Das wählt auch keiner mehr
Posted by flatter under kunstlyriklamauk , politik[37] Comments
14. Sep 2020 18:42
Die Sozialdemokratie, deren eminenter Nachteil es ist, nicht nur eine Partei zu sein, sondern auch noch so zu heißen, kann in ihrem Stammland die Tapeziertische jetzt in aller Ruhe zum Museum tragen. Am Stammtisch ist gerade eh nix los, die alten Kneipen pleite, viele Genossen schon tot, also kann man – das Wetter spielt ja wunderbar mit – in den Park gehen und Enten füttern. Oder gleich durch zum Friedhof, warten, bis man dran ist.
Die Komik daran ist so verschlungen, filigran und vielschichtig, dass keiner lacht, weil es niemand kapiert. Die beste Voraussetzung dafür – also das Nichtkapieren – liegt schon in den Tiefen des Wurzelwerks, heißt “sozialdemokratisch” doch ungefähr “zu doof für Kapitalismus”. Ihr findet das polemisch? Ich nenne es beschreibend, denn sie setzt seit hundertfuffzich Jahren auf den Bürgerlichen Staat. Die vermeintliche Arbeiterpartei setzt ausgerechnet auf den Bürgerlichen Staat!
USP: Es war einmal
Sagt, was ihr wollt, aber schlau ist das nicht. Was die Eigentümer, Profiteure, Kapitalisten, heute hochgeehrt als “Arbeitgeber” und “Investoren”, brauchen konnten an Sozialstaat, haben sie zugelassen, bei anderer Gelegenheit wieder einkassiert, und was davon übrigblieb, verwaltet die bürgerliche “Union” allemal besser als der entsetzlich deprimierende Rest eines SPD-Personals. Wer Bürgerlichen Staat will mit ein bisschen Sozialleistungen (aber bloß nicht zu viel; die Faschisten in der SPD haben ja sehr deutlich gemacht, dass man die Unnützen besser verhungern ließe), ist mit Merkel, Laschet und Söder gut versorgt.
Dann diese ‘Linke’, omfg. Noch mehr Sozialdemokraten, und wenn ihnen etwas Eigenes einfällt, ist es blödes Zeugs. Kann weg. Weil nämlich unter anderem alles, was diese verwöhnten Mittelschichtsrevoluzzer können, bei den verwöhnten Mittelschichtsgutmenschen der Grünen einfach besser aussieht. Die stehen für gutes, professionelles Design. Es ist immer noch Kapitalismus, aber mit gutem Gewissen, weil man es ja immerhin wollen würde. Und irgendwas mit Umwelt. Genau, was die verblödeten VW-Kunden brauchen. Kauf’ ich!
Der Rest geht an die Hassgesichter einer neidischen braunen Truppe mit dem Herz der FDP, dem Spirit eines SA-Stammtischs und dem Verstand eines besoffenen Hauptschülers. Überall immerhin Alleinstellungsmerkmale. Das der SPD ist Gestern. Vorbei, verpasst, unnütz. Wie ein Blind Date, bei dem du versetzt wirst. Immer wieder. Jedes Mal verspricht die Braut dir weniger und schickt dir ein hässlicheres Foto. Das braucht kein Mensch. Wer soll das wählen?
September 14th, 2020 at 23:49
Gibt es eigentlich noch Arbeiter? Ich hab lange keinen mehr gesehen.
September 15th, 2020 at 02:11
Hast du noch was zu essen, Internet funktioniert noch, Wasserversorgung, Müllabfuhr? Dann wird es wohl noch Arbeiter geben. Oder kommt der Strom aus der Steckdose und die Lebensmittel wachsen im Supermarktregal?
September 15th, 2020 at 16:43
Das bemerkenswerte an dieser Wahl und allen kommenden Wahlen ist nicht das Ergebnis der einen oder anderen Partei, sondern der eklatante Bruch innerhalb der Wähler, bei denen die Jungen (unter 40) ein völlig anderes Wahlverhalten zeigen als die Alten. Aber die Alten stellen die Mehrheit der Wähler, nicht unbedingt aber die Mehrheit der Wahlberechtigten.
Aus Sicht der Jungen ist überall Wahlbetrug: in Belorussia ebenso wie in NRW.
September 15th, 2020 at 19:13
@Wal B.
Das einzige politische was die Jugend in letzter Zeit mitbekommen hat, ist wahrscheinlich FFF und das ist was mit Umwelt, die ist grün, also wählt auch so.
