Wem nützt illegale Gewalt? In der Form, die gern am Rand von Demonstrationen geübt wird, derzeit wohl vor allem den Medien und dem Apparat, der das Monopol auf Gewalt für sich beansprucht. Davon nimmt er sich gern immer mehr, was auf der anderen Seite immer weniger Recht bedeutet. Insofern ist es konsequent, dass bislang noch jede Form von Hooliganismus nachweislich von den Diensten angefacht wurde, die angeblich für Sicherheit sorgen.
Für Leseschwache sei hier angemerkt, dass selbstverständlich nicht jeder Gewaltakt aus dem Kapuzenpulli die Folge staatlicher Provokation ist, aber dessen ‘Dienste’ haben sich immer wieder dabei erwischen lassen, wie sie gleich auf beiden Seiten der Barrikaden eskaliert haben. Es liegt mir fern, damit irgendwen zu ‘entschuldigen’ oder etwas zu relativieren. Ich stelle vielmehr schlicht fest, dass solche Gewalt ausschließlich der Unterdrückung und ihren Organen dient. Daraus muss ich gar nichts schließen.
Was mir auffällt. ist der Gleichklang, in dem alle möglichen Medien von “Aktivisten” sprechen, wenn sie Leute meinen, die gerade Gewalt ausüben. “Aktivist” ist die Bildunterschrift zum Molotow-Cocktail, eine Konstruktion, um den Protest zu diskreditieren. Blockupy, das sind Aktivisten, Aktivisten, das sind Brandstifter, und die Großmeister dieser Logik marschieren gleich bis zum Mordvorwurf durch. Solcher Mist stinkt schon, wenn er nur auf einem Haufen liegt, aber die ganze Landschaft ist voll davon. Lügenpresse? Nein, aber immer noch, immer wieder Propaganda.
Gewalt? Warum nicht?
Ich halte es für geboten, über Gewalt zu sprechen. Die professionell produzierte Öffentlichkeit geht hier reflexhaft vor. Alles, was vom Staat ausgeht, ist richtig, weil legal; alles, was nichtstaatlich dagegen hält, ist falsch, weil illegal. Zwischen diesen Polen ist aber reichlich Land, nicht bloß, weil es ja “das Volk” zu sein hat, von dem alle Staatsgewalt ausgeht. Das darf aber nicht heißen, dass sie dort unkontrolliert ausgeübt wird.
Die Protestierenden, die sich zu offener direkter Gewalt hinreißen lassen, mögen glauben, dies sei ihre Antwort auf die erzwungene Entmachtung durch den Staat. Das halte ich im Kern für berechtigt, aber es ist naiv – und dumm obendrein. Vielleicht ist es ein Kern demokratischen Lebens, dass die Gewalt beim Volk bleibt. Die Menschen, die in einem Land oder einer Region leben, behalten nur dann die Kontrolle über die Macht, wenn sie sie selbst ausüben. Wer sich von der Legalität entmündigen lässt und immer nur tut, was er darf, ist ein guter Bürger einer Diktatur, aber keiner, der noch irgend einen Begriff von Freiheit hat – übrigens auch nicht von Demokratie.
Der Entmachtung durch den Staat folgt nämlich die durch das Kapital, das nicht nur ungefragt über die von ihm Abhängigen regiert, sondern gleich auch über den Staat. Was die Troika etwa veranstaltet. ist das beste Beispiel dafür. Es gibt Gründe für diese Entmachtung, dafür, dass das möglich ist.
Das Vakuum
Einer der wichtigsten, der kaum diskutiert wird, ist der Niedergang der Gewerkschaften, die sich in der BRD schon von vornherein haben kastrieren und sich in den Käfig des Tarifrechts sperren lassen. Sie dürfen über die Höhe der Löhne verhandeln, vielleicht noch über Arbeitsbedingungen, immer schön im Korsett dessen, was der Boulevard für diskutabel befindet. Politische Streiks haben sie sich gleich von Staats wegen verbieten lassen. Im Zuge ihrer zahnärztlichen Betreuung mit dem Ende der Zahnfleischamputation durch die Neoliberalen sind sie zu staatstragenden Vereinen geworden, die selbst um Lohndumping und Demütigung betteln.
