Beckenranderscheinung
Posted by flatter under best of , kunstlyriklamauk[111] Comments
29. Aug 2014 20:59
Ich war schwimmen mit Kindern. Ich. Schwimmen. Mit Kindern! Wenn man in meinem Alter noch so bescheuert ist, quasi freiwillig dergleichen beizuwohnen, obwohl niemand einem seine geladene Knarre ans Ohr hält, lässt das ja schon tief blicken. Ich meine: Wir können zum verfickten Mars fliegen oder von interstellaren Handelsabkommen träumen, die uns traumhafte Wachstumsraten bescheren. Wir können nicht nur Minicomputer bauen, die man streicheln kann und die immer mehr immer bessere Features bieten, wir können sogar immer schlechtere Minicomputer mit immer mehr Bugs in immer kürzerer Zeit für immer mehr Kohle verhökern. Aber eine Lautstärkeregelung für Staubsauger oder die Scheißblagen kriegen wir nicht hin.
Wie auch, wenn sich Mulithonks wie ich mit solchen Schallterroristen auch noch in die geflieste Hölle eines bekackten echooptimierten Schwimmbades begeben, ohne dass man bis zur Unkenntlichkeit in Kabelbinder gewickelt dorthin gezerrt oder wenigstens vorher erschossen wird, was ja noch in Ordnung wäre. Das heißt doch schon „Hallenbad“, weil es eben hallt wie St. Paul’s. Man muss wohl auf eine nachgerade magische Weise, hinter der sich wie bei aller Magie eine bizarre Psychose verbirgt, betäubt sein. In meinem Fall leider nicht ausreichend, weswegen ich auch immer, wenn ich am Rande solch chlorierter Kleintiertümpel vor mich hin deliriere, an Saufen, Kiffen und weniger gesundheitsfördernde Genüsse denken muss.
Jegliches Grauen wartet hier auf das Auge des Betrachters, um den kurzen Weg durch den Sehnerv ausnutzend dem geplagten Hirn seine toxischen Eindrücke in die graue Masse zu fräsen. Während an einem solchen Ort das Jungvolk von Breifresser bis Hormonopfer seine Adipositas beim Wettwälzen auf dem Luftkissen durchknetet, geben in der abgetrennten Spalte nebenan quietschvergnügte freundliche Wassersportler dem noch nicht ganz bewegungsunfähigen Restgespross Schwimmunterricht. Nett, freundlich, hilfsbereit.
“Ein neuer Tiefpunkt”, wie ich auch ohne die drei Weizen erkenne, die ich mir notgedrungen virtuell, dafür aber intravenös verabreiche. Was soll das?! Zu meiner Zeit, als noch alles seine Richtigkeit hatte, gab es noch echte Trainer. Wenn da ein „Merkel” „eine „Raute“ machte, hieß der nicht Angie und glotzte hohl aus dem Hosenanzug, sondern Max und peitschte seine Opfer buchstäblich über den Rasen. Ein Schwimmtrainer hat dich seinerzeit gescheucht, bis du blau anliefst und zum Abschluss deinen Kopf ins Wasser gedrückt mit der Ansage: “Trink’ aus, wir wollen gehen!”. Danach warst du Kampfschwimmer oder hast nie wieder einen Zehnagel in so eine gekachelte Pissfütze getaucht. Ich habe die weise Entscheidung getroffen, mich fortan davon fernzuhalten.
Das Zeug darin ist sowieso immer zu kalt, wenn es nicht gerade eklig warm ist, definitiv zu nass, schmeckt scheiße und dröhnt kein Stück. Wozu wird dann eigentlich das ganze Gift da reingekippt? Clusterbullshit! Und dann kommen also diese Dealer von halogenisierter Plörre und Puls Hundertfuffzich daher und fixen unsere Kinder mit ihrem Spocht an, bloß weil sie sich keine anständige Murderline leisten können, die zivilisierte Menschen an dieser Stelle vorziehen. Wenn ich diesen brutalen Extremisten eines wirklich gönne, sind es Kinder!
August 29th, 2014 at 21:03
huch? hat der kiezneurotiker nen gastbeitrag geschrieben? :D
August 29th, 2014 at 21:16
Köstlich :D
August 29th, 2014 at 21:28
@ 1
Sehe ich auch so.
@ 2
Sehe ich ähnlich. Odda so.
August 29th, 2014 at 21:34
Gastbeitrag? – nope, flatter goes kiez oder klamauk, auch nicht schlecht so als lockerungsübung zwischendurch, nöch.
“Trink’ aus, wir wollen gehen!” – heeerrrrlich.
August 29th, 2014 at 22:13
Zumindest eines der Probleme läßt sich mittels Ohrstöpsel mildern. Das schubst die anderen natürlich nicht von der inneren Landkarte, eröffnet der eigenen Gehässigkeit aber, die Situation (für andere) ins Unerträgliche zu treiben.
“Kind, was sprichst du? Schrei lauter, ich höre dich nicht!”
Die Blagen sind da ja ganz unbefangen: sind die anderen zu laut, bist du zu leise! (Immer feste anfeuern!) Eskalation hat doch was pragmatisches. Mit etwas Glück fehlt den niedlichen Schreihälsen danach tagelang die Stimme…
August 29th, 2014 at 22:14
>Max
mein Schwimmlehrer hiess tatsächlich Max…
>dröhnt kein Stück.
dann hast du nicht genug getrunken
August 29th, 2014 at 22:19
*gulp* Jaja, der ist alt: Mama, wie weit ist es nach Amerika?
Halt’s Maul, schwimm weiter!
August 29th, 2014 at 23:22
Mein Schwimmlehrer hieß nicht Max.
August 29th, 2014 at 23:55
stony…XD, praktisch veranlagt wie immer.
August 30th, 2014 at 09:42
Bei mir geht schwimmen nur im Meer, im Warmen, irgendwo ganz im Süden, weit weg von jeder kalten Chlorplörre und jedem Schwimmlehrer! Aber dann lohnt es jede Reise!
August 30th, 2014 at 11:29
Ich nähme dann eine Wanne mit Salzwasser, in einem Pool auf einem Ozeandampfer schwimmend, wo ich irgend etwas Aussterbendes verspeiste.
August 30th, 2014 at 14:47
Bin auch nicht mehr der Jüngste, aber es war als Kind und Jugendlicher für uns im Sommer ein herrliches Vergnügen im sauberen See baden und schwimmen zu gehen. Ich kann mich an niemanden erinnern, der nicht schwimmen konnte oder ertrunken wäre. Und da hat man schon aus eigenem Antrieb schwimmen gelernt, um mit den anderen und den “Großen” mithalten zu können und die Grenzbojen der DDR abzuklatschen..
Da kam man allerdings auch noch mit anderen zusammen, Falken, Naturfreundejugend, Bund Deutscher Pfadfinder…, macht ja heute keiner mehr. Und Klassenfahrten (wenn sie überhaupt stattfinden) dauern nicht zwei-drei Wochen sondern dürfen nicht des Lehrers Wochenende touchieren.
Ich staune jedesmal, wenn wieder so ein jungscher Kerl ertrunken ist, weil er ins Wasser fiel. Gab hier in Berlin schon einige Fälle dies Jahr.
Der doofe Schwimmunterricht im Hallenbad -Pflicht für ausnahmslos alle damals- war nicht der Grund dafür, dass alle schwimmen konnten.
August 30th, 2014 at 15:06
Da muss man durch, flatter. Und wenn Du ehrlich bist, dann macht so was auch einen anarchischen Spaß. Schwimmen können gehört (auch bei meinen Nachkommen) zu Kulturfähigkeiten, wie Radfahren und später ein Führerschein (man muss kein Auto haben, sollte aber im Fall des Falles eines von A nach B fahren können). Meine Kurzen haben von ihren durch mich antrainierten Fähigkeiten im letzten Urlaub aufs Beste profitiert als sie in Nord- und Ostsee begeistert schwimmen und tauchen waren, dto. sommers in nahe gelegenen Stauseen (sie sind >12, so dass die elterliche Aufsicht nicht mehr erforderlich ist). Hall ist am Meer auch eher selten ;-)
Mein Schwimmlehrer vor vielen Jahrzehnten erklärte uns vor dem ersten Wassergang, dass im Wasser ein Pi-pi-Mittel sei, dass sich bei Urinkontakt sofort rot einfärben würde. In der Folge haben wir das natürlich sofort alle (!) ausprobiert und waren seitdem erkenntnismäßig ein gutes Stück weiter was die Aussagen von Erwachsenen anging.
Erkenntnis aus Urlauben in Dänemark und Großbritannien: Ehemals große Seefahrtnationen sind allesamt schlechte und unwillige Schwimmer – was wohl zu besonders guten Matrosen führte.
August 30th, 2014 at 15:15
Öffentliche Schwimmbäder erinnern mich am ehesten an Gemälde von Hieronymus Bosch. Absolute No-Go Areas.
August 30th, 2014 at 15:56
@maguscarolus: Man muß je nach Region nur darauf achten, dass man erst dann an den Strand geht, wenn die angespülten toten Bootsflüchtlinge bereits eingesammelt und abtransportiert wurden.
Manche Gegenden sollte man aus anderen Gründen völlig meiden.
