Wie der Wille die Wirtschaft lenkt
Posted by flatter under kapital , theorie[42] Comments
18. Sep 2014 16:43
Es ist eine Frage des politischen Willens, die Wirtschaft zu gestalten. Das ist der zentrale Glaubenssatz der Reformatoren vor allem Keynesianischer Schulen. Man müsste nur dies und das ändern, es so und so wollen. Dazu müsste man nur den und den informieren, hier und da überzeugen und dann tun, was einzig vernünftig wäre. Keynesianer sind die Könige des Konjunktivs. Aber nicht nur die, ich will mich schon gar nicht auf welche beschränken, die sich so nennen. Jeder, der glaubt, man könne mit dem nötigen Willen die Welt verändern, hat sich als Wissenschaftler disqualifiziert.
Die nötigen Belege dazu hat die Geisteswissenschaft erbracht, und zwar in ihren Sternstunden wie in ihrem Versagen. Eine wissenschaftliche Betrachtung des Wirtschaftens, von Anfang bis Ende durchgedacht, hat sie seit Marx nicht mehr hingelegt, Nicht einmal den Zottelbart auf den Stand einer kommunizierbaren Sprache gebracht. Interessiert sie nicht mehr. Sie hat vor dem Ökonomischen vielmehr kapituliert und sich selbst zur Hure der herrschenden Ideologie gemacht.
In ihren guten Tagen hat sie die Erklärungen geliefert und dargelegt, was Macht ist. Schon Kant lieferte eine brauchbare Blaupause mit einer einzigen Formulierung: Als er nämlich von der „Bedingung der Möglichkeit (der Erkenntnis)“ sprach. Was muss gegeben sein, um bestimmte Möglichkeiten zu verwirklichen? Foucault hat das ergänzt durch seine Diskursanalyse, die akribische Darstellung von Machtverhältnissen und Denkmustern. Er musste dabei weder erklären noch voraussetzen, dass die einen von den anderen abhängen, es ergibt sich einfach durch die Beschreibung des Gegebenen.
Was Wissenschaft wusste
Die Vorstellung, der Wille sei entscheidend für die Wirklichkeit, das Bewusstsein könne das Sein in eine beliebige Form zwingen, ist die Wahnvorstellung einer Zeit, die nicht zufällig in Weltkriege mündete. Nicht zufällig, weil der ‘Wille’, umgemünzt in den Volkswillen, nur eine bestimmte soziale Basis formt, die mit den Mitteln der Zivilisation die Barbarei organisiert. Der Wille folgt nicht der Vernunft, er formuliert keine Ziele, er marschiert nur, wohin auch immer die Macht ihn führt – niemals umgekehrt.
Daher kann auch kein Wille die Macht verändern. Diese bildet ihre eigenen Strukturen, sie macht das eine möglich und das andere unmöglich; das eine leicht und das andere schwierig.
Die Macht im Kapitalismus hat das Kapital. Es drängt zur Vermehrung. Alle machen mit, weil es für die Mehrheit die Notwendigkeit zum Leben bedeutet und für die Minderheit den Erhalt ihrer Position. Wo soll da ein Wille etwas verändern? Doch wohl nicht bei Bilderbergers und Atlantikern? Zumal, wenn es für die Mächtigen immer schwieriger wird, ihr Kapital noch zu vermehren, wenn sie befürchten müssen(!), dass ihr Imperium zusammenbricht und mit ihm eine globale Ordnung? Für jeden Dollar, der umgesetzt wird, warten weltweit drei Dollar auf Vermehrung. Marx hat beschrieben, dass das so kommen muss – in jeder Form von Kapitalismus.
In die nächste Runde?
Warum soll wer also jetzt diesen Kapitalismus reformieren? Die Minderheit, die davon profitiert und doch bemerkt, dass das Spiel ein Ende hat? Die Mehrheit, die nicht ahnt, wie das Spiel läuft und es nicht versteht? Oder vielleicht eine intellektuelle Minderheit, die es versteht und wissen muss, dass ‘Reform’ nur bedeutet, dasselbe Spiel noch einmal aufzusetzen, das Elend vielleicht zu verlängern? Und dann? Wird dann jeder, der Profit macht, auf eine Obergrenze festgelegt? Wird das dann täglich streng kontrolliert und sofort bestraft? Wird es einen Staat geben, der so viel Macht hat und sie nicht mehr mit der Wirtschaft teilt? Das wäre genau der Brutal-Pseudosozialismus, von dem die Neoliberalen ihre Albträume ableiten.
