Es hört nicht auf, dass sich Journalisten über ihre Leser beschweren, von ihnen am Ende verlangen, die besseren Journalisten zu sein und jedem “Verschwörungstheorien” anzudichten, der anderer Meinung ist. Dabei halluzinieren sie sich selbst expressis verbis Verschwörungen von Internetbösewichten zusammen, die sich absprechen, um in den Foren die Debatte zu bestimmen. Das ist in dieser Ausprägung krank, aber es hilft nicht, sich an solchen Reaktionen abzuarbeiten, denn es gibt eine Lösung, die konstruktiver ist als der berechtigte Vorwurf, dass die versammelte Journaille einen an der Waffel hat.
Zunächst einmal einige Zitate, die nicht ganz abgesichert sind, weil es sich offenbar um solche aus Printartikeln handelt, die ich mir nicht so fix besorgen kann. Korrekturen jederzeit erwünscht!
Der Leser und seine Defizite
Hans Leyendecker beschreibt den Verschwörungstheoretiker:
“Es lag immer schon in der Natur von Verschwörungstheorien, dass sie nie zu widerlegen waren. Keine Beweise? Na bitte, das beweist doch nur, dass die Verschwörer verschlagen sind, weil sie ja sonst Spuren hinterlassen hätten. [...] Der 11. September, der Kennedy-Mord – alles ganz anders als es verbreitet wird. Verschwörungstheoretiker fangen immer mit der eigenen Schlussfolgerung an und ordnen dann dazu passend die Welt.”
Letzteres ist sehr zutreffend, und Leyendecker erlaubt sich, das gegen die Leser in Stellung zu bringen, was ja nur zu berechtigt wäre, wenn nicht eine der Sternstunden der Leserschelte sich neulich bei SpOn so gestaltet hätte: Nachdem der Spiegel sich mit haltlosen Angriffen gegen Putin blamiert hatte (die Absturzursache des Flugzeugs ist bis heute ungeklärt), wurde ein Leser vom Redakteur gefragt, ob er denn „konkrete Belege“ hätte, dass die Situation anders gewesen sei als vom Spiegel behauptet. Da setzt sich die Journaille ins Recht, das so lange gilt, bis der Leser das Gegenteil bewiesen hat. Hier wird gleich ganz auf Belege verzichtet, da ist sogar der Verschwörungstheoretiker mit seinen Mühen post festum noch seriöser.
Noch ein Zitat von Leyendecker:
“Guter Journalismus muss, zumindest wenn es um Recherche geht, völlig ergebnisoffen sein. Aber sind Leser ergebnisoffen? Will jeder Leser die Annäherung an die Wahrheit? (…) Es gibt Defizite bei den Medien und es gibt Defizite bei den Lesern“.
Verschwörung? Konzertierte Aktion!
Wenn der Journalismus aber nicht ergebnisoffen ist, ist er Müll. Dann macht ihn nichts besser, auch nicht die blödeste Leserreaktion. Aus solchem Unfug spricht der beleidigte Gatekeeper: “Journalisten belehren Leser, nicht umgekehrt!” ist die Devise. Dass es einen Dialog geben könnte, darauf kommt der Mann gar nicht. Was juckt es mich, wenn mich ein Irrer beschimpft in einem Forum, in dem mich auch Menschen mit Verstand korrigieren? Will ich etwas lernen? Dann suche ich mir die Beiträge heraus, die dazu geeignet sind und fokussiere nicht auf die anderen. Stattdessen werden aber mit schalen Ausreden gleich alle gemobbt oder ausgesperrt, die anderer Meinung sind.
Nonnenmacher von der FAZ wird zitiert, es sei “eine konzertierte Aktion am Werk, erkennbar an fast wortgleichen Mails“, wenn der Putinversteher bei ihm vor der Tür steht. Welch eine Bankrotterklärung! Das Phänomen, wenn es denn nicht erfunden ist, nennt sich “Spam”. Das wirft man weg und fertig. Ich habe hier auch regelmäßig Kommentare, die kommen mir verdächtig vor. Finde ich sie dann wortgleich woanders, landen sie im Schredder. Andere sind so allgemein gehalten, dass sie sich offenbar nicht auf den Artikel beziehen. So etwas fliegt raus. Und weil sie also nicht die Kompetenz haben, Spam von ernstzunehmenden Kommentaren zu unterscheiden, wittern sie eine “konzertierte Aktion”.
Sowas kommt von sowas. Was auch immer den Journalismus so ruiniert hat, was dazu beiträgt; ob nun Hinterzimmertreffen, Think Tanks, miese Bezahlung, Lobbyismus, Kostendruck, Eitelkeit, Vetternwirtschaft oder das Wetter, kann mir hier wurscht sein. Das Allerletzte ist aber, das in eine Leserbeschimpfung münden zu lassen anstatt seinen eigenen verdammten Job so zu machen, dass man sich nicht dafür schämen muss. Das Bild da oben sagt doch alles: “Diskussion geschlossen – lesen Sie die Beiträge!”. Was soll das anderes heißen als “Schnauze, du bist hier nur Leser!“?
[Update:] Hier beim Max noch mehr zum Thema, hier bei Gärtner, hier beim Tuxprojekt und hier bei der Metawahrheit.
November 18th, 2014 at 17:14
Wenn Journalisten die beleidigte Leberwurst spielen, sind das doch nur Nebelkerzen.
Man brsucht einen Vorwand, um Diskussion zu ersticken, denn: wo kämen wir hin, wenn nicht die “Leidmedien” vorgeben, was hier common sense zu sein hat?
Du hast schon recht: sie sollten “ihren Job” machen.
Blöd nur, daß die Mehrheit der Journalisten darunter etwas anderes versteht als Du meinst.
November 18th, 2014 at 17:35
Das Faszinierende ist doch, dass sie selber die Standards runterbeten, an die sie sich nicht halten. Das ist in jedem einzelnen Fall benennbar. Sie erzählen dir, man solle sich nicht gemein machen und marschieren in der Reihe. Sie reden von Recherche und schreiben ab. Sie labern von unabhängigen Quellen und haben im Zweifelsfall nicht einmal eine.
Weißte, ich kenne aus dem Kindergarten meiner Lütten noch “Gegenteiltag”, aber dort wussten sie wenigstens, was Spaß war und was Ernst.
