Das deutsche Narrativ (4): Risse im Kitt
Posted by flatter under narrativ[48] Comments
28. Jan 2015 21:36
Nachdem der anfänglich einsichtige Antifaschismus schnell überwunden war und die Nazis still rehabilitiert, wurden die Reste der Erwischten verurteilt. Die Auschwitz-Prozesse, in denen 1965 die Urteile gefällt wurden, schlossen das Kapitel ab und versenkten das Thema endgültig in Schweigen. Millionen Tote, ein bestialischer industrieller Massenmord war kein Thema, wurde erst gar keines. Was hingegen Thema war und höchste Priorität genoss, war weiterhin die ‘Sicherheit’. Die großen publizistischen Skandale waren die Lockheed- und die ‘Spiegel’-Affäre, bei beidem ging es jeweils um die Bundeswehr, und der je betroffene Minister Strauß, ehedem Offizier für politische Führung, ließ 1962 den vorlauten Journalisten Augstein verhaften wegen (“Abgrund von”) Landesverrat. Immerhin stellte sich hier noch ein Leitmedium gegen die Regierung.
Stets treu den Adenauers und den Amerikanern verbunden hingegen waren Axel Springer und seine Kampfblätter. Nicht zufällig wurden sie kurz später zur Zielscheibe militanter Proteste. Bevor wir dazu kommen, sei noch der Stand des Antifaschismus erwähnt. Bei den Prozessen salutierten einige Polizisten den angeklagten hochrangigen SS-Angehörigen, die Quellen sind sich nicht ganz einig ob beim Eintreten oder Verlassen des Gerichtssaals. Offenbar war aber im Angesicht des namenlosen Grauens noch immer Rang und Stand wichtiger als irgend etwas, das mit auch nur rudimentären ethischen Grundlagen der Zivilisation zu tun hat. Man solidarisierte sich mit den Herrenmenschen, um kollektiv eine Schuld von sich zu weisen, die man nicht tragen konnte.
Den Spießer umgedreht
Während überall in Europa und in den USA freiheitliche linke Gruppen anwachsen und protestieren, hetzt die rechte Presse aus allen Rohren gegen “Gammler” und “kommunistische Aufrührer”. Die Proteste entzünden sich an ganz unterschiedlichen Themen, teils soziale, teils politische. Die unterdrückte Linke wendet sich demonstrativ dem Marxismus-Leninismus zu, Jugend tut das Verbotene. In Deutschland verschärft sich die Lage durch das Ausbrechen eines Generationenkonflikts, in dem die Jungen entsetzt entdecken, was ihre Eltern verschwiegen haben. Zudem ziehen die Politisierten den logischen Schluss, dass das schöne Wirtschaftswunder ebenso über Leichen geht und die alten Nazis mit den neuen Imperialisten unter einer Decke stecken. Egal, wo sie unter den Teppich schauen, finden sie das nackte Grauen: Auschwitz, Vietnam, Gas und Napalm waren die Grundpfeiler des Aufschwungs.
Fast intuitiv, aber ebenso durch fundierte Analyse, wenden sich die Proteste gegen das Konglomerat, das teils still, teils autoritär die Fäden zog: Industrie, Militär, Politik und Presse. Die Gewalt der NATO, die antikommunistische Hetze, das anhaltende Schweigen zum Holocaust, der bodenlose moralische Abgrund eines mörderischen Kapitalismus und einer Generation, die nichts wissen wollte von ihrer Verkommenheit. Dabei verlief die Frontlinie wieder entlang derselben alten Erzählung: Marktwirtschaft, Freundschaft zu Amerika, der böse Russe und sein Kommunismus, die Rolle der Sicherheitskräfte. Der Unterschied: Zu verschweigen war da nichts mehr und die Rollen wurden neu bewertet. Das Schweigen musste in den kommenden Jahrzehnten sehr beredt wiederhergestellt werden.
