Die Ermächtigung sogenannter ‘Sicherheitsbehörden’, Geheimdienste, Militäreinheiten mit Sonderrechten, schlimmstenfalls Geheimpolizeien, mag ‘nur’ ein Symptom einer bestimmten Entwicklung sein, aber sie sind eines der schlimmsten und entfalten längst eine fatale Wirkung auf das, was nur noch zum Schein “Demokratie” genannt wird – wie Huxley das schon vor Jahrzehnten kommen sah. Einige Beispiele:
Es fand unter der Hand im ‘freien Westen’ eine Verschiebung der Rechtskultur statt, die das geltende Rechtssystem schlicht pervertiert hat. Während – pro forma – in der Strafjustiz offiziell noch die bürgerlichen Rechte gelten – Unschuldsvermutung, Öffentlichkeit und das Recht auf Verteidigung etwa, werden immer häufiger Verdächtige zu Feinden erklärt, die schlicht rechtlos sind. Es gibt keinen Prozess, keine Verteidigung, keine Öffentlichkeit, keine Kontrolle von außen. Dafür Folter, staatlich gesteuerten Mord und Verschleppung. Dies bedeutet nicht bloß eine Aushöhlung des Rechtsstaats, sondern die Vernichtung der Idee der Menschenrechte.
Die nämlich ist die Unteilbarkeit, die Erkenntniss, dass es nicht artfremde Wesen gibt – hier die Römer, dort die Barbaren, sondern nur Menschen. Dies wird durch die Einteilung in Freund und Feind exakt rückgängig gemacht. Damit sind wir kulturell wieder in der Antike gelandet. Es machen sich diese Verschiebungen hauptsächlich dort bemerkbar, wo der Widerstand gegen die Entrechtung Unschuldiger kleine Erfolge erzielen kann. Zum Beispiel, indem Menschen, die unter Terrorverdacht stehen und jederzeit willkürliche Repressalien erwarten müssen, von ihrem Status wenigstens erfahren dürfen – “möglicherweise“.
Staat im Staat
Es ist ein Aberwitz, dass solche Verbrecherregimes, die sich anmaßen, im Geheimen jenseits aller rechtsstaatlichen Prinzipien Menschen wie Vieh zu behandeln, überhaupt noch formal rechtliche Strukturen schaffen. Was soll ein Geheimgericht anderes sein als ein Tribunal von Verbrechern, die sich darauf einigen, wer als nächstes gequält oder ermordet wird? Das ist kein Gericht im modernen Sinne mehr. Es hat nichts zu tun mit Recht, sondern nur mehr mit der Organisation des Unrechts. Landet ein Vorgang, der den Diensten und ihrer mafiösen Struktur überantwortet war, einmal vor einem echten Gericht, zeigt sich sogleich die Verwerfung zwischen einer Rechtskultur und dem Willkürregime:
In einem Prozess, in dem es um die Zwangsernährung von Gefangenen geht, beruft sich der Geheimdienstmob auf die Gefahr, die von der Rechtsstaatlichkeit ausgeht, wenn man faire Prozesse führt. Das Argument: Jemand könnte erfahren, wie die Gefangenen von den Zellen zur Prozedur geführt werden. Jedwede Details ihrer Machenschaften öffentlich zu erwähnen, ist nach ihrem Verständnis ein Sicherheitsrisiko, das unbedingt zu verhindern ist – auf Kosten jeglicher bürgerlicher Rechte. Die abstrakte Sicherheit des Staates wiegt demnach noch im kleinsten Detail schwerer als die Grundlagen des Rechtsstaats. Es ist Krieg, und zwar zwischen Rechtsstaat und Sicherheitsdiensten.
Solche Dienste können es sich selbstredend nicht leisten, von irgendwem kontrolliert zu werden. Die Kontrollgremien erfahren nichts, und wenn sich jemand an etwas erinnern kann, hat er gerade keine Aussagegenehmigung. Der Staat im Staat schottet sich hermetisch ab gegen alles, was demokratischer Kontrolle nahekommt oder noch ethischen Prinzipien folgt. Es ist wie es schon immer war, da nehmen sich NSA, BND, Verfassungsschutz und Stasi nichts: Diese Banden können nur von außen bekämpft werden. Von den Bürgern, nicht vom Staat, in dem sie sich gebildet haben. Anders ausgedrückt: Wir müssen lernen, dass die Dienste recht haben. Die meisten von uns sind Terroristen.
Oktober 4th, 2014 at 20:51
“Dies bedeutet nicht bloß eine Aushöhlung des Rechtsstaats, sondern die Vernichtung der Idee der Menschenrechte.
