Das Niveau journalistischer Produkte sinkt ins ewig Finstre, umso schneller, je mehr die Journaille auf ihre angebliche Qualität pocht oder ihren neuen Feind bekämpft, den Kommentator. Reflexhaft wird da ein Totschläger aus jenem bösen “Internet” geschwungen, das sonst doch immer Unrecht hat, der Vorwurf der “Verschwörungstheorie”, der auf alles angewendet wird, was nicht passt, von der rein sachlichen Kritik bis zum alkoholisierten Rant. Differenzieren ist nicht ihre Domäne, “im Internet” ist alles dasselbe.
Zwei Beispiele allein aus den letzten Tagen für die Vorwärtsverteidigung einer ruinierten Zunft, die exakt auf dem Niveau von Trollen angekommen ist. Blindwütige frei erfundene Vorwürfe, genau die Form der Projektion, für die man hier aus den Kommetaren fliegt:
Anna Prizkau sieht nur irre Verschwörer am Werk, “wo solche Geschichten immer stehen, im Internet“. Fehlt nur die Warnung vor Schreibtischen, wo so etwas ja immer geschrieben wird.
Katja Thorwarth kann gleich ganz faktenfrei und stellt fest, dass jemand, der zwei flugs eingebürgerte Manager von Goldman Sachs in der Ukrainischen Regierung anrüchig findet, ja nur ein Paranoiker sein kann. Ich muss dazu nichts sagen; diese Texte richten sich selbst. Hätten sie doch nur verstanden, dass man so etwas besser nicht ins Internet stellt. Nun stellt sich in der Tat die Frage:
Warum tendiert eine so große Zahl von Journalisten, die sich nur auf ihre ‘Freiheit’ berufen, auf eigenes Risiko zu publizieren, dahin, ganz spontan und ohne Zwang immer wieder eine Weltauffassung zu reproduzieren, die sich innerhalb der selben ideologischen Kategorien bewegt? Warum verwenden sie immer wieder ein so eingeschränktes Repertoire innerhalb des ideologischen Feldes?
Stuart Hall, zitiert nach Burks.
Die einfachen Antworten darauf vermuten tatsächlich Verschwörungen. Sie sind angesichts der (atlantisch dominierten) Zirkel von Adabeis und der Hierarchien einer Medienindustrie auch nachvollziehbar, aber zu einfach und daher eben falsch. Allerdings ist der journalistische Reflex, sich immer gegen das Dümmste zu richten, das der vermeintliche Feind in Stellung bringt, ein Offenbarungseid. Argumentieren ist das nicht mehr.
Es gibt viele Thesen zu bilden, und ich werde mich jedenfalls demnächst näher mit Stuart Hall befassen. Derzeit umschmeichelt mich die Ahnung, dass Kompetenzen wie Intelligenz, Trotz, Mut und Neugier, die zu einer kritischen Haltung befähigen, nicht nur in der Schule, sondern danach noch einmal sehr effektiv im System Journalismus ausgesiebt werden. Warum sollte es dort auch anders sein als in den meisten anderen Branchen? Welchen Stellenwert jene Talente haben, die zur Selbstkritik und zu umsichtiger Auswertung von Fakten befähigen, lässt sich an ihren ‘Argumentationen’ jedenfalls deutlich ablesen.
Dabei sind zwei Tendenzen erkennbar, die sich vermutlich fatal auswirken. Erstens ein aus dem politischen Establishment eingesickertes Freund/-Feind-Denken. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Der Ton wird aggressiver, die Urteile schnell und ohne Anhören der Gegenpartei gefällt. Dies im Verbund mit zweitens der immer noch gepflegten Überheblichkeit, sie, die Qualitätsjournalisten, hätten stellvertretend für alle anderen das alleinige Recht, Nachrichten zu bewerten, atmet den Geist der Diktatur, ohne dass jemand Befehle geben muss.
Dass die Konsumenten ihnen allmählich dieses Recht streitig machen, aus besserem Wissen, Unbehagen, Unsicherheit oder Enttäuschung, können sie nicht akzeptieren. Wie herrlich einfach ist es dann doch, die bizarrsten Meinungen der Enttäuschten ans Licht zu zerren und ihren unbeholfenen Widerspruch bloßzustellen. Im nächsten Schritt wird jede Kritik darauf reduziert. Mit berechtigter Kritik, die jederzeit auch zu finden wäre, muss man sich dann nicht mehr befassen. So sehen Sieger aus.
Dezember 15th, 2014 at 17:16
Sie verstehen wirklich nicht, woher das alles kommt. Noch ein Beispiel von der Tagesschau: Wer Angst sät, will Macht ausüben
Wie hinterfotzig dieser Putin doch alles einfädelt. Und dabei fühlen sich viele nicht einmal mehr beleidigt, wenn sie als Putin-Versteher bezeichnet werden. Die müssen einfach alle dumm sein.
Der letzte Kommentar nach weniger als 2 Stunden nach dem Einstellen des Artikel lautet dort:
Sehr geehrte User,
um Ihre Kommentare zum Thema “Geiselnahme in Sydney” besser bündeln zu können, haben wir uns entschlossen, die Kommentarfunktion in diesem Artikel zu schließen.
Die Meldung “http://meta.tagesschau.de/id/93214/geiselnahme-in-sydney-mit-illridewithyou-gegen-islamfeindlichkeit” bleibt für Sie weiterhin kommentierbar.