September 15th, 2020 at 19:16
@Guest:
Willst du uns hier erzählen, die Älteren hätten den Durchblick, den die Jungen nicht haben??
Hier die Bevölkerungszahlen für Dland:
18 bis 39 Jahre = 22 Mio
40 bis 59 Jahre = 23 Mio
60 bis scheintot = 23 Mio
(Wer keinen deutschen Pass am Hintern hat, zählt nicht.)
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1365/umfrage/bevoelkerung-deutschlands-nach-altersgruppen/
Die 60jährigen bis Scheintoten entscheiden immer noch jede Wahl.
Das ist keine Frage des Alters, sondern der akkumulierten Lebenserfahrung: Aufgewachsen in der Nachkriegsscheiße, groß geworden im VW-Käfer und mit Jägerschnitzel XXL, alt geworden mit klein Häuschen und dem Stolz: Wir haben was geschafft!
September 15th, 2020 at 22:30
Früher hätte hier ja direkt eine Armada von „Piraten“ drunterlobbyiert, aber das mit dem Vorbei beherrschen andere eben inzwischen auch aus dem FF. Grundsätzlich hat Parteipolitik mit dem Fall des Kaiserreichs an Interessantsein verloren, aber wer gibt schon gern zu, dass ihm für eine NGO das zu erwartende Budget nicht reicht? Die SPD jedenfalls lebt vom kurzen Gedächtnis ihrer Wähler, und das schon zu lange. (Naja, „lebt“.) Arbeiterpartei – als Abgrenzung zu wem? Arbeitslosen? Ganz schön langweiliges Klientel.
Und wie immer gilt: sie werden es lesen, nicken und dann trotzdem wieder ein Weiterso wählen. Nach „Thüringen“ hat die SPD eine Eintrittswelle erlebt, wegen der anderen Partei da und dem Kampf dagegen. Loriot feixt aus dem Jenseits. So weit muss man die Realität ja auch erst mal dehnen, dass die natofarbene Oberstudienratspartei „Grüne“ plötzlich wie die coole Alternative erscheint.
Da doch lieber stattdessen ein Bierchen in einem Nichtwahllokal. Neuerdings würde ich die DKP wählen, so weit hat die FDP mich getrieben. Ich mag nicht mehr. Monarchie wäre irgendwie ergiebiger.
September 15th, 2020 at 22:30
@1 – Klaus Baum
Natürlich gibt es noch Arbeiter. Nur verstehen die sich aus Gründen nicht mehr zwingend als eine Klasse.
Wer sind denn alle die, welche auf neudeutsch “abhängig beschäftigt” sind?
Nur sind das eben nicht mehr die offensichtlichen Malocher in Grube und Grossindustrie, sondern immer mehr selektiert als Beschäftigte in Callcentern, im Homeoffice und anderswo. Das Grundlegende ist geblieben, nämlich der Verkauf der Ware Arbeitskraft zum Überleben und dabei gleichzeitig das Schaffen von Mehrwert bei denen, welche die Produktionsmittel besitzen.
Dabei haben witzigerweise die speziell SPD-lastigen DGB-Gewerkschaften einen nicht geringen Anteil und sind mit ihrer “arbeitgeberfreundlichen” Gewerkschaftspolitik mitschuldig am sinkenden Organisationsgrad durch das Fördern des prekären “Arbeitsmarkts”.
September 15th, 2020 at 23:28
Innerhalb der fortgeschrittenen Verhältnisse können sie auch kaum anders, der Hebel, den sie da noch in der Hand halten taugt kaum noch für Fahrradreifen. ‘Schuldig’ sind sie nur insofern, als sie sich nicht radikalisieren. Aber wer würde denn schon mit ihnen auf die Barrikaden gehen? Das Einverständnis mit dem ganzen Mist ist zwar nicht so ausgeprägt wie hier beschrieben, aber immer noch erstaunlich. Und die sich da ‘radikalisieren’ und mal eben im Vorbeimarsch eine ‘neue Verfassung’ erstellen wollen, verstehen bei ‘Eigentumsfrage’ auch nur Fundbüro…
September 16th, 2020 at 00:45
“…hatte unter anderem China einen Exportstopp für deutsches Schweinefleisch verhängt.” ™
September 16th, 2020 at 07:54
Aus der Reihe “lustige spd-Zitate”: “Wenn der Tag kommt, an dem die Frage auftaucht: Deutschland oder die Verfassung, dann werden wir Deutschland nicht wegen der Verfassung zugrunde gehen lassen.”