Beredte Amnesie
Einen Grundstock für die Fortschreibung der Geschichte einer ‘jungen Demokratie’ (als hätte Weimar nicht die Nazis hervorgebracht) legte die Amtszeit Willy Brandts. Seine Leistung besteht nicht zuletzt in der Rettung eines Narrativs unter unmöglichen Bedingungen. Als selbst Verfolgter der Nazis setzte er sich dem Geifer der alten Garde aus, um deren Erbe zu retten. Ganz große Symbolpolitik ersetzte das Schweigen und versöhnte es mit dem Geschwätz. Der Kniefall von Warschau war eine der wenigen Möglichkeiten, die Ruhe wiederherzustellen. Wir sind auf die Knie gefallen, was denn jetzt noch?!
Auch sein Motto “Wir wollen mehr Demokratie wagen” passt ins Bild. Unter seiner Regierung ging die Kommunistenhatz fröhlich weiter, und der Radikalenerlass stand auch Brandts “Demokratie” nicht im Weg. Zu Vietnam fiel den Sozialdemokraten ebenfalls herzlich wenig ein. Übrig geblieben ist eine innige Freundschaft zwischen Schmidt und dem Kriegsnobelpreisträger Kissinger. Das einzige, das sich wirklich geändert hat, war die Beziehung zu Osteuropa und der DDR, was die USA veranlasste, Untergrundarmeen aufzubauen. Die treue CDU bekam gleich eine eigene.
Die deutschen Verbrechen wurden fortan mit Trauermiene abgefeiert, wobei es nach wie vor keine lebenden Schuldigen gab. Nach dem Abebben der Proteste der “68″er wurde die Freundschaft zu den USA weiterhin behauptet, als habe es nie einen Zweifel gegeben. Die Spannung stieg einmal mehr, als die Pazifisten zu Millionen auf die Straße gingen.
Alle Artikel zum Thema auf einer Seite gibt es hier.
Januar 28th, 2015 at 21:38
*flöt* Das ist eine schnerzhaft geraffte Version hier, ich hätte vielleicht ein Buch draus machen sollen. Wer hält mich auf? ;-)
Januar 28th, 2015 at 21:52
Ich nicht ;)
Btw. Buch kannste trotzdem – wegen, nicht statt dessen…
Januar 28th, 2015 at 22:02
“Unter seiner Regierung ging die Kommunistenhatz fröhlich weiter, und der Radikalenerlass stand auch Brandts “Demokratie” nicht im Weg. Zu Vietnam fiel den Sozialdemokraten ebenfalls herzlich wenig ein. Übrig geblieben ist eine innige Freundschaft zwischen Schmidt und dem Kriegsnobelpreisträger Kissinger.” Sag’ ich doch: Weitermachen!
Januar 28th, 2015 at 22:09
Das Merkwürdige ist, dass ich wirklich glaube, Brandt wollte es besser machen. Ich glaube, so ein Narrativ hat derartige Gravitation, da kannst du (fast) machen, was du willst. Ich lasse btw alles außen vor, was ursächlich war (Kapitalismus, Geostraegie etc.) und stelle mich bewusst doof im Sinne eines fröhlichen Positivismus’. Ich finde es extrem interessant, wie die Oberfläche immer wieder in denselben Farben gepinselt wird.
Januar 29th, 2015 at 00:51
Diese Serie wird noch um ein paar Artikel ergänzt werden. Mir war schon klar, dass ich mich damit verhebe, aber nicht ansatzweise, wie sehr. Was ich hier liefere, ist Lochkäse, aber ich will das in den kommenden Tagen noch so weit forführen, dass es ein Gerippe ergibt, aus dem sich ein Sinn abzeichnet. Ich würde so etwas auch eher (mehr oder weniger gespannt) verfolgen als mich dazu zu äußern, aber ich wäre für Rückmeldungen zwischendurch dankbar; auch und gerade für solche, die ihr Befremden äußern.
OT-Kommentare sind ebenfalls wie immer erwünscht.
Januar 29th, 2015 at 07:52
An der Stelle passt auch das rein: Zeit Online, Die Verschwörung gegen Brandt
Januar 29th, 2015 at 08:20
OT: Tilo Jung, Bundespressekonferenz 28.1.2015: Naive Fragen zu Ungarn, TTIP, Saudi-Arabien & Verschlüsselung (youtube, ~17 Min.)
Wir lernen u.a.:
- Der ccc will unverschlüsselte Kommunikation verbieten lassen. Das ist nicht gut, denn mit Verboten sollte man immer vorsichtig umgehen. (sic!)