August 30th, 2014 at 17:00
@ninjaturkey(12) – Als Matrose schwimmen können? Verlängert nur die Quälerei.
… hat mir mal wer gesagt.
Auch ‘ne Auffassung, aber vielleicht eine Erklärung für die ‘Seefahrernationen’.
August 30th, 2014 at 17:20
@flatter (11)
*lol*
August 30th, 2014 at 17:32
@15,
Mein Onkel war Kapitän auf grosser Fahrt oder wie das heisst.
Der konnte nicht schwimmen. Vielleicht hat er gewusst warum.
Ich selbst habe vor dem Element Wasser grossen Respekt. Bei meinen ersten Versuch im Atlantik zu baden, hat es mir doch gleich drei Rippen gebrochen.
Waschen ist mir ein tägliches notwendiges Übel und kaltwaschen, igitt.
In Schwimmbäder gehe ich überhaupt nicht mehr, aber nicht wegen der Kinder und dem Lärm, den Horden von Menschen so hinterlassen, sondern wegen der Hygiene! Wer mag schon in vollgepissten Becken baden.
Das letzte Mal, im Mittelmeer, vor drei Jahren. Wenn der Wind ablandig ist, kann man noch Grund sehen. Ansonsten Jauche pur.
Meine beiden Schönen haben es dieses Jahr wieder versucht. Mehr als ihre Füsse haben sie aber nicht reingehalten.
Schei..e, warum bin ich nur immer so negativ? Man muss doch auch das Positive sehen. Aber woher nehmen?
August 30th, 2014 at 19:15
@Troptard(17)
“Man muss doch auch das Positive sehen. Aber woher nehmen?”
So ein menschliches Imunsystem will trainiert sein/ werden!
Es hatten schon früher im Buddelkasten die Kinder mit den schmutzigsten Rotznasen am seltensten irgend eine Krankheit.
August 30th, 2014 at 19:21
@Wat.: Kein Wunder, an die haben sich die anderen Viren(und -schleudern) ja auch nich rangetraut (und für ‘Masernparties’ waren die schlicht zu häßlich)!
scnr … ;D
August 30th, 2014 at 19:44
@18
An diese Rotznasen kann ich mich noch gut erinnern, wie sie da mit ihren scheinbar festgeklebten Hintern im Sand hockten und wie aphatisch auch mal ‘ne Schaufel in den Sand steckten.
Danke, dass ich mich daran wieder erinnern darf. An die Hinterhöfe mit den Wäscheplätzen, an die Sandkästen, die Kellertüren, die wir als Kinder als Tore für unser Fussballspiel benutzt haben.
Hat nicht lange gedauert, bis aus irgendeinem Fenster eine Frauenstimme kam, damit aufzuhören, weil der Ernährer auf Schicht war und seinen Schlaf brauchte.
Mein proletarisches Milieu! Eltern auf Arbeit! Aber spielen, dafür brauchten wir keine Anleitung (Klipp, Fussball, Verstecken, Hinkelkasten usw.).
August 30th, 2014 at 20:49
@12
>Schwimmen können gehört (auch bei meinen Nachkommen) zu Kulturfähigkeiten, wie Radfahren und später ein Führerschein
So weit haben’s meine Eltern mit dem Kulturimperialismus nie getrieben, weshalb ich keinen Führerschein habe. Bin ich jetzt unkultiviert? (hoffentlich!)
August 30th, 2014 at 20:58
Hallo komisches Gitarrenforum,
die Ähnlichkeit mit den Auslassungen von Herrn Stevenson ist wirklich verblüffend (s. DkT(1)). Er nennt das, glaube ich, Tourette-Blogging.
Und… Du hast keine eigenen Blagen, oder?
Ein entspanntes Wochende wünscht
Grover
August 30th, 2014 at 21:38
@fe, Ich hatte mal ‘nen Führerschein – irgendwann verloren. Mich kümmert’s nicht. Zumindest als Städter ist das in den meisten Fällen überflüssig. Trotzdem Blechlawinen hier, endlose Ströme. Da wünschte ich mir so manches Mal großräumige Verkehrsberuhigung, nur frei für Lastentransport, und den Ausbau des ÖPVs. Die Vernutzung des öffentlichen Raums ist eine maßlose Schande, proudly made von und für Kampfschwimmer.
p.s. @Flatter, hehe, hab’ mich beim Lesen gut amüsiert ;)
August 30th, 2014 at 22:26
Grover Bluefuzz: Du findest meine Kinder hier abgebildet, das war vor ca. 20 Jahren.
August 30th, 2014 at 23:01
… dacht ich mir doch!
flatter frißt kleine Kinder roh, säuft Chlorbrühe aus Hallenschwimmbädern, und träumt von einem Pool auf einem Ozeandampfer!
August 30th, 2014 at 23:08
Was du rauchst, finde ich in Ordnung, aber hör doch mal auf mit dieser Javascript-Schore, ich verpasse da bestimmt ganz dolle Features.
August 31st, 2014 at 01:17
@flatter: wie alt bist du eigentlich?
Bisher hätte ich ja auf ende 30 getippt, aber jetzt… ô.O
August 31st, 2014 at 07:13
Guten Morgen Flatter
Na dann haben sich unsere Wege vermutlich schon mal bei irgendwelchen Kinderbespassungsaktionen gekreuzt.
Unsere Aktionsradien haben ja eine gewisse Schnittmenge.
Schönen Sonntag noch
Grover
August 31st, 2014 at 11:30
@Stony: Um es nicht zu genau zu machen – Nähe Fuffzich. ;-)
August 31st, 2014 at 18:28
@Flatter, dieser und dein voriger Artikel veranschaulichen auf geniale Weise, das Hinüberspringen (“Blick vom All aus”) und wieder zurückkommen an den leidlichen Beckenrand. Ganz großes Kino hier, wirklich. Danke …
Die Welt ist zugekotzt!
Wir alle sind so unendlich verbohrt, an unserem Standpunkt festzuhalten. Jeder für sich und alle gegeneinander. Linke wie Rechte. Arme wie Reiche. Grüppchen aller Coleur, Parteien, Einzelne. Nationen.
Diese Verstiegenheit tut uns nämlich mächtig weh. Überall auf der Welt, Jedem. Und wir ertragen den Schmerz längst nicht mehr ohne den Blick zu verstellen.
Aber das meint nicht nur unsere Verstiegenheit allein, die der westlichen Welt. Es ist die Verstiegenheit beinah aller, eines jeden fast, überall auf der Welt. Und überall auf der Welt klafft das Leid, auf die sie – die Verstiegenheit – besteht.
Was meint ‘Verstiegenheit’? – Das meint, jeder hat da sein eigenes Lieblingsarsenal an Methoden und Beurteilungsmatritzen, mit dem er unterwegs ist. Kurzum: Jeder favorisiert seinen spezifischen Partialstandpunkt aus dem ständig ansteigenden Pool des Meinungspluralismus.
Zur Genese: In der Vor- und Frühphase des Bürgertums hoben Einzelmeinungen an (v.a. die Naturrechtsphilosophien), die sukzessiv das Glaubensmonopol der Kirche ablösten. Die ideelle Errungenschaft des Bürgertums war und ist die Meinungspluralität als Fundament ihres Denkens und Urteilens.
Jedem favorisierten Standpunkt geht es ums Urteilen und hat freilich den Ehrgeiz, objektiv die Sache zu durchdringen, obwohl jeder Standpunkt stets nur der je persönliche Favorit unter vielen ist. Ein solches Urteil ist und kann nur subjektiv sein. Nur Vorurteil.
Das ist ein Dilemma, geht es doch um das objektive Urteil und nicht ein Vorurteil. Tilgt man aber alles ideell-subjektive aus der Betrachtung, bliebe nur der Blick für messbare Daten, Empirie, reine materiale Struktur.
Hätte Flatter nur über Wassertemperatur, Gruppenorganisation und Kommunikationsstruktur geredet, wäre gleichwohl alles Lebendige aus seiner Schilderung erloschen: Nämlich seine Idee, sich in die Welt einzubringen – in diesem Falle ein typischer Flatter-Klamauk – und mit der Idee zu gestalten.
Die Welt ist mehr als Material. Sie ist Idee und Material, unauflösbar ineinander verwoben.
Es ist ein unsägliches Jammertal, das mit ansehen zu müssen: Nicht bereit zu sein, Idealismus und Materialismus – Pluralität und Dialektik – Subjekt und Objekt – miteinander zu versöhnen und durchs Versöhnen sie gleichsam als Abgetrennte aufzuheben. Endlich Frieden schließen!
Der Kampf um Links oder Rechts, christlich, muslimisch oder agnostisch, schwarz oder weiß usw. ist IRRELEVANT. Das muss geschrieen werden, überall auf der Welt!
Die Welt ist unsere Idee vom Leben und jedes Leben ist eine Idee zur Welt. Das ist alles.
Ich WILL mich einfach nicht mehr eines Denkens bedienen, dessen Basis dieser unserer Welt Wunden aufnötigt bis aufs Messer und in ihren Wunden sich noch im Interessen-Klein-Klein bestätigt sieht.