November 18th, 2014 at 17:54
An so eine Art verkehrte Welt wie den “Gegenteiltag” dachte ich auch schon.*lach*
Ich erwische mich manchmal, daß ich bei Artikeln nach links oben schiele, ob da nicht in klitzekleiner Großschrift “Anzeige” steht ;)
November 18th, 2014 at 18:03
Diese Reaktionen sind eben auch ein Anzeichen dafür, dass das journalistische Selbstverständnis bzw. Arbeitsethos ganz massiv angegriffen ist. Aufgrund der Beschleunigung und Multiplikation/Diversifikation der Kommunikationskanäle ringt der “Qualitätsjournalismus” mit sich selbst. Und wir gucken staunend dabei zu…
November 18th, 2014 at 18:14
Ich glaube nicht, das die Journalisten direkt gekauft sind.
Wenn man mal Dr. Uwe Krüger ein wenig zu seiner Dissertation “Meinungsmacht” zuhört, dann wirkt das doch alles durchaus schlüssig: Die Journalisten sind mittlerweile einfach derart eng mit der Politik verwoben, dass sie gar nicht mehr objektiv können bzw. sich die Meinungen des Mainstreams in der Politik zu ihrer eigenen gemacht haben.
Das erklärt meiner Meinung nach auch recht gut, warum sie diese so offensiv und selbstüberzeugt vertreten, denn sie halten das wohl wirklich für richtig so.
November 18th, 2014 at 18:16
Das verhält sich wie mit Amazon-Rezensionen. Wenn zu viel negative oder gar böse Kommentare da sind, platzen Marketingdeals.
November 18th, 2014 at 18:31
Der Titel macht das Produkt, dass dazwischen ein Mensch steht, ist irrelavant für diesen. Ich Journalist, also muss alles was ich schreibe wohl recherchiert, die Wahrheit, oder objektive, sachliche Darstellung sein.
November 18th, 2014 at 19:22
OT: Lacher des Tages: Schweizer Telefonüberwacher schmücken Büro mit DDR-Fahne (via fefe)
Fickt euch einfach, ihr dummen Arschlöcher! Wo bekommt man eigentlich C4 her? Dank meiner Chemie-Ausbildung könnte ich es noch bis zum C1 schaffen, aber dann wird es schwierig.
Das ist natürlich nur im Spaß gemeint.
November 18th, 2014 at 20:35
Wie entwickelt sich denn das Berufsbild in dem für deutsche Journalisten maßgeblichen Land, also den USA?
Zeitungen sterben massiv aus und anstatt angenehmer Hinterzimmergespräche mit angestellten Redakteuren, die das Gefühl haben dürfen zur selben Schicht zu gehören, droht das Gespenst des Dienstbotenjournalisten. In der Fiktion zum Beispiel ansatzweise bei House of Cards zu betrachten.
In der verschrobenen kleinen Bundesrepublik ist da der Alphajournalist in der Bringschuld seine Meinungsmacht unter Beweis stellen zu müssen, auch wenn das so direkt vielleicht keiner der Beteiligten sagt. Da braucht es zuverlässige Leute die zuverlässige Ergebnisse liefern, was dann irgendwann vielleicht zum Haus am See führt. Die ganze Plackerei mit diesem Mist soll sich doch am Ende auch wenigstens lohnen, sonst hätte man auch gleich Beamter werden können (was der Realität gerade in Sachen Weisungsbefugnis von oben auch recht nahe kommt).
In Deutschland herrscht Ordnung und das heißt in erster Linie auch das ich auf Arbeit ein bestimmtes Maß an bequemlicher Routine habe, dass zu der Arbeit essentiell dazugehört. Diese Routine gewöhne ich mir an, das versöhnt mit den unangenehmen Seiten der Arbeit, die ich mir ebenso angewöhne, und am Ende habe ich dann Feierabend und kann den wenigstens genießen. Eine Störung dieses Gleichgewichts kann zu empfindlichen Reaktionen führen, denn wo meine Gewohnheiten (also mein Recht) über den Haufen geworfen werden, wird schnell der ganze Kompromiss ansich Infrage gestellt.
Ergo sum: Alle machen einfach ihren Job. Aber den ihren eben, den an den sie sich gewöhnt, mit dem sie sich abgefunden haben, mit dem sie trotz aller verdrängten Schattenseiten irgendwann im Reinen sind. So wird die ganze Republik ja verwaltet. Wo dann plötzlich Neues verlangt wird geht die Sache aus dem Leim und das unzufriedene Gegrummel geht los. “Nicht mal in Ruhe meine Arbeit kann ich hier machen.” An innerem Widerstand kann der deutsche Journalismus da dann locker mit einer Behörde mithalten, nur mit etwas mehr Verzweiflung und ergo Bissigkeit, da es sich nunmal nicht um Beamte handelt. Im Hinterkopf ist da immer ein leises “Scheiß doch auf die Welt, ich will meine Ruhe.”
November 18th, 2014 at 21:01
@Rossi (5)
Seh’ ich auch so: Das Problem Schurnalismus ereinigt sich einfach, da merkt keiner ‘was von was, auch nich die, die die Jungs füttern (Politniki & Oligarchie & Lobby). Wollen hoffen, dass das so weitergeht und die Kiste bald platzt – dass da Besserung kommen könnte: Nie und mimmer!
November 18th, 2014 at 21:05
Wer macht sich mal, nein Spaß ist das nicht,die Mühe alle russischen Truppen/Soldaten zu zählen, die nach den Propagandamedien in der Ukraine sind?
Meine Suchmaschine ergibt ungefiltert erst mal 127000 Ergebnisse.
Für den Durchschnitt nehmen wir mal diese Erfolgsmeldung:
http://www.tagesschau.de/ausland/ukraine-574.html
Bei 10% verwertbaren Meldungen x 1000 Soldaten wären bummelig 1,2 Mio russische Soldaten in
der Ukraine. Oder hat jemand mal eine Meldung vernommen, dass Russland Soldaten aus der Ukraine abgezogen hätte?
Damit wäre aber die gesamte Armee Russlands in der Ukraine.
Fazit, wenn schon den deutschen Journalisten logisches Denken und objektive Recherche verboten ist, die Grundrechenarten sollten doch noch verfügbar sein.
November 18th, 2014 at 21:53
Hier ein schöner Text von Stefan Gärtner zum Thema:
Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Verschwörung
November 19th, 2014 at 00:06
Hoho, genau so geht es gerade auf Netzpolitik auch zu.
https://netzpolitik.org/2014/warum-wir-keine-interviews-fuer-rtdeutsch-geben/
Muss an der aktuellen Planetenkonstellation liegen oder so. Meine Meinung zum gleichen Themenkomplex (wenn auch von etwas anderer Warte aus) habe ich nebenan getippt.