- Saudi Arabien ist ein Königreich; keine Demokratie in unserem Sinne, aber auch keine Diktatur.
Januar 29th, 2015 at 09:35
Angesichts des Overkills an Antifa-Texten mache ich mal eine Ausnahme von der mir selbst auferlegten Kommentar-Abstinenz bei feynsinn.
Zu Brilly Wandt:
Der linke Düsseldorfer SPD-Bundestagsabgeordnete Karl-Heinz Hansen erfuhr in den 70er Jahren, als mit Willy Brandt ein prominter Antifaschist Bundeskanzler war, was dies in seiner Partei konkret bedeutete. Er hatte von der Bundesregierung verlangt, sich bei den USA dafür einzusetzen, daß das Berliner US-Document-Center mit Millionen Daten über Nazi-Aktivisten aus der Verwaltung der Alliierten in deutsche Hände überführt werde, damit auch deutsche Antifaschisten freien Zugang zu den Dokumenten bekämen, was bis dahin fast nur für Bürger der Kriegssiegerstaaten möglich war. Doch Willy Brandt lehnte ab; es befanden sich zuviele Hinweise auf Personen im US-Document-Center, die inzwischen die Seite gewechselt hatten und sich nach jahrelanger Treue zu den Nazis während des “Dritten Reiches” nun jahrelang als stramme Sozialdemokraten bewährt hatten. Brandt: “Wir wären von allen guten Geistern verlassen, wenn wir … jetzt anfangen würden, nochmal das, was vor 35 Jahren ein gewisses Ende gehabt hat, aufrollen zu wollen. Das bringt uns innenpolitisch auch nicht einen Millimeter voran.” Hansen wurde sogar vor der Bundestagsfraktion vom damaligen Justizminister Hans-Jochen Vogel gemaßregelt, weil er im britischen Fernsehen erklärt hatte, in Deutschland würden ehemalige Nazis von der Bundesregierung gedeckt.
Quelle: Rechte Genossen, Peter Kratz 1999
Außerdem ist der Unvereinbarkeitsbeschluss der SPD mit der Mitgliedschaft im VVN-BdA immer noch nicht aufgehoben. Der Unvereinbarkeitsbeschluß zur VVN ist einer der beständigsten Teile sozialdemokratischer Nachkriegspolitik.
Aufsehen erregte auch ein Buch des früheren Linken Götz Aly, der sich mit “Unser Kampf: 1968 – ein irritierter Blick zurück” die Elsässer-Welle machte und sich von den Linken verabschiedete,Die Radikalität der 68er und deren Gewaltbereitschaft zuzuspitzen auf die These, die 33er stünden in einer direkten Folge zu den 68ern – so wurde dieses Buch immer wieder rezipiert – ist indessen in dieser Einfachheit ziemlicher Quatsch.
In einer Doku auf 3sat hab ich vorgestern gesehen, dass die Angeklagten SS-Schergen beim Betreten des Gebäudes von einem Wachtmeistern mit Salute begrüßt wurden.
Januar 29th, 2015 at 09:44
Kleine Anmerkung. Aufschwung u. Vietnam in einem Satz passt irgendwie nicht ganz. Zu Vietnamkriegszeiten zeigte die Kurve allmählich ja wieder nach unten. Wir fangen weiter vorne an. Wieso ist die BRD eigentlich bei den Reparationen so gut weggekommen und was hatte es mit dem sog. “Wirtschaftswunder auf sich ? Marshall-Plan ? Nebbich, uninteressant. Für den ersten Stellvertreterkrieg nach WKII benötigte man die deutsche, oder allgemein europäische, Montanindustrie (Vielleicht noch ein Artikel zur Montanunion ?) für die Massenproduktion von Stahl für den Korea-Krieg. Kriegswirtschaft konnten alle schon vorher verstrickten Industriebosse immer noch sehr gut und es war, im wahrsten Sinne, ein Bombengeschäft, an dem auch “das Volk” ein wenig partizipieren durfte in der üblichen Form von Maloche und Konsum. Die alten NS-Chargen fanden dann schnell neue Verwendung in der mittleren bis höheren Führungsebene der Betriebe. Hierzu einfach einen uralt Wallraff mal wieder zur Hand nehmen. Die Traditionslinie wurde nahtlos fortgesetzt, da hast du schon recht. Wollte es noch etwas weiter nach ´45 rücken. Und bitte am Ball bleiben, sollte zum Geschichtsunterricht gehören.
