Im Gegensatz zu Empörungsfachexperten sehe ich in diesen Tagen eine bessere Gelegenheit, sich zum Hamburger Experiment zu äußern als zu der Zeit, als eine gewisse Folklore sowohl die Presse als auch Gegenstimmen aus dem Aktivismus zu ebenso lauten wie falschen Analysen bewegt hat.
Falsch war wie immer, die Polizei sei angegriffen worden und habe sich bloß verteidigt. Das war in Stuttgart falsch, das war in Frankfurt falsch, und so eben auch in Hamburg. Same Procedure. Die Legendenbildung der Scharfmacher aus Polizeikreisen ging diesmal so weit, dass sie gar Angriffe auf ihre Wache herbei phantasierten und dies erfolgreich an die unkritischen Lautsprecher in den Massenmedien kolportieren. Ups, gelogen! Dergleichen kann nicht versehentlich passieren, es sei denn sie fressen Pilze in der Davidwache.
Ist nie passiert, wurde dennoch behauptet. Dies nennt man dann “Strategie”, eine Strategie wie sie aktenkundig schon 1967 gefahren wurde, um zu eskalieren. Damals hieß es, ein Polizist sei getötet worden. Ermordet wurde damals aber ein Demonstrant, per Kopfschuss durch einen Polizisten. Da haben wir diesmal ja wirklich Glück gehabt!
Eine depperte Strategie?
Die auf den ersten Blick idiotisch scheinende Strategie der Polizei, in mehreren Wellen auf Demonstrierende loszurennen und auf sie einzuschlagen, muss bewertet werden. Abgesehen von den vielleicht geistig obdachlosen Akteuren muss da jemand bewusst deren Gesundheit ruiniert haben, denn es war klar, dass die auf der anderen Seite keine Rentner waren, die sich nicht wehren konnten. Warum macht man dann so etwas?
Nun, Innenminister sind fast durchweg auf Krawall gebürstet, das ist Voraussetzung, um von anderen Funktionären für befähigt gehalten zu werden. In Hamburg setzt der amtliche Sadismus noch gern einen drauf, sorgt für Knäste, die gegen Menschenrechte verstoßen, macht juristische Amokläufer zu Ministern und räumt der Polizei gleich das Recht ein, willkürliche Personenkontrollen durchzuführen. “Gefahrengebiete” darf sie dazu einrichten, und zwar ohne weitere Bedingungen. Fehlen nur noch die Ausgangssperren.
Die Gefahr ist – wohl bewusst – in keiner Weise definiert. Gefährlich und also kontrollbedürftig ist alles, was zum Schlüsselreiz taugt. Eine wunderbar kreative Offenlegung der Ablösung des Rechtsstaats durch die Reflexhandlung belegt dies. Sonnenbrille, Schal, Rennen? Das müssen sie sein! Wer? Na … Terroristen? Und wenn sie dann einen Beutel Petersilie im Rucksack finden, wird die Gefahr abgewendet durch die triumphierend angekündigte Anzeige wegen Drogen… äh … eben Drogen.
Testen, was geht
Da gibt es niemanden, der erklären könnte, welche Gefahr warum wie abgewendet wird. Da wird eben Häuserkampf light gespielt; Hier regiert die Polizei. Sie durchsucht, wen sie will. Findet sie etwas, ganz gleich was, wird festgenommen. Das bleibt vom Rechtsstaat übrig, wenn die Sicherheit vor geht.
Heribert Prantl sagt dazu süffisant oder zahnlos: “Für die Verfassungsmäßigkeit dieses Gesetzes spricht daher wenig.” Ach was! Dass er ausgerechnet in einem Sozialdemokraten, weil er einer ist, die Gegenkraft zu Polizeistaat-Neumann sucht, muss ein Witz sein, den ich nicht verstehe. Das, was vom roten Blut der Sozen übrig blieb, ist verkrustet und braun. Mit denen kannst du jeden Staat machen, präventiv, repressiv, mit oder ohne Gummi Gewaltenteilung. Der Scheitel hält!
Eine gute Zusammenfassung schreibt Melanie Groß in der FR. Was noch fehlt, was ich auch hier nur in dem Raum stellen kann, ist die immer zentrale Frage: Wozu? Wem nützt das? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Reihe der durch Polizeigewalt geprägten Demonstrationen in die nächste Stufe gegangen ist, diesmal gegen einen ernstzunehmenden Gegner und mit anschließender Notstandssimulation. Ein Freilandexperiment eben. Oder hat jemand eine bessere Erklärung?
Januar 7th, 2014 at 19:21
nachdem ich seit dem sommer des e. snowden schon oft kurz davor war, alle elektronischen komm-geräte kurzerhand aus dem fenster zu schmeissen, muss ich sagen, dass die grotesken hamburger polizeimanöver in all ihrer abgründigkeit bisher alleine im netz angemessen gespiegelt werden (ob das allerdings als existenzberechtigung für eben jenes ausreicht, ist eine andere diskussion).
als beste und v.a. schnellste infoquelle, abzüglich aller desinfos und gerüchte, taugt twitter – #gefahrengebiet. seit montag erfreut sich dieses urdeutsche wort auch in spanien und der türkei einiger beliebtheit (wobei aus letzterer offensichtlich v.a. erdogan-fans die gelegenheit für eine retourkutsche in sachen gezi-park nutzen). in spanien wiederum sind die indignados / 15M alarmiert, und der verdacht geistert herum, dass merkelland hier proben für das ganz große gefahrengebiet namens europa aufführt.
eine ausführliche personenkontrolle (bei der u.a. die durchsuchungen von rucksäcken u.ä. nach meinen infos der gesetzeslage schon “rechtswidrig” sind (legal, illegal, sche…), ist hier zu sehen.
und cui bono? ich persönlich halte einige hamburger besonderheiten in sachen filz, ausrichtung der dortigen spd sowie eine besonders widerliche polizeiführung, die teils noch von schill befördert worden ist, für mitentscheidend. was nicht heisst, dass die hamburger jagdszenen nicht anderswo mit großem interesse für eine etwaige wiedervorlage anderswo beobachtet werden.
Januar 7th, 2014 at 19:52
Das ist ein Freilandexperiment. Das es funktioniert hat, wird an dem fehlenden Widerstand der ansässigen Bürger deutlich. Die sind richtig happy, das ihnen der Freund und Helfer in der Not zur Seite steht. Und da das Experiment, welches durch eine aalglatte Lüge vorbereitet wurde, so prima funktioniert hat, wird man es überall ausrollen. Dank an Bürger Blöd.
In GB ist man da auch schon soweit, ist bei fefe nachzulesen: http://blog.fefe.de/?ts=ac32dc00
Januar 7th, 2014 at 20:09
Es wird so weiter gehen, bis irgendwann der Blutrausch einsetzt, und gegen den kann man ja dann “mit Recht” vorgehen, nachdem alles Mahnen und alle analytische Rationalität davor brutal abgebürstet wurde.
Januar 7th, 2014 at 20:28
Man ist sich anscheinend bewusst, daß dieses Konstrukt aus kollektiven Egomanie, der Leviathan “Freier Markt”, aufgrund den aus ihr folgendem Mangel an Gemeinsinn, instabil ist und Kitt benötigt, um aufrechterhalten zu werden. Als Kitt wird dann eine künstliche Eigengruppe, hierzulande meist “Wir Deutschen”, erzeugt, die sich gegenüber der als Feindbild anerkannten Fremdgruppe, seien es nun “Ausländer”, “Kommunisten” oder sonstige, wiederrum egoistisch verhält. Der Egoismus wird auf eine höhere Ebene gehoben, die Eigengruppe erhält durch das kollektiven Treten auf der zum Spielball degradierten Fremdgruppe Gemeinsinn und kann fortbestehen.
In diesem Beispiel sind die Demonstranten die Fremdgruppe, die es gewagt hat, für Solidarität und gegen Ausländerfeindlichkeit zu demonstrieren. Damit diese Fremdgruppe zum Spielball werden kann, werden deren Mitglieder als gewaltbereite Wilde dargestellt, Tiere, in denen man sich nicht selbst erkennen kann, zu denen man keine Beziehung aufbauen kann und auf die man deshalb treten darf.
Das hat damals bei der KPD funktionert und funktioniert, dank ähnlichen Umständen, auch heute.
Januar 7th, 2014 at 20:42
Empfehlenswert dazu auch Monbiot im Guardian (siehe fefe):
http://bit.ly/1aBEHHY
Und wer hätte das gedacht: in der spd gibt es demnächst dann in anlehnung an Lubitsch “To Be or Not to Be”: “schutzhaft-scholz”, “konzentrationslager-neumann” – try to be mensch!? nicht mit uns, hat sich erledigt, sagt die spd. Und statt “wann wir schreiten seit an seit” oder “brüder zur sonne zur freih(z)eit” (ja doch, schwestern auch) geht die neue parteifanfare dann “…. die reihen fest geschlossen…”.
Übrigens: seit einigen jahren verfolge ich die berichterstattung zu “gewalttätigen” fußballfans außerhalb der stadien – polizei/presse und fans/fanbeauftragte, weil ich den eindruck habe, dass auch hier einsatztaktiken an menschen mit geringem “ansehen” in der öffentlichkeit (es trifft schon die richtigen) erprobt werden incl. agents provocateurs. Um mit dieser meinung nicht mehr schräg angesehen zu werden, brauchte es schon zwei vereinspräsidenten hinsichtlich fanverhalten wahrlich eher unauffälliger vereine (ich meine, es handelte sich um Augsburg und Fürth) die sich vor 1-2 jahren mal deutlich gegen das auftreten der staatsgewalt geäußert haben und im falle des FCA wurde, wenn ich das richtig erinnere, sinngemäß die frage gestellt, ob man seitens der polizei bürgerkrieg üben würde. (bitte jetzt keine fußballfan- oder brot und spiele-diskussion; man muss diese ansicht nicht teilen, ich sehe das so und ich bin wahrlich kein freund von “krawallofans”)
“Das ganze system der kapitalistischen demokratie ist faul und korrupt. Uns bleiben bloß zwei wege: faschismus oder radikale neuordnung, und zwar eine revolutionäre, dauerhafte neuordnung.” – “Alles haben wir besprochen, nur das entscheidende nicht: den ausweg. Das, was zu tun ist.” (Carson McCullers, Das Herz ist ein einsamer Jäger, 1940, großartiger roman einer zum zeitpunkt der veröffentlichung 23 jahre alten amerikanischen autorin)
Gibt es (noch) einen ausweg? fragt da der latente defätist in mir.
Januar 7th, 2014 at 20:45
Das ist doch nicht erst seit Gestern, dass die sich alles rausnehmen können. Das sind Leute, die mal eben so, einen Schwarzafrikaner zu Brei kloppen und anschließend mit Benzin überschütten und anzünden – ungestraft! – und dann noch Demonstranten, die sich solidarisch mit dem Opfer zeigen, bedrohen und kriminalisieren. Wir leben schon lange in einem Überwachungs- und Polizeistaat. Man muss sich nur mal anschauen, was sich dieses Gesindel gegenüber bsplw. Obdachlosen herausnimmt, welche in aller Öffentlichkeit gedemütigt und ihrer Menschenrechte beraubt werden. Das Allerletzte ist das hier, in diesem Land der Arschlöcher. Und dann noch rumschreien, dass die armen Schlägerhorden ja mal wieder was abbekommen haben, trotz Helm, Schild und Vollprotektion – der Demonstrant, der seine Grundrechte in Anspruch nimmt, der darf nicht einmal eine Schutzbrille tragen, damit ihm diese Sadisten auch ja gut ihr Pfefferspray in’s Auge Spritzen können – und nach noch mehr Rechten und Waffen rufen. Eine einzige verlogene Scheiße ist das. Schaut euch diese hirnamputierten und anabolikageschwängerten Klone doch mal an: das sind selbst Kriminelle! Das sind Leute, die sich gegenseitig bei Straftaten decken, gemeinschaftlich gegen das Gesetz verstoßen, ihre Kompetenzen überschreiten und gegenüber dem Bürger reine Willkür walten lassen. Das sind die, die die Rechte der Gesellschaft einstampfen – auf Befehl! -, ohne auch nur ansatzweise zu begreifen, dass es am Ende auch ihre Rechte und Freiheiten sind. Kettenhunde sind das, Psychopathen und potentielle Mörder. Neofaschisten sind das. Und überhaupt: Was ist das für ein Land und eine Gesellschaft, in der man um seine Rechte und Freiheiten kämpfen muss? Kleine Anekdote: Letztens komme ich in eine Personenkontrolle (Berlin). Reine Willkür. Ich äußere meinen Unmut. Meine Fresse passt dem Blockwart nicht. Anzeige, weil ich ihn als “Nazi-Polizei” beschimpft haben soll. Hab ich nie gesagt, habe mit dem Beamten auch gar nicht gesprochen. Ich habe 5 (fünf) Zeugen, dass ich niemals Nazipolizei gesagt habe. Reine Willkür. Soviel zu unserem Rechtsstaat. :)
Januar 7th, 2014 at 20:45
Fußball, bzw. Hooligans sowie überwiegend “Hooligans” verwemsen reicht nur um die durchschnittlichen Prügelpolizisten bei Laune und in Form zu halten. Für’s Ausrotten von Partisanen muss man anders trainieren. Die kommen ja nicht freiwillig zu festen Zeiten mit der Bahn und versammeln sich dann an einem Ort.
