Bevor die linksextreme Regierung Tsipras in Griechenland die Macht übernahm, hatten wir dort brave Regierungen, die u.a. eng mit dem Triumvirat aus EZB, IWF und EU-Kommission kooperierte. Das tat sie äußerst effizient, wie ein Youtube-Video zeigt: Der Ausschuss für Justiz und öffentliche Ordnung des griechischen Parlaments stimmt hier über ein ganzes Bündel von Gesetzen ab, bei der ganze drei Abgeordnete im Parlament sitzen. Die müssen nicht einmal die Hand heben oder nicken, ihre schiere Anwesenheit gilt dem Präsidenten als mehrheitliche Zustimmung, obwohl eine der drei Abgeordneten vehement protestiert. Die Dame ist im übrigen inzwischen selbst Parlamentspräsidentin.
Damit das nicht alles nur deprimierend bleibt und weil wir eh gerade bei Youtube unterwegs sind, habe ich dann noch diesen staatsbürgerlichen Hinweis für euch, der den furchtbaren Fürsten der Finanzen, the Hell of Hellas, Hades der Europäischen Finanzen, Schuldenschaitan Yanis Varoufakis in seiner wahren Gestalt zeigt. Wir sind verloren!!1!
Abandon All Hope
Ach ja, und wo wir gerade bei dem Herrn sind, dessen Fan ich wäre, wäre ich derzeit Fan von jemandem, habe ich hier noch ein weiteres kurzes Video mit einem Interview, in dem Varoufakis sich als Ökonom mit historischem Bewusstsein outet, mithin also so etwas wie ein Philosoph. Wollen wir das wirklich in einem europäischen Finanzministerium? Einen, der uns erzählt, wie es dazu kam, dass “Ökonomie” als Zahlenrest einer Geisteswissenschaft begann, weil sie eben unbedingt so etwas wie eine Naturwissenschaft darstellen wollte? Leider hat sie damit alles abgeworfen, was sie mit einer Wissenschaft verbindet – ihr fehlt entweder das Objekt der Forschung oder die Methode, die es erfasst, denn das eine passt nicht zum anderen – es sei denn, man macht es passend.
Zitat (verkürzt übersetzt): “In dem Moment, in dem man mathematisiert auf der Basis von Atomismus und Individualismus, mündet das in mathematischen Modellen von Markthandel, die jeden Blick für soziale Beziehungen* verlieren“. Weiterhin führt Varoufakis aus, dass Ende des 19. Jahrhunderts das starke Bedürfnis bestand, Kapitalismus als alternativlose Wirtschaftsform ‘wissenschaftich’ zu legitimieren. Entsetzlich, diese Stalinisten!
edit: *im Produktionsprozess
edit2: Hier ist ein Transkript des Interviews.
Februar 27th, 2015 at 13:02
Bei 1:23, unmittelbar nach “social relation(s)” verstehe ich den Mann ums Verrecken nicht. Was sagt der da? Kann mir da wer helfen?
Februar 27th, 2015 at 13:11
Die Untertitel sagen “social relationship election’, ich höre “social relations and production”.
Februar 27th, 2015 at 13:21
Es muss m.E. etwas mit p sein (Lippen esen), klingt wie “prelection” oder so. “Relationships” verstehe ich da nicht, halte ich auch nicht für richtig. Der Untertitel makes no sense to me.
Vielleicht “social relations of/in production.”
Yeah, that makes sense!
Februar 27th, 2015 at 13:24
Das könnte sein.
Februar 27th, 2015 at 13:25
Ich hab’s mal so hinzugefügt. Bin ich Literaturübersetzer?
p.s.: Dankefeyn!
Februar 27th, 2015 at 13:31
Da nich für. Beende einfach den Wahnsinn und wir sind quitt.
Februar 27th, 2015 at 13:48
dit neoMagazin ist ja bisher eher an mir vorbeigegangen, aber kann man das video mal bitte in den socialFu*+#+netzwerken bis zum abwinke pushen?
‘please dont ask, where it came from’ 0_o
WHY NOT?
Februar 27th, 2015 at 14:44
Was ist an der linken Regierung in Griechenland “linksextrem”?
Februar 27th, 2015 at 14:59
@Frank: Siehe dazu meinen letzten Artikel.
Februar 27th, 2015 at 15:06
“Social relations of production”, gesellschaftliche Produktionsverhältnisse, näheres hier.
Februar 27th, 2015 at 16:27
KTG: Greece to exclude Siemens, Rheinmetall & Eurocopter from public procurements
Greece plans to exclude German companies Siemens and Rheinmetall as well as Franco-German helicopter manufacturer Airbus Helicopters (former Eurocopter) from public procurements. Furthermore, the new Greek government intends to bring the issue of the practices of these three companies to the agenda of the European Parliament.
Speaking to defense news website Onalert.gr, Alternate Defense Minister Kostas Ysichos (SYRIZA) said that these three companies have to be excluded from procurements due to illegal practices, “the proven fraudulent transactions they have done in order to secure public procurements.” [..]
Ob sich “die Institutionen” (man hätte sie z.B. auch “Die fantastischen Drei” nennen können) das Vorgehen gegen Korruption so vorgestellt hatten?
@LaGioconda: Du bist gut.
Februar 27th, 2015 at 17:00
Die Wochenzeitung: Rettet den Kapitalismus!
Der heutige griechische Finanzminister erklärt, warum man zunächst das System vor sich selber schützen muss. Bekenntnisse eines unorthodoxen Marxisten inmitten einer abstossenden europäischen Krise. [..]
Ich glaub’, ich lerne dann mal griechisch.
Februar 27th, 2015 at 17:25
Nach dem von dir, flatter, in übersetzung zitierten: “In dem Moment, in dem man mathematisiert auf der Basis von Atomismus und Individualismus, mündet das in mathematischen Modellen von Markthandel, die jeden Blick für soziale Beziehungen im Produktionsprozess verlieren.”, und den ersten sätzen im video, habe ich mich mal auf die (kurze) suche begeben und fand das, was ich erwartet hatte: Phil Mirowski has recently[7] highlighted, quite eloquently, the neoliberals’ success in convincing a large array of people that markets are not just a useful means but also an inalienable end in itself.; also das ganze nochmal zum nachlesen und wen der “genderscheiß”, der an einer stelle prompt vergessen wird (arbeiter) nicht stört, der lese die übersetzung von Varoufakis text hier: Rettet den Kapitalismus!.
