Eine unerträgliche Geschichte der Zeit
Posted by flatter under kollateralschaden , netz[72] Comments
09. Nov 2014 20:02
Für mich das Symbol dieses Jahrhunderts: Menschen gehen gebeugt durch die Straßen, kein Blick links oder rechts, schon gar nicht für Mitmenschen, und streicheln ein Spielzeug. Ein Spielzeug, für dessen Besitz sie ungeheure Ressourcen aufbieten müssen und das ihnen dafür suggeriert, sie hätten Kontakt zu anderen Menschen.
Das Phänomen ist nicht von langer böser Hand geplant, aber natürlich ein Kollateralschaden, den der Kapitalismus nicht bloß hinnimmt, sondern nach Kräften vergrößert, weil er den Profiten dient. Eine Voraussetzung für dieses Verhalten ist die beinahe totale Entfremdung, und diese wiederum ist das Resultat einer zeitlichen Verwerfung, die sozial nicht mehr handhabbar ist. Es geht um Kommunikation, für die keine Zeit mehr ist, Kommunikationsersatz in Echtzeit, der die Zeit verschlingt, die für Kommunikation eigentlich nötig wäre.
Der nächste Schuss
Es gab vor dem Internet auch schon Kommunikation in Echtzeit und solche mit Zeitverschiebung. Letztere war der klassische Brief, für den sich die Schreiber gemeinhin Zeit nahmen, häufig ihre Formulierungen wohl bedachten und sich darüber im Klaren waren, dass bis zur Antwort Zeit vergehen konnte – Tage, vielleicht Wochen. Alles andere, telefonieren und das persönliche Gespräch, verlangte Anwesenheit, zumindest direkte Aufmerksamkeit. Das Gespräch hatte einen Anfang und ein Ende. Die Partner bewegten sich bewusst innerhalb dieser Grenzen.
Im Netz ist das anders. Die Kommunikation erfüllt niemals mehr die Erwartungen, weil sie unbegrenzt ist. Niemand kann unbegrenzt kommunizieren, sehr wohl aber unbegrenzte Erwartungen entwickeln. Für Menschen, die nicht die nötige Disziplin und Vernunft aufbringen, ist sie also stets frustrierend und hinterlässt das Bedürfnis nach mehr. Sie sind Getriebene einer unerfüllbaren Erwartung, Süchtige. Sie sind die Mehrheit der Nutzer, zumal der jüngeren.
Die unbegrenzte Zeit der Kommunikation und ihre Erwartung führen dazu, dass ständig irgend eine Antwort auf irgend eine Antwort ersehnt wird, ohne dass man wüsste, ob und wann diese erfolgt. Das Stakkato eingehender Nachrichten ohne Relevanz ist derweil ebenso unerträglich wie das vergebliche Warten, das den Zweifel nährt: Bin ich vielleicht unbeliebt, irrelevant, langweilig?
Bald, vielleicht …
Eine Gesellschaft, die sich Sorgen um die psychische Integrität ihrer Angehörigen machte, müsste dieses Problem weit oben auf die Agenda setzen und sich mit Strategien befassen, die helfen Grenzen einzuziehen, um der manischen Sucht nicht freien Lauf zu lassen. Man müsste zumindest eine intensive Debatte darüber führen, ob man das so will, es zulassen kann oder gegensteuern will. Es wäre dringend erforderlich zu analysieren, inwieweit diese Entwicklung andere Erfordernisse des sozialen Lebens unmöglich macht.
Selbstverständlich wird diese Diskussion aber nicht ernsthaft geführt, schon gar nicht mit Aussicht auf eine Eingrenzung oder Entlastung der grenzenlos Getriebenen. Schließlich kann ein auf Wachstum® d.h. Profite fixiertes System nur froh und dankbar sein über bewusstlos konsumierende, immer unzufriedene Zombies, denen man vorgaukeln kann, das Glück, die Freundschaft, die Geborgenheit läge vielleicht in der nächsten Maschine, die das alles noch besser kann mit der Kommunikation. Die uns immer dorthin führt, wo alle sind – die uns mögen, alles mit uns teilen oder einfach mal quatschen.
November 9th, 2014 at 22:04
Ein Gefühl, das mich schon seit Jahren begleitet, in Worte übertragen, die mich packen und nach deren Lektüre ich mich auch etwas “ertappt” fühle. Wenn ich allein an die unzähligen Bewerbungen für Jobs, bei denen ich mich ohnehin schon weit unter Wert verkauft hätte, denke: alles über e-mails verschickt und nach 3, vielleicht 4 Tagen ohne Antwort teilweise vom Gefühl weggespült, dass diese Bewerbung wohl auch wieder nur in der Rundablage verschwunden ist. Bangen, Hoffen, Verzweifeln über einem wohl stark verstellten Zeitgefühl! Sitze vor diesem großartigen Text und frage mich, warum ich schon seit Jahren keinen Brief mehr geschrieben habe – etwas was bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts sowas wie eine Grundkonstante in meinem Wochenablauf darstellte …
November 9th, 2014 at 22:34
Der Hofnarr von Merkel und Gabriel sagt uns welchen Zweck das Spielzeug erfüllt. Es dient dazu, dass sich “… eine Demokratie sich über den Streit in der Welt informieren möchte.”
Alles Andere ist “… eine hysterische Propaganda-Idiotie.” sagt einer, der als Fachmann auf dem Gebiet der Idiotie gilt.
