Ich hatte neulich das Missvergnügen mit jemandem von einer Krankenkasse zu telefonieren in dem Ansinnen, über die Kostenbeteiligung an einer Therapie zu sprechen, die die Gesetzliche noch vor einigen Jahren voll finanziert hat. Seitdem nicht mehr, ohne auffindbare Begründung, und als ich bemerkte, da habe wohl jemand den Rotstift kreisen lassen, antwortete der Mann: „Die werden sich dabei wohl etwas gedacht haben“.
Ich erwähne das hier nicht, weil ich mich über derartige Stereotypen ärgere, die solche Bücklinge ernsthaft für Argumente halten. Ich erwähne es wegen des Phänomens dieser Zeitgenossen, die hier in den Diskussionen immer wieder herumspuken als „Blödmichels“, „Lemminge“, „Bürger Blöd“ und ähnliches.
Sein und Handeln
Es ist mir dabei einerseits völlig klar, dass Menschen, die sich beizeiten so verhalten, vermutlich in der Mehrheit sind und es sich schon allein daher verbietet, sie in Bausch und Bogen für untauglich zu erklären. Ich kann es andererseits genau so wenig durchgehen lassen, dass sich geistige Funktionsmöbel im Schutz eines vermeintlichen Common Sense immer wieder zu Richtern und Henkern aufschwingen. Das Eichmännchen ist der unterdrückte Unterdrücker, der nur seine Pflicht tut, sich stets im Einklang mit der Obrigkeit wähnt und seine Zugfahrpläne eifrig auf Pünktlichkeit trimmt, egal ob andere darunter leiden und womöglich zu Tode kommen.
Diese Mentalität beginnt nicht im Extremfall, den unser oben genannter Exekutor vielleicht gar nicht bemerkt. Es sind für ihn nur Formalitäten, während es am anderen Ende ums Überleben geht. Was soll er da selber denken? Auch Faschismus beginnt nicht in Auschwitz, wie schon öfter hier vermerkt; er endet nur dort. Widerstand seinerseits beginnt nicht im militanten Kampf gegen die grausame Diktatur, sondern ist der tägliche Widerspruch gegen Ungerechtigkeit und Erniedrigung. Mitmachen ist das Gegenteil. Was zählt, ist hier nicht der Erfolg, sondern der Beitrag.
Wie verfahre ich aber mit den Micheln, den Eichmännchen? Entschuldige ich sie, weil sie ja Mitmenschen sind und und lasse ihnen ihre kleine Macht, mit der sie ihre Mitmenschen wiederum behandeln wie Stückgut? Oder bekämpfe ich sie, weil sie der Unmenschlichkeit täglich Tür und Tor öffnen? Ich schlage an dieser Stelle vor, zunächst eine Unterscheidung zu treffen zwischen Idioten und Nützlichen Idioten. Letzteres ist ein feststehender Begriff. Er bezeichnet eben jene Mitmacher, austauschbare Söldner beliebiger Herrschaften, im Gegensatz zum Idioten – ehedem Inbegriff für den angeboren Schwachsinnigen. Es ist eigentlich ganz einfach: Sie sind nicht so, sie handeln so. Für ihre Taten muss man sie verantwortlich machen.
Eine Frage der Ethik
Aber selbst ein Mörder ist nicht nur ein Mörder. Er ist ebenso vielleicht ein Handwerker, Vater, Autofahrer. Die Tat macht ihn zwar zum Mörder, aber damit sind nicht seine Eigenschaften verändert, er hat lediglich auf eine Weise gehandelt, die ihn eben zu einem solchen macht. Nicht anders ist es mit den Micheln und Eichmännchen (übrigens auch mit Autofahrern und Vätern). Wenn sie sich verhalten wie welche, ist es auch grundsätzlich richtig, sie so zu nennen. Die Hampelmänner, die einem mit Stammtischweisheiten kommen wie der da oben, die schwadronieren: „Mach ich’s nicht, macht’s ein anderer“ oder „das haben wir schon immer so gemacht“, „da kann ja jeder kommen“, darf man für diese Haltung durchaus verachten.