Ich habe jetzt nicht nachgeschaut, inwieweit die drei kursierenden versionen (Guardian-version) “exakt” übereinstimmen, wobei ich dem original den vorzug gebe. Bei Varoufakis und im Guardian finden sich auch kommentare zum text.
Bei der gelegenheit erinnere ich an ein bei den NDS erschienenes interview mit Varoufakis vom 01.04.2014: “Yanis Varoufakis: Nun, die Tatsache dass die Peripherie von Quisling-Klonen regiert wird. Der ganze Sinn der politischen Haltung der Anführer der Peripherie ist es, zu demonstrieren, dass sie auf der Seite der Mächtigen bleiben. Sie interessieren sich in Wirklichkeit für nichts anderes. Nicht Herr Rajoy, nicht Herr Samaras, nicht einmal Herr Letta in Italien. Wenn sie Prioritäten setzen müssen, dann ist ihre oberste Priorität, dass ihnen die Mächtigen in Frankfurt, Berlin und Brüssel auf die Schulter klopfen. Und sofern und solange es keine politischen Führungspersönlichkeiten gibt, die die Staatsraison und die Interessen der Menschen in Europa höher stellen als ihr Verlangen, von den Mächtigen auf die Schulter geklopft zu werden, dann werden wir keine Veränderungen sehen, dann wird Europa weiter verfallen.
Zu dem von dir zitierten: eins der “schlagenden” beispiele in der geschichtswissenschaft für dieses “verlieren des blicks”: Fogel/Engerman, Time on the Cross – The Economics of American Negro Slavery”.
Ich stellte gerade fest, R@iner war schneller – na macht nix, das schreiben hat wieder mal länger gedauert als gedacht.
Februar 27th, 2015 at 18:25
Traurig, wirklich traurig macht mich das, was Du da verlinkt hast @R@iner (12)
Da steht so viel richtiges und vernünftiges und gutes und für einen Ökonomen heutzutage sogar sensationelles, sogar für einen Linken oder Radikalen Linken ist das, was er schreibt, ‘noch’ positiv sensationell.
… traurig ist (mir), daß er an den Menschen längst vorbei gezogen ist, vielleicht war er nie richtig bei ihnen – er spürt es möglicherweise – aber merkt es nicht.
Traurig.
Februar 27th, 2015 at 19:04
@Wat.: Meinst Du, Du kannst kurz anreißen, was dich so bestürzt?
Februar 27th, 2015 at 19:12
Hier für alle, die nicht so gut von den Lippen lesen können und eventuell das Interview in Ruhe irgendwo abspeichern wollen “social relations of production” oder auch Produktionsverhältnisse.
Februar 27th, 2015 at 19:30
@R@iner(14)
Es ist theoretisch bei ihm mehr an Wissen da, als ich mir je erträumt hätte…
Er weiß was Produktivkraftentwicklung ist, weiß was Produktionsverhältnisse sind (sorry, ich bin grad etwas platt ‘unterwegs’), er ist einer der wenigen, die wissen, daß es auf Frei-sein ankommt, nicht auf Gerechtigkeit und so’nen Zeug.
… Aber statt die Produktivkräfte zu unterstützen sich zu entwickeln, Teil dieser zu sein oder zu ‘werden’, stellt er sich zur Wahl!
Geht in die Politik, die immer nur mehr oder weniger ‘abdeckeln’ kann, was ‘unten’ (in der gesellschaftlichen Produktion des Lebens) passiert.
Er kommt sogar mit einer Bewegung – und fängt sie mit dem Kopf ein – statt mit dem ganzen Körper in der Bewegung zu sein und zu bleiben.
Es ist zum Heulen.
Februar 27th, 2015 at 20:07
@Wat.: Entschuldige, noch eine Frage: Was würdest Du an seiner Stelle für gut befinden?
Februar 27th, 2015 at 20:09
@Manfred Peters: Es ist schon witzig, wie im Einzelfall eine Rückübersetzung präziser formuliert als das Original – so man das mit “Produktionsverhältnisse” übersetzt. Varoufakis betont nämlich im Aufsatz in der WOZ ausdrücklich, dass der soziale Aspekt (des Doppelcharakters) der Arbeit das entscheidende theoretische Moment ist, das Marx gegenüber seinen Konrahenten auszeichnet. Arbeit als soziale Beziehung eben, nicht bloß Basis des Mehrwerts.
Februar 27th, 2015 at 20:20
@R@iner(18)
Das klingt so naseweis, ich bin ja nicht dort, ist bestimmt schwer, wenn einen viele an einer bestimmten Stelle haben wollen, dann “Nein” zu sagen… von wegen gebauchpinselt, odda so.
Vielleicht sieht/sah er die Option(en), wie das Frei-sein/werden angegangen werden könntetete, ja auch nicht…
… dem Impuls was gegen den Faschismus zu tun nachzugeben, wenn nur die eine wirksam erscheint, kann ich schon nachvollziehen.
Trotzdem kann ich nicht so recht glauben, daß das der Grund ist. Dazu steht in dem Text zu viel ‘Rechtfertigung’ auch vor sich selbst.
Irgendwie spüre ich seine Ohnmacht.
Und wenigstens bei der, weiß ich, wovon er redet…
Also, rein theoretisch:
Er hat Marx gelesen und so wie es aussieht, weitestgehend so verstanden wie ich.
Wenn die Produktivkraftentwicklung die Produktionsverhältnisse hervorbringt (sicherlich in Dialektik zueinander) – ist es doch naheliegend (für mich) – sich genau da einzubringen.
Teilzuhaben/ Mitzumachen, Wege zu finden, erstmal den unbedingt existentiell notwendigsten Kram anders herzustellen als in Ware – Geld – Beziehungen.
Füreinander Machen eben.
Da kann nämlich mE ansonsten die ganze Wirtschaft zusammenbrechen, ihre mindeste Überlebensfähigkeit zu sichern, wäre eine Option durch gemeinsame Sicherung (untereinander, nicht von staatswegen, die hielte immer nur so lange wie der Staat selber)
Also so was in der Art Bochumer Programm “Demokratisierung und Kommunalisierung”, aber eben auf ‘griechische Art’, die zu ihrer ‘Lebensart paßt’, sind ja wohl eher selten Protestanten und haben auch noch ein paar Anarchisten und möglicherweise nicht nur ‘abgehobene’ ML-Kommis.