Januar 29th, 2015 at 10:45
OT: Kurze Durchsage von Freedom House via The Guardian: Global democracy at risk, warns watchdog
Januar 29th, 2015 at 11:12
Den altautonomen (geht doch) ergänzend, zur `entzauberung´ Willy Brandts gehört auch das hier: ich hatte das hier #28 schon mal empfohlen, dieses mal mit link:
Kofferkinder, wer nicht die ganzen 45 minuten sehen will, sollte sich wenigstens diese passagen gönnen:
09:30-11:00
16:40-18:00
22:40-23:30
30:35-33:30 und da isser: Willy Brandt 31:00-31:40
`Dass Brandt es besser machen wollte´ – das mag ich nicht beurteilen, es gibt da jedoch eine episode, die, ich meine, Egon Bahr mal in einem interview zum besten gegeben hat (ich habe das leider nicht wiedergefunden, hier also nur aus meiner erinnerung, die trügen mag, insbesondere der letzte satz in klammern, aber vielleicht kennt das hier jemand genauer – nachkriegsgeschichte ist jetzt nicht unbedingt mein spezialfall, ich gehe da zu oft durch die decke): jeder bundeskanzler hatte vor amtsantritt bei den USA zum kotau zu erscheinen und, wenn mich die erinnerung nicht trügt, eine “unterwerfungserklärung” zu unterschreiben, er wäre sonst nicht bundeskanzler geworden. Brandt wusste das nicht, wollte das nicht und fügte sich dann (Doch, Willy, du musst – Bahr)
Schöner ansatzpunkt in sachen souveränitätsvergleich BRD – DDR, der besatzungsstatus war hier besser camoufliert und materiell (konsumistisch, reisefreiheit usw.) schöner ausgestattet, sozusagen lange leine – kurze leine.
Januar 29th, 2015 at 11:15
@oblomow: Du meinst jetzt aber nicht etwa die “Kanzlerakte“? Ich glaube nicht an so etwas.
Januar 29th, 2015 at 11:26
@piet(9): “Zu Vietnamkriegszeiten zeigte die Kurve allmählich ja wieder nach unten”
Nur so ergib das ja auch Sinn. Krieg bringt Aufschwung.
Januar 29th, 2015 at 11:29
@R@iner(10): “the fact that 2014 was a record year for democracy, “.
Rekorddemokratie, yeah! Und so wehrhaft!
Januar 29th, 2015 at 11:32
@flatter: Bei Kaufland auf facebook kann jeder schreiben, welche Produkte er dort gerne sähe. Tausende machen mit. Das ist Demokratie. Sogar direkte. Wer mehr erwartet, hat Visionen und sollte …
Januar 29th, 2015 at 11:39
@altautonomer: Erwähnenswert noch, dass Hansen aus der SPD ausgeschlossen wurde. Ich erinnere mich noch an die mediale Hetze gegen Hansen und Coppik, die auc haktiv gegen den NATO-Doppelbeschluss waren und es wagten, Reagan im Bundestag zu unterbrechen.
Januar 29th, 2015 at 11:39
@R@iner
Nein, bloß nichts mit reichsdeutschen und kanzlerakte (den letzten begriff kannte ich bis gerade eben nicht), es geht mir nur um das Bahr-zitat, das mir nicht aus der Zeit, sondern aus einer (ör-)fernsehdokumentation in erinnerung ist – ist jahre her und wie gesagt, die erinnerung kann trügen – qed. Die angesprochene “vergleichsmöglichkeit” – im sinne von wir im westen auf dem hohen ross – besteht für mich unabhängig von der existenz einer “kanzlerakte” und in keinster weise interessieren mich reichsdeutsche vollpfosten. Dit fehlte mir noch.
Januar 29th, 2015 at 11:42
@oblomow: Mir schwant aber, dass es genau diese Geschichte war, die gewisse Kreise Bahr in den Mund legten.