Januar 7th, 2014 at 20:52
@katze (2):
“Das es funktioniert hat, wird an dem fehlenden Widerstand der ansässigen Bürger deutlich.”
das lässt sich so pauschal nicht sagen:
(…) “Den Kessel mussten die Bullen innerhalb der nächsten halben Stunde fast vollständig wieder aufgeben, da die Mehrheit der Eingekesselten von Anwohnerinnen in die Häuser gelassen wurden, bzw. durch Hinterhöfe ausgebüxt waren. Um das Bild deutlicher zu machen, überall in der Straße wurden die Haustüren und Hofeingänge aufgeschlossen und die Bullen standen ziemlich verdutzt am sich leerenden Kessel.” (…)
desweiteren wurden gestern häufig beschimpfungen der cops von balkonen aus gemeldet; und ein tweet, den ich mir leider nicht gespeichert habe, kam gestern von einer dort lebenden frau, die ihren müll rausbringen wollte und das ganze auf einmal nur unter aufsicht von 30 cops machen (“hinterhofsicherung”) durfte – die war stocksauer.
Januar 7th, 2014 at 20:54
Diesen nationalen Menschenjagdkommandos fehlt momentan nur noch die offizielle Lizenz zum Töten.
Die hat die “Eurogendfor” (militante Stand-by Eingreiftruppe zur Aufstandsbekämpung in Mitgliedstaaten der EU) ihnen gegenwärtig noch voraus.
Januar 7th, 2014 at 20:57
Meine Güte! Wie absurd ist denn das? Da wird gelogen und gelogen, um ganz legitim alles und jeden, der verdächtig scheint, einkassieren zu können? Und verdächtig ist, wer verdächtig aussieht oder sich verdächtig benimmt? Na das ist doch mal ne handfeste Begründung :-( Und selbst wenn die “Legitimation” sich als Lüge herausstellt, wird so getan, als seien die auf Lügen basierenden ‘Handlungsoptionen’ trotzdem legitim? In meinen Augen ganz sicher ein Experiment, wie weit man gehen kann und wie schnell vergessen wird.
Letztes Jahr war ich mit meinen Söhnen (optisch nicht so angepasst, aber auch nicht wirklich auffällig) unterwegs, um meinen (damals zukünftigen) Hund aus einer Tierauffangstation eines Tierschutzvereines im Ruhrpott abzuholen, als uns an einer Autobahnraststätte Polizisten in Zivil im Rahmen einer ‘verdachtsunabhängigen Überprüfung’ um unsere Papiere baten. “Wie zu DDR-Zeiten”, dachte ich da. Irgendwie schienen die Polizisten echt enttäuscht, dass die Überprüfung der Papiere meiner Söhne nichts brachte. Aber dieses Gefühl, das ich da hatte – Überwachung und Verdächtigung ohne Anlass – nehmts mir nicht übel, aber als “Kind” der DDR hab ich das so nicht erlebt.
Januar 7th, 2014 at 21:06
Das ist kein Experiment, dass ist Realität! Das ist ein weitreichender Unterschied. Spaziert mit offenen Augen dadurch und zieht die Waffen eurer Wahl. Denn alles andere bleibt wirkungslos. Bedenkt dabei, dass Ihr nur vordergründig gegen Polizei und der sogenannten Regierung kämpft, sondern gegen multinationale Konzerne und der Mafia (und deren Budgets und Interessen). D. h. es sind auch ggf. Einbußen in der (persönlichen)Infrastruktur vorstellbar, nicht nur der virtuellen, sondern auch der reellen. Triff sie am materiellen und du triffst sie gut. Verfolge das wie in in einem Action Roll Playing Game und Du machst persönlich alles richtig.Vergiß niemals, dass Du es mehrheitlich dort mit Leuten zu tun hast, die Drohnenkriege im Sinne vom Terminator nicht nur gut finden, sondern sich bei der Vorstellung allein einen von der Palme wedeln. Denke immer daran, es geht dabei nur ums Kapital, alles menschliche ist ausgeklammert. “If you want a picture of the future, imagine a boot stamping on a human face everytime forever.” Und Hamburg ist überall.
Januar 7th, 2014 at 21:14
Nennen wir doch das Kind zuerst einmal beim Namen: In einem Teil Hamburgs herrscht Kriegsrecht.
@DirtyDickDaddy: All cats are beautiful.
@mo: Ich war heute auch ganz erstaunt, dass #hamburgo unter den top ten tweeds in Spaniens war. Spanische (Anarcho-) Blogger verfassen Artikel, welche die Situation getreu der Informationslage darstellen. Nicht schlecht. Nur auf El Mundo haben sie ein paar Sachen weggelassen, sodass die Polizei bei ihnen besser dasteht.
Januar 7th, 2014 at 22:04
@ mo
Die Zukunft wird zeigen, ob meine Aussage da zu pauschal war. Noch existiert die Zone ja. Der Widerstand ist diesbezüglich also noch zu mickrig. Ich gehe dennoch davon aus, das Bürger Blöd für die Massnahme als solches mehr Verständnis hat, als darüber nachzudenken, was da gerade mit seinen Bürger- und Menschenrechten veranstaltet wird.
Übrigens solle man damals, in der bösen Nazi-Zeit, ja auch ein paar Juden im Keller versteckt haben. Wenigen hat es geholfen, vielen aber eben nicht.
Januar 7th, 2014 at 22:14
@Katze: Nur als Hinweis: Wenn ich das richtig überblicke, dann ist dieses Vorgehen im Hamburg seit 2005 ca. 40 Mal durchgeführt worden.
p.s.: Gefunden. Guxu bitte hier.
Januar 7th, 2014 at 22:25
„Personen, die augenscheinlich dem linken Spektrum zuzurechnen sind“ – das ist doch mal eine schöne Definition. Hat damals auch so angefangen.
Januar 7th, 2014 at 22:26
@ R@iner
Ich bekomme einen Scheissdreck mit, was so alles passiert. Ich wusste gar nicht, dass man diese Zonen in regelmässiger Beständigkeit einrichtet.
Wenn das so ist, dann ist ja alles völlig normal. Kein Grund sich aufzuregen oder an etwas anzustossen. Prost!
Januar 7th, 2014 at 22:37
r@iner (14):
allerdings ist dieses mal sowohl das ausmaß der zone als auch die präsenz der büttel wirklich bemerkenswert – und sie sagen ja selbst, dass es primär um “einschüchterung” geht.
btw: in anderen städten sieht das grundsätzlich nicht anders aus – nur der name variiert: “gefahrenorte” in bremen.
interessant an dieser liste – …”das Wohngebiet Arsten-Nord” (als Zentrum von Rauschgiftkriminalität und Straßenraub), Kattenturm-Mitte, Huckelriede, (…) oder Bereiche um Otto-Brenner- und Züricher Straße.” das sind absolut keine “szeneviertel” (das “viertel” in hb ist natürlich auch gefährrrrlich…), sondern das sind klassische block- bis hochhausbebauungen, in denen tausende menschen leben – ein großteil “sozialschwache”, dazu viele migranten. da sitzen die “gefährder”, zumindest für die einsatzstäbe der hiesigen cops.
@katze (13): ich mache mir diesbezgl. bei einem relevanten teil der bevölkerung keine illusionen; aber ich halte relevante minderheiten auch nicht für völlig lernresistent. besonders, wenn sie dreimal am tag in nervende kontrollen geraten. oder auch die jagdszenen in den abendlichen strassen vor dem eigenen fenster mitansehen.
Januar 7th, 2014 at 22:42
So schlimm wird das schon nicht werden …
Januar 7th, 2014 at 22:50
Die Polizei, sowie auch die Politik, gehen ja mit ‘Augenmaß’ vor. Wenn ich etwas mit Augenmaß mache, wird es meist krumm und schief. Daher verwende ich einige menschlichen Errungenschaften, die das Ausmessen etwas präziser gestalten.
Januar 7th, 2014 at 22:56
@mo: Ich gehe davon aus, dass es für alle Städte seit vielen Jahren Einsatzpläne in den Schubladen gibt und dass man sehr genau hin geschaut hat, wo die möglichen Brandherde sind. Die sind doch nicht blöd.
p.s.: Ich fand bei der letzten “Volkszählung” z.B. die Fragen nach dem Beruf und dem höchsten erreichten Schulabschluss schon interessant.
Januar 7th, 2014 at 23:22
@ R@iner
Gegen einige Spinner, die meinen, sie könnten sich durch den Einsatz primitiver Gewalt behaupten, genügen diese Einsatzpläne völlig. Die werden ganze Aktenschränke voll mit Einsatzplänen der unterschiedlichsten Eskalationsstufen haben. Saublöd wären die, hätten die so etwas nicht. Davon ist auszugehen.
Ich habe Verständnis für Menschen, die Gewalt gegen Sachen ausüben. Es gibt wenige Menschen, die ihre Wut im Zorn konzentrieren. Klar, um mein altes Auto wäre es schade, ginge es in Flammen auf. Aber wenn das der Preis der Freiheit und Unabhängigkeit ist, würde ich das olle Ding glatt selbst anzünden. Ich habe hingegen das Problem, wenn Menschen gegen Menschen vorgehen. Es ist nicht nötig, Menschen allein nur deswegen weh zu tun, weil sie sich an ersetzbaren Dinglichkeiten vergreifen. Schlagstock raus und immer fest druff, nur wegen einer eingeschlagenen Fensterscheibe, die von den Versicherungsprämien schon längst bezahlt wurde? Das ist keine Verhältnismäßigkeit. Allerdings schützt der Staat nur eine Eigentumsordnung, da spielt die Würde des Menschen, oder gar seine körperliche Unversehrtheit, nur eine untergeordnete Rolle.
Januar 7th, 2014 at 23:28
r@iner (20):
doch, sind se ;-)
klar dürfte es sich so verhalten, wie Du es skizzierst – und nicht nur in schland. aufstandsbekämpfung ist schon seit jahrzehnten integraler teil jeder stadtplanung.
aber noch was anderes: ist es nur mein eindruck, dass dieses hier medial nach allen regeln der kunst runtergekocht wurde ?
(…) “Am Samstag hatte die Hamburger Morgenpost berichtet, ihr liege ein Bekennerschreiben vor. Darin sollen sich die Täter damit rühmen, die Elbchaussee mit Barrikaden lahmgelegt und danach Villen und Büros mit Farbe angegriffen zu haben.
Unter anderem wurden das Wohnhaus und Büro des Architekten Meinhard von Gerkan in der Elbchaussee attackiert. Der Hamburger plante zum Beispiel Stadien für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele in Brasilien.
Zudem gerieten mehrere Wohnhäuser ins Visier der Randalierer. So griffen sie das Haus eines „Blohm+Voss“-Managers an. Eine Attacke galt der Villa einer Familie, die an einer Verpackungsfirma beteiligt ist. (…)
Wie viele Randalierer dabei in der Elbchaussee unterwegs waren und wie viele Häuser attackiert wurden, wusste die Polizei nicht. Auch zur Höhe des Sachschadens machten die Beamten keine Angaben. (…)”
verpackungsfirma = neupack.
ich finde das weitgehende mediale schweigen zu diesen aktionen und auch die kurzangebundene staatsgewalt ziemlich interessant.
Januar 7th, 2014 at 23:47
@Katze: Es geht nicht darum, “ein paar Spinner” unter Kontrolle zu halten. Ich glaube, die wissen ganz genau, wie hoch der Druck im Kessel ist. Die Kommunen sind klamm. Man schließt Jugendzentren. Man streicht Programme für Migranten. An die Stelle von Sozialarbeitern, die sich selbst gerne zerknirscht als Hilfssheriffs bezeichnen, tritt die häufigere Patrouille mit dem Polizeifahrzeug. Anpassung ist Hip. Hey, Du bist schon 15 – Wann suchst Du dir eigentlich ‘nen Job? Eigene Ideen? Haste Kohle? Nee? dann geh’ halt in die Fabrik und mach’ Schicht.
Es ist doch seit Jahren klar, wohin die Reise gehen wird. Zuerst spart man auf Teufel komm raus und dann kommt zeitlich verzögert die dicke Rechnung, die nicht auf dem Silbertablett überreicht wird, worüber man sich dann ganz despektierlich echauffiert.
Scheinbar alle Erkenntnisse aus Soziologie und Psychologie werden ignoriert oder – deshalb scheinbar – sie dienen nur der Analyse, wie weit man sich vor dem Knall befindet und wie groß der werden wird; Alle Warnungen von anderen Seiten werden sowieso in den Wind geschlagen, weil alles, was die Entscheider bestimmen, demokratisch legitimiert ist und man sowieso keine Zeit mit schwierigen Diskussionen verbringen möchte, nicht kann, nicht darf oder nicht will.