Februar 27th, 2015 at 20:24
@Wat.: Jetzt für einen Deppen: Was genau würdest Du tun? Der Mann ist Uni-Prof. und kein Handwerksmeister. Wenn er auf dem Teppich bleibt, dann kann er ein guter Berater sein. Was soll er machen? Den Betriebseigentümern sagen, dass ihnen die Läden nicht mehr gehören? Dann hat er in kürzester Zeit genau die Situation, vor der er sich fürchtet.
Und ja, das mit seiner Ohnmacht sehe ich auch so.
p.s.: Bei dem Bochumer Programm fehlen mir immer die Details auf den 500 Seiten, die nicht vorhanden sind.
Februar 27th, 2015 at 20:29
Nee, aber mit den Leuten, wo er wohnt, ansonsten zöge er dahin, gemeinsam ihr Wasser und ihren Strom kostenlos herstellen und brauchen.
Ja, das kann ein Uni-Prof lernen, er ist ja besonders klug.
Darum muß er vielleicht nicht den ganzen Produktionsprozeß können, aber nen büschen lernen würde ihm so wenig ‘erspart’, wie dem Elektriker, der sich bis jetzt nen Kehrricht um Ökonomie und Planung kümmern mußte oder konnte.
Februar 27th, 2015 at 20:32
@Wat.: Optimalerweise zieht er aus Athen weg und gründet eine Landkommune? Jetzt stehe ich auf’m Schlauch.
Machen ist ja gut, aber einfach so “machen”? Können das andere auch, solange es noch Eigentum gibt?
p.s.: Und der Elektriker kümmert sich ausgiebig um diesen ganzen Verwaltungskram. Solange, bis er pleite ist, die Ehe im Arsch ist und der Gerichtsvollzieher kommt, weil er eins nicht kapiert hat: Dass er wachsen muss.
Februar 27th, 2015 at 20:40
@Wat #22 – Das, was er tut – Bewusstsein schaffen für die Unhaltbarkeit der Zustände mitsamt ihrer theoretischen Unterfütterung und die Notwendigkeit ihrer Veränderung – halte ich bereits auf mittlere Sicht für wesentlich effektiver, und er kann es vermutlich auch besser als einen Generator warten, selbst wenn er das vermutlich durchaus lernen könnte. Und zusätzlich könnte er an der Stelle, an die er sich jetzt begeben hat, auch mehr für das generelle Gelingen solcher Projekte tun, politische und auch finanzielle Freiräume dafür schaffen beispielsweise.
Februar 27th, 2015 at 20:43
OT:Leonard Nimoy ist tot. Ein schwerer Schlag für irrelevanten Nerdism und alternative Fortbewegung.
Februar 27th, 2015 at 20:46
On Topic: Es ist ja durchaus so ne Frage, ob es gut ist, in eine Regierung zu gehen; da wüsste ich auch nicht, wo und wie man für sich Kriterien findet, wenn man gefragt wird, aber:
Ich finde es auch irgedwo im Unterbauch nicht richtig, wenn Theoretikern (sei es auch nur tendenzell) die Nützlichkeit ihrer Arbeit abgesprochen wird.
Februar 27th, 2015 at 20:54
Menno, irgendwie ist meiner Ausdrucksweise heute immer mindestens ein Finger und meine Zunge im Weg. :(
Ich versuch’s noch mal anders und schieb das ‘formulierungstechnisch’ ansonsten über Nacht noch mal durch die oberen Verwicklungen meines Körpers…
Nix mit Landkommune. Wo kommt das Wasser von Athen (wohnt er direkt dort, prima) her? Wer macht das, ist das Privat oder so was wie bei uns kommunal? Wenn kommunal isset möglicherweise sogar leichter.
Ansonsten ‘darf’ er sich schon mal mit darum kümmern, daß das kommunal wird.
Nee, nicht von oben anordnen.
Unten die Wünsche ‘vergiften’, daß das selbstverständlich das Minimum an Freiheit wäre, überlebenswichtiges Wasser für alle kostenlos zu haben.
Da kostenloses Herausnehmen ohne vorher kostenloses Hineintuen aber Diebstahl ist, (wird ihm jeder Neolib sofort unterschreiben), muß also von denen, die die Idee, das kostenlos haben zu wollen, eine Idee her, wie sie das kostenlos zustandebringen. Vielleicht braucht er ja nur ‘Wacheschieben’ oder ne Zählliste (nutzender Haushalte) über den PC zu entwickeln, was weiß denn ich, auf was sie sich da einigen könnten.
Wenn so etwas dann schon mal am Kochen und Brodeln ist, im Parlament jemanden oder welche zu haben, die das ‘freischneiden’, ist prima – aber darum mussa sich nicht unbedingt selber wählen lassen.
Wenn das Athen so will und vielleicht sogar einige andere Städte ähnliches, muß nicht mal gleichzeitig oder das gleiche sein – ich bin mir sicher, die Parlamentsgockel sind so heiß drauf, ihren Job weiter zu haben, die machen das.
Nicht den Brocken zu groß zum Anfang, Wasser halte ich (wohlgemerkt ich) für das erste, da hängt dann nämlich recht schnell der Strom mit dran – die ‘Plörre’ kommt sonst nämlich nicht in die Häuser.
Ja, Jungs, ich weiß, Klugscheißen ist einfacher als Machen.
Darum steht von Anfang an von mir: also mal theoretisch.
Februar 27th, 2015 at 20:55
@27: Ach so. Damit kann ich mehr anfangen. Danke.
Um das Wasser zu transportieren, bist Du sofort beim Strom und den Energieträgern. Solarzellen findet man nicht am Strand und eine Fabrik haben sie meines Wissens nach nicht. Schlecht. Sie müssen sie aus dem Ausland kaufen. Mit Geld.
Es mag ja sein, dass die bewusste Planung als Voraussetzung des Tuns bereits eine Zwangsjacke ist, die man uns übergestülpt hat. Ich wüsste aber nicht, wie ich die wieder los werden soll, auch wenn es andernorts heißt: “Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.”
Ich meine das Zitat nicht einmal ironisch.
Februar 27th, 2015 at 21:08
Varoufakis ist zum Minister ernannt worden, nicht gewählt, und ich kann das sehr gut nachvollziehen. Wer sollte an der Stelle besser sein als einer, der genau versteht, was da gespielt wird, wie es funktioniert, welche Möglichen er hat und der gar keinen Bock auf dieses Spiel hat? Kann ich nicht verstehen, warum er dann etwas anderes machen sollte.