OT: Obama, Tsipras have phone conversation – Greek media
[..] According to TV channel STAR, Obama told Tsipras that Europe must steer away from austerity and pursue growth; Obama said he would help with this policy change, adding that the two countries’ finance ministers should be in touch. [..]
Autsch!
The Guardian: Bank of England governor attacks eurozone austerity
Noch so einer.
Januar 29th, 2015 at 11:57
Sage mir, mit wem du umgehst … dahinter steht doch Putin, wenn ich recht gelesen habe, und jetzt hat der über Tsirpas auch Obama in der Hand??1!!!!
Januar 29th, 2015 at 12:13
@11/12/17: Bahr hat sich in der “Zeit” zum Thema “Souveränität” geäußert.
Der Witz ist, dass ein deutscher Kanzler so etwas gern unterschreiben kann, es aber keinerlei Wirkung hat, denn solche Anerkenntnisse gehören nicht in seine Kompetenzen. Ist zwar ähnlich wie bei TTIP, aber ein wenig weitreichender. Zudem kann keine Verfassung gelten, aus der Teile unter mehrfachem Verstoß gegen dieselbe für ungültig erklärt werden, wenn eben diese Erklärung gilt. Was die Amis jederzeit haben tun können: deutlich machen, wo der Punkt für sie gekommen wäre, die Panzer aus der Garage zu holen. Man weiß es nicht.
edith: Der letzte Satz des Zeit-Artikels ist auch lustig.
Januar 29th, 2015 at 12:19
Nachtrag:
Ein Polizist salutiert vor einem Angeklagten im Auschwitz-Prozess, Min 35:20 – 35:30.
https://www.youtube.com/watch?v=c7dY9PEFmj4
ZDF-Hystorie.
Januar 29th, 2015 at 12:34
@flatter: Eben. Das steht auch so auf der Diskussionsseite z. Thema bei wikipedia: Rechtliche Geltung einer “Kanzlerakte”
[..] – Die “Kanzlerakte” wird im Zeugnis von Bahr als “Brief” beschrieben, den jeder Bundeskanzler den Botschaftern der drei westlichen Besatzungsmächte/Alliierten geschrieben habe. Ein bloßer “Brief” vermag aber weder einen völkerrechtlich gültigen Vertrag noch sonstige Verbindlichkeiten zu begründen.
- Nach den geltenden Regeln des Völkerrechts sind Verträge zwischen den Staaten, für die diese gelten sollen, zu ratifizieren. Wer hat denn für Deutschland (gleichgültig, ob es sich um die BRD nach 1949 oder schon vor deren Gründung um deren wie auch immer gearteten hypothetischen “Vorläufer” gehandelt haben mag) diese “Kanzlerakte” im Sinne eines völkerrechtlichen Vertrags je ratifiziert.
- Nach der Vorschrift des Grundgesetzes, Artikel 59, Absatz 1, vertritt der Bundespräsident die BRD völkerrechtlich. Allein der Bundespräsident schließt die völkerrechtlichen Verträge im Namen des Bundes. Daher werden Ratifizierungsurkunden vom Bundespräsidenten ausgefertigt und unterzeichnet (mit Gegenzeichnung natürlich).
- Dem Kanzler kommen in dieser Materie keinerlei eigene Rechte zu. [..]
- Selbst wenn ein Bundeskanzler einen wie auch immer gearteten Brief oder eine Akte unterzeichnete, so könnte dies bestenfalls ihn allein binden oder vielleicht noch die Bundesregierung, soweit sie als Regierung eigenständig handeln kann, das wäre aber dann bestenfalls ein bloßes Verwaltungsabkommen oder eine Art widerruflicher Zusage, die rechte der Regierung in einem bestimmten Sinn auszuüben oder nicht auszuüben, mehr nicht. [..]
Gut zur Geschichte der Bundesrepublik passt auch der: Telepolis, “Land unter Kontrolle”
[..] Der von 3Sat produzierte Film lässt Historiker und Zeitzeugen zu Wort kommen, die ein Kontinuitätsphänomen der bundesdeutschen Geschichte erhellen, der den meisten Bürgern bislang verborgen blieb: Die eigene Bevölkerung wurde beständig überwacht. Angesichts der Diskussionen über Snowden und die NSA ist dieser Befund noch erschreckender und aktueller denn je. [..]