Allerdings: Jeder Tag ist ein neuer Tag. Ein Tag, an dem wieder neue Entscheidungen zu treffen sind. Man kann sich dann wieder entscheiden, sich zu ducken, zu funktionieren und wegzuschauen. Es ist nicht leicht, aber es muss das Ziel sein: wissen wollen, was man tut und Entscheidungen treffen, die man auch dann akzeptieren kann, wenn man selbst davon betroffen ist. Dazu muss man weder Kant lesen noch Philosophie studieren.
August 22nd, 2014 at 21:58
Hallo flatter,
darf ich deine Artikel ausdrucken und offline verteilen? Anonym an die von dir Kritisierten und mit url an die von jenen Drangsalierten :-)
Die ersten 3 Absätze sind schon der Augenöffner per se, in wenigen Worten der wesentliche Kern der Misere auf den Punkt gebracht.
cu
renée
August 22nd, 2014 at 22:20
Ich würde dich selbstverständlich sofort verklagen ;-P
August 22nd, 2014 at 22:38
Unterstrichen und unterschrieben!
Macht mich allerdings schrecklich nervig für andere, manchmal auch mich selbst, bei jedem zweiten Gedanken (gerade auch für die Zukunft) beide Seiten eines s.g. Schreibtisches zu betrachten, wenn ich ahne, daß es da mindestens zwei gibt.
August 23rd, 2014 at 03:34
Starkes Text! Und wie sehr sich Manche darüber auch amüsieren mögen, die Gefahr der Eichmänner ist akut. Bedenkt man den ausufernden Anstieg der “privaten” Sicherheitsunternehmen, siehe z.B. DB-Sicherheit (in Berlin ganz schlimm). Obwohl das Groh dieser Menschen, siehe Feynsinn (“Idioten und Nützlichen Idioten”), ein großes Problem ist. Sie werden auch angehalten sich gegenseitig zu kontrollieren und der Faktor sich ” stets im Einklang mit der Obrigkeit” wähnen zu müssen, spielt tatsächlich eine große Rolle und verbreitet unter ihnen zusätzlich Angst, Misstrauen und Selbstkontrolle ganz von selbst. Der perfekte “Selbstläufer”, eine sich selbst erziehenden Masse. Kommt man mit solchen Menschen außerhalb oder auch innerhalb des Berufes in ein privates Gespräch bemerkt man sehr schnell, dass sie alle nur noch Schablonen, Klone sind, die alle dasselbe absondern.
Nacht bzw. juten Morjen
August 23rd, 2014 at 04:07
Klarer und nützlicher Text
August 23rd, 2014 at 10:36
@flatter, du generalisierst, wenn du sagst:
>>Es ist nicht leicht, aber es muss das Ziel sein: wissen wollen, was man tut und Entscheidungen treffen, die man auch dann akzeptieren kann, wenn man selbst davon betroffen ist. Dazu muss man weder Kant lesen noch Philosophie studieren.<<
Manche müssen Philosophie studieren, damit sie Maßstäbe für ihr Handeln bekommen. Damit sie merken, dass ihre Bekundungen für Demokratie im Allgemeinen nur Lippenbekenntnisse sind, denn im Privaten gleichen sie Diktatoren, die freie Meinunsäußerungen sofort mit Ausgrenzung beantworten und einem den Mund verbieten, Zensur ausüben.
August 23rd, 2014 at 11:02
Dann brauchen sie ggf. eher so etwas wie eine Dekonditionierung. Kant hilft vielleicht gegen gewisse Argumentationen, aber nicht gegen Gewalt.
August 23rd, 2014 at 11:17
OT: Hihi, die Sanktionen greifen: Russische Trägerrakete setzt europäischen Sateliten in der falschen Umlaufbahn ab.
August 23rd, 2014 at 17:04
Nicht gerade wenig, was du da an Empathie und Reflexion einforderst, flatter.
(De-)Konditionierung, darauf läuft es wohl hinaus; sowohl der Handlungsweisen, als auch des Denkens (und Wahrnehmens). Vom ‘wissen wollen’ ist ein großer Teil der Menschen weit entfernt, weil sie ‘anders’ gar nicht ‘können’. Nicht nur intellektuelles und emotionales Unvermögen, imo viel mehr die Mechanismen selbstreferenzieller Systeme, die zu einer selektiven Wahrnehmung der Umwelt führen. Hmmm, ‘Kreidestrich’ und ‘Tellerrand’, wenn man so will.