Die Moderation
Kriminalität + Islamische Schrift auf einem Banner = Terroranschlag. Das geht natürlich vor.
Dezember 15th, 2014 at 18:11
“Der letzte Kommentar nach weniger als 2 Stunden nach dem Einstellen des Artikel lautet dort:
Sehr geehrte User,
um Ihre Kommentare zum Thema “Geiselnahme in Sydney” besser bündeln zu können, haben wir uns entschlossen, die Kommentarfunktion in diesem Artikel zu schließen.”
Die Antwort dazu gibt es hier:
http://www.heise.de/tp/artikel/43/43384/1.html
Heißt also, wenn das Äußern der Meinungen nicht der gewünschten Richtung entspricht, wird dichtgemacht. Wieviele Kommentare bis dahin schon unter den Tisch gefallen sind…
…am spannendsten sind manchmal noch die Gründe wie überlastete Server, während parallel dazu in einem anderen Beitrag ein Kommentieren völlig problemlos klappt;-)
Unter meta.tagesschau.de kann man schreiben, muß es aber nicht oder kann es auch gleich bleibenlassen.
Dezember 15th, 2014 at 18:20
@R@iner: Ob dem Nitsche klar ist, dass, was er als Zustandsbeschreibung daherschwurbelt, eher einer Selbstauskunft gleichkommt?
Dezember 15th, 2014 at 18:22
Der markt-kapitalistische Journalismus hat kein Produkt, das ich ihm abnehmen würde.
Dezember 15th, 2014 at 18:50
@Samson: Es ist doch bei den anderen auch so, dass sie einfach ihre eigenen Überschriften lesen sollten. Krasse Scheiße. :)
Dezember 15th, 2014 at 19:23
sorry, nochmal OT, gerade über nen kommentar bei scienceblogs gestolpert; dick cheney gibt offen zu, daß ihm totgefolterte unschuldige, die das pech haben einen namen zu teilen, wirklich und komplett scheissegal sind:
“I’m more concerned with bad guys who got out and released than I am with a few that, in fact, were innocent.”
Dezember 15th, 2014 at 19:36
@DKT: Ich hab’s aufgegeben. Da wird noch saumäßig viel an die Oberfläche kommen, aber nichts wird passieren und die deutsche Regierung wird schweigen. Lieber Ebola haben als Seibert heißen, denke ich nur noch.
Dezember 15th, 2014 at 19:46
@R@iner: ..der Herr Nitsche ist doch einer von den Guten! Er warnt ja gleich zu Beginn, hier bitte nicht weiterzulesen, wenn etwas anderes als fanati..äh fantastische Schwurbeleien erwartet werden. Schon nach dem ersten Satz weiß (nicht nur) jeder der dabei war, wieviel Aufbruchstimmung es erzeugt, wenn aus 5000 Vollbeschäftigten im ortsansässigen Großbetrieb 4500 Arbeitslose werden. Und als wochenends die Disse oder der Club von besoffenen Skins in irritierender Regelmäßigkeit auseinandergenommen wurden, war das Gefühl der Sicherheit mit Sicherheit neu.
Nee, hört auf euch so ‘nen Scheiß reinzuziehen. Ignoriert solch strunzdoofe Irrationalitäten. (Ok, ich lese Troll-Kommentare auch manchmal echt gern. Haben ja ihren Unterhaltungswert. Aber nach lächeln und Kopp-schütteln ist dann auch gut.) Wenn deren Abrufzahlen 2stellig werden ist von ganz allein Schluß. ..oder Aufbruchstimmung mit neuem Sicherheitsgefühl.
Dezember 15th, 2014 at 19:53
@Lycalopex: Irgendwo in der Schublade habe ich übrigens ein Dia von einem deiner Namensgeber. Der war hinterm Zelt in Chile und dachte wohl, ich wäre 15.000km gereist nur um ihm Happahappa mitzubringen. Ganz schön dreist, wie ich fand.
Dezember 15th, 2014 at 20:02
Grins. Dreist, hartnäckig oder halt nur der Versuch aus jeder Gelegenheit etwas herauszuholen..wie man will. ..und hübsch sind ‘se auch.
Dezember 15th, 2014 at 20:49
Dabei fiel mir spontan Freuds Ausspruch “manchmal ist eine Zigarre einfach nur eine Zigarre” ein…
Tatsächlich sind die Journalisten, wenn sie von ihrer Arbeit leben wollen, darauf angewiesen, dass sie “die in sie gesetzten Erwartungen” erfüllen. Das erzeugt bei denen, die ganz weit hinten noch selbst denken können, eine Art Angstbeißreflex, und die anderen beißen einfach so, weil sie daran glauben, was sie verkünden. Das Verhalten ist IMO religiotischer Verkündigung nicht unähnlich.
Dezember 15th, 2014 at 21:26
@R@ina: ha! scheint standart bei denen zu sein, argentinische seite vom fitz roy hinterm zelt; die pure polenta war ihm dann wohl doch zu trocken ;D
Dezember 15th, 2014 at 23:23
@omnibus56: Stellt sich eben die Frage, wer die zu erfüllenden Erwartungen setzt.
Dezember 15th, 2014 at 23:28
“Was”, nicht “wer”! Einer der Sätze, die ziemlich viel Platz in meinem Schädel einnehmen, ist: Es ist wahrscheinlich, dass alle ein Leben leben, das niemand so will. Niemand.