Nun ist es eh bald müßig, noch über Spartengewerkschaften zu sprechen, wo es bald keine Sparten mehr geben wird, über Arbeitervertreter, wenn es keine Arbeit mehr gibt. Gewerkschaften haben keine Macht und werden nie mehr welche haben. Damit aber ist die wichtigste Machtbasis der Massen verschwunden. Sie können ersetzt werden durch organisierte Proteste, Organisationen des Protestes, Zusammenschlüsse, die ausschließlich den Zweck haben, die Massen jenseits des parlamentarischen Systems zu vertreten bzw. zu verkörpern.
Solche Organisationen sind tendenziell illegal, und wo sie es noch nicht sind, würden sie es sehr schnell werden. Wenn aber die Bevölkerung den Staat kontrollieren will, der ihre Interessen nicht berücksichtigt, muss sie es direkt und illegal machen, und zwar massenhaft. Es gibt viele Formen der Gewalt und eine ist die Staatsgewalt, der Einhalt geboten werden muss, wenn sie nicht mehr zu rechtfertigen ist. Es wäre also erfreulich, wenn diejenigen, die wirklich etwas bewegen wollen, sich Gedanken darüber machten, wie man illegalen Protest attraktiv und clever gestalten könnte. Wenn man Legalität angreifen will, dann doch bitte dort, wo sie nicht zu legitimieren ist. Kuttenzombies, die Bushaltestellen anzünden, tragen dazu nicht bei.
März 18th, 2015 at 22:38
wenns um europas neue kathedrale geht, ist mit fast zwingender sicherheit von provokateuren innerhalb der ‘aktivisten’ auszugehen. antikapitalistische “tendenzen” in dieser grössenordnung müssen maximalst diskreditiert werden, angriffe auf hilfskräfte sorgen da auch beim letzten für den gewünschten effekt.
März 18th, 2015 at 22:45
Ich bin raus, wenn es um die clevere und/oder attraktive Gestaltung von illegalen Protesten geht. Das ginge mächtig in die Hose. Will niemand haben.
So liefe das übrigens auch dann, wenn ich mich darauf konzentrieren würde, nur legale clevere und/oder attraktive Proteste zu gestalten.
Für diese Welt hier, bin ich einfach nicht normal genug. Ich bin untröstlich.
März 19th, 2015 at 01:06
Ich bin überhaupt kein Freund von Gewalt, aber als Besorgter Bürger muss ich leider feststellen, dass es sich bei diesen lobotomierten Kettenhunden des Kapitals, die auf friedliche Demonstranten einprügeln, Frauen und Kinder aus nichtigsten Anlässen krankenhausreif prügeln, Schwarzafrikaner fesseln und in Brand stecken, Opfer von Fahraddiebstählen vergewaltigen und anständige Leute mit frei erfundenen Beschuldigungen vor Gericht bringen, leider um eine Berufsgruppe handelt, die man getrost als Kriminelle Vereinigung bezeichnen kann. Ist so! Man muss sich auch mal den Unterschied zwischen legal und legitim bewusst machen. Man kann Unrecht legitimieren und in Gesetze gießen, trotzdem bleibt es aber immer noch Unrecht. Recht kann nur auf Gerechtigkeit basieren. Und sich gegen Unrecht zur Wehr zu setzen – mit welchen Mitteln auch immer – ist meineserachtens absolut legitim. Wie gesagt, ich halte nichts von Gewalt, da eine Gewaltspirale sich nur schwerlich stoppen lässt und Gewalt grundsätzlich der falsche Weg ist. Aber ich habe durchaus Verständnis für die Ausschreitungen in Frankfurt und würde sie als hilflosen Akt der Selbstverteidigung bewerten.
