Das Schrumpfen der Anderen
Posted by flatter under geostrategie , kapital[78] Comments
02. Jan 2015 14:35
Ein oft unterschätzter Aspekt der neoliberalen Agenda ist die ausdrückliche Vorgabe, positiv über wirtschaftliche Zusammenhänge zu sprechen. Daraus resultiert nicht bloß die Pflicht zur Propaganda, sondern ein ‘Denken’. das stets vom gewünschten Resultat her die Wirklichkeit kommuniziert. Weil das oft nicht mehr geht ohne sich in den Schleudergang der Gehirnwäsche zu begeben, werden Techniken wie Neusprech, Zwiesprech und das absurdeste Argumenteyoga veranstaltet. Ein Beispiel für erschreckende Dimensionen des Realitätsverlusts schenkt uns aktuell die FAZ:
Deutschland hat gute Laune. Kaum einer ist arbeitslos, alle konsumieren, viele sind optimistisch. Nur die Firmen halten sich zurück und horten Bares, statt zu investieren. Es fehlen die Ideen. Und der Mut.
Ähm, ja genau. Nein, ich habe das nicht erfunden und es finden sich auch keinerlei Anzeichen für Ironie, das ist ernst gemeint. Millionen Aufstocker, weitere Millionen Arbeitslose, noch weitere, die in Maßnahmen, wegen ihres Alters oder anderer Tricks nicht erfasst werden, ganz zu schweigen von prekär Beschäftigten, und die Kapelle da oben spielt “Uns geht’s gut”. Dass wir unsere Arbeitslosigkeit obendrein größtenteils in die Länder unserer Währungspartner exportiert haben, wird nur mit einer weiteren Jubelmeldung quittiert, nämlich dass Deutschland Wachstum Wachstum®, während “um uns herum” alles schrumpft. Alles super!
Darf nicht, kann nicht
Kreuzerbärmlich dumm genug, aber diese Höchstleistung ist nur einmal mehr die Folge eindimensionaler Analyse, wenn man die denn noch so nennen mag. Die Kernaussage ist nämlich die, Wirtschaft sei Resultat eines Willens. Woher kenne ich das bloß? Die Angst sogenannter “Ökonomen” und ihrer schreibenden Kolonne vor einer Wahrheit aus dem Jenseits ist grotesk. Die geringste Anleihe bei Marxschen Theoremen ließe ihnen sofort einen hässlichen Bart wachsen und russische Panzer auffahren. Wir wagen es trotzdem:
Wie schon öfter betont, warten auf einen Dollar, der irgendwo auf der Welt umgesetzt wird in Produktion oder Dienstleistungen, drei Dollar, die vermehrt werden wollen. Sogenanntes “Wachstum”, was nichts anderes bedeutet als Profit, ist also real kaum mehr zu schaffen. Nettowachstum geht nur über höhere Schulden, gesucht werden also Schuldner, die noch mehr aufnehmen als andere längst zurückzahlen müssten. Wo sollen die herkommen? Irgendwo ist da ein Ende der Fahnenstange.
Es ist nebenbei ja überhaupt nicht so, das niemand investiert, welch ein Unsinn! Es wird nur insgesamt eben weniger investiert, weil das große Fressen im Gange ist. Das holde Wachstum geht nur noch auf Kosten anderer. Monopole fressen die Konkurrenz; gerade jüngere Wirtschaftsbereiche bilden extrem schnell Riesenkonzerne mit gewaltiger Macht. Google, Microsoft, Amazon, Facebook, Apple zum Beispiel. Kalte Wette: in den nächsten fünf Jahren wird mindestens eine dieser Marken auch von einer der anderen aufgekauft. Das nur am Rande.
Das Paradies, zum Greifen nah
Ja, und selbst Wachstumsexportweltmeister Deutschland wie gesagt konkurriert andere an die Wand, um noch ein mickriges Prozentchen zu wachsen. Das ist eine Heuschreckenstrategie, denn die so ruinierten Wirtschaften “um uns herum” werden “wir” als Kunden noch bitter vermissen. Obendrein lassen wir uns von den Amis zwingen, nicht mehr beim Russen zu kaufen. Deren Strategie ist derweil ein imperialistischer Amoklauf. Nicht nur TTIP soll eine US-dominierte Handelszone schaffen, gleichzeitig wird eine “transpazifische” aufgebaut, um die Wirtschafts-NATO zu ergänzen.
Hier schließt sich der Kreis, denn was ich da lese, macht mich hart lachen. “120 Milliarden Dollar” soll der ganze Spaß jährlich bringen. Das sind etwa 0,5 Promille des um die Welt schwappenden Kapitals. Das geht ab wie Rizinus, wetten dass? Kommt Leute, wir müssen das positiv kommunizieren!
Im übrigen sind Wille und besseres Wissen überall vorhanden. Die New York Times hat eine erhellende Analyse der Kommunikation von Fracking-Unternehmen erstellt. Daraus geht hervor, dass intern immer klar war, wie wackelig der Boom war, dass die mit Fracking verbundenen Hoffnungen völlig überzogen waren und die Vision, die USA könnten Energie netto exportieren, geradezu idiotisch. Aber so kannst du das natürlich nicht sagen. Nicht als Mitarbeiter, nicht als Ökonom und schon gar nicht als journalistischer Marktschreier.
