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Sprache soll also staatlichen Gesetzen folgen, zumindest impliziert das die Aussage der “Linguistin”, über die wir obendrein wissen sollen, wie das so mit ihrem Coming Out war und der “Liebe ihres Lebens“. So geht das in der Echokammer der Opferschützer und ihrer Lieblingsminderheiten: Wen sie wie vögeln, ist ein Kernkriterium. Das ‘Normale’ aka Mehrheit (weiß, hetero, Unterschicht) ist nicht bloß irrelevant; es wird moralisch abgewertet, einhergehend damit wissen diese Selbstinszenierer auch nichts mehr über den Alltag der Mehrheit.

Damit haben sie endlich das Level der Altreaktionäre erreicht, dessen Elend eben kein Grund ist, sich diesem Niveau moralisch und intellektuell anzugleichen. Schöne Beispiele dafür: Luckes Appell an einen schwulen Fußballer, sich “zu Ehe und Familie” zu bekennen, oder Merzenssolange es nicht Kinder betrifft“.

Wie der Pöbel tickt

Im SpOn-eigenen Darknet wird konsequenterweise eine Soziologin mit Spezialgebiet “Emotionen” zitiert, die uns den Trump erklärt. Er “nahm den Arbeitern die Scham“, gibt sie zu Protokoll. Scham? Arbeiter? Wovor? Vor wem? Warum? Hat jemals wer einen “Arbeiter” kennengelernt, der sich geschämt hat, einer zu sein? Ja richtig, das sind die ehemaligen, die Emporgekommenen, aus dem Habitat der Sozialdemokratie.

Der sauber gestärkte Kragen hatte dereinst vor allem den Zweck, dem Pöbel zu zeigen, dass hier was Besseres um die Ecke kam. Der Blick auf die Hände war der Konter der Arbeiterklasse. Keine Schwielen, keine Ränder? Du gehörst nicht zu uns. Saubere Klamotten gab es nur sonntags. ‘Wir’ war Dreck, Öl und Kohlenstaub. Scham? Im Gegenteil.

Mit der kurzen Phase des quasi gesicherten sozialen Aufstiegs und dem veränderten Lebensstandard begann dann ein Teil der Unterschicht, die Marotten der Höheren zu imitieren. Sauber sollte es jetzt sein, die Hausfrau war die Minna der Kleinfamilie und Statussymbole wurden zum Motor der ‘Konjunktur’. Ein bis zwei Generationen wurden in diesem Milieu groß, und was es davon an die Akademien geschafft hat, erklärt dem Rest der Welt jetzt, warum ihr Mikrokosmos, der in jedem anderen nur zur Karikatur taugt, die Naturgesetze schreibt.

Der zivilisierte Blick auf die Wilden

Die Elite aus dieser Blase macht in Geisteswissenschaften oder irgendwas mit Medien, unter der Fuchtel einer gehobenen Mittelschicht aus Kleinmillionären. Die Gesellschaftsform ist in der Regel die AG. Davon will und darf der Schreiber aber nichts wissen, das ist nicht sein Zuständigkeitsbereich. Dafür weiß er umso besser, was sich gehört, und gibt uns das jeden Tag zu lesen, zu hören und zu sehen. Die Mehrheit schert’s einen Dung.

Die hat sich längst abgewendet und sucht woanders etwas, das sich eher wie Zuhause anfühlt und nicht einmal blöder ist. Die Alltagstheorien, die sich aus der Rezeption sogenannter “Sozialer Medien” bilden, müssen den artig sozialisierten Mittelschichtskindern bizarr vorkommen. Erbärmlich, dass sie nicht einmal ahnen, was der Blick aus der anderen Richtung zeigt. Wer die Perspektive nicht wechseln kann, schwätzt halt zwangsläufig dummes Zeug.