Januar 29th, 2015 at 12:48
Die Geschichte zu “wem ihr Auto was über sie verrät” ist mir neulich auch untergekommen: In “Doctor Who” gibt es eine Episode, in der Aliens die Menschheit zu vernichten versuchen, indem sie ein elektronisches System vertreiben, das in fast allen Autos installiert ist. Ich habe da nur gedacht: Ah ja, und die ‘Dienste’ beanspruchen Backdoors in allen größeren Datensystemen. Das ist nicht weniger als eine weltweit wirksame Verschwörung.
Januar 29th, 2015 at 12:49
@flatter “Was die Amis jederzeit haben tun können: deutlich machen, wo der Punkt für sie gekommen wäre, die Panzer aus der Garage zu holen. Man weiß es nicht.” – Genau das ist der punkt, neben der “strategie der spannung”.
und dann ot, wenn hier schon Griechenland angesprochen wird:
Zur koalition in Griechenland verweise ich mal auf Kevin Ovenden (inclusive der kommentare), sehr skeptisch und doch `verstehend´, und der in letzterem sinne Mae West zitiert:
“When I’m caught between two evils, I generally like to take the one I’ve never tried.”
und empfehle dazu:
Niels Kadritzke auf den NDS, wie auch den dort verlinkten artikel von Maria Maragonis.
und, dieses vor den wahlen erschienene interview mit Stathis Kouvelakis: Greece: Phase One
Ja, fast alle englisch, aber und weil der zustand der deutschen presse erbärmlich ist, erlaube ich mir auch noch den hinweis auf den guardian und dort findet man dann auch dieses “symbol”.
Für R@iner und die, die sich für Podemos in Spanien interessieren noch der hinweis auf die artikel von Luke Stobart auf Left Flank und hier ebenfalls incl. der kommentare.
Ist viel food for thought – “lohnt” sich (naja, wenigstens für mich hat es sich “gelohnt”)
Januar 29th, 2015 at 13:27
oohh, vergessen, also nachtrag, auf dieses interview mit Pablo Iglesias Turrión auf The Press Project – Greek news for a Global audience
Viel vergnügen ;-)
Januar 29th, 2015 at 13:37
Ich finde die Serie bislang sehr gelungen, insbesondere das durchgängige Striukturelement, sozusagen die Wirbelsäule des Gerippes, wurde schon ganz gut herauspräpariert. Lieber jeglicher Faschismus als auch nur ein Häuchlein Kommunismus. Und da TP bekanntlich hier mitliest, haben sie auch gleich mal historisch ergänzendes eingestellt.
Darüber hinaus habe ich mich auch schon oft gefragt, ob ‘der Deutsche’ nicht insgeheim immer noch von Bismark fasziniert ist und recht eigentlich doch sowas gerne wieder hätte. Der Dicke war da mE schon ziemlich nah dran im ‘Volksempfinden’.
Und der Russe schlägt zurück… :p
Januar 29th, 2015 at 13:51
@flatta#5: wir sehen dir also bei der erstellung der grundsätzlichen struktur und dem fortlaufendem sich-ergänzen einer analyse des systems DOITSCHLND in zukünftiger burchform zu. na dann;
loslos, arrrrbaitän!
Januar 29th, 2015 at 14:00
Jawollherrkommerzienrat
Januar 29th, 2015 at 14:14
shit, sogar flatter guckt dr.Who. soll ich jetzt etwa nach jahren des unbewussten verweigerns auch noch damit anfangen? (OT genuch?). kennste dat hier eigentlich, du grossmeister:
http://en.wikipedia.org/wiki/Quatermass_and_the_Pit
endgeil. 1958. pazifistisch bis auf die knochen. man nehme den suchbegriff ‘Quatermass and the pit (1958) all 6 parts’ zur hand, um sich das teil in seinen vollen 3h in der duglotze zu geben.
Januar 29th, 2015 at 14:22
Dr. Who tut nicht weh, ist aber m.E. asolut kein Must-See.