Februar 27th, 2015 at 21:16
@flatter: Ich hab das Gefühl(!), daß er damit in den Mühlen der Struktur ist – ich weiß nicht – möglicherweise ist es dann keine Option mehr, diese einfach wieder verlassen zu können, wenn er merkt, daß er nicht mal verhindern kann, was ihm das dringendste war.
@R@iner: Ja, klar mit Geld oder aller Wahrscheinlichkeit nach mit Geld, wenn ihnen nichts anderes einfällt – na und?
Du schaffst Warenwirtschaft nicht von jetzt auf gleich ab. Trotzdem ist es ein Unterschied, ob Du Solarzellen kaufst, um damit zu verdienen oder was ‘zu organisieren’.
Btw. von mir aus könnten se auch (wenn se durch Sammeln könnten) den Privaten Stromversorger aufkaufen – mir och wurscht…
Februar 27th, 2015 at 21:24
Ich würde zunächst dafür sorgen, dass wieder Ärzte eingestellt werden, die Krankenversorgung auf den Stand vor 2008 kommt, Medikamente nicht mehr privat bezahlt werden müssen, die leerstehenden Wohnungen und Häuser wieder Bewohner finden.
Dann würde ich schauen, dass die jungen Leute nicht mehr reihenweise das Land verlassen und ich würde der eu die Pistole auf Brust setzen und fragen, was mit den ganzen Leuten geschehen soll, die wegen irgendwelcher Kriegswirren nach GR geflüchtet sind und nun dort um ihr Leben fürchten müssen, weil es die Golden Dawn-Leute, mit denen Teile der Polizei mehr als nur liebäugeln, ja immer noch gibt.
Wenn sie das in ein bis zwei Jahren schaffen, dann sind sie gut.
Parallel dazu macht ja alles Sinn, was @Wat. sagt. Die Idee, dass GR der eu Solarstrom verkaufen könnte, fand ich damals nicht schlecht.
Februar 27th, 2015 at 21:25
@Wat.: Natürlich kann er scheitern, das ist sogar wahrscheinlich. Aber wäre damit etwas verloren?
Februar 27th, 2015 at 21:29
Seine Glaubwürdigkeit.
Jedes Vertrauen!
Das in die Politk wäre dabei ‘locker’ zu verschmerzen, aber ‘sie’ wären mal wieder von Linken ‘angeschmiert’ worden…
Februar 27th, 2015 at 21:34
@R@iner(31)
Für soziale Wohltaten haben die Staaten kein Geld!
(nicht mal in der Kernzone, schon gar nicht in der Peripherie Europas).
Februar 27th, 2015 at 21:36
@Wat.(33):Das kommt doch darauf an, wie es läuft. Schröder und Fischer z.B. waren schon immer Verräter und betrachten sich sicher nicht als Verlierer. Wenn Syriza von der EU zerrieben wird, dann heißt das nicht, dass irgenwer nicht mehr glaubwürdig wäre. Das ist nur einer, der lügt, und ob wer korrupt ist, kann er auch nicht verschleiern. An sachlichen Versuchen zu scheitern, kann m.E. niemanden das Vetrauen kosten.
Februar 27th, 2015 at 21:40
@Wat.: Was mich erschreckt, ist, dass man jetzt sehr schnell sagen könnte: “Oh, da müssen wir zunächst national denken und heben lieber gleich das Wahlrecht auf, weil wir bestimmt mehr als zehn Jahre zum Erreichen der hehren Ziele benötigen. Danach wird’s aber bestimmt wieder demokratisch. oder lieber doch nicht, weil dann wieder alles kaputt gemacht werden könnte, was wir aufbauen.”
Februar 27th, 2015 at 21:53
@flatter – also ich würde mal sagen, das in der Sowjetunion und sogar das in der DDR als ‘Import’ war durchaus auch ein sachlicher Versuch. Ich unterstelle da nicht einem einzigen, daß er oder sie das aus niederen Beweggründen getan hat.
(Oder finde ich das als Rechtfertigung vor mir selber nur so? – ich hoffe nicht)
@R@iner: Ja, auch die Gefahr bestünde, besteht sie aber in Machtpositionen immer. Halte ich zZt. in der jetzigen Konstellation Parlament GR für eher unwahrscheinlich – bei einem sogenannten Putsch würde das dann aber mit ziemlicher Sicherheit so kommen.
Februar 27th, 2015 at 22:18
@Wat.: 40 Jahre Apparatismus und reaktionäre Scheiße sind ein sachlicher Versuch?* Dann fehlen mir die Worte, mich verständlich zu machen. Ich verstehe auch nicht den Vergleich zwischen der Person Varoufakis und der DDR?? Was V. bislang vorgechlagen hat, ist ein erstes Notprogramm anstelle blöderer Programme, die weder Not lindern sonst irgend etwas gut machen. Das ist aber gar nicht so wichtig, denn Syriza wird dem scheitern, was sie nicht machen. Die Art und Weise dieses Scheiterns wird dafür relevant sein, wie die Verantwortlichen aus der Sache rausgehen.
Was aber gar nicht verloren gehen kann, ist dass da einer mit der richtigen Einsicht rangeht. Har er Erfolg (kann ich mir nicht vorstellen), schaut man sich an, wie er scheitert und macht es beim nächsten Mal besser. Genau so kommt man voran.
Februar 27th, 2015 at 22:19
Es ging mir um den jeweiligen Anfang… der Rest ist mehr oder weniger Resultat.
Daraus lernen werden wir hoffentlich immer (können und wollen)
Februar 27th, 2015 at 22:21
Der Anfang (der DDR) trug nicht diesen Fortgang in sich, außer dass hier eine doppelte Zentralmacht (SU, Politbüro) von Afang an alles bevormundete. Das ist nicht vergleichbar.
Februar 27th, 2015 at 22:23
Das ist es ja, was meinen Ausgangspunkt mit meiner Traurigkeit ausmacht(e).
Hier (besser gesagt in GR) ist es eine Bewegung, eine ‘richtige’ Bewegung… und diese läßt sich (wahrscheinlich oder möglicherweise) vom Parlamentarismus einfangen.
Februar 27th, 2015 at 22:28
Das ist zu befürchten, aber keineswegs schon eingetreten. Ich glaube auch, dass die Probleme in GR zu mächtig sind, um da noch etwas parlamentarisch “einzufangen”. Wir werden es erleben.
