Ramelow und die DDR
Posted by flatter under journalismus , kollateralschaden[31] Comments
05. Dez 2014 11:49
Die Mehrheit der Deutschen habe Probleme mit der Linkspartei und einem Ministerpräsidenten aus deren Reihen, weil diese sich nicht von der DDR-Vergangenheit gelöst habe, so lese ich und lese ich, bis ich es auswendig kann. Es ist müßig, sich immer und immer wieder selbst zu wiederholen, aber noch einmal: Was ist das für ein hohles Selbstverständnis, wenn die Herrscher der Öffentlichkeit nicht einmal mehr erwägen, dass solche ‘Meinungen’ mit dem zu tun haben, was die Gefragten zuvor gehört und gelesen haben?
Hier ist der erste Schritt zur Wissenschaft entscheidend: Das wissen-Wollen, das unmittelbar zum Fragen führt, zum Nachfragen nämlich. Wenn ich wissen will, wie die Probanden zu ihrer Einstellung kommen, wenn ich wissen will, ob sie da vielleicht einfach etwas nachplappern oder ankreuzen, was man ihnen zuvor förmlich eingetrichtert hat, frage ich nach. Ich prüfe, ob sie überhaupt verstehen, was sie da sagen. Einfache Frage: Inwiefern hat sich da wer von seiner DDR-Vergangenheit nicht gelöst? Worin zeigt sich das? Wetten, da kommt nur heiße Luft mit Mundgeruch?
Ewig hallt die Grotte
Oder anders: Was hat Bodo Ramelow denn in der DDR so gemacht? Ich wäre auf die Antworten nur zu gespannt, denn Ramelow war Bürger der BRD. So einfach ist Wissenschaft. Wissenschaft, da bin ich mir sogar mit meinem Erzgegner Popper einig, ist zuerst die Kunst des Ausschlusses. “Falsifikation” heißt das. Man stellt fest, ob etwas falsch ist, die Wahrheit muss sich dann woanders befinden. Ich versuche also Aussagen, die ich zu veröffentlichen drohe, ihrer Falschheit zu überführen. Wenn mir das gelingt, halte ich die Klappe.
Nicht so die Presse und ihr Widerhall Zwo Null. Seit Wochen lese ich jeden Tag Aussagen von Fachexperten der neoliberalen Konkurrenz, den Stuss über eine DDR-Vergangenheit; die alten Lügen, die noch 25 Jahre ‘danach’ verschweigen, wo die Stalinisten der Ost-CDU, der Bauernpartei und der LDPD zum Beispiel alle geblieben sind. Kein Wort davon. Dafür wird ein alter Sozialdemokrat zum SED-Büttel verklärt, als seien wir wieder in den Sechzigern. Und nachdem also dieser Quatsch täglich verbreitet wurde in dieser Republik der Wendehälse im Kanzler- und Präsidentenamt, dieser aschhkalten Ära von Kommunistenfeinden und Russenhassern, da wird er wieder eingeholt und als ‘Meinung’ verkauft. Das macht mich nur noch müde. Unendlich müde.
Dezember 5th, 2014 at 12:27
In der Präambel zum Koalitionsvertrag liest man auch konsequenterweise etwas vom Unrechtsstaat.
Der Text hätte ohne Verlust auch beim Urknall, Jesu’ Geburt oder der Varusschlacht ansetzen können. Die sind ja sowas von zukunftsgewandt drauf.
Ich gehe das nächste Mal wieder wählen. Nämlich DIE PARTEI. Damit sie die Mauer wieder aufbauen. Was kostet eigentlich der Kubikmeter Flüssigbeton?
Man könnte ja aus echter Eigeninitiative jetzt schon damit beginnen.
Dezember 5th, 2014 at 13:21
So geht’s natürlich auch: Nach-Hilfe in Sachen Demokratie®…
Dezember 5th, 2014 at 13:59
OT: Wert und Preis sind immer wieder Anlass für Verwirrung. Aber das hier hat einen Sonderpreis verdient: “Qualität und Substanz hat immer einen Preis. Selbst abstrakte Dinge, wie Zeit oder Versprechen haben ihren Preis. Welchen Wert hat etwas kostenloses? Kann eine Währung, die keinen Preis abwirft, wertvoll sein?” Oder Sonderwert…? Wobei ‘sonder’ ja auch wieder ‘ohne’ bedeuten kann. Ist das alles schwierig aber auch.
