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Eine der ältesten Strategien der Lautsprecher des Kapitals ist das absurde Argument gegen den Feind von links, jener “sozialistische” oder schlimmer noch “kommunistische” Herdenmensch, er gebe die individuelle Freiheit auf und ordne die Einzelnen sklavisch dem Kollektiv unter. Dazu ist ihnen kein Fehlbeleg zu dumm, wie zum Beispiel das ewig absichtliche Missverständnis von der “Diktatur des Proletariats” – als hätte Marx die Diktatur eines ‘Proletariers’ gewollt, oder als wolle irgendwer Unternehmer und Einzelhändler in Ketten übern Marktplatz peitschen. Diktatur des Proletariats ist als Grundgedanke nicht viel anderes als “Demokratie”, die ja auch meint, dass das Volk über sich selbst bestimmt. Der Unterschied liegt halt nur da, wo es hie noch Klassen gibt und dort eben nicht – in der Theorie wohlgemerkt.

Ich will aber gar nicht auf dieses auch meines Erachtens dumm formulierte Detail einer alten Theorie hinaus, sondern auf das Schreckgespenst eines die Einzelnen knechtenden Kollektivs. Geknechtete Einzelne, massenhaft, das kenne ich wohl – unterdrückt und ausgebeutet in Hungerjobs, ausgeschlossen aus der Gesellschaft als Arbeitslose, beschimpft und erniedrigt als Verlierer aka “Faulpelze”. Das gibt es reichlich unterm Banner der “Freiheit des Einzelnen”, einem perfide gefälschten Etikett, unter dem sich die Freiheit Einzelner verbirgt. Es ist die hierarchische Gesellschaft, die den Massen die Freiheit nimmt, heute und weltweit eine der monetären Hierarchien. Oben ein paar Reiche, unten der zusehends schlimmer verarmende Rest.

Albtraum Gleichheit

Dabei muss es jedem Halbgescheiten klar sein, dass es nur das Kollektiv sein kann, das für das Wohlergehen sorgt – sei es für einzelne Profiteure oder eine Gesellschaft. Was ist denn ein Betrieb, eine Abteilung, eine Familie, eine Genossenschaft, ein Verein? Das sind alles Kollektive, und ohne die würde niemand überleben. Die Propaganda aber erzählt wieder und wieder die Geschichte von den freien Einzelnen, großen Persönlichkeiten, Unternehmern und anderen Herrenmenschen, an denen man sich ein Beispiel zu nehmen hätte und auf die allein es ankomme. Eine ganze Unterhaltungsindustrie singt dasselbe Lied vom einsamen Helden, der es ganz allein richtet.

Dem gegenüber der Albtraum vom Kollektiv, in dem jeder jeden kontrolliert und alle immer gleich sein müssten, jede Individualität getilgt werde. Wo bitte soll es das eigentlich geben? Guter Witz, die furchtbare Gleichheit, als sei nicht eine unfassbare zerstörerische Ungleichheit die Geißel dieser Zeit. Riesenkracher, die gegenseitige Kontrolle, wo die Kommunikation total überwacht wird durch Geheimdienste, die längst über dem Gesetz stehen, in Staaten, die alles und jeden überwachen und auch nicht vergessen, jene Bürger zu schikanieren, die keiner Lohnarbeit nachgehen.

Aus, der Traum

Das Ammenmärchen vom bösen Kollektiv und der schrecklichen Gleichheit ist so dumm, das ihm vielleicht deshalb kaum wer widerspricht. Alter Trick der Trolle: Wenn du dich nicht weißt, wo du anfangen sollst, den Sermon zu zerpflücken, lässt du’s lieber bleiben. Schlichte Gemüter und solche, die zu magischem Denken neigen – womöglich die Mehrheit – vermuten aber gern auch ganz großen Zauber in der Geschichte. Was so absurd scheint und doch ständig wiederholt wird, kann nur etwas Heiliges sein! So sprießt dieser giftige Spaltpilz fröhlich weiter und verwandelt eine elende Masse Gleichgesinnter in einen endlos konkurrierenden, atomisierten Mob potentieller Lottogewinner.

Mit der schwarzen Muttermilch haben sie aufgesogen, dass es sie spontan zerstört, wenn sie sich mit anderen zusammentun, um gemeinsame Interessen zu verwirklichen. Die Idee, als Gleiche unter Gleichen für gemeinsames Wohl zu sorgen, so haben sie gelernt, ist das Ende des Traums von der Million und damit das Ende aller Träume. Es bedeutet das Ende des Traums von Freiheit, denn Freiheit, dass ist die Freiheit über andere. Unter Gleichen, so ahnen sie, kann man nicht herrschen. Und wenn sie schon nicht selbst zum Herrscher geboren sind, so wollen sie doch wenigstens welche wählen, welche bewundern, welchen helfen und mit viel viel Glück vielleicht doch eines Tages dazugehören.