Die nämlich ist die Unteilbarkeit, die Erkenntniss, dass es nicht artfremde Wesen gibt – hier die Römer, dort die Barbaren, sondern nur Menschen. Dies wird durch die Einteilung in Freund und Feind exakt rückgängig gemacht.”
Danke dafür & für noch viel mehr auf dieser site.
Ein ob der Entwicklung der letzten mind. 10 Jahre immer noch nach Worten Ringender
Oktober 4th, 2014 at 20:56
“Im Westen nichts Neues!”
Gibt’s was Neues aus’m Osten? Nein? Süden? Nein? Norden? Das Eis schmilzt, freie Schifffffahrt. No, dess iss doch ebbes!
Oktober 4th, 2014 at 20:58
Neues nicht, aber einen aktuellen Stand.
Oktober 4th, 2014 at 21:16
@citizen wrath: Sei so gut und lies die Nutzungsbedingungen, bitte!
Oktober 4th, 2014 at 21:19
@flatter(3)
So, dess iss neu? Dess gab’s doch schon in der Wahrheit® (auch als tagesschau bekannt – oder war’s WDR5??).
Oktober 4th, 2014 at 21:25
Da steht NICHT NEU!!!1! :-P
Oktober 4th, 2014 at 21:36
@flatter (4)
sorry – got it now. War ein Reflex.
Oktober 4th, 2014 at 22:24
thnx
Oktober 5th, 2014 at 02:30
Wer Terroristen sucht, wird auch welche finden. In einer Lebenswelt, wie sie hier gestaltet wurde, ist das ja auch wirklich nicht so schwer. Und es wird immer leichter.
Oktober 5th, 2014 at 11:16
Folter, Voelkermord & Staatsterror – Demokratie heute
Das die das Plakat zeigen, freut mich
Oktober 5th, 2014 at 11:54
OT/VT: Wenn der VS mal ein paar Spacken zusammenbringt, die noch bekloppter sind als die selbst, müssen sie trotzdem auf ihr Nazireservoir zugreifen.
Oktober 5th, 2014 at 14:23
ot:
tach auch, ich sehe mich genötigt, kurz aus dem off zu erscheinen, weil es mir scheint, dass die gleich folgenden infos weithin unbekannt, aber nichtsdestotrotz wissenswert und wichtig sind und weite verbreitung verdienen. und sorry schon mal für die wahrscheinliche länge, aber ich hoffe, flatter lässt das bei diesem thema aus gründen einmal durchgehen.
das der “islamische staat” mit seinen killertruppen in nordsyrien / westkurdistan seit inzwischen 21 tagen versucht, die an der türkischen grenze gelegene stadt #kobane einzunehmen, ist in den medien noch mitzuverfolgen. nichts ist dort allerdings über die relevanten hintergründe der kurdischen selbstverwaltung in rojava – rojava sind die drei kurdischen kantone in syrien, aka westkurdistan – zu erfahren:
“Rojava ist ein autonom verwaltetes Gebiet (ehemals zu Syrien gehörend), welches durch kurdische Freiheitskämpfer_innen im November 2013 befreit wurde. Die Bevölkerung besteht aus 2.5 Millionen Menschen. Die Verwaltung aller Alltagsstrukturen (z.B. Schulen, Bäckereien, Kliniken, Tankstellen) findet auf basisdemokratischer Ebene statt. Eine zentralistische Regierung gibt es nicht. Alle in der Region lebenden Menschen, unabhängig von Ethnie, Religion oder Sprache, sind im Volksrat vertreten. Entscheidungen werden hierdurch selbstbestimmt und von unten gefällt. Es besteht eine Frauenquote von 40% in allen Verwaltungen. Das ist nicht nur im Nahen Osten einzigartig. Zusätzlich organisieren sich Frauen in autonomen Strukturen. Es gibt Frauenzentren, in denen Selbstorganisierung und Empowerment stattfindet. Die Strukturen orientieren sich deutlich an anarchistischen Ideen, so flossen in der konkreten Umsetzung des Projektes Ideen von Bakunin, Kropotkin, aber auch Zerzan ein.
Rojava ist eine sichere Insel für alle Ethnien oder Minderheiten, die in der Region unterdrückt oder verfolgt werden – Araber, Sunniten, Armenier, Assyrer, Aleviten, Yeziden, darunter z.B. auch christliche Minderheiten. Ebenfalls setzt sich die Region gegen die Diskriminierung von Homo- und Transsexuellen ein. Erklärtes Ziel ist der Aufbau einer rätedemokratischen, ökologischen und geschlechterbefreiten Gesellschaft. Das Projekt ist als solches einzigartig auf der Welt und die Region gilt als eines der sichersten Gebiete in Syrien – auch, weil sie bewaffnet gegen aussen verteidigt wird.