Dezember 5th, 2014 at 14:57
“Ewig hallt die Grotte” – das trifft’s. Klasse.
Müde? Ja, mich auch – am Ende. Zuerst macht mich dieses hirnverkleisternde Gebrabbel wütend, dann gruselt’s mich bei der Vorstellung, in wie vielen verkümmerten Köpfen und als was diese Saat aufgehen wird. Dann fühle ich mich elend, fehl am Platz in diesem Land. Später scheint mir eh alles hoffnungslos, mich langweilt der einfältige Stumpfsinn und endlich werde ich müde.
Dabei wäre es fast zum Lachen: wie viel größer könnte der Unterschied zwischen behaupteter und tatsächlicher Realität noch sein?
Glaubt eigentlich irgend jemand, man könne “das System” per Partei und Regierungsbeteiligung ändern? Je höher die die Diäten schrauben, desto unwahrscheinlicher wird das.
Dezember 5th, 2014 at 15:08
Der Linken könnte strategische Beratung nicht schaden: Spon, Untersuchungsausschuss: Ex-BER-Chef Schwarz kann sich nicht an Warnungen erinnern
Der große Blackout – Nur echt mit dem Symbol der Birne.
Dezember 5th, 2014 at 15:13
“Denn Ramelow war Bürger der BRD.”
Bist du dir sicher?
Ich meine ich hätte noch eine passende IM-Akte und ein Verpflichtungserklärung im Keller.
Und wenn ich sie nicht habe, irgendwo wird sich schon eine finden.
Dezember 5th, 2014 at 15:48
@Peinhart #2
Junge, da fällt dich nix mehr ein. – Oder doch, läuft bei mir unter: wie verhilft man faschisten zu einer “besseren” reputation und wo wüsste man das besser zu würdigen als in Deutschland und so schreibt die sz denn auch ohne jeden ansatz von kommentar/kritik hinsichtlich der schnelleingebürgerten (und das ist bereits kommentar genug) von einer verstärkung der ukrainischen regierung. Alles gut.
Dezember 5th, 2014 at 16:31
Also wir haben uns damals (OK ich war noch jung – aber ich hatte schon ‘ne Brille und die Ohren waren noch ohne Tinnitus) in der demokratisch genannten Republik über derlei Vereinheitlichung der zu habenden öffentlichen Meinung nicht so aufgeregt. Wir sind da glaub ich auch nicht so müde geworden wie heute – waren ja wie gesagt auch noch jünger. Das war so selbstverständlich. Aber seltsamerweise hab ich das (das Niveau war so anders nicht) damals weit weniger wirksam erlebt. Gefühlt (leider wieder nix in konkret mit Zahlen und so) hat doch jeder nachträglich seine (durchaus eigene) Differenzierung nach Gelesenem/Geglotztem/Gehörtem nachgelegt. Das war im Raum Dresden ohne West-Sender-Empfang auf alle Fälle nicht weniger ausgeprägt. Schon eher hatte ich das Gefühl, dass der Durchschnitts-DDRler mit Westempfang schon zu Honnies Zeiten den Westmüll nachplapperte. ..aber: der Genosse Stalin war schon zu meiner Zeit total raus – also da hatte keiner mehr mit zu tun, die hatten alle abgeschworen, auch die von der BlockflötenCDU. Den ganzen Mist haben die auch ohne Stalinismus hinbekommen.
Dezember 5th, 2014 at 17:42
Also mich täte ja eher interessieren, warum die Kommunistenfeinde und Russenhasser den Hund, den sie seit einem halben Menschenleben für tot und endgültig erledigt wähnen, nicht in Frieden ruhen lassen wollen. Was fürchten diese berufsmäßigen Meinungsmacher samt ihrer Finanziers so sehr wie der Teufel das Weihwasser und welche katastrophalen Folgen hätte es für die ganze zivilisierte Welt, wenn da ein Provinzvorsteher sich möglicherweise oder tatsächlich nicht von der DDR-Vergangenheit gelöst haben sollte.