All den Schnarchnasen eine aufs Maul, die frötzeln: ‘Geht’s nicht ‘ne Nummer kleiner, messbar, wissenschaflticher?’. Kauf euch doch ein Pissbecken, Armleuchter. Darin könnt ihr ‘Geister’ euch den ganzen Tag im Spiegelbild bewundern.
August 31st, 2014 at 18:44
Gab mein bestes, verhindern konnt ichs ne.
König Stanislaus regiert ungeniert weiter…und dann noch die neuen Filzläuse, der Sachse lernts nie…
August 31st, 2014 at 19:46
@langlode44(32): Wie auch, wenn ‘er’ keine Vergangenheit haben darf…
Btw. Letztens ‘beschwerte’ sich einer bei mir, daß man, so scheint es ihm, alle paar Jahre von vorn anfangen muß. Erkenntnisse, die nun endlich ‘angekommen’ zu sein schienen, doch nicht da sind.
August 31st, 2014 at 20:05
@Wat.Nro.33: Hab extra mistigstes Mistwetter bestellt damit die Rentner daheeme bleiben, wird der neue Pfarrer ins Amt eingeführt…mein schöner Plan weggespült.
Hier sinds aber auch die vielen Kleingewerbetreibenden die selbst in der ´Wirdschafdbardei`sind bzw. sich einbilden dass die schwarzen Brüder und Schwestern deren Sache vertreten, was solls…
Geh glei ein paar gepflegte Pils trinken, murne bin`ch wieder der Herr und Gebieter über 50 Fenster und 20 Türen, also der wahre Konservative, der Bewahren des schönen und nützlichen. Die Hütte wird 2016 200 Jahr, da soll se wieder jung aussehn.
August 31st, 2014 at 20:33
Ich muss mich zu solchem Karneval ja nicht mehr äußern, aber ich stimme einfach der FAZ zu:
“Das alles, während es Deutschland so gut geht wie nie.“
August 31st, 2014 at 20:51
@Reinplatzer
Häää ???
Aber krass langer Text Mann.
Ich raffs nur nich….erklär das dochmal aussführlicher ^^
August 31st, 2014 at 22:07
@31, Reinplatzer
Ich bitte doch um eine soziologisch fundierte Einführung in den interpretierbaren Begriff “Verstiegenheit”.
“Die Welt ist zugekotzt”. Bitte ein Foto! Ich möchte sehen, wie das aussieht.
Und: Natürlich bin ich auch verbohrt, nein eigentlich unbelehrbar.
Ist schon eine schwierige Anstrengung, Objektiv und Subjektiv unter einen Hut zu bringen.
Haste ein Einführungseminar in Philosophie besucht? Alle Widersprüche lösen sich in nichts auf, wenn man die Widersprüche selbst auflöst.
Wie Brissante: Ich raffe es auch nicht so recht.
August 31st, 2014 at 22:37
@Brissante
Es tut mir leid, aber das ist nicht Arroganz, sondern mein Unvermögen, es kurz und griffig hinzukriegen.
Ich könnt’s ja mal variieren, für uns linke Ohren:
Der Geldverkehr nimmt uns viel ab, z.B. Zwischenmenschliches. Wir reichen die Kohle über’n Tresen und das Bier läuft. Vom Hopfenanbau bis zum Ausschank ist kein weiterer Austausch nötig als das Geld rüber zu reichen.
Das ist aber etwas sehr Seltsames: Wir müssen gar nicht miteinander klarkommen, und trotzdem läuft das Bier, dank Geld.
Die Interessen untereinander, bzw. unsere ‘Denke’ ist durch Geld so aufgestellt, dass uns das Leben der Anderen gar nicht weiter zu tangieren braucht. Wir nutzen nur die ‘Leistungen’ oder erzwingen sie uns.
Die Denke ist eine Sackgasse, das geht nur anders, wenn wir es schaffen, durch alle Lager hindurch dieses Rollenspiel überwinden.
September 1st, 2014 at 07:34
Viel besser als nach dem ersten Satz erwartet. Ich weiß gar nicht was ich besonders hervorheben soll, weil es insgesamt so schön gelungen ist. Wenn ich das könnte, würde ich Dich als SPON-Kolumnist vorschlagen, aber das würdest Du ja gar nicht zu würdigen wissen. ^^
September 1st, 2014 at 10:42
@Reinplatzer
Wollt dich nur bischen “kitzeln” musst ich deinen Text doch dreimal lesen^^
On Topic
Kinder sind super ;)
Zeigen sie uns doch was wir auch mal waren, gut unsereins musste sich nicht in solchen Grenzen bewegen, stichwort lärm ,heutzutage regt man sich schneller drüber auf. Wird wohl an der medialen dauerberieselung liegen. Kann aber durchaus von mir behaupten das ich ein AK war, kommt einem aber erst wenn man selbst ein paar blagen hatt.
Über Elterliches verhalten in Tagen von Süpernani, Lindenstrasse und dem scripted bullshit gibt´s nicht viel zu sagen, wirklich wundern tuts mich nich.
September 1st, 2014 at 11:58
Gailinsky, mein lieber Schollieh.
Danke schön!!!
September 1st, 2014 at 15:01
@Reinplatzer #31/38 – Ich wähne ernsthaft, das zu verstehen und kann nur vollumfänglich zustimmen. ‘Verstiegenheit’ halte ich auch für einen sehr zutreffenden Ausdruck. Und Versöhnung der zahlreichen auseinander gerissenen und angeblich unversöhnlichen Aspekte des Lebens, Denkens und Krauchens scheint auch mir Forderung und Programm der Stunde zu sein. Loslassen und neu anpacken ohne fallen zu lassen…
September 1st, 2014 at 16:40
“Verstiegenheit” ist ein Ausdruck, der mir im alltäglichen Sprachgebrauch eigentlich noch nie begegnet ist. Für mich bleibt er fremd.
Und ich bekomme auch keinen rechten Sinn darauf, wenn ich mir Synonyme dazu anschaue.
Gut nach dem Lesen von (38) habe ich zumindest kapiert wo die Kritik andockt, an den gesellschaftlichen Beziehungen, welche über das Geld vermittelt sind: Kauf und Verkauf, über die Zirkulationsebene, welche keinerlei andere Beziehung zwischen den Menschen erfordert, als den Austausch von Geld.
Aber wie lässt sich das ändern ? Indem ich die Kritk auf die Zirkulationsebene fokussiere, oder indem ich in die Niederungen der Produktion und den Produktionsverhältnissen selbst eintauche.
Oder noch einmal anders gesprochen: Wo ist der Kreidestrich, vor dem Kritik halt machen will?
September 1st, 2014 at 17:57
Da, wo es eben nicht um Verteilung geht; um die Produktion selber…
September 1st, 2014 at 18:55
@Troptard
Also “Verstiegenheit” meint für mich einfach, den Bogen überspannen, blind und ohne Rücksicht auf Verluste
“keinerlei andere Beziehung zwischen den Menschen erfordert, als den Austausch von Geld.”
Sehr richtig. Und dass das zur inneren Verrohung der Menschen führt; einer – sagen wir: Gefühlskälte, die sich dann auch in der realen Welt niederschlägt, in allen denkbaren Facetten; etwa der Verhärtung, oder der Abschottung von Einzelnen bis hin zu politischen Lagern und Kriegen usw. – Deshalb kommt ja keine Mehrheit zustande, und nicht, weil sie mit allem einverstanden ist.
“Aber wie lässt sich das ändern?”
Tja, gute Frage, Troptard. Das ist eben ein langer Prozess, und ich bin da auch ratlos. Aber ich bin mir recht sicher, dass es darum geht. Ich denke, dass wir über das Stadium von Grabenkämpfen hinauswachsen müssten, also genau das Gegenteil dessen, was uns die Neo-Freiheit beschert. – Wenn sich dann irgendwann eine Mehrheit findet, die sich aufeinander einlässt, dann wird die das schon selber rausfinden, wie. Das lässt sich dann evtl. noch Hintergund analytisch-kritisch begleiten.
Eine kleiner Anstoß vielleicht: Jedes Land hat einen reichen Erfahrungs- und Kulturschatz, der ja durchaus imstande ist, sich auf mitmenschliche Werte zu besinnen, jenseits von Geld und Leistung. So etwas fällt eben mir, als Multikulti-Schnösel ein.
Ein vages Beispiel auf die Schnelle (englisch): »We challenge the standard«
Interview mit Serge Attukwei Clottey (Accra/Ghana), (Accra/Ghana), Visual Artist und Maler, der sich mit lokalen wie globalen gesellschaftspolitischen Verhältnissen künstlerisch auseineinandersetzt und bei »Afropea Now!« zu »Europe in the eyes of Africa« referieren wird.
September 1st, 2014 at 21:33
@Reinplatzer(45)
Warum oder unter welchen Umständen würde sich denn eine Mehrheit aufeinander einlassen (können/ wollen/ müssen)?
Weil auf einmal alle nett zueinander sein wollen wohl eher nicht. Heute sind ja mE nicht darum alle nicht nett zueinander und lassen sich nicht aufeinander ein, weil es den Entschluß dazu gibt.
Btw: Vernunft als Ansatz dürfte ausscheiden.
September 2nd, 2014 at 00:19
Vernunft scheidet eher nicht aus. Es macht ja durchaus Sinn, vernünftig zu sein.