Februar 27th, 2015 at 22:32
Mir ist schon klar @flatter, daß alles was ich in diesem Thread schrub, im wesentlichen meine ‘Kopfgeburten’ sind, ich nicht einmal vor Ort bin, darum vielleicht die eine oder andere Option nicht sehe oder sehen kann und andere vielleicht auch gar nicht da sind.
So oder so, in Griechenland wird das passieren, was die Menschen dort meinen ertragen zu können, so lange sie es ertragen können.
Das ist so platt gesagt wohl das, was immer ‘stimmt’.
Edit:
Worüber wir noch gar nicht gesprochen haben: Was könnten wir hier denn tun?
(Ich will ja nicht gleich mit der Keule kommen, daß schließlich unsere ‘Lohngelder’ mit der Bankenrettung in GR gerettet wurden)
Februar 27th, 2015 at 22:44
Für die länge, und nur für die, entschuldige ich mich vorab, ich war geladen und bevor ich unverständlich brabble (s.u.) oder sprachlos werde (die kommentare ab 27 lese ich jetzt erst):
Nach allem, was ich von Varoufakis gelesen habe, ist dem völlig klar, was er da tut – in jeder beziehung, das gilt auch für Pablo Iglesias von Podemos. Vielleicht sollte man sich mal darüber klar werden, dass sich hier leute auf den weg gemacht haben, etwas zu verändern.
Wer voluntarismus, egal welchen, vorzieht, soll dem frönen.
Ich finde es traurig, wie vernagelt manche menschen durch die gegend tapern und da findet man gerade in Deutschland auch im linken spektrum besonders viele schul- und lehrmeisterlich daherkommende bedenkenträger, für mich in gewisser weise auch nur eine andere, nicht weniger üble variante der “am deutschen wesen soll die welt genesen”-marotte; ich erinnere nur an die hier jüngst gebrachte formulierung “geile dreilochstute” in bezug auf Podemos und Syriza, mit dem nicht nur impliziten unterton bringt eh nix, die alten verräter.
Kann man das, was in der “südschiene” stattfindet vielleicht einfach mal solidarisch und kritisch und mit empathie (meinetwegen auch andersrum) begleiten und zur kenntnis nehmen, dass dort ein prozess stattfindet, dass man erkannt hat, dass die aktuelle krise doch “ein fenster der gelegenheit” (Iglesias) gegen die konformistische revolte und für den beginn eines fundamentalen wandels eröffnet hat? Gut, mag sein es handelt sich nur um ein guckloch.
“Es gibt keine gewissheit. Nur gelegenheit.” (-V wie Vendetta- gelegenheit, mit der möglichkeit zu scheitern – so what?) Um das mal unausgegoren zu formulieren: es ist der versuch die frames zu sprengen und neues/anderes denken zu ermöglichen, zu fördern, dass die angst vor dem neuen, dem neu sich heraus- und herauszubildenden überwindet.
Mir scheint man in Spanien und in Griechenland in der analyse politischer/gesellschaftlicher prozesse weiter, also reflektierter zu sein als hier. Man denkt klarer, naja, im süden ist mehr sonne, mehr licht, mehr wärme, mehr gesellschaftliche auseinandersetzung und gegen das hirnerweichende brezeln dogmatischer verblödung ist man wohl auch resistenter, die griechische KP ignoriere ich jetzt mal.
Zum kotzen das – ich war jetzt mal polemisch und würde gern mit dem bekannten rauschebart schließen aber ich finde das verdammte scheiß-zitat in meinem wust hier nicht wieder, also löse ich es anders auf:
“Things fall apart, the centre cannot hold.” (William Butler Yeats, der alte Ire und da könnte es im nächsten jahr auch losgehen und ja doch gefunden in einem artikel zu Griechenland, bin ja nun auch kein wandelndes literaturlexikon) – dann muss man versuchen dieses zentrum zu besetzen, wenn sich die gelegenheit bietet und sei es auch das “ungeliebte” parlament, in dem wissen, dass allein über die besetzung zentraler bastionen des “demokratisch” verfassten bürgerlichen/kapitalistischen staates noch nichts erreicht ist aber – vielleicht – bessere bedingungen für veränderung geschaffen werden können, ohne in die sozialdemokratische falle zu tappen.
Hier treffen sich z.b. auch Bontrup und Varoufakis – es geht um nichts anderes mehr als zeit zu gewinnen (beide äußern sich so), ohne die möglichkeiten des “gegners” (militärdiktatur z.b.) zu unterschätzen. Stapelfeldt sehe ich da in einem ähnlichen zusammenhang.
Man muss die köpfe erreichen, in die köpfe rein – dieser versuch zumindest findet in Griechenland und Spanien statt und das nicht nur auf “parlamentarisch delegierendem” weg, sondern, in Spanien stärker, auf dem weg der aktiven beteiligung der sich tatsächlich beteiligen wollenden – also nicht parlamentarische “arbeit” sondern gesellschaftlicher prozess.
Und jetzt doch noch einer der rauschebärte, weil das, was im süden läuft genau in diesem zusammenhang zu sehen ist: “Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt.”
Da kommen dann sogar die “voluntaristen” ins spiel.
Ich habe mich aufgeregt – verdammt – wollte ich nicht – und ich schließe mit einem “endspiel” (C.M.) gedicht von Christian Morgenstern von wegen brabbeln als vorstufe von sprachlos:
Das große Lalula
Kroklokwafzi? Semmememmi!
Seiokrontro – prafriplo:
Bifzi, bafzi; hulalemmi:
quasti basti bo…
Lalu lalu lalu lalu la!
Hontraruru miromente
zasku zes rü rü?
Entepente, leiolente
klekwapufzi lü?
Lalu lalu lalu lala la!
Simarar kos malzipempu
silzuzankunkrei (;)!
Marjomar dos: Quempu Lempu
Siri Suri Sei []!
Lalu lalu lalu lalu la!
So könnte ich manchmal losplatzen bei dem laufenden irrsinn – und das alles musste jetzt mal raus. Merde. (Kannst den ganzen mist gern löschen, flatter, wenn du meinst)
Das “tiefste deutsche gedicht” (C.M.), Fisches Nachtgesang, ein andermal.
Februar 27th, 2015 at 23:03
“”Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt.”
Ja, genau
Der jetzige Zustand sind die jetzigen Produktionsverhältnisse, resultierend aus dem jetzigen Entwicklungsstand der Produktivkräfte.