Januar 2nd, 2015 at 14:47
Ich bin unterdessen ein wenig fremdgegangen und habe ein paar Links hinterlegt, die gut passen.
Januar 2nd, 2015 at 15:24
Warum bloß fällt mir zum letzten Absatz spontan das allseits beliebte ‘Bewerbungstraining’ ein? Und dann auch noch sogleich das Junckersche ‘Wenn es ernst wird, muss man lügen’…?
Januar 2nd, 2015 at 17:05
Der Vortrag “Deine Rechte sind in diesen Freihandelsabkommen nicht verfügbar [31c3]” ist übrigens sehr gut. (youtube, ~1h)
Januar 2nd, 2015 at 17:57
Jeder, der schon einmal Monopoly gespielt hat, weiß, wie das Ganze ausgeht.
Und das Ende scheint nicht mehr allzu fern, da die Propaganda der Systemmedien immer bizarrer und hilfloser wird.
Januar 2nd, 2015 at 19:56
Die Kernaussage ist nämlich die, Wirtschaft sei Resultat eines Willens.
Ich kann investieren oder auch nicht. Danach übernehmen die Gesetze des Marktes, und an ihnen erst wird sich erweisen, ob ich die richtige Einsicht in ihre Notwendigkeiten hatte oder auch nicht. Der Wille kann sich frei entscheiden, das Resultat indes ist ‘zwangsläufig’, ist ‘gesetzlich vorgeschrieben’. Die Freiheit des Willens besteht also darin, sich falsch entscheiden zu dürfen, und dafür abgestraft zu werden. Die Gesetze selbst sind nicht Gegenstand der Freiheit. Das kann man nur dann akzeptieren, wenn man sie für Naturnotwendigkeiten hält. Die FAZ aber hat die Einsicht in dieselben, die Freiheit ist gerettet: investiert gefälligst!
Januar 2nd, 2015 at 20:51
Die FAZ hat nur einige klitzekleine Details ausgelassen: wer wieviel wozu in was “investieren” soll.
Januar 2nd, 2015 at 23:29
An was erinnert mich die Schlagzeile nur?
http://www.tagesschau.de/ausland/fuehrerloses-fluechtlingsschiff-101.html
Ok, die Fluchtwege aus Berlin sind noch unklar, aber ansonsten.
Januar 3rd, 2015 at 01:33
“Dass wir unsere Arbeitslosigkeit obendrein größtenteils in die Länder unserer Währungspartner exportiert haben” wer will denn schon wissen, dass die Agenda 2010 nur unter dem €uro -so wie er ist- funktionieren kann/konnte?
Und TTIP iss doch nur dafür da Monsanto & Co. den Arsch zu retten … und den Siechmar an die Tröge zu bringen!!
“Daraus geht hervor, dass intern immer klar war, wie wackelig der Boom war,” ach komm, wenn’s gegen den Iwan geht -und für den Big Block- iss den Amis der niedrige Ölpreis heilig.
Januar 3rd, 2015 at 07:34
Flassbeck hat sich mit Pegida beschäftigt und kommt in einer Auseinandersetzung mit den Aussagen eines CSU- Innenpolitikers zum selben Schluss.
“Die ausdrückliche Vorgabe, positiv über wirtschaftliche Zusammenhänge zu sprechen”
http://www.flassbeck-economics.de/woher-kommt-pegida-aufgelesen-bei-stephan-mayer/
Januar 3rd, 2015 at 15:17
Interview mit Ulrich Beck vom 14.1.1997 bei Telepolis: Von der Risiko- zur Möglichkeitsgesellschaft
Dürfen Kommentarspaltenfüller eigentlich Lesebefehle erteilen?
Januar 3rd, 2015 at 15:44
Was außer einem verquasten Zynismus entdeckst du denn da…?
Januar 3rd, 2015 at 16:10
@Peinhart: Er analysiert, zeigt ein paar Sackgassen des Denkens auf, die er für widerlegbar hält und hat Ideen, wohin es gehen sollte, die nicht allzu weit von dem entfernt liegen, wie ich es mir auch vorstelle. Zynismus kann ich nicht herauslesen.
Januar 3rd, 2015 at 17:19
OT: Mal was anderes: Doppelpack Warnweste für Hühner – Pink und Gelb
Januar 3rd, 2015 at 20:18
harhar; “Bundesregierung hält Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro für verkraftbar”
ach AUF EINMAL?!? dabei gehts um nen schuldenschnitt; ich seh schon, wie die ersten spezialisten HIER, nich in athen, nach dem 25ten den ausschluss griechenlands fordern werden. is ja plötzlich “verkraftbar”.
arschlöcher. AAAARSCHLÖCHA!
Januar 4th, 2015 at 12:00
@Rainer – Ich sehe da weniger Analyse als die Aneinanderreihung von Phänomenen und allgemeinem Blahwerk, im Kern – Staat und insbesondere Sozialstaat immer weniger finanzierbar, Erwerbsarbeit fällt auch zunehmend aus, bleibt ‘Integration durch politische Freiheit’ – scheint mir das darauf hinauszulaufen, was hier unter ‘Selbstausbeutung und umfassende Aktivierung’ beschrieben wird: Wie das mit dem Geld klappen soll, kann ich euch zwar auch nicht sagen, aber vielleicht können Staat und Politik, wenn sie sich ja eh zurückziehen müssen, euch noch paar Spielwiesen überlassen, damit ihr euch nicht gar so abgehängt vorkommt. Nachbarschaftshilfe und Armenspeisung vielleicht… ‘selbstverantwortliche Bürgergesellschaft’ eben. Das nehme ich schon als zynisch wahr.