Salopp formuliert: Vernunft hat zwei Seiten. Die eine, die wie ein ‘Werkzeug’ oder Instrument funktioniert, die analytisch und scharfsinnig ist; die Instrumentelle. Und die zweite mit ‘Charakter’, lyrisch, warmherzig den Allgemeinzustand im Blick. Deshalb auch oft als allgemeine Vernunft bezeichnet.
Keine der Komponenten ergibt isoliert von der anderen ein gelingendes Ganzes.
Nun ist die isolierte Bevorzugung des instrumentellen Gebrauchs der Vernunft tief im bürgerlichen Selbstverständnis eingeschrieben. Wir sind durchaus auch nett zueinander, keine Frage. Aber durch Vernachlässigung der anderen Seite haben wir sehr das Gespür für das Wesentliche verloren.
Also das Gespür dafür, wie es um die ‘Seele’ steht. Also etwa die Verfassung eines Menschen, sein Gemüt und seine Bedürfnisse. Oder die Aura einer Badeanstalt. Die Stimmung eines Buches. Oder im Allgemeinen: die Weltseele.
Eine Vernunftseite also, die sich nicht der Formeln und Verträge bedient, sondern dem Gespür. Wem das Herz überläuft vor all dem Leid und Unrecht, der will und wird auch alles einsetzen dagegen.
Diese Seite hat jeder Mensch, und die gilt es zu öffnen.
September 2nd, 2014 at 01:46
Eine Verbesserung:
Wem das Herz überläuft vor all dem Leid und Unrecht, der will und wird auch alles einsetzen dagegen.Wem das Herz überläuft vor Leidenschaft, der wird ihr folgen.
September 2nd, 2014 at 08:45
@Reinplatzer: Wichtige Verbesserung – auch ‘Was du nicht willst dass man dir tu’ ist viel schwächer, einseitiger, als ‘Wie du willst dass dir die Leute tun, also tue ihnen auch’.
Das heisst auch, das wir den Esoterikern – und diesmal meine ich wirklich Esoteriker – ihre Sprache entreissen beziehungsweise streitig machen müssen, den ‘Jargon der Eigentlichkeit’ durch ihren Ausdruck zu ersetzen suchen. Idealismus und Materialismus zusammenzuführen heisst auch Geist und Körper zu versöhnen, uns in unserer ganzen ‘Leiblichkeit’ wiederzuentdecken. Ich denke, dass dort auch die Antwort auf die Frage nach den Bedürfnissen lauert, die Erklärung für die ganzen Ersatzbefriedigungen, die wir uns laufend zu kaufen und zu verkaufen suchen. Die ganzen ‘Anreize’ auf den jeweiligen Reiz der Sache selbst zurück zu führen. Wer gerne Tische baut gefällt es, wenn sie auch anderen gefallen, all die Tische, die er zwar noch bauen möchte, aber selber gar nicht stellen kann.
Auch ‘Entfremdung’ entsteht nicht nur in und durch ‘Arbeit’, sondern insgesamt durch unseren isolierten Gebrauch einer unvollständigen, einseitigen Vernunft, auch die ganze zunehmende Unwirklichkeit, die flatter im ‘Abspann’ und in diesem Kommentar so treffend dargestellt hat. Das da draussen hat immer weniger mit uns als ganzen Menschen zu tun, wird immer unerträglicher, produziert ‘Eichmänner’, Maschinenmenschen, instrumentalisierte und instrumentalisierende Exekutoren. Erinnert auch nur noch wie ‘ein Türschild vor einer Ruine an all das, was hier eigentlich wohnen sollte’.
Verdammt schwierige Aufgabe das, voller Fallstricke und Gefahren, auch wieder über das Ziel hinaus zu schiessen.
September 2nd, 2014 at 10:47
@Peinhard – Prägnant gesagt, für meine Ohren.
“Verdammt schwierige Aufgabe das, voller Fallstricke und Gefahren, auch wieder über das Ziel hinaus zu schiessen.”
Absolut. Das ist der casus knaxus.
Ein paar wirre Worte dazu: Es geht eigentlich nur um eine kleine Drehung des Geistes; eine Denk- nein: Gefühlsbewegung! entfernt, um ‘das bestimmende Selbst’ als das ganz Normale zu erfahren, und durch den Blick sehe ich da draußen, dass da das zu beackernde Fremde wartet … welches aber mit Regeln, Verboten, Konventionen – kurz: dem Schild ‘Betreten verboten’ – vor meinen Augen darbt.
Gäbe es dieses Schild nicht, würden wir uns also frei bewegen und bewegen lassen von allem was ist – in welch’ Entfaltung erblühte das Leben!
Der Blick rutscht mir gelegentlich wieder weg, liegt brach als bloß rationale Gewissheit im Geiste …
Dafür werden Bibliotheken gefüllt.
Seit schier endlosen Jahren quäle ich mich bis zur Krankheit, das für mich vor allem und damit aber auch für andere über die Rampe zu bringen. Ich bin eben der ‘Grübler-Typ’ ;)
Ich glaube, mein Umgang damit – und überhaupt aller – ist auch ganz gut in der Bewegung dieses Blogs inkludiert. Well done, Flatter.
September 2nd, 2014 at 12:22
@Reinplatzer/Peinhart:
Mir ist das Ganze zu dualistisch, was ihr da beschreibt. Idealismus/Materialismus, Geist/Körper. Die Stufe dazwischen, die auf der sich die ‘Leiber’ organisieren, fehlt mir. Weil ich überzeugt bin, daß ebendiese ‘ihre eigenen’ ganz speziellen Bedürfnisse ins Spiel einbringt.
“Der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen. Punkt.” meintest du neulich zu mir, Peinhart. Und das sind wir ja auch nicht langsam geworden, waren wir quasi ‘schon immer’. Sollten wir, imho, also auch immer mitbedenken.
Vielleicht wäre es mal sinnvoll all die verschiedenen Bedürfnisse – biologisch, sozial, geistig – zu benennen und zu schauen, wie diese sich womöglich gegenseitig bedingen/bekämpfen und wie daraus resultierende Prozesse beschaffen sind.
***
Ich neige immer mehr dazu, diese ganze ‘Menschwerdung’ aus anthropologischer/evolutionärer Sicht zu betrachten, wobei ich nicht davon ausgehe, daß ‘wir’ dem gänzlich ‘ausgeliefert’ sind, sondern schon (auch) aktiv eingreifen können.
Evolution führe ich deshalb an, weil sie die Suche nach Entfaltungsmöglichkeiten ist. Das soziale sehe ich in dieser Hinsicht als den Versuch des Überwindens der Beschränkungen der biologischen ‘Gegebenheiten’; das geistige als die Überwindung der biologischen/sozialen Beschränktheit. Verkürzt dargestellt/angerissen.
September 2nd, 2014 at 13:02
@Stony: Mir ist das Ganze zu dualistisch, was ihr da beschreibt. Idealismus/Materialismus, Geist/Körper. Die Stufe dazwischen, die auf der sich die ‘Leiber’ organisieren, fehlt mir.
Genau darum geht es ja – um die Überwindung bzw ‘Aufhebung’ dieses Dualismus. Es ist in der Tat ein grosser Unterschied, ob ich sage ‘ich habe einen Körper’ oder ‘ich bin ein Leib’ – wobei wir ohne diesen ja ohnehin auch gar nicht denken können, auch wenn wir immer mehr tun wollen bzw sollen, als könnten wir.
Ich neige immer mehr dazu, diese ganze ‘Menschwerdung’ aus anthropologischer/evolutionärer Sicht zu betrachten, wobei ich nicht davon ausgehe, daß ‘wir’ dem gänzlich ‘ausgeliefert’ sind, sondern schon (auch) aktiv eingreifen können.
Tun wir ja auch schon lange, wobei es jetzt wohl, um es auch mal wieder mit Marx zu sagen, um die Überwindung jeglichen Fetischismus’ ginge. Das ist wahrlich keine kleine Aufgabe, und laufend die Gefahr, wieder nur auf einen neuen hinein oder einen alten zurück zu fallen. Mindestens ebenso verkürzt…
September 2nd, 2014 at 17:16
Zum eurem OT-Thema: Brand eins, Plan A
Die Wissensgesellschaft fängt an, wenn die Alternative keine Notlösung mehr ist, sondern der Normalfall – und Veränderung nicht der Feind des Bestehenden. [..]
September 2nd, 2014 at 18:50
@11:Ich nähme dann eine Wanne mit Salzwasser, in einem Pool auf einem Ozeandampfer schwimmend, wo ich irgend etwas Aussterbendes verspeiste.
Schade! Ich werde trotzdem nicht auf einem Öko-Bauernhof Kohlsuppe löffeln während ich mit der zweiten Hand Ungeziefer verscheuche, auch wenn die daraus entstehende Freudlosigkeit dann politisch und ökologisch korrekt wäre.
September 2nd, 2014 at 19:14
@Peinhart und @ Reinplatzer
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ihr den Kant mit dem ollen Marx versöhnen wollt.
Worauf das hinauslaufen wird, davon habe zumindest eine Ahnung.
Wenn hier der Begriff der Vernunft eingeführt wird, dann ist das wohl nicht nur eine deutsche Spezialität der Philosophiegeschichte, sondern verfolgt auch einen nicht uneigennützigem Zweck.
