Müller-Blumencron: Wie Blogger manipulieren
Posted by flatter under journalismus[20] Comments
09. Feb 2015 11:26
Screenshot “Spiegel Online”
Der ehemalige “Spiegel Online”-Chef Müller-Blumencron hat recherchiert: “Eine ganze Armada von Bloggern, Webseiten und Fernsehsendern ist derzeit dabei, Moskaus Sicht der Dinge in die Welt zu tragen.“. Armada. Mächtiger Feind. Blogger mit der bekannt gigantischen Reichweite ihrer Wunderwaffen manipulieren die Meinung zugunsten des russischen Imperators und hängen die Redaktionen der unbedeutenden Medien FAZ, Spiegel und Tagesschau ab. Wie soll da noch OBJEKTIVE BERICHTERSTATTUNG möglich sein?
Geisterfahrer, überall Geisterfahrer!!1!
Update: Ich muss jetzt doch ein paar Takte dazu loswerden. Das da oben spricht ja derart für sich selbst, dass es eigentlich keines Kommentars mehr bedarf. Ich verbitte mir das bekanntlich hier in den Kommentaren, mit Großbuchstaben oder Fettschrift rumzumachen, weil ich mich ungern anschreien lasse. Ich stelle mir vor, wie der Sprecher der Tagesschau demnächst an den wichtigen Stellen, die der Zuschauer sich unbedingt merken muss, ein Megafon zur Hand nimmt. Schön wäre auch eine musikalische Untermalung. Geigen für Obama, Blechbläser an verminderter Quinte bei Putin, Je t’aime für die Kanzleuse. Ach kommt, man muss mit der Zeit gehen!
Ich will aber auf etwas anderes hinaus: Veränderungen wie die oben dokumentierte bedürfen einer Entscheidung. Da geht ja niemand hin und malt ein paar Buchstaben fett an, weil ihm gerade die Wachsmalstifte für seine Pause ausgegangen sind. Da hat es einen Redaktionsbeschluss gegeben, womöglich unter Beteiligung von Verlegern. Vielleicht hat auch der Blome den anderen schnell was in den Kaffee gekippt und sie mit ihrem Blut unterschreiben lassen, was weiß ich.
Jedenfalls kann man hier einer Verschwörung beim Verschwören zugucken. Wer hat da wie mit welcher Begründung für diese propagandistische Aufrüstung gesorgt? Wer hat das entschieden, wie war die Reaktion der Redaktion darauf? Ein Königreich für einen Whistleblower!
Ganz allgemein hätte ich natürlich gern ein paar Ohren in den Redaktionen. Man kann sich als noch halbwegs synaptisch Verdrahteter ja kaum vorstellen, wie so manches Qualitätserzeugnis aus dem Schaum eines oxidierten Hirns geboren wird. Sicher tauen sie ihre Köpfe in der Mikrowelle auf, wenn das so kalt ist da draußen.
Februar 9th, 2015 at 11:35
hehe. fett ist das neue sprech.
Februar 9th, 2015 at 11:37
Ist doch unglaublich, oder? Ich verzweife immer wieder an der Frage, ob die uns so dreist verarschen oder so komplett irre sind.
Februar 9th, 2015 at 12:40
die sind komplett irre, in ihrer eigenen sichtweise jedoch nur logisch; jedenfalls die “entscheidungsträger” die dafür verantwortlich zeigen. die machen das aus überzeugung, weil freiheit-des-westens-in-gefahr und wir-müssen-den-informationskrieg-gewinnen. und egal wie offensichtlich die taktik, in 2 monaten sieht das so aus, als hätten die artikel beim speichel nie anders ausgesehen.
Februar 9th, 2015 at 12:43
Das ist ganz einfach ein weiterer Schritt in der formalen VerBILDung von SPON, die inhaltliche Boulevardisierung hatte ja schon vor Jahren Einzug gehalten.
Aufschlussreich bezüglich der herrschenden Meinung im Zusammenhang Ukraine/Medien ist auch ein Artikel den ich bei der FAZ fand (EDIT: Ich sehe nun, dass Flatter den Artikel auch schon angesprochen hat, aber auf burks verlinkt hat. Ich lasse das unten mal trotzdem stehen)
“Der ungleiche Kampf um die Deutungshoheit
Angela Merkel sprach als erste aus, was hinter den Kulissen der Münchner Sicherheitskonferenz Anlass zur Sorge war: Russland hat einen Vorsprung im Informationskrieg. Sicherheitspolitiker des Westens sind ratlos.”