Januar 4th, 2015 at 12:36
@Peinhart: Entgegen meiner Angewohnheit, antworte ich dir mal schnippisch: Okay, vom Fernziel der Begrenzung oder erst mal der Definition von schützenswertem Eigentum in der Charta der Menschenrechte ist in dem Interview nichts zu spüren.
Januar 4th, 2015 at 12:42
Mann, jetzt musste ich den Kram auch lesen. Ich halte zu Peinhart :-P
Becks Implikationen – abgesehen von seinem kunstvollen Tanz um die Zwänge des Kapitalismus – kann ich weitgehend nicht teilen. “Feminisierung” oder “Die Märkte und Kapitalströme werden offen, während die Nationalstaaten etwa die Migrationsströme durch neue Mauern abwehren” als “zentrales Problem” etwa leuchten mir nicht ein, als Beispiele.
Wenn ich das mal frech verlängere, was Beck da sagt, komme ich auf ein neues sozialdemokratisches Projekt: (staatlich) kontrollierte politische Betätigung als Basis für das Recht auf Sozialleistungen. Eine ziemlich geniale Idee, für die die Sozen aber – so die Hoffnung – zu doof sind.
edith: (15 Vertipper radiert;) Ein derartiger ‘Kauf’ politischer Gefügigkeit wäre übrigens ziemlich nah am Umgamg mit dem Proletariat im antiken Rom.
Januar 4th, 2015 at 12:44
Ich halte prinzipiell auch zu Peinhart, das ist doch gar nicht die Frage. Was schickt ihr den Leuten, die ihr interessieren wollt. Eine Kiste mit Büchern?
*seufz*
p.s.: Wenn ich mit Erkenntnissen, die ich hier auch mit eurer Hilfe gewonnen habe, auf die Menschheit losgehe, dann nennt diese mich in Nullkommanix einen VTler.
Januar 4th, 2015 at 12:47
Ähm, ich dachte, ich hätte da Argumente genannt, die über den “Tanz” hinausgehen. Ich sage ja nicht, dass man das nicht lesen darf, aber es ist doch … ähm … im Endeffekt nicht so schlau, was Beck da sagt?
Januar 4th, 2015 at 12:48
@Rainer – Nee, ‘nen Link auf eine ‘Zeitschrift gegen die Realität‘. :p
Januar 4th, 2015 at 12:51
@Peinhart: Guck ich drei Sekunden drauf und weiß sofort, dass dort niemand lesen würde, den ich kenne. Nächster Vorschlag bitte.
Januar 4th, 2015 at 12:54
Aha, da drum geht sich dat …
edith: Das ist ja das, was ich halbherzig in der Nunft angefangen habe. Der Beck kommt aber nicht mit rein, so!
Januar 4th, 2015 at 12:57
Du willst doch nur, dass ich heule. Ich kann euch nicht leiden. Keiner versteht mich. :(
Januar 4th, 2015 at 13:01
Wieso hast du Sand im Mund? Sieht voll doof aus!!1!
Januar 4th, 2015 at 13:07
@Rainer – Bei 3 Minuten Gesamtreaktionszeit eine glaubhafte Aussage. ;) Was aber meint so ein ‘Abzuholender’, wenn er den Beck gelesen hat? Dass die Realität doch keineswegs unzumutbar, sondern im Gegenteil voller Möglichkeiten ist? Ich beschränke mich da inzwischen doch lieber auf die, die auch irgendwo abgeholt werden wollen.
Edith meint: Scheise, voll das Niveau verpeilt… :D Wolle Förmchen kaufe…?
Januar 4th, 2015 at 13:15
@Peinhart: Hole ich Kumpel. Der Kopf größer als Du. Nimmt dir Förmchen weg.
Naja, ansonsten gebe ich dir recht.
Januar 4th, 2015 at 16:15
Das ist voll genial. Es wird etwas großes geplant: ttip. Die Gegner denken sich ein Beispiel aus, damit Otto Normal und Frau Holle etwas greifbares in die Hand bekommen, das sie bestimmt nicht mögen: Das Chlorhühnchen ward geboren. Man wartet eine Zeit, bis das gelernt ist und jetzt kommen sie, nutzen den aufgespannten Frame der Gegner und sagen: Alles klar Leute, es kommt alles außer Chlorhühnchen.
Super gemacht. Hut ab!
Januar 4th, 2015 at 16:24
Ich stoße mich immer wieder an Sätzen wie
Mal für einen Moment angenommen, es wäre zu schaffen, und für denselben Moment unterstellt, die ‘Ressourcen’ seien nicht begrenzt, wäre dann die Profitmacherei als ökonomisches Prinzip akzeptabler?