August 23rd, 2014 at 17:41
@Stony(9)
“Kreidestriche” und “Tellerränder” haben wir alle, womöglich an unterschiedlichen Stellen, aber frei davon ist niemand – nichtmal ich ‘Empathie-Tante’.
Allein sich das selbst einzugestehen, wäre schon ein riesiger Schritt (von uns) hier – und würde uns so manches Mal ‘gnädiger’ mit anderen umgehen (lassen). Da allein auf Altersweisheit zu setzen… naja.
Ich denke, in Diskussionen/ Unterhaltungen ist es durchaus möglich dem Gegenüber so was wie einen Spiegel vorzuhalten, ohne die große Belehrungskeule zu schwingen, vielleicht einfach zu sagen, wie man selbst auf dieses oder jenes reagieren würde.
Ich habe zb. immer wieder plattes bis erstauntes Schweigen geerntet, wenn ich auf die Frage, warum ich im vorletzten Betrieb/Job nicht geblieben bin, antwortet(e): “Ich sollte da Scheffe werden, aber nur um selbst nicht in Hartz4 gequält zu werden, andere zu quälen, ist einfach nicht mein Ding.”
Machen wir doch unsere Haltungen in der ICH-Form ‘publik’, der eine oder andere hat das als Stutz-und Nachdenkstelle und der nächste ist vielleicht jemand, der ‘nur’ das Gefühl braucht, er denkt nicht als einziger so ‘komisch’ ;)
August 23rd, 2014 at 18:22
@Wat: Neben Rebellion und Reaktanz (die beide durchaus Berechtigung und Platz haben/brauchen) habe ich es immer in etwa so gehalten wie du schriebst: Vorleben (und gegebenenfalls das ‘Warum’ erklären), in der ‘Hoffnung’ andere anzustecken bzw. anzuregen – Überzeugen hat für mich immer den Geruch von Verführung an sich, und der kann ordentlich stinken.
Man läuft natürlich in viele Gefahren und Fallen rein mit sowas, riskiert zu verzweifeln oder der Selbstgefälligkeit/-gerechtigkeit anheim zu fallen.
Ich pflege das Ganze weitgehend unter dem Motto “Der Weg ist das Ziel, auch wenn das Ziel explodiert!” für mich zu handhaben. Allerdings bin ich allein, habe weder Kinder noch sonstige Verpflichtungen, verspüre weder Druck noch Zwang möglichst schnell (oder überhaupt!?) zu Resultaten zu kommen. Das dieser Weg für (viele) andere unbefriedigend/ungangbar ist, verstehe ich gut.
Zugegebener Maßen denke und werte ich äußerst eigenwillig. ;)
August 23rd, 2014 at 18:46
Es ist ja nicht so, als ob die “Michel und Eichmännchen” den uralten Imperativ allen Handelns nicht kennten: “Was du nicht willst dass man dir tu’ das füg’ auch keinem Andern zu.”
Es ist wohl die ebenso alte Automatik von Befehl und Gehorsam, die alles Andere aushebelt und entwertet. Solange das System diesen Kadavergehorsam immer weiter einfordert werden die feinsten Kapillaren der Machtausübung, die Büros und Amtsstuben, auch weiterhin mit solchen Untoten bevölkert sein.
August 23rd, 2014 at 21:20
Dank dir für den Artikel.
Ich schreib jetzt was sehr Schmalziges und verspreche, dass das nicht zur Regel wird: Dass du eine solche Haltung bewahrst und auch noch so treffend kommunizieren kannst in einer Situation, die mich als Außenstehende allein beim Lesen schon maßlos aufregt, finde ich bewundernswert. Und hoffe, mir das erfolgreich zum Vorbild nehmen zu können. Könnte ich grad gut gebrauchen.
Die leicht fiese, humorvolle Bemerkung zum Schluss, damit das nicht allzu rührselig daherkommt, darfst du dir denken, mir fällt grad nix ein.
August 24th, 2014 at 12:32
Meine Antwort auf solche Phrasen (natürlich nur, wenn ich mich dabei nicht zu sehr ins eigene Fleisch schneide):
“Sorry, wenn ich Ihnen das jetzt so offen und ehrlich sage, aber Leute die so argumentieren sind in der Regel nicht die Denker in ihrer Firma”
August 24th, 2014 at 15:20
Treffer Versenkt ^^
Aber den Ein oder anderen müsste mann rausnehmen/in schutz nehmen
Wir Alle brauchen auch “Eichmänchen” und funktionierende “Mitbürger”. Stichwort: Polizei (die funktionierende Version nicht die Korrupte);Feuerwehr ;THW ;RTW usw.
