wieher

Vor genau vier Jahren habe ich noch spaßeshalber die Haushaltsdebatte des Deutschen Bundestages live kommentiert. Damals war das schon eine Art Nachruf, Reminiszenz an den alten Untertitel dieses Blogs: “Satire womöglich” – wobei sich zeigte, dass Satire da nicht mehr mithalten konnte. Solche Rückblicke sind nicht unwichtig, weil sie zeigen, dass die ‘politische’ Hard-und Software inzwischen Verfallszeiten hat wie die in der IT. Damals musste ich noch nachschauen, wer denn dieser Schwätzer sei, der mir schon vorher durch unerträgliches Blabla aufgefallen war und von dem ich nur wusste, dass er der CSU angehörte. Inzwischen sind wir zwei Ministerposten und einen finalen Tritt weiter. Die Rede ist von Hans-Peter Friedrich.

Dazwischen liegt nebenbei die totale Desillusionierung über die realen Machtverhältnisse Urbi et Orbi und was die Macht damit macht. “Stasi 2.0 – wen interessiert’s?” ist der Film, den sich keiner mehr anschauen mag. Dem entsprechend geht noch jede(r) Zweite zur Wahl, davon wiederum die Hälfte Rentner und die andere Hälfte Psychopathen. Die Art, die genau weiß, wem wir all das Elend zu verdanken haben: Die Arbeitslosen leben in Saus und Braus und führen einen gnadenlosen Klassenkampf, indem sie die Fleißigen ausbeuten. Die Juden haben uns die D-Mark genommen. Die Ausländer wollen auch noch unser Geld. Arbeit und Fleiß werden uns wieder nach vorn bringen, sobald wir das angepackt haben.

Es ist dein Geld!

Wir hätten uns eine ganze Handvoll neuer Körperöffnungen gefreut, wäre zu Zeiten, da Politik noch relevant erschien, die FDP in dem Sumpfloch verschwunden, das sich inzwischen über ihr geschlossen hat. Aber so? Nicht bloß zu spät, sondern auch noch um den Preis, dass die Neoliberalen abgestraft werden, indem ihre Follower Lucke und Olaf Henkel anhimmeln?! Das Hirn in ihrer Cervelatwurst rät Ihnen dringend zu einem Upgrade.

Man müsste sich glatt Gedanken machen, ob die gedungenen Analysten dieses Kopfschmerzkinos, die in den Sendern und Redaktionen noch so tun müssen, als sei das alles wirklich Wirklichkeit, nicht Anspruch auf Schadenersatz hätten, aber sie werden ja gemeinhin mit einem ordentlichen Schmerzensgeld geschmiert und haben dem Affenzirkus so oft zugestimmt, dass wohl die andere Befürchtung zutrifft: Sie nehmen das immer noch ernst. Allerdings sollte der Bundesrechnungshof schnellstens dafür Sorge tragen, dass an Maniacs wie Claus Kleber nicht noch Millionen verpulvert werden für einen Wirrwahn, den der Mann auch ganz von allein auswirft, weil er eben so tickt.

Irre geworden

Aua. Habe ich da eben gefordert, kein Geld zu verschwenden? Was bin ich doch für eine Bürgerliche Fotze©. Nein, besser wäre es wohl, ihm Milliarden in den geschulten Mundgeruch zu werfen. Vielleicht – eine klitzekleine Hoffnung hätte ich da – merkte dann jemand etwas. Aber ich bin schon wieder viel zu weit abgeschwiffen. Oder nicht? Bleiben wir noch ein gemütliches Momentchen beim Geld, seinem Fetisch und der flüssigen Macht. “I’ve Had Enough” heißt ein Stück Populärmusike, in dem ein irrer junger Mann seine fortgeschrittene Schizophrenie feiert und zu dem wahrlich verrückten Schluss kommt – nur um die Winzigkeit eines Buchstabens hier abgewandelt: “There’s a Billionaire above you – and you’re under his Suspicion“*. Das kann uns in der besten aller freiheitlich gewählten Demokratien ja nicht passieren.

p.s.:
*Die Übersetzung des Originals “There’s a Millionaire above you – and you’re under his Suspicion“: Es gibt einen Millionär über dir, und du stehst unter seinem Verdacht. Die Variante spielt mit dem Umstand, dass “you” auch Plural sein kann: Es gibt einen Milliardär über uns, und wir stehen unter seinem Verdacht. Finden Sie die Verschwörungstheorie und lesen Sie das Parteiprogramm von 1989 Ihrem Wahlkampfleiter vorsichtig vor!