Mit anderen Worten, wovon muss man wem gegenüber Abbitte leisten und Buße tun, um denen als akzeptabel zu gelten …
Dezember 5th, 2014 at 17:45
“Das macht mich nur noch müde. Unendlich müde.”
Jetzt guck aber, dass Du Dich nicht zum ewigen Schlaf hinpackst! Bisschen Eigenpflege ist auch erlaubt, Du Hochleister.
Dezember 5th, 2014 at 18:04
Bodo ist gerettet. Der Medienhype zieht langsam weiter und tönt aktuell um die NRW-Jäger, die für die nächste Zeit Massenproteste ankündigen, um entgegen einem geplanten Gesetz auch weiterhin Katzen erschießen und Füchse sogar in deren Bau zu Tode hetzten zu können.
Dezember 5th, 2014 at 18:13
Linken PolitikerInnen wie Katharina König, Martina Renner und auch Bodo Ramelow ist es zu verdanken, dass das Ausmaß der Verantwortung staatlicher Stellen für den Rechtsterrorismus des NSU publik wurde. Dass Ramelow in den vergangenen Jahren immer wieder auf ungeklärte Fragen im Zusammenhang mit dem NSU-Komplex verwies und auf die Problematik des Staates im Staat aufmerksam machte wurde von den Mainstreammedien bislang komplett ignoriert:
http://machtelite.wordpress.com/2014/11/02/nsu-komplex-drei-jahre-systematische-vertuschung/
Dezember 5th, 2014 at 18:17
Mit gebrochener Haxe mehr oder weniger auf die Couch gefesselt, geht man mangels Alternativen das Bücherregal durch und wird gelegentlich fündig. Hier was zum Thema Realpolitik o.s.ä. aus Amblers “Dr. Frigo” von 1975. Freilich handelt es sich dabei ausschließlich um Literatur, weswegen lupenreine Demokraten jedes Recht hätten, Ähnlichkeiten mit gegenwärtigen Ereignissen abzustreiten.
Dezember 5th, 2014 at 19:36
Top-Einlassung (via NDS): “Mit Ramelow ist jetzt ein Top-Agent einer Ex-Stasi-Connection der Linkspartei Regierungschef geworden”, sagte [CSU-Generalsekretär Andreas] Scheuer. “Das ist ein Tag der Schande für das wiedervereinigte Deutschland.” – Goil!
@Samson #9 – Mit anderen Worten, wovon muss man wem gegenüber Abbitte leisten und Buße tun, um denen als akzeptabel zu gelten …
Abbitte oder Buße sind doch nur symbolisch. Ich denke, es geht schlicht darum, den oder die Betreffenden soweit einzuschüchtern, dass sie sich praktisch keine Politik außerhalb der inzwischen ausreichend eingefahrenen ‘neoliberalen’ Schiene mehr trauen. Und es scheint ja auch zu funktionieren. Je ‘akzeptabler’ deine Politik, desto eher wirst du wenigstens mal eine zeitlang in Ruhe gelassen. Ansonsten dürfte dein Tagwerk nur noch aus Bücklingen und Dementis bestehen. Dann kommst du schon allein deswegen nicht mehr dazu, eine auch nur ein Jota abweichende Politik zu machen.
Schönes Zitat übrigens!
Dezember 5th, 2014 at 19:51
@Samson: Gute Besserung für die Haxe!
@Peinhart: Bayern. Die wollen zuhause jetzt auch deutsch sprechen; lassen; also die Migranten.
Eigentlich verlinke ich nicht den Postillon. Aber weil’s gerade passt und alles Wesentliche zur Nachrichtenlage drinsteht: Bilanz nach 15 Minuten Ramelow: Thüringen verstaatlicht, Bananen ausverkauft, 124 Mauertote
Dezember 5th, 2014 at 20:42
@R@iner: Besten Dank, es wird vermutlich länger dauern als bei dem Fußballspieler (der ist was leichter und besser trainiert, dazu paar Jahre jünger)
@Peinhart: Ich denke, die Einschüchterung brauchen die gar nicht, weil die 1) als allererstes selber Tabularasa mit dem gemacht haben, was sie an DDR-Vergangenheit für entsorgenswert hielten (früher hieß sowas mal vorauseilender Gehorsam o.s.ä.) und 2) nach der Sachlage gar nicht die Mittel haben oder von ‘höheren Orts’ bewilligt bekommen würden, um ggf. bischen mehr Sozialkram zu organisieren.