Die brauchen feste Ablaufregeln und haben schon vom Gesetz her wenig Handlungsspielraum. Das sich das auf das Private ausdehnt ist nur menschlich.
Ich stelle nicht in abrede das es auch diesen Menschen möglich wäre sich im Privaten zu “entMicheln”.
Aber Mensch ist ein Gewohheitstier…
„das haben wir schon immer so gemacht“, „da kann ja jeder kommen“
;-)
August 24th, 2014 at 16:59
@Flatter
“Auch Faschismus beginnt nicht in Auschwitz, wie schon öfter hier vermerkt, er endet nur dort.”
Nicht jeder Faschismus hat Ausschwitz als zwangsläufigen Endpunkt.
Die Frage scheint mir zu sein, wie kommt das Denken in die Köpfe, dass die Bereitschaft für faschistische Ideen möglich macht und wer trägt diese in die Gesellschaft und mit welcher Absicht werden sie befördert und wann, in welchen gesellschaftlich kritischen Situationen.
Für mich existiert eine präfaschistische Phase bereits dann, wenn versucht wird, die Bevölkerung zu einer Volksgemeinschaft zusammen zu schweissen, wie Z.B. im Ukrainekonflikt, wo die Frage des Warum des Konfliktes nicht mehr gestellt wird, sondern nur noch die Frage nach dem Schuldigen in diesem Konflikt.
Das lässt sich beliebig auf innenpolitische Probleme ausweiten: Immigranten, Asylsuchende, Ausländer, Hartz IV- Empfänger usw..
Die Mitläufer sind immer diejenigen, die es möglich machen, aber in letzter Konsequenz auch nichts befürchten müssen, weil ihnen die Politik für ihr Handeln noch reichlich Entschuldigungen entgegenbringt.
Wann haben die Täter und ihre Mitläufer schon mal ernsthafte Bestrafungen für ihre Verbrechen befürchten müssen ?
Einige Täter hängt man vielleicht, die Mitläufer bekommen eine Generalamnesty.
Dein letzter Absatz ist sehr idealistisch gedacht.
Unter dem stummen Zwang der Verhältnisse wird es diejenigen geben, die das ebenso sehen wie Du, die sich aber dennoch anders entscheiden müssen und die dieser Konflikt auch innerlich krank macht.
Ich befürchte, dass wir (noch) in keiner Situation leben, wo moralische Appelle an den Menschen etwas bewirken können.
@renée
Wenn Du hier noch mitliest! Ich habe eine Idee, um erst einmal einen Versuchballon zu starten.
Ich könnte Dir ein “Warenpaket” schicken. Brauche dazu aber Deine Postanschrift. Wenn Du mir vertraust, dann mach das.
Ich erwarte keine Gegenleistung, keine Verpflichtung.
Warte nicht zu lange, sonst vergesse ich meine Idee.
Gruss Troptard!
August 25th, 2014 at 02:35
@Troptard
http://www.heise.de/tp/artikel/42/42389/1.html
Vll. interessant für Dich. Hier ein paar Auszüge, die allerdings m.E. nur im gesamten Kontext des Artikels einen Sinn (und Bezug zu Deinen Ausführungen) ergeben:
“Thomas Metzinger: … In neuester Zeit gibt es nämliche große Fortschritte auf dem Gebiet von so genannten Brain-Computer-Interfaces (sogenannte BCIs; auf Deutsch sagt man “Gehirn-Computer-Schnittstelle”, manchmal auch “Hirn-Maschine-Schnittstelle” oder “Rechner-Hirn-Schnittstelle”), und diese Fortschritte erlauben es, die empirischen Aspekte der eigentlich aus der Philosophie stammenden Selbstmodell-Theorie genauer zu untersuchen. …
Metzinger: … Wenn ich mit meinem eigenen Modell richtig liege, dann ist die eigentliche Brisanz des Willensfreiheitsproblems in der Mediendebatte noch gar nicht richtig erkannt worden. Nur ein einziges Beispiel: Viele Geisteswissenschaftler wissen häufig gar nicht, dass es mittlerweile erste empirische Studien gibt, die tatsächlich zeigen, wie ein verringerter Glaube an die eigene Willensfreiheit bei Versuchspersonen nachweislich zu einer Abschwächung von Hilfsbereitschaft, zu einer Erhöhung der Bereitschaft zum Betrügen, zu geringerer Selbstkontrolle, einer schwächeren Reaktion auf eigene Fehler und zu einer Verstärkung von Aggressivität führt.