Würden die Medien nicht ständig Ursache und Wirkung vertauschen helfen, dann hätten wir meiner Ansicht nach andere Zustände.
Das ist aber nur wieder die alte Litanei und deshalb höre ich sofort wieder damit auf.
@mo: Nette Geschichte am Rande. Das sind aber keine Kapitalismuskritiker, sondern planlose Chaoten!!1! Das muss einfach klar sein.
Kostenfaktoren aller Länder, …
Januar 8th, 2014 at 00:19
@ R@iner
Wenn alle wissen wohin die Reise geht, sogar schon Vorbereitungen getroffen hat die Reisezeit erheblich zu verkürzen, dürften alle doch ganz gespannt darauf sein was passiert, wenn das begehrte Reiseziel endlich erreicht wurde. Wo hofft man eigentlich anzukommen?
Januar 8th, 2014 at 00:27
@Katze: Guck dich doch in der Welt um. In Brasilien z.B. lebt es sich als Reicher bestimmt vortrefflich. Das Wetter ist prima, alle sind korrupt, weil arm, man hat seine privaten Sicherheitskräfte und wer einem zu häufig auf den Zeiger geht, den lässt man von einem Minderjähigen für 100 Dollar umnieten.
Mir kam zu Augen, dass man die Favelas dort jetzt bunt angemalt hat. Die sollen ruhig auch mal Spaß haben. Vielleicht kommen dann auch ein paar Touristen und geben ihnen Geld.
Ich glaube wirklich, dass es so einfach ist. Die Ideen von Humanismus und Gleichheit sind Ideale für Träumer und Looser, für die Nichterbenden und Enterbten dieser Welt.
Möchten Sie lieber dieses signierte Buch von Hegel oder 10.000 Euro auf die Kralle?
Januar 8th, 2014 at 01:31
@ R@iner
Vor allem möchte ich hier keine brasilianischen Zustände.
Januar 8th, 2014 at 01:36
@25: Ich verweiße hier auf “Die Ballade vom Wasserrad” von Bertolt Brecht: http://www.youtube.com/watch?v=Qad4AaY2zoA
Die Mentalität, die jetzige Herrschaft ersetzen zu wollen durch die eigene, führt bloß dazu, daß Oben und Unten vertauscht werden. Das Rad, die Herrschaft an sich, und das aus ihr folgende, erlebte Leiden der jeweiligen Unterschicht, bleibt gleich. Die Frage müsste lauten: Würden Sie sich wünschen, daß es jemand anderen genauso schlecht ginge wie es Ihnen in den, für Sie, schlimmsten Zeiten ergangen ist?
Januar 8th, 2014 at 01:49
@ Suizidatlas
Man hält keine Sanduhr an, indem man sie einfach umdreht.
Ich würde mir wünschen, dass es mir so was von Wurst ist, ob es jemand anderen schlecht geht. Ich will endlich, dass sich mein wehleidiges Mitleid in Gleichgültigkeit wandelt. Ich bemühe mich, aber es gelingt mir nicht. Werde wohl weiterhin, unter grossen Anstrengungen, üben müssen.
Januar 8th, 2014 at 03:20
Mitleid setzt das Erkennen des Eigenen im Anderen vorraus. Von dort aus wieder zum Egoismus, zur Gleichgültigkeit gegenüber andere, zurückschreiten zu wollen wäre Selbstverblendung.
Wenn der andere doch so ist wie man selbst, was legitimiert mich denn dann noch dazu, zu herrschen? Herrschaft setzt vorraus, daß der Herrscher sich den Beherrschten gegenüber nicht anerkennend, sondern gleichgültig verhält. Es braucht keine anderen Herrscher, sondern keine.
Januar 8th, 2014 at 04:57
@ Suizidatlas
Selbstverblendung wäre es nur, würde mir das Unterfangen gelingen. Geht aber nicht, warum auch immer. Ist wohl etwas kaputt, das gerichtet werden muss. Eine Fremdverblendung müsste demnach vorgenommen werden.
Selbstbeherrschung ist die einzige Herrschaftsform.
Januar 8th, 2014 at 12:29
Fr-Online – Bosbach greift zum RAF-Vergleich
Nach den Krawallen vor der Roten Flora in Hamburg regt CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach eine Verschärfung der Gesetze an – und zieht Parallelen zu den Anfängen der RAF. [..]
Wenn ich George Lakoff richtig verstanden habe, dann nennt man das wohl “Hardening des Frames”. Für mich wird durch solche Äußerungen die Spaltung der Gesellschaft in handliche Pakete verstärkt. Tja, wo wollen “die” eigentlich hin?
Januar 8th, 2014 at 13:13
Datenjournalist.de – Die Presse im Gefahrengebiet
Januar 8th, 2014 at 14:48
Ich darf nicht schreiben, was ich denke. Das gäbe ernsthafte Schwierigkeiten. Wohl aber darf man in diesen Landen als Büttel selbstherrlicher Neofeudalisten gänzlich straffrei prügeln, lügen, betrügen und auch noch kaltschnäuzig den Schusswaffengebrauch ankündigen. Den Gebüttelten hingegen wird schon das Mitführen einer Schwimmbrille als Bewaffnung ausgelegt.
Es wird auch hier wieder tote Demonstranten geben. Sollte der Aufschrei trotz Feindbildes und ekelhafter Lügenpresse zu groß werden, besorgen interessierte Kreise den ersten toten Bullen selber. Diesbezüglich haben die keine Hemmungen.
“Wehret den Anfängen”, skandiert Bosbach und merkt echt nichts. So wie der große Rest der Schumacher-Bewegten in diesem Lande. Manchmal denk ich, wir sind hoffnungslos verloren.
Also wie konnte das damals nur passieren??
Januar 8th, 2014 at 16:53
@Seb #7
dafür gibt es künftig so etwas wie (kürzlich hier gelernt) “Indect”.
Januar 8th, 2014 at 17:11
[...] feynsinn: Hamburg, ein Freilandexperiment [...]
Januar 8th, 2014 at 18:09
@27 Das ist in Deutschland unerheblich geworden. Die Leute schicken Ihre Smartphonevideos von persönlich aufgeklopften Schädeln der Nachzucht eher seltener wegen den 50 € an die peinlichen Pleitenshows der Sender, sondern weil sie es toll finden und wissen, dass der Nachbar genauso empfindet.
Januar 8th, 2014 at 19:03
Ach je, die Repressionsorgane tun wofür sie da sind, die bourgeoisen Politiker kriegen dafür die Zustimmung der reaktionären Kleinbürger, die Presse verbreitet Panik und Parolen…
Alltag im Kapitalismus, Leute!
Die Antwort kann nur jene sein, die immer zu geben ist, solange Menschen über Menschen herrschen und die Verwertung des Wertes als blinder Prozess hinter dem Rücken Aller schnurrt wie eine Kettensäge im Unterholz- Theorie, Organisation, Praxis.
Nur wer versteht, warum “Sicherheitsorgane” und ihre “Amtsherren” so agieren – weil besetzte Häuser, Antigentrifizierung und Flüchtlingssolidarität die Reproduktionslogik des Kapitals jedenfalls potentiell in Frage stellen – der lässt sich nicht durch dummes Geschwätz über “Chaoten” und “Randalierer” verblöden.
Nur wer sich organisiert kann hoffen, diesen Zumutungen etwas entgegen zu setzen, nicht mehr vereinzelter Einzelner, im Mahlstrom treibendes Gesellschaftsatom zu sein.
Und nur wer aus seinem Verständnis der Gesellchaft eine organisierte widerständige Praxis entwickelt, hat auch nur den Hauch einer Chance, die Verhältnisse umzustoßen, in denen der Mensch “ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist”.
Januar 8th, 2014 at 20:24
@37 SalvadorArachnor
“Nur wer sich organisiert kann hoffen, diesen Zumutungen etwas entgegen zu setzen, nicht mehr vereinzelter Einzelner, im Mahlstrom treibendes Gesellschaftsatom zu sein.
Und nur wer aus seinem Verständnis der Gesellchaft eine organisierte widerständige Praxis entwickelt, hat auch nur den Hauch einer Chance, die Verhältnisse umzustoßen, in denen der Mensch “ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist”.”
Mein Riesenproblem an dieser Stelle ist, wie – und zwar tauglich und möglichst an Beispielen erläutert – kann ich das evtl. in die Praxis umsetzen.
Der Rest, was du oben geschrieben hast, ist mir klar und ich sehe es auch so. Auch die Tatsache, dass organisierter Widerstand (dringend!) nötig ist, ist mir schon länger bewusst. Ich habe (wohl auch schon hier) darauf hingewiesen, dass es nötig ist, sich auch offline zu organisieren. Leider, und dies mag ein persönliches Manko von mir sein, weiß ich nicht, wie und wo ich das tun könnte. Bei Occupy hatte ich schon versucht, Gleichgesinnte auszumachen, allerdings mit keinem bleibenden Erfolg. Außerdem bin ich in der blöden Situation, dass das Wohlergehen einer anderen Person von meinem “Wohlverhalten” abhängig ist, ich kann also auch nicht ganz frei agieren.
Allerdings, das Gefühl, hier “allein auf weiter Flur” zu stehen (zumindest “offline”), fühlt sich von Tag zu Tag beschissener an. Ich bin zwar eigentlich eher der Typ “Einzelkämpfer”, aber die Entwicklung wird immer brenzliger und die wenigsten Leute in meiner Umgebung haben irgendeinen brauchbaren Durchblick.
cu
renée
Januar 8th, 2014 at 20:56
Das ist ja nett, in Hamburg sind wohl bald Klobürsten ausverkauft ;-)
Das neueste Symbol des Widerstands, und in einigen Ländern wird darüber getwittert. Wenn dann demnächst in Istambul, Madrid, Athen oder sonstwo auf Demos Klobürsten auftauchen, dann ist ja alles klar. Praktisch wär’s allemal, so Dinger hat man zur Not griffbereit zu Hause ;-)
cu
renée
(Von Twiiter: Vid #Hamburg police searching protester and confiscating, yes, a toilet brush…)
Januar 8th, 2014 at 21:32
@Renee #38 Du schreibst:
“Mein Riesenproblem an dieser Stelle ist, wie – und zwar tauglich und möglichst an Beispielen erläutert – kann ich das evtl. in die Praxis umsetzen.”
Theorie: Suche im Umfeld Deines Wohnortes nach einem linken Lesekreis- falls es keinen gibt, frag in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis herum, ob nicht jemand Interesse hat, mal etwas gesellschaftskritisches zusammen zu lesen. Muss ja nicht gleich “Das Kapital” sein, man kann da auch mit ganz kurzen und ziemlich leichtgängigen Sachen anfangen, meinetwegen “Worum es geht” von Jutta Ditfurth oder “Kapitalismuskritik und die Frage nach der Alternative” von Hermann Lueer.
Organisierung: Ja, da wird es schon schwierig. Ich weiß ja nicht wie Du so drauf bist, aber es gibt tatsächlich immer noch “linke” Parteien, die Dich mit Kußhand nehmen würden. In meinen Augen stinken die alle mehr oder weniger, aber das musst Du selbst beurteilen. Also, schau Dir die Programme und (wichtiger!) die konkrete Politik dieser Vereinigungen an, von der “Linkspartei” über die “DKP” bis zur “PSG”.
Wenn die Dir zu reformistisch, autoritär oder sektenhaft erscheinen kannst Du auch versuchen, in nicht als Parteien auftretende Gruppen oder sogenannte “Zusammenhänge” reinzukommen.
Mir spontan einfallende Gruppen mit bundesweiter Verbreitung sind “UmsGanze”, “Interventionistische Linke”, “Gegenstandpunkt” und “Freie ArbeiterInnen Union (FAU)”.
In vielen Städten gibt es linke Zentren, Buch und Infoläden, Cafes, “Freiräume” usw. Dort wirst Du aber nicht beim ersten Besuch gefragt, ob Du einen Mitgliedsausweis haben willst, sondern es findet ein längerer Prozess des Kennenlernens statt, der am Anfang auch oft abschreckend wirkt, weil einem bisher unbekannten Menschen durchaus (nicht unberechtigtes!) Mißtrauen entgegenschlägt, so dass nur wenige mit Dir sprechen und alle sich sehr zurückhaltend geben. Das muss mensch dann aushalten und am Ball bleiben, zu Veranstaltungen auftauchen, Diskussionen führen, ein wenig Einblick ins eigene Leben geben. Und irgendwann bist Du drin und hast dann auch die Gelegenheit, an der Organisierung teilzunehmen.
Die Praxis ergibt sich aus dem Grad der Organisierung in Kombination mit der politischen Ausrichtung. Schon die Organisierung selbst ist eine Form der Praxis, das Abhalten von Veranstaltungen, das Schreiben von Zines oder Zeitungen, das Verteilen von Flyern, das Rumrennen auf Latschdemos usw. usf. sind dann weitere niedrigschwellige Dinge, die Du vielleicht auch mit Deiner Verantwortung für eine weitere Person unter einen Hut kriegen kannst. Im Rahmen der FAU gibts vielleicht auch die Möglichkeit, Arbeitskämpfe zu führen oder zu unterstützen. Auch wo es keine FAU Gruppen gibt ist gewerkschaftliche Organisierung immer gut, auch in IGM und V.erdi existieren Gruppen linker Gewerkschafter, in denen mensch arbeiten kann. Alles was darüber hinausgeht mußt Du dann mit Dir und Deiner Gruppe ausarbeiten.