Januar 4th, 2015 at 16:48
Was die Frage nach Lesestoff betrifft, für alle die sich vom ersten Satz nicht abschrecken lassen: “Nachfolgende Analyse führt zu einem Klassen-Begriff, der fast schon in Vergessenheit geraten ist und nur noch gelegentlich Verwendung findet.“
Januar 4th, 2015 at 18:53
@ 28: Wenn ich in Antwort auf bestimmte Behauptungen die Lage darstelle, komme ich um solche Aussagen nicht herum. Inhaltlich benennt sie die Phase, in der der Kap. sich befindet. Es gibt andere Phasen, in denen das nicht der Fall ist. Es ist daher eine besondere Leistung, trotz der inzwischen evidenten Unmöglichkeit von Wachstum – auch kurzfristig – “Investitionen” zu fordern.
Was die Frage nach der Akzeptanz anbetrifft, so kann ich keine ethischen Aussagen treffen über ein Universum, in dem die Logik außer Kraft gesetzt ist.
Januar 4th, 2015 at 21:20
@ 30: In welchem Universum kommen “Millionen Aufstocker, weitere Millionen Arbeitslose” etc. denn vor, und welche Logik ist da ggf. in Kraft?
Imho ist die Lage schon zu Marxens Zeiten die gewesen, dass man die Überlegungen der Gegenseite, also derer, die Profit machen wollen, besser nicht anstellen soll, weil man mit der Beantwortung dementsprechender Fragen garantiert niemanden davon überzeugen kann, dass Profitmacherei als ökonomisches Prinzip immer Scheiße ist für diejenigen, die den Profit zwar produzieren, den aber gemäß der obwaltenden Logik niemals bekommen …
Januar 4th, 2015 at 23:58
“Mal für einen Moment angenommen, es wäre zu schaffen, und für denselben Moment unterstellt, die ‘Ressourcen’ seien nicht begrenzt” beschreibt das Universum, dem ich mich nicht widmen will.
Wenn du außerdem meinst, niemand solle die zutage tretenden Widersprüche mehr benennen, werden wir uns nicht einig. Wieder und wieder: Es geht mir um Kommunikation, nicht darum, schon immer recht gehabt zu haben.
Januar 5th, 2015 at 10:41
Gestern auf dem Weg zu Oma, kam im Radio was zu Gabriel und seiner Kritik an H4. Im Endeffekt konnte man es mit dem Satz “Eigentlich ist Hartz4 kompletter Mist und gehört auf den Müllhaufen, aber es war wichtig und notwendig” zusammenfassen. So ne Argumentationslogik bekommen halt nur die Besten der Besten der Besten, also unsere Volksvertreter hin.
Januar 5th, 2015 at 10:50
@Umdenker: Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Gerhard Schröder sagt, dass es sich um einen völkerrechtswidrigen Krieg handelte, an dem man sich leider irgendwie beteiligen musste.
Hat sich schon jemand darüber geäußert, dass die “Endlösung der Judenfrage” vielleicht doch keine so gute Idee war? (Umdenker: Nix gegen dich.)
Januar 5th, 2015 at 12:36
“Wenn du außerdem meinst, niemand solle die zutage tretenden Widersprüche mehr benennen …”
Wer sagt denn, dass nicht alle Art von meinetwegen ‘Standort’- resp. ‘Reformpolitik’ genau diesem Universum entspringen, in welchem es immerzu und ausschließlich um Profit geht und in welchem folglich Widersprüche, gleichgültig ob ethischer oder logischer Art, notfalls gewaltsam überwunden werden?
Btw, Widersprüche bei der Geldvermehrung, halte ich mit Verlaub für Nebenwidersprüche, solange der Grundwiderspruch zwischen (gesellschaftlicher) Arbeit und (privatem) Kapital ausgeblendet bleibt.
Januar 5th, 2015 at 12:58
Und der ist jetzt wo genau ausgeblendet?
Januar 5th, 2015 at 13:13
@umdenker: och, gabriel hat auch gerade verlautbaren lassen, daß die bundesregierung sich von athen ab jetzt nicht mehr “erpressen” lässt.
Januar 5th, 2015 at 14:12
@ Samson: Könntest du diesen Grundwiderspruch zwischen Arbeit und Kapital näher erläutern? Und was ist nicht-privates Kapital in diesem Zusammenhang? Scheint ja irgendwie von Belang zu sein, wenn du es extra verdeutlichst.
Januar 5th, 2015 at 17:19
Eigentlich heißt es ja auch: Widerspruch zwischen Produktion und Aneignung. Weil das allein (also Produzieren und Aneignen) noch kein Widerspruch wäre bzw. sein müßte, es durch die Produktivkraftentwicklung im Kapitalismus aber ist – heißt es für den Kapitalismus: Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung oder eben: Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital.
Bei drei Sätzen in einem vermengt, kommt dann mE uU das raus, was Samson schreibt. Aber stimmt schon, er kann genauso ‘krümelkackerig’ sein…
Gesundes Neues, Amike ;)
Januar 5th, 2015 at 17:42
Pivate Aneignung wäre m.E. im übrigen gar nicht das Problem. Der Zwang besteht nicht darin, sich etwas anzueignen, sondern aus Geld mehr Geld zu machen. Ersteres kann ich auch mit dem Küchenmesser beim Nachbarn erledigen, mit dem Akt aber wäre das Problem abgeschlossen. Erst durch Geldwirtschaft, die darum auch immer kapitalistisch ist, kommt der Zwang zum ‘Wachstum’ auf.
Es geht aber wie gesagt nicht um das Lieblingsthema bestimmter Orthokryptomarxisten, sondern darum, dass die Widersprüche selbst dann nicht erkannt werden wollen, wenn sie einem wie Scheiße im Haupthaar hängen.