Vernunft, dieses höhere Wesen, dem man zwar noch nie leibhaftig geworden ist,welches sich aber in den Köpfen zu einer höheren Instanz des Menschen denken lässt und ihn letztendlich leiten soll, ihn aus seiner animalischen Natur befreit, die irgendwie banal nur seinen eigenen Interessen folgt, sich Dank der “Vernunft” und dadurch in ein höheres Ganzes, einem Gesamtinteresse einfügt, das kenne ich doch bereits von
Adam Smith und seinen Wiedergängern.
Aber das waren ja nur tumbe Ökonomen.
Ein klein wenig konkret zu werden, könnte mir gefallen. Sonst bleibt der Eindruck: Esoteriker unter sich.
53, Hey Rainer, ich weiss nicht wie alt Du bist!?
Alternativen, das kenne ich noch aus meiner Studentenzeit von der “Neuen Linken”. Da wurden schon mal alternative Unternehmen angedacht, woraus dann der Biokommerz enstanden ist.
September 2nd, 2014 at 19:39
@Troptard
Mit dem ‘Jargon de Eigentlichkeit’ hat es Peinhart gut auf den Punkt gebracht.
Esoterik: Bei Harmonie von ‘Körper, Geist & Seele’ denke ich an Duftlämpchen und Farben riechen. – Das ist ja die bürgerlich-verschwurbelte Reaktion auf ‘Ganzheit’.
Würden wir aber unsere ‘Neigungen’, also den Reiz unserer Bedürfnisse, in tatsächlich realer Bewegung zum Ausdruck bringen, dann wäre das nicht der Griff nach dem Eso-Duftlämpchen.
Sondern dann hätte das zur Konsequenz, all die Konventionen und Besitzverhältnisse umzuwerfen, die uns die reale Bewegung versperren. Also wie in #50 von mir bildhaft geschildert: Das ‘Betreten verboten’-Schild einfach ignorieren, darüber hinweg gehen, um zum Begehr zu gelangen.
September 2nd, 2014 at 21:26
@58, Reinplatzer
Bei Esoterik denke ich zunächst mal nicht an Duftlämpchen etc., sondern an “Geheimes Wissen”, welches anderen, ausserhalb der Eingeweihten, nicht zur Verfügung steht.
Das “ganzheitliche Denken”, dieses Ineins bringen wollen aller Aspekte des menschlichen Lebens, habe ich selbst ziemlich reduziert auf das Thema “Gesundheit” kennengelernt.
Als erste Reaktion auf Kernenergie, Umweltverschmutzung und ökonomische Krisenerscheinungen. Und das vor gut 20 Jahren in Verbindung mit den Theorien von Gesell und Steiner.
“Würden wir aber unsere “Neigungen”, also den Reiz unserer Bedürfnisse, in tatsächlicher Bewegung zum Ausdruck bringen, dann wäre das nicht der Griff nach dem Eso-Duftlämpchen.”
Das ist wieder so ein Satz mit dem ich nicht schritthalten kann!
Schon deshalb nicht, weil ich diesen Typus von Menschen sehr gut kenne aus dem Bekanntenkreis meiner Frau, aus diesem Umfeld von Sozialpädagogen, Psychologen und Grünen.
Ohne finanzielle Probleme und an ihrem Eso-Duftlämpchen schnuppernd und dabei auch noch mit dem Anspruch auf Deutungshoheit und sich darin sehr wohlfühlend und ohne Bedürfnis nach Veränderung.
Die da an ihren Eso-Lämpchen schnuppern sehen erstmal überhaupt keinen Grund dafür, irgendetwas zu verändern, wenn dann, nur bezogen auf ihre eigenen Bedürfnisse.
Aber das trifft ja wohl nur einen bestimmten Ausschnitt von Menschen.
Der überwiegende Rest hat da doch wohl andere Probleme und für die ist die “reale Bewegung” zuallererst die Bewegung, in der sie ihr Leben gewinnen müssen ” gagner sa vie” sagt der Franzose, seinen Lebensunterhalt verdienen und dieses Problem hält ihn an der Kette.
Die Konsequenz, die Du anmahnst, könnte ich selbst gut einfordern. Aber ich mag nichts fordern, wenn ich nicht sagen kann: “Wie bitte realisieren!”
September 2nd, 2014 at 22:13
Ergänzung: Das Verbotsschild existiert vielleicht nur für uns und andere nehmen es gar nicht als solches wahr.
September 2nd, 2014 at 22:53
@Troptard(57)
“Die [...] sehen erstmal überhaupt keinen Grund dafür, irgendetwas zu verändern, wenn dann, nur bezogen auf ihre eigenen Bedürfnisse.
Welchen anderen Grund als Bedürfnisse sollte ich denn haben etwas zu ändern – meine selbstverständlich – wessen denn sonst.
… die kenne ich doch wenigstens für den speziellen Moment ganz genau und für später ungefähr. Notfalls habe ich mich zum Nachfragen aber immer dabei ;)
September 2nd, 2014 at 23:10
@59, Wat
Sag ich doch, odda?
September 2nd, 2014 at 23:12
Ich verstehe Deinen Satz so, daß es da noch irgend einen anderen Grund geben könnte Veränderungen zu wollen als die jeweils eigenen Bedürfnisse.
September 2nd, 2014 at 23:32
Würde ich auch so sehen, @Wat #59.
Wir Schreibenden hier können zusammen nur die vorbereitende Denkbewegung dazu herausbilden, den Bedürfnissen Ausdruck zu geben, sie in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen.
Diese Bedürfnisse sind auf der untersten Ebene recht ähnlich: Essen, Obdach, etc.
Sind diese gestillt, kommt aber die Pluralität. Die Bedürfnisse werden individuell, je nach Menschentyp, Veranlagung, Erfahrungen usw.
Es tut gar nicht Not, den Richter zu spielen darüber, was richtig und falsch ist. Für den je Einzelnen ist dann das was er tut, genau das wonach ihm ist. Und das darf sich je individuell verändern und entwickeln.
Ich denke, das ist doch der Lebenssinn? Also nicht “gagner sa vie” sondern “joie de vivre”. – Das würde auch diesen ganzen Fetisch-Überbau sprengen, nur dazu da, die unterdrückte Selbstbestimmung ersatz-zu-befriedigen.
Das gilt es eben herauszukitzeln: Wofür man lebt und welchen Einsatz der je Einzelne dafür bereit ist zu geben … Leidenschaft eben.
Alles weitere ist Praxis.
September 2nd, 2014 at 23:37
@61, Wat
Da schau mal lieber bei Reinplatzer nach, auf den ich mich bezogen habe, 56, 3. Absatz.
Ich bin ohnehin nicht besonders dafür geeignet Texte zu verstehen, die mir mit Ausdrücken wie “Verstiegenheit” und “Eigentlichkeit” das Leben schwer machen.
Da kommen dann bei mir so Erinnerungen an Philosophie auf, deren Sprache ich selber nur als verquastet empfunden habe: “Die Bedingtheit der Möglichkeit”, “das Hinterfragen der Frage”, “die Frage nach allem Sein” usw..
Da bin ich wohl aus meinen proletarischen Socken einfach nicht herausgekommen.
September 2nd, 2014 at 23:56
“Also nicht “gagner sa vie” sondern “joie de vivre”.
Mein lieber Freund!
Die Freude zu leben und am Leben, stellt sich dann ein, wenn die existenziellen Nöte des Menschen nicht mehr den täglichen Tag seines Lebens bestimmen.
So wie ich Dich verstanden habe, erwartest Du, dass sich die Freude am Leben bereits dann einstellt, wenn man das Schild “Betreten verboten” einfach ignoriert.
Damit bewegst Du Dich aber nicht in der Lebenswirklichkeit der Menschen, sondern setzt Deinen Idealismus einfach dagegen.
Und wie das zu bewerkstelligen ist, da habe ich den Eindruck, bleibst Du auch ziemlich ratlos.
September 3rd, 2014 at 00:29
@Peinhart: Ich ziehe meine ‘Universalkritik’ am Dualismus zurück. Es ist nicht so, daß ich solchen generell nicht sehen würde, im Hinblick auf ‘Mensch’ denke ich nur nicht ausschließlich so.
Mir ist vor 20 Jahren ein eher ungebräuchlicher erkenntnistheoretischer Zugang untergekommen, der mir bislang immer schlüssig schien und mich nicht losließ. Stammt von Pirsig.
Was der Mann da ausrollt würde ich allerdings eher als ‘Bestandsaufnahme’ ansehen, denn als ‘das muß unweigerlich so bleiben’. Nur zur Klarstellung. ;-)
September 3rd, 2014 at 00:31
@ Troptard(64): Die menschliche Fähigkeit, Ziele (Bedürfnisse befriedigen) auf Umwegen zu erreichen, eben nicht wie Bakterien geradwegs aufs Licht zuzusteuern, ist das Problem. Diese verstellt die Einsicht auf die Bedürfnisse selbst, wenn sie ein Labyrinth aus Bedingungen schafft. Das ist Kultur, mit der die Herrschaftstechniken heraufziehen. Das bricht völlig zusammen, wenn die Baumeister es übertreiben und die Grundbedürfnisse nicht mehr erfüllt werden – Fressen gegen Moral. Dann sind erst mal Wut und Zerstörung angesagt. Die Kunst des Lebens ist also die, unsere Umwege nicht zu Labyrinthen werden zu lassen.