Januar 8th, 2014 at 21:51
@40 SalvadorArachnor
Danke für die Antwort, das ergibt ein brauchbares Bild in meinem Kopf.
Ich hatte es ja vor Occupy schon mal aus Verzweiflung bei der Linken versucht, aber die drehen sich zu sehr um den Parlamentarismus und um sich selber, das ist absolut nichts für mich. Am liebsten wäre mir ja weitgehend so ein “bunter Haufen” wie hier, vielleicht ein wenig eindeutiger “links-revolitionär-antikapitalistisch” aber auf jeden Fall eindeutig “emanzipatorisch-libertär” und auf gar keinen Fall “dogmatisch-staatssozialistisch” ausgerichtet.
Nachdem ich 5 Jahre meiner Jugend an so einen verbiesterten dogmatischen Zirkel verschwendet habe, bin ich da vorsichtig.
Mal sehen, wie ich mit deinen Anregungen weiterkomme.
cu
renée
Januar 8th, 2014 at 23:46
Erstmal ein frohes neues Jahr, und schön dich wieder zu lesen ( hab Dich beim immer mal wieder draufklicken erst heute entdeckt).
Und ja , das ist ein Freilandexperiment.
Ich bin nicht mit einer ausgeprägten Paranoia ausgestattet, aber ich würde folgende Wette gern verlieren:
Schäubles feuchte Träume werden in dieser Legislaturperiode wahr werden, der Einsatz der Bundeswehr im Inneren! Nie war die Gelegenheit günstiger. Die verfassungsändernde Mehrheit wird genutzt werden. Es bedarf eines blutigen Vorfalls um die Kälber in die Metzgerei zu treiben. Das ist leider meine Wette. Nagelt mich , aber so wird es kommen.
Dann werde ich eben Österreicher.
Januar 9th, 2014 at 10:02
@flatter
Im Ganzen wohl rischtisch und wischtisch … trotzdem habe ich’s nich geschafft, den unter “wunderbar kreative Offenlegung “ verlinkten Beitrag, trotz mehrerer Anläufe, zu lesen; imho eine gar zu schwache Dichtung. Auf solche ‘Belege’ würde ich verzichten.
Januar 9th, 2014 at 10:16
Mal was Anderes zum Sicherheitsstaat:
“Der Brandanschlag auf die Germeringer Asylbewerberunterkunft entsetzt Bewohner, Nachbarn und Politiker aller Parteien gleichermaßen. Der Hintergrund der Tat ist noch unklar.”
Brandanschlag vom 8.1.14
Habt Ihr davon schon gehört? Warum wohl nicht? Und was sagt die Polizei?
“Die Polizei schließt einen ausländerfeindlichen Hintergrund bislang aus – weil das Feuer im Verwaltungstrakt der Einrichtung gelegt wurde.”
Abendzeitung
Widerwärtiges Spiel von Medien, Politik und Polizei. Dabei lebten in dem Gebäude zehn Menschen, es handelt sich also um zehnfachen Mordversuch. Mal sehen ob es den interessierten Stellen gelingt, dies unter dem Teppich zu halten. Wäre ja auch blöd für die Rassisten der CSU, welche gerade die bayerische “Volksseele” (brauner Tümpel der sie ist) so richtig anheizen, wenn dieser Mordanschlag bundesweit Aufsehen erregen würde.
Januar 9th, 2014 at 13:07
OT:
KottanDer Staatsschutz ermittelt mal wieder.Lolek und Bolek – Damit ist das Täterprofil klar: Über 40 und linksaußenextremistischst. Und es müssen zwei gewesen sein. Männer, mit polnischem Akzent. Ein Großer und ein Kleiner.
Wenn ein Haus mit Migranten in Flammen aufgeht, dann könnte es sich doch bestimmt auch um ein Beziehungsproblem gehandelt haben oder vielleicht war es nur ein Streich? Schwierig.
Januar 9th, 2014 at 14:55
@R@iner
Kottan “Inspektor gibt’s kan!” – legendär und aus dem wiederaufgelegten “Rien ne va plus” (quasi wie in der realität) der hier:
“Schrammel, weißt du was ein Vakuum ist?” – “Ich hab’s im Kopf, aber es fallt mir grad’ net ein.”
Vereinfacht das leben ungemein so ein vakuum.
Januar 9th, 2014 at 16:18
@Vogel(43): Ich halte den Bericht zwar für weitgehend authentisch, es ist aber egal, ob sich das so abgespielt hat, und das ist m.E. das große an der Darstellung. Hier haben wir genau die Ununterscheidbarkeit von Satire und Realität, exakt den Skandal des Alternativlosen, eben den Reflex. Ein jagendes Tier reagiert auf Fluchtbewegungen. Die Beute ist äußerlich außerdem durch einfache Merkmale erkennbar, sogar im Dunkel. Vielleicht habe ich allein den ganzen Spaß, aber ich finde es großartig.
Januar 9th, 2014 at 17:36
@flatter
“Oder hat jemand eine bessere Erklärung?”
Versuch´s mal mit VT:
Man erinnert sich:
Der “hell-rosa” Olaf bei den B.bergern. Landet anschließend einen Kanter-Wahlsieg. Surprise.Surprise. Bekommt Hamburg als Spielwiese. Für “Zukunftsprojekte”, z.B. Erprobung von Ausnahmezustand in Multi-Kulti-Metropolen.
Sozial-kryptologisch die Handschrift der B.berger – und ihrer Agenda. Braver Olaf! Ohne richtig aufzufallen, denn sein Name ist Neumann…
Januar 9th, 2014 at 19:31
Wenn du damit sagen willst, dass ein Olaf absolut reif war für so etwas wie eine Spitze
lnkandidatur, kann ich dem nur zustimmen. Solltest du hingegen meinen, “B.Berger” hätten den Wahlausgang quasi manipuliert, rate ich eher zu anderen Pillen.Januar 9th, 2014 at 20:55
Das kommt mir mittlerweile ziemlich “blaupausenmäßig” vor. Seit ca. 1-2 Jahren ist mir hier in Ffm. auch eine massive Steigerung der “Polizeipräsenz” sowie die jeglicher Sicherheitsdienste aufgefallen, so etwas geschieht schließlich nicht zufällig. Und diese Cops sehen alle nicht aus wie der berühmte “Schutzmann an der Ecke”, eher wie der schwarze Block, nur besser ausgerüstet. Gibt es da ähnliches aus anderen Städten zu berichten? Auch die Fahrscheinkontrollen wurden verstärkt, das Ganze dient m.E. u.a. dazu, die Menschen zu verunsichern und einzuschüchtern.
Ein anderer Gedanke kam mir noch, als ich gesehen habe, wieviele Menschen aus anderen Ländern sich für #Gefahrengebiet etc. interessieren. Als hätten viele darauf gewartet, dass auch in .de mal was “Größeres” passiert als nur die üblichen Scharmützel.
Bin echt gespannt, wie das ausgeht.
cu
renée
Januar 9th, 2014 at 21:21
Falls es wen interessiert, hier ein pdf, was Kritische Polizisten zu Rote Flora zu sagen haben. Ist schon interessant, wie wenig deren Version mit der offiziellen übereinstimmt.
cu
renée
Januar 9th, 2014 at 21:30
@flatter
“hätten den Wahlausgang quasi manipuliert, rate ich eher zu anderen Pillen.”
Welche “Pille” soll es denn sein?
Zu dem Wissen, dass die Mainstream-Presse, erstens nicht unabhängig ist und zweitens, am Ausgang von Wahlen nicht ganz unbeteiligt ist (und das ist sehr vorsichtig ausgedrückt), bedarf es keiner Pillen. Es ist eine schlichte Binsenweisheit.
Januar 9th, 2014 at 22:29
Völlig richtig. Dazu bedarf es aber keiner B.Berger, es sei denn, du betrachtest diese als einen Club von Adabeis und ihrer Sponsoren. Insofern wäre B.Berg sehr ähnlich strukturiert wie die “freie Presse”, aber eben keine ‘Verschwörung’, sondern ein Idiotenverein, der glaubt, die Gesetze des Kapitals seien irgend geheim. Insofern sind die nämlichen Clubs wie der “Magische Zirkel”. Wer es wissen will, kennt alle Tricks, seit ungefähr 1865. Das Personal ist irrelevant, dessen Pläne Religion.
Januar 9th, 2014 at 22:32
@52 Hostme
Wenn mir ein Dachziegel auf den Kopf fällt, ist es für das Ergebnis relativ Wurscht, ob der sich zufällig gelöst hat oder absichtlich von jemand fallen gelassen wurde. Die Gefahr bei diesen ganzen “VTs” ist es m.E., dass man sich daran allzu lange festbeißt, statt die Ursachen anzugehen. Wie das Wahlergebnis genau zustande gekommen ist, ist doch zweitrangig. Ob sich da eine böse Elite zu irgendwelchen konspirativen Spirenzchen zusammenfindet oder einfach drauflos alle Register zieht, welche das System hergibt, das Ergebnis ist, dass die überwiegende Mehrzahl der Menschen (und noch einige andere Lebewesen) darunter zu leiden hat.
Ich habe mich selbst mal einige Monate lang mit diversen VTs beschäftigt und bleibe bei meinem Resumee: es ist eine wunderbare Möglichkeit, seine Zeit damit zu vergeuden. Wäre ich an der Stelle solcher elitärer Verschwörer, würde ich mindestens 10 Vts in die Welt setzen, damit keiner wirklich kapiert, was eigentlich los war.
Außerdem ist es letztlich egal, welche Puppe in der Muppetshow gerade das Sagen hat, auch wenn für die brisanteren Aufgaben anscheinend gerne die “unverdächtigen” herangezogen werden. Die Kritik daran bewegt sich allerdings immer noch innerhalb des Systems. Nötig wäre aber die Kritik “am” System – und entsprechende Maßnahmen. Wie “böse” oder “lieb” unsere “Sklavenhalter” sind, ist weniger von deren Wollen abhängig, sondern vom Zustand des Systems.
Hat schon jemand eine brauchbare Analyse zum Ist-Zustand vorrätig? Kurzfrist-Prognose für die nächsten Jahre? DAS fände ich wichtig, nicht welcher neue Kronprinz von den Bilderheinzchen gekrönt wird. Wenn der sich die Haxen bricht, wird’s ein anderer.
cu
renée
Januar 9th, 2014 at 22:37
Ich sehe grad’, flatter war schneller ;-)
cu
renée
Januar 9th, 2014 at 23:47
der Reihe nach:
@flatter
Leider verstehe ich Deine Message nicht. Wenn Du künftig auch die VT in Deine Betrachtungen einbeziehen willst (s. Dein letzter Themenpost), dann wirst Du an den BB nicht vorbeikommen.
@renée
bei Ereignissen mit “tödlichem” Ausgang ist es alles andere als “wurscht”, ob Zufall oder Absicht dahinterstehen. Bei ersterem kannst Du dir die Ursachensuche sparen.Erst bei vermuteter Absicht, bei der Frage nach dem Wer und dem Warum wird es interessant. Und dann stösst Du, bei erfolgreicher Suche, zwangsläufig, zumindest in der Politik, auf Persone. Personen, die vernetzt sind, sich abstimmen und einen gemeinsamen politischen oder ökonomischen Willen, und das unter Geheimhaltung, durchsetzen, handeln verschwörerisch.
Jedes Kartell ist z.B. eine Verschwörung.Und allein Kartelle gibt es genug, brauchst nur unsere verrückten Märkte anzuschauen.Die Welt ist voller Verschwörungen, weil sie der effizienteste Weg zur Interessensdurchsetzung sind. Happig wirds natürlich, wenn es gegen Deine Interessen läuft und darüber reden wir hier.
Ein soziales System kannst Du erst verstehen, wenn Du die Akteure einbeziehst.Du kommst nicht an ihnen vorbei.Und wenn Du ihren Willen kennst, umso besser.Sie machen nämlich die Regeln, nach denen selbiges (zu ihren Gunsten) funktioniert.
“Und wenn das Bilderheinzchen sich die Haxen bricht”, dann kommt ein neues Bilderheinzchen. Zumindest wird es versucht, auch wenn es nicht immer klappt.Denn die Heinzchen werden gebraucht.
Januar 10th, 2014 at 00:36
@56 Hostme
Hast du dir meinen Beitrag mal ganz in Ruhe durchgelesen? Meinst du vielleicht, ich glaube, dass Gladio, Indect, NSU etc. ein Pendant zu “Räuber und Gendarm” für große Jungs sind oder die forcierten “Freihandelsabkommen” gerade jetzt ins Spiel kommen, weil es irgendwelchen “Staatsmännern” und der Mutti grad langweilig ist? Grad wird in usa begonnen, Cannabis zu legalisieren und – kabumm – kommt raus, dass WER wohl schon längst soweit ist und hat das Zeug auf GMO gestrickt. Eben, genau die.