Angriff von allen Seiten
In der aktuellen Situation ist Rojava von allen Seiten bedroht. Einerseits von der ISIS, welcher Rojava ein Dorn im Auge ist. Andererseits vom Assad-Regime und der türkischen Regierung, welche das autonome Rojava angreifen. Unter diesen Bedingungen zu bestehen, ist nicht leicht.” (…)
kobane, als eine der größeren städte in der region der kurdischen selbstverwaltung, hat nun nicht nur eine seit tagen zunehmende symbolische bedeutung (für eine grundsätzliche alternative zum sonstigen machtgerangel im nahen osten), sondern auch eine militärische/ strategische:
1. sollte es der is schaffen, die stadt einzunehmen, wären sie direkt an der grenze. und die türkei spielt ein mieses doppelspiel: nach diversen berichten vorort kann eine unterstützung des is aus der türkei nicht nur durch freiwillige, sondern auch durch medizinische versorgung bis hin zu wahrscheinlichen waffen- und munitionslieferungen als quasi gesichert betrachtet werden. ein unmittelbarer zugang zur türkei würde das für beide seiten wesentlich einfacher machen.
2. die kurdischen gebiete wären dann – meines wissens mehrfach – voneinander getrennt, was einerseits die versorgung, andererseits die verteidigung extrem schwierig gestalten würde.
die motivationen seitens des is gegen rojava sollten auf der hand liegen; das dort umgesetzte widerspricht so ziemlich allem, was der “islamische staat” anstrebt und vertritt. aber auch die syrische und türkische regierung können aus grundsätzlichen und strategischen erwägungen keinerlei interesse an einer kurdischen autonomie haben, noch dazu an einer, die teils anarcho-sozialistische züge annimmt.
politischer träger der autonomie ist die kurdische PYD, die syrische schwester der PKK. zur letzteren gäbe es einiges zu sagen, was ich mir an dieser stelle aber sparen möchte. nur soviel: vom wesen einer klassisch befreiungsnationalistischen kaderpartei marxistisch-leninistischen typs, wie es noch in den 90er jahren stark vorhanden gewesen ist, hat sich die PKK seit jahren entfernt. und dazu scheint nicht unwesentlich die beschäftigung von abdullah öczalan im türkischen knast mit den ideen des us-amerikanischen anarchisten murray bookchin beigetragen zu haben:
(…) “Geschult am Spanischen Bürgerkrieg und der Spanischen Revolution entwickelte er eine Soziale Ökologie, die auf Dezentralisierung, dualer Gegenmacht, Selbstverwaltung und Selbstorganisation aufbaut, den Klassenkampf alter Prägung ablehnt und stattdessen auf Stadtteilarbeit, Bürgerversammlungen und direkte Demokratie setzt.” (…)
tatsächlich lassen sich elemente dieses modells in rojava finden; allerdings unter kriegs- und fluchtbedingungen mit all ihren mängeln und problemen angepasst. ebenfalls dürfte der abstand der pkk von einer forderung nach einem kurdischen staat damit zusammenhängen; inzwischen wird eine weitgehnde kurdische autonomie innerhalb der türkischen grenzen – und der anderen staaten mit kurdischen bevölkerungsteilen gefordert, bei gleichzeitigen zusammenarbeit mit den jeweiligen nichtkurdischen linken oppositionellen kräften.
der kampf um kobane hat sich nun wie gesagt in ein symbol für diese entwicklung verwandelt, und der ausgang wird absehbar so oder so fundamentale folgen haben:
- wird kobane unter is-herrschaft fallen, wird das nicht nur ein massaker an der verbliebenen bevölkerung – die übrigens von kind bis oma durchgängig bewaffnet ist – zur folge haben, sondern auch das scheitern des friedensprozesses der türkei und der PKK – das hat letztere mit verweis auf die haltung der türkei zum is schon angekündigt. in der folge auch ein wiederaufflammen des krieges in in nord-west-kurdistan / osttürkei. dazu wird das tatsächlich einzigartige projekt der autonomen zone rojava massiv gefährdet sein.