März 19th, 2015 at 01:22
Der Staat, oder die ihn beherrschenden Kräfte, üben Gewalt aus. Weil sie es können und wie sie es können. Das nennt man dann Gewaltmonopol. Legal? Wie legal es ist, einem friedlich protestierenden Rentner mittels Wasserwerferstrahl die Augen rauszuschießen, mögen dann die Gerichte entscheiden, wenn sie es denn täten…
Demgegenüber braucht es nicht tausende, nicht hunderttausende, sondern Millionen, die sagen, so geht es nicht weiter! Da werden auch keine Schaufensterscheiben eingeworfen oder Autos angesteckt (Blödsinn!), sondern es wird klar, das es so nicht mehr weiter geht! Dann wird aus den Panzerzügen und den endlosen Lastwagenkolonnen, die durch die Straßen rollen, voll mit Soldaten mit Knarren und aufgepflanzen Bajonett und MG-Turm über der Fahrerkabine, obschon befohlen, kein Schuß mehr abgefeuert, es werden die Zeughäuser der Kasernen ohne Gegenwehr gestürmt, das Regime ist am Ende. Die “Volksherrschaft” beginnt.
Ich habe so einen Prozeß – mittendrin – als Augenzeuge erlebt. Das heißt man dann Revolution. Was danach kommt und wie es sich konstituieren wird, kann man meist nicht vorhersagen. Übelste Entartungen haben sich schon abgezeichnet und dann auch verwirklicht. Dennoch gehört das bewußte Land, in dem dieses stattfand, zu den wenigen Ländern, die sich immer noch explizit der Herrschaft des Imperiums widersetzen. Und das ist doch auch schon mal was, wenn wir an die armselige Rolle unseres hiesigen Vasallenstaats denken…
Die Frage bleibt hier, wer den Massenwiderstand organisieren soll. Die Hoffnung auf die Gewerkschaften mit ihrem ganzen angepaßten Apparat von z.T. wohlsituierten Funktionären zu setzen, scheint mir, wie auch dem Autor, vergebens. Wer soll es also organisieren, oder wie organisiert es sich? Denn Organisation wird gebraucht und muß sich, wie auch immer, entwickeln. Vielleicht geben ja Länder wie Spanien Hinweise, aus denen man noch was lernen könnte.
Solange aber das “Volk” weiterhin Merkel, Gabriel etc. und Konsorten brav ihre Stimme gibt, wird mein pragmatischer Optimismus von meinem theoretischen Pessimismus überstimmt. Leider!
März 19th, 2015 at 08:41
[...] siehe auch "Gewalt und Nutzen" von [...]
März 19th, 2015 at 08:56
Bert Brecht, Über die Gewalt
“Der reißende Strom
wird gewalttätig genannt
Aber das Flußbett,
das ihn einengt
Nennt keiner gewalttätig.” Quelle
Die Gewerkschaften, jaja. Immer wenn der kleine Mann – oder seine “Vertreter” aller Art – staatstragend, verantwortlich sich gibt, kommt er aus dem Buckeln nicht raus. Die besten Beispiele hierfür? sPD und Gewerkschaften – Pfui Deibel iss mir schlecht.
März 19th, 2015 at 09:48
”Es gibt viele Formen der Gewalt …”
Eine praktische subtile Ausprägung davon ist die Empörung des Philologenverbandes Niedersachsen.
Nun wag es schon einmal eine Grüne in einem ungewöhnlichem Anfall von Ehrlichkeit ein Problem anzusprechen, schon wird sie von der Meute der “Demokraten” unter Führung des Leichensacklügners Weil zum Kotau gezwungen.
März 19th, 2015 at 11:57
Gewalt? Das kindische abfackeln von Autos und Mülltonnen soll Gewalt sein?
Dann ist eine Verkehrsampel auch Gewalt, Sie hindert ja die Autofahrer Dummheiten zum Schaden aller zu unternehmen.
Womit wir beim eigentlichen Thema wären. Das dieses ganze Euroabenteuer nur dazu geführt hat das der Süden verarmt, alle Verträge gebrochen werden, mit Russland kalter Krieg begonnen wurde und alle weniger Geld als vorher haben ist eine schlichte Tatsache.
Das war absehbar, wurde von Fachleuten vorher beschrieben und von den Politikern sehenden Auges und wider besseres wissen durchgezogen.
Es ging ihnen einzig und allein darum ihre Kaste mit fetten Posten und Pensionen auszustatten.
Wenn das keine Gewalt ist, was ist es dann?