Objektive Veränderungen im Gehirn können experimentell sogar bis in die neuronalen Korrelate der unbewussten Vorstufen von Willkürhandlungen nachgewiesen werden. Das intuitive Unbehagen an stärkeren Formen des Determinismus hat also durchaus eine objektive Basis – aber einfach nur aus dem Ressentiment heraus zu philosophieren und das konservative Bildungsbürgertum rhetorisch zu bedienen, das ist die falsche Reaktion.
Wir brauchen seriöse, empirisch informierte Theoriebildung[3], auch wenn die Ergebnisse dann nicht mediengängig oder politisch korrekt sind.
Jellen: Dann hängt also die Willensfreiheit von sozialen, erzieherischen, biologischen und persönlichen Komponenten ab?
Metzinger: Natürlich. Wer nicht an seine eigene Autonomie zu glauben gelernt hat, dem fällt es schwerer, die entsprechenden Fähigkeiten zu entwickeln. …
… Wenn ich in einer Diktatur lebe oder meine Aufmerksamkeitssteuerung durch Medienkonsum ausbrenne, dann ist der Raum meiner geistigen Möglichkeiten beschränkt und er schrumpft möglicherweise immer weiter, ohne dass ich selbst das überhaupt bewusst erlebe ..”
Gruss
Rosi
August 25th, 2014 at 08:36
Das Eichmännchen hat keine Macht, es kann sich nur innerhalb seiner Vorschriften bewegen. Es sieht vielleicht so aus, als würde es Macht ausüben, wenn es Dir sagt dass Du deine Felge nicht mehr auf Kosten der Krankenkasse runderneuern lassen kannst was vor ein paar Jahren kein Thema war, aber es trifft keine tatsächliche Entscheidung. Entschieden haben längst andere. Worüber man sich im Umgang mit Krankenkassensachbearbeitern oder Behörden zurecht ärgern kann, ist abweisendes, unhöfliches oder gehässiges Verhalten anstelle einer professionellen Erklärung der gültigen Gesetzeslage. So ein Verhalten findet sich aber nicht nur unter Faschisten sondern praktisch überall.
August 25th, 2014 at 10:54
Was andere entscheiden, wird dadurch aber selbstverständlich beeinflusst, denn die Entscheider können sich darauf verlassen, dass die Eichmännchen eifrig exekutieren werden und eben nicht ihren Verstand und ihre Empathie nutzen, um Willkür zu bremsen.
“auf Kosten der Krankenkasse runderneuern lassen” ist derweil neoliberaler Dummschwätz. Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll, diesen Unsinn zu zerpflücken.
August 25th, 2014 at 13:39
Die Eichmännchen exekutieren mehr oder weniger eifrig wofür sie bezahlt werden. Was sollen sie anderes tun ? Sie können schlecht Leistungen zusagen, die dann nicht bezahlt werden oder sie werden haftbar gemacht oder riskieren ihren Job wenn sie es tun. Ansonsten können sie den Rahmen den sie haben nur erläutern und dabei sollten sie halt höflich bleiben.
OK, dass mit der runderneuerten Felge war ein bisschen flapsig und man könnte Neoliberales dahinter vermuten. Du solltest Deinen Kommentatoren aber auch ein wenig Humor zugestehen. :p
Es ist ja auch eine Tatsache, dass beim Zahnersatz vor wenigen Jahren noch fast alles drin war und heute ohne Zusatzversicherungen das Implantat ziemlich teuer werden kann. Aber was kann das arme Eichmännchen dafür ?
August 25th, 2014 at 14:04
Na das soll ja hier kein Rigorosum übers Gesundheitssystem werden; da oben steht “Überleben”, und so ist das auch gemeint. Daher bin ich auch nicht ganz so dickfellig bei dem Thema.