Januar 5th, 2015 at 17:50
Und für mich ist eben nicht nur der Geldzwang die Schiete, ich krieg schon Würgeanfälle, wenn die einen Tun und dann die anderen immer haben. Und das Bisken, was die abkriegen, die da Tun, ist nur dazu da, daß sie weitermachen (für die immer anderen). Dieser Zwang ist mir völlig ausreichend, aber ok, über Geld kann ich mich auch noch nen büschen aufregen.
Allein, Geld ist nur das, was vom Käse darunter am ehesten zu sehen ist…
… Geld abschaffen ist aber bestimmt nicht die Lösung :P
Januar 5th, 2015 at 18:46
Ich sehe keine, bei der das Geld nicht abgeschafft wird.
Januar 5th, 2015 at 18:57
Ich auch nicht, Geld abschaffen ist trotzdem nicht die Lösung, eher Konsequenz einer Lösung, odda so ;)
Januar 5th, 2015 at 19:01
Yo, wer “die Lösung” zuerst weiß, sagt bescheid, ich hole dann Hilfe ;-)
Januar 5th, 2015 at 19:03
@ Wat.: War mir schon klar, dass das in etwa so der Zusammenhang werden sollte. Zusammen mit der von Samson kürzlich verlinkten “Analyse” der herrschenden Klassen braut sich da imho aber ein eher unschöner “Antikapitalismus aus dem Bauch heraus” (der Autor der Analyse hat auf der Seite im übrigen auch eine Sammlung Artikel unter der Rubrik “Parasitenforschung”) zusammen.
Da ich keine Lust hab, das hier riesig auszuführen (Peinhart kann das eh besser als ich), empfehle ich ganz faul einfach mal hier oder hier reinzuschauen.
Und ansonsten wünsche auch ich dir, Wat., ein gesundes neues Jahr. Schön, dass man dich immer noch sporadisch hier liest, wär schade, wenn du wegbleiben würdest!
Januar 5th, 2015 at 19:08
@flatter – Dann werd’ ich wohl niemals “Bescheid” sagen können…, hab’ nur Ideen. :(
@Amike – Bei Samsons letzten Artikel kannte ich ja mal wenigstens den Autor persönlich, da lesen sich dann Texte eigenartigerweise noch mal anders… schon komisch irgendwie… besser wurden sie dadurch nicht.
Btw. Eigentlich bin ich immer da, nur mag ich nicht nerven, was sollte das bringen.
Januar 5th, 2015 at 19:23
Was mache ich in Spanien, wenn wir hier kein Geld mehr haben, die aber schon?
Gar nicht beachten. Das dauert alles noch eine Weile.
@Wat.: Ich denke auch dauernd, dass ich hier nix mehr schreiben sollte. Peinhart und Du seid mir einfach über.
Januar 5th, 2015 at 19:41
Siehste @R@iner – und da mir im Gegensatz zu oblomows Gedichten Deine Links unverzichtbar sind, halte ich die Klappe :P
Januar 5th, 2015 at 19:59
@Wat.: Endlich haben deine Hühner Warnwesten. In pink. Da kannste dann noch goldene Sternchen draufpappen.
Januar 5th, 2015 at 20:22
Und mir sind sowohl Rainers Links als auch oblomows gedichte unverzichtbar. Und überhaupt (fast) alle hier. So.
Und was nun diesen ‘Hauptwiderspruch’ angeht, so ist der mE mit ‘privat’ vs ‘gesellschaftlich’ gut beschrieben, auch ohne folgende Substantive. Kernmärchen und Grundirrtum des Liberalismus scheinen mir genau auf dieser Linie zu liegen – ihm zufolge ist der Mensch zu allererst mal Individuum, Einzelner, und schließt sich erst danach und sozusagen freiwillig, womöglich noch durch so etwas ominöses wie einen ‘Gesellschaftsvertrag’ mit anderen ebenso Einzelnen zusammen. Das scheint mir die Verhältnisse doch gründlich auf den Kopf zu stellen, und nicht erst in unserer heutigen (über-) komplexen Arbeitsteilung.
Niemand steht hier auch nur ansatzweise ‘auf eigenen Beinen’, natürlich schon gar nicht in den ersten Lebensjahren, aber auch danach nie nimmer nicht. Und da, glaube ich, könnte schon etwas wie der zentrale Ansatzpunkt sitzen: wenn wir uns gegenseitig klarmachen könnten und würden, dass wir alle zu allererst und auf Gedeih und Verderb gesellschaftliche Wesen sind, und nur in der Gesellschaft überhaupt auch Individuen sein können, dann ergäben sich daraus durchaus simpel anmutende Konsequenzen, die ein Wirtschaften auf je privater Basis, vorsichtig gesagt, ungeraten erscheinen liesse.
Januar 5th, 2015 at 20:48
Ich schrub vor Jahr(zehnt)en mal was, das “Freiheit und Integration” hieß und auch darauf hinaus läuft. Aber wer halt meint, er sei keineswegs Teil von etwas, sondern alles könne in Teilen ihm “gehören”, verstößt bei der geringsten Erkenntnis gegen seine Programmierung. Schade.