Wer nicht will, dass es immer wieder so endet, muss die Struktur der Macht ändern und nicht von einer Kontrolle durch den Willen schwadronieren. Wenn es so weit ist – zweifellos nach einem Zusammenbruch, man weiß nur nicht, dem wievielten – müssen sich die Menschen entscheiden, die Macht des Kapitals nicht mehr zuzulassen. Sonst wird es sie immer wieder immer schneller in die Knie zwingen.
September 18th, 2014 at 18:13
Trifft es wieder mal die Falschen? Oder ausnahmsweise mal die Richtigen? “Plus belle la Vie”!
Guckste mal, was das Leben so an Überraschungen bereithält.
http://videos.tf1.fr/jt-13h/2014/intemperies-le-torrent-dans-les-rues-de-saint-laurent-le-minier-8487444.html
September 18th, 2014 at 18:27
Hm… der Wille macht es dann doch?
Oder anhand wessen/ wovon sollen sie sich entscheiden, die Macht des Kapitals nicht mehr zu zu lassen.
Ich mein, wie könnten sie das denn machen?
Was ist denn bei einem Zusammenbruch passiert – was ist dann weg und was da?
Wie läßt ‘man’ etwas nicht mehr zu, von dem ‘man’ “nicht ahnt, wie das Spiel läuft und es nicht versteht?”
Daß der Dreck in dem ‘man’ nach einem Zusammenbruch (kommt der tatsächlich und wie?) schiete schmeckt, scheint mir sicher, Krieg schmeckt auch schiete, will auch keiner – und?
Und noch einmal: Da ist es dann der Wille?
Mit dem Willen kann ich nicht die Wirtschaft ändern, aber mit Willen kann ich die Macht ändern?
… die Macht, die aus der Wirtschaft kommt?
Hoppla – irgendwas verknotet sich bei mir da grad gewaltig ;)
September 18th, 2014 at 18:41
Den Zusammenbruch charakterisiert, dass die Macht futsch ist. Sie kann die Ornung nicht mehr zusammenhalten. In der Regel ist dann erst mal Bandenterror angesagt, Tyrannei und dergleichen. Daraus muss sich etwas Neues formieren. Das sind die kurzen Phasen, in denen sich größere Gruppen für eine Ordnung entscheiden können; aus der Erfahrung mit Parlamentokratie und Stasozialismus vielleicht für eine Variante, in der dezentral kooperiert wird. Irgendwann in eher ferner Zukunft?
Für mich ist es nur sinnvoll, die ganze Kraft der Utopie zu nutzen, wenn es um Entwürfe geht. An Schrauben drehen ist nicht nur sinnfrei, sondern auch beschränkt und öde.
September 18th, 2014 at 18:48
Es gibt ein Update zum letzten Artikel.
September 18th, 2014 at 18:52
Wohhhwwww, aber hallooo, dieser Text gefällt mir richtig, richtig gut … !
Das muss ich jetzt einfach sagen (auch wenn es blöd ankommen sollte) Und: Null Widerspruch meinerseits (echt jetzt ;))
Gruss
Rosi
September 18th, 2014 at 18:56
Na @flatter, im spinnitisieren bin ich mindestens auch König – zum Kaiser reicht’s bei mir immer nicht. Ich denke mir halt immer um laufen zu können, mußte wenigstens wissen, wie Füße-bewegen geht…
Das System hier, Du weißt, daß ich Dir da zustimme, kriegste nicht von Wolf auf Schaf – ich suche die Stellen – wo wir hier vielleicht was mit Füße-bewegen-lernen hinkriegen, ohne vielleicht sogar km-Bücherseiten lesen zu müssen.
Ich glaub nicht nur, ich bin mir sicher, daß ein bockiges: “Will ich anders” nicht reichen wird…
Ok, Macht ist dann futsch. Aus was kann die sich (neu) konstituieren? Nem Willen? Nö, ne.