August 25th, 2014 at 14:23
Wenn es ums Überleben geht ist das eine Stufe höher und ich glaube nicht, dass Du da alle Eichmännchen über einen Kamm scheren kannst, also nach dem Motto Michel und Konsorten. Gut, es gibt Schaffner und Schnaffnerinnen, die Minderjährige im Dunkeln auf eisigen, verlassenen Bahnhöfen aus dem Zug schmeißen, wenn sie keine gültige Fahrkarte haben. Dafür habe ich auch kein Verständnis, Vorschriften hin oder her.
August 25th, 2014 at 14:33
“dass Du da alle Eichmännchen über einen Kamm scheren kannst”
Ähm … deshalb fokussiere ich doch auf das, was sie tun und nicht das, was sie ‘sind’.
August 25th, 2014 at 15:01
Der tägliche Widerspruch gegen Ungerechtigkeit und Erniedrigung um Dich zu zitieren ist auf jeden Fall ein guter Beitrag und es stimmt dass das lange vor Auschwitz einsetzt. Es ist nur schwer eine Grenze zu ziehen. Die Meßlatte für Erniedrigung und Ungerechtigkeit liegt sicher individuell ganz verschieden tief oder hoch. Die Bemerkung eines Sachbearbeiters “Die haben sich sicher was dabei gedacht….” ist unhöflich und ärgerlich, aber erniedrigend ? Ungerecht ist sie sicher auch nicht. Klar ist der Typ irgendwie ein Arschloch, aber Arschloch zu sein ist doch auch hip. Ganz besonders in politischen Foren. :D
August 25th, 2014 at 15:43
#24 Statt eine vernünftige Begründung zu erhalten, wird dem “Kunden” die Machtlosigkeit (eben des Kunden) – auch zur eigenenen Machtdemonstration (des Mitarbeiters) – qua rotzfrecher Phrase demonstriert.
Wenn du es nicht als Erniedrigung empfindest, hast du wahrscheinlich “nur” eine hohe Toleranzschwelle.
Schließlich ist es auch eine Sache eines (relativen) Selbstwertgefühls….
August 25th, 2014 at 16:12
Ich weiß auch nicht, ob ich das wirklich alles erklären muss, aber es geht in diesem Fall eben darum, dass eine Ungerechtigkeit nicht bekämpft, nicht kritisiert und nicht einmal erkannt, sondern tumb in völliger Unkenntnis der Situation verteidigt wird. Das ist nämlich so in Deutschland: Wenn du ernsthaft krank bist und arm bist, wirst du in aller Regel sehr schnell sterben. Es gibt plausible Erklörungen für die Binse, dass Arme eine geringere Lebenserwartung haben. Kann man live erleben, wenn man dabei ist. Oder man erklärt es halt zu einer höheren Gerechtigkeit, à la: Die Obrigkeit weiß, warum das richtig ist.
p.s.: Ich meine jetzt nicht so einen Pipifax, der mit Penicillin behandelt werden kann. Dafür reicht es gerade noch.
August 25th, 2014 at 16:54
Seit wann sind Krankenkassen ernsthaft an der Gesundung von Patienten interessiert?
“Seit dem 01. Juli 2013 gilt die Regelung, dass alle gesetzlichen Krankenkassen weniger Geld für die Dialyse zur Verfügung stellen. Das bedeutet, dass all jenen Patienten, die regelmäßig eine Blutwäsche benötigen, ein Versorgungsmangel drohen könnte. Es werden rund 100 Millionen Euro jedes Jahr eingespart.”
http://www.paradisi.de/Health_und_Ernaehrung/Therapien/Dialyse/News/89664.php
August 25th, 2014 at 17:12
Das ist ein ziemlicher Irrsinn, es wird natürlich auch reichlich Kohle verbrannt für relativ nutzlose Maßnahmen, damit aber die meisten Patienten ruhiggestellt und die Pharmaindustrie gut bedient, wenn sie entsprechende Lobbyarbeit geleistet hat. Ich werde dazu irgendwann mehr mitteilen, aber auch das kann ein Buch werden.
August 25th, 2014 at 19:16
@Markus(27)
“Seit wann sind Krankenkassen ernsthaft an der Gesundung von Patienten interessiert?”