November 9th, 2014 at 23:42
Ich bin grad seit 3 Wochen in stationärer Reha nach schwerer Herz-OP und habe die gesamte Zeit mein Mobiltelefon ignoriert, keine Mails geschrieben oder beantwortet und lediglich mit Lebensgefährtin und Familie telefoniert (bzw. bin besucht worden). Sehr wohltuend. Allerdings habe ich auch zuvor niemals SMS, Whatsapp u.dgl. in “normalem Maße” bzw. gar nicht verwendet, und die mobile Nummer haben vllt. ein dutzend Personen. Alle anderen können gerne asynchron mit mir kommunizieren oder auf dem Festnetz anrufen, aber nicht wenn ich nicht zu Hause bin == Anderes und meist Besseres zu Tun habe.
Man kann den Leuten noch so oft erklären, dass sie eine noch selber bezahlte Wanze mit sich herumschleppen, die sie zudem noch verblöden lässt und gezielt desozialisiert – es hilft nicht.
OT:
StürmerOnline grad so: Tausende gehen gegen Rot-Rot-Grün auf die Straße.
Forum haben sie dann natürlich direkt nach Gegenwind wieder geschlossen, die Q-Journalisten. Nicht mal beim Stürmer kann man sich mehr auf die Leser verlassen, eine Schande.
Vorsicht, StOn
November 9th, 2014 at 23:53
Ich wäre ganz dankbar, wenn wir uns nicht gänzlich in Rätseln verklausulierten (obwohl, vielmehr weil ich jüngst selbst einen Schwachfug wie “scnr” schrub). Las ich doch heute erst ein wenig auf dieser Twittermüllhalde “r2g”, was dasselbe bedeutet, nämlich rot-rot-grün. Wir haben Extraterrabytes an Datenbanken zur Verfügung und machen es exklusiv – nicht weil wir etwas ganz fix zu sagen hätten, sondern weil sich das anfühlt wie in der Clique auf dem Schulhof. wir Idioten.
November 9th, 2014 at 23:55
Bitte vielmals um Verzeihung. Sieht ja fast aus als hätte ich das auf einem Mobiltelefon geschrieben, wird geändert ;-)
So abwegig finde ich die Abkürzung allerdings wirkich nicht (also RRG, das andere ist einfach nur blöd, das spart nicht einmal ein Zeichen gegenüber RRG) .
November 9th, 2014 at 23:59
Yo, aber das ist dann so richtich coool! ;-)
November 10th, 2014 at 00:31
Analphabeten von Heute
Unter “Analphabeten” verstand man in meiner Jugend diejenigen, die des Schreibens und Lesens unfähig blieben.
Die heutigen Analphabeten sind viel entsetzlicher. Ein “Spiegel”-Interview mit Jugendlichen, die zu den “punks” gehören, beweist, daß diese nicht mehr sprechen können. Keine Frage können sie in einem noch so einfach geformten Satz beantworten. Alles bleibt anakoluth; sie reagieren nur, in dem sie gelernte Reizworte ausstoßen. Durchs Fernsehen sind sie nicht mehr ans Selbersprechen gewöhnt. Wie mögen sie sich miteinander unterhalten? In der Tat sieht man oft viele von ihnen zusammen – nein: nebeneinander sitzen, ohne daß sie ein Wort miteinander wechselten. Das pausenlose Musikhören füllt die sprachleeren Stunden. Diese Ersatzfunktion hat die Musik wohl noch nie zuvor eingenommen.
Günther Anders – Ketzereien
November 10th, 2014 at 00:52
Sieh es so: lass uns doch idioten sein und bleiben, für das bisschen spaß im leben – cool wird´s dann im grab, merken wir nur nicht mehr. Noch dazu: warum beschäftigen wir idioten (sick) uns denn auch mit dem ganzen scheiß?
Und jetzt noch ein vierzeiler zur nacht, ich finde den so schön:
An den Kanälen
Auf den dunklen Bänken
Sitzen die Menschen, die
Sich morgens ertränken.
Ringelnatz (zwei betrunkene gestalten auf einer bank zeichnend für Annemarie Hases `poesie-album´)
Ich ziehe es vor mich abends zu ertränken, man ist dann so herrlich `illuminiert´ – ab und zu wenigstens, nur den kater den könnte ich dann manchmal…
November 10th, 2014 at 02:12
die helden wollen sich feiern, wenn ihnen nichts bleibt als ein händedruck von wolfgang clement.
November 10th, 2014 at 07:33
Hm. Aufm Handy gelesen und beantwortet. Ich armer Sozialkrüppel.
November 10th, 2014 at 08:44
Sehr guter Text!
Wer in Bus und Bahn unterwegs ist, und versucht einen sachlichen, objektiv neutralen Beobachter einzunehmen, bekommt das Gruseln. Wie in einem dystopischen Roman hängen fast alle Fahrgäste an ihrem Tamagotchi 2.0. Sind eingestöpselt, isoliert, lassen sich verblödspaßen und spielen Beziehungssimulator.
Industrie, Marketing- und PR – Soldaten haben ganze Arbeit geleistet, in dem sie den Menschen hier einen Bedarf eingeredet haben. Wir hatten früher alle kein smartphone, kein Tablet, kein Kindle, iphone, netbook etc. Hatten wir deswegen weniger Kommunikation? Ganz im Gegenteil. Die Kommunikation war zum großen Teil viel zwischenmenschlicher, authentischer, ehrlicher. Im Netz wird doch schamlos inszeniert, gelogen und Dünnschiss verzapft.
Die beste Methode dagegen, ist der Komplett-Boykott. Ich habe und hatte noch nie ein smartphone. Diese Möchtegern-halben-Computer, die dich überwachen und für die du ständig irgendwelche app´s brauchst, damit die Dinger überhaupt was können. Und fehlt es mir? Habe ich nun weniger Kommunikation als andere?