September 18th, 2014 at 19:00
Nö, aus Ressourcen, Erfahrungen, Konstellationen, Entwicklung. Weiß ich nicht, wie das aussieht; aber glegentlich ist für nen Wimpernschlag ne Idee wichtig. Hatten wir hier und da schon.
Es gibt auch Strategien, innerhalb des Kap. für sich und ein paar andere etwas zu tun; das kommt bei mir sicher zu kurz, weil es eben an die Bedingungen vor Ort geknüpft ist.
September 18th, 2014 at 19:01
Erste Idee: Grundbuchamt/Kataster zumauern ;)
Edit: Die konkreten Bedingungen vor Ort sind mE auch für konkretere ‘Spinnereien’ wichtig. Eine Lösung für alle ist mE bereits praktisch erprobter Quark.
Vielleicht sollten wir wirklich schauen, wie weit dann ein (anderer) Wille was ändern kann…
… Du weißt bestimmt – ich ‘muß’ Dich wieder versuchen in die ReproduktionsRichtung ‘zu zotteln’.
Ich mach auch erstmal kurz Schreibpause – @Rosi zb. gefällt ja Dein Ansatz, anderen bestimmt auch, vielleicht gibts ja noch ‘ne Idee, die mir doch schlüssig erscheinen kann.
September 18th, 2014 at 19:03
Let’s nuke it ;-)
September 18th, 2014 at 19:56
Und von jeher klammert sich der Schiffbrüchige an das, was er hat!
September 18th, 2014 at 20:23
Dat is’ im Zweifelsfall sein Kopp, den hatta immer dabei – und zumeist ist da auch was drin :P
September 18th, 2014 at 21:37
“Wenn es so weit ist – zweifellos nach einem Zusammenbruch, man weiß nur nicht, dem wievielten – müssen sich die Menschen entscheiden, die Macht des Kapitals nicht mehr zuzulassen.”
Tja, welche Menschen meinst du wohl? Diejenigen, denen seit Generationen eingeimpft wurde, dass ihre Feinde nicht die Kapitalisten sind sondern die, denen es noch schlechter geht als ihnen selbst?
Wie sollen die denn nach was auch immer für einem “Zusammenbruch” in der Lage sein, die Macht des Kapitals nicht mehr zuzulassen?
Zumal alle geschichtliche Erfahrung lehrt, das selbst nach einem Zusammenbruch die vormals Mächtigen und Besitzenden mindestens eine bessere Ausgangsposition als die seit je her Machtlosen haben.
Nein nein, ohne Revolution wird es nichts werden!
September 18th, 2014 at 21:48
@flatter
Mörsi. Solche Texte brauch’ ich – und es iss nich das erste Mal – um aus meinen Denkzwängen ansatzweise raus zu kommen.
Ma gugge, wie lang’s diesmal anhält.
@Wat. (11 -> 10)
*lol*
September 18th, 2014 at 22:41
Ist nicht gerade der Crash und vollkommene Zusammenbruch der Moment, da besonders diejenigen Macht erlangen, die es eh schon immer dahingezogen hat? Immerhin können die sich in einem Umfeld ohne Regeln maximal austoben.
Daher würde ich eher ein Szenario des etwas weniger massiven Zusammenbruchs bei Erhalt minimaler staatlicher Strukturen bevorzugen. Das sollte ausreichend Druck erzeugen, um auch die Basics eines Systems zu ändern und lässt hoffentlich auch weniger Leichen auf den Straßen zurück…
September 18th, 2014 at 22:42
Ein wichtiger und guter Artikel.
Was mir dazu noch einfällt:
es ist einer der grundlegenden Irrtümer unserer Wissenschaft basierten Gesellschaft, das es möglich ist komplexe dynamische Systeme zu kontrollieren und zu steuern.
Irrtum! Ein labiles komplexes System ist de facto nicht kontrollierbar. Ob Klima oder Wirtschaft. Es mag sein, dass ein restriktive Kontrolle wie laut der Keynesianische Schule das System länger in der Waage halten kann als wenn man das System einfach “laufen” lässt. Aber spätestens der unvermeidliche Schwarze Schwan bringt es zum Kippen.