November 19th, 2014 at 00:07
Hey Seb…klasse Text… :-)
November 19th, 2014 at 04:05
@5, 9 :
Ach so, die sind ja gar nicht gekauft. Die machen das so, weil sie es
a) gar nicht genau bemerken oder beabsichtigen oder
b) für richtig halten
c) bequem (und einträglich) finden und
d) leider wirtschaftlich abhängig sind
(Noch was vergessen?)
Na, dann ist das natürlich etwas grundlegend Anderes.
HALLO?
Also sozusagen die Inversion von “wes Brot ich ess’…”?
@Vogel: *grins*
November 19th, 2014 at 07:23
@8. R@iner: Natürlich schafft man es mit einer einfachen Chemie-Ausbildung nur bis C1 (Besoldung Wissenschaftlicher Assistent). Für C4 brauchts nach BAT schon eine reguläre Professur.
November 19th, 2014 at 07:32
@15 – nightowl:
Das ist jedenfalls eines der Ergebnisse von Dr. Uwe Krüger und aufgrund seiner Ausführungen erscheint mir das auch schlüssig.
Das bedeutet übrigens nicht, dass kein Geld fließt. Es ist nur sehr wahrscheinlich noch nicht einmal nötig, eben weil die so derart tief im Arsch der Macht stecken, dass die auch so passende Meinungsmache betreiben.
November 19th, 2014 at 08:45
Zur Subjektivität von Wirklichkeit und Wahrheit des Individuums steht mittlerweile genug in den Büchern. Ich denke, man kann getrost davon ausgehen, dass der Stand wissenschaftlicher Erkenntnis der ist, dass niemand in der Lage ist, sich ein vollständiges und damit objektives Bild der Welt zu bilden.
Und selbst wenn das zu einem bestimmten Zeitpunkt für die/den Einzelne/n unter Einbezug unendlich vieler Sichtweisen anderer möglich wäre, dann hätte sich die Welt schon wieder ein Stückchen weiter gedreht und damit hätte sich auch das statische Bild geändert, das man vormals beschreiben wollte.
Die harte Erkenntnis ist: Es geht nie und nimmer nicht. Wer etwas anderes behauptet, ist entweder ein Scharlatan, der andere in seinem oder wessen auch immer Sinne manipulieren will oder er – sie natürlich auch – tappt in die Dunning-Kruger-Falle und fühlt sich einfach in seiner Beschränktheit pudelwohl. Die Variante “No brain, no pain” kennt mittlerweile auch jeder.
Das macht aber nichts, denn wir (Menschen) sind nur zu einem kleinen Teil rational gesteuert, wie uns die Neurobiologen glaubhaft entgegen anders lautender Propaganda erzählen.
Jetzt habe ich schon zwei Dinge aufgezählt, aus denen man Anforderungen für “guten Journalismus” generieren könnte, die an erster Stelle wären:
- Traue keinem!
- Mache dich nicht gemein mit einer Sache!
Statt jetzt weiter zu schwurbeln, verweise ich einfach auf Hardy Prothmann, bei dem sich das z.B. so liest: Womit Xavier Naidoo Recht hat und womit nicht
Er ist sich nicht zu schade, öffentlich(!) hart mit sich selbst ins Gericht zu gehen, wenn er die eigenen Prinzipien nicht einhält: Traue keinem!
Zur Sperre von Kommentatoren äußert er sich so: Unsere Netiquette gilt auch bei Facebook & Co
Auch was er über TTIP schreibt, halte ich für ausgewogen: Ist TTIP der Anfang vom Ende?
Nebenbei organisiert er Radaktionskonferenzen, an denen jeder teilnehmen kann.
Was ist nun die Krux an der Geschichte? Der Mensch arbeitet momentan nur noch im Bereich Lokaljournalismus. Er macht m.M.n. alles richtig, muss aber einschließlich seiner Mitarbeiter davon leben können. Das bedeutet für uns, die Freunde echter Demokratie und Aufklärung, dass wir Leute wie ihn unbedingt unterstützen müssen.
Das wäre dann gleichzeitig die Kante, die wir den “Etablierten” zeigen könnten.
November 19th, 2014 at 09:40
OT: Nachtrag zu dem von mir eingestellten Video von Greenpeace: Telepolis, Greenpeace- “Piraterie” vor den Kanarischen Inseln
[..] Die Greenpeace-Sprecherin Laura Pérez sprach von einer “überzogenen Gewaltanwendung” und kündigte schon am Sonntag juristische Schritte an. Nicht einmal in Russland sei man so brutal behandelt worden, erklärte eine der beteiligten Aktivistinnen, die in Russland schon einmal inhaftiert worden war. Morenés rechtfertigt den Einsatz dagegen. Die Marine habe “getan, was getan werden musste”, und schob den Vorwurf der Piraterie nun nach. [..]
Die Regionalregierung wollte eigentlich die Bevölkerung per Referendum über die Bohrungen entscheiden lassen. Doch wie die unverbindliche Befragung über die katalanische Unabhängigkeit ließ die Zentralregierung auch diese Abstimmung über das Verfassungsgericht “vorläufig” verbieten. Das Referendum sollte eigentlich am Sonntag stattfinden. Industrieminister José Manuel Soria, der Repsols Probebohrungen im Atlantik genehmigt hat, warnte die Kanaren davor, eine “illegale Abstimmung” wie die Katalanen abzuhalten, wo sich 81% für die Unabhängigkeit ausgesprochen haben. Madrid wolle darauf entsprechend reagieren, drohte er auch den Kanaren mit Repression. [..]
Die Armee schützt Privatfirmen während Politiker den Menschen bereits den Protest verbieten wollen.
Finde den Fehler.
November 19th, 2014 at 09:41
Kann man nach dieser stellungnahme vom vergniffkenen noch glauben, dass journalismus noch etwas anderes ist als (nicht einmal mehr eloquenter) müll?
Einige wochen war “ruhe” zum nachladen und nachjustieren, um den versuch zu starten, propagandamäßig subtiler daherzukommen, und selbst das können sie nicht einmal (mehr). Und so jaulen denn die anti-putin/anti-russland-orgeln seit rund zwei wochen wieder ununterbrochen. Die zeit scheint knapp zu werden, den Michel, der partout nicht will, auf krieg einzustimmen.