Nur die Massenhypnose ist schon so weit fortgeschritten, dass ich mich als überzeugter Nichtbesitzer dafür ständig rechtfertigen muss: “Wie, Du hast kein smarthpone? Warum denn das?”
November 10th, 2014 at 09:09
Und vorher haben die Leute sich in der Bahn nicht in ihre Bücher/Zeitschriften/Zeitungen vergraben oder einfach nach draußen geschaut?
November 10th, 2014 at 09:19
@Rossi
Zeitungen/Bücher machen keine nervigen Geräusche oder laute Musik. Man bekommt noch mit, was um einen herum passiert, selbst wenn man nach draußen schaut. Ein Buch kann man zur Seite legen und seinen Mitmenschen zuhören. Außerdem habe ich das Buch nicht überall dabei, wie das beschissene smartphone. Mit vielen kann man kaum mehr als zwei Minuten sprechen, ohne dass sie auf ihr Tamagotchi glotzen müssen – es könnte ja einen neuen Eintrag in der Timeline oder eine neue Whats-App Nachricht geben. Bin ich in einem Buch/einer Zeitung vergraben, wenn ich mich mit meinem Mitmenschen unterhalte? Auf einer Party? Bei einem Spieleabend? Im Kino? Im Museum? Egal wo?
Der Vergleich zwischen Buch vs. smartphone ist schwach und wenig überzeugend. Aber das höre ich öfters. Es ist der Versuch die eigene smartphone-Sucht zu relativeren.
November 10th, 2014 at 09:40
@epikur:
Es ging auch nicht zentral um das Buch, sondern darum, dass “komischerweise” die meisten Menschen den sozialen Zwangskontakt in einer Bahn / Bus nicht angenehm finden und sich somit nur zu gerne Ablenkung suchen. Das war auch schon vor der Smartphonezeit nicht anders, es sei denn meine Busse und Bahnen fuhren in einem anderen Universum.
Ansonsten kann ich dein Schreckensszenario in meinem persönlichen Umfeld nicht nachvollziehen. Natürlich ist der Griff zu den Dingern schnell getan, aber mir hat es noch nie eine normale Unterhaltung unmöglich gemacht. Selbst bei den jüngeren Leuten bleibt das Gerät meistens liegen, wenn man sich unterhält, egal wieviele Nachrichten während dessen reinplinken.
Davon ab will ich gar nicht abstreiten, dass die Dinger die Kommunikation an sich verändert haben, aber ich würde den Ball mal flach halten. Man kann es auch überdramatisieren.
November 10th, 2014 at 10:54
Dieser Text ist im Prinzip eine Kurzfassung von dem Roman The Circle – D. Eggers.
Das Problem ist dabei auch, dass die Kommunikation an sich auch gelitten hat. Makertingler würden das so verkaufen: “Dialog ist überbewertet!” Man ergeht sich halt in ergebnisoffenen Monologen.
November 10th, 2014 at 11:52
Wenn ich jetzt meine Eindrücke zusammenfasse, dann sind wir doch alle ziemich komische Menschen geworden. Sonderlinge mit einer gemeinsamen Sucht, die uns die Neuzeit bescheert hat.
Besserung dürfen wir wohl so schnell nicht erwarten.
Die Sprache verstummt, wir schreiben uns die Finger wund. auf der modernen Tastatur.
Früher sagte man dazu, ein komischer Kautz.
November 10th, 2014 at 12:07
@Rosi #14
“Man kann es auch überdramatisieren.”
Im Gegenteil, ich finde, es kann nicht genug dramatisiert werden, weil es sich m.M.n. auf alle Bereiche des Lebens negativ auswirkt. Wenn Freundschaft bedeutet, von soviel Leuten wie möglich geliket zu werden, Beziehungen per SMS beendet werden, Personen sich nebeneinander sitzend über ihr Smartphone unterhalten (hab ich erlebt), Schüler immer häufiger in Einwortsätzen eine Sache glauben erklären zu können, Diskussion heißt, sich unbegründete (und größtenteils nachgeplapperte) Meinungen gegenseitig an den Kopf zu werfen, Probleme zunehmend nicht durch direkte Kommunikation mit dem Menschen, mit dem jemand Probleme hat, lösen zu wollen – dann muss das schon zu denken geben. Es gibt im Übrigen auch einen Zusammenhang zwischen Sprache und Denken. Wenn aber kaum noch versucht wird, einen Zusammenhang oder auch ein Problem sprachlich erst einmal auszuloten und zu formulieren, bleibt das Denken eben auch auf der Strecke.
Das Internet, so wie es häufig genutzt wird, fördert meines Erachtens diese negative Tendenz enorm.
November 10th, 2014 at 12:46
@Frau Lehmann:
Inhaltlich in Ordnung (habe ich zumindest einiges bereits auch so erlebt), nur: Auch bei meiner Generation erwartete man das Ende jeglicher Kultur und -mittlerweile selbst etwas älter- habe ich das schon so häufig auch über die Generationen danach gehört, dass ich dabei bleibe: Es ist überdramatisieren. Die Kommunikationsformen verändern sich. Es mag in Ihrer und in meiner Wertewelt merkwürdig oder abstoßend wirken, aber so ist die Jugend halt. Ob das gefällt oder nicht, die macht ihr Ding und in 10 Jahren ist das vielleicht wieder was völlig anderes. Und die Menscheit wird deswegen sicher nicht zurück auf die Bäume klettern.