In Sachen Klima wird das fatal; wir dürfen nicht in einen labilen Zustand kippen. Die Wirtschaft hingegen ist ein Menschen gemachtes System. Da die Spielstrategie zu ändern (Keynes, Neolib, Stalinismus…) nicht dauerhaft fruchten kann müssen wir ein neues Spiel formulieren, das in einem stabilen, besser antifragilen Bereich angesiedelt ist.
September 19th, 2014 at 00:09
@Herr Lazaro(12): Ich denke da mindestens in Dekaden. Ich werde das nicht mehr erleben.
September 19th, 2014 at 08:08
Warum machst Du es nicht rund und sagst einfach mal, wo die Macht am besten aufgehoben ist. Oder ist das so schwer ? ^^
September 19th, 2014 at 08:24
@Spencer: Definiere Macht. Ich komme dann in 40 Jahren wieder, um deine Ausführungen zu lesen.
Flassbeck: Die zunehmende Ungleichheit und ihre Wurzeln
[..] Erstaunlich ist, dass wenig über die Ursachen der Ungleichheit gesprochen wird. Für viele, und Thomas Piketty hat dieser Sicht ein voluminöses wissenschaftliches Mäntelchen umgehängt, ist die Ungleichheit quasi ein Naturgesetz. Im Kapitalismus ist das eben so, sagt man, da ist das Kapital so stark und so wichtig, dass es seine Einkommensverhältnisse dauernd zu Lasten der anderen, der Arbeit und des Staates, verbessern kann.
Das ist eine gefährliche und falsche Sichtweise. [..]
Ich bin einfach zu dumm für solche Texte. Quantenphysik erscheint mir viel einfacher.
September 19th, 2014 at 09:24
@ R@iner
40 Jahre reichen nicht. Es dauert zwei millionen Jahre und es kommt 42 dabei heraus. Als Physiker müsstest Du das doch wissen. :p
September 19th, 2014 at 09:26
@Spencer: Oh, öhm – vergessen. :-D (Bin nur Teilphysiker; E-Tech. Und von Quantenphysik habe ich auch nur einen Hauch von Schimmer.)
September 19th, 2014 at 10:12
Die Frage ist doch eigentlich weniger die nach dem Willen – dass es den so oder so braucht, darin würde ich Wat. zustimmen – sondern die nach der Ebene, auf dem er sich artikulieren soll. Im Sinne des zweiten Absatzes dieses Beitrags – sollen ‘Auswüchse’ durch gewaltsame Maßnahmen eingedämmt werden, die den eigentlichen Spielregeln auch noch diametral entgegengesetzt sind, oder entschliesst sich der Wille zu einer Änderung eben dieser Spielregeln selbst, durchaus etwa im Sinne eines Kuhnschen Paradigmenwechsels…?
September 19th, 2014 at 11:37
Über das Problem der Paradigmen/ Denkmuster/ Episteme könnte man viel sagen, aber die bilden sich ja in ein Machtgefüge eingebettet; auf einer anderen Ebene steht das Problem, dass vom Stand des wissenschaftlichen Denkens herzlich wenig im Alltagsdenken ankommt, schlimmer noch: Wissenschaft selbst bleibt hinter ihren Erkenntnissen zurück. Das sind nur zwei Probleme; mir fallen noch weitere ein.
Man kann ja zurückgreifen auf das, was bereits erkannt und versucht wurde. So ist die bürgerliche Gesellschaft (wie ich gern und oft wiederhole) ja immerhin so weit, Staatsgewalten zu trennen mit der Absicht einer Machtkontrolle. Die sozialistischen Versuche hatten erkannt, dass Kapitalismus so endet wie er halt endet. Aus diesen Versuchen kann man wiederum schließen, dass Machtbegrenzung ein richtiger Ansatz ist, dass Kapital jede Machtbegrenzung konterkariert und dass der Zentralismus des ‘Real Existierenden’ zu ähnlichen Problemen führt. Daraus kann man lernen, wenn sich die Gelegenheit bietet.
September 19th, 2014 at 11:42
Das mediale Trommelfeuer in Schottland hat btw. den gewünschten Erfolg gezeitigt. Ein Lohnhansel der FAZ schreit: “Die Demokratie hat gesiegt”. Ich könnte kotzen.
eidt: Stürmer Online toppt’s und nennt die Befürworter der Unabhängigkeit “Separatisten”. Fehlt nur noch der Vorwurf, sie seien von Putin aufgewiegelt worden.