- kann kobane aber gehalten und der derzeitige kessel gesprengt werden, ist das nicht nur für die motivation der kurdInnen selbst wichtig, sondern gibt im weiteren auch dem unbesigbarkeitsmythos des is einen ordentlichen knacks. dazu kann das modell von rojava dann weiter in eine region ausstrahlen, die wie kaum eine andere davon profitieren könnte.
die aktuelle lage: die stadt ist eingekesselt und steht unter schwerem beschuss; der is hat artillerie und panzer an der front, die kurdischen milizen YPG und YPJ (fraueneinheiten) haben nur leichte schusswaffen und kaum abwehrmöglichkeiten gegen panzer. gestern sind von der türkischen seite sowohl aus den flüchtlingslagern als auch aus den kurdischen gebiten innerhalb der türkei zehntausende von menschen zur grenze geströmt und haben teils den versuch gemacht, nach kobane zu kommen. türkische armee ( es sind an der stelle ca. 10.000 soldaten und 50 panzer zusammengezogen, deren kanonen richtung kobane gerichtet sind) und polizei haben die massen unter einsatz von tränengas und schlagstöcken geräumt und von der grenze vertrieben, es wurde teils auch scharf geschossen. im verlauf des abends wurden auch alle vorort vorhandenen medien / journalisten “entfernt”, teils festgenommen. entgegen offiziellen ankündigen unternimmt die türkei bisher nichts, um den kessel um kobane zu sprengen. ebenso wird keine versorgung der eingeschlossenen zugelassen.
es sind seitens der kurden immer wieder luftangriffe der alliierten “koalition” gegen des is und v.a. gegen dessen panzer und schwere waffen gefordert worden. diese finden allerdings nur sporadisch und bei weitem nicht in der nötigen häufung statt. um mich nicht falsch zu verstehen: kurzfristig wären luftangriffe der eben benannten art tatsächlich eine wirkliche hilfe, um den kessel zu sprengen und zumindest das dringenste an material in die stadt zu kriegen. ein invasion von aussen ist nicht erwünscht – die kurdInnen wissen ganz gut, dass sie von niemandem aller potenziellen kräfte etwas positives u erwarten hätten. aber sie nehmen “den westen” gerade an seiner eigenen rhetorik an der nase: die YPG sit in der ganzen region die einzige kraft, die sowohl am boden in der lage ist, gegen den is anzutreten, als auch – aus dem gleichen grund – gefährdete bevölkerungsgruppen zu schützen. auch die yeziden sind vor ein paar wochen letztlich nur von YPG herausgehauen worden.
ich mach jetzt mal ein punkt, weil das obige für ein erstes verständnis der lage reichen sollte. noch ein paar links:
der twitter-hashtag für aktuelle infos #kobane ist oben schon verlinkt. mehr aktuelles und grundsätzliches in deutsch und englisch:
http://civaka-azad.org/
http://rojwomen.org/
es gibt über die fraueneinheiten der YPJ auch ausgerechnet in einer “frauenfachzeitschrift” einen ganz brauchbaren artikel:
http://www.marieclaire.com/world-reports/inspirational-women/these-are-the-women-battling-isis
und zum gleichen thema lässt sich bei der tube unter dem suchtitel “YPJ Kurdish Female Fighters – A Day in Syria” eine interessante doku (englisch) finden, in der viele frauen aus ihrem leben dort und von ihren motivationen berichten.
aus der deutsche (radikalen) linken:
http://arab.blogsport.de/2014/10/03/spendenkampagne-waffen-fuer-die-ypgypj/
und ebenso wie gestern in diversen europäischen städten wird es auch in den nächsten woche wieder viele demos und sonstige soliaktionen geben; aber momentan ist mit am wichtigsten, die tatsächliche situation und bedeutung von kobane und rojava erstmal überhaupt breiter bekannt zu machen. und mit eben der bitte um letzteres verabschiede ich mich wieder ins analoge off. danke schon mal für Euer interesse.
Oktober 5th, 2014 at 17:00
Wozu brauchen wir überhaupt einen Geheimdienst, wenn keiner das Wasser halten kann?
Das Letzte:
“Merkel konnte nicht richtig mit Messer und Gabel essen”
Aber klatschen kann sie inzwischen schon etwas besser mit ihren süßen Patschhändchen. ;-)
Oktober 5th, 2014 at 17:35
@ flatter #3: Mir gefällt schon die Darstellung im Thriller-Stil nicht, aber Sätze wie “Mit Hilfe Bad Aiblings soll nach Taliban und Al-Qaida-Kämpfern in Afghanistan gefahndet werden, auch die Krisenregionen Nordafrikas wollen BND und NSA gemeinsam im Blick behalten.” sollen sowas wie Verständnis beim Leser auslösen. Der soll sich dann denken, ‘na ja die woll(t)en halt über die Bösewichter Bescheid wissen, damit sie die besser bekämpfen können, und dann ist das irgendwie aus dem Ruder gelaufen’. Und genau diese schmierige Masche kotzt mich an so Leuten wie dem Leyendecker an. Die suggerieren damit ihren Lesern, mit der entsprechenden “demokratischen Kontrolle” ließen sich die Geheimdienste für vernünftige Zwecke einspannen.