Frag mal anders herum: Bis wann waren Krankenkassen an der Gesundung von Patienten interessiert?
Antwort: Bis Bismarck die Krankenkassen ins Staatliche holte. Ja, gab vorher schon welche, als solidarisch organisierte der Kassenmitglieder.
Wobei… an der Gesundung sind die heutigen Krankenkassen schon (auch) interessiert, soweit das für die Verwertung der Patienten als Patienten oder Lohnarbeiter noch nötig und möglich ist.
Klingt makaber? C’est la vie… Verwertungsgesellschaft halt.
Ist eben so, muß ich darum aber nicht noch schön finden…
August 25th, 2014 at 20:28
Kann es darum sein, dass wir nur noch deshalb ein halbwegs funktionierendes Gesundheitssystem haben, um das gewollte Überangebot an sich zu verramschenden “Arbeitswilligen” mangels Masse nicht zu gefährden?
August 25th, 2014 at 21:12
Naja… sicher muß schon noch eine ‘Reservearmee’ erhalten werden, allerdings ist es dabei (regional, territorial, global) völlig wurscht, wo die ‘steht’.
Kapitalismus und Sozialstaat gehören zusammen. Das eine gäbe es ohne das andere nicht. Das andere bräuchte es ohne das eine nicht.
(Daß in DE darunter was anderes verstanden wird als zb. in USA, ist da irrelevant. Sozialstaat ist beides)
August 26th, 2014 at 13:26
Der offizielle Auftrag zB einer Reha-Klinik lautet auch nicht etwa auf sowas wie ‘Wiederherstellung der Gesundheit’ sondern explizit ‘der Arbeitsfähigkeit’. Man kann sich schon fragen, wie sich jemand, der einen hippokratischen Eid geleistet hat, darin wiederfinden kann. Andererseits kann man froh sein, wenn man dort dennoch die eine oder andere vernünftige Figur antrifft, die sich nicht so konsequent verweigert wie sie eigentlich müsste.
Auch unter den sogenannten ‘Sachbearbeitern’, deren ‘Sache’ in der Verwaltung fremder Leben besteht, treffe zumindest ich auch immer wieder welche, die das ganze schon für ausgemachten Schwachsinn, wenn nicht gleich für verbrecherischen hält und dennoch mit dem ‘Kunden’ zusammen die noch bestmögliche Lösung sucht. Verdammte Zwickmühle…
August 26th, 2014 at 23:47
OT @R@iner: Linux Mint17 ist drauf, der Atom verknust die Mate bisher locker.
Hatte mir vorsichtshalber auch eine Xfce geladen. Richtig schön klassisch jeweils auf DVD-RW gebrannt und weil ich mir nix ‘nachsagen’ lassen wollte, einmal die Xfce auf einen Stick. Letztere darf da bleiben, falls ich mal was “Live” brauche.
Nicht lachen bitte:
Wie zum Geier krieg ich hier dem Scrollrad der Mouse beigebogen, nicht so schnell zu düsen?!
Nee, andere Sorgen hab’ ich momentan nicht… ^^
August 27th, 2014 at 02:10
OT Ergänzung (nicht nur gefühlte Jahre später) – Entwarnung
Einmal USB raus, kurz danach wieder rein und Mouse ‘rädert’ in artiger Geschwindigkeit, obwohl sie eine Microsoft-Arc ist.
Menno, darauf muß man erstmal kommen, daß Linux auf ‘Gewalto-Mortalo’-Methoden steht…
August 27th, 2014 at 09:20
Die ## 33 + 34 ‘firmieren’ bei Handwerkern unter “Ostdeutscher Krankheit”. Nen Wessi hätte angeblich nur gesagt: Arbeit erledigt, Mint ist drauf, odda so.
August 27th, 2014 at 11:41
Congratulations!
August 27th, 2014 at 11:47
@Wat.: Hihi, das Problem ist seit mind. 8 Jahren bekannt und noch nicht gelöst.
Versuche das: Hol dir das Paket ‘resetmsmice_1.1.2-1_i386.deb’ von hier und installiere es.
Wenn es nicht funzen sollte, dann holen wir den Sourcecode von resetmsmice und kompilieren das selbst.
Eine andere Möglichkeit bestünde in der Verwendung einer Nicht-ms-Maus.