September 19th, 2014 at 12:38
@23: dat erledigen schon die kommentatoren, die nationalisten-keule wird/wurde schon geschwungen…
September 19th, 2014 at 14:25
Den Paradigmenwechsel habe ich in erster Linie angesprochen, weil das Ganze ein Prozess ist bzw sein müsste, in dem wir auch eine neue Sicht auf uns selbst und unser Tun entwickeln. Nicht zuletzt genau das betreffend, was so als ‘Natur des Menschen’ vorgestellt wird.
Die Gewaltenteilung kann man auch aus einem weniger freundlichen Winkel betrachten: da insbesondere in den europäischen Staaten gerade mal eine dieser Gewalten – die Legislative – und die auch nur halbherzig ‘demokratisiert’ wurde, ist die Gewaltenteilung aus dieser Sicht auch ein Garant für die weitere Stabilität, das ‘Unter-sich-bleiben’ einer herrschenden Klasse trotz demokratischen Anstrichs.
September 19th, 2014 at 15:58
Letzteres kann man so sehen, ich schätze aber schon, das Montesquieu sich mehr von dieser Idee versprochen hatte. Natürlich – das wiederhole ich ja dauernd – muss da noch viel mehr geteilt und begrenzt werden. das geht auch positiv, indem die Menschen nämlich den Einfluss auf ihre Tun nicht verlieren und ihr Leben freier gestalten. Das geht natürlich nicht, wenn sie keinen Zugriff auf die Ressourcen haben außer den, für Gehorsam belohnt zu werden.
September 19th, 2014 at 16:25
@R@iner (18)
“Das ist eine gefährliche und falsche Sichtweise.” Ooch Rainer, komm’, der mahnt eifach: “Dess iss falsch!”
Du jezz als fl-ec-Leser?? SCNR
September 19th, 2014 at 16:36
@ flatter #23 “Fehlt nur noch der Vorwurf, sie seien von Putin aufgewiegelt worden. “
Der Hunnenpastor 2.0 arbeite an der Beweisführung und lässt die Schimäre
vom “REICH DES BÖSEN” auf seine Untertanen los. Hier und da muss ein aktueller Bezug ersetzt werden. Alleine die Kapitelüberschriften haben an Aktualität gar nichts eingebüßt.
September 19th, 2014 at 16:39
@23 flatter
Wenn schon Zerfall der Nationen, dann bitte nicht nur in Spanien, Belgien, Irland und Italien und sonstwo noch; dann bitte auch bei den Profiteuren eines solchen Verfalls: Deutschland und Frankreich!
Wer davon profitiert, dazu gab’s gestern einen informativen Artikel auf “Junge Welt”.
Die Frage sei gestattet: Wem nützt es, und wem nützt es dort, wo eine Trennung betrieben wird.
Tut mir Leid! Aber ich erkenne da keinen emanzipatorischen Fortschritt.
September 19th, 2014 at 16:57
@flatter(23)
Wass, isch werd’ wahnsinnisch: Die Schotte habbe de malayische Flischer abgeschosse??! Los jezz: Beweise
September 19th, 2014 at 17:23
Gibt es den Beweis des Gegenteils?
September 19th, 2014 at 17:58
@Peinhart(25)
Paradigmenwechsel…
Flatters Ansatz oben gilt (so verstand ich seine zusätzliche Erklärung in den Comments) als einen nach einem Zusammenbruch. Vor meinem inneren Auge habe ich mit “Zusammenbruch” Zustände nach einem Krieg.
(Kapitalismus bricht nicht mal eben zusammen und läßt uns auch noch alles schön zur Weiterverwendung stehen, den Glauben kriege ich bei mir nicht aktiviert)
Also etwas mit chaotischen Zuständen, möglicherweise ohne existenzsichernde Ressourcen etc., wo wäre da auch nur ansatzweise Zeit für einen Prozeß u/o Paradigmenwechsel?