Januar 29th, 2015 at 14:23
Also, “Herr Negationsrat”: “Ein Schwager-Kommerzienrat ist nicht viel weniger wert als ein Schwiegervater-Kommerzienrat und rangiert wenigstens gleich dahinter. Unter allen Umständen aber sind Kommerzienräte wie konsolidierte Fonds, auf die jeden Augenblick gezogen werden kann. Es ist immer Deckung da.” (Fontane, L´Adultera) – scnr.
Januar 29th, 2015 at 17:12
OT: Die spanische Pressevielfalt: Symbolbild (via @reinerwandler)
Januar 29th, 2015 at 20:12
OT: Reiner Wandler-Blog: Spaniens Empörte läuten Countdown ein
Januar 29th, 2015 at 20:46
OT: Die Junge Welt zu Pegida und der Aggressionsverschiebung: In die Offensive kommen
Lieber doof sein als Bittner heißen: Putins Trojaner
Welch ein dümmlicher Rundumschlag. Darf Satire wirklich alles? Möge er an seinen Absurditäten ersticken. Obwohl … lachen soll gesund sein.
Januar 29th, 2015 at 21:33
OT: Diskussionen von gestern: Was macht eigentlich die “Finanztransaktionssteuer”? Telepolis: Finanztransaktionssteuer 5.0
Januar 29th, 2015 at 22:01
Der Bittner, guter mann, ich lege mit Stefan Kornelius von der SZ drei mal nach (eins davon filmchen).
Ich weiß garnicht mehr wie ich das nennen soll, was mich da anspringt, da kann ich nicht mal mehr lachen, es wäre allenfalls ein irres verbunden mit einem neeeiiin! – strunzdumm und merken nicht einmal mehr was sie schreiben.
Beispiel Bittner: “Als Verteidigungsminister erwählte Tsipras den Gründer der Anel, Pannos Kammenos …” und haste nich gesehen ist er schon “Der heutige griechische Außenminister Kammenos”
Beispiel Kornelius: “Aber dann: Würde eine Ächtung das Herrscherhaus beeindrucken? Gehört es nicht in die Kategorie Arroganz, das eigene Wertemodell zum Maßstab zu erheben?”
Vielleicht zeit wieder Beckett zu lesen. Der film, der hier läuft, und dem man nicht nur zuschaut, “ist zum totlachen, aber man schafft es nicht, sich totzulachen.” Garantierter spaß bis zum ende bei zunehmendem körperlichen schmerz im angesicht der (wahr)zunehmenden verblödung, die man sich mit hang zum masochismus wieder und wieder gibt, der man sich andererseits aber auch nicht vollständig entziehen könnte, abgesehen von der hartnäckigen verweigerung der eigenen verblödung? Vernunft?!?
“Estragon gibt es wieder auf: Nichts zu machen.” (Warten auf Godot)
Januar 29th, 2015 at 22:16
Bittner gibt sich wieder literweise den Speichel jener Herren, in deren Clubs er nicht “Mitglied” sein will. Ein Kriecher wäre ja noch halbwegs aufrecht dagegen.
Januar 29th, 2015 at 22:28
Faust aufs Auge, on Topic. [via fefe]
edith:
“Die Führung des BKA bestand damals zu 70 Prozent aus ehemaligen SS-Leuten. Unter den Sicherheitsbehörden waren die Verfassungsschützer die Nachzügler. Viele Nazis hatten schon bei BKA und BND einen Job gefunden.” Die mussten sich echt anstrengen, auch an die guten Nazis ranzukommen, Fachkräftemangel, wissens’ schon.
Januar 30th, 2015 at 09:51
Junge Welt: »Keine neuen Oberschurken«
[..] Angesichts der veröffentlichten Forschungsergebnisse erscheint es vermessen, dass Staatssekretärin Emily Haber ableitete, aus der Organisationsgeschichte habe sich »kein prägender Einfluss von Angehörigen des ehemaligen NS-Sicherheitsapparates ergeben«. Maaßen erklärte am Donnerstag in diesem Sinne: »Das BfV ist seit seiner Gründung ein ›Dienstleister der Demokratie‹«. Das sei falsch, erwiderte der Politikwissenschaftler Hajo Funke im Gespräch mit jW, natürlich habe es einen Einfluss von Nazis gegeben. »Und das entspricht nicht meinem Bild von Demokratie.«
Januar 30th, 2015 at 10:12
OT: Netzpolitik.org: BND speichert mehr als 80 Milliarden Telefon-Verbindungsdaten im Jahr
Januar 30th, 2015 at 10:40
Oh shit, jetzt wird auch noch das “deutsche Wirtschaftswunder” entmythologisiert: The Guardian, Greece and Spain helped postwar Germany recover. Spot the difference
[..] Needing a strong West Germany as a bulwark against communism, the country’s creditors came together in London and showed that they understood how you help a country that you want to recover from devastation. It showed they also understood that debt can never be seen as the responsibility of the debtor alone. Countries such as Greece willingly took part in a deal to help create a stable and prosperous western Europe, despite the war crimes that German occupiers had inflicted just a few years before. [..]