Dezember 15th, 2014 at 23:35
Der zweite satz mit wirkungstreffer heute:
Heute morgen via Narrenschiffsbrücke:
“Wir leben bloß in dem Moment, in dem wir begreifen, dass es das Leben nicht geben wird, auf das wir gewartet haben.” (Harald Gerlach)
und jetzt haust du hier kurz vor mitternacht auch noch so´n ding raus – ich säzz ihn nochmal:
“Es ist wahrscheinlich, dass alle ein Leben leben, das niemand so will. Niemand.”
Dezember 15th, 2014 at 23:36
@flatter #14: Deshalb kommen auch immer Kochbücher dabei heraus, wenn mal wieder ein Investigativ-Journalist aus der Faktenabteilung mitteilt, wie gut es sich doch 4 Wochen mit 300 Euro leben lässt.
Dezember 15th, 2014 at 23:39
Notturno
Ich liege ganz still.
Der Nachtwind rauscht leise vorbei.
Eine große Sehnsucht zieht mich noch tiefer.
Diese Sehnsucht – nach – ich weiß nicht was!
Das macht so traurig.
Ich möchte – ich weiß nicht was!
Ich denke an ferne, ferne Zeiten …
(Paul Scheerbart)
Shit, aus versehen falsche taste gedrückt und zu früh abgeschickt, na, dann spare ich mir jede weitere bemerkung dazu (habe ich hier vielleicht auch schon mal gepostet – ist jetzt auch egal.)
Dezember 16th, 2014 at 00:18
W E R!
In the beginning Man created god; and in the image of Man created he him. (Ian Anderson)
Dezember 16th, 2014 at 00:25
Funny, Anderson war ein glühender Unterstützer vom Maggie Hilda. All went well and trickled down to hell. (Boah, was bin ich doch für ein Pöt!)
Dezember 16th, 2014 at 00:37
Irgendwo hat er auch erzählt, dass er es wegen der vielen Kiffer und barbusigen Mädels o.s.ä. seinerzeit ablehnte in Woodstock aufzutreten, dabei waren ausgerechnet die Hippies seine treuesten Fans … ;)
Dezember 16th, 2014 at 00:39
@ Samson [Dezember 16th, 2014 at 00:18]
Also wenn man in der Gruppe stärker ist als ganz allein, dann glaube ich auch an Gott. Ganz egal welche Namen er gerade trägt.
Dezember 16th, 2014 at 09:19
“Dagegen liefert die Verortung des Einflusses der Medien neue Erkenntnisse durch den Insider Stephan Hebel. Es sind vor allem der Kommerzialisierungsdruck sowie die Boulevardisierung, die die neoliberale Grundorientierung zugunsten der Wirtschaftsmächtigen erzeugen. Dabei geht es weniger um direkte Zensur, sondern vor allem um Zugangssperren für kritische Themen. Über Alternativen wird nicht mehr nur unrichtig, sondern gar nicht mehr informiert. Hier zeichnet sich das Ende einer pluralistischen Aufklärung der Öffentlichkeit ab. Hebel spricht von einer systematischen „Analphabetisierung“ durch die Medien.“ Aus Rudolf Hickels Rezension „Deutschland im Tiefschlaf – Wie wir unsere Zukunft verspielen“ von Stephan Hebel. Niemand beißt die Hand, die den Scheck unterschreibt; der Rest ergibt sich von selbst. Und ja: Es ist trotzdem unverständlich.
Dezember 16th, 2014 at 09:51
“Niemand beißt die Hand, die den Scheck unterschreibt; der Rest ergibt sich von selbst.”
Das impliziert, dass trotz der äußerlichen Anpassung im Hinterkopf eine ungetrübe Sicht auf die “Wahrheit” bei jedem existiert und genau daran ist doch zu zweifeln.
Dezember 16th, 2014 at 12:58
@Mieze #21: Es ist noch nicht so lange her, da war Alleinsein etwa so unvorstellbar wie Fliegen oder Autofahren
Je tiefer wir in der Geschichte zurückgehen, je mehr erscheint das Individuum, daher auch das produzierende Individuum, als unselbständig, einem größren Ganzen angehörig: erst noch in ganz natürlicher Weise in der Familie und in der zum Stamm erweiterten Familie; später in dem aus dem Gegensatz und Verschmelzung der Stamme hervorgehenden Gemeinwesen in seinen verschiednen Formen. Erst in dem 18. Jahrhundert, in der “bürgerlichen Gesellschaft”, treten die verschiednen Formen des gesellschaftlichen Zusammenhangs dem Einzelnen als bloßes Mittel für seine Privatzwecke entgegen, als äußerliche Notwendigkeit. Aber die Epoche, die diesen Standpunkt erzeugt, den des vereinzelten Einzelnen, ist gerade die der bisher entwickeltsten gesellschaftlichen (allgemeinen von diesem Standpunkt aus) Verhältnisse. Der Mensch ist im wörtlichsten Sinn ein zwon politikon, nicht nur ein geselliges Tier, sondern ein Tier, das nur in der Gesellschaft sich vereinzeln kann. Die Produktion des vereinzelten Einzelnen außerhalb der Gesellschaft – eine Rarität, die einem durch Zufall in die Wildnis verschlagnen Zivilisierten wohl vorkommen kann, der in sich dynamisch schon die Gesellschaftskräfte besitzt – ist ein ebensolches Unding als Sprachentwicklung ohne zusammen lebende und zusammen sprechende Individuen.