Was hilft es mir jetzt aber, dass ich das alles weiß (keine Sorge, ich weiß noch viel mehr) – kann ich mit diesem Wissen den ganzen Irrsinn beenden? Nein, es bestärkt mich höchstens darin, weiter am Ball zu bleiben. Aber nicht, um noch viel mehr Verschwörungen aufzuklären, sondern die grundlegende Ursache der Verschwörungen zu “bekämpfen”. Diese grundlegende Ursache sind aber noch nicht mal diese Gestalten “behind the curtains”, selbst wenn sie die Profiteure sind, sind sie doch nur Teile des Systems. Erst wenn dies verschwindet und durch eine emanzipierte Gesellschaft abgelöst wurde, verschwinden auch diese Gestalten. Diese Gestalten zu bekämpfen bringt nicht viel, die sind – egal für wie unersetzlich jeder von denen sich dünkt – jederzeit ersetzbar.
Das einzig interessante an VTs ist, dass sie einem die letzten “romantischen” Vorstellungen über den Kapitalismus rauben können, dafür habe ich sie bei mir erfolgreich eingesetzt. Und man bekommt ein gewisses “Frühwarnsystem” implantiert. Das einem z.B. sagt, dass es sich bei den Vorgängen in HH um eine “Blaupause handeln könnte – wär ich früher nie drauf gekommen ;-)
So, nix für ungut, die Frau am Keyboard ist schon bissi älteres Semester und ein ziemlicher Querkopf.
cu
renée
Januar 10th, 2014 at 11:19
@Hostme: Wer sagt, dass ich mich mit dem Personal oder einzelnen Zirkeln herumschlagen muss? Mich interessiert die Struktur der Verschwörungen, die ich auch “Verabredungen” nenne und in welcher Beziehung sie zu den Selbstbeschreibungen des Systems stehen, in dem sie stattfinden. Vor allem mache ich mir nicht ausgerechnet diejenigen zu meinen favorisierten Objekten, die jedem Hobbypsychopathen zum Vorbild dienen. B.Berg betreffend ist z.B. die Informationsdecke zu dünn. Was mich daran interessiert, sind ggf. nur die Auftritte von nachgewiesenen Teilnehmern, sofern sie einer solchen Teilnahme widersprechen. Ganz spannend finde ich z.B. Özdemir und die Atlantikbrücke. Allein seine Mimik bei dem Versuch, anderen “Verschwörungstheorie” vorzuwerfen, spricht Bände.
Januar 10th, 2014 at 11:47
Wer sich für den Einfluss der B.-Berger interessiert (oder Argumente gegen deren Wichtigkeit sucht), dem sei z.B. (Herrschafts-)Eliten in Europa – Bilderberger & Co. – Prof. Michael Hartmann (1/6) auf youtube empfohlen.
Er beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Eliten und hat konstatiert, dass weder Interessengleichheit, noch Kontakte außerhalb der B.-B.-Konferenzen nachzuweisen sind. Hinzu kommen noch Sprachbarrieren…It’s the fucking system!
Januar 12th, 2014 at 22:17
meanwhile in burgos, spain.
#gefahrengebiet seit ca. drei tagen, und nach meinem eindruck geht´s da selbst für spanische verhältnisse – und unter den neuen “sicherheitsgesetzen” – recht heftig zur sache. scheint ein mix aus umstrittener verkehrsplanung, regionaler korruption und allgemeiner wut zu sein, der natürlich nicht in unseren qualitätsmedien (TM) erscheinen darf. jemand mehr infos? r@iner?
Januar 12th, 2014 at 23:13
@mo: Das Treiben dort schaue ich mir auch seit einiger Zeit an. Die meist um Fakten gekürzte Geschichte steht in der New York Times, der Washington Post, bei Al Jazeera, im Focus, der Münchner Abendzeitung, dem Merkur-Online, der NZZ und ein paar anderen.
Der unmittelbar angeführte Grund der Auseinandersetzungungen ist, dass ein “Boulevard” in einem eigentlich nicht besonders ansehnlichen Arbeiterviertel errichtet werden soll. Die veranschlagte Bauzeit sind 15 Monate und die veranschlagten Kosten 8 Mio. Euro, worüber jeder dort lacht, der eins und eins zusammenzählen kann. Es fallen 350 Parkplätze weg aber es naht Rettung, denn es soll von der gleichen Baufirma ein (kostenpflichtiges) Parkhaus errichtet werden.
Ach so, der Leiter der Baufirma saß wegen windiger Geschäfte im Knast und der amtierende Bürgermeister (pp) samt Spezies war vor ein paar Jahren auf Kosten einiger Baufirmen in Südfrankreich unterwegs. Naja, wie das halt so läuft.
Ein anderer Grund mag sein, dass die Stadt pleite ist und die Leute kein Prestigeprojekt (mal wieder aus der Bauwirtschaft) wollen, während sie arbeitslos sind und vielleicht ihre Kinder – wie an einer Schule in Castellón – in den Mülleimern der Schule nach essbarem fischen, wie einige Lehrer dort bemängelten.
Auf die seit längerem existierende BI hört keiner. Die wollen den Boulevard und die damit verbundenen Privatisierungen öffentlichen Raums nicht.
In El Mundo meint der Chef der andalusischen IU (vereingte Linke) in einem Artikel, dass gerade ein sozialer Flächenbrand entstehen könnte, wofür ihn die Kommentatoren darunter auslachen.
Die lesen sicher lieber die kürzlich erschienene triefende Geschichte über Letizias Trauring.
Sie hatten am Freitag einige Rentner und ein paar Minderjährige verhaftet. Die Polizei sagt nun, sie hätten in der Dunkelheit das nicht so genau sehen können, wen sie da mitgenommen haben.
Es gab ein paar Dutzend Verletzte. Wie viele, das weiß man ja nie so genau.
Schön finde ich, dass nach dem ersten Aufruhr am Freitag ganz normale Leute gestern und heute abend auf die Strassen gingen und z.B. die Freilassung der Inhaftierten forderten.
Der Bürgermeister kann sie allerdings nicht hören, denn er ist gerade in Paris und hat von dort aus verkünden lassen, dass man das Projekt auf jeden Fall durchziehen werde und dass ohnehin alles völlig demokratisch zuginge.
Die andere spanische Baustelle in Flammen ist momentan die Enklave Melilla, in der es gewaltsame Auseinandersetzungen wegen Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst gab, womit die Angestellten nicht sehr einverstanden sind. Auch dort brannten ein paar Mülltonnen.
So wie ich das sehe, sind die Meldungen auf twitter stark übertrieben. Es sind nur ein paar hundert Leute, die die Scheiben der BBV und der Santander Bank in Burgos eingeworfen und ein paar Müllcontainer angezündet haben. Viele Fotos erscheinen geradezu verfälscht, was den gewählten Bildausschnitt, Belichtung und Farbgebung angehen. Aus umherstehenden Strassenabsperrungen bedrohlich und vor Entschlossenheit strotzend anzusehende Barrikaden zusammenzuschieben ist auch keine große Kunst. Zudem haben einige Spinner versucht aufzuwiegeln, indem sie Videos und Bilder von anderen Veranstaltungen der Vergangenheit hinzugemischt haben. So erwuchs kurzzeitig das Gerücht, die Polizei hätte einen Jugendlichen erschossen.
Tut mir leid, mehr habe ich im Moment auch nicht. Hättest Du vor ein paar Jahren gefragt, dann hätte ich live berichten können. ;-)
Januar 12th, 2014 at 23:58
thx @ r@iner.
ich hatte gestern mal im deutschsprachigen raum gesucht, und der einzige treffer war die “spanische allgemeine”. scheint sich also geändert zu haben.
ansonsten – und wenn ich mir die eigentlich verbotene (hö) demo in bilbao dazu betrachte – , bin ich mir inzwischen nicht mehr sicher, wie lange das aus sicht der zentralregierung noch gut gehen wird – die el-mundo-kommentare hin oder her. ich habe bisher immer auf griechenland als ersten kandidaten getippt, der in der eurozone im- bzw. explodieren wird. aber spanien mit der allgemeinen situation und den sonderfällen katalonien und euskadi kann durchaus das potenzial zu einem nicht mehr zu überhörenden knall haben.
Januar 13th, 2014 at 00:14
@mo: Die haben ja auch allen Grund sauer zu sein. Sollte man in Spanien vor die Aufgabe gestellt werden, aus der hohlen Hand 20 Politiker aufzuzählen, die noch nicht in irgendeine Korruptionsaffäre verwickelt waren, dann kämen viele wenn nicht gar alle sehr schnell ins Schleudern. Die fangen auf der Gemeindeebene als Kleinkriminelle an und schwimmen dann sprichwörtlich wie die Scheiße innerhalb der Parteienstruktur nach oben. Die Aufklärung von schwarzen Kassen wird nicht einmal mehr versprochen, wie das bei uns der Fall ist. Zu viele profitieren scheinbar noch vom Kahlschlag des Staates, als dass es zu ernsthaften Forderungen nach Änderung käme.
Das Innen- und Justizministerium verhängt regelmäßig Maulkörbe und die dann doch stattfindenden Prozesse ziehen sich viele Jahre in die Länge.
Nicht besser sieht es mit den Unternehmern aus. Die, mit denen ich sprach, fanden es völlig normal Steuern zu hinterziehen und möglichst viel “schwarz” zu machen. Anders ginge es nicht, meinten sie. Außerdem macht es ja jeder.
Hinzu kommt, dass die Francozeit nie aufgearbeitet wurde. Nach wie vor sind nicht alle Gräber ausgehoben und die alten Kämpfer der Republikaner fangen an zu weinen, wenn die Jugend politisch motiviert auf die Straße geht.
In Burgos, der Stadt des Militärsitzes Francos, gibt es ein Kloster, das als Gefängnis für politisch Inhaftierte gedient hatte. Darüber reden? Äh, dann lieber doch nicht.
Von Griechenland habe ich keine Ahnung, aber wenn es in Spanien bergab geht, dann mache ich direkt die Korruption dafür verantwortlich.
Hoffentlich erwischen sie die richtigen, wenn es knallt.
Wenn Du spanisch kannst, dann empfehle ich dir, deine Infos auf diariodevurgos.com (in Anlehnung an das unsägliche Tagesblatt der Stadt, den “Diario de Burgos”) zu holen. Das scheinen mir vernünftige Leute zu sein, die keinen Wert auf Knalleffekte legen, dafür aber mit intelligenten Analysen auch in einer gedruckten Zeitung daherkommen, die sie auf der Straße verschenken. Sind halt Anarchisten. Ich jedenfalls lese dort schon länger als bei Feynsinn mit und Mrs. Mop gefiel einst der Spruch “La brevedad es el alma del ingenio.” William Shakespeare, der dort über dem Kommentarfeld steht.
Januar 13th, 2014 at 16:22
Gestern nachmittag: hh-mittendrin – „Brushmob“: Anmelder droht Strafanzeige
[..] Trotz Hinweisen, dass es in den vergangenen Jahren in Hamburg gängige Praxis gewesen sei, eine nachträgliche Anmeldung einer Demonstration nicht unter Strafe zu stellen, ließen sich die Einsatzkräfte nicht umstimmen. Man sehe zwar ein, dass die Strafanzeige kein gutes Signal aussende, insbesondere weil der Anmelder nicht den Aufruf zum „Brushmob“ gestartet hatte, dennoch seien die Beamten dazu verpflichtet, dies zu Anzeige zu bringen. [..]
Januar 13th, 2014 at 16:28
Friedlich? Mit offenem Visier? Das kann der Polizeistaat nicht brauchen.
Januar 13th, 2014 at 16:53
Für den kleinen Hunger zwischendurch: urban shit – Offener Brief an den Hamburger Innensenator
“Sehr geehrter Herr Innensenator,
eigentlich versuchte ich gerade einzuschlafen (morgen habe ich die Kinder und dann wieder arbeiten), doch dann unterlief mir der Fehler, ich hätte es besser wissen sollen, Ihre gestrigen Interviews mit der Morgenpost und dem Abendblatt zu lesen. Beeindruckt von Ihrer Freiheit von Selbstkritik und voller Bewunderung Ihrer Rhetorik vermag ich nun kein Auge zuzumachen und möchte den vielen anderen Bürgern der Stadt, denen ebenso zumute sein dürfte, den Einstieg in sanfte Träume durch eine zugegeben im Halbschlaf verfasste Laudatio Ihrer weisen Worte (Zitate in kursiv) erleichtern.
Ich weiß, ihr Stuhl wackelt und das weckt bestimmt unangenehme Gefühle, aber nun ja, eben jene muten Sie derzeit tausenden Hamburgern sowie den Polizisten, die Sie allabendlich in weitgehend sinnfreie und aufreibende Auseinandersetzungen schicken, ja auch zu.