Diese ganze Mischpoche hat Hochverrat begangen und die Lügenpresse echauffiert sich über 2-3 brennende Fahrzeuge.
Lächerlicher geht es kaum.
März 19th, 2015 at 13:47
Wem nutzt übrigens legale Gewalt?
März 19th, 2015 at 13:59
War insgesamt ein ziemlich friedlicher Tag gestern in Frankfurt – wenn die Medien statt den Sensationsbildern einiger brennender Autos und entglaster Ämter ihrem sonst gerne gefrönten Zahlenfetisch gefolgt wären (was nicht zur Debatte steht in dieser “Presse”), hätten sie konstatieren müssen, dass die überwältigende Mehrheit der DemonstrantInnen gewaltfrei blieben, und es für den Ersatz der Inhalte von Blockupy durch ständige Berichte über “Gewalt Orgien” und “Chaoten” keine Grundlage gab außer Anbiederung bei den Herrschenden und der Lust (auch des Publikums) am Spektakel.
Meiner Schätzung nach haben weniger als 3% der 17.000 bis 20.000 Menschen, die gestern auf den Beinen waren, gegen irgendwelche Gesetze verstossen. Ob das ein gutes Zeichen ist? Eher nicht.
März 19th, 2015 at 16:47
Gewalt ist ein grosszügiges Angebot der Gegenseite. Man sollte es annehmen.
März 19th, 2015 at 19:54
Kurze Durchsage Es gab ein bisschen Chaos in den Kommentaren, das ist jetzt aufgeräumt. Säzzer
März 19th, 2015 at 22:47
Ich muss Burks seinen Text hier mal verlinken, ohne Worte.
März 20th, 2015 at 00:29
Der “Burks” – Text ist so mit poststrukturalistischem Vokabular überfrachtet, dass es echt Überwindung kostet, ihn ganz zu lesen. Am Ende steht die Erkenntnis, dass die Übertragung eines Textes von 1998 auf die Krisensituation 2015 wohl doch nicht so hinhaut, wie von burks gehofft.
Ein paar hundert “linksradikale” Hooligans, die vielleicht auch noch die typischen “black block” Edelklamotten tragen, als “Rache des Kapitalismus” zu bezeichnen, sagt über die wirklichen Zustände in den peripherisierten Länden der Eurozone nichts aus, und auch nicht über die gewerkschaftlichen und sonstigen AktivistInnen von dort, die mit Unterstützung in der BRD wohnender GenossInnen gestern auf die Strasse gingen.
Der Defätismus des linksliberalen “Tricksters” spricht aus eben jenem Text, der diese soziale Figur denunziert. Danke für nichts.
März 20th, 2015 at 08:24
Jetzt werden die gesetzestreuen® Bürger bald noch besser vor dem Linksterrorismus à la Blockupy geschützt. Danke, Innenminister von der Maizier!
März 20th, 2015 at 11:18
@SalvadorArachnor: Da hast du wohl einen anderen Text gelesen als ich.
“Die wirklichen Zustände in den peripherisierten Länden” sind weder Gegenstand des Textes noch haben sie etwas mit Hooligans jedweder Art zu tun. Stellt sich ohnehin die Frage, wieso denn die Dienste solches Verhalten fördern, wenn es irgend ein Potential birgt, die Zustände zu verbessern. Die Genossen Vollpfosten machen einen guten Job im Sinne der Reaktion.
März 20th, 2015 at 12:21
Das mit der Rechtfertigung der illegalen Gewalt gefällt mir auch nicht. Ich würde dies erst dann überdenken, wenn wirklich alle legalen Mittel überhaupt erst mal angewandt und sich alle als untauglich erwiesen haben. Ich sage an dieser Stelle dann immer beispielhaft: wenn das Beispiel Thüringen im Bund ankommt, wenn z.B. die LINKE mal mehrheitlich gewählt wird (ich gehöre NICHT zu denen, die keinen Unterschied zu den Etablierten Parteien feststellen und damit bereits Opfer der “Alternativlosigkeit” geworden sind), und erst wenn sie dann entweder an sich selbst oder am Gegenwind scheitert oder das Wahlergebnis gar niederkartätscht wird, DANN ist es Zeit für die Errichtung von Barrikaden. Aber auf die bloße Behauptung, die würden es auch nicht anders machen, gebe ich nichts. Ich habe den Glauben noch nicht aufgegeben, dass Politik (auch anders) gestalten kann. Nur müssen dazu auch erst mal Personen ran, die eine Alternative auch WOLLEN.