Mehr texte ich dazu erst mal nicht, dazu bin ich zu müde ;-)
Sleep well @all!
September 3rd, 2014 at 00:49
@62, Reinplatzer
“Diese Bedürfnisse, sind auf der untersten Ebene recht ähnlich: Essen, Obdach etc..”
Ich füge jetzt an:
Ein Recht auf Leben und zu Überleben!
Ich wiederhole mich: In Frankreich sind 2013 über 450 Obdachlose gestorben, darunter 15 Kinder.
“Sind diese gestillt, kommt aber die Pluralität, werden individuell, je nach Menschentyp,Veranlagung, Erfahrungen usw.”
OK! das ist die Maslowsche Bedürfnishierarchie- oder pyramide aus der bürgerlichen Ökonomie.
Was ziehe ich daraus für einen Erkenntniswert?
Den einzigen, den ich daraus gewinnen kann ist der, dass meine Bedürfnisse, sofern die Grundbedürfnisse befriedigt sind, sich meine Bedürfnisse, je nach eigenen Präferenzen, verändern können.
Wobei damit noch nicht ausgedrückt wird, in welche Richtung.
Das die Richtung nicht unbedingt meinen “eigenen” Bedürfnissen entsprechen muss, sondern ich diese möglicherweise nur als meine eigenen Bedürfnisse anerkenne, so als hätte ich diese selbst als Bedürfnis geäussert, vorgetragen.
Also Vorsicht, wenn man sich in die bürgerliche Gedankenwelt einlässt.
“Für den je Einzelnen ist dann das was er tut, genau das wonach ihm ist.”
Und hier sehe ich genau den Unterschied zum Jetzt nicht. Allerdings jetzt nur eine Frage des Geldes.
Wobei ich dies Diskkussion schon für ziemlich antiquiert halte, wenn man die neusten Prognosen zur weltweiten Klimaveränderung mit einbezieht.
September 3rd, 2014 at 01:08
“Ein Recht auf Leben und zu Überleben!”
Und an wen willst du dich denn noch wenden, das Recht einzufordern? Das, Troptard, gibt diese Lebenswirklichkeit nicht mehr vollumfassend her – tat sie übrigens noch nie.
Es nützt nichts mehr, das zu fordern, hier werden übrigens nächstes Jahr die 0-Euro-Jobs eingeführt. Die Entrechtung geht weiter, da nützen keine Parteien und kein Ruf nach Gerechtigkeit. Die Kapitallogik kürzt das Leben raus.
Ums Sattwerden müssen wir uns wohl oder übel selber kümmern. Praktisch, mit viel Idealismus.
Guts Nächtle.
September 3rd, 2014 at 01:36
@Reinplatzer(68)
“Ums Sattwerden müssen wir uns wohl oder übel selber kümmern. Praktisch, mit viel Idealismus.”
Und wenn irgend möglich nicht so, daß es dabei gefühlt und tatsächlich “zurück auf die Bäume geht”, sprich jeder seinen eigenen Schrebergarten halten muß – kanna nämlich nich.
Btw. Ich versuche ja bei allem Mist immer noch die perspektivisch positive Kurve herauszubekommen.
Und “Produktivkräfte aneignen” geht dann ja wohl doch eher so in die Richtung, ‘Kopf und Werkzeug’ der heutigen Zeit für’s Sattwerden mitnehmen…
… nee, nicht nur meinen, dazu ist da immer zu wenig drin. Wikipedia hilft so einiges, aber auch das könnte eine(r) allein nicht mal nur lesen.
Sleep well too, @ll!
September 3rd, 2014 at 10:21
Ja sicher, der Kopf ist ja nicht ab. Er reicht halt nicht.
Die Freisetzung der Produktivkräfte erfolgt mit der Aneignung des Lebens. Oda so ;)
Liebe @Wat., wir haben kaum aktive linke Kräfte oder gar Zuspruch aus der Mitte. Letzteres hat u.a. mediale Gründe. Insgesamt hat es damit zu tun, dass wir alle – die Mehrheit jedenfalls – das Leben schon ein gut Stück abgeschrieben zu haben scheinen.
Traurig und ein spezifisch bürgerliches Symptom, wie wir erkannt haben.
Ein bisschen mehr Sturm-und-Drang in der Suppe macht das Leben schmackhafter.
Apro Popo: Der alte Goethe hatte ja damals mit seinem Werther eine regelrechte Suizid-Welle ausgelöst. Ein Skandal, damals schon. Heute sind starke Emotionen ein Krankheitsbild und werden mit Pillen vom Onkel Doktor kuriert :((
September 3rd, 2014 at 15:52
Ich möchte noch einmal ganz kurz auf das Perspektivische…, wenn es irgend eine Aufgabe gäbe (für uns – @Reinplatzer, @Wat. uä ‘Gesellen’), dann doch wohl am ehesten noch die, bei den verschiedenen Ausweglösungen, einen Vorschlag ‘nach vorne’ machen zu können.
Bisher ist es doch mE so, daß der (vermeintliche) Ausweg für’s Sattwerden der Schrebergarten des einzelnen ist und der Ausweg für die Lohnarbeit die eigene Selbständigkeit.
Sorry, ist mir zu rückwärtsgewandt.
Ja, das ist (nicht nur für mich; de facto) ein “zurück auf die Bäume”.
Dann doch perspektivisch vielleicht mehr so die ‘Annexion’ des örtlichen Schulgartens und die Gründung einer Genossenschaft mit ‘Peer-Group-Anschluß’ als menschlicher Ersatz oder Ergänzung zu ‘Wikipedia’.
(Mancherorts ist ja vielleicht die Kuh ‘schon’ lila, odda so)
September 3rd, 2014 at 18:12
Die immanenten Ausweichmöglichkeiten sind in der Tat nahezu erloschen. – Wollte mal aussteigermäßig im Wohnwagen durch die Welt tingeln, hier und dort für Essen und Sprit Tagelöhnern. Ich war kurz davor, mir damals einen von euren alten Robur zu kaufen und umzubauen. – Ob mit Entwicklungspotential, darüber ließe sich streiten; man weiß ja nicht, ob nicht allein die Reise ungeahnte Gelegenheiten eröffnete …
“Dann doch perspektivisch vielleicht mehr so die ‘Annexion’ des örtlichen Schulgartens und die Gründung einer Genossenschaft mit ‘Peer-Group-Anschluß’”
Das, finde ich, klingt auch sehr spannend! Könnte auch mir Laune machen, so aus dem Bauch geurteilt.
Praxis muss halt jeder für sich entscheiden, vor Ort: Die je eigenen lokalen Begebenheiten, mit wem und was geht und ob man zusammenpasst. Das hast nur du/ ihr im Blick. – Das Richtig-oder-Falsch muss man selber herausfinden.
!!!Yeeah!!!
Liebe Grüße!
September 3rd, 2014 at 18:25
@Reinplatzer: Echt scharfe Kiste so ein Robur. Erinnert mich an “Into the wild”. (Eddie Vedder – Society)
@Troptard #55: Jg. 64.
September 3rd, 2014 at 18:48
@R@iner: Oh ja, richtig schön, und passend auch der Song dazu.
Ich fange da schon wieder an, davon zu träumen. Das weckt so eine schöne, verkitschte Freiheitsromantik – mit Sonnenaufgang über der Prärie – aber danach ist mir gerade auch …
September 3rd, 2014 at 19:01
Ach ja, jetzt erinnere ich auch den Film wieder, der Aussteiger bis zum Ende.
Spielte im hohen Norden, aber hatte die Sonne im Herzen. Kann mich noch an die Schlußszene erinnern, wo er einfach im Schnee in seinem Bus eingeschlafen ist. Sehr melancholische und tiefe Geschichte.
So weit ich weiß, auf Tatsachen beruhend? – Ja, wirklich sehr passend.
September 3rd, 2014 at 19:08
@R@iner – Da Du ja das genaue Datum geheim hältst, gratulieren wir beide uns dann am 31.12. zum Jahrhundert, odda so ;)
OT – Habe noch ein wenig rumexperimentiert, wurde dann doch Linux Mint 17 Cinnamon, aber die Mate-Desktop-Dateien drüber mußten sein.
Wenn das hier schon ein bisken aussieht wie Windows, dann darf’s auch richtig ‘gimmicken’ mit Applets und Screenslets und so.
Wenn ich ‘nen noch größeren Knall kriege, verschlüssele ich von hier aus auch noch die Mails… vielleicht finde ich ja den Thread hier bei flatter noch wieder. Das erste Add-On dazu wollte nämlich nicht, von wegen mein Firefox ist zu neu^^
Der Atom und die 2 GB Ram ‘schlagen’ sich tapfer und haben meine Geduld noch an keiner Stelle herausgefordert.
Ok, ich sag’ den Satz doch: Warum habe ich das nicht schon viel früher gemacht und Linux draufgehauen, ok, ich war vom Mal davor noch “eingeschüchtert”. xD
Habe den Thread schon gefunden, ich komme hier mit der Suche nicht wirklich zurecht, aber ich wußte noch, wie er hieß:
Verschlüsselt eure Mails!