Das ist beinahe noch abgeschmackter als die Nachricht, die dieser Tage auf irgendeinem Dudelfunk zu hören war: Die Regierung wolle das (sic!) Engangement der Bundeswehr im Nordirak ausweiten. D.h., in verständliche Sprache übersetzt, die geben sich gar nicht mehr damit ab, einen Kriegsgrund zu erfinden, der hinterher als Lüge entlarvt werden könnte. Gegen bischen mehr Engangement kann ja keiner was einwenden. Und niemand aus dem Journaille-Pack kommt auch nur auf die Idee zu fragen, wozu derlei “Engangement” notwendig sei …
Gleichzeitig wird überall die sog. ‘friedliche Revolution’ im Osten abgefeiert, wo die Leute mit Rufen nach Gewaltlosigkeit die Kirchen und öffentlichen Plätze solange besetzt hielten, bis die Regierung aus dem Westen sie mit Geld überreden konnte, wieder nach Hause zu gehen …
Oktober 5th, 2014 at 17:51
@ mo: Syria: Turkey’s Plans And Other Confused Thinking: “Another reason to occupy a border zone within Syria are the Kurdish held areas within Syria under control of the YPG, a sister organization of the Kurdish PKK which is fighting for Kurd rights within Turkey. The area around Kobane is currently under attack by the Islamic State and neither Turkey nor the U.S. is doing anything to prevent a takeover there“
Oktober 5th, 2014 at 18:55
@samson: ja. es ist eines der widerlichsten “geostrategischen spielechen” ever, die seitens des “westens” und seiner verbündeten da gerade laufen. ich bin alt genug, um schon viele derartiger sachen mitbekommen zu haben, aber das, was sich da gerade vollzieht, macht selbst mich in gewisser hinsicht fassungslos – ein derartig offener verrat aller propagierten “werte” des westens vom westen selbst – ich unterschätze die absolute niederträchtigkeit des regierenden abschaums anscheinend immer noch…
tatsache ist, dass in der ganzen gegend da momentan nur eine seite für freiheit, menschenrechte und demokratie in einem tieferen sinne einsteht – und das sind die milizen der YPG, die seit heute aus mangel an unterstützung dazu übergehen (mussten), die panzer des is mittels selbstmordaktionen zu stoppen. während hinter der türkischen grenze wieder die leute (incl. der allermeisten medien) mit tränengas und knüppel traktiert werden.
die kurden wurden vom westen verraten, als sie im irak von saddam hussein vergast wurden; sie wurden vielfach verraten in den massakern in der türkei, und jetzt werden sie in syrien erneut verraten an einen der übelsten terrorhaufen, den die welt jemals gesehen hat. mir ist übel.
Oktober 6th, 2014 at 00:23
Obama-Vize blamiert Merkel: USA haben EU zu Sanktionen gegen Russland gezwungen
Die Amerikaner haben erstmals öffentlich eingeräumt, die EU gegen ihren Willen zu Sanktionen gegen Russland gezwungen zu haben. US-Vizepräsident Joe Biden sagte, Obama habe darauf bestanden, dass die EU wirtschaftlichen Schaden in Kauf nehme, um die Russen zu strafen. Die Ausführungen Bidens machen klar, dass Angela Merkel und ihre EU-Kollegen auf Druck der USA ihren eigenen Völkern Schaden zugefügt haben. Wer sich diesem Bündnis anschließt, wird zum Papagei der US-Interessenspolitik. Merkels schöne Worte von der freien Selbstbestimmung klingen in diesem Kontext wie der blanke Hohn.
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/10/05/obama-vize-blamiert-merkel-usa-haben-eu-zu-sanktionen-gegen-russland-gezwungen/
Oktober 6th, 2014 at 00:33
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Doppelstaat
Im Übrigen besteht das Privileg der Macht darin, für andere Regeln aufzustellen an die die Macht selbst sich nicht halten muß. Der Staat hat zwar in der BRD eine Selbstbindung per Grundgesetz deklariert, wie weits in der Praxis trägt zeigt die genannte Beschwerde. Wer jetzt empört ist der hat vorher dem Staat vertraut, enttäuscht kann nur sein wer sich vorher selbst getäuscht hat. Wer selbst keine Macht hat muß sich auf den Staat verlassen.