Karl Kraus nochmal!?! (Ich blätter gelegentlich in der “Fackel”)
“Es ist eine wenig erfreuliche Spezies Mensch, aus der die Tagschreiber sich rekrutieren. Es sind bestenfalls Menschen mit Ehrgeiz und Unternehmungslust ohne Rückgrat und Willen, Leute mit einem Zuviel an Phantastik und Überhebung, um es in einer bürgerlichen Nützlichkeitsexistenz auszuhalten, und mit einem Zuwenig an Verstandeskraft, Geschmack und Bildung, um im Geistigen und Kulturellen auch nur Kleines zu bedeuten. Es sind im bürgerlichen Sinne Deklassierte, im geistigen Sinne sterile Parasiten der wirklichen Bildung, Nebelgehirne, undisziplinierte Wildlinge mit Vandaleninstinkten. Wer irgendeine tiefere Bildung, wer auch nur das bescheidenste intellektuelle und ethische Reinlichkeitsgefühl besitzt, kann kein tauglicher Journalist werden. Bildung ist nämlich ein Hindernis für die journalistische Fixigkeit, sie untergräbt die dreiste Selbstgefälligkeit, die über alles so leicht und sicher urteilt. Bildung ist ein retardierendes Prinzip: die Erziehung zur Vorsicht im Urteil. Sie hält davon ab, einen Einzelfall bedenkenlos zu verallgemeinern oder eine Regel auf jeden Einzelfall zu beziehen. Die Bildung hat mit einem Wort Vorurteile, der Journalismus aber ist `vorurteilsfrei´. Bildung verantwortet Urteile schwer und zögernd, der Journalismus verantwortet
ohne weiteres alles und jedes.”
Die wenigen funzeln, die ab und an im tunnel aufleuchten, der zwar nicht endlos, an dessen ende allerdings auch kein licht ist, sondern die wand, retten nicht nur nichts mehr, sie sind auch ständig vom ausgepustet werden bedroht.
Journalisten – ein widerwärtiges pack, das sich gemein macht mit den herrschenden (gut, das sah vielleicht nur mal anders aus – andererseits, wenn man sich die entwicklung der TAZ anschaut…oder doch eher kritik wenn der laden läuft, in der krise die reihen fest geschlossen), von denen sie bezahlt werden. Und genau da liegt der unterschied zum partei ergreifen für etwas, was ich hier einmal, so allgemein wie mir möglich, bezeichne als den versuch: try to be mensch. Kennen die nicht mal mehr, genausowenig wie schamgefühl.
Der erste grund-/glaubenssatz von journalisten (die gründe: “kann mir hier wurscht sein”) lautet wie der ihrer verleger: try to make money und nicht zu vergessen meinungs- und deutungssetter, ach überhaupt dabei zu sitzen. Meinungs- und deutungshoheit nicht mehr ohne widerspruch durchzubekommen, zu setzen, ist das, was sie zur leser(kommentariats)beschimpfung greifen lässt und sie greifen dabei zum selbstmord durch sich lächerlichmachen. Hoffentlich gelingt ihnen das.
Andererseits sitzen sie am längeren hebel, denn die staaten werden, wie von Cameron in Australien angekündigt, stabilisierend eingreifen und überwachungsstaatergänzend “subtile” bis direkte zensur einführen.
Dass der in nachrufen hoch- und davor auch schon vielgelobte Schirrmacher (ich sah den anders) sich so früh “verdrückt” hat, bedauere ich jetzt `wirklich´, denn jetzt wäre der zeitpunkt gewesen, ihn quasi beim wort zu nehmen: hic rhodos, hic salta! – wie ernst kann man dich nehmen (hätte man dich nehmen können)?
Übrigens gute “Anstalt” gestern.
November 19th, 2014 at 11:18
@ 16 (ninjaturkey)
Mit “C4″ ist nicht zu spaßen und schon gar nicht mit C1
https://de.wikipedia.org/wiki/C4_%28Sprengstoff%29
Wäre interessant zu erfahren, wie ein explodierender @ 8 (R@iner) in einer Vorlesung eine lethargische Studentenansammlung “aufmuntert”?!
November 19th, 2014 at 12:00
@20 Voltaire: Als besondere Herausforderung gilt unter Küchenchemikern auch CL-20. Da sieht schon die Strukturformel brutal nach Explosionsblitz aus.
Detonierende Dozenten habe ich schon einige erlebt. Stimmt, das muntert die Anwesenden noch jedes Mal auf. ;-)
Zum Thema: Arbeitsbedingt habe ich mich bis heute seit fast einer Woche
nur mit Hörbüchern beschallen lassen (da lässt sich prima bei arbeiten!) und Radio und Fernsehen komplett ignoriert. Das war eine Woche gesteigerte Lebensqualität.
Heute zu ersten Mal wieder Radio gehört und – mich gleich wieder aufgeregt.
November 19th, 2014 at 12:20
@19: zu dem Blog
OMG, wie schlecht ist das denn?
Erstmal vorweg: Welche Sau interessiert es denn bitte mit wievielen Leuten Putin irgendwo beim Essen sitzt? In sofern ist das für mich schon mal eine Nicht-Nachricht.
Und zum Inhalt: Steht irgendwo geschrieben wann das Bild gemacht wurde? War Putin vielleicht einfach ein wenig früher am Tisch? Wofür sind wohl die restlichen Teller? Mal so auf Verdacht hingestellt?
Und der Brüller als Schlussfolgerung: “denn Putin sitzt am Tisch und ist einsam.” LOL! Und die wollen ernst genommen werden?
November 19th, 2014 at 14:40
OT: Interview mit Thomas Piketty im “The European”: „Der Mythos staatlicher Souveränität hilft Unternehmen, uns zu bescheißen“
November 19th, 2014 at 15:14
R@iner
Den Piketty kannste doch auch gleich abschreiben.
Welcher Wachstum denn?
Der möchte doch auch nur Schadensbekämpfung betreiben, anstatt das System zu hinterfragen???
Wir müssen uns ganz klar “GEGEN” die Globalisierung positionieren, genau so wie gegen den Nationalismus.
November 19th, 2014 at 16:58
@R@iner: Ich hab Pikettys Schwarte auch nicht gelesen, halte aber das Ansinnen,
“…die Globalisierung so zu regulieren, dass eine Mehrheit der Menschen von ihr profitiert“, bestenfalls für einen Marktingtrick, um den Verkauf der Schwarte anzukurbeln.
November 19th, 2014 at 17:14
@Der Viewer, Samson: “Gegen die Globalisierung” bin ich ganz sicher nicht. Eine der Fragen ist, wie man die Sache so dreht, dass alle etwas davon haben können. Momentan ist es so, dass z.B. im Nahrungsmittelbereich die Produzenten und die Kunden gleichermaßen verarscht werden und die wirklichen Profiteure dann Edeka oder so heißen. Das muß weg.
Eine andere Frage aus Bereich ist die, ob es sein muß, dass chilenischer Wein billiger sein “darf”, als der aus dem Weingut nebenan.
@Der Viewer: Er schreibt doch bereits, dass es kein Wachstum in der alten Form mehr geben wird.