März 20th, 2015 at 13:05
Das Pochen auf Legalität ist entweder ein Reflex der Angepassten und Unterwürfigen oder eine Vetreidigung des Bestehenden, in aller Regel aber ohnehin Heuchelei. Ich kenne niemanden, der Legalität uneingeschränkt verteidigt, wenn ihm illegales Handeln nützt und Sanktionen entsprechend unwahrscheinlich sind. Zudem bedeutet deine Einlassung, du gingest niemals bei Rot über die Straße, wenn nicht alle legalen Mittel ausgeschöpft wären.
Legalität ist dennoch für dich ein Wert an sich, einer von höchster Priorität? Ich schrieb oben ja bereits “Wer sich von der Legalität entmündigen lässt und immer nur tut, was er darf …“. Das meine ich auch so.
März 20th, 2015 at 21:15
@flatter #16
Du schreibst.
@SalvadorArachnor: Da hast du wohl einen anderen Text gelesen als ich.”Die wirklichen Zustände in den peripherisierten Länden” sind weder Gegenstand des Textes noch haben sie etwas mit Hooligans jedweder Art zu tun. Stellt sich ohnehin die Frage, wieso denn die Dienste solches Verhalten fördern, wenn es irgend ein Potential birgt, die Zustände zu verbessern. Die Genossen Vollpfosten machen einen guten Job im Sinne der Reaktion.”
Wo die Hälfte aller Menschen unter 30 seit Jahren arbeitslos sind, so wie in Spanien und Griechenland, oder über 30%, so wie in Italien, kann von jugendlichen Mittelschichts-Hooligans kaum mehr gesprochen werden.
Ich halte es für einen theoretischen Fehler, die Straßenmilitantz Anno 2015 im Rahmen eines europaweiten Aktionstages mit den sozialen Gegenbenheiten der deutschen Gesellschaft von 1998 gleichsetzen zu wollen. Eine solche “Analyse” spricht höchstens von geistiger Stagnation, aber sehr wenig von einer Beschäftigung mit den realen Gegenbenheiten.
Was die Förderlichkeit der meisten Straßengewalt aus extrem minoritärer Position angeht, sind wir uns glaube ich einig – Angriffe auf Polizeifahrzeuge oder Ausbeuterfirmen mögen legitim sein, sie sind aber strategisch kontraproduktiv, und ein Zeichen dafür, dass viele Leute sich von der eigenen Ohnmacht dumm machen lassen.
März 20th, 2015 at 22:31
Der Text ist aber nun einmal aus 1998, wie soll er dann eine Analyse der gegenwärtigen Verhältnisse sein? Es ist ein Text aus einer Perspektive, anhand dessen man seinen Verstand schärfen kann oder eben nicht. Du hinterlässt bei mir ständig den Eindruck, es könne nur eine Wahrheit geben, und die muss dann auch noch immer aktuell sein. Das halte ich für eine fatal begrenzte Denkweise.
März 20th, 2015 at 22:59
@flatter: “Einigkeit im Denken…”, odda so ;)
März 21st, 2015 at 09:53
Telepolis: Autoritärer Staat und Austerität
[..] Besonders erbost reagiertendie Medien und viele Politiker als Hänsel daran erinnerte, dass militante Kämpfe gegen eine bürgerlich-demokratisch gewählte Regierung auch von Politikern der großen Koalition nicht immer abgelehnt werden. Als im letzten Jahr die Lage in Kiew eskalierte, waren sie des Lobes voll für die dortigen Straßenkämpfer und ihre Gewalt. Sie konnten sich ja sicher sein, dass dort keine Linken aktiv sind. Die Empörung, die Hänsel mit dieser simplen Erklärung, deren Realitätsgehalt niemand bestreiten kann, auslöste, zeigte, dass sie ins Schwarze getroffen hat. Erbost reagierten die konservativen Medien darauf, dass das Blockupy-Bündnis deutlich machte, dass es sicher einzelne militante Aktionen ablehnt, sich aber einer Distanzierung verweigert. [..]