Ich möchte Ihnen herzlich zu Ihrer jüngsten, wie Sie sagen (warum eigentlich so zaghaft?) Erfolgsgeschichte gratulieren: Sie haben es durch Ihren sensiblen und weitsichtigen Politikstil, den man von einem ehemaligen Offizier der Bundeswehr vielleicht so gar nicht erwartet hätte, innerhalb von nur sechs Tagen geschafft, drei Stadtviertel zu schikanieren, massiv in die Persönlichkeitsrechte und Fortbewegungsfreiheit zehntausender Menschen einzugreifen, Personen demütigenden Kontrollen auszusetzen, das Klima der Stadt zu vergiften, die Polizei und die Stadt der Lächerlichkeit preiszugeben und – Kollateralschäden gibt es überall – durch die daraus resultierenden Proteste auch noch einige Menschen, Polizisten wie Protestierer, ernsthaft zu gefährden (gerade las ich von einer friedlich demonstrierenden Person, die mit Schädel-Hirn Trauma im UKE liegt; die Zahl der verletzten Beamten können Sie der Presse entnehmen). Kompliment! [..]
Gefahrenhinweis: Beim Lesen auf gar keinen Fall essen oder trinken!
Januar 13th, 2014 at 17:34
Flora bleibt – Schwerverletzter bei Protest vor der Davidwache
Beim Stadtteilspaziergang am Freitagabend gab es einen Polizeiübergriff der zu einer schweren Kopfverletzung führte.
Der Betroffene stand in der Menge vor der Davidswache. Von hinten näherten sich Beamte und er wurde umgestossen. Ein nachfolgender Beamter trat ihm gegen den Kopf.
Falls es Zeugen gibt meldet euch über den EA-Hamburg. Nicht über Facebook und co! Auch evtl. Aufnahmen nicht im Internet veröffentlichen, sondern direkt an die Rechtshilfe weitergeben.
Gegen 2 Uhr wurde eine weitere Person am Paulinenplatz verletzt. Diese wurde gezielt von Beamt_innen niedergeprügelt. Nach der Attacke blieb er liegen bis er weggetragen wurde.
Der EA bittet alle Zeug_innen der Vorfälle sich schnell zu melden und möglichst schnell auch bereits ein Gedächnisprotokoll zu schreiben. Die Erinnerung wird schnell ungenau, ein Gedächtnisprotokoll sollte darum zeitnah verfasst werden.
Mehr Informationen zum EA-Hamburg findet ihr hier http://eahh.noblogs.org. Informiert diesen bei Übergriffen der Polizei. [..]
Januar 13th, 2014 at 17:55
Burgos heute nachmittag – Versammlung von Linksextremisten und wie die Zeitung die vergangenen Tage sieht, deren *räusper* Mitinhaber der zuständige Baulöwe ist.
Januar 14th, 2014 at 00:23
#burgos / #gamonal:
nachdem es heute am frühen abend ein paar tausend menschen auf die strassen getrieben hat, und später u.a. wieder etliches baustelleninventar in flammen aufging, kommt als gerücht nun dieses:
@Svenceremos 2m
Gerüchte von einer polizeilich angeordneten Sperrstunde in #Gamonal (Burgos, Spanien) machen die Runde. Keine Ahnung, ob was dran ist.
so würde sich der kreis dann schliessen, und in europa wächst zusammen, was zusammengehört. im übrigen scheint es die nächsten tage auch in anderen spanischen städten soliaktionen zu geben.
Januar 14th, 2014 at 00:49
Das sind die Linksradikalen, die sich die Unzufriedenheit gewisser Bevölkerungsgruppen zunutze machen, um die Stimmung weiter aufzuheizen.
Januar 14th, 2014 at 00:59
Hey @mo, Du wirst es nicht glauben, aber gerade eben wollte ich dir hier etwas hinterlassen und siehe da.
Die Sache ist die, dass die Bürgerversammlung heute abend beschlossen hat, die Arbeiten so lange zu stören, bis das Projekt eingestellt wird.
Im Moment, also jetzt, ist #Gamonal die Nr. 1 auf twitter in Spanien. Ob das etwas bedeutet? Guxu aber auch #GamonalResiste. Sogar die Studenten wollen streiken. Das wird die spanische Wirtschaft endültig…ach so, es sind Studenten.
Vorhin las ich, dass der Bürgermeister sich erst kürzlich geweigert hatte, für einen Kindergarten 13.000 Euro hinzulegen. Der hätte deshalb schließen müssen. Da bauen wir doch lieber einen Boulevard, wo sich niemand aufhält, so wie in anderen Städten bereits erfolgreich geprobt.
@flatter #70: Du hast völlig recht und vielleicht ist es ganz gut, dass nicht jeder deren Zeugs liest. :-P
Das meine ich aber ganz ohne Ironie. Entscheiden müssen die, die vor Ort sind.
Januar 14th, 2014 at 01:07
@flatter:
also die erste hürde auf dem weg zum pressesprecher / redakteur ist ohne probleme passiert worden, wie ich sehe ;-)
nachtrag: mein spanisch ist eher rudimentär, und eine kurzrecherche bei spanischen medien gab keinen aufschluß zum estadio de exception. in der welle von tweets in spanien dazu ist aber abzulesen, dass es heute abend wohl teils dazu gekommen ist, dass sich die polizei von den strassen aufgrund heftigsten widerstands zurückziehen musste – später bzw. momentan laufen offensichtlich teils wahllose verhaftungen, wobei in einigen fällen leute aus benachbarten häusern und wohnungen geholt werden. ich fürchte, da muss r@iner wieder ran. ahja, sehe gerade, dass sich mein wunsche schon erledigt hat :-)
Januar 14th, 2014 at 01:23
@mo: Es ist ein pad für Infos eingerichtet worden.
Über einen möglichen Ausnahmezustand weiß ich gerade nix genaues.
(estado de excepción, nicht estadio, weil letzteres einfach “Stadion” bedeutet. Wer sich über die Akzente moquiert, dem sei folgendes gesagt:
mi papá tiene 50 años = Mein Vater ist 50 Jahre alt
mi papa tiene 50 anos = Meine Kartoffel hat 50 Arschlöcher)
Januar 14th, 2014 at 01:29
…estado de excepción, nicht estadio… ja klar, das i ist mir da wahrscheinlich rein gerutscht, weil der name ronaldo heute immer mal wieder in spanischen tweets auftaucht… :-)
Januar 14th, 2014 at 01:38
Egal, ich wollte doch nur meinen bescheuerten Scherz loswerden. @Waalandia würde ich Glauben schenken. Irgendwelchen Leuten, die in englisch auf twitter regelrecht um Hilfe rufen und erzählen, dass die Straßenbeleuchtung abgeschaltet worden wäre und jeder festgenommen würde, der sich jetzt noch auf der Straße befindet, definitiv nicht.
Januar 14th, 2014 at 02:11
Ich lach mich schlapp.
Fernsehübertragung tagsüber vor Ort; Reporter TVE: “…und sie haben die Schaufenster einiger Geschäfte zerstört und bla…”
Der Reporter wird in seiner Rede gestört. Er labert noch kurz weiter und entschuldigt sich dann bei den Zuhörern für die Unterbrechungen. Man hört die Stimme eines älteren Mannes, der ihn korrigiert. Der sagt in aller Seelenruhe: “Nein, es waren keine Geschäfte. Das sind Lügen. Nicht ein einziges Geschäft war darunter. Banken. Es waren Banken. Wir haben nämlich begriffen, dass sie ein Teil des Problems sind und auch Schuld haben.”
So in etwa.
Januar 14th, 2014 at 10:48
Faszinierend. Die Webseite des Rathauses der Stadt Burgos und praktisch alle Zeitungs- und Zeitschriftenwebseiten der Mediengruppe “Promecal”, die Méndez Pozo, dem Bauunternehmer gehören, sind down. Vor dem Sitz der Mediengruppe versammelten sich vor einigen Tagen ein paar hundert Leute, um gegen die einseitige Berichterstattung der Zeitungen und Sender zu protestieren.
Früher musste man dazu noch die Radio- und Fernsehstationen oder die Redaktionen stürmen.
Manches ist tatsächlich besser geworden.
(Promecal ist die Abkürzung für “promesa de calidad”=Qualitätsversprechen)
Dieser Miniatur-Berlusconi war wegen Betrug und Urkundenfälschung 1992 zu 7 Jahren und drei Monaten Knast verurteilt worden. Nach 7 Monaten war er wieder auf freiem Fuß.
Von wegen “faule Südländer”: Seit 6.30Uhr sind die Leute wieder auf der Straße, um das Anrücken der Baumaschinen zu verhindern.
Januar 14th, 2014 at 21:36
Die Stadtverwaltung von Burgos stoppt vorerst die Bauarbeiten an dem umstrittenen Boulevard und will mit den Menschen reden.
Die Menschen sagen, das wäre Quatsch, denn sie hätten die Arbeiten gestoppt.
Heute und in den nächsten Tagen sind Soli-Veranstaltungen in 9 Städten geplant. Darunter auch in Madrid und Barcelona.
Zu der von @mo erwähnten verbotenen Demo in Bilbao hat Reiner Wandler (er schreibt u.a. für die taz) in seinem Blog etwas geschrieben: Demo gegen Demoverbot
Januar 14th, 2014 at 22:02
@r@iner: heute etwas früher, ich muss bald mal ins bett.
ja, und wenn ich das richtig verstanden habe, machen einige leute folgende rechnung auf:
- 2 monate friedliche proteste gegen den bau – nada und nix.
- 4 nächte sich steigender unruhen: vorläufiger baustopp. das scheint einige ins grübeln zu bringen.
bemerkenswert fand ich auch eine große demo heute, die zum zuständigen polizeirevier ging und dort die freilassung der in den letzten nächten verhafteten forderte – das waren wohl einige tausend leute, und offensichtlich nicht nur die üblichen verdächtigen.
die polizei ist mittlerweile mit einheiten aus madrid verstärkt worden und macht sich weiter unbeliebt. aktuell sind wieder tausende an der baustelle, allerdings scheinen die cops keinen plan zu haben, und ein irgendwie formelles “gefahrengebiet” bzw. sperrzone, wie gestern gerüchtet wurde, gibt es eher nicht, auch wenn sowas situativ immer wieder kurzzeitig faktisch entsteht.
mit vorsicht folgender eindruck noch: mir scheint, ein propagandatool von rechts in spanien bei dieser geschichte ist: “schwere gewalt” = wie die ETA. kannst Du vielleicht mehr zu sagen, würde aber gut zu bewährten konservativen masche auch hierzulande passen.
Januar 14th, 2014 at 22:07
Hi @mo! Ana – “Relaxing Cup Of Café Con Leche” – Botella, die Bürgermeisterin von Madrid (und Ehefrau von Aznar), sprach ja am Montag schon von “Attentaten”, die ausgeführt worden wären. Ja klar, jeder der aufmuckt, wird inzwischen mit dem Attribut “Terrorist” versehen. Die ETA-Vergleiche gibt es schon länger. Das ist so dumm und überzogen, dass außer ihnen selbst kaum einer darauf reinfällt, möchte ich nach der Lektüre vieler Kommentare im El País behaupten, wobei sich dort auch nur wenige zukünftige Nobelpreisanwärter tummeln.
Januar 14th, 2014 at 22:52
Einfach ein Foto. Der Mann sieht aus, als hätte er die 90 bald voll oder schon hinter sich. Wenn hier noch einmal einer oder eine die Friedhofsbank aufstellt, dann gibt’s mit dem Kochlöffel auf die Nüstern. :-)
Januar 14th, 2014 at 23:58
@81 R@iner
Schade, verpasst:
“No hay página
La pagina que busca no eiste en este sitio”
cu
renée
Januar 14th, 2014 at 23:59
@renée: Welchen Link meinst Du? Der #81 geht bei mir. Ah, Du hast recht. Cache gelöscht, jetzt isser auch bei mir tot.
Eine auflösungsmäßig kleinere Version gibt es hier.
Januar 15th, 2014 at 00:11
Wann lerne ich endlich Spanisch? :-(
Januar 15th, 2014 at 00:17
@83 R@iner
Danke. Solche Bilder gefallen mir. Auch wie das eine letztes mal bei Gezi, so eine wohl etwas ältere türkische “Muddi” mit Kopftuch und Guy-Fawkes-Maske. Solche Bilder machen mir mehr Mut als ein riesiges Aufgebot “schwarzer Block”, weiß nicht genau warum. Vielleicht ist obiges Bild auch deswegen verschwunden, weil es evtl. “gefährlicher” ist als die üblichen Bilder von den Protesten?
cu
renée
Januar 15th, 2014 at 00:21
@flatter: Mach halt.
@renée: Ich denke, es war zu allen Zeiten nicht leicht. Aus schmerzlicher Erfahrung weiß ich, dass die Hoffnung wirklich nie stirbt, nie sterben darf.
Januar 15th, 2014 at 23:12
eindrücke aus madrid vom heutigen abend – in #gamonal selbst sind wieder tausende auf den strassen, fordern freilassung der gefangenen und den endgültigen baustopp. könnte es sein, dass eine anfangs relativ unscheinbare lokale angelegenheit wg. ihrem wiedererkennungseffekt und der möglichkeit des einfachen nachvollziehens der tatsachen tatsächlich das schafft, was jahre der “austerität” und eine durch und durch antisoziale regierung nicht auslösen konnten? der berühmte letzte tropfen, der das fass zum überlaufen brachte? eine neue, andere version vom #gezipark?