@Samson: Du als Theoretiker: Was genau stört dich denn? Dir ist klar, dass “die Globalisierung” schon länger besteht. Wäre es nicht sinnvoll, zunächst einmal wünschenswerte von unerwünschten wie z.B. unökologischen Effekten zu trennen?
Vielleicht kommen wir besser an anderer Stelle darauf zurück. Ich sammle hier im weitesten Sinne nur Links und will das Thema nicht kaputt machen.
November 19th, 2014 at 17:29
Es müssen globale Entscheidungen getroffen werden, aber einen Zusammenschluss der Menschheit wir es in absehbarer Zeit nicht geben.
Dafür sind die kulturellen Unterschiede einfach zu groß.
So lange nur z.B. die Religionen nicht abgeschafft sind wird es keine Einigung geben.
Also lasst uns regional verwaltete Enklaven schaffen, als aufgeblähte zentralistisch regierte Gemeinschaften ins Auge zu fassen, die sowieso nur alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunter bestimmen und so jeder freien Entwicklung ein Hemmnis darstellen.
Wir sind einfach zu Viele um das unter einen Hut zu bringen.
November 19th, 2014 at 17:43
@R@iner: Die Frage, “wie man die Sache so dreht, dass alle etwas davon haben können“, ist ausdrücklich keine nach Globalisierung vs. Nation(alismus) sondern eben (und zwar theoretisch wie praktisch) die nach dem Produktionsverhältnis, also Kapital/Marktwirtschaft oder nicht. Die Frage bspw., welcher Wein warum billiger ist, hat explizit damit zu tun.
Weil er davon nichts wissen will, sieht der Piketty eben auch überhaupt keinen Widerspruch darin, zur Behebung seines Problems sowohl die allgemeine Konkurrenz beibehalten, deren “Auswüchse” hingegen durch Kooperation der Konkurrenten quasi reglementieren zu wollen
OT (für deine Linksammlung): Wirtschaftskrieg gegen Russland
November 19th, 2014 at 19:02
@Samson: Kleine Korrektur: Ich hoffe insgeheim immer, es handle sich um “unsere” Linksammlung.
November 19th, 2014 at 22:58
@ oblomow (20): Boa, is das krank – “dass Bild erzählt genau die Geschichte” – !?! Wie hirnverdreht geht’s denn eigentlich noch? Ein Bild erzählt rein gar nichts, dieser Lackaffe erzählt die Geschichte oder wozu sind da die ganzen Worte aneinandergereiht??ß!11!!!einßelf
November 19th, 2014 at 23:01
OT: ahja, jetzt isses offiziell. arschlöcha.
November 20th, 2014 at 10:09
@R@iner: Gehts darum, was mich stört, dann sind (vom individuellen Standpunkt aus betrachtet) die “unökologischen Effekte” ebenso abstrakt wie meinethalben Menschenrechte und zwar insofern, als darunter offiziell weder Nahrung noch Bekleidung noch Dach-überm-Kopf verfasst sind. Die Regelung dieser Angelegenheiten wird nach wie vor den ‘Segnungen’ des Markts überlassen, und zwar lokal/regional ebenso wie global. M.E. ist keine System- oder Sonstwiekritik, die sich daran nicht stößt, mehr als bestenfalls Augenwischerei.
November 20th, 2014 at 10:45
Faz, Auf dem Weg in die Shitstormokratie
Aus der Reihe “Nimm dir einen Spaten und grab’ dir ein Loch” oder “Demokratie? Transparenz? Wie scheiße ist das denn?”.
November 20th, 2014 at 11:11
OT: Taz, Quatsch mit roter Soße
Geile Schreibe.
November 20th, 2014 at 12:28
OT: Immer diese verdammten Russen: Der Standard, Spanien: Greenpeace-Schiff beschlagnahmt
Ach nee, das waren ja die Spanier.
Oh, noch mehr Spanien: Die Energiekonzerne hatten sieben Jahre lang “vergessen”, den Haushalten zu hoch in Rechnung gestellte Strompreise zurückzuzahlen. Die Politiker hatten “vergessen” sie daran zu erinnern. Es kam jetzt raus, dass die Geschichte schon seit 2010 verjährt ist. Es ging um läppische 3,4-3,5 Milliarden Euro. Eine andere Quelle spricht sogar von 9,1 Milliarden.
Und die betroffenen Schweizer Banken haben beschlossen, dass sie dem spanischen Gericht nicht bei der Aufklärung des “Skandals” um die schwarzen Parteikassen der PP helfen werden. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Wenn ich mich nur erinnern könnte…
November 20th, 2014 at 13:30
OT: Telepolis, Postwachstumsökonomie
[..] Der entstehende soziale Sprengstoff wird zunehmend Diskussionen befeuern, inwieweit unvermehrbarer Boden als privates Anlagekapital geduldet werden kann. Dirk Löhr, Professor für Steuerlehre und Ökologische Ökonomik an der Hochschule Trier, argumentiert deshalb, eine Reform der Eigentumsordnung an Land und Ressourcen sei notwendig und erhofft sich von der EZB eine Diskussion um “die Entkapitalisierung von Land und Natur”. [..]
November 20th, 2014 at 14:26
@ R@iner: Yo, das is ja mal ganz schön radikal: “Löhr [...] erhofft [...] Diskussion”. XD
And der Faz-Kasper Jasper Altenbockum so: Sollen die Bürger sich den Volksvertretern gegenüber erstmal legitimieren. XD
Noch hab ich heut gute Laune, auch nachdem ich die Anstalt gestern gesehn hab… Ma schaun, wie lang das hält.
November 20th, 2014 at 16:31
OT: Die Tagespresse, Brief lag jahrelang auf Postamt herum: Aufnahmebestätigung der Kunst-Uni erst jetzt an Adolf Hitler zugestellt
Die Post ist an allem schuld.
Luxemburg Leaks: Lobbycontrol, EU-Expertengruppen: Kommission lässt sich in Steuerfragen von Lux-Leaks-Tricksern beraten
Das hätte sicher wieder niemand geahnt.
November 20th, 2014 at 19:42
OT (über ‘nen Kommentar beim mäx): Noch mehr Komplettausfälle bei den Medien, fand ich sehr treffend beschrieben – http://sanczny.blogsport.eu/2014/11/11/toleranz-ist-scheisse/
Anscheinend O-Ton der Themenwoche: “Toleranz ist etwas, was die Mehrheit der Minderheit gewährt.” Noch Fragen über das Selbstverständnis an der Stelle?
