guards

Klaus Baum hat jüngst einen Beitrag in seinem Blog, der selbst mir zu lang ist, um ihn ganz zu lesen, aber bis zu der Stelle, an der ich abbrach, habe ich viel zu nicken gefunden. Meine Erfahrung mit dem Arbeitsamt ist die, dass ich mich schon nicht wohl fühle, weil ich diesen Stuss mitmache. Die Alternative wäre allerdings, ihn nur anders mitzumachen und sich dumm zu ärgern. Also komme ich meiner Sachbearbeiterin entgegen, signalisiere ihr, dass ich ihre stumpfen Routinen nicht durch Opposition aus der Wirklichkeit störe, und sie geht mir nicht mehr als nötig auf die Eier.

pu

Was sie dort machen, ist ein Witz. Die Hauptaufgabe ist das Vortäuschen der Jobsuche von ihrer Seite. Das nennt sich “Vermittlungsvorschläge”. Diese sind zu einem nicht geringen Teil von der Art, die sich von selbst erledigt. Manchmal steht in der Ausschreibung quasi wörtlich, dass ich für die Stelle nicht infrage komme. Ich mag solche Vorschläge, denn ich schicke dann Standardbewerbungen, bin damit fertig und kann mich Sinnvollerem widmen. Zum Beispiel Kontakte knüpfen, Vitamin B organisieren oder produktive Dinge tun, zum Beispiel an Gitarren herumlöten.

pot

Sie haben wirklich keine Ahnung im Amt, nicht die geringste. Nicht, was man können und wissen muss, um bestimmte Jobs zu bekommen und auch nicht, wer man sein muss. Sie glauben tatsächlich, man könne sich dafür durch “Maßnahmen” “qualifizieren”. Das Einzige, das derzeit boomt, ist die Arbeitslosenindustrie. Zig Stellen schreiben sie jede Woche aus für Coaches, Aktivierungs- und Trainingsmaßnahmen. Wir erinnern uns: Als das Amt in “Agentur” umbenannt und von Hartz zum psychischen Folterkeller gemacht wurde, waren sie dort aufgeflogen, weil sie die Vermittlungsstatistiken jahrelang dreist gefälscht hatten. Jetzt wird die Statistik von vornherein manipuliert, “vermittelt” wird nach Schema F, womit der zum Scheitern verurteilte Versuch zum Erfolg undefiniert wird.

Wenn ich keine Ahnung von etwas habe, frage ich nach, ixquicke, probiere aus. Warum klingt die Strat so flach? Sind sicher die Pickups. Also bestelle ich neue. Die passen aber nicht. Tatsächlich sind die alten breiter. Ich könnte sie jetzt in eine Maßnahme zur Verschmälerung schicken, ein Coaching “Erfolg durch Kleinmachen” oder ihnen den Saft um die Hälfte kürzen. Die Alternative: Den Rest auch noch bestellen – ein Brett, drei Potis, einen Schalter. Kabel habe ich noch reichlich, seit mir das Netzteil vom PC abgeraucht ist.

wood

Ich habe nie systematisch gelernt, so etwas zu machen. Ich mache es einfach. Wenn ich etwas können will, lerne ich das halt nach Bedarf. Erzähl’ das mal einem von den HRen da draußen (HR=”Human Ressources”, fka “Personaler”)! Die suchen Leute Anfang 20 mit 30 Jahren Berufserfahung und Zusatzausbildung. Bewerben müssen sich 50-Jährige Berufsfremde ohne alles. Das Resultat nennt sich “Fachkräftemangel” und schuld sind die faulen Säcke, die gar nicht arbeiten wollen.