September 3rd, 2014 at 19:09
@Reinplatzer: Christopher McCandless
@Wat.: Es freut mich zu hören, dass es dir Spaß macht.
September 3rd, 2014 at 20:33
Wow. Auf den streifzügen ist jetzt auch ein ähnlich gelagerter Text wie hießige Unterredung gepostet, hat bis dato immerhin 22 Kommentare und wird kräftig verlinkt. Die übliche Kommentarzahl dort beträgt ca. 0-1, muss man wissen.
Scheint ja tatsächlich den Nerv zu treffen, fein.
September 3rd, 2014 at 21:07
Jetzt? Welcher Tag iss’n Heute. ;)
… und ‘zanken’ tue ich mich mit @Peinhart darüber schon gefühlte 200 Jahre.
September 3rd, 2014 at 21:14
Ach, hehe stimmt. Er wurde neu eingestellt, ist aber aus’m Archiv.
Mann wird alt.
Bin aber immerhin noch 2 Jahre unter euch :P
September 3rd, 2014 at 21:19
2 Jahre sind gut, 20 wären besser und mit noch besser :P
September 3rd, 2014 at 21:27
@Reinplatzer Nro.72: “Mit Garant durchs Land” war ja auch der Werbeslogan des VEB Robur. Das Nachfolgermodell, auch als Bus und Klein LKW gebaut, der LD(Luft Diesel) 3000
is Ende der 60iger mal den Kilimandscharo hochgekraxelt, na nich ganz hoch, oben wär die Luft zu dünn gewesen…
September 3rd, 2014 at 21:53
@Wat. Sieh’ an, das junge Fleisch, das lockt und rockt :))
Kürzlich habe ich eine ganz merkwürdige Erfahrung beim spazieren gehen gemacht. Vor mir lief eine Frau, ca. unser Alter, mit ihrer Tochter. – Und wow, die Tochter von hinten war sehr hypnotisierend ;)
Jedenfalls überholte ich die beiden, um den Knackpo endlich auch von vorne zu sehen. Und wer stiert mich an? Die Alte. Und ich dachte mir, Mannomann, das ist jetzt also der Markt auf dem du dich bewegst. Haha! – Dann ging ich Enten füttern mit den Rentnern. Hahaha.
@langlode, die Dinger waren richtig robust. Problem und weil ich mich schließlich dagegen entschied: Es gab schon damals kaum noch erschwingliche Ersatzteile. Alles Liebhaberpreise. Hätte ich die Kohle, ich würde so einen Trip wohl heute immer noch machen.
September 3rd, 2014 at 22:12
@Reinplatzer Nro.83: Robust is das richtsche Wort. Die Kisten warn heiss begehrt deswegen, Fahrzeugbau war hier due Nro. 2 nach der Textilindustrie.Nu is alles den Bach runter, meine Wenigkeit und andre versuchen hier wenigstens e paar Häuser zu retten, im großen und ganzen, die Gegend is tot…
September 3rd, 2014 at 22:17
Tja @Reinplatzer, wahrscheinlich unmögliche Einsicht: nicht nur die Frauen um Euch rum werden älter – Ihr auch ;)
September 3rd, 2014 at 22:19
@Wat Nro.85: “nicht nur die Frauen um Euch rum werden älter” – aber weiser eben auch nich …
September 3rd, 2014 at 22:20
Wozu, sind wir doch gar nicht mehr auszuhalten…
September 3rd, 2014 at 22:44
@Wat Nro.87: “Das ist ein weites Feld.” (Fontane) …
iBin ein wenig müd, aber das Bier, also ixh und andere, also wir, weil das Bier entscheidet, wollen und werden wir eins der schönsten Häuser am Platz retten…sind selbst hier nur wenige dies vestehen…
September 3rd, 2014 at 22:47
@Wat., Ich hatte die letzten Jahre gar keinen Sex/ Beziehung. Aber nicht der Alterspräferenzen wegen, tatsächlich spielen die eine untergeordnete Rolle. Meine Stimmung passt schon lange nicht mehr.
September 3rd, 2014 at 23:02
@Reinplatzer erinnere Dich einfach mal an Deinen Krankenhausbericht mit den zwei ‘nackeligen’ Kommunisten, u know ;)
@langlode44 reicht ja, wenn Ihr das versteht, ob mit oder ohne Bier ist da schon egal. Deinen Bandscheiben wird’s nicht egal sein, wie ich vermute. Die müssen Dich ‘langes Elend’ noch ‘ne Weile aufrecht halten können (dürfen).
September 3rd, 2014 at 23:19
Alles vorstellbare schon ausgekostet, Wat., ich bin Bi und habe da keine Vorbehalte.
Nö, es liegt einfach an meinem inneren Haushalt. Zum Flirten mit beiderlei Geschlecht reicht es, das ist mal auf ‘ne Kaffeelänge schön, aber dann verlässt mich das Interesse. Es langweilt mich maßlos.
September 3rd, 2014 at 23:50
Gut, daß wir mal drüber gesprochen haben, odda so.
Wir waren ja hier im Thread bei den Bedürfnissen ‘gelandet’, die sich ob unserer ‘Verstiegenheit’ wieder ‘Gehör’ verschaffen sollen können müssen.
Dazu muß möglicherweise der eine oder andere erst noch oder wieder herausbekommen, welche das sind…
September 3rd, 2014 at 23:53
Es ist dieses “Konversation betreiben” beim Kennenlernen, der anfängliche Austausch von Belanglosigkeiten, dem speziellen Grinsen, was viele so knisternd zu finden scheinen, das wie zufällige Berühren von Körperpartien, obwohl das natürlich geplant war …
Das macht mich lustlos. Warum lässt sich nicht normal unterhalten, wie es sich gehört? Auch mal nur den Blick halten und einfach schweigen? Wozu das ganze Gezier?
Ach, es ist spät geworden. tschuldigung
Guts Nächtle.
September 3rd, 2014 at 23:58
Wir sind halt irgendwie auch immer Dressierte von der Welt, für die Welt, in der Welt.
Wofür entschuldigst Du Dich, dafür, daß Du mal menschelst? Müßte ich nur noch “Entschuldigung” sagen.
Ist kein Gendefekt, kein bug, is a feature ;)
Gut’s Nächtle.
September 4th, 2014 at 06:20
Da ich hier ohnehin schon alles vollgekleistert habe, schmiere ich jetzt rotzfrech die Kommentarwand weiter zu, in meinem typisch unverständlichen Kauderwelsch. Ätsch!
“Wir sind halt irgendwie auch immer Dressierte von der Welt, für die Welt, in der Welt.”
Das stimmt. Ich habe, anlässlich Ereignissen, deren Darlegung im Rampenlicht nichts zu suchen haben, Selbst-/ Beobachtungen angestellt, auf die Frage, was diese spezielle Sprache des Flirts mir und anderen zu signalisieren intendiert. Wozu sie dienen mag. – Das lässt sich schwerlich in knappen Worten fassen.
Mir scheint das Flirten eine Art gezielten Bemühens zu sein, der Zweisamkeit eine Aura der Unschuld zu verleihen, Spontaneität trotz Geplantheit des Verlaufs ihr anzudichten – und da frage ich mich: Wenn sowieso zwischen gewolltem und tatsächlichem Verlauf kein Blatt geduldet wird, es abzulaufen habe, wie es abzulaufen habe – wenn also Abweichung vom Plan, etwa Ungewohntes oder allgemein das Aufkommen ungewohnter Signalräume zum Aufkündigen der Aura führt – ist es dann nicht ein gemeinsames Belügen, dieses Flirten? Nur ein toter Nachhall von dem, worauf man sich geeinigt hat – wohl kulturell – es als Unschuld zu bezeichnen, ohne dass es sich noch im entferntesten darum handelt?
Ich hatte mal eine Liaison mit einer Japanerin, die in Japan die deutsche Sprache perfekt gelernt hatte – es ist ja unglaublich erschreckend, welcher Selbstkasteiung Japaner im Lernen sich unterziehen – und hier in D. erst ein Jahr verbracht hatte. Eine ganze Kultur lässt sich aus der Ferne aber trotz allen Eifers nicht erlernen, sie muss geatmet werden, und so kam es, dass wir im Kennenlernen beide uns zwangsläufig auf fremdes Terrain begaben. Gerade weil uns beiden das bewusst war, vor allem weil die körperlichen und gestikularen Chiffren wir nicht wie selbstverständlich einander deuten konnten, legten wir ebenso selbstverständlich ein Feingefühl um der Neugier am Fremden an den Tag, das keiner Show bedarf, um eine Aura der Zartheit zu schaffen. Das Aufwärmen an uns war echt, ungekünstelt. Ich habe das so nie wieder erlebt. Das war für mich der innigste Ausdruck von Liebe und dauerte genau einen Nachmittag und eine ganze Nacht.
September 4th, 2014 at 07:49
@Stony: Danke für die Erinnerung an Pirsig, ich habe ‘Zen’ mal wieder vorgekramt und ‘Lila’ tatsächlich noch zu akzeptablem Preis schiessen können. Mal sehen…
@flatter #66: Sehr interessanter Aspekt, eine gelegentliche weitere Ausführung fände ich interessant. Wennste mal wieder wach bist… ;)
September 4th, 2014 at 18:26
Reinplatzer, von wegen ´vollgekleistert´ – hmtja.