November 20th, 2014 at 19:44
Auch aus der Tagespresse:
Russisches Team annektiert Spielerkabine ;)
Btw, “die menschliche Gier nach leistungslosen Einkommen” disqualifiziert m.E. den Telepolis-Autor …
November 20th, 2014 at 20:25
OT: schon bischen älter, nach wie vor aktuell, weil objektiv richtig
Freiheit statt Sozialkram
November 20th, 2014 at 20:40
“objektiv richtig”
Entschuldige, aber solche Formulierungen halte ich außerhalb der Mathematik für völligen Unfug.
November 20th, 2014 at 20:57
Wenn es dir besser gefällt, lass meinetwegen “objektiv” weg und ersetze “richtig” durch “wahr”, es ändert inhaltlich nix. Andernfalls beschreibe, was du für Unfug hältst, allein dass du es tust, ist womöglich eine Meinung aber kein Argument.
November 20th, 2014 at 21:05
Es ist deine in den Raum gestellte Behauptung – denn mehr ist es an der Stelle nicht -, es gebe Objektivität, die ich genau so schnell kritisiere, wie Du sie aufstellst.
Etwas anderes wäre es, wir würden uns über den Beitrag unterhalten. Dazu muss ich ihn mir aber zuerst anhören.
November 20th, 2014 at 21:23
Verwiesen nicht sämtliche Ökonomen (zumal die von dir ausdrücklich in die Debatte geschmissenen Piketty, Löhr) auf Umstände, deren Stichhaltigkeit sie meinen mathematisch belegen zu können und verstießen sie damit nicht gegen den generalisierenden Einwand “Die Möglichkeit eines neutralen Standpunktes, der Objektivität ermöglicht, wird verneint”, gäbe ich dir dem Grunde nach recht.
Deswegen verweise ich auf den Inhalt, versehen mit der Empfehlung: sieh es dir an, dann kann man darüber gerne diskutieren.
November 20th, 2014 at 21:30
Unter Mathematik verstehe ich die geisteswissenschaftliche Disziplin. Das Hantieren mit Zahlen hat damit nicht viel zu tun.
…bin schon bei Minute 20. Textinterpretation kann ich eigentlich selbst, aber mal hören…
November 20th, 2014 at 22:05
OT: Yippie Kay Yay, Motherfucker! Solchen Kram habe ich 2006 vorhergesagt: LBS – Wenn Verträge nichts mehr zählen
Ach, ist das schön. Und alle hatten mich damals dumm angeglotzt.
November 20th, 2014 at 22:10
Selbst wenn niemand eindeutig beschreiben kann, was Zahlen über reine Mengenbestimmung hinaus sind, halte ich die Mathematik (selbst wenn die Methoden mir in großen Teilen wie böhmische Dörfer vorkommen) wesentlich für eine, wenn nicht die grundlegende Naturwissenschaft.
November 20th, 2014 at 22:26
@Samson: Der Vortrag wird dann ab Min. 25 besser. Mathematik zählt tatsächlich zu den Geisteswissenschaften.
Wittgenstein hatte sich übrigens darum bemüht, eine Sprache der reinen Logik zu erarbeiten und ist daran leider gescheitert.
Ich wollte dich vorhin auch nur ein bisschen herausfordern, weil Du an so ziemlich allem etwas auszusetzen zu haben scheinst. :-)
So ist mir der Piketty z.B. völlig egal. Ich habe die letzten 30 Jahre genügend Tabellen und Grafiken aus allen Teilen der Welt betrachtet, um eine recht gute Übersicht zu haben, was wo ungefähr los ist.
Ich versuche aber bei Gelegenheit dieses Blog kreativ zu nutzen und verweise gerne aus Diskussionen heraus auf flatters Artikel oder nützliche Links, die vielleicht von mir oder jemand anderen stammen. Das spielt dann ja keine Rolle.
Wenn ich etwas verlinke, dann vorrangig Artikel, die für mich einen hohen Sinngehalt haben. Oder auch gerne mal das Gegenteil davon.
An die Existenz einer absouten Wahrheit glaube ich wirklich nicht. Na gut, sagen wir es sei der Kammerton A, also 440 Hz oder nehmen wir die Ladung des Elektrons als absolute Konstante oder die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum.
November 20th, 2014 at 22:27
@R@iner(48): So sieht das aus, wenn die flüssige Macht jeden Bezug zur Rationalität verliert. Es springt immer häufiger die Willkür ein, es wird gnadenlos reaktionär und kann die ganzen schönen Zahlenspiele nicht retten. Beim nächsten Mal wird dann aber die wirklich echte soziale Marktwirtschaft® aufgesetzt. Ehrlich!!1!elfelf
November 20th, 2014 at 22:51
Es sind alles nur kurzfristig funktionierende Strategien einiger weniger, die sich die Taschen füllen. Den Rest besorgt die Propaganda der fragwürdigen Indizes und Kenngrößen.
Ich würde es als globales Hütchen- oder Pyramidenspiel bezeichnen, das erst dann nicht mehr funktionierte, wenn die Leute solange Fragen stellten, bis die Kartenhäuser einstürzten und die ganzen Heere der Berater zugeben müssten, dass sie keine Antworten haben und das Spiel selbst nicht bis in die letzte Konsequenz durchschauen.
Das Spiel ist erst dann zu Ende, wenn nicht mehr Hoffnung und Glaube die treibenden Kräfte sind, sondern dem Wissen Platz machen müssen.
Dann stehen allerdings viele erst einmal nackt und hoffentlich beschämt in der Landschaft.
Solange das nicht passiert, werden die meisten das bleiben, was sie von oben betrachtet sind: Kanonenfutter und Arbeitsdrohnen.
Oh je, ich fange an, mich zu wiederholen. Schlechtes Zeichen.
November 21st, 2014 at 08:11
Ich sehe das auch dezent anders: Wenn die Zahlen sich nicht mehr zurechtbiegen lassen, hilft nur Zwang (siehe Minuszins), darauf folgt ggf. Gewalt. Wo aber beides nicht hinreicht, weil nicht Arbeitskraft oder Gehorsam, sondern Kapital gebunden werden soll, da geht nix mehr. Ich habe das Ende noch nie so nahe gesehen wie in diesen Tagen.
November 21st, 2014 at 09:23
Noch einer zum Thema: Telepolis, Die ARD will wie die Süddeutsche zur “gelenkten Öffentlichkeit” übergehen
Edit: *lol* Bei der Tagesschau ist die “Kommentierung der Meldung beendet”, alleine die Formulierung ist schon preisverdächtig. Will man die Kommentare lesen, dann erscheint ein sportliches “Service Unavailable The service is temporarily unavailable. Please try again later.”