Quelle
#18 bezog sich auf #14 auf #13 auf #11 ……. ;)
Dezember 16th, 2014 at 15:06
OT: Gerade auf dem “spanischen” twitter auf den Plätzen 1 und 2: #YoTambienSoyAnarquista, #OperacionPandora
Verschiedene Einheiten der spanischen Polizei habe seit heute Morgen 5.30 Uhr die Häuser/Wohnungen von Anarchos in Barcelona, Sabadell, Manresa und Madrid gestürmt und bisher insgesamt 14 Leute verhaftet.
Es ist die Rede von einem verhafteten Feuerwehrmann der Stadt Barcelona und Sprengkörpern, die letztes Jahr in Automaten einer italienischen Bank gefunden und entschärft worden waren. Die Operation dauert an. (Quelle)
Fünf Uhr dreißig? Da wird’s echt mal Zeit zurückzuschießen.
Dezember 16th, 2014 at 15:15
Noch ein Viertelstündchen!
Dezember 16th, 2014 at 15:22
Passt: fefe mit einem Link auf “die Matrix des Presseversagens” beim NSU-Ausschuss. Immerhin kommt die faz gut weg dabei. Hui, und die BILD ist besser als der SpOn und die Zeit.
Gleich mal abonnieren…
Dezember 16th, 2014 at 16:10
Passt auch: Die US-Medien nennen es “Neutralität”, wenn sie Folter nicht Folter nennen und den Folterern die ganz große Bühne zu ihrer Rechtfertigung liefern, während die Opfer nicht zu Wort kommen.
Dezember 16th, 2014 at 16:23
OT: Ab dem kommenden 24. Januar wird es in Portugal aller Voraussicht nach auch eine Partei namens “Podemos” geben: “Juntos Podemos” pode constituir-se como partido
Der Pöbel will jetzt wohl überall mitreden. Ekelhaft, was sollen bloß die Investoren dazu sagen. Ich würde den Weidmann dort vorbeischicken, damit er denen auch mit dem Zerfall des Abendlandes droht. Ach nee, das war ja der is, ich Depp.
Dezember 16th, 2014 at 16:47
OT: Jacobin Mag: The Left Can Win
Podemos leader Pablo Iglesias on radical politics and what it takes to build mass movements. [..]
When the 15-M movement first started, at the Puerta del Sol, some students from my department, the department of political science, very political students — they had read Marx, they had read Lenin — they participated for the first time in their lives with normal people.
They despaired: “They don’t understand anything! We tell them, you are a worker, even if you don’t know it!” People would look at them as if they were from another planet. And the students went home very depressed, saying, “They don’t understand anything.”
[I’d reply to them], “Can’t you see that the problem is you? That politics has nothing to do with being right, that politics is about succeeding?” One can have the best analysis, understand the keys to political developments since the sixteenth century, know that historical materialism is the key to understanding social processes. And what are you going to do — scream that to people? “You are workers and you don’t even know it!” [..]
That’s how the enemy wants us. He want us small, speaking a language no one understands, in a minority, hiding behind our traditional symbols. He is delighted with that, because he knows that as long as we are like that, we are not dangerous. [..]
Dezember 16th, 2014 at 20:37
@Samson, #18, #24
Schätzchen, jetzt zitierst du auch noch Marx! – Weißt du, was dabei das Problem ist? Bärte sind absolut Scheiße beim Knutschen. Die jüngere Generation trägt heutzutage auch Bart: 3-Tage Bart und Hornbrille, ich würde keinen davon ficken wollen, das macht nur Akne und die Kosten für kaputte Brillengläser will ich auch nicht tragen. Alles Schwuchteln!
Hast du Bart? – Naja, selbst wenn, du bist trotzdem erfrischend, das muss man dir lassen. “W E R” statt WAS, schreibst du fett. Flatter hat aber trotzdem den Nagel auf den Kopf getroffen (laut Foto auch mit Bart :/), denn plausibler heißt es: “WAS macht das Bürgertum so attraktiv” und nicht “Wer …”
Bei (m)einem Freund (bartlos, yeah!) hatte ich die Gelegenheit, “Doitschland sucht den Superstar” zu gucken, eine Castingshow mit Bohlen und so … das war hochinteressant. Jedenfalls, da werden dosiert auch völlige Talent-Nieten eingespielt und ich fragte mich, warum machen die sich zum Hampelmann? Es ist die Attraktion Star zu sein, wenn auch nur für 5 Minuten im Rampenlicht zu stehen; die Illusion, es ‘bis nach oben geschafft’ zu haben, dafür lassen sie sich verzwecken. – Es geht um das WAS, das Prinzip der Verlockung sich nach unten abzugrenzen, welches das Bürgertum bereit hält. Alle können es schaffen ‘was Besseres’ zu sein, aber eben nicht jeder. Und wer es schafft, ist aus dem Schneider; das heißt, er/sie ragt aus dem schnöden Bodenrand empor.
WER nun gerade aus der Masse hervorlugt, ist dabei völlig irrelevant, changierend.
Ich frage mich, was ist denn die ‘linke’ Attraktion, die dem Wettbewerb-Prinzip Paroli bieten kann? Oder ist da nur Heiopei-Solidarität und Wir-ham-uns-alle-lieb?
P.S. Und jetzt rasiert euch gefälligst! *lol*
Dezember 16th, 2014 at 21:27
Glaubst du, wenn ich ein paar Tage wegfahre, nehme ich einen Scheißrasierer mit? wer rasiert sich den tägöich und wozu?