November 10th, 2014 at 13:19
@Rossi: ichmache hier sicher nicht in abstraktem Kulturpessimismus und benenne konkrete Folgen für das aktive Kommunizieren – das unterscheidet erstens die aktuelle Entwicklung von bloßem Konsum vergangener Zeiten. Zweitens sehe ich, dass es nur zu gut passt in einen produzierten Zerfall des Sozialen und eine Schnittstelle, an der der Befehl zum Konsum so glatt angenommen wird wie sonst bei Junkies. Das ist eine neue Qualität.
November 10th, 2014 at 13:34
@Rossi,
können sie ja auch nicht, also das mit den Bäumen.
Zum Klettern muss man beide Hände frei haben.
November 10th, 2014 at 13:38
@Rossi
Eine in ihrer Kommunikation und Mediennutzung total überwachte und somit steuerbare konsumfixierte “Jugend” ist eine kritische Betrachtungsweise schwerlich zuzutrauen.
Wer nichts anderes als Überwachung und vielfältigste (bewusste und unbewusste) Manipulation erlebt und dieses nicht als Gefahr ausmacht, ist verloren.
Allerdings empfinden die meisten diesen Zustand bereits als freiheitlich.
Das ist weder “merkwürdig” noch “abstoßend”, sondern einfach nur bedenklich.
November 10th, 2014 at 13:41
@flurdab: Passend! :P
@flatter:
Verstehe ich dich dann richtig, dass du darin nur eine Ausprägung einer zerfallenden (sozialen) Gesellschaft siehst? Da könnte ich dann durchaus was mit anfangen.
Allerdings sind die Dinger ja doch neben dem Konsumaspekt auch Kommunikationsgeräte. Konsumiere ich, wenn ich Mails schreibe?
Ich denke die beiden Punkte sollte man schon auseinander halten.
November 10th, 2014 at 14:15
Ich beziehe mich auf die Begrenzung (Anfang und Ende) von Kommunikationen, Erwartungen (unerfüllbar) und die Folgen für die davon betroffenen Persönlichkeiten sowie ihre Entwicklung. Das lässt sich nicht runterbrechen auf die Frage, ob Mailen Konsum ist. Viedo ist Konsum. Lesen ist Konsum. Fernsehen ist Konsum. Das ist einfach. Das geschilderte Problem aber ist viel komplexer.
November 10th, 2014 at 19:30
Ich frage mich, was die – meist jungen – Leute ohne diese Elektronikspielereien machen würden. Offensichtlich geht die Besessenheit so weit, dass man sich sogar beim Autofahren davon ablenken lässt – das bekannte “aus unbekannter Ursache von der Fahrbahn abgekommen!”
Ob aber diese Ersatzwirklichkeit eine Folge der Entfremdung oder ob die Entfremdung eine Folge der Angebote an Ersatzwirklichkeit ist, kann ich nicht entscheiden.
Es ist in der Geschichte der Evolution des menschlichen Verhaltens wohl das erste Mal, dass etwas, das eigentlich als Werkzeug beherrscht werden müsste, selber identitätsstiftend in den Mittelpunkt tritt. Aber es bleibt die Frage, ob dieser ganze Kommunikationsfirlefanz nicht ein Vakuum füllt, in welchem also sonst gar nichts wäre.
November 10th, 2014 at 19:36
Letzteres mag weitgehend sogar so sein, aber es verhindert gleichzetig, dass da etwas werden kann.
November 10th, 2014 at 21:05
@maguscarolus Sie würden sich mit einem anderen Medium beschäftigen, wie z. B. TV. Zur Überbrückung von Wartezeiten müsste dann halt der Walkman herhalten. ;)
@25 fatter Wie ich schon schrieb, the circle.
November 10th, 2014 at 21:15
Oh ja, “das” hat die Kommunikation, die Erwartungen und vor allem die (oft nur noch so genannten) Denkvorgänge stark beeinflußt. Ich tippe oder wische, also bin ich. Was auch immer.
Manchmal, wenn irgendwo an der Kasse meine Unterschrift verlangt wird, sehe ich, daß ich noch eine Handschrift habe. Eigentlich eine schöne Schrift, doch inzwischen genau so überflüssig wie ich selbst unter 7 Milliarden menschlicher Arbeitsameisen.
Was mir etwas zu kurz kommt in der Aufzählung funkbasierter Unerträglichkeiten, ist der Funk, der Wellensalat, die Strahlenbelastung (yes!)selbst.
Ich bin elektrosensibel auf Handystrahlung: da gibt es kein Entkommen mehr.
Überall wird “gesimst”, getwittert, vor dem Käseregal schnell zuhause nachgefragt, ob*s der mittelalte oder der alte Gouda sein sollte? Auch in der Bahn sind alle stramm am Tippen. Und dank unserer ReGIERung(en) gibt es auch WLAN satt an öffentlichen Lokalitäten.
Sorry, aber für mich ist diese “neue Zeit” eine Scheißzeit.
Punkt.
November 10th, 2014 at 22:00
Es stellt sich die Frage, welches Bedürfnis zu erfüllen, eines dieser elektronischen Spielgeräte verspricht. Welchen Gebrauchswert es also ganz offenkundig hat, haben muß, wenn es gekauft wird. Und es muß einen hohen Gebrauchswert versprechen, wenn es den relativen hohen Preisen zum Trotz massenhaft verkauft wird.
Für die andere Seite, die, welche es auf den Tauschwert der Geräte abgesehen hat, ist der Nutzen offenkundig.