August 27th, 2014 at 13:29
@Peinhart 32
Das “fehlerhafte” an jetzigen Systemupgrade ist noch, dass man aus Versehen dann doch noch mal mit einem vertrautem Sachbearbeiter reden darf und sich blöderweise dann sowas wie eine zwischenmenschliche und verständnissvolle Beziehung aufbaut.
Gibts für den hippokratischen Eid eigentlich ein Beiblatt – zum Vertrag der vertraglichen OP-Erfüllungsquote?
August 27th, 2014 at 13:52
@R@iner(37) – oder in der Benutzung gar keiner. NetBooks haben doch TouchMise…
Ging aber wirklich ganz easy, mußte ich nur verzweifelt genug zu sein, USB-Adapter von dem Teil raus, bis 3 zählen und wieder rein. Seitdem läßt die sich von nix und überhaupt nix mehr zum Düsenjet machen. Komische Logik is’ dat schon.
(Ein Problem krieg ich wohl nicht gelöst, mein USB-Fernanschluß für den Drucker an der FBF-W geht also nicht nur unter iOS nicht, Linux hält mit. Und auf extra Netzwerk oder Server und so ‘nen Trallala habsch keine Böcke)
@Markus(38)
Beiblatt zum Vertrag braucht es da nicht wirklich, das erledigt die Kopf-Zensur. Ist ja doch eher selten, daß Dir das Bein amputiert wird, wenn Du Magenschmerzen hast. Da ist dann von Gallenblase bis Bauchspeicheldrüse noch genug ‘Wachstumspotential’.
August 27th, 2014 at 13:58
@Wat.: Der Plural von Mouse ist Mice. Was ist ein “USB-Fernanschluß” und was bedeutet “FBF-W”?
August 27th, 2014 at 14:15
@R@iner – Ok…^^
FBF-W ist ein FritzBoxFon-WLAN-Router (ich habe den 7270)
An den dortigen USB-Anschluß kannst Du einen nicht netzwerkfähigen USB-Drucker anschließen und dann über den Router von allen Geräten, egal ob die LAN oder WLAN mit dem Router verbunden sind, zugreifen. (Gibt Dir auch die Multifunktion des Druckers auf die Geräte, wenn Du da die komplette Druckersoftware installiert hast, also auch Scannen und Faxen).
Wie ich lernen durfte, geht’s mit iOS nicht, weil ich da keine Druckersoftware (auch nicht abgespeckt) installiert kriege und bei Linux nicht… ja warum eigentlich nicht… der Router dürfte ja auch ein Linux haben…
Jedenfalls ist möglicherweise das eingebaute Verfallsdatum des Druckers schneller erreicht, als ich da eine Lösung gebastelt habe.
August 27th, 2014 at 14:21
@Wat.: Lösung siehe ersten Eintrag des Ergebnisses dieser Suche.
August 27th, 2014 at 15:19
Notlösung, ok.
(War der vierte Eintrag… und einer von vielen meiner Vorab-Hausaufgaben)
Muß mich nämlich jedesmal in den Router schwingen und da erst den Drucker-Fernanschluß deaktivieren. Womit ich alle anderen Geräte vor die Tür setze. Dann geht aber immerhin einfaches Drucken.
Dieses Programm für den Fernanschluß, das müßte gehen, daß ich sage: Lösung, ok.
August 27th, 2014 at 15:31
@Wat.: Egal. Ich sehe, Du wirst damit klar kommen. Eine gute Quelle für den Start ist das ubuntu wiki.
August 27th, 2014 at 15:39
Den Tip hattest Du und BorisG mir ja letztens dankenswerterweise schon gegeben, da hab ich schon gestöbert und war erstaunt, wie viel es mittlerweile in Deutsch für Linux gibt. Hatte ich von vor 6 Jahren noch ganz anders in Erinnerung.
Hausaufgaben (für ‘Projekte’) mache ich, soweit ich das überhaupt überblicken kann, bevor ich ein ‘Projekt’ starte. Erst starten und dann ‘Computer suchen’, ist nicht so meins, ich halte es da
von je herschon länger anders herum.Gewachsen aus lebenslanger weiblicher Qual bei: “Was ziehe ich morgen an”. Ich mache das ganz gern vorher im Kopf klar, bevor ich hintenraus sonst stundenlang Schrank einräumen müßte, odda so.