Btw.: “Alles Schwuchteln” ist mehr als grenzwertig.
Dezember 16th, 2014 at 21:37
Bärte sind absolut Scheiße beim Knutschen. Vollste Zustimmung.
Zur Attraktion des Wettbewerb-Prinzips: Naja, so ganz zufriedenstellend ist das ja nicht. Oder warum magst du nicht bei einer Castingshow mitmachen? Oder ich? Und so ganz ab von allen Versuchen das Elend für sich zu rationalisieren: ich denke, flatter liegt mit seiner Nummer 14 gar nicht so falsch.
Die ‘linke’ Attraktion ist eher selten eine. Wann hat einer zuletzt eine mitreissende sozialdemokratische Vision gehabt? Eine geglückte Alternative erinnert uns vielleicht daran, dass es Bedürfnisse gibt, die die schöne Warenwelt nicht zu stillen weiss (vgl oblomow 17). Die Klugen schaffen das auch ohne die Sehnsucht gegen materielle Bedürfnisse auszuspielen, z.B. Adornos “Zart wäre einzigst das Gröbste”.
Dezember 16th, 2014 at 21:45
@32 Beantwortet die Frage nicht, mein lieber Kaktus ;)
P.S. “grenzwertig” – ist mir auch aufgefallen. Wäre mir die Verbindung mit dem Mobil-Stick nicht abgeschmiert, hätte ich’s längst über Edith ausradiert. So gab’s die fail-Meldung. Großes, dummes mea culpa.
Dezember 16th, 2014 at 21:45
@Amike: Adorno schrub “einzigst”? Hatte der auch ne schwedische Tastatur? ;-P
Dezember 16th, 2014 at 21:46
@Reinplatzer: Te absolvo, Satanas.
Dezember 16th, 2014 at 21:51
@Reinplatzer: Soso, technische Probleme. Du weisst ja, dass wir hier ein Faible für Memory haben.
Dezember 16th, 2014 at 22:34
@ flatter: na, ich fürchte an meiner Schusseligkeit kann keine Tastatur der Welt was ändern. Zu meiner Verteidigung: ich hab Kopfschmerzen. Und ich erinnere mich, dass ich hier mal auf einen Fehler deinerseits hingewiesen hatte, an dem du seinerzeit angeblich immer festmachen konntest, wer ein Idiot sei. Wir werden halt alle alt, ne?
Dezember 16th, 2014 at 22:46
Ich nicht mehr. Catch up!
Dezember 16th, 2014 at 22:50
Tomatenwitze fand ich schon als Kind immer am lustigsten. So, ich geh jetzt ins Bett, schlaft gut :)
Dezember 16th, 2014 at 22:51
@Reinplatzer: Du hast bei deinem Freund echt ‘ne hochinteressante Casting-Show geguckt? Beim Ficken oder zwischendurch??
Btw, “WAS macht das Bürgertum so attraktiv” bezieht sich m.E. trotzdem auf “wer”, andernfalls gäbs die Konkurrenz darum nicht. Selbst der eingebildete oder angebetete Superstar manifestiert seinen Status via Privateigentum, welches alle anderen halt nicht haben.
Auf die “‘linke’ Attraktion, die dem Wettbewerb-Prinzip Paroli bieten kann” kannst du lange warten, für sowas gibts kein Casting. Praktisch gibts nur zwei Möglichkeiten: 1) Die Loser schließen sich zusammen und jagen die paar Superstars zum Teufel (das hieße aber Klassenkampf, und davon halten diejenigen nicht viel, die auf der Suche nach Attraktionen sind), 2) den Untergang abwarten und hoffen zu überleben, vielleicht findet sich dann noch ein Rasierapparat …
Dezember 16th, 2014 at 22:55
R@iner, ich ergänze mal dein OT #30. um zwei weitere artikel aus dem Jacobin Mag, bei denen, wenn sie sich auch mit Foucault befassen, man Podemos `mitdenken´ kann :
Can We Criticize Foucault? (Interview)
Foucault’s Responsibility
und aus dem zweiten artikel:
It is not only the welfare state that we have lost — it’s our capacity to think differently, to think outside the categories of neoliberalism.
… this feeling of nostalgia is today at the heart of the political success of far-right parties, but also, increasingly, of the mainstream right.
This nostalgia, with its clearly conservative effects, nevertheless hides within it a progressive dimension. Thus, like religion in Marx’s account, it is “the sigh of the oppressed creature, the heart of a heartless world, and the soul of soulless conditions. It is the opium of the people.” But this opium is “at one and the same time, the expression of real suffering and a protest against real suffering.”
Podemos scheint es zu gelingen, diese “progressive dimension” aufzugreifen und den schlüssel zu finden “to succeed in making “common sense” go in a direction of change.” (Pablo Iglesias)
Dezember 16th, 2014 at 23:17
@Samson. Ginge es dem Einzelnen ‘nur’ ums Privateigentum, dann wäre längst Klassenkampf, denn faktisch findet in der Masse Enteignung statt. Dass das nicht passiert, hat mit dem WAS zu tun, den Verheißungen, dem verinnerlichten Wettbewerbs-*Prinzip*. Dass das vor Zeiten mal etwas Fremdes, Aufgezwungenes war, das ist längst dem Mitmachen gewichen, selbst blind der Gewissheit, im Wettbewerb zu scheitern. Diese Blindheit ist nicht dem WER geschuldet, denn der empirische Abgleich lässt sich für jeden tagtäglich erfahren, sondern es ist das Denken ohne Alternative.