Doch zieht man einmal den Gebrauchswert der Individuen in Betracht, welchen diese für jene Seite haben, muß festgestellt werden: Ihr Gebrauchswert fällt ständig, sichtbar an dem Tauschwert, den sie für ihre Arbeitskraft erhalten: Er sinkt.
Sinken gleichzeitig die Bedürfnissse der Individuen? Nein.Im Gegenteil. Sie jagen einem Ideal von Kompensation nach, welches die andere Seite gerne bedient: Ohne Mühe lassen sich die Individuen auf dieses Abstellgleis schieben. Ein schöner Kollateralnutzen derer, die solche Bedürfnisse in den Individuen hervorzurufen und auszunutzen verstehen!
Das alles läßt sich getrost ignorieren: Man kann stattdessen ja über alles Unwesentliche vom Abstellgleis aus prima kommunizieren, seine Einbildung pflegen und von anderen wertgeschätzt werden, bis die Elektronik vibriert.
(Diese Ergänzung schien notwendig, nachdem FEYNSINN in seinem Artikel gar nicht zu Unrecht von “Kollateralschaden” und “Entfremdung” gesprochen hat. Wie gut wäre es nur, wenn Schaden und Kollateralschaden als solche begriffen würden!)
p.s. Es ist ein schöner Witz, wenn behauptet wird, irgendwelche Aufstände in arabischen Staaten oder sonstwo wären auf die neuen Kommunikationsmöglichkeiten zurückzuführen!
November 10th, 2014 at 22:46
Wo lese ich diesen Artikel?
Im Internet
Wie lese ich den Artikel?
Auf dem Phablet
Warum lese ich diesen Artikel?
Weil ich per eMail einen Link erhalten habe
Warum verlinke ich morgen den Artikel im Internet?
Weil er ei Bild der neuen Welt zeichnet
Wo wird er stehen?
Im Internet?
Wie iwrd man ihn lesen …
November 10th, 2014 at 23:33
Was sagt uns das? Dass das alles kein Problem ist?
November 11th, 2014 at 06:22
@flatter
Das sagt uns, dass wir ein Teil des Problems sind, da wir zur Kommunikation – auch – das Internet benutzen, sonst würde uns ja niemand hören.
Weiter sagt es uns, dass wir das Problem mit verursacht haben und es sagt uns, dass es an uns gelegen ist, unseren Kindern Kommunikation zu vermitteln. Niemand anders wird es tun.
Leider sagt es uns auch, dass es so unglaublich viele Menschen gibt, die so alleine sind, dass sie ‘social media’ für Leben halten, das ausfüllt was ihnen fehlt.
November 11th, 2014 at 08:32
Nur zur Illustration:
Auf einer Autoreise dieses Jahr haben wir auf der Autobahn in Schland ein Auto überholt (was bei mir eher seltener vorkommt), das ungewöhnlich langsam fuhr. Im Vorbeifahren sahen wir, dass sowohl Fahrer als auch Beifahrer (!) in Betrachtung ihrer Smartphone/Tablet-Displays versunken waren und dass beide ihre Ohren mit headsets zugestöpselt hatten.
Ein derartiges Ausmaß an Verblödung und Verantwortungslosigkeit hatte ich bis dato noch nie beobachtet.
Und das waren Leute in mittlerem Alter, also keine Jungen!
November 11th, 2014 at 10:56
Das Problem erledigt sich mit den neuen Fahrzeugtypen von selbst.
November 11th, 2014 at 11:02
@daywalker: Oh, an der technischen Entwicklung habe ich in dieser Ecke sicher keinen Anteil, insofern bin ich schon mal nicht “wir”. Im übrigen ging das auch schon parallel zum Internet: Schon die SMS war eine Pest.
Meine Kinder sind erwachsen, denen erzähle ich sicher nix mehr, und meine Versuche, ihnen den Unterschied zwischen Freunden und friends® zu erklären, waren mäßig erfolgreich.
Leider ist es wohl so, dass Menschen nicht einsam sein müssen, um diesen Firlefanz mitzumachen; ich denke sogar, dass sie eher einsam werden, weil sie die falschen Prioritäten setzen.
Aber selbstverständlich betrifft mich das Problem auch, auch ohne Smarthphone. Ich sitze hier täglich und schaue nach Kommentaren. Ich biete anderen eine Plattform, um etwas zu sagen und auf eine Antwort zu warten. Das beeinflusst unser Leben. Ich frage mich selbst, ob das in dem Maße wie ich es betreibe noch gesund ist. Die Maschine hat magnetische Wirkung. Das ist das Problem, wie es sich bei mir repräsentiert. Ich möchte nicht im Kopf eines 15-Jährigen stecken.
November 11th, 2014 at 11:05
OT: Es ist lebenswichtig geworden, über gutes Gartengerät zu verfügen. http://www.n-tv.de/panorama/Polizei-rettet-Laubblaeser-vor-Lynchmob-article13937721.html
November 11th, 2014 at 11:06
@maguscarolus: Ich saß vorletztes Jahr mit 4 Freunden in einer Kneipe. Wir sehen uns in dieser Konstellation äußerst selten. Alle vier streichelten unablässig an ihren Händis rum und zeigten sich gegenseitig ihre Sachen. Selbst mein Protest hielt sie nicht davon ab. Wir gehen auf die Fünfzig zu.
November 11th, 2014 at 11:40
Hallo!
Ich mache immer wieder Urlaub vom Internet, ich empfinde mich nach ein oder zwei Wochen geistig richtig erholt.