Oktober 6th, 2014 at 01:16
@ mo
Ich gehöre ja (zu) niemanden. Wurde lediglich als freier Mensch ohne weitergehende Zugehörigkeit geboren. Wenn jemand meint, über den Status Mensch hinaus noch etwas anderes sein zu müssen (z.B. Kurde oder Kurdin), dann halte ich mich aus diesen Sonderstellungen generell heraus, so gut es eben geht. Ich verstehe sie nämlich nicht. Das macht aber gar nichts, weil ich so vieles nicht verstehe. Das liegt jedoch nicht daran, das ich zu doof bin, sondern daran, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Zu wenig Zeit, sich mit jedem Slapstick zu beschäftigen.
Oktober 6th, 2014 at 11:09
Fefe schreibt hier was dazu. Die Geschichte mit der Panik, von Frauen gekillt zu werden, ist ein tolles Sahnehäubchen. Die spinnen, die Barbaren.
Oktober 6th, 2014 at 11:11
@ mo #16: 1) würde ich bezügl. dessen, was irgendwo auf der Welt passiert, einen großen Unterschied machen zwischen Propaganda und Interessen. Sind bspw. diese bekannt, lässt sich jene entlarven.
Benutzt wer 2) den Begriff Verrat, stellt sich für mich sofort die Frage, an wen und vor allem warum. Derlei Überlegungen führen halt zu dem Resultat (das hier zu erläutern, würde zu lang dauern), dass die von dir benannten, aber nicht beschriebenen ““werte” des westens” noch nie was anderes als Propaganda waren. Und zwar einzig zu dem Zweck, den ‘eigenen’ Leuten zu vertickern, weshalb die politischen Gegner bekämpft und, so es das militärische Kräfteverhältnis ermöglicht, vernichtet gehören.
Was die ‘Ethnien’ betrifft, sollten sich gerade Leute, die sich für irgendwie ‘linksradikal’ halten, durchlesen und einprägen, was Die Katze #18 aus dem Sack gelassen hat.
Oktober 6th, 2014 at 16:08
[...] lässt sich die Idee des Rechtsstaats nicht ohne die (bereits gestern thematisierte) Unteilbarkeit verwirklichen und somit nicht ohne echte Gleichheit. Es darf keine [...]
Oktober 6th, 2014 at 17:23
@ Katze (19), Samson (21): Könnte es sein, dass mo das Augenmerk darauf gelegt hat, was die dort aufgebaut haben und nun verteidigen, nich auf Herkunft, Ethnie, wasauchimmer? Könnte das sein, ja? JesusHimmelHerrGottnochmal. :D
Und da kann manch einer auch ma weniger abgebrüht sein und das geht dann an die Substanz. Meine Güte, isses denn so schwer mit annern?
Oktober 6th, 2014 at 18:24
@ cb
Ich habe mich nur erklärt. Ich habe auch keine Haltungsanweisungen abgegeben. Was in Rojava passiert ist mir nicht entgangen. Ich finde das gut. Weniger gut finde ich die Bemühungen, das dortige Gesellschaftsmodell schon vor eigentlichem Beginn an zerstören zu wollen. Jemand will es so.
Ob es mit annern so schwer ist? Nein, ist es nicht. Ganz im Gegenteil. Ich bin hier das Schwergewicht.
Oktober 6th, 2014 at 20:13
@ cb #23: Worauf mo’s Augenmerk liegt, geht eben (wenigstens für mich) aus dem Text nicht hervor. Dafür steht da was von Verrat “westlicher Werte” und das jemand darüber furchtbar entrüstet zu sein scheint. Dem habe ich lediglich entgegengehalten, was es m.E. mit den “westlichen Werten” auf sich hat resp. warum man sich besser nicht auf die beruft.
Ist das so schwer zu kapieren??
Oktober 6th, 2014 at 21:17
Das Problem ist für mich nur ein ganz Winziges!
Nämlich das, dass “Linke” gerne die westlichen Werte beschwören, wenn es in ihre Argumentation passt (Verletzung des Völkerrechts, Verletzung von Menschenrechten, Selbstbestimmungsrecht der Völker), überhaupt sich gerne daran abarbeiten, wenn es um die Verletzung von scheinbar in Stein gehauenen Rechtsgrundsätzen geht.