“Am Anfang war das Wort” – jo, aber damit wurde das Tuen (oder Lassen) ausgedrückt.
Auch zukünftig bestimmt das Handeln das Denken, (bei aller Dialektik zwischen beidem) nicht umgekehrt…
Februar 27th, 2015 at 23:07
@oblomow: Und wo genau regst Du dich auf?
@Wat.: Ich bin, also kann ich denken. :-p
Februar 27th, 2015 at 23:14
@R@iner: Du erinnerst Dich? Fichte: “Ich bin, darum ist.”
Kann ich nur verstehen, wenn ich davor, dabei und danach ‘ne Flasche Fusel weg habe und wenn ich es am nächsten Tag immer noch oder wieder verstehen soll, das gleiche von vorn :P
Februar 27th, 2015 at 23:18
@Wat.: Manchmal denke ich, dass unser Hirn nur dazu da ist, den Körper sicher durch die Welt zu bewegen und zu versorgen. Alles andere ist Luxus.
Dass dann einer kam, ein Stück Land einzäunte und meinte, das wäre jetzt seines, ist schon blöd gelaufen.
Februar 27th, 2015 at 23:26
Da hätte nach dieser Logik @R@iner, die ich überhaupt nicht von der Hand weisen will, vielleicht ist es ja tatsächlich so, sein Hirn für seine ‘Körpersicherheit gesorgt’.
Es waren aber anfangs nicht einzelne – Gruppen, oder?
Februar 27th, 2015 at 23:30
@Wat.: Tiere kooperieren auch. Keine Frage. Aber nicht, dass wir jetzt wieder von Arbeitsteilung und Hirnchirurgie reden.
Februar 27th, 2015 at 23:32
Nee @R@iner, nicht, wenn ich nicht ‘muß’.
Mich interessiert eher die Beantwortung Deiner Frage an/ von @oblomow.
Februar 27th, 2015 at 23:58
was ich u.a. hier meine: den ewig gleichen wat-sermon ab #17, #33 die krönung und das hier z.b. in Leserverschwörung die #49, #53 und #54.
Beam me up, Scottovsky.
Fisches Nachtgesang
Februar 28th, 2015 at 00:16
@oblomow (52):
Widerleg es (den ewig gleichen Wat.-Sermon) oder sag wenigstens, was Du inhaltlich daran falsch findest – Dein ‘Ausbruch’ in #44 tat das (für mich) nicht. (Ich habe mich damit nicht einmal angesprochen gefühlt)
Ich habe mich nur an einem ‘gestört’, diesem Köpfe erreichen müssen. Und das (sorry, wenn ich das so finde) vorsichtig mit dem übernommenen Zitat ‘aufgegriffen’.
Februar 28th, 2015 at 08:57
So, habe jetzt eine Nacht darüber vergehen gelassen und stehe (immer noch) vor der Frage:
Wo hat @oblomow in #44 jemand anderem (hier) widersprochen als sich selber… :(
Februar 28th, 2015 at 10:15
@ Wat. & all
Oblomow hat m. E. allen Vertretern der “Reine Lehre”, irgendeiner hat sie auch mal Lampenputzer genannt, widersprochen. Kann ja jeder hier selbst entscheiden, dass er nicht dazu gehört.
Die griechische Linke hat genug Feinde und es gibt auch dort genug nützliche Idioten derer sich die europäische Reaktion bedienen kann. Wenn es der gelingt die Syriza in Griechenland zu diskreditieren, wird es auch für Podemos in Spanien nicht leichter. Andersrum, wenn die Syriza bis zu den Wahlen in Spanien durchhält, könnte von dort massive Entlastung kommen.
Übrigens, einen “Keim-DDR” ist auch in Syriza.
Wozu es die Kommunisten in Griechenland auch gebracht haben mag diese Vita
verdeutlichen. Nur um mal das Spektrum der möglichen Syriza- Sympathisanten darzustellen. Dass Kokkalis als Stasi-Agent denunziert wurde gehört schon zur Pflichtübung unserer Gauckler.
Hat eigentlich einer der eifrigen Kommentatoren mehr als Urlaub in Griechenland gemacht? Ich jedenfalls bin morgens im 07:00 mit dem Nahverkehrsbus dort zur Arbeit gefahren und habe mit einigen der in der DDR sozialisierten jede Menge Retsina getrunken. Auch eine interessante soziale Studie, will ich hier aber nicht weiter ausführen. Wer weiß, was die so denken, wenn sie einige der Kommentare hier lesen würden. :-(
* Mehr dazu bpb: “Die griechischen politischen Immigranten in der DDR” (nicht alles verkehrt aber sehr Tendenziös/Kinkel-Doktrin.)
Februar 28th, 2015 at 12:01
KTG zählt die ersten Maßnahmen der Regierung auf: PM Tsipras outlines 5 legislation drafts, announces state bankruptcy investigation
Februar 28th, 2015 at 14:18
Und so einer wie der Varoufakis muss sich mit einem Untodten wie Schäuble auseinander setzen. Es ist zum Schreien!
Februar 28th, 2015 at 14:26
Besser er, als ein Schlechterer… ;)
Erfahrung hat er ja genug gesammelt – so wie ich ihn (mittlerweile) verstehe, “hackt” er schon sein ganzes Berufsleben lang das System.
Februar 28th, 2015 at 16:59
@ oblomow: Das mit der “geilen Dreilochstute” bezog sich ganz konkret auf Äusserungen zu möglichen Koalitionsverhandlungen, wo man sich bei Podemos gerne alle Optionen offenhält (zumindest wurde das so im verlinkten Interview gesagt) und dann schonmal im Vorhinein sagt, dass im Falle eines Scheiterns aber alle anderen schuld sind. Flapsige Formulierung, der altautonome würde mir da ordentlich aufs Dach steigen, aber in der Sache sehe ich das heute genau so.
Wo du da was vom deutschen Wesen und irgendeiner Feindseligkeit den Ländern im südlichen Europa gegenüber liest, ist mir nicht ganz klar. Aber Hauptsache mal rausgehauen, dass jeder, der nicht mit nem Fähnchen in der Hand der nächsten “sozialistischen” Bewegung hinterherhechelt ja ein Rassist sein muss. Mindestens.
Als Obama Präsident wurde und man damals alle möglichen Hoffnungen in ihn gesetzt hatte, habe ich tatsächlich auch geglaubt, dass sich da wirklich was tun würde. Naja, ich war jung und nach George-Dabbelju wäre einem vermutlich auch ein Kaffeevollautomat wie eine politische Lichtgestalt vorgekommen.