Ich kann viele der hier geäußerten Bedenken verstehen und teile sie, warne jedoch davor, allzusehr auf irgendwelchen “folgenden Generationen” rumzureiten.
Ob du dich ganz klassisch von der Bild oder vom iPad verblöden läßt, ist doch egal, Personen mit Durchblick sind halt nicht in der Überzahl, aber es gibt sie selbstverständlich in jeder Altersgruppe.
Wenn ich mich tatsächlich mit Jugendlichen auseinandersetze, bin ich oft auch mal überrascht über das Ausmaß kritischen Bewußtseins. Und über die Genervtheit darüber, von irgendwelchen saturierten Mittfünfzigern als verlorene Generation abgetan zu werden, ohne jemals angesprochen worden zu sein.
Sogenannte soziale Plattformen fördern meines Erachtens Suchtverhalten über das menschliche Belohnungssystem, “x Personen finden das gut”, etc. Ich finde es mittlerweile richtig gruselig zu sehen, wie ein geisterhaftes Lächeln auf den bläulich illuminierten Gesichtern erscheint…
November 11th, 2014 at 14:28
Was als Ausnahme vielleicht etwas beruhigt, erschreckt um so mehr, wenn man dann doch feststellt, welch eine Masse von Leuten jeden Alters so naiv und unbekümmert mit dem Handy und dem Internet umgehen.
Ich denke, das die Zahl der Leute die sich wirklich kritisch mit allen Aspekten der Probleme unserer Zeit auseinander setzten, maximal dem Prozentsatz derer entspricht, die Links gewählt haben.
November 11th, 2014 at 16:03
@flatter
Ich widerspreche kurz – wir, das sind wir die menschen die mit ihrer Affinität zur Technik dafür sorgen, dass es immer neue Technik gibt, weil es ja in allen Punkten immer Fortschritt geben muss.
Aus meiner Sicht, ich bin 54 Jahre, gibt es nur zwei Möglichkeiten:
1. Völliger Rückzug aus den – nennen wir es – neue Medien
2.Anerkennen, dass wir längst verloren hatten, als wir uns den ersten Rechner, das erste Handy oder wie auch immer gekauft haben.
Eine Halbherzigkeit gibt es nicht, auch wenn sie viele praktizieren, resp. sie so nennen. Einen “Spielaccount” auf Facebook und ja – WhatsApp hat auch jeder und keienr will zu Treema wechseln – die Zukunft liegt in der Cloud – Verschlüsselung ist eine tolle Sache und so weiter und so fort.
Auch Kritik ist halbherzig, lese ich sie irgendwo im Internet – will sagen – ganz oder gar nicht.
Ich bin über dieen Punkt bereits hinaus und habe Punkt 2 gewählt ich besitze ein Streichelhandy, halte aber an zum streicheln, ich besitze internet, Streaming-Dienste, verweigere aber Onlne-Banking und ich denke ich konnte meinem Sohn einen gesunden Umgang aufzeigen.
Zum Abschluss ein Tipp, der das ganze Elend aufzeigt, wenn man denn das Mittel dazu hat:
Volles öffentliches Verkehrsmittel nach Ende der Schule und in der Tsche einen sogenannten “Handy-Blocker” – einmal eingeschaltet macht sich Panik breit und die Tatsache, dass man doch miteinander sprechen kann, wenn es dann auch nur darum geht zu erfahren, ob alle ‘kein Netz’ haben.
In diesem Sinne …
November 11th, 2014 at 16:39
Was macht der Mensch im Regelfall mit neuen Entwicklungen/Erfindungen? Erstmal verlachen dann alles übertreiben. Irgendwann feststellen das es doch nicht sooo gut ist, oder Suchtpotential entwickelt und sich gegen die Übertreibung wehren, flatters Artikel ist da doch ein Beispiel, wenn man ehrlich ist ist der Mensch immer so dumm das er erstmal gegen die Wand laufen muß ehe er begreift….
November 11th, 2014 at 17:21
Ich versuche, das Problem in seiner Tragweite zu begreifen. So ist es völlig selbstverständlich, dass die fließende Kommunikation geschäftliche genutzt wird: Erreichbarkeit, Kontrolle, Effizeinz. Derweil wird es aber als aktive Schädigung des Kapitals und Verfehlung des Lohnabhängigen betrachtet, wenn der Schuss nach hinten losgeht: Verzögerungen, Privatgespräche, Ablenkung …
Die Technik verändert den Alltag, privat wie beruflich, aber diese Veränderung schlägt sich nicht nieder im den Umgangsregeln (von Menschen) mit Menschen. Dies befschleunigt das Bestehende noch einmal: die Bildungsschere, Ausbeutung, Machtkonzentration (übrigens im ganzen Gegenteil zum Mythos der Revolution via farcebook).
Politisch ist das Thema höchst relevant, es wird aber in den Bahnen der üblichen Inkompetenz und Kapitalanbetung abgehandelt. Ich halte das für eine ziemliche Katastrophe.
November 11th, 2014 at 17:49
@flatter: “Bildungsschere, Ausbeutung, Machtkonzentration”… jep, faktisch passiert das, sogar ganz klar beschleunigt durch die Technik, nur: Das Internet war -und ist auch noch- ein Medium, welches jedem die Möglichkeit gibt, sich zu entscheiden.
Die Ausweichmöglichkeiten sind sogar tatsächlich wesentlich leichter erreichbar als in der Vergangenheit. Offenkundig wird es in der breiten Masse aber nicht genutzt. Lässt das nicht vermuten, dass der Mensch dazu neigt immer wieder aufs neue solche Strukturen herauszubilden und bliebe dann nicht als Erkenntnis, dass es eben nicht die Technik ist, die hier das Problem darstellt, sondern eben die Art wie sich der Mensch organisiert und strukturiert?