P.S. Na, schon rasiert?
Dezember 16th, 2014 at 23:38
@Reinplatzer: Ich hatte vor einigen Tagen versucht, mit dem folgenden Abschnitt etwas Schwung in einen Lokalblog zum Thema “Weihnachtsmarkt und Besinnlichkeit” zu bringen – also die Leute ein wenig zu ärgern, was mir allerdings nicht so recht glückte. Also gar nicht, wenn ich ehrlich bin.
“[..] Ihre volle ökonomische Wirkung entfalteten, ganz wie es hier Wesley sagt, jene mächtigen religiösen Bewegungen, deren Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung ja in erster Linie in ihren asketischen Erziehungswirkungen lag, regelmäßig erst, nachdem die Akme des rein religiösen Enthusiasmus bereits überstiegen war, der Krampf des Suchens nach dem Gottesreich sich allmählich in nüchterne Berufstugend aufzulösen begann, die religiöse Wurzel langsam abstarb und utilitarischer Diesseitigkeit Platz machte, – wenn, um mit Dowden zu reden, in der populären Phantasie »Robinson Crusoë«, der isolierte Wirtschaftsmensch, welcher nebenher Missionsarbeit treibt, an die Stelle des in innerlich einsamem Streben nach dem Himmelreich durch den »Jahrmarkt der Eitelkeit« eilenden Bunyanschen »Pilgers« getreten war. Wenn dann weiterhin der Grundsatz herrschend wurde: »to make the best of both worlds«, so mußte schließlich – wie ebenfalls schon Dowden bemerkt hat – das gute Gewissen einfach in die Reihe der Mittel komfortablen bürgerlichen Lebens eingereiht werden, wie dies ja auch das deutsche Sprichwort vom »sanften Ruhekissen« recht hübsch zum Ausdruck bringt. Was jene religiös lebendige Epoche des 17. Jahrhunderts ihrer utilitarischen Erbin vermachte, war aber eben vor allem ein ungeheuer gutes – sagen wir getrost: ein pharisäisch gutes – Gewissen beim Gelderwerb, wenn anders er sich nur in legalen Formen vollzog. Jeder Rest des »Deo placere vix potest« war verschwunden. Ein spezifisch bürgerliches Berufsethos war entstanden. Mit dem Bewußtsein, in Gottes voller Gnade zu stehen und von ihm sichtbar gesegnet zu werden, vermochte der bürgerliche Unternehmer, wenn er sich innerhalb der Schranken formaler Korrektheit hielt, sein sittlicher Wandel untadelig und der Gebrauch, den er von seinem Reichtum machte, kein anstößiger war, seinen Erwerbsinteressen zu folgen und sollte dies tun. Die Macht der religiösen Askese stellte ihm überdies nüchterne, gewissenhafte, ungemein arbeitsfähige und an der Arbeit als gottgewolltem Lebenszweck klebende Arbeiter zur Verfügung. [..]“ (Max Weber: Schriften zur Religionssoziologie, Die religiösen Grundlagen der innerweltlichen Askese)
»Deo placere vix potest« ist die Kurzform von »Homo mercator vix aut numquam potest Deo placere«.
Das würde heute sicher keiner mehr sagen. Jedenfalls war’s das dann irgendwann mit der Ruhe.
Die Frage nach der Alternative zum Wettbewerb stellt sich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht. Warum? Weil ich viele Menschen sehe, die sich durch äußere Zwänge zu ihrer ökonomischen Grundsicherung ausgebremst fühlen. Mein Vater z.B. hat seiner Arbeit nicht eine Minute nachgetrauert, nachdem er früher in Rente geschickt wurde. Der ist am nächsten Tag aufgestanden und dachte: So, gut!
Dezember 17th, 2014 at 00:27
@Reinplatzer: Das “Denken ohne Alternative” beruht m.E. auf ziemlicher Verdrängungsleistung, weil j e d e r im täglichen Einerlei in Situationen gerät, die ohne uneigennütziges Zutun anderer nicht zu überstehen sind. J E D E R
Btw, meine Liebste will mich mit Bart ;)
Dezember 17th, 2014 at 10:01
@Samson, #45 Ja, das könnte stimmen.
@R@iner, #44 Zu “Deo placere vix potest”: Früher unterschied man noch Leib von Körper, was heute kaum noch nachvollziehbar ist. Leib meinte in etwa, mit “Haut und Haaren”, also mit Körper und ganzer Seele zu sein. Mich erinnert dein Max Weber-Zitat daran, wie es dazu kam, dass diese Einheit zerborsten ist. Und wer weiß, vermutlich können das aus genannten Gründen nur noch ein paar abgeschiedene Mönche jenseits der Verwertungsdogmen erfahren.
@Amike, #33 “Zart wäre einzig das Gröbste” – Jean Ziegler sagt, alle 5 Sekunden stirbt ein Kind an Hunger auf dieser Welt. Auch diese Tatsache – im Wissen, dass es längst anders ginge – lässt sich nicht ertragen, ohne permanent verdrängt zu werden.