Januar 5th, 2015 at 20:50
Ich wollte auch nicht in meiner eigenen Linkblase ersaufen und der oblomov ist selbstredend ein Netter, dessen Gedichte ich auch lese. Auch so. Logisch das. Kunst gehört unbedingt dazu. Kunst ist Kritik und Menschlichkeit zugleich.
Januar 5th, 2015 at 21:02
@R@iner – dat Wat. is’ im übrigen äußerst sensible… Außerdem hab ich ganz andere Probleme: Wat zieh ich morgen an, menno. Echt jetzt mal.
Januar 5th, 2015 at 21:05
@Wat.: Entschuldige, wenn ich undiplomatisch war. Die Frage, die ich mir seit Jahren stelle, ist eher: Wo ziehe ich morgen hin. In Spanien und Südamerika hatte ich mich einfach heimischer gefühlt als hier. Wenn ich schon so ein Hirni bin, dann ist es für mich schön unter Menschen zu sein, die ihre Emotionen leichter nach außen tragen als die meisten Deutschen.
Abgesehen davon: Dir passen doch die großen Warnwesten. Wo ist also das Problem?
Januar 5th, 2015 at 21:08
Ich frage mich: “Ziehe ich das noch ab?” Ist vielleicht wer Wichtiges.
Januar 5th, 2015 at 21:11
Karnickelplage im Vorgarten? Hätte ich ein Rezept für: Conejo al ajillo – Mit Knoblauch halt.
Januar 5th, 2015 at 21:22
@flatter #36: “Und der ist jetzt wo genau ausgeblendet?”
Bspw. im Satz “Das holde Wachstum geht nur noch auf Kosten anderer.“, wobei ich die Betonung auf nur noch herauslese, geradeso als umschreibe die Aussage “Monopole fressen die Konkurrenz” ein neuzeitliches Phänomen und es nicht quasi der Natur des Kapitals entspräche, via meinetwegen Eroberung von ‘Marktanteilen’ zum Monopol zu tendieren. Über “andere Phasen, in denen das nicht der Fall ist” täte ich gern Genaueres erfahren wollen.
@Wat. #39: Es ist schon expilzit Kapital gemeint und nicht Aneignung, weil Kapital selber nur den Zweck hat, als Kapital zu fungieren, indem es sich vermehrt. Zur Not, meinetwegen als totales Monopol, ginge das auch ohne Produktivkraftsteigerung, bspw. durch Intensivierung der Arbeit, Lohnkürzung etc. Die Produktivkraftsteigerung ist folglich das explizite Konkurrenzmittel, welches das einzelne Kapital anwendet, um o.g. Zweck zu erreichen.
Wird Geld als Kapital angewandt, dann halt mit dem ausdrücklichen Zweck, daraus mehr Geld(kapital) zu machen. Den Zweck stellt aber nicht in Frage (und darauf käme es m.E. aufklärenderweise primär an, weil wenn Kapital sich selber zum Zweck hat, ist menschlicher bestenfalls sekundär), wer darauf rumhackt, das sei nicht (mehr) zu bewerkstelligen.
Btw, dass “die einen Tun und dann die anderen immer haben” ist die materielle Substanz jeder Herrschaft, insofern also kein Spezifikum der kapitalistischen Epoche.
Januar 5th, 2015 at 21:28
Wo das Problem ist @R@iner? Die gehören jetzt den Hühnern, von Fundus ham die noch nüscht gehört…
@Samson, ich will ja auch nicht nur den Kapitalismus loswerden, daß ich damit nicht unbedingt Herrschaft los bin, weiß ich schon.
Januar 5th, 2015 at 21:31
@Samson: Wo liest du, dass da irgendetwas neu sei? Es ist aktuell einmal mehr so, nichts anderes.
Es ist natürlich nicht immer so. So lange es noch Kontinente zu erobern gab, Absatzmärkte, die nachwuchsen wie Sklavenarmeen und Produkte, die noch kaum wer hatte, sowie ein günstiges Verhältnis Kapital/Weltsozialprodukt, war es noch möglich, in die Breite zu wachsen. Das ist vorbei, alle Märkte gesättigt trotz Obsoleszenz und es wächst ums Verrecken am Rand nichts nach. Also wird nach innen expandiert. Nennt sich Monopolbildung oder besser.: Konzentration. Endet in sowas wie Stamopkap oder Wirtschaftsnato. Oh wait …
Der Reset steht an. Danach sehr bald wieder dasselbe. Ich wiederhole mich. Und wiederhole mich. Und …
Januar 5th, 2015 at 21:41
@flatter: Ich quatsche gerne Leute in den Läden an.
Ein Ingenieur (Mitte 50), der oft um seinen Lohn geprellt wurde und nun für die Zeitarbeit 12-13 Stunden am Tag unterwegs ist: Die Welt ist okay.
Rechtsanwalt mit Sekretärin: Alles paletti. Alles ist rechtsstaatlich korrekt und toll.
Um Geld bittender Rentner im Rollstuhl (alle Jobs, auch auf See gewesen) mit Schild “Altersarmut” vorm Bahnhof blickt nicht im Ansatz was und warum.
Sozialarbeiterin, die schon Burnout hatte (die, die mich als VTler bezeichnete): Alles prima. Motto: “Jeder ist selbst verantwortlich für sein Glück.”
Heute: Eine Verkäuferin (um die 63) in einer Metzgerei wusste genau, was ich erzählte.
