Ich möchte hier eine Diskussion aufgreifen, die Pantoufle bei sich angeleiert hat und mit einem Zitat von ihm anheben:

Niemand ist gezwungen, dem Geschrei eines Ken Jebsen zu lauschen so wenig wie denen hysterisch kreischender Blogs und Netzwerke. Dort sitzt die eigentliche Minderheit, die Stimmen, die niemand ohne rot zu werden zitieren mag

In der Diskussion dazu habe ich folgendes gesagt:

“Ich finde Jebsen unerträglich, und es bedarf keiner Kampagnen, um seine Texte ihrer Tendenzen zu überführen. Er arbeitet permanent mit Assoziationen, an die sich alles Mögliche hängen lässt, in denen auch Neonazis finden, was sie gern hören. Das ist die primäre Technik von Demagogen, dass sie mehrdeutig bleiben, es ist die von Trollen, derart Aufmerksamkeit zu erregen und eine Diskussion in die Endlosschleife zu schicken, weil sie nicht eindeutig Position beziehen.

Überreden, über Reden reden

Ich will daher (und werde es auch nicht) hier nicht über Jebsen diskutieren(!), sondern diese strategische ‘Offenheit’ auf die sogenannten “Friedensdemos” beziehen. Sie sind genauso abstrakt wie das Gelaber der Demagogen. Die großen Friedensdemos und -Aktivitäten wie oben [Siehe Artikel in der "Schrottpresse"] benannt, hatten konkrete Anlässe und Ziele. Ende der Irakkriege, Ende des Wettrüstens, gegen den NATO-Doppelbeschluss. Da kann man ganz klar sagen: Ich will das jetzt und das jetzt nicht. Dann geht man hin oder lässt es. Aber irgendwie für Frieden sein, irgendwie gegen irgendeinen Kapitalismus, dann halt auch gegen Wucherer und Israelis und dann doch wieder jüdische Politiker und Bänker, das ist Bullshit. Einen Pudding muss niemand spalten.

Wenn ich jemandes Meinung hören will und sie (weiter) publizieren, dann weil sie mir etwas sagt, ich etwas daraus lernen kann, sie konkret ablehne oder befürworte. Die Trolle, die ewig durch die Diskussionen gerollt werden, bringen nichts auf die Beine und kein Denken oder Tun weiter. Ihre größten Kompetenzen sind ihre Eitelkeit und ihr Talent, Ablehnung zu provozieren, aus deren Ablehnung sie ihren Zuspruch beziehen. Das braucht kein Mensch.
Also meine Bitte: Formuliert konkrete Forderungen und Ziele, wenn ihr etwas bewegen wollt. Dann spart man sich das Gekeile um die Frage, was solche B-Promis eigentlich meinen und was nicht.”.

Hier kommen einige Dinge zusammen, die es wert sind, einmal verdichtet formuliert zu werden. Wie auf allen Ebenen in politischen Auseinandersetzungen wird zuerst einmal personalisiert, was ich immer sehr bedauerlich finde. Ich möchte mich mit Inhalten befassen; für mich heißt “Meinung” so, weil es meine ist. Ich habe sie nicht geliehen oder kopiert, und ich will mich auch nicht mit Leihmeinungen befassen. Leider bilden sich aber ständig Gruppen, die sich einer Meinungsführerschaft anschließen.

Leihmeinungen

Jemand hört eine Rede, die ihn überzeugt und lobt den Redner. Prompt kommt ein anderer und sagt: Der Mann ist schlecht, den kannst du nicht zitieren. Reflexhaft wird sich dann verteidigt, und schon bilden sich Fronten. Das gelingt wie gesagt am besten nicht durch kluge Reden, sondern durch demagogische. Man muss sich aber nicht schämen, jemandes Rede gut gefunden zu haben, der sich als Hanswurst entpuppt. Hört auf euch mit Großmäulern zu identifizieren! Ich selbst bin einmal auf Peer Steinbrück hereingefallen, no shit. Ich habe ihn aber nie verteidigen müssen, denn dass einer ein Lügner ist, kann immer sein.

Ich halte schließlich dagegen, dass in Blogs außer Trollen und “Liken” nichts gewesen ist. Im Gegenteil werden sich zwar immer jene Halbhirne die Kelle geben, die sich nie langweilen, weil für sie mangels Möblierung im Oberstübchen jede Runde die erste ist. Der Rest wird auf die Dauer aber weiterziehen. Vielleicht sind es wenige, die sich weiterentwickeln wollen, aber die werden sicher ihre Plätzchen finden, an denen echte Diskussionen stattfinden. Wo nicht, werden halt Clubfähnchen geschwenkt. Die halten aber weder Geist noch Hunger auf. So what?