Ich sehe da eigentlich nur ein einziges Mittel, was erfolgreich dagegen anwirken könnte und das ist Bildung, sowohl durch die Eltern als auch durch das Schulsystem. Schließlich muss man erst einmal erkennen können, was da mit einem passiert, um es auch sinnvoll bewerten zu können.
November 11th, 2014 at 19:01
Das Schulsystem kannst du getrost in der Tonne lassen, in die es sich selbst getreten hat. Das verschlimmert den Zustnad nur, was kein Zufall ist. Reformierbar ist dieser Beamtenzoo schon gar nicht.
Ich habe den Artikel vor allem geschrieben und so betitelt, weil ich eben im zeitlichen Ablauf von Kommunikation eine neue Qualität sehe, die mich gruselt.
November 11th, 2014 at 22:20
@42 Rossi: The circle. Ich empfehle sonst selten Spiegel Bestseller, aber der Eggers hat es auf den Punkt gebracht, wie die Veränderungen laufen.
November 11th, 2014 at 22:22
Jadoch! Es wird penetrant.
November 12th, 2014 at 00:35
Das verwundert; ob des Artikels jetzt doch niCht oder?
November 12th, 2014 at 08:32
@flatter Reformierbar ist dieser Beamtenzoo schon gar nicht.
und schon gar nicht, indem man ihn durch einen Privatzoo im Sinne von Bertelsmann® ersetzt.
Am deutschen Schulsystem wird herumreformiert seit ich denken kann – teils aus ideologischen Gründen, teils aus Austeritätsgründen, teils wegen Pissa.
Herausgekommen ist dabei immer dasselbe: schlechtere (marktkonformere) Lehrpläne, größere Klassen, mehr erziehungs-und lehrtätigkeitsfremde Aufgaben für das Lehrpersonal.
Und die Lehrer beziehen von allen Seiten die Prügel, die eigentlich den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft zuzumessen wären!
November 12th, 2014 at 10:52
Nicht von mir, nicht abstrakt. Dass sie Beamte sind, ist ein Kernproblem. Das wird sich hier aber wohl nie ändern. Von wem werden sie ausgebildet? Von Beamten. Wer plant die Reformen? Beamte (mit freundlicher Unterstützung der ‘Wirtschaft’. Die Tiere im Zoo sperren sich ja auch nicht selbst ein.
November 12th, 2014 at 11:12
OT: Die FAZ kämpft hart für über 65-Jährigem die “zwmgsverrentet” werden. Endlich prangert jemand das furchtbare Elend an!!1!
November 12th, 2014 at 11:13
@flatter: Dass sie Beamte sind, ist ein Kernproblem.
Für wen und aus welcher Sichtweise heraus ist das ein Kernproblem? Wären nicht angestellte Lehrer – etwa wie im “Land er Freiheit” – eher manipulierbar und erpressbar?
Freilich stören sich viele Eltern aus den vermögenden Schichten an diesen kaum manipulierbaren beamteten Lehrern so sehr, dass sie ihre Blagen lieber auf teure Privatschulen schicken, wo man dann auch einen ganz anderen Zugriff auf die angestellten Lehrer hat.
Dass manche beamtete Lehrer auch Arschlöcher mit einer kaum nachvollziehbaren Sicht auf die Dinge sind liegt doch wohl eher an der Arschlochhäufigkeit im Lande.
Oft wird auch unterstellt, dass nur ängstliche, kriecherische und obrigkeitshörige Persönlichkeiten “das Lehramt” anstreben. Ich halte diese Einschätzung für den üblichen Mistkübel auf Beamte. Sehr sehr viele Menschen hatten selber oder mit ihren Kindern ein “Schulproblem”, aus welchen Gründen auch immer, und daraus resultieren manchmal lebenslange Ressentiments.
Aber das ist ein Terrain, auf dem kaum je Sachlichkeit zu finden sein wird, weil es um sehr sensible Weichenstellungen und oft traumatische Lebenserfahrungen geht. Ich glaube nur nicht an das “Kernproblem Beamtenstatus”.
November 12th, 2014 at 12:15
Leute, die aus dem Apparat (Schule) durch den Apparat (Uni) wieder in den Apparat (Schule) gehen und dort lebenslänglich haben, niemals etwas anderes sehen und für die nächsten Jahrzehnte immer nur die Wahl haben, ihren Job und ihre Pension aufzugeben, weiterzumachen oder krank zu werden, müssen zwangsläufig verkrusten. Wenn sie dazu noch wie gesagt von ihresgleichen umgeben sind, ist das ein Strukturproblem. Dass Menschen von außen Einfluss nehmen, ist doch in jedem anderen Job auch so, das nennt sich “Kommunikation”. Die Eltern entscheiden schließlich auch bei nicht Verbeamteten nicht über deren Anstellung. Solche Argumente müssten dazu führen, dass alle überall Beamte sind, und dann wird alles besser. Vor allem aber gehen sie völlig an der Wirklichkeit vorbei. In anderen Ländern sind die Lehrer auch nicht verbeamtet, und die Bildungssysteme sind warhlich nicht schlechter als unseres. Das geht ja auch gar nicht.
November 12th, 2014 at 12:52
OT: Illegale Nahrungsverteilung und gewaltloser Widerstand – neuer Straftatbestand im gelobten Land. Es geht voran!
November 12th, 2014 at 12:55
Der Link linkt nicht.