Überspitzt gesagt: Ich blicke gar nicht mehr richtig, was Bildung überhaupt ist.
@Wat.: :-D Die müssen schon teilen. Musst Du denen sagen.
Januar 5th, 2015 at 21:50
@flatter #51 – Ich würde dennoch gerade an dieser Stelle versuchen, Zwietracht in der Programmierung zu säen. Die tatsächliche gegenseitige Abhängigkeit – und gerade die ‘anonyme’, nicht die unmittelbar sichtbare der Famile, Freunde, Kollegen etc – lässt sich gut darlegen und erntet nach meiner Erfahrung auch höchstens anfänglich kurzen Widerstand. Gelang mir in letzter Zeit jedenfalls eher, als wenn ich gleich mit dem selbstbewegenden Selbstzweck begonnen hätte… Und es scheint mir auch geistig die tiefere Wurzel zu sein, wenn auch nicht die ältere. Hast du diesen Schrub noch?
Januar 5th, 2015 at 22:04
@Rainer 54
Die Köpfe und Blicke auf den Boden gesenkt, so kenne ich das auch aus meinem so geliebten Frankreich. Die Leichtigkeit des Lebens auch hier dem gegenseitigen Misstrauen und der Missgunst geopfert.
Dieses Land erkenne ich nicht mehr wieder. Das, was mich hier immer noch Leben lässt ist die Gewissheit, dass es in Deutschland dazu noch eine Steigerung gibt.
Wenn Du die Möglichkeit hast und ein Land findest wo Du Dich besser fühlst, dann mach die Biege.
Wir haben nur ein Leben! Ich hab allerdings zwei. Das zweite habe ich im Schlaf, wenn ich träume.
Januar 5th, 2015 at 22:23
@Troptard: Ja, so etwas schrub ich hier neulich auch. Wir können uns ein wenig ändern. Und wenn dazu ein Wechsel im Äußeren als Anstoß notwendig ist, dann ist es eben so. Kraft tanken und neue Ideen entwickeln ist nicht möglich, wenn man nur noch auf ökonomische und sonstige äußere Zwänge reagiert.
Schade, aber verständlich, dass es nun in Frankreich auch so doof geworden ist. Vor >30 Jahren fand ich es dort auch recht nett mit den Leuten.
Januar 5th, 2015 at 23:45
@Peinhart: Ich fürchte, nicht. ggf. auf einer alten Atari-Diskette, aber ich muss das mal ausgraben, ich weiß noch wen, der es ausgedruckt hat.
Januar 6th, 2015 at 00:33
@flatter: Genau um die Um- oder Neuverteilung, nenn es wie du willst, dreht sich doch der gegenwärtige K(r)ampf mittels Freihandels- und/oder Assoziierungs’abkommen’, die Kontinente mit ihren (potenziellen) Absatzmärkten wurden früher auch nicht anders zugerichtet.
Zu sagen, das ginge nicht (mehr), halte ich für nicht nachweisbar. Wenn’s drauf ankommt, wird halt Kapital abgeschrieben und neues kreditiert, das war auch schon immer so.
Worauf stützt sich denn die Annahme, das Ende der Fahnenstange sei erreicht? Weil Zeugs in der unverkauft Gegend rumsteht und/oder vergammelt und gleichzeitig zuwenig Geld rentable Anlagemöglichkeit findet? Wenn auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit bestünde, dass daran das gesellschaftliche Verhältnis zerbrechen täte, dann würde es gar nicht existieren.
Zu dem von Peinhart skizzierten liberalen Märchen gehört unbedingt auch die Behauptung, materieller Reichtum sei Resultat individueller Leistung/Anstrengung/Arbeit etc. Und solange (nicht nur) die FAZ-Komiker daran glauben, wird ihnen niemand Realitätsverlust anhängen können. Die werten halt nur Statistiken aus …
Januar 6th, 2015 at 00:44
“Genau um die Um- oder Neuverteilung, nenn es wie du willst”
Du hast absolut nichts verstanden von dem, was ich hier schreibe,
Die Verhältnisse werden sich ändern, weil das System kollabiert. Mach’ mal ne Tour durch Südeuropa und guck dir die Verhältnisse an. In 10 Jahren steht da kein Stein mehr auf dem anderen.
Januar 6th, 2015 at 08:38
Zu dem von Peinhart skizzierten liberalen Märchen gehört unbedingt auch die Behauptung, materieller Reichtum sei Resultat individueller Leistung/Anstrengung/Arbeit etc.
Auf jeden Fall, siehe zB hier. Man kann oder muss dem Liberalismus zugute halten, dass er die feudalen Verhältnisse desavouiert hat. Dass er sich dabei am Eigentum entlang gehangelt hat, mit dem ‘Selbsteigentum’ als zentralem Konzept, war naheliegend, aber verheerend. Die Zerstörung der Gesellschaftlichkeit und ihre zombiehafte Wiederkehr aus der Verdrängung in Gestalt von Staat, Nation und ‘Volksgemeinschaft’ geht auf sein Konto, was er freilich am allerwenigsten wahrhaben will und mit am vehementesten bekämpft. Ich bin wie gesagt mittlerweile der Meinung, dass man hier argumentativ ansetzen sollte, und nicht erst beim Kapital.