September 16th, 2020 at 10:15
New Economy:
Mit einem Werbevideo wollte die börsennotierte Startup-Firma Nikola, an der auch Bosch mit 100 Millionen Dollar beteiligt ist, zeigen, dass der Prototyp ihres E-Lastwagenmodells ONE „voll funktionsfähig“ sei.
Ein Video zeigt den Lastwagen, wie er in schnellem Tempo eine einsame Wüstenstraße entlangfährt. Tatsächlich hatte der LKW keinen Motor. Nikola hatte das Fahrzeug auf einen Hügel geschleppt und von dort emissionsfrei hinabrollen lassen. Im Video hatte es ausgesehen, als sei die Straße flach gewesen.
Nikola gab die Sache zu, rechtfertigte sich aber, die Firma habe nicht behauptet der LKW „fahre mit eigenen Antrieb“. (FAZ)
September 16th, 2020 at 11:34
Autos ohne Motor? Tolle Sache! Ich glaube daran und werde Aktien von denen kaufen.
September 16th, 2020 at 12:50
Vollkommen vermessen, von einem Automobil so was wie eigenen Antrieb zu erwarten. Widerspricht jeder Lebenserfahrung und ist wieder mal typisch für diese verwöhnten ‘Erwartungshaltungen’.
September 16th, 2020 at 13:53
Man könnte die Fahrzeughersteller doch zwingen, die Motoren anderer Fabrikate vom Kunden einbauen zu lassen. Marktliberalisierung jetzt!
#Lego
September 16th, 2020 at 15:29
Epizentrum Mülheim-Flatterhausen:
LINK
Wieder mal großes Entsetzen über flächendeckende Einzelfälle.
September 16th, 2020 at 15:37
Ich war ja sehr überrrascht, dass der IMI ausdrücklich davon sprach, es könnte hier nicht von Einzelfällen ausgegangen werden. Okay, ich weiß so’n Zeugs schon seit Jahrzehnten, aber man soll ja nicht meckern, wenn sie es endlich auch sehen. Das ist wie einen Hund prügeln, wenn er endlich kommt, nachdem man ihn zehnmal gerufen hat.
September 16th, 2020 at 19:24
Schriftband am Parteigebäude der KPCh in Shenzhen:
“Hör auf die Partei, werde Unternehmer”
(aus: Economist)
September 16th, 2020 at 20:00
Der Kommunismus is also auch nich mehr was er nie war…
September 16th, 2020 at 20:03
Ist das eigentlich schon Diversität hier im Thread? Egal …
Wat les ick da? In Deutschland ist ein kritisches Notfallsystem technisch überlastet, wenn dreißig Meldungen gleichzeitig kommen? Ja richtig: 30. Alter, ich kann 30 Karteikarten in ein paar Sekunden fangen und sie in einen Kasten stecken, aber deutsche Technik kann das nicht? Das muss diese Genailität unserer Ingenieure sein, die jetzt die Welt rettet.
September 16th, 2020 at 20:13
Man wird ein System der Meldungsberechtigungen einführen müssen. Wer keine hat, muss sie zunächst beantragen und darf erst dann melden. Das wird der Überlastung des Meldewesens nachhaltig vorbeugen.
Das ist deutsche Genialität…
September 17th, 2020 at 03:59
Quack, das wird an ein indisches Callcenter ausgelagert. Das ist im Notfall zwar auch nicht hilfreich …
September 17th, 2020 at 07:37
OT:
Wenn es tatsächlich eine nur durch Sprechakte geschaffene Realität gibt, dann ist das Religion. Konsequenterweise hat die katholische Jugend ihren Gott durch gegendert.
September 17th, 2020 at 08:58
Ein großer Finanzdienstleister der Apotheken, der Rezeptabrechner AVP, wurde von der Finanzaufsicht gestern für insolvent erklärt, nachdem AVP im letzten Monat seinen rund 3.500 Kunden 420 Millionen Euro schuldig blieb.
Bei einem Rezeptabrechner reichen Apotheken ihre Medikamentenkosten ein und bekommen sofort die Kosten für die eingereichten Rezepte erstattet. Dann holt sich der Rezeptabrechner das abgerechnete Geld bei den Krankenkassen zurück. So wird der Geldfluss zwischen Krankenkassen und Apotheken beschleunigt.
Wie der AVP-Chef Mathias Wettstein (nomen est omen) ein so krisensicheres Geldgeschäft innerhalb eines Monats mit 420 Millionen Euro in die Miesen geschäftsführern kann, ist eine spannende Frage.