Man darf das, was sie nach Bedarf gerne beim Wort nehmen, ihnen auch mal um die Ohren hauen und nicht durchgehen lassen eine Tonne zu finden, wo sie ihre eigenen Ansprüche mal schnell der Müllentsorgung anvertrauen.
Oktober 6th, 2014 at 22:08
ächz…nur ziemlich kurz, weil mir online-diskussionen inzwischen aus gründen, die sich auch hier wieder manifestieren – zu viele wahrnehmungsebenen bleiben ausgeblendet, die gegenseitigen vorgeschichten und biographischen erfahrungen sind nicht bekannt etc. – schlicht zu anstrengend sind:
1. ich habe da oben nirgendwo davon geschrieben, dass ich die “westlichen werte” irgendwie teilen würde – die stehen seit urzeiten in einem verstaubten alten buch in der hintersten ecke eines schranks im keller, welches an feiertagen und ähnlichen gelegenheiten herausgekramt wird und zur volksbelustigung zitiert wird.
2. fassungslos bin ich aber trotz (eigentlich) genügend erfahrungen, mit welcher chuzpe die angeblichen vertreter dieser werte inzwischen den unter eins benannten sachverhalt immer wieder öffentlich demonstrieren. und noch fassungsloser bin ich womöglich darüber, dass dieser tonnenschwere widerspruch für zu viele leute nicht mal kein problem, sondern nicht mal ein widerspruch ist. selbst dann nicht, wenn er sich in einer selten offenen gestalt so wie in der situation in und um kobane darstellt.
3. sich verraten fühlen ist ein gefühl, und im gegensatz zu vielen anderen sehe ich gefühle als grundsätzlich handlungsleitend und motivierend für die allermeisten menschen an (nicht für alle, aber das würde jetzt zu weit gehen). und ob das jemand glaubt oder nicht, aber viele kurdische leute fühlen sich z.zt. genau so – verrraten. und das wird bittere folgen haben.
4. den rest will ich nicht weiter kommentieren; dazu fehlt mir angesichts von abgeschnittenen köpfen kurdischer frauen und männer (ich bin sehr dafür, dass sich gerade korinthenkackende westliche mittelklasseirgendwielinke diese bilder genau anschauen) schlicht die geduld. und zwar nicht, weil diese köpfe irgendwie “mehr wert” seien als die anderer is-opfer, sondern weil ich mich den menschen, zu denen diese köpfe gehörten, aufgrund ihres versuchs, unter schlimmsten umständen ein alternatives und emanzipatorisches modell von sozialem leben in die realität zu bringen, anders verbunden fühle als anderen.
5. nur noch zur info: in kobane sind strassenkämpfe im gange, in vielen städten der türkei gibt es seit ein paar stunden riots, und in den kurdischen gebieten der türkei auch bewaffnete aktionen gegen polizeistationen u.ä. – wie es zu erwarten war und ist.
Oktober 6th, 2014 at 22:19
@mo
Wo hast Du die Info unter 5. her? Besonders: Was ist los bei unserem lieben Nato-Partner ;-) Türkei?? Der nächste Bündnisfall??
Oktober 6th, 2014 at 22:21
Danke @mo!
Oktober 6th, 2014 at 22:34
@ Vogel
Die Infos unter 5. gibt es in der “Aktuellen Kamera” oder wie das heute so heißt.
Zu den wirkenden Kräften um IS un Co. vielleicht auch mal hier reinschauen:
http://www.wiesaussieht.de/2014/10/06/das-gottvertrauen-von-isis-vor-kobane/
Oktober 6th, 2014 at 23:20
@vogel: twitter #kobane
es ist gerade ziemlich unübersichtlich – riots werden aus mindestens zwölf größeren städten gemeldet, in van und diyarbakir – beide hauptsächlich kurdisch – soll sich das inzwischen zu regelrechten aufstandssituationen entwickeln.
auch europaweit ist einiges los in den letzten stunden: aktionen laufen auf flughäfen in paris, kopenhagen, stockholm, brüssel; in den haag sind kurdische leute in holländische parlament gestürmt, in wien sind sie vor dem parlament, in der schweiz gibt es in einigen städten strassenblockaden. in london ist angeblich eine zentrale u-bahnstation besetzt worden.
in d-land sind in mindestens zwölf städten gerade aktionen – in hamburg vor der bürgerschaft, bremen flughafen, in düsseldorf soll das wdr-studio besetzt sein, frankfurt auflauf vor dem türkischen konsulat, berlin brandenburger tor, auch mainz und saarbrücken sind dazugekommen.
teils sind die sachen mit bildern belegt, teils nur nicht prüfbare meldungen. aber da ich vor jahrzehnten mal soliarbeit in sachen kurdistan gemacht habe und seitdem die entwicklungen immer wieder verfolgt habe, halte ich das meiste für plausibel. und mein eindruck ist nach wie vor: kurdInnen mit politischem bewusstsein sind in der regel keine menschen, die sich herumschubsen lassen!
erdogan wird sein dreckiges spielchen bitter bereuen und bezahlen, soweit wage ich mich vor. und jetzt bin ich hier wirklich off. cu in the streets.