Januar 15th, 2014 at 23:52
Der Moment der Verkündung des Etappensiegs
Qué viva la lucha de la clase obrera – Es lebe der Kampf der Arbeiterklasse rufen sie. Arbeiterklasse? Die ist doch in D-land abgeschafft! Und Klassen gibt’s bei uns schon gleich mal gar nicht außer bei Mercedes!
Ich überschaue gar nicht mehr, in wie vielen Städten es in den nächsten Tagen Solidaritätsbekundungen geben wird. Numerical overflow error.
“Rabia y esperanza” – Zorn und Hoffnung wären seine Gefühle, sagte ein 70-jähriger sehr klar in einem anderen Video. Er hätte keine Lust mehr auf verbrecherische Politiker und Unternehmer.
Irgendwie sind die ein Stück weiter als wir hier.
Januar 16th, 2014 at 00:27
Bild: Städte mit geplanten Demos. Das sind fast alle.
Nächste Woche kommen dann Portugal, Irland, Griechenland, Italien, England und Frankreich an die Reihe. Bulgarien, Rumänien und die Türkei werden folgen, aber im Februar wird es dort sicher auch soweit sein.
Fotos: Hello world: this is #Gamonal
Der El Jueves (~Titanic Magazin) wieder: tststs und Rajoy bei seiner Rückkehr aus den usa
Ich sehe gerade, dass in Salamanca
heutegestern abend auch schon ein paar Müllcontainer brannten. Die Polizei ging dort gegen Demonstranten vor.Januar 16th, 2014 at 01:11
@mo: @Svenceremos (zweisprachig) hat übrigens auch stets gute tweets, wenn irgendwo in Spanien etwas los ist. Ebenso @reinerwandler.
Was anderes: Die Zeit, Verübte eine rechte Terrorgruppe das Attentat auf das Oktoberfest?
Hä? Da kommen die erst jetzt mit? Ich dachte, das wäre schon ewig klar. Jetzt muß ich echt mal auf den Kalender gucken. Bin geschockt.
Den Kommentatoren dort geht es auch so:
abrokadabro: Jedes Kind weiß mittlerweile, dass es sich hierbei um staatlich organisierten Terror handelte.
In 10 bis 20 Jahren führen wir die selbe Debatte über den NSU, bei dem jetzt auch schon jeder klar denkende Mensch begriffen hat, dass die Geheimdienste das alles orchestriert haben.
Merke: Wann immer Naturgesetze außer Kraft gesetzt werden müssen, um eine Theorie glaubwürdig zu machen, stimmt sie einfach nicht.
Anders kann man sich eben nicht in den kopf schießen und danach noch repitieren.
Januar 16th, 2014 at 01:30
Ach nee, echt? Faz, Rettung spanischer Banken wird teurer als erwartet
Der Standart, Wie Facebook-Einträge einen Kredit verhindern können
Harhar.
Januar 17th, 2014 at 10:22
Update Burgos: Seit gestern Nachmittag sind alle 46 seit vergangenem Freitag verhafteten frei.
Das Landesgericht von Castilla y León (Tribunal Superior de Justicia de Castilla y León) hatte sich von der Presse zitiert bereits am 15.1. gegen die Darstellung des span. Inneministeriums gewandt, das zuvor von “wandernden Gewalttätern” (violentos itinerantes) gesprochen hatte. Als höchstes Gericht der autonomen Region stellten die Richter nüchtern fest, dass bis auf zwei der Verhafteten alle anderen ihren gemeldeten Wohnsitz in Burgos hätten und dass es sich teils um Minderjährige und ältere Personen handeln würde.
Für die letzten drei wurden in Windeseile 9.000 Euro für die zu hinterlegende Kaution gesammelt. Die Spenden kamen nicht nur aus der Stadt selbst, sondern auch aus anderen Teilen Spaniens.
Einer derer für dessen Freilassung eine Kaution gefordert wurde, erzählte später, die Polizei habe seinen Rucksack mit Steinen gefüllt und ihm werde vorgeworfen, eine Anzeigentafel zerstört zu haben. Außerdem wäre er vom Haftrichter sehr abwertend behandelt worden, während die anderen Gefangenen die Widerständler wie Helden begüßt hätten.
Den widerständigen Geist in der Dareichungsform dieser Medizin soll es bald auch in der praktischen Familienpackung geben (‘saturados HDP’ könnte ‘..hartos de politicos’ – ‘gesättigt mit Überdruss/die Schnauze voll von Politikern’ bedeuten. Bin mir aber nicht sicher).
Noch ein Detail: Es wurde versucht, die Proteste als Akte Einzelner eines Stadtviertels herunterzuspielen, wobei gerne vergessen wurde, dass das besagte Viertel #Gamonal das mit Abstand größte der 180.000 Einwohnerstadt ist. Die Proteste enstanden auch nicht aus dem Nichts, sondern waren der Gipfel monatelanger Mißachtung der Bürgerinitiative, die das Projekt nicht völlig ablehnt, wie man nun häufiger liest.
#ObenBleiben fällt mir dazu ein.
In Madrid war am Montag ein Feuerwehrmann im Einsatz von der Polizei verhaftetet worden. Er befindet sich derweil auch wieder auf freiem Fuß.
Mal sehen, wie viele seiner Kollegen bei den Solimärschen der nächsten Tage in Arbeitskleidung auftreten werden.
Januar 17th, 2014 at 13:37
Demos sind ja auch sowas von gestern. Taz, Parlament Ukraine – Demonstrationsrecht verschärft
Diese undankbaren Leute in Burgos, dieser langweiligen Stadt, in der seit den Tagen von El Cid nie etwas größeres passiert und man eine Geldstrafe erhält, wenn man zu schnell mit dem Fahrrad auf dem Radweg unterwegs ist.
Da stoppt man die Bauarbeiten, lässt die Gefangenen frei und trotzdem stehen sie seit heute Morgen wieder vor dem Rathaus rum. Was wollen die eigentlich? Haben die nichts besseres zu tun? Wie wäre es mit arbeiten?
Den Bürgermeister habe ich neulich in einem Fernsehinterview gesehen. Abgesehen von seinem dümmlichen Gesicht hatte er sehr nervös mit den Augen gezuckt, als er rumlavierte und mit vielen Worten darauf achtete, keine der ihm gestellten Fragen zu beantworten, ohne sich dabei Hintertüren offen zu halten.
Ah, deshalb die Leute: Lese gerade, dass die Partei im Stadtrat dank absoluter Mehrheit den Weiterbau beschließen will.
Ein schlechtes Timing haben sie also auch. Die sind ja noch dümmer als cdu und csu zusammen. Geißler hilf!
Januar 17th, 2014 at 19:47
und die 180°-wende: kurz, bevor heute abend eine vielzahl an demonstrationen und kundgebungen in ganz spanien beginnt, erklärt der bürgermeister (über dieses wort sollte auch mal genauer nachgedacht werden, was es eigentlich aussagt) von burgos das bauvorhaben endgültig für beendet. spannende geschichte, die einen ganzen rattenschwanz an fragen aufwirft:
- haben da teile der lokalen und auch staatlichen administration aufgrund der stimmungslage in weiten öffentlichen bereichen in den letzten tagen schlicht schiss bekommen? es gab gestern aus madrid und barcelona auch bizarre bilder von einem verhafteten feuerwehrmann (madrid), der sich den protesten angeschlossen hatte sowie auseinandersetzungen zwischen ganzen feuerwehreinheiten und der polizei (barcelona).
- und ist der angekündigte endgültige stopp aus der perspektive eher eine art von bauernopfer, um aus elitärer sicht größere probleme im nachhinein zu verhindern?
- auf der anderen seite wird der baustopp in ganz spanien oft als sieg gefeiert, und die frage taucht auf, die ich weiter oben schon skizziert hatte: wenn monatelange friedliche proteste nix bewirken, aber knapp eine woche mit riot-szenen auf einmal doch das gewünschte ergebnis bringen: was bedeutet das dann eigentlich in der konsequenz für den weiteren widerstand gegen die staatliche politik? ich bin mal sehr gespannt, wie die heutigen aktionen (das meiste soll um 20.00 h beginnen) jetzt ablaufen werden. und auch, wie sich die polizei verhält.
edit: begründet wurde der finale baustopp offenbar tatsächlich mit dem öffentlichen widerstand.
Januar 17th, 2014 at 20:20
Danke @mo! Die Geschichte mit den Feuerwehrmännern ist aber schon älter. Tipp: Installiere dir doch bitte etwas wie “Search by Image for Google” im Browser. Ich nehme das immer, um zu entscheiden, woher Bilder auf twitter stammen und von wann sie sind. Du weißt ja: Die Manipulation ist überall.
Ansonsten bin ich erst einmal baff. Sollten die echt spanienweit Schiss bekommen haben, sodass die pp den alcade zurückgepfiffen hat? Ist das ganze Konstrukt etwa derart korrumpiert, dass man besser nicht alles offenlegt und sich lieber zurückzieht? Muss lesen gehen…oh Mann, wäre ich jetzt gerne dort.
Januar 17th, 2014 at 20:39
@r@iner: betreff feuerwehr – das scheint dann das bild aus barcelona zu betreffen – sorry dafür und thx für den tipp (aber ohne google ;-)
die geschichte in madrid ist aber durchaus aktuell und hat heute auch zu protesten in der dortigen feuerwehr geführt. edit: sehe gerade erst, dass Du das weiter oben ja schon hattest. hatte ich überlesen *gnpf*
ansonsten: ja, die frage nach den motiven der protagonisten dabei ist hoch spannend.
Januar 17th, 2014 at 21:07
Solche Freude habe ich bei denen die letzten 6 Jahre nicht gesehen: Paralización definitiva de las obras del bulevar de Gamonal. El pueblo unido jamás será vencido
Aber: ACTUALIZADO: En este mismo momento la policía esta cargando contra la masiva celebración de los vecinos, la impotencia de los defensores de los especuladores está desatándose contra el pueblo. Desde DV seguiremos informando.
Vorerst ist P A R T Y auf der Straße, aber die Polizei ist natürlich “dabei”.
Anarchie ist machbar, Herr Nachbar!
(Wie gesagt, mich verbindet einiges mit der Stadt dort. In Hamburg war ich 15min. auf dem Bahnhof Altona vor 34 Jahren. In Burgos war ich ein paar Jahre mit Unterbrechungen, nur um auf den ursprünglichen Aufhänger zurückzukommen.)
Bravo!
Januar 17th, 2014 at 21:49
Ach du Scheisse, geht’s dort ab. 15M war nur die Vorhut. Twitter glüht. Alle 2 Sekunden 60 neue Meldungen oder Fotos aus anderen Städten alleine für #Gamonal. Es sieht aber alles friedlich aus.
Januar 17th, 2014 at 21:52
livestream
(wobei ich nicht weiß, wie lange die wirklich online sind. links und rechts oben klein: burgos und vermutlich zaragoza, wobei ich nicht sagen kann, was u wem gehört. links groß = madrid, rechts barcelona.)
in gamonal soll die polizei nach der entscheidung erst mal herumgeprügelt haben; und in den anderen städten ist nach den aktuellen bildern auch alles voll mit cops. die beteiligung an den heutigen abendaktionen ist noch nicht zu überblicken, in den großstädten sind aber teils tausende unterwegs.
Januar 17th, 2014 at 21:54
Okay, ich bin gerade überfordert.
Eine livecam in Madrid. Dort ist nicht derart viel los. Aber es gibt Anzeichen einer Alarmbereitschaft der Polizei.
Januar 17th, 2014 at 22:14
letzter stand (soweit ich das nachvollziehen konnte):
kessel und ein polizeilich verprügelter fotoreporter in madrid; in zaragoza gibt´s gummigeschosse.
Januar 17th, 2014 at 22:21
Es ist für mich unüberschaubar. Eben las ich von über 100 Verhaftungen in Burgos und Valencia. Ich denke, dass ich mir das morgen anschauen werde. Zu viele Meldungen.
Januar 17th, 2014 at 23:41
yo, es ist viel zu viel los – einen überblick zu den heutigen verhaftungen / verletzungen wird´s wohl erst die nächsten tage geben.
aber als letztes für heute dann doch noch ein paar meldungen, die sich einigermaßen bestätigen ließen:
- auseinandersetzungen in vielen städten: zaragoza, valencia, alicante (aus den drei städten kommen auch bilder von brennenden barrikaden), madrid…
- in barcelona wurde ein polizeirevier angegriffen
- insgesamt aktionen in mehr als dreissig städten quer durch spanien
Januar 17th, 2014 at 23:49
Wenn einer von euch Lust hat, das mal zusammenzufassen (normale Artikellänge), kann ich das gern überarbeiten und posten. (per mail, plz)
Januar 18th, 2014 at 11:44
Ich habe nur ein paar Schnipsel:
Lt. Huffington Post gab es heute Nacht landesweit 16 Verhaftungen. Am heißesten ging es in Barcelona her, aber auch in Valencia gab es Radau, während es z.B. in Zaragoza ruhig blieb. Alles halb so wild also.