Das Einzige, womit die sich paar Lorbeeren ‘verdienen’ könnten, wäre 1) Nazi-Demos etc. konsequent verhindern und 2) soviel wie möglich Asylbewerber reinlassen und menschenwürdig unterbringen. Dazu müssten die aber beinahe die komplette Staatsdienerschaft einer quasi umgekehrenden Gehirnwäsche unterziehen (Wissen vermitteln täte vermutlich zu lange dauern).
Dezember 6th, 2014 at 09:32
Einfach immer den Schwachsinn wiederholen, dann wird es irgendwann wahr und setzt sich in den Koepfen der Masse fest. Muss die Masse dazu Breit sein? “Die Linkspartei ist die Nachfolgepartei der SED.” Das die Linkspartei auch im Westen existiert, und es da auch so “sehr viele SED Mitglieder gegeben hat”, interessiert niemand. “Sind ja alles ehemalige SEDler oder waren das jetzt SPDler? Weil die SPD sich zum rechten Fluegel der Union gewandelt hat. Auch voellig uninteressant. Man muss es nur oft genug wiederholen. “Alles linke Spinner die der DDR nachtrauern” oder war es etwa die alte BRD der 80er? Kann auch sein das es etwas anderes ist, als das was nun ablaeuft.
Ich bin uebrigens der Meinung das die Politik, in der Qualitaet wie Sie nun besteht, es verdient, outgesourced zu werden.
Dezember 6th, 2014 at 10:04
Die Anfeindungen in der faz sind sowohl von der Anzahl als auch von den reißerischen Überschriften her die Übelsten, soweit ich sehe. Alles was deren Horizont aka “Frame” überschreitet, stellen verschiedene Autoren als politisches Hiroshima dar.
Gleichzeitig veröffentlichten sie (online) am 3.12. ein Interview mit Glenn Greenwald in dem das Zitat
[..] Was macht guten Journalismus aus?
Journalismus sollte in der Demokratie Widersacher all derer sein, die Macht ausüben. Die Frage ist, wie viel man über deren Machenschaften – vor allem die geheimen – herausbekommen kann, damit die Öffentlichkeit versteht, was sie tun. [..]
vorkommt. Wenn das Gesagte dort jemand ernst nehmen würde, dann könnten sie sich um die schwarzen Kassen der cdu kümmern, um die über 750 Morde in Deutschland, die nachträglich “einem möglicherweise rechten Hintergrund” zugeordnet wurden oder weiß der Teufel.
Aber nein, deren Motto scheint zu sein: Es gäbe viel zu tun – Lassen wir es bleiben. Lesen Sie auch morgen, was wir tun, um die führende politische Kaste zu stützen und die lächerlich überhöhten Gehälter unserer Chefredakteure zu rechtfertigen. Ihre faz.
Dezember 6th, 2014 at 12:17
Gestern früh hat doch tatsächlich irgendein älterer Herr im Radio behauptet, daß mit der Wahl Ramelows das erste Puzzleteil zur Annektion Deutschlands durch Putin an Ort und Stelle gebracht wurde. War wohl ein Telefongespräch während der mdr-figaro-Nachrichten, ich finds leider -oder glücklicherweise- nicht.
Dezember 6th, 2014 at 12:58
FULL ACK, mein Gutster.
Dezember 6th, 2014 at 13:18
@R@iner: Die FAZ ist eben das Kampfblatt des Kapitals, und als solches darf man sie auch in der sog. ‘Medienlandschaft’ verorten; d.h. politisches Hiroshima ist nicht was den Horizont der Autoren überschreitet, so dämlich sind die gar nicht, sondern vielmehr, was sie unter allen Umständen zu vermeiden gedenken, weil sie es nicht wollen.
Der Greenwald unterstreicht das eigentlich nur. Was er 1) in dem Zitat wirklich sagt, ist, dass Journalisten keineswegs so unabhängig und unparteiisch sind, wie es deren ständig wiederholtes Selbstverständnis besagt. Wichtiger, weil politisch gewollt und daher bewusst gewählt ist 2) der Zeitpunkt, zu dem derlei Statement publiziert wird. Dem Publikum wird nämlich damit vertickert, welcher Macht Widersacher Journalisten gefälligst zu sein haben (wenigstens dann, wenn sie in Blättern wie der FAZ gedruckt werden wollen). Genau so funktioniert die sog. Meinungsbildung.