Franfurter Rundschau: Rechtsextreme bei Blockupy
Passend dazu: Becker tobt gegen die Linke
Irgendwann distanziere ich mich von der ganzen Menschheit.
März 21st, 2015 at 10:25
@r@ina:
bischen hilfe zum drübakommen der letzten hürde zum vollmisanthrop gefällig?
März 21st, 2015 at 11:19
Was hat dieser müde Gag mit Misanthropie zu tun? Du willst schlechte Laune? Einen Grund zu töten? Friss das:
“Was die SPD nicht will, wird auch nicht kommen” – Der Wirtschaftsminister legt sich fest. Er will das TTIP-Abkommen blockieren, wenn soziale Standards und der Verbraucherschutz missachtet werden.“
März 21st, 2015 at 11:41
[..] „Auch dies, Majestät, dies und noch mehr: in ebendieses Loch steckt der Homus auch verschiedene Sachen und bewegt dann das untere Stück des Kopfes, das mit Scharnieren ans obere angehängt ist. So werden die Sachen zerkleinert, er aber zieht sie in sein Inneres hinein.“„Eine seltsame Sitte, von der ich schon gehört habe“ — sagte der König. „Doch sprecht, ihr weisen Männer! Sagt, wozu er das tut!“
„In dieser Angelegenheit gibt es vier Theorien, Eure Majestät“ — entgegneten die Homologen. „Erstlich, er tue es, um überschüssiges Gift abzustoßen (denn giftig ist er über alle Maßen). Zweitens, es geschehe um der Zerstörung willen, denn diese Lustbarkeit zieht er ja jeder anderen vor. Drittens, er tue es aus Raffgier, denn alles verschlänge er, wenn er könnte. Viertens… [..]
„O Herr, die Wesen, deren eines der Homus ist, heißen Wabbelige. Zu ihnen zählen die Silikonen und die Proteiden. Die Erstgenannten sind von dichterer Konsistenz und heißen deshalb Backige oder Versulzte. Die anderen sind seltener; ihre Namen sind von Autor zu Autor verschieden: Schleimler oder Schleimpatzen bei Pollomeder; Sümpfichte oder Kleberiche bei Dreikopp von Arboris; endlich Klebäugige Schwabbler bei Analzimander Kupfersalz…“„Ist es denn wahr, daß selbst ihre Augen glitschig sind?“ fragte lebhaft König Schlagenot.
„Jawohl, Herr. Diese Wesen scheinen schwach und mürb, und schon beim Sturz aus sechzig Fuß Höhe müßte jedes zur roten Pfütze zerspritzen. Dennoch bilden sie kraft ihrer angeborenen Schlauheit eine schlimmere Gefahr als der ganze Astralring mit all seinen Wirbeln und Riffen! Also flehen wir dich an, o Herr, du mögest mit Hinblick auf das Wohl des Reiches.. „„Schon gut, meine Teuren, gut“ — unterbrach der König. „Ihr könnt gehen. Ich aber werde mich mit der nötigen Besonnenheit entscheiden.“ [..]
Stanislaw Lem, Kyberiade, Erg Selbsterreg überwindet den Bleichling
p.s.: @DKT: BARF
März 21st, 2015 at 12:46
@ R@iner
Ich nehme die 4 Theorien. Alle. Und mit insgesamt eben jener Praxis, werden wir es hier auch zu tun haben.
März 21st, 2015 at 13:39
Ich lehne Gewalt ab. Auch dann, wenn sie mir angeboten wird. Mein Angebot, wann immer mir Gewalt begegnet: Na los! Komm schon, verrichte dein dreckiges Werk.
In solch einem Schmutz, innerhalb der eigenen Art, will ich dann auch gar nicht. Ich übe mich zwar in Gewalt, wende sie selbst aber nicht an. So brauche ich nicht anzugreifen, und niemand sich zu verteidigen. Und jetzt die Prüfung: Mach’ das mal.