November 12th, 2014 at 12:58
@flatter:
Und, nicht zu vergessen: Angestellte Lehrer haben ein ganz normales Streikrecht – wenn sie sich’s denn zu nutzen trauen! ;-)
Im Übrigen halte ich das Beamtentum in Schland eh für ein Auslaufmodell, wenngleich ich es nicht so problematisch sehe wie du. Das primär Entscheidende ist die Eignung der betreffenden Person für die Erziehungsaufgabe. Zu lehren ist eine Arbeit, die Jeden kaputt macht, der dieser sehr speziellen Art von Belastung nicht gewachsen ist und deshalb mit dauernden Versagensängsten herum läuft.
Der von dir als Negativum bezeichnete “Kreislauf Schule – Uni – Schule” hat natürlich nichts mit dem Beamtentum zu tun, sondern ist der maroden Prüfungsordnung geschuldet. Ausbildungen können in diesem Lande ja gar nicht mehr schnell und oberflächlich genug sein. Wo soll da ein “Jahr in der Wirtschaft” rein passen? Das müsste geändert werden, wofür ich aber weit und breit keine Mehrheiten sehe. Bleibt natürlich noch die Frage, ob durch Erfahrungen im “richtigen Leben” die Lehrtätigkeit etwas gewinnen würde. Mittlerweile gibt es ohnehin ganz viele Lehrer-Anwärter, die erst mal eines oder mehrere Jahre in der Wirtschaft jobben (müssen), weil sie keine Anstellung finden. Es wäre zu untersuchen, ob die danach, wenn sie denn mal Lehrer sind, auch die besseren Lehrer sind.
November 12th, 2014 at 13:00
@ maguscarolus #50
Es ist nicht notwendig, die Beamten hier irgendwie zu verteidigen, denn sie haben doch eine lautstarke und aggressive Partei zur Durchsetzung ihrer Interessen zur Verfügung (95% Beamte und Besserverdiener, 4% Arbeiter usw.).
Aktualisierung: Zum Auslaufmodell! :-(
November 12th, 2014 at 13:02
@maguscarolus: Nee, das muss m.E. komplett geöffnet werden, und das geht nur ohne Beamtenstatus. Es ist aber nicht sinnvoll, an einem Idiotensystem herumzudoktern und dort Details zu bequatschen, das ist ja nur eines. Es gibt wie gesagt wesentlich bessere Systeme, die könnte man importieren (die Wäddschaft nennt das “Best Practice”). Aber nicht in Deutschland; immerhin müssen hier die Lehrerinnen nicht mehr Jungfrauen sein, das ist doch Reform genug!
November 12th, 2014 at 14:49
#52/53 – Der Link, der nicht linken wollte…
November 12th, 2014 at 15:53
Nahrungsverteilung ist auf diese Weise aber auch hier nicht einfach so erlaubt.
November 12th, 2014 at 15:54
Man müsste so vieles untersuchen und intensiv debattieren. Aber wer hätte die Zeit, abgesehen von Lust und Laune, sich mit den vielfältigen Untersuchungsergebnissen zu beschäftigen? Das ist doch alles gar nicht mehr zu bewältigen.
November 12th, 2014 at 15:56
In Sachsen gibt es so gut wie keine Beamten an Schulen. Die Bezahlung ist auch unter aller sau. Ich habe allerdings ganz gute Erfahrungen damit gemacht, wenn Leute, die mich versuchen auszubilden u. a. auch gut bezahlt werden.
November 12th, 2014 at 16:11
@ Eike #60
Dafür ist einer aus der “Kaderschmiede der SED” in Sachsen gerade wieder zum MP geschlagen worden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stanislaw_Tillich
Keine Kritik, kein Aufschrei der Verfolgten unter Führung des Hunnenpastors 2.0?
November 12th, 2014 at 17:02
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute, deren Nachnamen mit F beginnt, klüger sind. Das muss man doch auch mal berücksichtigen!!1!
November 12th, 2014 at 17:44
@Manfred Du müsstest erst mal die Reden hören, die der so verbricht. Wir haben ja mit der Partei die Partei da schon so einiges versucht, aber das kann man mit Satire kaum toppen.
November 12th, 2014 at 20:11
@ 62: Oho, der Herr Fonundzu ist also ein Snob!
November 12th, 2014 at 20:36
Snopp, nich wahr.
November 12th, 2014 at 20:40
Hatte ich eigentlich erst schreiben wollen, da ich aber inzwischen in Schweden wohne, denk ich bei der Schreibweise direkt an was andres.
November 12th, 2014 at 20:42
Schweden, ah. Die Dame ist was Bessres …
November 12th, 2014 at 20:53
Darauf fällt mir ehrlich gesagt überhaupt keine Antwort ein. Zumindest keine lustige.
Ich könnte aber sagen: es geht mir hier besser als da wo ich vorher gewohnt habe. Ob das jetzt ein ontologischer Zustand ist -?
November 12th, 2014 at 21:39
Schön ist es da jedenfalls…nur – so ein halbes Jahr ohne Licht und dann ist der Bölkstoff noch unbezahlbar und die ganzen Serienkiller die von Ystad aus das Land heimsuchen…hm….
November 12th, 2014 at 21:47
Fragen Sie Herrn Eike … ontologische Zustände kenne ich übrigens nicht. Paläontologische quasi, aber das andere nicht.
November 12th, 2014 at 22:50
@ Eike #69
Was ist Bölkstoff gegen den Luxus hinter
Schwedischen Gardinen zu leben?
November 17th, 2014 at 19:25
Noch ein Kollateralschaden , oder doch nicht?