FAZ
Selbst das bisschen Gegenpropaganda das Russland durch Netzaktivitäten und RT hinstellt ist denen noch zu viel, da müssen sie sich erstmal in die Rolle des Unterlegenen im “Informationskrieg” hineinhalluzinieren, um dann brilliante Ideen wie diese vorzubringen:
“„Wir müssen uns damit auseinandersetzen, mit Misinformation, Infiltrierung und Verunsicherung“, sagte die Kanzlerin. Sie sei zutiefst besorgt über die „Verunsicherbarkeit unserer Gesellschaften.“”
Denn “sicher” sind die Herrschenden nur, wenn TINA fest in allen Köpfen sitzt und “Putinverstehen” von jedem “Steuerbürger” als Landesverrat anerkannt wird. Zweifel an imperialistischer Aggression, gar ein Hinterfragen der hiesigen Zustände? Das führt in die russische Barbarei!
Oder die Frau am Ruder des Kriegsministeriums:
“„Wir müssen das zerstörerische Narrativ“ der Gegner entlarven, entfuhr es der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.”
Da ist schon das Narrativ “zerstörerisch”, Wörter als Bomben, aber selbstredend nie die eigenen.
Februar 9th, 2015 at 12:48
Man fragt sich ja, ob diese Qualitätsjournalisten® noch das Haus verlassen. Schon wenn ich mir an der Frittenbude eine Currywurst hole, bekomme ich mehr Realitätsabgleich als bei unserer kompletten Presse.
Februar 9th, 2015 at 13:21
@ninjaturkey: An die Frittenbude gehen die auch, um Anregungen für den Bratwurstjournalismus zu bekommen.
Februar 9th, 2015 at 13:26
Ich hätte doch besser mein erstes Beispiel genommen: Beim Bauern in der Nachbarschaft Milch holen. Dabei habe ich zwar schon das ganze Dorf, aber noch nie einen Journalisten getroffen – und bin immer bestens informiert. ;-)
Februar 9th, 2015 at 13:36
@ninjaturkey: Ich sehe schon: Du willst den Kreis zum Kuhjournalismus schließen.
Februar 9th, 2015 at 15:15
Also mir fällt da jenseits des spruches, dass sie sich gezwungen sehen, immer unverschämter zu lügen, nur noch ein wort für das medien- und politikerpack ein: kryptofaschisten – ich habe da langsam keinen bock mehr das “differenzierend und analysierend” auszuwalzen und die heim ins reich, ähh in den schoß der gut-/großbürgerlichen familie zurückgekehrten linken/grünen (nicht gemeint ist mit linken die partei Die Linke) marschieren – Badonviller-Marsch-mäßig – vorneweg.
Sie sind auf den hund gekommen bzw. auf den muselmanischen und endlich auch wieder den russischen untermenschen – die nach 1945 solange nicht-öffentlich-sein-dürfende meinung wird wieder öffentliche oder doch nur veröffentlichte (?) meinung. Es (er)bricht sich bahn, was so lange verschüttet war oder bedeckt bleiben musste: wir dürfen nicht nur wieder faschisten sein, wir können es auch, humanistisch mit Goethe auf den lippen und im namen des(r) guten alternativlos – griechenland anyone?- (ja, auf diesen humanismus, den auch die humanistisch gebildeten nazis pflegten, bilden sie sich etwas ein, nicht zu verwechseln mit human(ität), denn human kennen sie nicht und das eben wäre die alternative) viel sauberer als ehedem – ach wie so herr(enmensch)lich rein. Kapitalismus, “krise”, faschismus – was will mir das nur sagen?!
Ohne Putin-freund zu sein: man beobachte doch nur einmal selbigen und dann mehr noch Lavrov in München: die können doch nur exakt und ebenso fassungslos das denken, was du unter #2 schreibst, nur eben in bezug auf euopäische politiker.
Und jetzt schweife ich mal etwas ab:
Wen es interessiert und auch als (teil-)antwort auf die vom “revolverhelden” R@iner im juli letzten jahres gestellte frage: “Wie soll sich ein Fuzzy wie ich – ein Nichthistoriker – überhaupt ein vernünftiges Bild von Geschichte machen können?” ein längerer ausflug in den deutschen faschismus via Alfred Sohn-Rethel über eben diesen zusammenhang: kapitalismus, “krise”, faschismus – immer noch ein lesenswerter text.
Und als beispiel für partei ergreifende, emphatische, nicht verklärende geschichtsschreibung: die bücher des “märzhistorikers” Erhard Lucas, insbesondere die zur märzrevolution 1920 im ruhrgebiet und ergänzend dazu quasi literarisch: Erik Reger, Union der festen Hand.