März 21st, 2015 at 13:58
Katze: Inzwischen liegen der Presse erste verwertbare Beweis-Fotos vom Schwarzen Block vor.
http://tinyurl.com/q7ojjcb
März 21st, 2015 at 15:14
Lowerclass Mag: “Dann könnten Sie mal schauen, wo sie ihre Bananen kaufen, Sie rote Sau”
[..] Nun, wir als Schwert und Schild der deutschen Demokratie haben ja momentan viel zu tun. Sie haben sicherlich Frankfurt, Blockupy, gesehen, da wurde, das hat Franz-Josef Wagner in der Bild richtig beschrieben, Terror ausgeübt. Eine der wichtigsten Aufgaben meiner Behörde ist die Terrorabwehr. Also werden wir zur Tat schreiten und diesen linksversifften Dreckratten mal so richtig einen reinwemsen. Dafür müssen wir Geld in die Hand nehmen. [..]
So ein sächsicher Nazi, was kostet uns der? Fünfhundert im Monat mit Spesen, da legst du noch nen Zehner für McFit und zwei Dauerkarten fürs Solarium drauf und ab geht die Post. Aber der ist mit Leib und Seele dabei, das sag ich dir. Wenn du den vor die Wohnung von so einem anarchistischen Rotzbengel stellst, der bleibt da stehen wie Opa in Stalingrad … [..]
Und will einer keinen Schweinespeck zum Frühstück, klar, da muss observiert werden, weil so ein unnatürliches Verhalten, das weist schon auf Vorhaben hin. [..]
März 21st, 2015 at 16:27
@ R@iner
Man könnte sie beinahe für Bauern halten. Erst bestellen sie das Feld, dann ernten sie es. Brav.
Nachtrag: Zukünftig wird man so etwas als Satire/Klamauk kennzeichnen müssen.
März 21st, 2015 at 18:20
Taz: Kein Stein flog gegen Flüchtlingsheim
Der Vorwurf wog schwer, politisch vermutlich schwerer als alles, was Polizei und Innenminister gegen das Blockupy-Bündnis vorbrachten: „Es ist nicht hinzunehmen, dass unbeteiligte Menschen bedroht und eine Unterkunft von minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen mit Pflastersteinen beschädigt wird.” Das erklärte am Mittwoch der Bundessekretär des Kolpingwerkes Deutschland, Ulrich Vollmer. Er bezog sich auf eine Kolping-Einrichtung in der Straße Allerheiligentor im Frankfurter Ostend, in der 20 Flüchtlinge leben.
Doch gegen diese Gebäude flog am Mittwoch kein Stein, alle Scheiben blieben ganz. Durch Steinwürfe beschädigt wurde lediglich die Tür eines ebenfalls vom Kolpingwerks betriebenen, kommerziellen Hotels in der Langen Straße. Das befindet sich aber um die Ecke in einem separaten Gebäude. Es hat lediglich denselben Träger.
Bei Telefonaten am Freitag hatten weder die Leiterin der Einrichtung, Claudia Menesch, noch der Sprecher des Kolpingwerks Deutschland, Martin Grünewald, diesen Unterschied für erwähnenswert gehalten. [..]
So langsam bekomme ich den Eindruck, dass das eine der langweiligsten Demos aller Zeiten war. Selbst die meisten verletzten Polizisten (80 von 94), die kurze Zeit später wieder einsatzfähig waren, wurden Opfer ihres eigenen Tränengases, das lt. einer Sprecherin gar nicht verwendet wurde.
März 21st, 2015 at 18:28
@ altautonomer
Der Presse liegt ständig etwas vor. Was mich nicht verwundert, bei dem Angebot. Oft deckt die Presse auch auf, zeigt aber nicht, was unter dem Leichentuch ist, wegen auferlegter Zensuren. Ja was nur? Eine gute Stütze übrigens, das Ding, um sich bequem abzulegen, ohne nach hinten über zu kippen. Auf diese Art und Weise sollen sich ja ständig Chefsessel entleeren. Und so wartet man hier auch nicht auf den erst besten Idioten, der das eigene Überleben zu sichern hat, sondern legt sie bereits auf Vorrat an. Wie die das machen, demonstrieren die eigentlich selbst, durch das was sie tun. Allerdings ist es viel schwerer als gedacht, etwas zu sehen, das zwar offensichtlich, aber gar nicht zu erkennen ist. Wie sollte man da etwas verstehen und dabei noch wissen ernten?