Edit 2: Jetzt fehlt der Link zu den Kommentaren völlig. Was haben die für ein System? WordPress auf ‘nem 486er? Windows 3.11? Man weiß ja so wenig.
Edit 3: Die Kommentare sind wieder da.
@flatter: Zu deinem letzten Satz: Mir geht es auch so. Ich wollte nur ein vielleicht letztes Mal die Fahne schwenken, bevor Putin endgültig die Schuld an allem angehängt wird.
November 21st, 2014 at 10:05
@Rainer – Die jW bezeichnet denn auch Platzeck als den ‘Hitlerstalinweselskyputin des Tages’…
Die ARD hatte übrigens mal ein geradezu prächtiges politisches Forum, in dem man selbst und unabhängig vom Tagesgeschehen Themen und Threads aufmachen konnte und das auch nur sehr moderat moderiert wurde. Das war mal sozusagen Netzkultur vom Feinsten dort, einige werden sich vielleicht noch erinnern…
November 21st, 2014 at 10:12
Jahrestage, novembertage, trakltage. Liegt es an der jahreszeit? Das laub fast von den büschen und bäumen, nebel, regen, die trostlose zeit zwischen den jahren droht, es wird nicht nur kälter, nein, alle wärme scheint zu verschwinden, eiszeit, – dazwischen weihnachten, diese frohe botschaft (omfg geh mich ab mit aller religion), so aufgesetzt froh, geschäftlich und maßlos in jeder beziehung und dann auch noch “endzeitstimmung”, vielleicht verstärkt durch das eigene älter werden, sich dem ende nähern – sind einige so “endzeitmäßig” und völlig illusionslos unterwegs in letzter zeit – nein, es ist mehr als das, es ist das, was zu beobachten ist, die jahreszeit mag diese beobachtung der trübe wegen schärfen, dieses `gefühl´ verstärken. Jahrestage, novembertage, trakltage – die ein- und überleitung ist geschafft – ha:
Georg Trakl (03.02.1887-03.11.1914)
Confiteor
Die bunten Bilder, die das Leben malt
Seh′ ich umdüstert nur von Dämmerungen,
Wie kraus verzerrte Schatten, trüb und kalt,
Die kaum geboren schon der Tod bezwungen.
Und da von jedem Ding die Maske fiel,
Seh′ ich nur Angst, Verzweiflung, Schmach und Seuchen,
Der Menschheit heldenloses Trauerspiel,
Ein schlechtes Stück, gespielt auf Gräbern, Leichen.
Mich ekelt dieses wüste Traumgesicht.
Doch will ein Machtgebot, daß ich verweile,
Ein Komödiant, der seine Rolle spricht,
Gezwungen, voll Verzweiflung – Langeweile!
November 21st, 2014 at 13:30
Ich hab’s ja nich so (direkt) mit Lyrik aber was ich grad viel höre:
Dälek
Tarnished
[...]
No need to mention where we is or where we at
Instead i reminisce on all my peoples that we lost Black
The ones who molded exactly where these thought sat
The ones who taught me how to act
The ones who fell in urban combat
the ones who never cared to adapt
The ones in life who always felt trapped
The ones who made a real impact
The ones who had the qualities your average man lacks
Commit their memories to wax
In fact commit their very tarnished essence to the core of (this track).
Endure the everyday, remain tarnished
truth is all tarnished
Corner stoops is all tarnished
Even when it’s strength we try to harness
My mental stay tarnished
The way we act on streets is all tarnished
Even when we meek we still tarnished
All the words we speak is mad tarnished
The core of man tarnished
November 21st, 2014 at 14:08
@R@iner: War es nicht Stephen Hawking, der vor Jahren als medialer Superstar durchging, weil er angeblich kurz davor zu war, sowas wie eine ‘Weltformel’ zu (er)finden? Klar ist jede Natur- zugleich immer auch Geisteswissenschaft, schon deshalb, weil sie sich zwangsläufig von ihrem Gegenstand einen Begriff machen muss. Die nicht bloß geistige sondern praktische Frage ist eben, ob der Begriff richtig oder falsch ist. Dass die Kaste Ökonomen, zu der Löhr, Piketty etc. zuzurechnen wären, sich wenigstens einen richtigen Begriff machen von dem Gegenstand, den sie beackern, halte ich für sehr zweifelhaft. Insofern ist mir schleierhaft, worin du den “hohen Sinngehalt” bei denen siehst.
@Peinhart: Die Gründe, weshalb die ARD das Forum seinerzeit nicht nur eingestampft sondern komplett vom Netz entfernt hat, führen m.E. quasi in direkter Linie zur Propaganda-Abteilung ala Gniffke. Ob man daraus eine Formel herleiten könnte, weis ich nicht, aber offenkundig ist es so, dass der propagandistische Lärm im selben Maße zunimmt wie die Realitätsferne der Meinungsbildung durch sog. unabhängige Medien.
November 21st, 2014 at 14:16
@Samson: Wo habe ich denn bloß geschrieben, dass ich bei einem dieser Wirtschaftsleute irgendeinen Sinngehalt sehen würde?
Wenn man mich fragte, sollten die lieber etwas nützliches machen wie die Tischler, Maurer oder Bäcker.
Ich glaube, wir schreiben aneinander vorbei.
Darf ich fragen, wie viele Semester Mathematik oder Physik Du hattest? Ist zwar saublöd von mir, aber deine Spekulationen bringen auch nicht weiter.
p.s.: Auf die Schnelle gefunden: Ist die Mathematik eine Geisteswissenschaft ? (pdf, 4 S.)
November 21st, 2014 at 16:24
Nett, is das eigentlich Konsens bei den Mathematikern? Oder sollte eher Konsens sein? :P
Wittgenstein is auch noch auf meiner Liste, was hältst du von Gotthard Günther?
November 21st, 2014 at 16:47
@R@iner: Wenn sich bspw. der “Satz des Pythagoras” nicht auf Natur bezieht, worauf dann, resp. warum kann man “nicht erst das Obergeschoß bauen und dann den Keller”?
Zur Vermeidung künftiger Missverständnisse, solltest du ggf. Links auf Sachen, deren Sinnhaftigkeit du bestreitest, irgendwie kennzeichnen (was aus dem Kommentar nicht ersichtlich ist), dann schreiben wir auch nicht aneinander vorbei.
