aufmache, Mitarbeiter einstelle oder eine Aktiengesellschaft gründe, ich muss aus dem, was ich an Geld investiere, mehr Geld machen. Schaffe ich das nicht, wird niemand meine Aktien haben wollen, ich werde nachher ärmer sein, vermutlich Schulden haben und auf jeden Fall weniger als vorher. Dafür arbeitet niemand.

Wenn es viele Möglichkeiten gibt, Geld zu investieren – mit der Aussicht auf Erfolg -, ist das gut fürs Kapital. Eine Nachkriegszeit zum Beispiel, besser geht es gar nicht. Es ist kaum etwas vorhanden, die Produktion muss neu aufgebaut werden und die Infrastruktur, es gibt viel Bedarf an Arbeit, und die schafft Werte. Hier fühlt sich Kapital pudelwohl. Obendrein gibt es so viel zu tun, dass Arbeitslosigkeit kein Thema ist und die damit verbundenen Kosten nicht anfallen.

Wachstumwohlstandarbeitsplätze

Dieses Modell wird nun gern als das einer sogenannten „Marktwirtschaft“ vorgestellt, als sei das die normale Situation und nicht eben das Gegenteil dessen, was wir heute haben. Was wir heute haben, ist (grob gerundet, aber die Dimensionen stimmen) eine Masse von Geld, der viel zu wenig Arbeit gegenüber steht. Zirka 240 Billionen Dollar wollen vermehrt werden, aber nur zirka 80 Billionen werden jährlich weltweit erwirtschaftet. Dieses Verhältnis wird immer krasser, Abhilfe nicht in Sicht. Dabei ist das Weltsozialprodukt, jene 80 Billionen, auf immer weniger Arbeit angewiesen. Praktisch alle wirtschaftlichen Vorgänge brauchen immer weniger Arbeit, übrigens auch Dienstleistungen.

Wir befinden uns also in einer Situation, in der Gewinne nicht mehr hauptsächlich durch neue Waren und Dienstleistungen gemacht werden, sondern auf Kosten anderer. An den Börsen und in fast allen Finanzgeschäften ist das schon immer so gewesen, dass der Gewinn des Einen den Verlust des Anderen bedeutet. Auf die Dauer überleben hier nur die ganz Großen. Das sind die, die ohnehin am günstigsten produzieren und verkaufen können. Immer weniger, immer größer, immer reicher ist hier der Trend.

Auf der anderen Seite stehen Arbeitskräfte, die immer weniger gebraucht werden, deren Position schwach ist, die immer ärmer werden und auch noch um die wenige Arbeit konkurrieren, die es gibt. Gut für die Produzenten, denn das macht Arbeit billig. Dumm nur, dass sich immer mehr Menschen immer weniger leisten können. Die einen, weil sie schlecht bezahlt werden, die anderen, weil sie keine Arbeit haben. Die werden immer schneller immer mehr, man braucht sie eben nicht. Das ist fatal, denn die allermeisten Menschen kommen nur über Arbeit an Geld und mit Geld an Brot.

Für immer 1950

In dieser Situation, in der das Kapital schon der Produktion völlig über den Kopf gewachsen ist und die Produktion immer mehr mit immer weniger Arbeit herstellt, haben die Vorbeter der Marktwirtschaft nun zwei Lösungen, die sie seit Jahrzehnten von ihren Minaretten jodeln: Wachstum und Arbeitsplätze! Frau Merkel ist da eine der fleißigsten, sie kommt kaum zwei Wörter weit ohne eines dieser beiden zu singen. Als sei es noch immer 1950. Als könne man immer noch Verteilung durch Arbeit regeln. Als sei ‘Wirtschaftswachstum’, sprich Profit, nicht längst der Zünder an der sozialen Bombe.

Es gibt keine Marktwirtschaft, schon gar keine “soziale”, die es Menschen ermöglicht, durch Arbeit und Fleiß für ihr Auskommen zu sorgen. Eine Zeitlang hat der Kapitalismus das zugelassen, doch das ist Jahrzehnte her. Der ganze Sermon von Wachstum® und Arbeitsplätzen® ist der bizarre Irrsinn einer grausamen Religion. Ihre Hohepriester reiten durch die Trümmer Europas wie einst die Pest. Ihnen folgen Hunger, Krieg und Tod.