Als damals der “sozialistische” Hollande in Frankreich die Dinge in die Hand nehmen sollte, war der Jubel wieder gross. Gerne wurde auch die mediterrane, lockere, “undeutsche” französische Volksseele heraufbeschworen, die schon dafür sorgen würde, dass die Zustände sich bessern, gar merklich ändern. Bisher merk ich davon nix.
Mein Kommentar bezog sich ganz konkret auf die Bewegung/Partei Podemos (“yes, we can!”, anyone?). Meine Solidarität mit den Leuten, denen es in Spanien (und auch in GR, Syrien und sonstwo auf der Welt) beschissen geht und die ihre Hoffnungen auf diese Bewegung oder andere setzen, wird davon nicht im mindesten berührt. Dass ich das Konzept “die anderen sind alle korrupt, wenn nur die richtigen – also wir – im Parlament sitzen, wird alles besser” eben nicht für neu und gewagt halte, hat weder was mit einem deutschen Wesen noch mit einer reinen Lehre zu tun (was ein Schwachsinn), sondern mehr damit, dass sowas schon versucht wurde. Die, die das wollten, sind heute alle “angekommen”, daher würde ich nichtmal behaupten, es wäre erfolglos gewesen. Ich persönlich weigere mich nur einfach, noch irgendwelche Hoffnungen auf Leute zu setzen, die mit einer schlecht zusammengebastelten Theorie und Schuldzuweisungen (“Korruptioooon!”) daherkommen.
Ich denke übrigens, dass es sich im Fall Syriza anders als mit Podemos verhalten wird, da die ganz konkrete Situation in Griechenland anders aussieht als in Spanien. Ich kann mir sogar vorstellen, dass Syriza mit einigen Sachen durchkommt, allein schon weil man festgestellt hat, dass der Austeritätswürgegriff nicht nur in GR, sondern in der gesamten Eurozone zu unerwünschten Folgen führt. Da wird die Troika mit Schäuble voran mit Heulen und Zähneklappern dieses und jenes bewilligen, vieles davon wird schon bei den “Richtigen” landen und mit viel Glück kann die Eurozone diese Krise nochmal ein bisschen verlängern bzw. ihre schlimmsten Folgen weiter aufschieben. Zurückkommen wird sie aber. Mal gespannt was die ganzen Strategen sich dann in der geliehenen Zeit ausgedacht haben (ohne Zynismus, ich bin ja durchaus an Alternativen interessiert, sogar recht desperat, deswegen machen mich die ganzen strategischen Sozialdemokraten und solche, die eine halbgare Praxis gegen jede reflektierte Theorie ausspielen, ja so wütend).
Februar 28th, 2015 at 17:06
scheitern als chance verstehen, wie schon generalfeldmarschall schlingensief verkündete.
Februar 28th, 2015 at 17:35
Achsoooo, dann auch Beckett als Aufforderung zum sozialdemokratischen Duracellhäschenlauf. So hab ich das noch nicht gesehen. Ich sollte mehr Bücher lesen.
Februar 28th, 2015 at 19:04
@maguscarolus: Das beste Video zur deutschen Politik ist doch das hier: Merkel zu Finanzminister Schäuble und den 100.000 D-Mark
Love it. Erklärungen wie die von Varoufakis sind etwas für Looser.
Februar 28th, 2015 at 19:18
@ Amike,
langer aber guter Kommentar. Ich habe den Eindruck, dass dort, wo die Hoffnungen der Resignation gewichen sind, diese umso stärker in andere reinprojeziert werden.
Deshalb findet man auch wenig dazu, dass es in der Syriza-Bewegung zu den Kompromissen mit der EU starke Auseinandersetzungen gibt, die aber für die Öffentlichkeit unter dem Deckel gehalten werden.
Eher findet das statt, was in der Linken und bei Linksliberalen gerne praktiziert wird.
Zunächst wird Euphorie gepuscht und alle “Bedenkenträger” werden erstmal abgekanzelt als Miessmacher und als Menschen mit Vorurteilen.
Dann folgt die zweite Phase. Die Versprechungen erweisen sich als nicht haltbar und es folgt die Phase der Relativierung und es werden viele Gründe dafür gefunden,, warum das doch “Gutgemeinte” dann zwangsläufig scheitern musste.
Dritte Phase: Einwände gegen diese Sichtweise werden wiederum denunziert als intellektuelle Besserwisserei und Abgehobenheit von den realen Verhältnissen.
Aber das ist schon irgendwie langweilig und wie es abläuft schon so vorhersehbar.
März 1st, 2015 at 02:31
Ich will hier auch so einen Varoufakis haben.
März 1st, 2015 at 13:27
Hier schafft es einer, von den “Verbrechen der Treuhand” den Bogen hin zu neoliberalem Gewäsch zu schlagen.
Die Geschichte der Treuhand ist in der Tat aktuell recht interessant; vielleicht zeigen sich Parallelen zum (anstehenden) Ausverkauf der europäischen Staaten.
März 1st, 2015 at 16:54
@ flatter
Nichts ist wirklich neu. Meist handelt es sich dabei lediglich um Kombinationen aus Bestehendem. Wichtig ist nur, das man immer wieder juristische Personen erschafft, damit sich natürliche Personen hinter deren fetten Arsch verstecken können, bei all ihrem Treiben.
März 1st, 2015 at 18:05
ahaha, es ist nicht zu fassen; sorry wenn ich nochma mitm speichel komme, aber daß ist einfach zu abgefahren:
“Schäuble über Varoufakis: “Er hat sich mir gegenüber völlig korrekt verhalten”
“Für seinen griechischen Amtskollegen gab es statt Kritik nun sogar Lob, der Ärger über Giannis Varoufakis scheint verflogen. Für ihn seien “Verträge wichtiger als Statements oder Aussagen”, sagte Schäuble. “Mein griechischer Kollege hat genauso viel Anspruch auf Respekt wie jeder andere. Er hat sich mir gegenüber völlig korrekt verhalten.” Varoufakis und Ministerpräsident Tsipras seien “gut ausgebildet und kenntnisreich”.
O_o
wie.dreist.muss.man.sein? wer hat hier wohl wen an den eiern? oder wie ist diese schmierenkomödie sonst zu interpretieren?