Nach Dieselbetrug und nach der Pleite von Wirecard ist das ein weiterer Beleg, dass ohne Lug und Betrug im chronisch profitschwachen Kapitalismus kein goldener Blumentopf mehr zu gewinnen ist.
September 17th, 2020 at 09:38
Jetzt müssen sogar die Apotheker die Million Euro zwei Mal umdrehen, bevor sie sie ausgeben. Wettstein sitzt bereits in (ertragreicher) U-Haft.
September 17th, 2020 at 12:49
@ renée: Die Ausbildung ist eine der kürzesten der Welt und besteht aus dem originellen Intonieren eines einzigen Ausdrucks:
“Cgennaclousdetickgett?”
September 18th, 2020 at 01:09
Dieses Fundstück auf TP finde ich geschichtsträchtig:
“humanitäre Supermacht an der Spree”
……
Ich hoffe doch, Feynsinn bleibt frei vom Gendern, sonst werde ich fürchterlich divers.
September 19th, 2020 at 00:47
Und hier und hier noch ein bisschen was für die Geschichtsdatenbank. Und auch nochmal, warum Wählen sowieso und überhaupt schwer in Ordnung geht.
September 19th, 2020 at 06:31
Die Extremismusbeauftragte war ahnungslos.
LINK
Dass sie die Frau des (Polizei)Präsidenten ist, tue nichts zur Sache.
Okay…
September 19th, 2020 at 07:19
Ach, was war mit dem “Korruptions-Beauftragten” Staatsanwalt, gegen den jetzt wegen Korruption ermittelt wird.
Vielleicht sind die nicht “gegen” ihr Metier beauftragt …
September 20th, 2020 at 03:09
Sehr schön: Vorangegangene Protest-Generationen hat das bekanntlich auch schon dazu befähigt, ihren demokratisch versandeten Kampf unverdrossen an den Wahlurnen wiederaufzunehmen. (Quelle)
September 20th, 2020 at 22:41
Sozialdemokratisches Unschuldsbekenntnis:
“Wo, wenn nicht im Bund, wollen wir denn Humanität in die Politik bringen.”
(Susanne Hennig-Wellsow, Chefin der Thüringer Linkspartei und Kandidatin für den Bundesvorsitz, wirbt auf dem Landesparteitag in Sömmerda am Sonnabend für ein Bündnis mit SPD und Bündnis 90/Die Grünen)
Humanitäre Humanpolitik. Eh klar.
September 22nd, 2020 at 07:08
Reich doch, wenn die vom “Bund” Humanität hinterm Hindukusch verteilen.
Ich hör da gar nicht mehr hin, dabei ist es egal, ob die den Schwachsinn selber glauben oder einen verarschen wollen. Obwohl, eigentlich ist letzteres noch erträglicher.
September 22nd, 2020 at 22:59
@renée: Okay, dann kann mir ja (sehr OT) nix mehr passieren, du erträgst das schon: Ich muss meinen Heiratsvorschlag leider zurückziehen, weil ich lieber Josef M. Gaßner ehelichen möchte. Is nix Persönliches, ähm …
September 23rd, 2020 at 03:33
@flatter
Kann ich verstehen, ich hab zwar mehr Haare aufm Kopf, aber der ist hübscher und jünger. Wir könnten ihn uns aber auch teilen …
Was ich oben schrob, dass die uns verarschen, davon gehe ich eigentlich sowieso aus, aber falls die sich selber verarschen, das ist bedenklicher.
September 24th, 2020 at 11:52
“Wir müssen ein bisschen aufpassen, dass wir uns nicht alle daran gewöhnen, dass wir ohne Arbeit leben können. Wir müssen zurück an die Arbeit.”
(Der frühere Aufsichtsratschef des US-Investmentfonds »Blackrock« und Kandidat für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, am Sonntag abend im »Bild-Politiktalk« zu seiner Sicht auf die Coronakrise)
Ziemlich bedenklich.
September 24th, 2020 at 14:22
Hier zeigt sich sehr schön, wie aus Unkenntnis der Prinzipien eines Rechtsstaats und einseitiger Phantasie, die an jeder Realität vorbei fiebert, eine (zumindest latente) Verschwörungstheorie aufgesetzt wird. Das wird gewisse Stammtische zu Freudentränen rühren.
September 24th, 2020 at 19:43
@35
Oh, F-Fritz redet von Dingen, welche er gar nicht kennt. Ja, so etwas ist bedenklich. Für den gibt es kein “Zurück” an die Arbeit, und bisher konnte er doch ganz gut ohne leben.
Andere für sich rumscheuchen sehe ich nicht als Arbeit an.