Mir kommt das dazu in den Sinn:
>Im Zusammenhang damit erzählte mir Eiserman eine merkwürdige Geschichte. Joel Jabloner und Deborah Soltis trafen einander über zwanzig Jahre lang, ergötzten sich an ausgedehnten Gesprächen, diskutierten hebräische Literatur, Feinheiten der Grammatik, Maimonides und Rabbi Juda Halevi, aber das Paar ging nie so weit, sich zu küssen. Am nächsten kamen sie dem noch, als sie gemeinsam die Bedeutung eines Wortes oder einer Redensart in Ben Jehudas großem Wörterbuch nachschlugen und ihre Köpfe sich versehentlich berührten. Jabloner war in einer übermütigen Laune und sagte: “Deborah, laß uns unsere Brillen austauschen.”
“Wozu?” fragte Debrah Soltis.
“Nur so. Nur für ein Weilchen.”
Die beiden Liebenden tauschten ihre Lesebrillen aus, aber er konnte nicht mit ihrer und sie nicht mit seiner lesen. So setzten sie sich wieder ihre eigenen Brillen auf die eigenen Nasen – und das war die intimste Berührung, zu der es zwischen den beiden je kam.
…
Einige Wochen später las ich unter den Todesanzeigen, daß Joel Jabloner gestorben war.
…
Ein anderer Gedanke kam mir – vielleicht wollte er in der Nähe der Lehrerin liegen, mit der er die Brille getauscht hatte? Ich erinnerte mich der letzten Worte, die ich von ihm gehört hatte:
“Der Mensch lebt nicht nach den Regeln der Vernunft.”<
Isaak B. Singer; Der Kabbalist vom East Broadway
September 4th, 2014 at 22:09
@Leselotte,
auch so eine melancholische Geschichte.
Mal was anderes: Du hast weiter oben Gailinsky erwähnt – noch nie von gehört und auch im Internet nichts stichhaltiges gefunden – hast du dazu vlt. ‘nen Link- oder Lektüretipp?
September 5th, 2014 at 01:09
@98.
Gailinsky hier wohl flatter; gibt ansonsten reichlich träger dieses namens in `gefüllten bibliotheken´, aber angesichts deiner rhetorischen frage weißt du das ja auch selbst, z.b. Ivan Aleksandrovic Goncarov. (sorry, die vorlage war zu gut)
September 5th, 2014 at 08:11
“z.b. Ivan Aleksandrovic Goncarov.”
Nein. Immer alles aufdrängen, wonach niemand fragt, tz …
Oblomow kenne ich, das passt schon, keine Frage. – Trotzdem verdaue ich Literatur nur dosiert.
Es sind – wenigstens in guter Literatur – so viele Stellen, die einen treffen in einer Haltung oder Gewohnheit einer Sache gegenüber …
Schier en passant, im Lesefluss, werden dann Konstrukte über Konstrukte an Fremdheiten verschlungen und man läuft dabei Gefahr, sie vorschnell als Attitüden sich einzuverleiben.
Ich kann deshalb – wohlgemerkt gehaltvolle Literatur – nicht schnell lesen, und will es gar nicht, und mancher Satz hält mich teils Stunden, Tage mit seinem Urteil auf. Die Verdichtung kann mein – sagen wir: ‘metaphysischer Verdauungstrakt’ – i.e. der Abgleich mit der eigenen je veränderlichen Lebenshaltung zur Biographie, zu Erfahrung und Erleben usw. – man könnte auch sagen mit dem Selbst – nicht schneller verarbeiten. Kurzum: Es geht ums zeitaufwändige Geschmacksurteil am Reiz, der Angemessenheit des Reagierens.
Wir leben dafür einfach viel zu schnell.
Und du willst mich auch noch ungefragt mästen? Scher di!
September 5th, 2014 at 12:27
Oh mein Gott, was ist das nur für ein solipsistisches Wohlgefasel!
Es hat keinen Wert mehr, im Moment.
@Flatter: Nun konntest du mich ganz gut reaktivieren, aber meine Energie war schon gestern wieder verbraucht. Das macht der Kreidestrich, der immerhin einen Millimeter vorgerückt ist. – Peinharts #96 halte ich auch für sinnvoll, und ich werde sicher weiter anwesend sein, d.h. kommentieren, jedoch den Ball flach halten und den Spätsommer in mich auftanken. Ich hab’s nötig.
Sollte ich dann irgendwann wieder für den weiteren ‘Prozess’ zur Verfügung stehen, merkt man das. Mein Nick ist ja mit Bedacht gewählt, und vielleicht finden wir dann wieder zusammen.
September 5th, 2014 at 12:32
Entspannte Sommerpause dann! ;-)
September 5th, 2014 at 18:32
Hallo lieber Reinplatzer,
mit Gailinsky wollte ich einen gehobenen Ausruf aus dem einfachen Wort >geil< kreieren´, ein irgendwie geartetes lebendiges Lob. Aber ich schöpfte ein Missverständnis.
Gehaltvolle Literatur kann ich auch nicht schnell lesen. Wer sagt denn, dass man das tun müsste. Bestümmt, würde Wat jetzt antworten: "Nur sterben müssen wir." "Ja, klar", sage ich, "leben heute, sterben später."
September 5th, 2014 at 19:48
Bestümmt ;)
September 5th, 2014 at 22:00
@ reinplatzer,
Du alter melancholiker, platz bald wieder rein wie ein unvermuteter kassenprüfer (manchmal mag ich die poesie der verwaltungssprache), ungefragt dränge ich nichts auf, gefragt auch nicht, es sind allenfalls mal ‘vorschläge’, ganz ungefragt aber lege ich dir ein buch “ans herz” – lass dich nicht davon irritieren, wer alles es empfiehlt und dass es auf der spiegel-bestsellerliste steht – das Shakespeares sonett nr. 73, wie soll ichs sagen, ‘aufgreift’ und von dem ich sicher bin, dass die ersten zeilen dich ‘reinziehen’ werden (du weißt ja, wo du probelesen kannst) und dass es dir gefallen wird, dazu ein fläschchen rotwein oder eben mehr, je nach lesedauer, und in den lesepausen J J Cale & Eric Clapton, The Road to Escondido oder auch Everlast, Songs of the Ungrateful Living und natürlich wünsche ich dir einen schönen spätsommer zum auftanken (ein langer satz, wie schön) und jetzt noch das sonett nr. 73:
Den späten Herbst kannst Du in mir besehen:
Die letzten gelben Blätter eingegangen
An Zweigen, die dem Frost kaum widerstehen,
Und Chorruinen, wo einst Vögel sangen.
In mir siehst Du den späten Tag sich neigen,
Das Dunkel in die graue Dämmrung dringen,
Die Nacht mit ihrer Schwärze langsam steigen
Und Todes Bruder, Schlaf, die Welt umschlingen.
In mir siehst Du die Glut von alten Bränden,
Gebettet auf die Asche bessrer Zeiten -
Ein Sterbelager, wo sie muss verenden,
Verzehrt vom Brennstoff eigner Lustbarkeiten.
Siehst Du all dies, wird’s Deine Liebe steigern:
Denn was Du liebst, wird Tod Dir bald verweigern.
September 5th, 2014 at 22:02
Wow, Shakespeare konnte echt gut Deutsch.
September 5th, 2014 at 22:09
Okay, ist ja gut:
SONNET 73
That time of year thou may’st in me behold
When yellow leaves, or none, or few, do hang
Upon those boughs which shake against the cold,
Bare ruin’d choirs, where late the sweet birds sang.
In me thou see’st the twilight of such day,
As after sunset fadeth in the west,
Which by-and-by black night doth take away,
Death’s second self, that seals up all in rest.
In me thou see’st the glowing of such fire
That on the ashes of his youth doth lie,
As the death-bed whereon it must expire
Consum’d with that which it was nourish’d by.
This thou perceivest, which makes thy love more strong,
To love that well which thou must leave ere long.
September 5th, 2014 at 22:31
Aah … den muss man laut lesen, dann versteht man’s ohne Sprachkenntnisse ;-)
September 5th, 2014 at 22:54
@oblomow
Schönes Sonett, du hast den richtigen Riecher.
“platz bald wieder rein wie ein unvermuteter kassenprüfer (manchmal mag ich die poesie der verwaltungssprache)”
Hehe. Ach, wäre ich Bildhauer, ich hätte längst jeden Stein schon behauen auf der Welt und meißelte – immer noch fremd in ihr – schon wieder am ersten.
“ungefragt dränge ich nichts auf, gefragt auch nicht”
Das weiß ich doch, mein Lieber, ich klaube halt nach Steinen.
Guts Nächtle allerseits ;)
September 5th, 2014 at 22:55
Ihr wisst doch, dass man Shakespeare erst richtig genießen kann, wenn man ihn im klingonischen Original liest.
Schreibt euch nicht ab – Lernt klingonisch: The Klingon Language Institute
September 7th, 2014 at 23:18
@ reinplatzer
Oh shit, das wesentliche vergessen, das buch, das ich dir ans herz legen will:
John Williams, Stoner
(Da wäre der satz in 105. doch glatt noch länger geworden.)