Um die politische Praxis kümmern sich das Kapital bzw. dessen Lobbyistenfraktion in allen Parteien schon selber, egal ob öffentlich oder klandestin.
Dezember 6th, 2014 at 13:26
@Samson: Ich habe meine Zweifel, ob wir nicht alle zu Opfern unserer Verhältnisse werden. Lies doch dieses Bekenntnis einer 56-jährigen Journalistin: Bemerkenswert beleidigt.
Ich bekam den Eindruck, die Frau hatte 30 Jahre unter Steinen gelebt. Sie tat mir fast leid, aber eben nur fast.
Ich glaube, die meisten sind von dem was sie schreiben völlig überzeugt. Daran, dass Schizophrenie einem dauerhaft ein Wohlgefühl der Überlegenheit vermitteln kann, glaube ich indessen nicht. Wir können nicht beliebig viele Positionen einnehmen. Wo bliebe denn die Identität, wenn man seine eigenen Überzeugungen den ganzen Tag über verleugnete?
Bin jetzt weg. Bis Montach oder so.
Dezember 6th, 2014 at 15:01
In der ersten Hälfte der 60er Jahre, als ich noch zur Schule ging, wurden wir auf den Begriff des Hinterfragens aufmerksam gemacht. Es war ein Begriff aus der Religion, der so viel bedeutete wie: Was in der Bibel steht, die Worte der Bibel, des Alten und Neuen Testamentes sind nicht vom Himmel gefallen, haben sich nicht von selbst in Stein gemeiselt und auf Pergamentrollen niedergelassen. Sie stammen von Menschen und sind deshalb auf ihren Wahrheitsgehalt zu befragen, ihr Anspruch auf Wahrheit ist zu hinterfragen. Und oft erwies sich die präsentierte Wahrheit als bloße Fassade.
Erlebt habe ich vor allem im Kunstbetrieb, dass man Künstler und Kunstwerke feierte – ohne weiter nachzudenken -, nur weil sie auf der Biennale in Venedig oder auf der documenta in Kassel vertreten waren.
Durch die Präsenz der Werke auf großen Weltausstellungen der Kunst wurde dann auch kaum noch seitens der Kunstkritik nachgefragt, ob ein Werk und sein Urheber überhaupt Substanz haben. Um 1990 fand sich im Kursbuch 99 der Begriff einer Diktatur der positiven Berichterstattung, mit der die übliche Kunstkritik charakterisiert wurde.
Ich habe damals, als ich im Kunstbetrieb selber noch aktiv war, die Hirnlosigkeit der herrschenden Kunstbetriebler als Avantgarde des Politikbetriebs bezeichnet:
Nachsprechen, was von oben, von den Autoritäten gesetzt wird. Was von ihnen mit Bedeutung aufgeladen bzw. mit einer bestimmten Bedeutung ausgestattet wird.
Dezember 6th, 2014 at 15:20
@R@iner: Bei Marx heißt es, das (materielle) Sein bestimmt das (gesellschaftliche) Bewusstsein, aber alle Propagandisten bürglicher Verhältnisse, gleichgültig ob sie ‘parlamentarische Demokratie’ oder die ‘Herrschaft der starken Hand’ o.s.ä. favorisieren, lehnen Marxens These ab.
Was ich bezweifle ist, dass der Hochschulabsolventin Riedel, die das Geschäftsgebaren des Verlag moniert, “Dienste überall einsetzbarer Leute, die von einem Tag auf den anderen unter Umständen auch in krisenhafte Regionen reisen, kaufe man demnächst günstiger auf dem Markt“, irgendwer vertickern könnte, dass genau dies das Mittel ist, mit dem Kapitalisten (und also auch am-Markt-agierende-Verlage) überhaupt Gewinne ‘generieren’, und weshalb folglich Versuche, der “Redaktion bei ihren Sparbemühungen entgegenzukommen“, von vornherein verkehrt sind. Wenn man sich mit der Thematik ernsthaft beschäftigt, kann man immerhin das Wissen erlangen, warum das so ist. Das macht aber offenbar nicht, wer den Hochschulabschluss als Ticket zu Sphäre der ‘Besserverdiener’ o.s.ä. betrachtet.