(@R@iner, du kannst das hier als anmerkung (nicht antwort) zu deiner oben zitierten frage sehen. Benjamins geschichtsphilosophische thesen hatte ich dir ja schon mal ans herz gelegt. Eine “wirkliche” antwort auf deine frage habe ich nicht, den “eigentlich sinnlosen” versuch dazu habe ich damals abgebrochen, es uferte aus. Die drei hier wollte ich wenigstens erwähnen, hier schien es mir gerad zu passen und wo ich schon dabei bin, unbedingt noch Jules Michelets geschicht(en)serzählung der französischen revolution.)
Sorry für den hier erbrochenen “scheiß” – sähe ich jedoch einen solchen scheißfilm, wie er in der realität quasi ohnmächtig “er(ge)lebt” wird, im kino, würde ich wortlos den saal verlassen. Ich könnte nicht nur kotzen – ich habe eine stinkwut.
Februar 9th, 2015 at 18:52
@oblomow: Thx!
Da fällt mir noch ein: So eine Bücherecke wäre auch etwas feynes.
Februar 9th, 2015 at 21:36
“… Victoria …” heißt die nich Nuland diese VICTORIA, diese Europabeauftragte? Btw.: “Niemand hat die Absicht hier rumzuschreien!”
Ich find’s irgendwie angemessen, dass die ‘Bild am Montach’ sich auf Ihre Kunden einstellt.
Februar 10th, 2015 at 12:01
The rise of the machines – Faz-Style: Der Saugroboter kam im Schlaf
Etwas Blutwurst gefällig? Davon habe ich immer etwas im Handschuhfach …
Februar 10th, 2015 at 12:12
Wahljahr in Spanien. Die Regierung installiert Schattenredaktion bestehend aus 11 rechten Journalisten u.a. von “Intereconomía” bei RTVE, dem öffentlichen Fernseh- und Radiosender. (Quelle)
Die anderen halten eine Schweigeminute ab. (Quelle)
Februar 10th, 2015 at 12:21
@12: Knallhart recherchiert!
@13: Kann keim Spanisch. Was bedeutet “Schattenredaktion”?
Februar 10th, 2015 at 12:37
@flatter: Sie sprechen im Artikel eigentlich von einer “Parallel-Redaktion”. Es wurden plötzlich 11 Leute eingestellt, die bisher für erzkonservative Vereine tätig waren. Nach dem Amtsantritt der pp wurde eher linke Journalisten – ich glaube, es waren damals so um die 14 – entlassen.
So etwas fand bereits beim Sender “Telemadrid” statt, der danach an Reputation beim Publikum verloren hatte, weil die neolib. Scheiße schamlos in den Äther gegossen wurde.
Die Befürchtung der RTVE-Leute ist nun, dass ihre bereits angeschlagene Stimme weiter beschädigt wird.
Hast aber recht: Eine “Parallel-Redaktion” ist das nicht, sondern einfach die Erhöhung der Zahl von Genossen bestimmter Gesinnung.
p.s.: Letzte Wahlumfrage: Podemos 28%, PP 21%, PSOE 18% – Da muss man etwas machen.
OT: Heise News: Studenten entdecken Tausende offene Firmen-Datenbanken im Internet
Für die Unternehmen bedeutet Open Source offensichtlich, dass man die Mitarbeiter nicht schulen muss, weil die sich ihr Wissen gefälligst am Feierabend anzueignen haben.
Februar 10th, 2015 at 14:24
@ 12: Ja, also wer den technischen Fortschritt dazu nutzt ein Nickerchen zu halten statt lohnarbeiten zu gehen, den soll doch der Saugroboter holen!
Aber mal im Ernst, die Sprache in dem Text verrät schon einiges. Insofern absolut on topic.
Februar 10th, 2015 at 18:57
Spon: Wirtschaft für Schüler: Sigmar Gabriel fordert Ökonomie in Lehrplänen
An die Jungen: Bewaffnet Euch!
Zu spät. *ickpunkt Wirtschaft: Dieser Brummi begeistert Schüler – und Wirtschaftsminister Gabriel
Wo bekommen wir dann die 80 Millionen Wirtschaftsminister bloß unter, frage ich mich trotzdem immer noch.
Februar 10th, 2015 at 19:41
@wat: schlimmer. sie hat einen teil ihrer “häuslichen pflicht” schamloserweise einfach der maschine übertragen. wo kommen wir denn hin, den maschinen die ganze arbeit aufzubürden. der tichy’sche staubisaugi und die olle halluzinelle kann da n lied von singen.
Februar 10th, 2015 at 20:44
Wirtschaftsunterricht in Spanien: Symbolbild
Das spanische Kapital? Den größten Teil in der Schweiz!
Februar 10th, 2015 at 21:14
“Sie sei zutiefst besorgt über die „Verunsicherbarkeit unserer Gesellschaften.“”
armselig machtzerfressen :/