Januar 30th, 2015 at 11:28
Ohne den Londoner Schulden- bzw ‘Reparationserlass’ wie auch die Gelder des Marshall-Plans wäre das ‘Wirtschaftswunder’ (kürzt man das eigentlich auch mit WW ab? :p) in der Tat undenkbar gewesen. Unser Narrativ hört das aber gar nicht gerne, und ein Schuldenerlass jetzt mal in die andre Richtung kommt natürlich nicht in Frage. Wenn die mal wenigstens einen Krieg geführt hätten statt sich einfach nur übern Tisch ziehen zu lassen…
Januar 30th, 2015 at 11:29
WW steht doch schon für Wunderwarzenschwein (Wonder Warthog). Scheiß Akronyme.
Januar 30th, 2015 at 11:54
Ach, war’n das Zeiten… Pilze gefällig? ;)
Januar 30th, 2015 at 12:11
Die bereiten da was vor: The Fabulous Furry Freak Brothers – Grass Roots (almost) HD
p.s.: Scheint eingeschlafen zu sein. :(
Telepolis: „Wenn es zertifiziert ist, dann ist das Dingen weg.“
[..] Durch die Kooperation mit der NSA wirkt der dem Bundeskanzleramt unmittelbar unterstehende BND an systematischem Serienmord mit. Wie Beihilfe zur Liqudierung mit Art. 1 GG (Menschenwürde) zu vereinbaren ist, wird bislang selten gefagt. Soweit bekannt, stört sich die Bundeskanzlerin an Überwachung allenfalls dann, wenn es ihr Handy betrifft.
Januar 30th, 2015 at 13:07
@Peinhart(26)
zu flatters ‘Bemühungen’ ;-)
Ich hab’ zwar auch gemeckert, teile aber Deine Meinung.
zum Otto von B
Würde dieser Dreckspatz und Machtpolitnik heute zur Wahl stehen, Honecker würde angesichts der Zustimmungsquote neidig, wetten?
(Beispiel: Anläßlich einer Familienfeier ist mir doch glatt erklärt worden – nach den Pariser Vorfällen – was die Franzmänner doch für Luschen sind und wie die Preußen denen 70/71 den Arsch versohlt haben. Zusammenhang?? Dess weiß isch doch nedd – aber der Bismarck, ein gaaanz Großer)
Januar 30th, 2015 at 14:21
Oh, vielleicht kann dich das als “Eigenbemühung” auf die Liste schreiben?
Januar 30th, 2015 at 14:28
OT: Telepolis: Facebook-Foto als Steilvorlage für Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
Aufgrund eines Fotos wird gegen 10 Bundestags- und eine Bürgerschaftsabgeordnete der Linkspartei wegen des Vorwurfs der Unterstützung der PKK ermittelt
Im Zuge der Diskussion um Waffenlieferungen an die gegen den IS-Terror kämpfenden kurdischen Einheiten, auch der PKK bzw. des syrischen Ablegers YPG/YPJ (kurdische Volksverteidigungseinheiten/kurdische Frauenverteidigungseinheiten), wurde die Forderung nach Aufhebung des PKK-Verbots laut. 10 Mitglieder der Bundestagsfraktion der Linkspartei ließen sich in diesem Zusammenhang Mitte November mit einer kurdischen Fahne mit verbotenem PKK-Symbol ablichten. Fünf von ihnen hielten selbige, die anderen standen dahinter. [..]
War da nicht was mit Bundeswehr und Peschmerga?