Nee, Paradigmenwechsel machste nie und nimmer in solchen Zeiten, die ‘machste’ bevor solche Zustände eintreten. Denn treten diese Zustände ein, gilt es ein Machtvakuum zu füllen und das hält keine Diskussionsrunden ab. Nicht für 5 Minuten. Falls da doch 5 Minuten oder länger diskutiert würde, dann als schicke Programmshow – siehe Runde Tische, siehe GG der BRD (trotz dem vor dem GG mehrere Jahre eine ganz! andere! Verfassungsdiskussion in den Ländern lief, diese Diskussion fand dafür übrigens Eingang in die erste DDR-Verfassung). Das ökonomische hat da längst entschieden, was zu passieren hat. Ohne das es im übrigen keinen Zusammenbruch gegeben hätte und noch einmal kommt der definitiv nicht so friedlich wie 1989…
Gleiches gilt für die Variante von meinen ‘Freunden’, die erstmal Revolution machen wollen, bevor sie anfangen wollen danach öffentlich zu diskutieren.
Ohne Willen geht’s nicht – stimmt – aber mit Willen (allein) kriegste ums Verrecken keine andere politische Konstitution/Konstellation hin, als sie – die ökonomische – (nur) zuläßt…
Siehe “Koordinator” (Autorität) für die Arbeitsteilung – den schränke mal in seiner Macht ein – dann koordiniert der nüscht mehr – es ginge aber nicht ohne ihn.
Also doch vorher Paradigmenwechsel/Prozeß… und! ohne ‘Änderung der (Re-)Produktion nicht zu wuppen.
… Hilfe! Ich kann nichts dafür, auf der Ebene “Kopf gestaltet das Leben”, stehe ich ständig vor einer undurchdringlichen Wand oder ist es ein Kreidestrich?
September 19th, 2014 at 19:07
+++ Spiegel Online meldet, dass in Australien jemand sein Mobiltelefon fallen ließ – Droht jetzt der dritte Weltkrieg? +++
September 19th, 2014 at 21:13
Ich versuche es mal so zu formulieren:
Es gibt so etwas wie eine Normalität in Krisensituationen. Möglicherweise ist das eine einfache Rückbesinnung auf Erfahrungen, die über Grosseltern und Eltern an die nachvollgende Generation vermittelt wurde.
Als ich Kind war und meine Eltern nie ein Wort darüber verlieren wollten, was dieser Krieg in ihnen selbst hinterlassen hat, so habe ich dann doch oft genug gehört, dass Krieg das Mittel ist, um aus der Zerstörung den Wiederaufbau, den Neubeginn zu starten.
Hat das nicht in gewisserweise eine Analogie zur Schumpeterschen “schöpferischen Zerstörung” aus der das neue Potential für einen weiteren Aufschwung entspringt?
Ich kann mir nicht dieses Verharrungsvermögen in die gegebenen Verhältnisse erklären, wenn da nicht ein sog. Urvertrauen existieren würde, welches sich auf den Staat und seine Macht bezieht, das sog. Volk notfalls unter eine Schicksalgemeinschaft zusammenzuschweissen.
Ich muss Wat zustimmen: Krise und Kritik sind nicht die Paar Schuhe die unbedingt zusammengehören. Kritik ist nicht an Krise gebunden. Sie findet vorher statt und für kritische Geister schon dann, wenn alles noch super rundläuft.
Jetzt hat es doch mehr den Anschein, dass der Hund hinter dem vorgehaltenen Knochen hinterherjagt.
September 19th, 2014 at 22:20
Nachtrag!
Übrigens hatte ich das Video von den verheerenden Überschwemmungen in Südfrankreich nach schweren Gewittern und mit einigen Toten und Vermissten nicht deshalb eingestellt, damit ihr es möglicherweise unter die Rubrik “Alltägliches” einordnen könnt.
Sondern deshalb, weil ich gehofft habe, dass unter uns “kritischen Geistern” mal so etwas Eingang finden würde, welche Auswirkungen die Klimaveränderung auf unsere theoretischen Konstrukte von Zukunft einwirken könnte. Als Erweiterung des Horizontes sozusagen.
September 19th, 2014 at 23:54
Sie werden sich immer dafür entscheiden. Es ist ja nicht so das nur in den angeblich freien Ländern das Kapital regiert.
Wer hätte sich vor weniger als 30 Jahren z. B. sowas vorgestellt?
Die Frage ist doch: Was wollen wir? Mehrheitlich auf jeden Fall Luxus & Prestige. Solange sich das nicht ändert, ist die Entwicklung klar.