Dezember 17th, 2014 at 10:15
@Samson: Mir will vielmehr scheinen, daß ein Großteil der Menschen schlicht damit überfordert ist eine ‘Kleinigkeit’ wie die von dir beschriebene Uneigennützigkeit in einem größeren Bedeutungsgeflecht einzuordnen; kurz an der Komplexität der Welt scheitert. Womöglich, weil sie schon genug damit zu tun haben ausreichend zu funktionieren, um ihr alltägliches Dasein zu bewältigen – und da reicht es den meisten eine Ansammlung vieler ‘kleiner Bilder’ zu haben die handhabbar sind, ohne daß man etwas wie ein stimmiges ‘Gesamtbild’ braucht. Innere Widersprüche des Systems (so wie es ‘ist’) zu begreifen, erfordert auch ein ausreichend komplexes Bild vom System ‘als solchen’ (nebst dem nötigen Vokabular dieses bezeichnen und somit denken zu können).
[Was heutzutage unter 'Bildung' firmiert ist da auch nicht sonderlich hilfreich. Ich würde da nicht mal von gezielter Verdummung reden wollen, die einseitige Zurichtung innerhalb gewisser Strukturen reicht schon, wenn diese sich dann durch (und in) den Menschen reproduzieren.]
Edith1: Wobei, Verdrängung kann man das dann natürlich auch nennen. Dummerchen ich… :/
Edith2: Alternativlosigkeit aber auch, quasifaktisch, mittels Anreizsystem und Damoklesschwert (sozialer Abstieg) vermittelt/eingebläut, wobei verdrängen dann wieder hilfreich wird.
Dezember 17th, 2014 at 11:50
OT: Interview mit Pablo Iglesias: »Dass wir die absolute Mehrheit anstreben, ist Ausdruck einer Notwendigkeit.«
Dezember 17th, 2014 at 13:32
@ R@iner: Ich hab das mit Podemos nur eher indirekt verfolgt, da ich spanische Texte im Original nicht verstehe.
Bei dem von dir verlinkten Interview schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken, was eigentlich so ziemlich den Eindruck bestätigt, den ich sonst bekommen hab.
Wie siehst du die, nachdem du ja durch deine Sprachkenntnisse Zugang zu spanischen Medien hast?
Dezember 17th, 2014 at 13:50
@Amike: Mmh, sie haben den Linken das Wirtschaftsprogramm geklaut und es abgemildert und einer hat gesagt, sie würden alles versuchen, dass sie nicht auch korrumpiert würden.
Mir gefällt, dass
- es über 900 Arbeitskreise im Land gibt;
- es Transparenz bei Abstimmungen gibt;
- alle Einnahmequellen und sogar die persönlichen Ersparnisse der Politiker auf den Cent genau im Web einsehbar sind.
Ich würde mich schon freuen – man wird halt bescheiden mit der Zeit -, wenn durch sie in einem ersten Schritt der gesellschaftliche Druck zur Korruptionsbekämpfung steigen würde und sich die Menschen stärker politisieren würden, was – aus der Ferne betrachtet – bereits im Prozess der letzten Jahre zu geschehen scheint.
Ich warte halt auch ab, was da kommt. Wäre ich dort, dann wäre ich bei einem der Arbeitskreise sicher dabei.
Aber eine Parteiendemokratie? Naja, das ist nicht so mein Ding.
Dezember 17th, 2014 at 13:59
Amike, lies unbedingt die unter dem interview verlinkten thesen von Raul Zelik zu Podemos und “mach dich frei vom fatalerweise stets mitgedachten deutschen kontext”, vielleicht bleibt da eine skepsis, weil hier ein ‘offener’ u.u. für europa wegweisender gesellschaftlicher prozess zu beobachten ist, aber “schrillende alarmglocken”?
Dezember 17th, 2014 at 14:07
@oblomow: Dort haben sie die Anarchisten auch nicht wie bei uns ermordet. Ich denke, dass bereits das einen Unterschied zu D-land ausmacht, wo Opa und Oma eben nicht gegen Franco gekämpft haben.
Das Wort Anarchie ist in Spanien noch mit dem richtigen Inhalt in Umlauf. Bei uns laufen sie sofort weg, weil sie denken, man hätte eine Bombe im Rucksack.
Dezember 17th, 2014 at 17:49
@ oblomow: Das hatte R@iner hier schon vor einiger Zeit verlinkt. Hat u.a. zu meinen Bedenken Podemos gegenüber beigetragen. Nationalismus und regressive sich antikapitalistisch wähnende Beissreflexe, die letztendlich nur auf eine beliebige Spielart von “die da oben”, “we are the 99%”, “die Kaste” oder im schlimmsten Fall “die Finanzhaie an der Ostküste” oder warum nicht gleich “die Juden” abheben, finde ich nicht erst bedenklich im ‘mitgedachten deutschen Kontext’. Um das zu betonen: Podemos als antisemitische Bewegung zu bezeichnen wäre falsch, allerdings ist bei so einem “wenn man nur die Bösen, Gierigen und Korrupten irgendwie loswerden könnte”-Antikapitalismus m.W. noch nie etwas Gutes rausgekommen. Korruption im Kapitalismus: it’s not a bug, it’s a feature.