Dem bürgerlichen Individuum, welches trotz allem (Opfer-der-Verhältnisse-sein o.s.ä) diese Gesellschaft für die einzig praktikable und daher richtige hält, sollte man dagegen (möglicherweise ein verständnisvoller Psychologe) empfehlen, von dem “weil ich hochqualifiziert bin“-Pferd abzusteigen und sich in die ‘Niederungen’ des Lokalblatt-Geschreibsel zu begeben. Immerhin würde die Ärmste dort nicht mit solch lebensbedrohlichen Situationen wie in den Krisengebieten konfrontiert und hätte vermutlich halbwegs geregelte Arbeitszeiten und brauchte nicht mehr aber auch nicht weniger “Scham” zu produzieren als Taxi fahrende, Briefe austragende, Kellnernde oder Nachhilfe gebende Akademiker.
Btw., mit Überzeugung hat derlei sowenig zu tun, wie man der armen Frau Borniertheit vorwerfen kann. Den Schirrmacher hat schließlich auch niemanden für einen Kommunisten gehalten, als er am Ende der “Kapitalismuskritik der Linken” o.s.ä. doch was abgewinnen konnte
schönes Wochenende auch
Dezember 8th, 2014 at 17:28
@Samson: Okay.
Thüringer Allgemeine: Martin Sonneborn: “Ramelow ist unser Mann für ein Schreckensregime im Osten”
[..] Herr Sonneborn, Sie arbeiten seit zehn Jahren daran, die Mauer wieder aufzubauen. Erfüllt Sie unser neuer linker Ministerpräsident mit Hoffnung?
Absolut, ich begrüße das sehr. Bodo Ramelow hat, wenn ich die CDU-Schmähungen richtig interpretiere, persönlich mindestens 20 Menschen an der Mauer erschossen. Vor diesem Hintergrund ist er natürlich unser Mann, um ein kommunistisches Schreckensregime im Osten aufzubauen. [..]
Dezember 9th, 2014 at 06:06
Den fand ich noch besser:
Dezember 9th, 2014 at 11:41
Passend zum Sonneborn und “Die Partei” ein weiterer kontrapunkt zum laufenden programm “Unsinn wird Vernunft” heute abend im zdf: satire macht “licht” und wenn´s auch nur `ne funzel ist – Die Anstalt.
Brave New World mit ihrer NEW WORD ORDER – schöne überleitung, ne – von Linton Kwesi Johnson, den ich neulich via yt inclusive Live in Paris mal wieder rauf und runter gehört habe, nachdem er in einem polizeiruf 110 von 2002 (Vom Himmel gefallen) eine szene im hintergrund begleitete – viel vergnügen denen, die es mögen.
Dezember 9th, 2014 at 12:33
OT, aber auch PARTEI:
Kauf kein’ Scheiß (Gold) (bei der AfD), kauf GELD (bei uns)! | Die PARTEI
Da waren mal wieder echte Genies am Werke.
Dezember 9th, 2014 at 18:45
Spon: Verfahren wegen Demo-Blockade: Gericht will Ramelows Immunität aufheben lassen
[..] Dem Politiker wird vorgeworfen, am 13. Feburar 2010 mit Tausenden anderen Protestierenden einen Aufmarsch der rechtslastigen Jungen Landesmannschaft Ostdeutschland blockiert zu haben. Mehr noch: Ramelow soll die Blockade “maßgeblich mitinitiiert” haben. [..]
(Schreibfehler sind vom spon. Da war wohl jemand fickrig.)
Dezember 9th, 2014 at 19:24
Alle erschießen, dann Ausweise kontrollieren!
Far OT: Boah glaubsse dooh, heute so um die 300 kg in großen Portionen vom 3.stock via ganz unten im dritten Stock reingetan. Bin ich zu alt für. Scheiß Armut! :-P
Dezember 9th, 2014 at 23:16
@29
Oops, wollte ich auch grad posten.
Denen ist schlicht und einfach nichts mehr peinlich.