September 20th, 2014 at 00:02
Genau!!!1! Wenn alles zusammenbricht – haben wir längst auf dem Weg, fast überall – wollen die Leute doch nicht fressen und ne warme Bude, die wollen Luxus und Prestige.
September 20th, 2014 at 05:00
“Die Minderheit, die davon profitiert”, reagiert mit Erweiterung der Poren, durch die Kulturfremde einsickern. Einer der Gründe für den Erfolg der Montagsdemonstrationen ´89 könnte in der zuvor erzwungenen kulturellen Homogenität der Bevölkerung liegen.
Ich mag mich jetzt gar nicht mit Gedanken über irgendeine Ausländerfeindlichkeit aufhalten, meine Meinung dazu habe ich klar umrissen: Asyl ja (für eine christlich geprägte Kultur eine Selbstverständlichkeit), Zuwanderung: Nein!
Wer bringt euch die Pakete an die Haustüre? Wer altenpflegt eure Eltern? Wer arbeitet hart in den Logistiklagern? Und auf dem Bau?
Alle diese Kollegen wurden von Versprechungen hierher gelockt. Zum Preise drücken. Zu nichts anderem sonst. Ist halt voll der Fachkräftemangel hier
Und ist doch auch praktisch, wenn man als Elitegroßabsahner dann nur noch Splittergruppen kontrollieren braucht, die hauen sich dann halt untereinander selber k.o..
Bis jetzt war´s in meiner Wahrnehung so, daß es 20-30 Jahre dauert, bis US-amerikanische Verhältnisse hier bei uns (D) Einzug halten. Darauf, liebe Leute, möchte ich eigentlich lieber verzichten (es sei denn, es gäbe Modafinil zu vernünftigen Preisen bei DM und Aldi zu kaufen)!
Aber wie auch immer. Lasst uns die nutz- und sinnlosen Behinderten verbrennen, ihre derzeitigen Begleiter, Pfleger und Beschützer glauben doch tatsächlich, daß sie mit derart nutzlosen Erwerbsarbeit womöglich auch noch genug Einkommen generieren können, daß sie eine Familie gründen können! Und die Ausländer auch! Die nehmen uns nämlich die Arbeitsplätze weg!!
mission accomplished.
September 20th, 2014 at 10:45
@Wat.(32)
Alles richtig, was Du da sagst – und noch schlimmer: Auf “der Ebene “Kopf gestaltet das Leben”” kommste sicher nich klar denn da sind ja noch die Eingeweide. Und wenn die im Chaos mitreden …
[Edit:] Vllt. iss dess gar kein Kreidestrich, keine Wand die Dich da behindert, vllt. sind das schon/nur die Eingeweide??
September 20th, 2014 at 13:46
@37 Fressen und eine warme Bude werden evtl. noch problematisch, sind es aber hier derzeit nur in wenigen Fällen. Tatsächlich ist in Kamerun das richtige Handy genauso wichtig, wie in Deutschland, nur das man dort tatsächlich dafür auf Essen und Co. verzichtet.
September 20th, 2014 at 14:19
@Eike
Diese “wenigen Fälle” sind dann wohl nur Kollateralschäden der kapitalistischen Logik?
Bei allein über 4 Millionen Obdachlosen in Europa (um uns einmal auf das “hier” zu beschränken, wie du es nennst) und über 11 Millionen leerstehenden Wohnungen, sollte es doch reichen, dass man sich solch eine verquere Logik erspart und von “wenigen Fällen” spricht.
Ein Blick nach Griechenland (Eltern geben ihre Kinder an Hilfsorganisationen ab, da sie sie nicht mehr ernähren können; Menschen sterben weil sie die Arztkosten nicht tragen können), Portugal oder Spanien zeigt ebenfalls, dass die “Inseln” -der Gewinner- der kap. Rentabilität es ebenfalls nicht mehr lange machen werden, ringsherum nur “Wüste”…
September 20th, 2014 at 14:43
Ich will, du willst, alle wollen.
Ich darf, du darfst, alle dürfen.
Ich kann, du kannst, alle können.
Ich soll, du sollst, alle sollen.
Ich muss, du musst, alle müssen?