Andere Dinge, die ich alarmierend finde: Dieses wahlweise Betonen dessen, dass ja alle dabei seien, es eine Volksbewegung sei und dann aber dieses sinnentleerte Pochen auf Expertentum. Hier eine Tagung mit nicht näher benannten “Professoren” (halt, da waren sie schon spezifischer, “Universitätsprofessoren”), dort ein Kabinett, das vor allem aus “PolitologInnen” bestehen soll (und der Oberpolitologe verzapft dann folgendes: Die Sozialdemokratie war so etwas wie die Alternative der westlichen Staaten, während der Kommunismus mit dem identifiziert wurde, was als realexistierender Sozialismus bezeichnet wird. Beide sind gestorben. Das Ideal einer gerechteren Gesellschaft, in der der Mensch über den Profitinteressen steht, hingegen nicht. Und wenn man mich fragt, wie ich mich selbst politisch definiere, antworte ich: als Sozialist, aber einer, der nichts mit Tony Blair am Hut hat.).
Dass man beim Koalitionspoker sich grundsätzlich erstmal als geile Dreilochstute positioniert, aber schon im Vorhinein das hypothetische Scheitern der Koalitionsverhandlungen den anderen in die Schuhe schiebt.
Dass die Problematik der Unzuverlässigkeit einer politischen Bewegung, die quasi aus dem Nichts enstanden ist, ernsthaft damit entschärft werden soll, dass die ja aus einer 3 1/2 (!) Jahre alten Protestbewegung entstanden sei.
Dass da hauptsächlich Leute unter 35 aktiv sind, ist ja nett. Besser als wenn sie auf der Strasse…. halt nein, also besser als wenn sie Zuhause, nasiewissenschon. Andererseits ist das genau das Alter um 30, in dem viele derart rasant irgendwo “ankommen”, dass man gar nicht so schnell gucken kann, wie die sich ihrem neuen Status anpassen. Dank Internet super informiert, vom Tod der Arbeiterklasse als historisches Subjekt bis hin zum Habitus à la Bourdieu hamse von allem schon gehört, zumindest soviel, das dann affirmativ zu bestätigen, sobald ihnen jemand die Chance gibt.
Ich könnte jetzt noch mehr Stellen aus dem Interview oder auch anderen Texten sammeln, die ich bedenklich finde, allerdings fehlen mir dazu Zeit und Lust.
Ich irre mich in dem Fall gerne, ich finde die Öde in der politischen Landschaft genauso super wie alle anderen hier. Allerdings glaube ich nicht daran, dass von Podemos Tolles zu erwarten ist. Die werden im Besten Falle gewinnen, ein paar Leckerlis verteilen und dann evtl. noch ein paar Reformen durchkloppen, die eine sich als bürgerlich verkaufende Partei nie durchgekriegt hätte. Danach sind die verbrannt; die klugen Köpfe an ihrer Spitze werden sich allerdings ausreichend mit Connections versorgt haben.
Dezember 17th, 2014 at 18:38
Danke @Amike, wirklich: Danke.
Ich begründe es noch etwas ‘weiter’, darüber, daß die eigentliche Bewegung ‘eingefangen’ und parlamentarischem Handeln ‘unterstellt’ werden soll, ansonsten volle Zustimmung.
Sie versuchen mE den Weg von Syriza und sind genauso ‘erledigt’ mit einem Wahlsieg.
Dezember 17th, 2014 at 19:24
@Amike: Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ich werde mir das die nächste Zeit genau anschauen, was die dort treiben und ggf. hier mal wieder ein Häppchen hinwerfen. Mich interessiert nämlich auch sehr, ob die etwas machen, von dem “wir” lernen können oder ob das nur die alte Soße ist.
Die Frage ist für mich allerdings nicht, ob jemand links, rechts, oben oder unten im Wort führt, sondern er/sie die Bäckerei übernehmen und auf lange Sicht aufteilen will, sodass alle beteiligt sind.
Grüße an die Villa Kunterbunt.
Dezember 17th, 2014 at 19:40
@ R@iner: Was ich schreibe steht alles unter dem Vorbehalt, dass ich mir nur angucke, was gesagt wird. Und das halt in Übersetzung, das Original zu lesen wäre schon sinnvoller, bei meinem Spanisch dann allerdings hoffnungslos.
Die Grüsse darfst du mir bei Gelegenheit persönlich ausrichten. Also bald ;-)
Dezember 17th, 2014 at 19:45
Der Rechtsweg ist bei uns natürlich immer ausgeschlossen.
Dezember 18th, 2014 at 18:26
Das Publikum weiss mehr als wir – Vor einer Woche stellten wir 5 Thesen zum wachsenden Misstrauen gegen die Medien zur Diskussion. Insgesamt erhielten wir rund 700 Rückmeldungen. Der Versuch einer Zusammenfassung.
via Kommentar bei Burks
Dezember 18th, 2014 at 18:33
Liest sich glatt wie ein Versuch zu verstehen.
Dezember 18th, 2014 at 23:36
Daß überhaupt ein Begriff wie “Qualitätsjournalist” entstanden ist, sagt doch alles. Ist m.W. auch keine valide Kategorie?
Heute ist fast jede Meldung “irgendwie” Boulevard. Der Platz für Engel auf der Nadelspitze ist auch begrenzt…
Dezember 19th, 2014 at 11:18
Über die Vor- und Nachteile der Ermordung von gegnerischen Zielpersonen hat die CIA sich auch intensiv Gedanken gemacht. (Am Ende des Artikels im Standard ist ein Link zum Dokument).
Dezember 19th, 2014 at 12:56
Anderer Faden…?
Dezember 19th, 2014 at 12:58
Ach, einfach OT. Der hier hat je eh schon die Abschlussperle drin ;-)
edit: Ach was, ich kopier ihn mal rüber, gibt insgesamt 4 Kommentare mehr in der Statistik – mindestens!