März 1st, 2015 at 18:18
@ DasKleineTeilchen
Ist doch bravourös, wenn er sich der schwarzen Null gegenüber völlig korrekt verhalten hat. Vermutlich stand die (un)begründete Befürchtung im Raum, das könnte anders sein.
März 1st, 2015 at 19:36
@DKADS: wird wohl eher damit zu tun haben. die offensichtlichkeit ist einfach so, so…JARGS! nach wochen und monaten des geholzes und plattester agitation is plötzlich alles in butter. ARGH!
März 1st, 2015 at 22:30
@ DasKleineTeilchen
Volksverhetzung versteckt sich oft hinter plattester Agitation. Das wissen auch deren Anwender. Sonst müsste man ja annehmen, die wüssten nicht was sie da täten. Dann wären sie lediglich Idioten, über die sich Karikaturen zeichnen lassen. Vielleicht, und diese Möglichkeit besteht ja ständig, sind wir alle auch nur zu dämlich, das sinnvoll-nützliche Dahinter zu erkennen.
März 3rd, 2015 at 07:54
Griechenland Blog: Griechenlands “Partner” offenbaren ihre Fratzen
[..] Die Europäer verlangen nun von Griechenlands Premierminister Alexis Tsipras ein demütigendes Zugeständnis von hohem Symbolismus: er soll Finanzminister Yanis Varoufakis “absägen”, in Bezug auf den sie öffentlich und auf hochoffizielle Weise klarstellen, ihn nicht als seriösen Gesprächspartner für die Fortsetzung der Verhandlung zu betrachten!
Bisher wurde das Missfallen der Europäer über Taktik und Stil des griechischen Finanzministers hauptsächlich mittels “Verlautbarungen” aus dem deutschen Finanzministerium geäußert, nun wird es jedoch auf offiziellste Weise aus dem Mund des Vorsitzenden der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, zum Ausdruck gebracht, der Herrn Varoufakis als unzuverlässigen Gesprächspartner “skizziert”, mit dessen ungewöhnlich enthüllenden Erklärungen gegenüber der “FinancialTimes” über die internen Vorgängen in den Sitzungssälen Brüssels. [..]
KTG: Gov’t submits draft to tackle humanitarian crisis: electricity, housing, food
300kWh bis Ende 2015? Soll das ein Witz sein? Das reicht nicht einmal für einen kleinen Kühlschrank.
Epoch Times: Yanis Varoufakis: “Europa droht schlimmer als die Sowjetunion zu werden”
März 3rd, 2015 at 08:28
p.s.: Zur Aussage des Griechenland-Blogs finde ich gerade keine weiteren Quellen.
März 3rd, 2015 at 09:18
@R@iner: aber ich. gut, mehr hinweis als quelle, aber als alter VTler…
“Auch Tsipras geht momentan etwas auf Distanz zu seinem Shooting-Star. “Wir sollten mehr regieren und weniger sprechen”, weist er seine Minister an. Bei der jüngsten Kabinettssitzung am Freitag war der Finanzminister etwas strafversetzt worden. Statt wie üblich an der Seite Tsipras oder ihm direkt gegenüber zu sitzen, musste er etwas abseits Platz nehmen.”
dazu passt, daß schäuble mittels hofpresse @#67 varoufakis qua “das vertrauen” ausgesprochen hat.
wo war nochma der eimer?
März 4th, 2015 at 10:35
KTG: IMF’s Director Batista: Greek bailout was “to save German & French banks” (video)
This was never said officially before! “They gave money to save German and French banks, not Greece,” Paolo Batista, one of the Executive Directors of International Monetary Fund told Greek private Alpha TV on Tuesday. Batista strongly criticized not only the euro zone and the European Central Bank but also the IMF and the Fund’s managing Director Christine Lagarde for defending Europe much too much.. [..]
März 14th, 2015 at 10:20
Die Hetze gegen “Die Griechen” und die griechische Regierung in den deutschen Medien trägt laut aktuellen Meinungsumfragen Früchte.
Die Deutschen … sind Schäuble!!!
Sonst noch: ”„Der Lebensstandard in Griechenland ist der niedrigste in Europa. … Aber wir Griechen haben die gefährliche chirurgische Operation schon hinter uns, wir haben den Kommunismus beseitigt. …
Die Griechen sind sowohl für eine Balkan-Union als auch für eine europäische Vereinigung. … „Wir sind eine sichere Bastion gegen den Kommunismus auf diesem südlichsten Punkt Europas“, sagen sie. „Wir sind bereit, Europa zu verteidigen!“”
Die Auflösung wann und wo das zu lesen ist, bei Interesse gerne später. Übrigens die unrühmliche Rolle des Klerus in Griechenland wurde noch gar nicht thematisiert.
März 14th, 2015 at 11:10
Einundfünfzig, so schwer ist das nicht. Aber da sient man’s mal: Die Griechen sind selbst schuld, schon immer.
März 14th, 2015 at 11:36
Das Hauptproblem der Griechen sehe ich in ihrer Körpersprache begründet.
“Nee” sagen, damit “Ja” meinen und die Augen schließen und “Ochi” sagen, was “Nein” bedeutet, und dabei mit dem Kopf nicken.
Das kann doch gar nicht funktionieren!!1!
März 14th, 2015 at 23:30
Wenn ein “Hauptproblem” identifiziert und auch “Einundfünfzig” enttarnt wurde, kommen wir zum Klerus: ”Das amerikanische Religion Data Archive, das das Ausmaß der Begünstigung einer bestimmten Religion in allen UN-Staaten verglichen hat, ordnet Griechenland deshalb zwischen Iran, Saudi-Arabien und Malaysia ein.
http://www.zeit.de/2012/45/Griechenland-Orthodoxe
Kein Wort davon, dass sich die Kirche nach Ende des Bürgerkrieges mit kriminellen Methoden den Grundbesitz der vertriebenen Kommunisten angeeignet hat.
Aber gewarnt hat die Kirche 1980 vor dem Eintritt in die EU: “Der erzkonservative Bischof von Florina, Augustinos, meinte sogar, “unser geliebtes Vaterland wird zu einem internationalen Bordell werden”. & “Selbst wenn die EG unsere Straßen mit Gold pflastern sollte, dürfen wir den moralischen Verfall und den Ausverkauf nicht zulassen. Lieber arm mit Christus, als Millionäre mit dem Teufel.”
Ob der Schäuble schon voraus geahnt hat?
März 14th, 2015 at 23:56
Eine Junta ist doch stets die bessere Wahl. Wer wüsste das besser als Christen?