November 21st, 2014 at 17:13
@Samson – Weil ein rechtwinkliges Dreieck nichts ist, was in der Natur gefunden werden, somit nur vom (menschlichen) Geist erfunden sein kann. Natürlich kann man aber mit guten Gründen die ganze ‘Wissenschaftlichkeit’, mitsamt ihren ‘richtigen’ Naturwissenschaften und den nur ‘nacheifernden’, sozusagen zweitklassigen Geisteswissenschaften für ein ebenfalls nur ‘historisches’ Projekt halten. Man kann mE die Naturwissenschaften mitsamt ihrem Leitbild als ‘Technik’ betrachten (und nicht erst die angewandten, die Ingenieurswissenschaften), als eine von auch nur vielen Möglichkeiten, die Welt zu beschreiben, wenn auch mit zugegeben mitunter äußerst praktischen Konsequenzen, die ich keinesfalls zu gering schätzen möchte. ;) Aber eben auch nicht in den Stand einer Religion, der einzig richtigen Art, erheben…
November 21st, 2014 at 18:22
Wo ich herkomme, gab es diese Unterscheidung sowieso nicht. Was ich gern anmahne, ist ein wissenschaftliches Denken zu rechter Zeit. Da sind dann 90% der meinungsstarken Zeitgenossen gern mal draußen.
November 21st, 2014 at 19:08
“Da sind dann 90% der meinungsstarken Zeitgenossen gern mal draußen.” :D
November 21st, 2014 at 19:18
@cb: Weiß nicht. Vielleicht. Kenne ich nicht.
Ich meinte oben nur, dass es so etwas wie die Principia Mathematica eben nur dort gibt. Darüber sollten sich die Herren und Damen des Fachs bewußt sein, egal ob sie ihr Leben mit der Modellierung reeller physikalischer Abläufe verbringen oder Hilberträume mit Quantenmechanik in Verbindung zu bringen helfen.
Im Übrigen kann man das im Kleinen beim Programmieren sehen. Man vereinbart eine formale Logik und freut sich an deren Beschränktheit. Oder so.
@Samson: Kennzeichnen. Och Männo, es sind doch nur Links und nur bedingt Statements. Ich weiß nicht einmal, wer, wann und ob das jemand liest. Ein paar Leute hier meinten vor ein paar Wochen, dass das Zeug, das ich poste, gar nicht allzu scheiße wäre.
Bevor ich mich allerdings dafür rechtfertige, lasse ich es lieber bleiben. Aber solange es mir Spaß macht und der Hausherr nichts dagegen einwendet, mache ich eben weiter.
@Peinhart: Ein Prof. von uns meinte mal in etwa: “Vergessen Sie das mit den 90° ganz schnell. Das ist Willkür. Auf anderen Planeten versteht man Sie aber wahrscheinlich, wenn sie von Pi/2 reden.
@flatter: Wo ich herkomme, gibt es diese Unterscheidung. Die Frage ist, wozu? Das kann ich nicht beantworten.
November 21st, 2014 at 20:37
Ich denke wenn man sich auf diese Weise (== verbal oder schriftlich) verständigen kann was “Pi”, “/” und “2″ bedeuten, dann kann man sich ebenso verständigen was “90″ und “°” bedeuten.
Wenn man sich nicht verständigen kann, wird es schlicht und einfach eine Zeichnung tun ;-)
November 21st, 2014 at 20:47
Genau, dann haben wir z.B. mit den Winkeln an geschnittenen Parallelen zwar auch immer noch Willkür, aber eine unwillkürliche Begleiterscheinung.
Im übrigen definiert sich der 90°er zur Not rückwärts durch den Pita Gyros. Oder durch das gleichmäßige Viereck, auch Quadrat genannt. So wie die 60° im Dreieck und die 30° im Zwölfeck, woher ja auch die Temperaturen bei Waschmaschinen kommen. Alles Mathematik!
November 21st, 2014 at 20:48
:-) Okay, ihr habt gewonnen. Aber nur, wenn kein schwarzes Loch in der Mitte der Zeichenunterlage wohnt.
Ich gehe jetzt wieder in den Transportmusterpuffer. Geschnittene Parallelen…Pffh.
November 21st, 2014 at 20:51
OT: @H.R.: Bitte lies die Nutzungsbedingungen und entscheide dich für einen Nick (z.B. den hier bereits freigeschalteten), sonz wird dat nix mit uns beiden.
November 21st, 2014 at 21:00
@R@iner&Co.: Was mich wirklich auf die Knie sinken lässt, ist das Pentagramm resp. Phi (Φ). Da könnt’ ich mich irre dran denken, ohne dass da irgend etwas Brauchbares bei rumkommt.
November 21st, 2014 at 21:08
∇²=Δ fand ich recht hübsch. Da wird man aber nicht irre von.
November 21st, 2014 at 21:13
Nicht? Dann ist es banal ;-)
November 21st, 2014 at 22:57
Twitter hat alles von Euch sei 2006 offengelegt. Ich hab`s mal gespeichert. Der ein oder andere Aprilscherz sollte damit funktionöckeln.
November 21st, 2014 at 23:29
Wer ist Euch? Ist der relevant? Ist es der Euch nu?
November 21st, 2014 at 23:33
Einfach rausfinden. Es geht doch nix über journalistische Recherche.
November 22nd, 2014 at 13:05
Wir berichten heute live von den Weltmeisterschaften im sich unter Wert verkaufen, die Stimmung is… Was? Was sehe ich da, wir haben direkt einen Weltrekord zu verzeichnen? R@iner hat mit “Ein paar Leute hier meinten vor ein paar Wochen, dass das Zeug, das ich poste, gar nicht allzu scheiße wäre.” reichlich vorgelegt, können die restlichen Teilnehmer da noch ran reichen? Es dürfte spannend werden… :D
November 22nd, 2014 at 13:30
Na gut, dann hacke ich zur Abwechselung noch ein bischen darauf rum: Welche Auskunft geben bspw. “Tabellen und Grafiken aus allen Teilen der Welt” über Voraussetzung und Zweck der inzwischen weltumspannenden Veranstaltung Markt?
November 22nd, 2014 at 13:34
@Samson: Wie wäre es, wenn Du deine Weltsicht erklärtest? Meine kannst Du hier sechs Jahre zurückverfolgen. Oder fünf. Oder so.
Ey Alter, das wird mir jetzt zu kindisch.
November 22nd, 2014 at 14:57
@R@iner: Hängt die Beantwortung obiger Frage von der Weltsicht ab, und wenn ja, inwiefern?
Btw, meine ‘Weltsicht’ findest du hier, und zwar so allgemein, wie nur irgend möglich.
November 22nd, 2014 at 15:48
@Samson: Findest Du nicht, dass nur Fragen zu stellen zu einer Einseitigkeit der Diskussion führen könnte?
Schreib doch etwas zum Thema des Artikels.
November 22nd, 2014 at 21:28
wie ich finde eine sehr gute Analyse in 4 Teilen