Burgos: Die Stadtverwaltung hatte zunächst den Weiterbau des Boulevards beschlossen, doch der Bürgermeister verkündete später, dass das Projekt vollständig eingestellt werde. Als Grund für seine Entscheidung nannte er “den Erhalt des sozialen Friedens”. Am Montag soll der Rückbau der bereits begonnenen Arbeiten beginnen.
Die Stadt zahlt dem Bauunternehmer Pozo (kleines Detail am Rande: Pozo bedeutet “Loch”) 500.000 Euro. Es gibt ein Gesetz mit klaren Vorgaben, welcher Prozentsatz der vertraglichen Angebotssumme im Falle einer Vertragsaufhebung seitens der öffentlichen Hand fällig wird.
Nochmals: In dem “Stadtviertel” leben 70.000 der 180.000 Einwohner der Stadt.
Freilandexperiment in Barcelona: Gestern wurde das erste Mal in Spanien eine Schallkanone gegen Demonstranten eingesetzt. (El Mundo, Los Mossos usan por primera vez cañones de sonido en disturbios)
Weitere Gründe für den sich landesweit entladenden Unmut sind für mich abgesehen vom allgemeinen Sozialabbau, der immens hohen Arbeitslosigkeit (Jugend: >60%), der Lohndrückung im öffentlichen Dienst, der fortschreitenden Privatisierung des Gesundheitswesens, der Tatsache, dass immer mehr Schüler statt in Schulgebäuden in Containern unterrichtet werden (man glaubt es ja kaum: landesweit ~60.000, wenn ich das richtig in Erinnerung habe) noch die folgenden:
Die Spanische Regierung will das rigideste Abtreibungsrecht in Europa einführen. (NYT, Spain’s Alarming Abortion Debate)
Barcelona: Anklage gegen 8 Polizisten wegen Tötung eines Unternehmers am 5. Oktober 2013. (El País, Prosecutors file murder charges against eight Catalan police over businessman’s beating)
Vor kurzem las ich noch, dass der von mindesten 10 Polizisten durch Schläge und Tritte Ermordete an einem Infarkt gestorben wäre und es sich deshalb eigentlich nicht um Mord handeln würde.
Die Polizei hat Beweismittel vernichtet und auch versucht in der Nachbarschaft an etwaige Bilder und Videos der Tat zu gelangen.
Der Verstorbene ist übrigens ein bekannter Vorsitzender einer Homosexuellenvereinigung.
#DankeMossos, dem habt ihr es aber tüchtig gezeigt.
Was sind das nur für brutale Robocops. Bei deren schmerzreichen Auftritten während der 15M-Veranstaltungen musste ich bereits an die SA denken. Mich wundert ehrlich gesagt, dass denen noch keiner eine Bombe in die Wache geworfen hat.
Der compañero in dem Video erklärt hervorragend, worum es geht: Rabia y esperanza – Zorn und Hoffnung. Er hat die volle Checkung – Sehr bewegend.
Januar 18th, 2014 at 18:15
@ flatter: werde zumindest ich aus verschiedenen gründen nicht hinkriegen, obwohl es wahrlich nötig wäre, in diesem fall ganz klassische gegenöffentlichkeit hinzukriegen – allgemeines mediales schweigen, bzw. fast alle deutschsprachigen medien sind mit ihren berichten erst am donnerstag angekommen. aber ich muss erst mal mit dem eigenen blog kämpfen :-/
ansonsten gab´s wohl auch eine europäische premiere in barcelona, mir ist jedenfalls für die eu bis dato in der hinsicht nix bekannt geworden:
einsatz eines LRAD
aufstandsbekämpfung im 21. jahrhundert *ohrstöpselrauskram*
Januar 18th, 2014 at 18:15
Der abrupte Abbruch eurer Berichterstattung ist sehr tragisch. Fühlt sich wie ein Staffelende an.
Nebenbei bemerkt finde ich, der Angriff auf’s Polizeirevier sieht erstaunlich geordnet aus.
Januar 18th, 2014 at 18:27
@mo: Ich habe ihm schon ein paar Schnipsel zukommen lassen. Für eine vernünftige Zusammenfassung und eine Abschätzung der Breitenwirkung ist es auch noch zu früh.
Auf twitter fragen sich manche schon, ob man nicht noch mehr erreichen könnte mit Bezugnahme auf die Korruptionsaffäre der
Mafia-PatenRegierung; Stichwort: Bárcenas’ schwarze Konten.Btw.: Hättest Du hier nicht damit angefangen, dann hätte ich wahrscheinlich geschwiegen. So etwas artet immer gleich in Arbeit aus. :-)
Januar 18th, 2014 at 18:37
Ich werde nach dem WE mich mal dransetzen.
Januar 18th, 2014 at 18:39
No sweat.
Januar 18th, 2014 at 21:53
Kleiner Nachschlag. Noch ein paar Fotos
Der Überfall auf die Polizeistation in Barcelona von oben.
Sammlung: Videos über Polizeigewalt.
Die Feuerwehrleute sind sauer und probieren neue Gerätschaften aus.
Demonstrationen erhalten Arbeitsplätze und fördern Investitionen.
Die bbc hat was.
Google News Deutschland, Samstag 22:00 Uhr: 0 (in Worten: Null) Meldungen für “Gamonal” in deutscher Sprache. Über “Burgos” findet sich allerdings eine aktuelle Meldung in der Nzz. Ja, nicht schlecht. Deutsche Medien halten sich seit dem 16.1. von der Story fern.
In Istanbul kracht es derweil auch wieder: Demo gegen Internetzensur – Gummigeschosse.
Januar 19th, 2014 at 02:18
@111 Zu Spanien und meldungen in deutscher presse (lediglich dpa meldungen, wenn überhaupt)
zitat (von fußballfans): “deutsche presse auf die fresse”. Berichte zur Türkei und zur Ukraine, nichts zu Spanien. Mit Joseph Roth zu sprechen: das niederträchtigste produkt des westlichen europäertums – die deutsche journaille. Treue diener ihrer herren, die ihr speichel- und stiefelleckendes tun den lesern a la Biermann auch noch als objektiv und non plus ultra seriösen journalismus anzudrehen suchen. Das kotzt mich nur noch an.
Januar 19th, 2014 at 14:34
Apropos Fußball. :-)
Zur roten Flora geht es bei daMax weiter.
Januar 19th, 2014 at 15:13
Da hat jemand die ganzen Ereignisse in Hamburg minutiös auseinandergedröselt: Polizeigewalt in Hamburg – Chronik einer Krise
Januar 19th, 2014 at 16:23
[...] auch in Spanien scheint massenweiser Bürgerprotest langsam zu fruchten. Merkt ihr was? Das geht nicht mit [...]
Januar 19th, 2014 at 22:19
auch für leute, die kein oder wenig spanisch können, ein eindrucksvolles video:
El Efecto Gamonal
wäre natürlich sehr cool, wenn das jemand deutsch untertiteln könnte – nur mal als idee.
was mir dabei erst wirklich klar geworden ist: die unterstützung der gefangenen mittels entsprechender forderungen vor den polizeiwachen in burgos als selbstverständlichkeit – das ist echt großartig!
der zweite teil aus madrid müsste der donnerstag abend sein, also die zweite große soliaktion dort.
@ r@iner, kommt mir das nur so vor, oder prügelt das uniformierte gesindel tatsächlich mit besonderer vorliebe auf junge mädchen/frauen ein? den eindruck hatte ich bei bildern aus spanien schon öfter.
ansonsten: hatten wir schon, dass die zentrale asamblea in gamonal die fortsezung der proteste beschlossen hat und inzwischen u.a. den rücktritt des bürgermeisters fordert? :-)
dazu kommt inzwischen eine größere mediale thematisierung der hintergründe und verbindungen des bauprojekts, aber das überfordert mich sprachlich und inhaltlich.
nochmal r@iner, kleine anmerkung zu zaragoza: das stellte sich für mich anders da am freitag, und v.a. gestern und heute (offenbar weniger intensiv) gab es da eine massive präsenz von cops in der innenstadt, die massig personalien gesammelt haben – unter dem hash #SitiosDeZaragoza gibt´s ne menge fotos.
*
hamburg: die polizeiliche darstellung des zweiten “angriffs” auf die davidwache wird inzwischen selbst aus dem dortigen lka unterminiert
*
medien: winden sich allerliebst, um die heutigen bilder aus kiew zu interpretieren – sind ja schließlich pro-westliche steine, mollies und knüppel, die da fliegen und geschwungen werden.
*
und zum schluß noch ein hinweis: mal den 25. januar in berlin im auge behalten.
Januar 20th, 2014 at 00:57
das folgende sollte auch mehr verbreitung finden – eine sehr interessante (und teils auch zynische) fotoserie aus kiew heute – zu beachten ist besonders bild 7, wo die bildunterschrift schon alle nötigen infos gibt, und bild 18 mit dem brennenden bus – auf dem ist ebenfalls das “keltenkreuz” zu sehen, mit den vier buchstaben ns-wp. ns ist ebenso klar wie wp = “white power”.
ich würde jetzt durchaus nicht alle protestierenden dort über einen kamm scheren (und auch die regierung nicht verteidigen), aber die gerüchte und berichte, die es schon längere zeit gibt, sind schlicht real: die “prowestliche” bzw. “proeuropäische opposition” besteht zumindest zu einem teil schlicht aus ukrainischen nationalisten/nazis. was das wiederum über den westen und die eu aussagen könnte, verkneife ich mir an dieser stelle.
Januar 20th, 2014 at 15:38
Zusammenfassung der Ereignisse von Reiner Wandler: Vetterleswirtschaft gestoppt
Januar 20th, 2014 at 15:58
@mo: Ja, Du hast recht:
- in Zaragoza wurden sehr viele Ausweise kontrolliert und
- die Leute in Burgos geben nicht auf.
Deinen Tipp mit indymedia kann ich an dieser Stelle nicht nachvollziehen, denn wir haben gerade etwas lernen dürfen. Nämlich, dass sich die Leute sehr wohl organisieren und informieren, wenn es um etwas greifbares in ihrem Lebensraum geht.
Proteste wie die des 15M gegen einen *ismus oder ein “System” haben keinen Sinn, weil viele Menschen, wenn nicht gar die allermeisten nicht in diesen virtuellen Dimensionen denken wollen oder können.
EZB? Zu weit weg. Rente? Zu lange hin. ESM? Boah, riesig.
Ja, ich glaube fest, dass man das in HH und BG sehen konnte: Man muss sich vom Kleinen zum Großen vorarbeiten. So hatte auch der “Empört Euch!”-Autor Hessel keine besonders glückliche Hand mit seinem Beispiel, man solle sich doch die Ungerechtigkeit in Palästina anschauen.
Diese große Welt ist zu weit weg. Wenn Protest publikumswirksam sein soll, dann braucht es greifbare Dinge, die man auch in kurzer Zeit ändern kann.
Ein interessantes Signal bei dem, was wir hier beobachten konnten, gab es außerdem: Ein bisschen Gewalt holt die Medien aus der Lethargie und erhöht scheinbar doch die Erfolgschancen.
p.s.: Nachdem ich mich lange gegen die letzte Rechtschreibreform erfolgreich gesträubt hatte, bin ich vor allem durch die Schreibereien hier doch letztendlich “ins Boot geholt” worden. Ich weiß aber nicht, ob ich das gut finden soll.
Januar 22nd, 2014 at 02:28
@R@iner 119: Tolle Berichterstattung von Dir und @mo!
Nun zu Deinem P.S.: Es ist eigentlich ziemlich egal, ob Du bereit bist, Dich den amtsmäßigen (amtsfreie Zone!) Schlechtschreibvorschriften zu unterwerfen, sofern Du Dich nur der wahrhaft bescheuerten Getrenntschreibung enthältst, die den Lesefluß allerdings erheblich stört (und sowas haben “Germanistikprofessoren” verzapft – offensichtlich ohne Kenntnis von Prosodie und Betonung in der deutschen Sprache!).
Über schwachsinnig hergeleitete Idiotien, wie z.B. Quäntchen, Stängel, aufwändig, verbläuen etc. (der Drang zum Ä?) kann man ja gemächlich diskutieren. Platzieren, Potenziometer (aber warum nicht Nazion?) wurden ohne jegliches Verständnis des orthografischen Systems von halbgebildeten Schwachmaten einfach ex cathedra (!) verfügt. Dem muß man sich aber nicht unterwerfen, viele Verlage tun’s ja auch nicht. (Das “dass” ist hier belanglos, hat den gewünschten Erfolg bei den Anwendern aber leider auch nicht gebracht!)
Bei Deinen Sprachkenntnissen (vergleich mal die Prinzipien der englischen, französischen, deutschen, spanischen, italienischen Orthographie) wirst Du sicher keine Schwierigkeit haben, deutsche Texte, die vor 2000 oder 1901 oder … flüssig lesen zu können. Laß einfach der Ästhetik des sprachlichen Ausdrucks – in welcher “Rechtschreibung” auch immer – ihren Lauf…