Oktober 6th, 2014 at 23:35
Also: ‘Unsere Gerüchteküche’ brodelt genauso wie ‘deren Lügenküche’: Nix genaues weiß man nich außer 140-Zeichen-weise (und das, was man schon wusste).
[Edit]: Hab’ jezz auch ‘ne Idee, warum vor dem Kölner HBf. heute abend ein – völlig unbeachteter – Info-Stand war, dort hingen u. a. Fahnen mit dem Konterfei von Öcalan …
Oktober 7th, 2014 at 00:10
Manchmal, ne? Wird sogar mir das alles zu viel. Ich zieh mir mal ne decke übern Kopp und fühl mich nicht gut, weil ich das noch kann.
Oktober 7th, 2014 at 00:27
@ flatter
Als Chronist hast Du Aufgaben. Meine immerwährende Aufgabe ist es, mich einer fremden Umgebung anzupassen.
Oktober 7th, 2014 at 00:39
einmal denn doch noch…
@vogel: das meiste lässt sich inzwischen durchaus verifizieren; hier mal ein erster überblick:
http://www.businessinsider.com/kurds-protesting-as-kobane-about-to-fall-2014-10
Oktober 7th, 2014 at 14:18
Kobanê: WaPo, The U.S. acted to save Iraq’s Kurds. Why not Syria’s? (via @BBCPaulAdams)
Oktober 7th, 2014 at 15:18
Counterpuch, A Dictionary Reference to the War on ISIS
Aktuelle Übersicht über das zu verwendende Vokabular.
2001 Authorization for Use of Military Force
The gift that just keeps on giving.
Bad Guys
Whoever it is that is currently being bombed and shot at by the U.S. and its “partners.”
Barbarians
Those committing war crimes without the use of cruise missiles and drones. [..]
Oktober 7th, 2014 at 15:38
N-tv, Banken droht neue Klagewelle
[..] “Die Mafia” regiert den Devisenmarkt
Auch in Großbritannien kommen die Ermittlungen voran. Dort wollen die Aufseher von der Financial Conduct Authority (FCA) wohl im Herbst eine Einigung mit sechs Banken in den Währungsverfahren bekanntgeben: Citigroup, JP Morgan, Barclays, UBS, Royal Bank of Scotland und HSBC. Die Gesamtstrafen könnten sich auf bis zu 3,3 Mrd. Dollar belaufen, berichten Insider.
Der Umfang der Vorwürfe stellt alle bisherigen Finanzskandale weit in den Schatten. Die Strafen dürften dementsprechend ausfallen. Der Devisenhandel ist der größte Finanzmarkt der Welt. Täglich handeln die Großbanken dort mehr als fünf Billionen Dollar.
Entscheidend ist das sogenannte “Fixing”: Die Referenzkurse, die jeden Tag um 16 Uhr in der Londoner City festgelegt werden. Diese Kurse sollen die Händler verschoben haben, um ihren Kunden die Währungen möglichst billig abzukaufen und teuer zu verkaufen. Viele fühlten sich dabei offenbar unangreifbar: Sie sollen ihren Chatrooms Namen wie “Das Kartell”, “Die Mafia” oder “Der Klub der Banditen” gegeben haben. [..]
Tja, wenn sie sich diese verfickten Geldschubser bereits selber so nennen…
Noch eine Frage hätte ich: Wird sich ein gewöhnliches Gericht jemals damit auseinandersetzen?
Edit: Eigentlich falscher Thread, aber egal.
Oktober 7th, 2014 at 15:59
Die Amis lassen langsam alle Hosen runter bzw. Röcke hoch: Ein “30-Jähriger Krieg” ist gerade genehm, oder auch “endloser Krieg“, natürlich global. Gegen wen und für was, das wissen nicht einmal mehr diejenigen, die ihn ausführen. Nur gewisse Aktien geben einen ganz guten Hinweis.
Oktober 7th, 2014 at 16:01
Greenwald ist auch auf twitter präsent wie kaum ein zweiter. Der Mann ist ein Tier.