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Ich habe es eigentlich schon vor Jahren innerlich aufgegeben, vor allem den vermeintlich schlauen unter den sozialdemokratischen vermeintlichen Kritikern einer vermeintlich ausufernden ‘Marktwirtschaft’ zu erklären, dass das alles ganz normaler Kapitalismus ist. Aber vielleicht bleibt irgendwann ja trotzdem etwas hängen, wenn man bei aller Müdigkeit weiter darauf hinweist.

Aktuell erleben wir wieder solche ‘Auswüchse’, wie die Bergers dieser Glaubensgemeinschaft verklärbären, und schon springen die Prediger der Alternativlosigkeit aus den Büschen und machen sich – ernsthaft – Sorgen um “das Ansehen der Börsen“. Ja, was soll das Schwein in seiner Suhle bloß denken?

Skandal im Sperrbezirk

Wirecard, Gamestop-Robinhood(sic!)-Citadel, das ist das Original von fairer Wettbewerb®. Da kann, da will niemand eingreifen, und zwar so lange, bis jemand mit der Macht daherkommt, die Änderung der Regeln zu erzwingen. Nein, nicht um etwas im Sinne von Freiheit und Gerechtigkeit zu regulieren®, sondern weil er’s kann und es ihm nützt, du Heini!

Capitalism as usual. Das wird kein Stück besser; nur schneller. Die Naivität, mit der das Geschehen immer noch, insbesondere im Habitat der Noske-Nachfolger, verfolgt wird, ist niederschmetternd. An einer anderen Ecke, in der es vordergründig auch um Apps, Social Media und Kommunikation geht, geht es derweil um dasselbe: Mehr Geld aus dem Geld. Nicht Antirassismus, Hatespeech oder Gerechtigkeit, nein. Mammon. So regelt der Markt das. Immer.

Wenn Facebook, Youtube, Twitter, Noodle, Doodle oder Takkatukka einen Trend setzen, dann, weil es sich rechnet. Schon mal gehört? Mehr Geld aus dem Geld. Das ist die DNA jedes Konzerns, ganz und gar der schönen neuen Weltweiten. Moral gibt es da nur als Salz der mockigen PR-Brühe, mit der sie alles fluten, um uns um den Verstand zu belabern.

Tumorkritik

Das alles ist wichtig, umso wichtiger, je irrelevanter das alles ist. Irgendwelche Daten für irgendwelche Werbung für irgendwelche Produkte, möglichst virtuelle, darauf Wetten und Wetten auf diese Wetten. Jetzt kommt der eine daher und meint, das sei sinnlos, und der andere, das sei ein Auswuchs, und am Ende kommt der Berger und will die Casinos schließen.

Gut, dass sie es nicht tun. Denn wisst ihr was? Das ist wirklich wichtig. Es gibt Billionen, aus denen mehr Billionen werden sollen. Dazu wird Nullzinsgeld in die Gräben derer gepumpt, die sich schon lange an den Börsen damit gegenseitig die Laune versauen. Dabei können sie keine Amateure und hybrides Kleinviech gebrauchen. Das ist ihr Terrain.

Denn stellt euch für einen Augenblick vor, sie dürften dort nicht mehr spielen oder jemand würde ihnen wirksam den Spaß daran vermiesen. Oder, Worst Case: sie könnten aus den Billionen keine Zillionen mehr machen. Was dann? Dann gehen sie doch noch hin und kaufen ein. Brot. Wasser. Luft. Das könnt ihr ihnen dann alles im Abo abkaufen, wenn ihr noch jung und ansehnlich seid. Viele Mieter ahnen vielleicht schon, wovon hier die Rede ist, und das, meine Lieben, ist nur der Anfang.