@flatter – Gab schon so Zeiten, wo Steine kreuz und quer lagen. Ich bin da auch nicht mehr so sicher. Und selbst wenn es mit der Verwertung wirklich nicht mehr klappen sollte, stünden eher neofeudale Verhältnisse an, die sich ja auch bereits abzeichnen. Dann wäre es aber auch wieder das Eigentum…
Januar 6th, 2015 at 11:08
Eigentum und Geld sind ein fast unzertrennliches Paar. Aber dass Landbesitz und Privateigentum nicht bleiben können, muss man ja auch nicht 1000 mal wiederholen.
Januar 6th, 2015 at 12:17
@flatter: Warum nicht noch weiter südlich, in Gegenden wo ‘seltene Erden’ zu finden sind, für den permanent dort stattfindenden Bürgerkrieg interessieren sich hin und wieder Thriller-Autoren aber sonst keine Sau. Von genau da kommt der ‘Nachschub’ für die Profit-Produktion in den Metropolen, weil diesen Leute selbst die beschissensten Ausbeutungsverhältnisse noch als paradiesisch erscheinen gegenüber den Umständen, welchen sie entfliehen können. Ob die hier formal willkommen sind, spielt keine Rolle. Die erfüllen nämlich das Anforderungsprofil der verschärften Konkurrenz. Andernfalls würden sie es bis hierhin gar nicht schaffen.
Januar 6th, 2015 at 12:48
Ich verstehe deine Argumentation nicht. Das ist jetzt wieder eine Antwort auf einen Aspekt meines letzten, der aber den Zusammenhang komplett verlässt. Komme ich nicht mit, bei diesem Mäandern.
Januar 6th, 2015 at 14:28
qflatter #68 – Hier vielleicht nicht. ;) Was ich eigentlich nur anregen wollte: weder politisch – das eh nicht – aber auch nicht ökonomisch zu argumentieren, sondern zunächst mal rein von der gut vermittelbaren Gesellschaftlichkeit des Menschen aus. Da wäre Eigentum auch nur eine abgeleitete Kategorie, die sozusagen der Verleugnung eben dieser entspringt. Auch könnte eine so aufgezogene Argumentation vielleicht verhindern, dass allzuleicht auf die schon erwähnten Ersatzstoffe wie Nation oder Volksgemeinschaft abgefahren wird.
Januar 6th, 2015 at 15:14
Ich fürchte, dass die Menschen schon ein so abstraktes Bild von Gemeinschaftlichkeit haben, dass man derade das mit dem Hebel des Systemzwangs aufbrechen muss. Wenn ich zB jemandem ranten höre, dass es den anderen besser geht, reicht es nicht zu fragen, ob es uns nicht allen besser gehen sollte. Ich muss ein wenig in seinen Motiven herumrühren und finde unmittelbar die Zurichtung auf den Verwertungsprozess und deren Propaganda.
Januar 6th, 2015 at 16:35
@flatter: Ok, du hebst auf den Kollaps des Systems ab, ich kann diesbezüglichen Argumnentationen nichts abgewinnen, lassen wir’s dabei. (Selbst die ML-Fraktion konnte sowas wie eine “Übergangsphase” nur solange ernsthaft postulieren, wie sie eine reale politische Macht dazu hatte)
@Peinhart: Wie lässt sich Gesellschaftlichkeit ohne materiellen Grund (auf dem in letzter Konsequenz Ökonomie und Politik beruhen) vermitteln?
Btw, womöglich bleibt gegen den Systemzwang nur der Rückgriff auf die Kategorien des Klassenkampfs. Bandenwesen ist m.E. auch nur eine Form von Organisation.
Januar 6th, 2015 at 21:00
@Samson – Damit meinte ich nur, dass ich mich auf diese Dichotomie nicht einlassen muss, sie im Gegenteil gleich mit in Frage stellen kann. Nicht, dass ich keinesfalls materiell argumentieren möchte.
Januar 7th, 2015 at 15:44
Falls es doch mal politisch zugehen sollte: Der Niedergang der SPD hat Name, Anschrift und Gesicht
Januar 7th, 2015 at 23:10
@Samson(75) – was soll mir Dein Link nun sagen? Ich bin besser gegen Personen als gegen Positionen?
Personen bestimmen hier gesamtgesellschaftlich(e) Postitionen?
Sorry, aus dem Alter bin ich raus ;)
Januar 8th, 2015 at 11:53
@Wat. – Auf “gesamtgesellschaftlich(e)Postitionen” verfällt nur, wer den Klassenkampf für obsolet hält. Der Link ist dagegen eher als Beleg für die Gültigkeit von Lenins These gemeint, dass die Sozialdemokratie der Stachel der Bourgeoisie im Fleisch des Proletariats ist. Tja, wenn du dafür zu alt bist …
Januar 8th, 2015 at 22:57
Naja, für Lenin mit seinen Thesen bin ich wirklich schon zu alt…^^
Der Link geht darüberhinaus vordergründig nicht einmal gegen die Sozialdemokratie mit ihren Positionen als solche; gegen eine bestimmte Person, die Mitglied in ihr ist – das ist noch mal eine Steigerung von… ich nenne es mal Realitätsverweigerung.
Denn die Bourgeoisie hat zu keinem Zeitpunkt eine Sozialdemokratie gegründet und die Mehrheit der Mitglieder sind alles, aber ganz sicher keine Kapitalisten. Die meisten nicht einmal Kleinbürger/ Kleinkapitalisten…