März 21st, 2015 at 18:58
@ R@iner
Wichtig war die Botschaft, dass die Chaoten und Rabauken auch ein Flüchtlingsheim, oder Feuerwehr, oder, oder, oder traktiert haben. Die Glaubhaftmachung im Zusammenschnitt mit Bild- und Tonmaterial, das gut genug war einem Endzeitvideo zu dienen, hat mehr als genügt. Die Politik war aufgescheucht. Soll man jetzt noch genau untersuchen, warum, wieso und weshalb die Laus hier so derbe über den Balg gezogen wird?
Wir werden verarscht. Was uns die verarschende Politik verschweigt, davon lenken die interessierten Medien ab. Verarsche in feinster Manier, der Idiot zahlt hier selbst.
März 21st, 2015 at 19:06
@Katze: Du bist ja heute sehr kommunikativ. Ja, das ist klar, was Du sagst. Wenn man alles seziert, dann bleibt allerdings nicht viel übrig von der Geschichte, die in die Erzählung eingehen wird. Man benötigt dazu aber eine Aufmerksamkeitsspanne, welche die Lebensdauer einer Nachricht überdauert.
Ich weiß nicht mehr, ob es Asimov oder Lem war, jedenfalls prophezeite einer der beiden, dass wir an der Nachrichtenflut kaputt gehen würden. Der altautonome kritisiert mich gerne dafür, dass ich Spam verbreiten würde. Ihm ist allerdings nicht klar, dass ich Geschichten über Jahrzehnte verfolge, um mein Bild über Ereignisse zu komplettieren.
März 21st, 2015 at 19:21
OT: Morgen finden in Andalusien Wahlen statt. Die könnten wichtig für Spanien und Europa sein. Ein paar Fotos von heute aus Sevilla auf dem Reiner Wandler-Blog: Dos Hermanas
März 21st, 2015 at 19:56
@ R@iner
Ich kotze gelegentlich in ein paar Eimer, aber so, dass noch Platz für zusätzlich Verbrochenes bleibt.
März 21st, 2015 at 22:57
@r@iner:
das war lem.
März 21st, 2015 at 23:04
@flatter24: nich übertreiben, zum töten fehlt mir der wille, aber fürn tritt inn arsch wirds schon reichen.
März 21st, 2015 at 23:09
Wir sollten ihm ein Minzplättchen reichen.
März 22nd, 2015 at 02:33
na klar; aber bitte als einlauf.
März 22nd, 2015 at 09:16
@flatter – Wer sich von der Legalität entmündigen lässt und immer nur tut, was er darf, ist ein guter Bürger einer Diktatur, aber keiner, der noch irgend einen Begriff von Freiheit hat – übrigens auch nicht von Demokratie.
Die vermeintliche Entmündigung kann aber andersrum auch als Entlastung und zum Gewinn ganz neuer ‘Freiheiten’ genutzt werden. Ich beobachte zB bis in den Bekanntenkreis hinein, dass das Legalitätsprinzip von der Frage, was richtig oder falsch sei, umfassend zu ‘befreien’ scheint und durch die Frage ersetzt wird, ob das, was einem nützt, auf irgendwie legalem Weg auch durchgesetzt werden kann. Und ist das der Fall, dann ist es offenbar auch ‘richtig’ und ersetzt alle moralischen Erwägungen. Es ist ja ‘mein gutes Recht’…
März 22nd, 2015 at 11:30
Eben. Er tut, was er darf, der Diktaturknecht, und erst recht, was er muss, umso lieber, wenn es anderen schadet.
März 22nd, 2015 at 13:08
Ich hätte im ersten Satz statt Entlastung vielleicht lieber Ermächtigung schreiben sollen. Der Diktaturknecht diktiert selbst auch recht gern. Aber ich sehe schon, wir sind uns mal wieder weitestgehend einig. Ach ist das langweilig… :p