Hier geht’s zum Film

Ein wunderbares Lehrstück vor allem für unsere Sozialdemokraten, aus dem Jahr 1970. Damals wurde in meinem Stadtteil ein Werk dichtgemacht. Der Film stellt einige Betroffene vor. Schon 1970 hatten viele offenbar völlig verdrängt, was Kapitalismus ist. Geradezu rührend die überraschte Feststellung, dass das Kapital ein Werk schließt, wenn es nicht mehr ausreichend Profit abwirft.

Nicht minder tragisch die selbstverständliche Hinnahme der Opfer, vor allem in Hinblick auf ihre Gesundheit, die die Arbeiter gebracht hatten. Das firmierte bei ihnen offenbar nicht unter “Ausbeutung”, sondern zaghaft erst der Skandal, dass ihnen im Gegenzug nicht das Recht zugestanden wurde, bis zur Rente an ihrem Platz arbeiten zu dürfen.

Welche Krise?

In dieser kleinen Krise, die ein erster Vorläufer dessen sein sollte, was folgte, wurde kurzfristig die Farbe Rot wieder attraktiv – “rot” wie in Kommunismus. Auch das Engagement der DKP wird erwähnt, wo die Krefelder Sozialdemokraten den Anlass wohl nicht wichtig genug fanden. Jetzt sei es, so die Belegschaft des Betriebs, “höchste Zeit, dass den Profitinteressen die Zügel angelegt werden“. Genau. Einhegen® – seit 50 Jahren ein Erfolgsmodell.

Ein wenig hat sich seitdem verschoben im Verhältnis Kapital zu Arbeit(ern). Positiv ist festzustellen, dass die Gewerkschaften sich mit Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen in puncto Sicherheit und Gesundheit Gehör verschaffen konnten. Auf der anderen Seite sitzen nämlich seit jeher Leute, die rechnen können. Es amortisiert sich doppelt: weniger Krankheitsausfall und ein wichtiges sichtbares Symptom der Ausbeutung weniger.

Symbol und Ladung

Andererseits ist nicht bloß der Worst Case eingetreten im Hinblick auf die Ausnutzung der “besten Jahre” der Beschäftigten. Inzwischen gibt es das Blümchenwort “Erwerbsbiographie”, das keinen Zweifel lässt an der Pflicht, lebenslang zu dienen, aber nicht einmal mehr die Illusion zulässt, man habe eine Beschäftigung für Jahrzehnte. Widerstand gegen Ausbeutung, Lohndumping, Hire and Fire, Verlust der Sozialleistungen? Der ist mit den Kommunisten verschwunden. Gewerkschaften betätigen sich derweil selbst als Vertreter von Kapitalinteressen.

Die Symbolkraft der roten Fahnen ist ebenso passé. Selbst die SPD, zuletzt die wichtigste ideologische Instanz für Ausbeutung, maßt sich an, ihre nützlichen Mitglieder mit roten Fahnen auszustatten. Der Bedeutungsverlust politischer Symbole beruht auf solcher Korruption, die sich auch in sog. “Farbenrevolutionen” abgenutzt hat und bei Anne-Frank-Vergleichen auf den kalten Boden aufklatscht. Es braucht Geschichtsbewusstsein, um daraus zu lernen.